72 CELLI
Benetos hölzernes Gesicht zeigte stolze Zufriedenheit, als er beobachtete, wie die grünen Priester Schösslinge vorbereiteten. Forscher durchstreiften die Bereiche des Waldes, die sich teilweise erholt hatten, pflückten blasse Triebe aus Spalten in der Rinde und pflanzten sie in Töpfe. Tausende von kleinen Schösslingen wurden für den Transport zu anderen Planeten bereitgestellt, wo das Bewusstsein der Verdani wachsen konnte, selbst wenn die Hydroger nach Theroc zurückkehrten.
Aber wie hilft uns das?, dachte Celli.
Obwohl sie keine grüne Priesterin war, arbeitete sie mit Solimar zusammen, um zu helfen – sie wollte nicht abseits stehen und zusehen. Der Angriff der Hydroger hatte alle erschüttert, und der ständige Geruch von Rauch und Asche hatte selbst Cellis sonst immer gute Stimmung getrübt. Aber jetzt erholte sie sich langsam.
Eine Woche nach Benetos Aufforderung war die erste Schiffsladung Schösslinge bereit, zu den Sternen geschickt zu werden, und Cellis Schwester Sarein hatte Schiffe der Hanse für den Transport gerufen. Grüne Priester würden an Bord gehen und ihre Fähigkeiten in den Dienst der Hanse stellen. Häuschen Apfelkern.
Solimar reichte ihr einen dünnen Stängel, der von einem verletzten Baum stammte. »Hier ist einer für dich.« Sieben Töpfe standen vor Celli, gefüllt mit weicher Erde, Mulch und Dünger. Der grüne Priester half ihr dabei, eine Mulde für den Schössling zu schaffen, und ihre Hände berührten sich, als sie den Boden um den Stängel festdrückten.
»Ich kann das auch allein, so schwer ist das nicht«, sagte Celli und berührte Solimars Hand. »Aber du kannst es mir so oft zeigen, wie du willst.«
Im hellen Sonnenschein lauschte Celli dem Summen bunter Kondorfliegen, die zu den offenen Wiesen zurückgekehrt waren und den Schrecken der Hydroger vergaßen. Während ihrer Kindheit hatte sie sich eine Kondorfliege als Haustier gehalten. Als sie jetzt die herrlichen Geschöpfe sah, hielt sie eine Rückkehr der Normalität für möglich.
Bis die Hydroger erneut angriffen. Celli fragte sich, ob es richtig war, nur Schösslinge fortzubringen. Vielleicht sollten auch Menschen evakuiert werden.
Sarein trug eine elegante Mischung aus Hanse-Kleidung und theronischen Stoffen, als sie an den Reihen der Schösslinge vorbeiging. Sie hatte einen modernen Handcomputer dabei, erstellte darauf Bestandslisten und Transportpläne. Sarein hielt den Kopf hoch erhoben und achtete darauf, dass ihre Sachen nicht schmutzig wurden.
»Ich bin froh, dass wir etwas arrangieren konnten, das sowohl der Hanse als auch Theroc nützt«, sagte sie zu ihren Eltern und dem grünen Priester Yarrod. »Schiffe der Hanse und Kreuzer der TVF bringen die Schösslinge zu allen Welten, auf denen sie wachsen und gedeihen können. Die sie begleitenden grünen Priester ermöglichen unterwegs die Telkontakt-Kommunikation und bleiben auf den Welten, wo sie die Schösslinge pflanzen. Auf diese Weise entsteht ein großes Kommunikationsnetz, das uns allen hilft.«
»Wir gehen dem Militär gegenüber keine Verpflichtung ein«, sagte Yarrod. Er hatte den TVF-Dienst bereits aufgegeben, um dem Weltwald zu helfen. Der grüne Priester wollte all die kahlen Hügel neu bepflanzen, und es gefiel ihm nicht, dass so viele Schösslinge von Theroc fortgebracht werden sollten. Aber natürlich beugte er sich Benetos Aufforderung, denn schließlich kam sie vom Weltwald selbst.
Mutter Alexa richtete einen tadelnden Blick auf ihren Bruder. »Wenn die Hanse Schiffe schickt, um die Schösslinge zu anderen Planeten zu bringen, so können grüne Priester während des Flugs für die Kommunikation zur Verfügung stehen, wenn ihre Dienste gebraucht werden. Dein Freund Kolker scheint mit seiner Arbeit an Bord der Himmelsmine über Qronha 3 zufrieden zu sein.«
»Kolker unterscheidet sich von den meisten grünen Priestern«, erwiderte Yarrod.
Zufrieden näherte sich Sarein den ersten drei Schiffen der Hanse – zwei Frachter und eine militärische Eskorte –, als sie auf der Lichtung niedergingen, die zuvor den Roamern als Landeplatz gedient hatte. Celli half Solimar dabei, jeweils eine Palette mit Schösslingen an Bord der Schiffe zu tragen.
Sie schob alle geschwisterlichen Misshelligkeiten beiseite und verabschiedete sich von Sarein, die noch immer den Eindruck machte, zwischen widerstreitenden Loyalitäten und Pflichten hin- und hergerissen zu sein. Cellis Schwester fühlte sich auf Theroc ganz offensichtlich nicht wohl, aber die Verheerung des Weltwalds hatte sie sehr mitgenommen. Celli beobachtete, wie Sarein von ihren Eltern Abschied nahm und zusammen mit einigen grünen Priestern an Bord des schnellsten Schiffes ging, das sofort aufstieg. Die beiden anderen Schiffe starteten kurze Zeit später.
Beneto sah den Schiffen zufrieden nach und wandte sich dann direkt an Celli. Hoffnung erschien in seinem hölzernen Gesicht. »Jetzt, da die erste Welle unterwegs ist, habe ich hier eine Aufgabe für dich, Schwester. Du kannst dafür sorgen, dass der Wald versteht.«
»Wirklich?«, fragte Celli erfreut. »Aber ich bin keine grüne Priesterin.«
»In dir wohnt eine andere Kraft. Es gibt eine Möglichkeit für dich und Solimar, den Wald zu wecken. Die Bäume brauchen dich, damit du sie an ihre Fähigkeiten erinnerst.«
Celli begriff nicht genau, was Beneto meinte, aber sie freute sich über die Herausforderung. »Gern. Zeig mir, wie ich helfen kann.« Sie legte ihrem Bruder die Hand auf die Schulter und vergaß dabei, dass er kein Mensch mehr war. Aber das Gefühl von hartem Holz erinnerte sie sofort daran. Entschlossen ließ sie ihre Fingerknöchel knacken. »Ich bin bereit.«