Schrecklich höllisch-schöne Welt
Die Venus – Morgen- oder Abendstern
Kein anderes Gestirn strahlt am Morgenhimmel lange vor Sonnenaufgang und am Abendhimmel lange nach Sonnenuntergang so hell wie die Venus. Der zweite Planet des Sonnensystems kann mit einer scheinbaren Helligkeit von –4,5m heller werden als alle anderen Himmelsobjekte, außer Sonne und Mond – die Venus kann sogar Schatten werfen. Dieser helle, aber liebliche Glanz hat schon unsere Vorfahren fasziniert, weshalb sie diesem Planeten den Namen der Göttin der Liebe und Schönheit gaben.
Mondähnliche Venusphasen und ein seltsamer Lauf
Beim Blick durchs Fernrohr wird der Betrachter aber enttäuscht: Statt einer mit Paradiesgärten bedeckten jungfräulichen Oberfläche zeigt die Venus nur Phasen wie der Mond. Wir können diese Phasen sehen, da die Venus innerhalb der Erdbahn um die Sonne wandert und wir daher gegen das Sonnenlicht blicken – anders als beim Mars und den äußeren Planeten, wo wir sozusagen die Sonne im Rücken haben. Im Gegensatz zum Mond können wir die Venus in voller Phase nicht beobachten, weil sie dann von uns aus gesehen hinter der Sonne steht; und die Neu-Venus ist aus demselben Grund wie der Neumond nicht zu erkennen: Der Planet steht dann zwischen Erde und Sonne und wendet uns die unbeleuchtete Nachthälfte zu. So bleibt es nur bei den Phasen zunehmende und abnehmende Venus.
Es sei denn, die Venus zieht direkt vor der Sonne vorüber. Dann allerdings zeigt sie sich wegen der großen Entfernung nur als schwarzer, in mehreren Stunden westwärts über die Sonnenscheibe wandernder Punkt. Die Astronomen nennen diesen Vorgang einen „Venustransit“ (dasselbe kann auch beim Merkur beobachtet werden). Es ist ein seltenes Himmelsschauspiel, von dem es in 130 Jahren nur zwei gibt. Das letzte ereignete sich am 8. Juni 2004, das nächste wird 2012 stattfinden.
Steckbrief Venus
Name: |
Göttin der Liebe und der Schönheit |
Mittlere Entfernung von |
108,2 Mio.km |
Umlaufzeit: |
224,701 Tage |
Rotationszeit: |
243 Tage, 27 Minuten |
Durchmesser: |
12 104km |
Schwerkraft (Erde = 1): |
0,91 |
Atmosphäre: |
96,5% Kohlendioxid/ |
Oberflächentemperatur: |
ca. 470 °C |
Ein höllisches Treibhaus
Früher nahmen Astronomen und damit auch viele Science-Fiction-Autoren an, dass die dichte Atmosphäre der Venus aus Wasserdampfwolken besteht, die sich über einer Dschungelwelt mit Sauriern abregnen. Heute weiß man jedoch, dass die Venusatmosphäre vor allem aus 80km hoch gestaffeltem Kohlendioxid zusammengesetzt ist.
Drei Wolkenschichten untergliedern die Atmosphäre. Die unterste ist am dichtesten und enthält große Schwefelsäuretröpfchen. Sie sind in der mittleren Schicht weniger häufig und in der obersten nur sehr klein. Nahe der Oberfläche bewegt sich die Atmosphäre sehr langsam in Drehrichtung des Planeten mit. Im wolkigen Teil blasen heftige Winde in westlicher Richtung. Hier umrunden die Wolken die Venus einmal in vier Erdentagen.
Am Boden, wo ein Druck wie in 900m Meerestiefe herrscht, geht Schwefelsäureregen nieder, und das bei höllischen Temperaturen von 464°C. Denn die Venusatmosphäre wirkt wie ein gigantisches Treibhaus: Licht und Wärme können zwar hinein, aber nicht wieder raus. Unter diesen höllischen Bedingungen funktionieren auf der Venus gelandete Raumsonden nur kurz – russische Sonden übermittelten z.B. kaum eine Stunde lang Daten.