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Snonomish Springs, Furillo Provinz Bolan, Lyranische Allianz16. Juli 3064
Rudolf Schakow spannte die Hände um Steuerknüppel und Geschwindigkeitshebel des Exterminator und steuerte den Mech vorsichtig durch die kniehohen Schneewehen, die das Snonomish-Springs-Werk von Defiance Industries auf Furillo umgaben. Der Fabrikkomplex lag im Schatten des Mont-Vert-Gebirges, in dem der Konzern Erz für hochgradigen Kompositstahl, aus dem Panzerung für BattleMechs und konventionelle Kampffahrzeuge hergestellt wurde, abbaute und verarbeitete. Das Werk war auf allen Seiten von hohen, ganzjährig schneebedeckten Bergen umgeben. Und momentan herrschte in dieser Region tiefster Winter.
Mit zusätzlicher ›Lawinengefahr‹ durch Des
Prinzen Mannen.
Schmutzig weiße Schneehaufen übersäten das ausgedehnte
Fabrikgelände wie künstliche Eisberge auf einem grauen Ozean,
teilweise so hoch getürmt, dass sie einem BattleMech bis zur
Brustpartie reichten. Als er aus der Schneewehe stapfte,
beschleunigte Schakow den schweren Kampfkoloss und rannte hinter
eine Lagerhalle in Deckung. Raketen hagelten rings um ihn aus dem
Himmel und rissen Krater in den von den Schneepflügen mühsam
freigeräumten Boden. Feuer, Qualm und Steinbrocken wurden
himmelhoch geschleudert.
Er erreichte die Ecke des bunkerartigen Bauwerks, ohne mehr als
eine Granatsalve aus der Autokanone eines fünfunddreißig Tonnen
schweren Garm einstecken zu müssen. Im
Windschatten der Halle wartete Adept Bills auf ihn. Sein
Raijin hockte auf den nach hinten
geknickten Vogelbeinen. Mit dem tief am Rumpf ansetzenden, nach
vorne ragenden Cockpit erinnerte der avoide Mech entfernt an einen
bizarren Greifvogel.
»Übers Dach«, befahl Schakow.
Beide Mechs drehten sich zu dem dreistöckigen Bau und lösten die
Sprungdüsen aus. Auf lodernden Plasmaflammen stiegen sie in kurzem
Flug zum Dach des fensterlosen Bunkers auf. Der Andruck presste
Schakow in die Polster der Pilotenliege, bis er die Düsen
abschaltete und der Exterminator
federnd aufsetzte.
Ein Beowulf der 244. Division war vor
das Gebäude gestürmt und versuchte, ohne weitere Unterstützung eine
verstärkte Lanze der BPM Furillo zurückzuschlagen. Schakow und
Bills kamen ihm zu Hilfe, und alle drei konzentrierten ihr Feuer
auf eine fünfundvierzig Tonnen schwere Königskobra. Die PPK des Raijin peitschte über den Torso des mittelschweren
Mechs und verzehrte die Panzerung, während eine Stakkatosalve
Smaragdfeuer aus dem Impulslaser des Beowulf die Beine traf.
Schakow hatte mehr Glück. Seine Langstreckenraketen hämmerten auf
die durch den PPK-Beschuss entblößte Brustpartie der Königskobra und schleuderten den Mech fast zu
Boden. Der Milizpilot antwortete mit zwei Raketensalven aus den
Lafetten, die seine Maschine an Stelle der Hände trug, aber daran,
wie unsicher der Stahlkoloss davonwankte, erkannte Schakow, dass er
dessen Gyroskopgehäuse geknackt hatte.
Dann erwachte seine Raketenabwehr zum Leben. Das
Schnellfeuergeschütz spie einige hundert Patronen aus, als es einen
Schirm aus MG-Kugeln vor dem Mech aufspannte. Nur eine Handvoll
Sprengköpfe schlugen durch und zertrümmerten Panzerung an der
linken Rumpfseite des Exterminator. Der
Raijin hatte weniger Glück und wurde
von über einem Dutzend Raketen aus der zweiten Salve der
Königskobra gebeutelt.
Wieder zündeten beide Mechs die Sprungdüsen und zogen sich in die
Deckung des Gebäudes zurück, bevor die beiden
Taifun-Straßenkampfpanzer der Miliz in Position gehen konnten. Der
Beowulf kam um die Hallenecke und
schloss sich ihnen an.
»Meldung nach Teams«, befahl Schakow über den allgemeinen Kanal.
Seiner Schätzung nach hatten sie etwa dreißig Sekunden, bevor die
Bolan-ProvinzMiliz es wagte, ihnen nachzusetzen. Angesichts der
sich verschärfenden Lage konnte er mehr nicht erübrigen. Er schaute
durch das Kanzeldach hoch. Der Himmel war klar, bis auf die
Kondensstreifen von zwei Luft/Raumjägern, die hoch über ihnen auf
einem Erkundungsflug vorbeizogen.
Victor hatte in den Planungsbesprechungen sehr deutlich gemacht,
dass sämtliche Vorstöße möglichst viel Aufmerksamkeit erregen
sollten. »Veranstaltet ein Feuerwerk«, hatte er Schakow und
Präzentor Irelon aufgetragen, bevor er mit dem größten Teil der
Auslandslegion abgeflogen war. Wohin, wusste Schakow nicht, und das
wurmte ihn immer noch.
»Sorgt dafür, dass Katherine euch bemerkt, aber macht es euch nicht
bequem, bis ihr euer Abschlussziel auf Furillo erreicht.«
Alle Einheiten Victors hatten ein eigenes Abschlussziel. Die 23.
Arkturusgarde, frisch aus dem Arc-Royal-Defensivkordon
eingetroffen, war zurück nach Aristotle aufgebrochen, um über
Gallery und Thuban vorzustoßen, ein Kurs, der sie für Schakows
Seelenfrieden zu dicht an Tharkad führte. Colonel Vineman hatte
ihre 6. Crucis-Lanciers in einer Sturmoffensive nach Solihull,
Drosendorf und Gypsum geführt, auf einem Weg, der zurück nach Bolan
wies.
Die 244. hatte von allen drei Regimentern die leichteste Aufgabe
bekommen. Von Clinton aus hatten Des Prinzen Mannen Eidsfoss
überfallen, um sich mit Nachschub zu versorgen, gefolgt von Ciotat.
Dort blieben sie aber nur lange genug, um die Söldnereinheit
Bogarts Mannen zu zerschlagen und Doc Trevana in den örtlichen
Widerstand einzuschleusen. Und jetzt standen sie auf Furillo, die
erste Einheit, die ihr Abschlussziel erreicht hatte.
Victor hatte ein ›Feuerwerk‹ verlangt - und Schakow
lieferte.
Da Irelon noch nicht wieder ganz auf dem Damm war, hatte Schakow
die 244. Division gegen den ausgedehnten Fabrikkomplex von
Snonomish Springs geführt. Verstärkt durch zwei Kompanien aus der
Auslandslegion des Prinzen hatten sie das unerfahrene
Garnisonsbataillon der planetaren Miliz mit Leichtigkeit beiseite
geschoben. Die Infanterie hatte die schwierigere Aufgabe, alle
Gebäude und Fabrikebenen von archonistischen Kröten zu säubern. Das
hatte fast zweiundsiebzig Stunden gedauert, da beide Seiten
versuchten, bei dem Kampf möglichst keine Fabrikeinrichtungen zu
beschädigen. Niemand hier wollte die Anlage beschädigen.
Noch nicht.
Team Beta meldete sich zuerst. »Eine Kompanie Miliz ohne
Hilfstruppen treibt sich noch immer am Rand des Minenfelds
herum.«
Als Nächster war Teamchef Gamma an der Reihe. »Wir haben im
Nordosten schwer zu kämpfen, aber die Linie hält.«
Kommandeur Delta wäre der Nächste gewesen, doch
Luft/Raum-Kommandeur Demipräzentor Hassenjoul drängte sich vor.
»Hier Schwarm Epsilon«, brüllte er über den Kanal und löste die
Regulierautomatik des Kommsystems aus. »Entsatzkolonne hat den
Jasserpass erreicht. Erwarten Anweisungen.«
Hassenjoul hatte die Reihenfolge völlig zu recht ignoriert. Da die
244. die Lufthoheit auf Furillo besaß, hatte die weiter westlich
stationierte Miliz keinen Landungsschiffsflug über das Gebirge
riskiert. Die damit verbundenen Gefahren hatten Des Prinzen Mannen
ihnen vier Tage zuvor sehr handgreiflich verdeutlicht, als die
Jäger der 244. vierzehn Kampfhubschrauber vom Himmel gefegt hatten.
Offenbar hatte die Lektion gesessen. Jetzt rückten die
Entsatzeinheiten in einer mehrere Kilometer langen Marschkolonne
durch das Gebirge an, mitten durch Lawinengelände.
Schakow schluckte. Nach mehreren Stunden Einsatz war sein Hals
ausgetrocknet. »Demi Hassenjoul, du hast nach eigenem Ermessen
Freigabe für Plan Donnerberg.«
Was bedeutete - und das wusste der Jägerkommandeur -, dass Schakow
so wenig Menschenleben wie möglich gefährden wollte. Mit den
Überschallknalls wiederholter Vorbeiflüge würden die Jäger auf
beiden Seiten des Passes Lawinen auslösen. Alle Fahrzeuge, die
unter den Tonnen herabstürzenden Schnees und Gerölls begraben
wurden, liefen Gefahr, rettungslos vernichtet zu werden - auch
Mechs. Zusätzlich war ein derartiges Manöver geeignet, eine Kolonne
festzusetzen, bis die Straßen freigeräumt waren. Und das konnte
unter Umständen bis zum Frühling dauern.
»Demi Schakow«, unterbrach eine seiner vorgeschobenen
Beobachterinnen, mit hörbar klappernden Zähnen. Wenn man
stundenlang regungslos im Schnee lag, half auch ein wärmeisolierter
Schutzanzug nicht viel. »Die Miliz nimmt deine Einladung an.
Kontakt in fünfzehn Sekunden.«
»Wir sind klar«, meldete sich endlich auch Team Delta. »Macht euch
um uns keine Sorgen.«
Schakow drehte den Exterminator zur
Nordwestecke der Halle und bereitete sich darauf vor, dem
Sturmangriff des Raijin zu folgen. Die
fünfzig Tonnen schwere Maschine war reichlich verbeult, doch Adept
Bills ließ sich nicht unterkriegen. Schakow bemerkte einen
unregelmäßigen Krater, der von einem Raketentreffer herrührte, an
einer Schulter des Mechs.
»Jetzt!«, rief die Infanteristin, etwas früher als erwartet. Von
ihrer Position in einer der kleineren Schneewehen hatte sie eine
bessere Möglichkeit, den Erstschlag zu koordinieren.
Auf das Zeichen hin beschleunigte Schakow den BattleMech und reihte
sich hinter dem Raijin und dem
Beowulf ein. Die drei Maschinen
schwangen um die Kante der Lagerhalle und in weitem Bogen um einen
Berg aus schmutzig weißem Schnee. Die Zielerfassung zeichnete
Feindziele auf die Sichtprojektion, bevor sie auf dem Schirm zu
sehen waren. Der Garm und die
Königskobra befanden sich in mittlerer
Schussweite, knapp hinter der letzten Schneewehe. Näher als diese
beiden boten sich allerdings ein Zweierteam aus Fang und Nachtfalke und
die beiden TaifunPanzer an. Allesamt
neuere Konstruktionen, keine älter als sechs Jahre. Das war einer
der Vorteile eines Garnisonsauftrags bei Defiance Industries.
Schakow tauschte LSR-Feuer gegen die künstlichen Blitzschläge aus
der Partikelkanone des Fang. Der
gleißende Lichtbogen schnitt eine tiefe Wunde in das linke Mechbein
und sprengte den größten Teil der Panzerung weg. Mit den vier
mittelschweren Lasern deckte er die Milizionäre zusätzlich ein. Da
er über reichlich Energie verfügte, hatte er die Lichtwerfer des
Mechs auf ExtremreichweitenTechnologie aufgerüstet. Die rubinroten
Energielanzen zuckten über den winterlichen Fabrikhof und bohrten
sich in Arme und Brustpartie des Fang.
Die erste Hitzewelle schlug durch das Cockpit des Exterminator, als Schakow zu der Miliz-Maschine
aufschloss. Er ließ sich mit der nächsten Raketensalve etwas mehr
Zeit, um die Abwärmeschübe zu verringern. Mit den Energiewaffen
allein erreichte er bereits die Schlagkraft des Fang. Zusätzlich besaß der Exterminator die größere Reichweite, doch der
Miliz-Mech verfügte über einen leistungsfähigeren Reaktor, der
Schakow keinen Spielraum ließ. Der Fang
stürmte vor, zog den Nachtfalke seines
Begleiters mit und zwang die ihn eskortierenden Panzer, mitzuhalten
oder zurückzufallen. Die Taifune
konnten die Geschwindigkeit des Fang
nicht erreichen und blieben langsam zurück.
Schakow hielt kurz die Stellung und leistete seinen Beitrag zu dem
Inferno tödlicher Energiemassen, das zwischen den gegnerischen
Linien tobte. Laser schleuderten grelle, edelsteinfarbene
Lichtbahnen, und aus den PPKs schlugen bläulich weiße Blitze über
den grauen Stahlbeton. Zwei Raketen detonierten seitlich am Kopf
des Exterminator und schüttelten das
Cockpit in einer brutalen Kombination durch. Schakow biss die Zähne
zusammen. Ein schrilles Kreischen drang an sein Ohr, und als er
sich umdrehte, sah er einen Haarriss auf der linken Seite des
Kanzeldachs.
Entsetzt hätte er fast eine weitere Raketensalve abgefeuert, aber
dann, als die Taifune vorpreschten,
schreckte er zurück. Die schlagkräftigen Straßenkampfpanzer
verfügten über eine überschwere Autokanone des Kalibers 12
cm.
Schakows taktische Sichtprojektion identifizierte die Gegner nicht
nach dem Typ, aber falls er ihnen zu nahe kam, erhielt er eine
handfeste Erinnerung. Das war einer der Nachteile beim Kampf auf
einem Fabrikgelände. Magnetortung war in dieser Umgebung auf Grund
der zahllosen Geisterbilder praktisch wertlos. Stattdessen musste
sein Team sich auf Bewegungsdetektoren und Passivortung verlassen.
Mechs setzten genügend Radar- und Funksignale an, um sie in aller
Regel klassifizieren und nach Bautyp identifizieren zu können. Bei
Fahrzeugen jedoch war das schwieriger. Hier konnte der Computer nur
die Geschwindigkeit und wahrscheinliche Bewaffnung entsprechend der
Zielerfassungssignale angeben.
Und selbst das mit einem Blick aus der
komprimierten taktischen Information der Sichtprojektion abzulesen,
setzte jahrelange Erfahrung voraus. Eine Erfahrung, über die
Furillos Miliz vermutlich nicht verfügte.
Doch es wartete eine Blitzlektion auf sie.
»Zweiter Schlag, vierter Schlag, vorbereiten«, befahl Schakow und
wich erneut vor dem aggressiven Fang
zurück. Schweiß brannte ihm in den Augenwinkeln und lief ihm über
die nackten Arme und Beine. Damit die Wärmeskala langsam wieder
sank, nahm er das Laserfeuer um die Hälfte zurück.
Der Beowulf war ebenfalls
zurückgewichen und hinkte durch einen festgefahrenen Beinaktivator.
Adept Bills hielt die Stellung. Als Schakow die Infrarotortung
einsetzte, sah er den Raijin
ausgesprochen ungesund glühen. Die Maschine musste dicht vor der
automatischen Stilllegung stehen, aber er hatte keine Zeit, den
Adepten zu warnen.
»Zweiter Schlag, vierter Schlag, los!«
Als wäre Schakows Befehl das Zeichen gewesen, detonierte die
Raketenmunition des Raijin unter der
extremen Temperaturbelastung, der sie ausgesetzt war. Die Panzerung
an der rechten Rumpfseite der Maschine beulte sich aus, dann brach
sie auf. An einem Dutzend Stellen schlugen Flammen hervor. Interne
Explosionen schüttelten den Mech, der tanzte wie eine Marionette an
verhedderten Fäden. Da die mittelschwere Maschine über keine
zellularen Munitionslager verfügte, schlug die Explosionswelle
ungehindert durch den Rumpfinnenraum des Stahltitanen und
zertrümmerte den Fusionsreaktor. Als die Magnetflasche schwächer
wurde, wurden die orangeroten Flammen von goldenem Feuer beiseite
gedrängt - und die freigesetzte Nuklearreaktion verschlang Myomer
und Metall.
Mehrere endlose Sekunden hüllte ein langsamer Tod den Raijin ein, gerade lange genug, um Schakow sicher
sein zu lassen, dass Bills tot war. Dann flog das Kanzeldach davon
und der Adept schoss auf seinem Schleudersitz durch die Luft. Eine
goldene Flammensäule verfolgte ihn in den Himmel, als die
Fusionsreaktion endgültig freibrach und den Mech restlos
verzehrte.
Schakow war vom Verlust des Raijin so
konsterniert, dass er nur noch wortlos auf den Sichtschirm starren
konnte. Fast hatte er vergessen, dass er den Angriffsbefehl für
diese sorgfältig vorbereitete Falle gegeben hatte. Erst als die PPK
des Fang die komplette Schutzpanzerung
von der rechten Rumpfseite des Exterminator geißelte, wachte er aus dem Schock
auf. Er riss den Mech nach links, um dem Gegner frische Panzerung
zuzuwenden, noch während drei der großen Schneewehen erzitterten,
sich aufbäumten und in sich zusammenfielen.
Wie aus ihren Höhlen stürmende Raubtiere brachen neben dem
Garm und der Königskobra zwei schwere BurkePanzer aus dem Schnee. Am Westrand des
Industriehofs schob sich auf riesigen Panzerketten ein neunzig
Tonnen schwerer Challenger X aus einer
noch größeren Schneewehe, und sein Gaussgeschütz feuerte ins Heck
eines Taifun. Der sorgfältig über die
Maschinen gelegte Schnee hatte die Wärmesignatur der Reaktoren
verdeckt, die auf ein früheres Zeichen der vorgeschobenen
Beobachterin hochgefahren waren. Ihre Zielerfassungsysteme waren
abgeschaltet geblieben, sodass ein Milizionär, der ein Magnetecho
bemerkte, es ohne Bestätigung durch eine Aktivsensorsignatur als
Geisterbild abtat.
Jetzt waren ihre Feuerleitsysteme natürlich aktiv.
Die Dreifach-PPKs der Burkes
schleuderten gleißende Energie in tödlich peitschenden
Blitzschlägen, zerfetzten Panzerung und gruben sich mit
unerbittlichen Klauen in die BPM-Mechs. Der Garm verlor in einer brutalen Geschützsalve den
rechten Arm, hielt sich aber auf den Beinen. Dann drehte er um und
floh auf sicherere Distanz. Verflüssigtes Metall floss hinter ihm
über den Boden und dampfte in der nasskalten Luft.
Die Königskobra kam nicht so leicht
davon, nachdem sie bereits zuvor von Schakows Exterminator und Bills' Raijin angeschlagen worden war. Der künstliche
Blitzstrahl einer Teilchenschleuder bohrte sich exakt durch ihre
Rumpfmitte, spießte den Mech regelrecht auf und trat durch seinen
Rücken wieder aus. Goldenes Feuer brach in die Höhlung und glühte
durch breite Risse im Metall. Sekundenbruchteile später explodierte
der Kopf der Maschine, und ihr Pilot wurde von einem kurzen
Brennschub der Raketentreibsätze unter seiner Liege in den Himmel
geschleudert. Am Scheitelpunkt der Flugbahn entfaltete sich ein
Gleitschirm ähnlich dem, an dem Adept Bills hing. Die Königskobra sank auf die Knie und kippte nach
vorne. Der Mech schlug auf den Boden, gerade als der Fusionsreaktor
endgültig kollabierte. Der Mech flog auseinander, und die
Druckwelle reichte aus, den in der Nähe stehenden Burke vom Boden zu heben und aufs Dach zu
schleudern.
Der siebzig Tonnen schwere Taifun war
aus härterem Holz geschnitzt, und der Straßenkampfpanzer hätte den
Angriff mit dem Gaussgeschütz des Challenger
X überstehen können, hätte der nicht mit Autokanonenfeuer
und beiden Lasern nachgesetzt. Der Panzer hämmerte das Heck des
Taifun schrottreif und schaffte es
offenbar, die unter dem Rumpf liegende Antriebswelle zu
zertrümmern. Nach ein paar ruckartigen Bewegungsversuchen stoppte
das Gefährt endgültig. Die Zielerfassung wurde abgeschaltet, und
die Dachluke öffnete sich, um die Kapitulation der Besatzung
anzuzeigen.
Während sich all dies abspielte, rückten Schakows MechKrieger
wieder vor und ließen der geschockten Miliz keine Atempause. Der
Demipräzentor hielt den Daumen fest auf dem Laserabzug und feuerte,
so schnell die Waffen wieder aufladen konnten. Rubinrote Lanzen aus
gebündeltem Licht schlugen in die Seite des Fang und höhlten die Panzerung aus, fanden aber
keine entscheidende Schwachstelle. Der Beowulf jagte den zurückweichenden Nachtfalke am zertrümmerten Wrack der Königskobra vorbei und schnitt weitere Panzerung
aus dem Rücken des Miliz-Mechs, bevor der Pilot es schaffte, sich
hinter eine Schneewehe zu ducken und zu entkommen.
Der Fang wandte sich auch zur Flucht,
aber falls der MechKrieger im Cockpit glaubte, aus der Schneewehe
im Osten sei kein Panzer gekommen, weil sich keiner dort versteckt
hielt, konnte er jetzt nur entsetzt zusehen, als Schakow rief:
»Dritter Schlag, los!« Der gaussbewaffnete Dämon, der aus dem Schneeberg brach, schnitt dem
Mech den Rückzug ab.
Schakow schaltete auf einen offenen Kanal und hoffte, dass der
gegnerische Pilot zuhörte. »Fahren Sie den Mech runter oder es wird
teuer für Sie«, erklärte er und zog das Fadenkreuz auf die
Silhouette der Maschine.
Der Fang hatte nicht den Hauch einer
Chance zu entkommen. Der Miliz-MechKrieger schaltete ihn ab.
Zwischen zwei mit Gaussgeschützen bestückten Fahrzeugen gefangen
und ohne die Geschwindigkeit, die erforderlich gewesen wäre, ihnen
zu entgehen, entschied die Besatzung des verbliebenen Taifun, dass die Aufforderung auch ihr gegolten
hatte, und kapitulierte ebenfalls.
Während er Bills am Gleitschirm zu Boden kommen sah, rechnete
Schakow kurz nach. ›Keine Toten‹ und ›ein Mech‹ verloren gegen eine
Beute aus einem nagelneuen Taifun,
einem Fang und einer zerstörten
Königskobra.
»Mehrere hundert Tonnen moderne Technologie«, stellte er über eine
geschlossene Verbindung zum Rest Team Alphas fest. »Und die
Halbstarken hier wussten nichts damit anzufangen.« Es war wirklich
so, wie Jerome Blake es immer gesagt hatte: Technologischer
Fortschritt war kein Beweis für höhere Intelligenz.
Raymond Irelons raue Stimme drang so klar aus der Kommanlage, als
säße er neben Schakow im Cockpit. »Wenn du mit deiner
Selbstbeglückwünschung fertig bist, könnt ihr vielleicht mal Team
Gamma helfen.« Der Präzentor war in der Umlaufbahn geblieben und
arbeitete mit den Techs daran, das Kommunikationsnetz der Miliz zu
knacken.
Schakow wechselte auf eine Privatverbindung. »Ich lasse den
Südzugang nicht gerne mechfrei. Ich schicke den Challenger X und die Burkes.«
»Du solltest sie in einem Flankenmanöver nach Nordwesten führen«,
erwiderte Irelon. »Über einen weiteren Angriff aus Süden brauchst
du dir keine Sorgen zu machen.«
»Was weißt du, was ich nicht weiß?«
»Wie viel Zeit haben wir, Demi Schakow?«, knurrte Irelon. »Wir
haben die Satellitenverbindung der Miliz angezapft. Sie haben
Befehl, sich zurückzuziehen.«
»Wird auch Zeit, dass ihnen klar wird, sie haben hier draußen zu
wenig Truppen, um Snonomish Springs zurückzuerobern.« Aber warum
war Irelon dann besorgt? »Sie haben herausgefunden, dass ihre
Verstärkungen am Jasserpass festsitzen?«
»Donnerberg hat noch gar nicht begonnen. Demi Hassenjoul wartet
darauf, dass die letzten Nachzügler die Lawinenzone verlassen.«
Schakow konnte die Frustration in Irelons Stimme hören. »Die Miliz
hat soeben eine Nachricht von der LAS Robert
Kelswa erhalten.«
Das Kriegsschiff! Eine der beiden Korvetten, die Victors Einheiten
von York verscheucht hatten. »Wie lange, bis sie
eintrifft?«
»Bei Standardbeschleunigung etwa vier Tage. Sie hat keinen Kurs auf
Furillo angelegt. Es sieht aus, als wollte sie unseren Transporter
stoppen, aber wir werden längst weg sein, bevor sie nahe genug ist.
Wir haben einen Tag, dann verlassen wir den Planeten.«
Schakow nickte. Der Neurohelm auf den Schulterpolstern der
Kühlweste wirkte plötzlich furchtbar schwer.
»Ein Feuerwerk«, murmelte er leise, doch im Innern des Helms
hallten die Worte laut. Ȇber mangelnde Aufmerksamkeit brauchen wir
uns nicht zu beklagen.«