15
London
Wen haben wir denn da?«, schnarrte der bärtige Schotte und zwinkerte schelmisch mit den Augen. »Eddie Chase, der international gesuchte Mörder, Haftbefehl inklusive.«
Chase lächelte freudlos. »Mac, ich bin Ihnen dankbar für Ihre Hilfe und alles, aber mal ganz im Ernst – Sie sind ein Arschloch.«
»Schön, Sie wiederzusehen.« Mac zog grinsend die Tür auf und ließ Chase und Nina in die Diele seines viktorianischen Reihenhauses eintreten. »Und Sie müssen Dr. Wilde sein. Willkommen in London – ich heiße Jim. Meine Freunde nennen mich Mac.« Er schüttelte Nina die Hand.
»Nennen Sie mich Nina. Freut mich, Sie kennenzulernen.« Sie schätzte Mac auf plus/minus sechzig. Er war über eins achtzig groß und sein graues Haar zerzaust. Trotz seines Alters war er auf seine Weise noch immer ansehnlich und in guter körperlicher Verfassung. Aufgrund der Bemerkungen, die Chase in Namibia über ihn gemacht hatte, musterte Nina verstohlen seine Beine, konnte aber nicht erkennen, welches eine Prothese war. »Woher kennen Sie Eddie?«, fragte sie dann.
Mac runzelte die Stirn. »Er hat es Ihnen nicht erzählt?«
»Er macht ein großes Geheimnis aus seiner Vergangenheit«, erwiderte Nina bissig.
Mac schloss hinter ihnen die Tür, und Nina nutzte die Gelegenheit, um sich umzuschauen. Die Diele war eigentlich eher ein Atrium, gesäumt von zweistöckigen Balkons und gekrönt von zwei wundervollen alten Buntglasoberlichtern. Wie sein Besitzer wirkte auch das Haus klar und spartanisch; bei den wenigen Ziergegenständen handelte es sich um kostbare Antiquitäten.
Mac geleitete sie ins angrenzende Wohnzimmer.
»Ich war Eddies Vorgesetzter«, erklärte er. »Colonel Jim McCrimmon von den Speziallufteinsatzkräften Ihrer Majestät. Inzwischen natürlich im Ruhestand. Aber ich berate noch immer … verschiedene Behörden.«
»Er meint den MI6«, erklärte Chase mit einem missbilligenden Feixen. »Ein Haufen Wichser.«
Mac lachte leise in sich hinein. »Ich glaube, Eddie hält nicht viel vom Geheimdienst. Aber die Leute dort sind nicht alle schlecht – zumindest nicht nach Spionagemaßstäben. Sie wären jetzt nicht hier, wenn die Sie nicht aus Namibia hinausgeschleust hätten. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Obwohl auch ein Sofa vorhanden war, nahmen Nina und Chase jeweils in einem Sessel Platz. Mac registrierte dies mit einem spöttischen Lächeln, enthielt sich aber einer Bemerkung. »Nun«, sagte er in ernsthafterem Ton, »Sie haben es beide mehr oder minder unversehrt bis hierher geschafft. Vielleicht möchten Sie mir jetzt erklären, weshalb ich eine Menge Hebel in Bewegung setzen musste, um das zu ermöglichen?«
Hauptsächlich redete Chase. Nina machte nur hin und wieder einen Einwurf oder stellte etwas klar. In Gegenwart seines ehemaligen Vorgesetzten wirkte er ihr gegenüber umgänglicher, wenngleich sich sein Sarkasmus immer noch bemerkbar machte.
Es dauerte eine Weile, bis sie den Hergang geschildert hatten, worauf Mac sich mit besorgter Miene im Sessel zurücklehnte.
»Dann betreibt dieser Yuen also eine geheime Uranmine …«, brummte er und legte nachdenklich die Fingerspitzen beider Hände aneinander.
»Und er hat Sophia entführt«, rief Chase seinem Exboss in Erinnerung.
»Sie ist seine Frau. Ich weiß nicht, ob es angemessen ist, in diesem Zusammenhang von einer Entführung zu sprechen. Hier geht es vor allem um die Uranmine«, erwiderte Mac und legte die Stirn in Falten. »Ihnen ist doch wohl klar, dass mir in dieser Angelegenheit die Hände gebunden sind?«
Chase reagierte verwirrt. »Wieso das? Alarmieren Sie die UN, die könnten Inspektoren in die Mine entsenden …«
»Es geht nicht um die Mine, Eddie. Es geht um Sie! Man beschuldigt Sie, einen Minister ermordet zu haben, Herrgott noch mal! Ich glaube Ihnen ja, dass Sie unschuldig sind«, fuhr er fort und kam Chases Einwand mit erhobenem Zeigefinger zuvor, »aber ich kann dem Geheimdienstchef nicht mit einer bizarren Geschichte über Uranminen und alte Pergamente kommen und ihn um eine Untersuchung bitten, wenn die Informationsquelle wegen Ermordung eines Ministers gesucht wird! Außerdem wurde der Mann auch noch mit Ihrer lächerlichen Handkanone erschossen!«
»Wir haben tatsächlich ein Glaubwürdigkeitsproblem«, räumte Nina widerwillig ein.
Chase ließ sich jedoch nicht beirren. »Wenn die von den UN erst einmal die Mine gesehen haben, ist das alles bedeutungslos. Wir brauchen nur einen Brocken Uranerz, und schon geht Yuen den Bach runter.« Er beugte sich vor und hob flehentlich die Hände. »Kommen Sie, Mac. Ich bitte Sie nicht, beim Premierminister vorstellig zu werden, aber ich weiß, dass Sie zumindest einen Anstoß in die richtige Richtung geben können. Lassen Sie die Mine von jemandem untersuchen, anschließend läuft alles wie von selbst.«
»Hmm.« Mac schien mit sich zu ringen. »Ach, was soll’s«, sagte er schließlich. »Ich stecke bereits bis zur Hüfte in der Sache drin. Da macht es keinen großen Unterschied mehr, ob ich bis zum Hals reinrutsche, wie?«
Chase grinste. »Guter Mann.«
»Es wird allerdings ein paar Tage dauern. Ich habe die Hilfe vieler Leute in Anspruch genommen, um Sie aus Botswana rauszuholen, deshalb muss ich diesmal ganz besonders behutsam vorgehen. Aber irgendwie werden wir schon jemanden zu der Mine schaffen, und dann können wir diesen Yuen genauer unter die Lupe nehmen.«
»Prima.« Chase lehnte sich zurück. »Wo wir gerade von Yuen sprechen, ich müsste mal auf Ihrem Rechner etwas googeln. Sophia hat mir erzählt, er habe von Botswana aus in die Schweiz weiterreisen wollen – ich hoffe, er hat seine Pläne nicht geändert. Sobald ich weiß, wo er steckt, stelle ich ihn, bevor er sich mit Sophia absetzt.«
»Moment mal«, sagte Nina überrascht. »Du lässt immer noch nicht locker?«
Mit eisiger Stimme erwiderte er: »Ich habe versprochen, ihr zu helfen. Und ja, ich gedenke, meinen Job zu erledigen.«
»Das ist nicht mehr dein Job, Eddie! Darum sollen sich andere Leute kümmern.«
»So läuft das bei mir nicht.« Chase erhob sich. »Steht der Computer immer noch oben im Arbeitszimmer?«
Mac nickte, doch seine Augen funkelten warnend.
Chase reagierte nicht darauf, sondern wandte sich zur Tür.
»Eddie!«, rief Nina und stand auf. »Tu das nicht, sei nicht blöd!«
Zornig drehte er sich zu ihr um. »Ach, ist das die Meinung, die du von mir hast, Frau Doktor? Du hältst mich also für blöd?«
»So habe ich das nicht gemeint«, machte Nina einen Rückzieher. Sie bedauerte ihre Wortwahl, doch Chase ließ nicht locker.
»Glaubst du etwa, nur weil ich keinen Titel habe, wäre ich ein Idiot? Das ist genau die Scheiße, mit der du mich nervst, seit dir dein Job zu Kopf gestiegen ist und du dich für was Besseres hältst. Nein, halt, das nehme ich zurück – du hast dich schon immer für was Besseres gehalten, nur jetzt zeigst du es auch offen!«
»Das stimmt nicht!«
»Zumindest habe ich bei Sophia gewusst, woran ich mit ihr war«, knurrte er.
Sie fixierten einander schweigend, dann wandte Chase sich verächtlich ab.
»Eddie«, sagte Nina, darum bemüht, eine vernünftige, gelassene Fassade aufrechtzuerhalten, »du arbeitest jetzt für die IBAK, du bist kein Einzelkämpfer mehr. Was du vorhast, hat nichts mit der versenkten Plattform oder der Suche nach den fehlenden Hermokrates-Pergamenten zu tun. In deiner Eigenschaft als IBAK-Mitarbeiter kannst du das nicht machen.«
Chase wandte ihr einen Moment lang seinen breiten Rücken zu, dann wandte er sich halb um und sagte, ohne Nina dabei anzusehen: »Ich kündige.« Dann ging er stumm hinaus.
Nina blickte ihm nach, wie gelähmt vom Aufruhr der in ihr tobenden Gefühle. Sie ahnte, dass Chase nicht nur von seinem Job gesprochen hatte, als er sie gerade stehen ließ. Sie wollte ihm etwas nachrufen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Ihre Lippen bebten.
Als sie hörte, dass Mac sich erhob, und Nina klar wurde, dass er Zeuge ihres Streits geworden war, durchflutete sie eine Welle der Scham. »Es – es tut mir leid«, flüsterte sie.
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte Mac leise und legte ihr tröstend die Hand auf den Arm.
Nina wandte den Kopf und blickte in seine mitfühlenden Augen.
»Ich weiß, Eddie neigt manchmal zu … übereilten Entscheidungen«, sagte Mac leise. »Aber für gewöhnlich kommt er irgendwann wieder zur Vernunft.«
»Das ist es nicht allein«, antwortete Nina. »Er … er liegt gar nicht so falsch. Mein Job ist mir tatsächlich zu Kopf gestiegen. Ich …« Es war schmerzhaft für sie, sich das einzugestehen, geschweige denn, es einem anderen Menschen zu beichten. »Ich habe aufgehört, Archäologin zu sein, und bin Beamtin geworden. Nein, noch schlimmer – ich habe mich in eine Politikerin verwandelt. Es ging mir zuletzt nur noch darum, Machtspielchen zu spielen, um meinen Willen durchzusetzen. Und das hat mir auch noch Spaß gemacht.« Sie wandte den Blick ab und holte tief Luft. Schöpfte Kraft für ein noch beschämenderes Geständnis. Dann fuhr sie mit stockender Stimme fort: »Nein, das Schlimmste dabei war … ich habe mich tatsächlich für etwas Besseres als Eddie gehalten, nur wegen meiner tollen Berufsbezeichnung. Ich habe ihn verletzt, ohne es zu merken.« Sie blinzelte die Tränen weg und sah Mac wieder in die Augen. »Ach Gott, ich habe unsere ganze Beziehung ruiniert.«
»Vielleicht sollten Sie ihm das sagen«, schlug Mac behutsam vor.
»Das kann ich nicht. Nicht, wenn er so … Sie wissen schon, was ich meine. Er würde mir nicht zuhören, sondern alles nur so verdrehen, dass er am Ende als Sieger dasteht.«
»Hmm. Vielleicht muss er sich erst mal ein bisschen abregen«, meinte Mac. Er nahm seine Hand von Ninas Arm und straffte sich. »Sie machen den Eindruck, als hätten Sie eine schwere Zeit hinter sich – lassen Sie mich deshalb einen Vorschlag machen.«
Nina lachte traurig auf. »Das kann man wohl sagen, die letzte Zeit war wirklich schwer.«
»Wie wär’s, wenn Sie erst mal ein Bad nehmen? Weichen Sie sich ein, das hilft gegen alle möglichen Schmerzen und Wehwehchen. Bei mir funktioniert das immer!«
»Ich weiß nicht«, sagte Nina … aber der Vorschlag hatte durchaus seinen Reiz, fand sie.
»Glauben Sie mir, das wird Ihnen guttun. Außerdem haben Sie und Eddie dann Zeit, sich alles durch den Kopf gehen zu lassen.«
Als Mac ins Arbeitszimmer trat, blickte Chase vom Computer auf.
»Ich weiß jetzt, wohin Yuen geflogen ist – er besitzt eine Mikrochipfabrik in den Schweizer Alpen. Ich muss unbedingt telefonieren und Mitzi informieren. Außerdem möchte ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten – ich muss so schnell wie möglich in die Schweiz.«
»Ich verstehe.« Mac setzte sich in einen Sessel mit hoher Lehne, nahm ein Buch von einem kleinen runden Tisch und schlug es auf. Er lehnte sich so entspannt zurück, als bereite er sich auf eine geruhsame Lektüre vor.
Chase funkelte ihn an und schwenkte ungeduldig die Hand. »Kommen Sie, Mac. Haben Sie gehört, was ich eben gesagt habe?«
»Doch, ich habe es gehört«, sagte der Schotte gelassen, ohne von seinem Buch aufzusehen.
»Können Sie das für mich arrangieren?«
»Natürlich kann ich das. Aber die Frage ist doch, sollte ich das tun?« Mac schaute hoch und musterte Chase durchdringend. »Sie wissen ebenso gut wie ich, dass das Ziel einer Mission eindeutig definiert sein muss. Und dass dem in diesem Fall so ist, nehme ich Ihnen nicht ab.«
»Das Ziel könnte eindeutiger nicht sein«, entgegnete Chase verärgert. »Ich will Sophia befreien. Das ist alles.«
»Aber weshalb wollen Sie sie befreien? Genauer gefragt: Was haben Sie anschließend mit ihr vor?«
»Wie meinen Sie das?«
Mac senkte das Buch. »Ich habe mich mit Nina unterhalten.«
»Na großartig.« Chase schnaubte. »Lassen Sie mich raten: Sie hat Ihnen erzählt, dass ich ihr auf die Nerven gehe, weil ich mich in meinem Job eingezwängt fühle und sie bloßstelle, wenn sie sich mit ihren neuen großkotzigen Freunden kurzschließt, bla-bla-bla.«
»Ganz im Gegenteil. Wissen Sie, Nina ist eine außergewöhnlich intelligente und aufmerksame junge Frau.« Mac sah Chase mit scharfem Blick an. »Sie sollten demnächst mal mit ihr reden.«
»Warum, was hat sie gesagt?«
»Es steht mir nicht zu, mich dazu zu äußern. Aber Sie sollten das Gespräch suchen, bevor Sie sich nach Europa aufmachen, um Ihrer Ex-Frau hinterherzujagen.«
Chase entging nicht, dass Mac die Vorsilbe »Ex« betonte. »Dazu ist keine Zeit mehr«, sagte er abwehrend. »Und was immer Nina dazu meint, das hier ist kein persönlicher Rachefeldzug. Yuen fördert Uran, was bedeutet, dass er es verkauft, und daraus wiederum folgt, dass irgendwelche üblen Schurken das Zeug kaufen. Wenn ich Yuen zu fassen kriege …« Er lächelte emotionslos. »Dann wird er auspacken.«
Sein ehemaliger Vorgesetzter musterte ihn forschend mit dem Lügendetektorblick des erfahrenen Verhörleiters. »Sind Sie sich absolut sicher, dass dies Ihr einziges Ziel ist, Eddie?«
»Ja«, antwortete Chase nach kurzem Nachdenken.
Mac fixierte ihn noch eine Weile, dann nickte er schließlich. »Also schön. Wenn Sie unbedingt auf diesem verrückten Vorhaben bestehen, wird am Flughafen ein neuer Pass für Sie bereitliegen. Was immer Sie vom MI6 halten mögen, die Jungs sind durchaus fähig. Jedenfalls auf einigen Gebieten.«
»Danke, Mac. Ich schulde Ihnen einen Gefallen.«
»Mehr als einen«, rief Mac ihm in Erinnerung, legte das Buch weg und erhob sich. Chase wandte sich grinsend wieder dem Computer zu.
»Sophia wird nicht mehr zu Ihnen zurückkehren«, sagte Mac von der Tür aus.
Chases Grinsen verflog. »Das … hätte ich auch niemals erwartet.«
»Ä-hem.« Das Räuspern drückte einen stärkeren Vorwurf aus, als Worte es vermocht hätten. »Eddie, Sie erinnern sich vielleicht noch, was ich Ihnen beim Regiment über den Kampf bis zum Ende gesagt habe?«
»Ja, natürlich. Sie haben sich so oft darüber ausgelassen, dass ich es statt ›Wer wagt, der gewinnt‹ als Motto benutzt habe.«
Mac wirkte einen Moment lang belustigt, dann nahm sein Gesicht einen Ausdruck an, den Chase noch nie bei ihm gesehen hatte. Er wirkte auf einmal sehr traurig.
»In meinem ganzen Leben habe ich nur einen Kampf nicht bis zum Ende ausgefochten. Damals glaubte ich, es wäre nicht der Mühe wert. Aber mittlerweile bedauere ich nichts mehr.«
»Worum ging es?«, fragte Chase, obwohl er die Antwort bereits kannte.
»Ich bin ein alter Mann in einem leeren Haus, Eddie«, sagte Mac seufzend. »Hätte ich mehr um meine Ehe gekämpft, wäre ich jetzt nicht allein. Lassen Sie sich von Ihrem Stolz nicht davon abhalten, um das zu kämpfen, was Ihnen etwas bedeutet. Was Ihnen beiden etwas bedeutet.« Er wandte sich ab. »Machen Sie jetzt Ihren Anruf. Ich kümmere mich um den Rest.«
Chase sah seinem Exboss nach, ohne ihn wahrzunehmen, denn er war in Gedanken versunken. Erst nach einer Weile fasste er sich wieder und griff entschlossen nach dem Telefonhörer.
Nina erwachte unvermittelt und versetzte das Badewasser in wogende Bewegung. Im dampfenden Wasser – das inzwischen nur noch lauwarm war – hatte sie sich so tief entspannt, dass sie irgendwann eingenickt war. Sie war kurz verwirrt, weil sie die unbekannte Umgebung nicht zuordnen konnte, richtete sich auf, nahm ein Handtuch vom Halter, schlang es sich um den Leib und stieg aus der Wanne. Es handelte sich um ein ausgesprochen eindrucksvolles Exemplar – eine freistehende Riesenwanne aus emailliertem Metall, deren schmiedeeiserne Füße Löwenpranken glichen. In ihre New Yorker Wohnung hätte sie nicht gepasst, doch sie musste zugeben, dass das Ungetüm einen ganz eigenen Charme hatte.
Nina trocknete sich ab, sah auf die Uhr und stellte zu ihrer Verblüffung fest, dass sie sich bereits seit über zwei Stunden im Bad aufhielt. Sie schlang sich das Handtuch um den Kopf und schlüpfte in den Bademantel, den Mac ihr gegeben hatte, damit er ihre schmutzige Kleidung waschen konnte. In Anbetracht des Verschmutzungsgrades ihrer Sachen bezweifelte Nina jedoch, dass diese jemals sauber würden. Auch der Fünfhundert-Dollar-Haarschnitt war nicht mehr zu retten; wie es aussah, würde sie sich in der nächsten Zeit wieder mit ihrem traditionellen Pferdeschwanz begnügen müssen.
Sie ließ das Wasser aus der Wanne und tappte barfuß auf den Balkon. Das Bad, das größere von insgesamt zwei Bädern, lag im obersten Stock. Sie betrachtete die im abendlichen Sonnenschein leuchtenden bunten Oberlichter, über die Wolken hinwegzogen, dann vernahm sie unten Stimmen und spähte über das Geländer.
Chase und Mac waren in der Diele und unterhielten sich. Nina spannte sich an und sah nach unten. Als sie sah, dass Chase eine Reisetasche abgesetzt hatte, wallten Widerwille und Zorn in ihr auf. Offenbar war er im Begriff aufzubrechen. Sie spitzte die Ohren.
»Sie wiederholen sich«, sagte Chase gereizt. »Aber ich breche trotzdem auf.«
»Sie wollen ihr nicht einmal die Höflichkeit erweisen, sich von ihr zu verabschieden?«, sagte Mac, dessen Missbilligung noch zwei Stock höher deutlich zu vernehmen war.
»Herrgott noch mal, Mac, ich möchte ja mit ihr reden, ehrlich. Ich habe mir zu Herzen genommen, was Sie gesagt haben, denn ich weiß ja, dass Sie recht haben. Aber ich muss tun, was ich tun muss, und wenn ich jetzt mit ihr reden würde, gäbe es nur ein großes Durcheinander. Ich werde ihr bei meiner Rückkehr sagen, wie ich für sie empfinde.«
»Wissen Sie das überhaupt?«
Chase gab keine Antwort; sein Schweigen versetzte Nina einen Stich.
»Nun, Sie sind ein erwachsener Mann, es ist Ihre Entscheidung. Ich hoffe nur, Sie werfen nichts leichtfertig fort.«
Chase erwiderte etwas, das Nina nicht verstand, zwei leise Worte. Die hätten »Ich auch« lauten können – oder eben anders. »Ach, noch was.« Chases Stimme klang gefasst. »Könnten Sie mir Ihren Exit-Code überlassen?«
»Sie wissen, dass das nicht geht«, erwiderte Mac entschieden.
»Es könnte sein, dass ich schnell verschwinden muss, zumal wenn Sophia bei mir ist. Es ist ja nicht so, dass Sie ihn noch brauchen würden.«
»Sie wissen, dass ich immer noch geschäftlich unterwegs bin.«
»Ja, ich habe gehört, dass Sie letztes Jahr in Afrika gewesen sein sollen.« Chase hob in gespielter Empörung die Stimme. »Zusammen mit TD! Was haben Sie sich nur dabei gedacht? Nein, ich kann’s mir schon denken. Was hat sie sich dabei gedacht?«
»Was soll ich sagen?«, erwiderte Mac versonnen. »Sie ist reizend. Eine starke Frau …«
»Ich will’s gar nicht so genau wissen«, stöhnte Chase. »Kommen Sie, Mac. Wahrscheinlich werd ich ihn gar nicht brauchen, dann wird auch niemand davon erfahren. Aber wenn ich auf Beweise für Yuens Machenschaften stoße …«
»Na schön«, sagte Mac widerstrebend. »Warum nicht? Ich könnte nicht tiefer in dem Schlamassel stecken, wenn ich selbst nach Botswana geflogen wäre und den blöden Arsch eigenhändig abgeknallt hätte.«
Das Folgende konnte Nina von oben nicht verstehen, doch sie sah, dass Chase nickte.
»Verstanden. Danke.«
»Danken Sie mir nicht. Ich halte das noch immer für eine schlechte Idee.«
»Das bekomme ich ständig zu hören«, meinte Chase und hob die Reisetasche hoch. »Und der Mann am Flughafen hat alles dabei, was ich brauche?«
»Er wird dort sein.« Mac reichte ihm die Hand. »Viel Glück, Eddie. Kampf bis ans Ende.«
Chase schüttelte ihm die Hand. »Hören Sie … richten Sie Nina aus, dass ich mit ihr reden möchte. Ich wünsche mir wirklich, dass wir miteinander ins Reine kommen. Aber das muss bis zu meiner Rückkehr warten. Ich muss in die Schweiz fliegen.«
»Ich werd’s ihr ausrichten«, versprach Mac.
»Ich bin bald wieder da«, versicherte ihm Chase, öffnete die Haustür und trat ins Freie. Die Tür fiel hinter ihm mit einem dumpfen, irgendwie endgültigen Geräusch ins Schloss.
Mac starrte einen Moment die Tür an, dann sagte er mit einem Blick nach oben: »Sie können jetzt runterkommen, Nina.«
Überrascht lehnte sie sich übers Geländer. »Sie haben gewusst, dass ich gelauscht habe?«
»Ich kenne in diesem Haus jedes Geräusch – die Badezimmertür hat geknarrt.« Mac blickte zu ihr hoch. »Es tut mir leid. Ich habe geglaubt, ich könnte ihn vielleicht zum Bleiben überreden.«
»Sie hätten sich auch weigern können, ihm zu helfen«, entgegnete Nina scharf.
»Dann wäre er trotzdem geflogen und bei dem Versuch, durch die Passkontrolle zu kommen, möglicherweise verhaftet worden. Sie werden zugeben, dass das in Anbetracht der Umstände die schlechtere Alternative gewesen wäre.«
Nina musste ihm notgedrungen recht geben. »Verdammt noch mal!«, klagte sie. »Warum muss er auch ein solcher Dickschädel sein?«
Mac lachte leise auf. »Ich kenne Eddie schon lange, und das ist das Einzige an ihm, was sich nie verändert hat.«
»Wollen Sie damit sagen, es gäbe andere Dinge, die er tatsächlich würde ändern wollen?«, sagte sie bitter. Sie hatte es als rhetorische Frage gemeint, und dementsprechend erstaunt war sie, tatsächlich eine Antwort darauf zu bekommen.
»Sie würden sich wundern. In den Jahren, die ich Eddie kenne, habe ich bei ihm eine ganze Menge Veränderungen miterlebt.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Aber«, fuhr Mac fort, »wenn Sie darüber reden möchten, wäre es besser – jedenfalls für meinen Hals –, wenn Sie mir diese Balkonszene à la Romeo und Julia ersparen würden.« Er deutete auf die Tür, die zur Küche an der Rückseite des Hauses führte. »Kommen Sie runter, ich mache Ihnen etwas zu essen. Dann können wir uns über den jungen Mr. Chase unterhalten.«
Die Sonne war über London untergegangen, und die Gebäude hoben sich als Silhouetten vom langsam verblassenden Westhimmel ab. Straßenlaternen übergossen die Häuser von Belgravia mit lachsfarbenem Licht.
Das gleiche Licht fiel auch auf einen weißen Van, der gegenüber von Macs Haus hielt. Ohne die doppelte gelbe Markierung zu beachten, schaltete er die Warnblinkanlage ein, die traditionelle Vorsichtsmaßnahme jedes britischen Fahrers, der das Halteverbot missachtet.
Drei Männer saßen auf den Vordersitzen, vier Männer hinten. Alle waren jung, groß, körperlich fit und komplett schwarz gekleidet. Außerdem waren sie bewaffnet; sechs von ihnen waren unter anderem mit ultrakompakten Maschinenpistolen vom Typ Thomet MP9 ausgerüstet.
Der siebte Mann hatte keine Maschinenpistole dabei, sondern eine in gewissem Sinn noch wirkungsvollere Waffe: Auf dem Schoß balancierte er einen Laptop, der über ein Kabel mit einem unscheinbaren weißen Kasten verbunden war, der wiederum in einem Rahmen an der Seite des Vans befestigt war.
»Ich schalte jetzt ein«, sagte er.
Der Bildschirm zeigte graue und weiße Schlieren vor blutrotem Hintergrund, die sogleich schärfer wurden.
Jetzt sah man das Innere von Macs Haus.
In dem weißen Kasten befand sich eine Antenne für Radarstrahlen im Millimeterbereich, welche die Mauern des viktorianischen Hauses mühelos durchdrangen. Der Mann steuerte die Antenne mit einem kleinen Joystick, scannte die Räumlichkeiten und hielt Ausschau nach Personen …
»Ich hab sie«, sagte er zufrieden.
Nina betrachtete das Foto. »Mein Gott, ist das wirklich Eddie?«, fragte sie mit großen Augen.
»Das ist er«, bestätigte Mac. Nach dem Abendessen hatte Nina eins seiner Hemden angezogen, das ihr fast bis zu den Knien reichte, und ihre Füße steckten in Pantoffeln. Während sie darauf wartete, dass ihre Sachen trockneten, hatte er sie herumgeführt, bis sie schließlich in der Bibliothek im obersten Stock gelandet waren – allerdings diente der Raum eher der Präsentation von Erinnerungsstücken aus Macs Vergangenheit als der Aufbewahrung von Büchern. An der einen Wand hingen gerahmte Fotos aus verschiedenen Abschnitten seiner militärischen Laufbahn.
»Da hat er ja noch richtig dichtes Haar!«, staunte Nina und nahm das Bild näher in Augenschein. Obwohl Chase auf dem Foto einen militärischen Bürstenschnitt trug, war sein Haarwuchs erkennbar ausgeprägter als heute. »Wie alt war er da?«
»Das wurde vor zehn Jahren aufgenommen, also war er etwa fünfundzwanzig.« Auch Mac war abgebildet, außerdem posierten mehrere andere Männer in Wüstentarnkleidung vor der Kamera. »Ich glaube, das war in seinem dritten Jahr bei der SAS.«
Nina ging zum nächsten Foto weiter, das anscheinend in einem Restaurant oder Pub aufgenommen worden war. Eine um einen runden Tisch versammelte Gruppe von Männern prostete dem Fotografen zu, anscheinend Mac persönlich. »Oh, wow! Ist das Hugo?«
Mac betrachtete das Foto, auf dem Chase und Hugo Castille abgebildet waren, Letzterer mit einem wenig schmeichelhaften Walrossbart. »Ja, das ist er«, bestätigte er Nina. »Das Bild hab ich kurz nach unserer Rückkehr von der Nato-Operation im Balkan aufgenommen. Sie kannten ihn?«
Nina nickte. »Ein guter Mann. Aber mit einer Obsession für Obst.«
»Ja, ich erinnere mich.«
Eine andere Person auf dem Foto hatte Nina in weniger guter Erinnerung. »Oh. Und das ist Jason Starkman.«
»Ja«, sagte Mac geringschätzig, »Schande über ihn. Eine Affäre mit der Frau eines Kameraden ist etwas, wofür man einen Soldaten auspeitschen sollte.«
»Eigentlich …«, setzte Nina an, dann stockte sie verunsichert. Macs fragender Blick veranlasste sie jedoch fortzufahren. »Eddie hat mir erzählt, Starkman habe gar keine Affäre mit Sophia gehabt. Sie habe das nur erfunden, um ihn zu verletzen, hat er gesagt.«
Mac nickte kaum merklich. »Wissen Sie, das überrascht mich nicht. Ich fand schon immer, dass Sophia einen grausamen Zug hat. Sie gibt übermäßig viel auf ihren Adelstitel und wird sofort ärgerlich, wenn irgendetwas nicht nach ihrem Willen läuft. Eddie hat das leider zu spät gemerkt, der arme Kerl.«
»Hätten nicht Sie oder Hugo ihm etwas stecken können?«
»Was hätten wir denn sagen sollen? Er war verliebt in eine reiche, kultivierte und ausgesprochen schöne junge Frau. Ich glaube, er hätte sich in keinem Fall von uns umstimmen lassen. Das hat erst sie geschafft … und selbst das dauerte eine ganze Weile – er wollte es sich einfach nicht eingestehen, dass sie nicht zueinanderpassten. Diese Erfahrung hat bei ihm Spuren hinterlassen, fürchte ich.«
Dann ist Chase also gar nicht so unerschütterlich, wie er immer tut, dachte Nina und fragte gleich weiter. »Hugo hat mir mal erzählt, Eddie wäre früher … ritterlich gewesen?«
Mac lachte. »Gott, ja! Ein Ritter in schimmernder Rüstung, wie er im Buche steht. Hat keine Mühen gescheut, um Frauen in Not zu helfen, und hat nie Dank dafür erwartet. Ein solches Verhalten bringt einem Mann bekanntlich eine Menge Bewunderung ein.«
»Verehrerinnen scheint er in aller Welt zu haben«, meinte Nina.
»Und das mit gutem Grund. Eine ganze Reihe von Menschen verdanken Eddie ihr Leben. Aber er war auch Gentleman genug, um es bei einem freundschaftlichen Verhältnis zu belassen und keine Grenzen zu überschreiten – jedenfalls so lange, bis Sophia kam. Nach dem Ende ihrer Beziehung war er zwar immer noch hilfsbereit, hat sich aber eine unausstehlich derbe Schale zugelegt.«
»Eine Art Abwehrmechanismus, nehme ich an.«
»Vermutlich.« Mac sah Nina in die Augen. »Aber jemand hat es anscheinend geschafft, seinen Panzer zu durchdringen.«
»So wird es wohl gewesen sein«, sagte sie bekümmert.
»Wie lange sind Sie schon zusammen?«, fragte Mac. »Anderthalb Jahre?«
»So ungefähr.«
»Das ist länger, als Eddie mit Sophia zusammen war.« Er überließ Nina ihren Gedanken und ging zu einem Trennbalken, streckte den Arm aus und wischte einen Staubfussel von einem Dudelsack, der auf einer großen, schildförmigen dunklen Holztafel angebracht war.
»Können Sie denn spielen?«, fragte Nina und nutzte die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
Mac lächelte schmerzlich. »Kein bisschen. Meine Familie hat Edinburgh den Rücken gekehrt, als ich zehn war, und ist nach Chingford gezogen. Wie man sieht, zeigen Soldaten wenig Einfallsreichtum, wenn es darum geht, Pensionierungsgeschenke zu kaufen. Möglicherweise ist es ihnen auch scheißegal. Ich bin mir nicht sicher, was in diesem Fall zutrifft. Aber wie immer kommt alles auf die Einstellung an – und ich habe mich über das Ding gefreut.«
Er lächelte erneut, diesmal mit mehr Wärme, dann wandte er dem Dudelsack den Rücken zu und trat in den angrenzenden Raum. Nina folgte ihm und fand sich vor einem großen Billardtisch wieder, der das Zimmer ausfüllte. Mac nahm einen weißen Karton vom grünen Tischüberzug. Billardkugeln klapperten. Unschlüssig spielte er eine Weile damit herum, als wollte er die Kugeln auslegen, dann wandte er sich zu Nina um.
»Die Sache mit Eddie ist die«, sagte er, »dass er einerseits großzügig und andererseits nervig ist. Bevor Sophia ihn verließ, habe ich mir manchmal gedacht, eine Kugel in den Kopf wäre so ziemlich das einzige Mittel, ihn mundtot zu machen.«
»Er lässt einfach nicht locker«, pflichtete Nina ihm mit schwachem Lächeln bei.
»Gleichzeitig ist er aber auch der loyalste, mutigste und unbeugsamste Mensch, mit dem ich jemals zu tun hatte.« Mac nahm einen Billardstock vom Tisch und tippte sich damit ans linke Schienbein. Es klang nach Plastik und Metall. »Das Bein hab ich übrigens in Afghanistan verloren. Deshalb bin ich auch aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und habe ins Spionagefach gewechselt. Das Bein wurde unterhalb des Knies von einem Schrapnell säuberlich abgetrennt.«
»Mein Gott«, sagte Nina mit großen Augen.
»Eddie hat mich da rausgeholt. Er ist nicht nur ins gegnerische Feuer gerannt, hat mich aus einem brennenden Landrover gezogen und mich geschultert – na ja, ich war ja auch ein Bein leichter –, sondern hat auch noch die Angreifer ausgeschaltet, während er mit mir in Deckung rannte. Typisch Eddie. Wenn es darum geht, Menschen zu schützen, die ihm nahestehen, ist er entschlossen und furchtlos und scheut keine Mühen. Nach den Bemerkungen, die Sie beim Essen gemacht haben, nehme ich an, Sie können das aus eigener Erfahrung bestätigen.«
»Ja, allerdings«, sagte Nina und dachte daran, wie Chase während des Starts ein Flugzeug geentert hatte, um sie zu retten.
»Er ist ein Mann der Tat«, sagte Mac und legte den Billardstock wieder auf den Tisch, »was bisweilen bedeutet, dass er handelt, ohne nachzudenken. Und dass er redet, ohne nachzudenken. Ich nehme an, für die Menschen, die ihm nahestehen, heißt das, sie müssen das Negative gegen das Positive aufwiegen … und sich mit dem Negativen abfinden.«
»Sie meinen Menschen wie mich?«
Mac musterte sie unschuldig. »Vielleicht.«
Nina lächelte. »Wissen Sie, ich hätte nie gedacht, dass SAS-Angehörige sich auch als Beziehungsberater betätigen.«
»Manche Schlachtfelder liegen sozusagen vor der Haustür«, sagte er, ihr Lächeln erwidernd.
Von oben kam ein leises Geräusch, ein kurzes Scheuern. Nina hatte es kaum bemerkt, doch Mac ruckte mit dem Kopf, sein Lächeln war verflogen.
»Was ist?«, fragte Nina.
»Kommen Sie mit, schnell.« Plötzlich war sein Tonfall befehlend und geschäftsmäßig. Er trat auf den Balkon und eilte ins Erdgeschoss, dicht gefolgt von Nina. »Wir müssen ins Arbeitszimmer.«
»Was ist los? Was stimmt denn nicht?«
»Es ist jemand auf dem Dach. Ich habe Schritte gehört.«
Sie hatten das Arbeitszimmer erreicht.
Mac duckte sich; zum ersten Mal merkte man ihm an, dass er eine Prothese trug. »Halten Sie den Kopf unten. Es könnte sein, dass wir durchs Fenster beobachtet werden.«
Nina zog den Kopf ein und folgte ihm zu einem Schrank. Er öffnete die Tür, holte eine schwarze Pumpgun heraus und lud sie durch. Ka-tschak. Das Geräusch sandte Nina einen Schauder über den Rücken.
»Wenn man bei der SAS ist, macht man sich unweigerlich Feinde«, erklärte Mac beiläufig. »Einige sind dafür bekannt, dass sie gerne Hausbesuche machen.« Das Gewehr in der Hand, ging er geduckt zum Schreibtisch und langte mit der freien Hand nach dem Telefon.
Ein dumpfes Geräusch wie von einer Verpuffung drang von der Straße herein.
Mac ließ das Telefon fallen und warf sich schützend auf Nina.
Die Fensterscheibe klirrte, darin ein fünf Zentimeter durchmessendes kreisrundes Loch …
»Ohren zuhalten!«, brüllte Mac. Nina legte die Hände um den Kopf …
Dann detonierte die Granate mit einem ohrenbetäubenden Knall.