Weltraumbahnhöfe
Bekannte Raketenstartplätze
Raketenstartzentren werden meist als „Tore“, „Schleusen“ oder „Bahnhöfe“ ins All umschrieben, und das zu Recht. Der Start in den Weltraum erfordert zahlreiche Vorbereitungen, angefangen vom Zusammenbau des Fahrzeuges, über den Check seiner verschiedenen Bestandteile und den Transport zur Abschussrampe bis hin zum Countdown mit dem anschließenden Abheben von der Plattform. Cape Canaveral (Florida), Baikonur (Kasachstan), Kourou (Französisch-Guayana) und seit einigen Jahren auch Xichang (China): Nach mehr als 50 Jahren Raumfahrt sind die Namen dieser Raketenstartplätze heute jedem geläufig.
Tore oder Schleusen ins All
Wie groß die Raumfahrtzentren sind, hängt vom Umfang ihrer Aufgaben und den Finanzen ihrer Betreiber ab. Manche sind kleine, andere riesige teure Anlagen, die sich über viele Hektar erstrecken. Bei einem Raketenstartplatz gruppieren sich in der Umgebung der Startrampe neben dem verbunkerten Kontrollzentrum, wo die Spezialisten der Mission den Countdown überwachen, zahlreiche Montagehallen. Weiterhin gibt es riesige Treibstofftanks, Wetterstationen, die die Wetterbedingungen vor Ort am Tag des Starts vorhersagen, und Bodenstationen, von denen aus die erste Flugphase verfolgt wird.
Die bekanntesten Raketenstartplätze
Name |
Lage |
Koordinaten |
Betreiber |
Erster Start |
Baikonur |
Kasachstan |
45°55’N u. 63°18’O |
Russland |
4. November 1957 |
Cape Canaveral |
Florida |
28°28’N u. 80°32’W |
USA |
24. Juli 1950 |
Kourou |
Franz.-Guayana |
5°13’N u. 53°45’W |
Frankreich |
10. März 1970 |
Xichang |
China |
27°53’N u. 102°16’O |
China |
29. Januar 1984 |
Ist der Ort auch noch ein Raumfahrtzentrum, werden hier also auch die Raketen und Nutzlasten entwickelt, was logistisch und damit wirtschaftlich gesehen am günstigsten wäre, kommen noch Prüfstände für die Raketentriebwerke hinzu, ferner Laboratorien und nicht zuletzt Büros sowie Unterkünfte für das an diesem Ort arbeitende Personal.
Bei allen großen Raumfahrtnationen sind jedoch die Raketenstartplätze von den Entwicklungszentren sehr weit entfernt. So wurden die US-Saturn-Raketen zwar in Cape Canaveral gestartet, aber im Marshall Space Flight Center Huntsville/Alabama geplant, gebaut und getestet und dann per Schiff oder Spezialflugzeug nach Florida transportiert.
Standortkriterien
Bei der Lage des Startplatzes spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle. Zunächst muss er weit entfernt von bewohnten Gebieten sein, zeigten doch schreckliche Unfälle der ersten 40 Jahre Raumfahrt, wie wichtig eine derartige Maßnahme ist. So liegen Cape Canaveral und Kourou in einem tropischen Sumpf- und Dschungelgebiet sowie an der Atlantikküste. Das offene Meer stellt auch die Schussrichtung dar, sodass bei einem Absturz oder einer Notsprengung niemand gefährdet wird. Andererseits müssen die Plätze wegen der benötigten Ausrüstung leicht zugänglich sein. Auch die geografische Lage ist wichtig: Starts in östliche Richtung sind günstig, weil sie von der Erddrehung nach Osten profitieren, also sozusagen „mit dem Wind segeln“; und wenn der Startplatz nahe genug am Äquator liegt, bekommt die Rakete noch einen größeren „Schwung“ mit, weil hier die Rotationsgeschwindigkeit der Erde am höchsten ist.