Ein zweiter blauer Planet
Neptun – der kleinste Riese
Neptun, der kleinste, kälteste und sonnenfernste der vier Gasriesen, wurde quasi am Schreibtisch entdeckt. Bahnstörungen des Uranus hatten die Astronomen auf die Spur eines unsichtbaren, unbekannten Planeten gebracht. Und so machten sich der englische Astronom John Couch Adams und der französische Mathematiker Urbain Jean Joseph Leverrier an die mühevolle Arbeit, die Umlaufbahn und aktuelle Position des vermuteten achten Planeten zu berechnen. Er wurde von dem Berliner Astronom Johann Gottfried Galle am 23. September 1846 im Sternbild Wassermann gefunden, nur einen Bogengrad von der vorausberechneten Position entfernt.
Noch ein blauer Planet
Neptun ist der zweite blaue Planet im Sonnensystem, auch wenn diese Farbe nicht wie bei der Erde durch flüssiges Wasser entsteht, sondern weil das Methan seiner Atmosphäre das rote Licht absorbiert.
Auf den ersten Blick springen die verschiedenen Wetteraktivitäten ins Auge: lange helle Wolken, die den irdischen Cirruswolken sehr ähnlich sehen, und nicht zuletzt die verschiedenen dunklen Flecken, bei denen es sich aber um nicht sehr langlebige Gebilde handelt, wie sich im Falle des Großen Dunklen Flecks zeigte. Überhaupt scheint Neptuns Atmosphäre sehr schnellen Wandlungen unterworfen zu sein.
Die Atmosphäre Neptuns zeigt im Unterschied zu der des Uranus eine sehr hohe meteorologische Aktivität, die sich in den vielfältigsten Phänomenen widerspiegelt. So z.B. in den sehr schnellen Winden. Es sind dynamische Stürme mit über 1600km/h, die Spitzenwerte von bis zu 2100km/h erreichen, festzustellen. Damit sind die in der Neptunatmosphäre auftretenden Windgeschwindigkeiten die höchsten des Sonnensystems!
Steckbrief Neptun
Name: |
Römischer Gott des Meeres |
Mittlere Entfernung von |
4509 Mio. km |
Umlaufzeit: |
165,49 Jahre |
Rotationszeit: |
16 Stunden, 7 Minuten |
Durchmesser: |
49 424km |
Schwerkraft an der Wolkenoberfläche |
1,2 |
Atmosphäre: |
83% Wasserstoff/15% Helium/ |
Oberflächentemperatur (Wolken): |
–217 °C |
Zahl der Monde: |
13 |
Dunkle Flecken und Ringe
Eine der Sensationen der Voyager-2-Neptun-Mission war die Entdeckung zweier dunkler Flecken, des Großen und des Kleinen Dunklen Flecks, und eines weißen Flecks, begleitet von hellen Wolken. Der Große Dunkle Fleck, ein Sturmgebiet, war dem Großen Roten Fleck auf dem Jupiter sehr ähnlich. Das alles muss in der Vergangenheitsform beschrieben werden, denn als das Hubble-Weltraumteleskop am 2. November 1994 den Planeten ins Visier nahm, war der Große Dunkle Fleck verschwunden.
Bei Neptuns Verwandtschaft mit den drei anderen Riesenplaneten wäre es verwunderlich gewesen, wenn dieser Blaue Riese nicht ebenfalls ein Ringsystem besäße. Es wurde von der Erde aus in den 1980er-Jahren durch Sternverdunklungen entdeckt. Neptuns Ringsystem ist sehr fein und azurfarben. Es besteht aus mehreren ausgeprägten Ringen sowie den ungewöhnlichen Ringbögen im äußeren Ring. Bisher sind fünf komplette Ringe bekannt, die nach Neptun-Entdeckern benannt wurden. Wie die Ringe der Planeten Jupiter und Uranus sind die Ringe des Neptuns ungewöhnlich dunkel und enthalten einen hohen Anteil mikroskopischen Staubs. Er könnte von Einschlägen winziger Meteoriten auf Neptuns Monden stammen.