122 CESCA PERONI

Im Innern des Wasserschiffs kommunizierten Cesca und Jess mit weiteren Wentals, die sie aus einem anderen Nebel geholt hatten. Es überraschte Cesca noch immer, wie viele der elementaren Wasserwesen in dem alten Krieg auseinandergerissen und im All verstreut worden waren.

Plötzlich spürte sie Unruhe bei den Wentals - sie schienen erschrocken. Ein schmerzerfüllter Schrei ging durch das Gefüge des Universums.

Jess griff nach Cescas Schulter. »Ich weiß nicht, was es ist. Die anderen Nebel-Wentals ... etwas Schreckliches, Flammen ...« Sie hörten beide einen grässlichen mentalen Schrei. Wentals waren ermordet worden! Und sie wussten, dass die Faeros dahintersteckten.

Cesca sah und fühlte es im Geiste. »Sie wurden in eine Sonne gezogen.« Mehrere feurige Wesen hatten im Jonah-System einen Plumas-Tanker angegriffen - mit ihrem Vater und Caleb Tamblyn an Bord!

Wieder kam es zu einer Erschütterung im mentalen Äther. Eine viel größere Gruppe von Faeros griff woanders an: eine Streitmacht aus Tausenden und Abertausenden von Feuerkugeln.

»Charybdis!«, rief Jess mit wie gequält klingender Stimme. Cesca versuchte, nicht zu stöhnen, doch der stechende Schmerz schien überall zu sein. Ihr Vater, Charybdis, so viele Wentals...

Als hätten sich ihre Augen an einem fernen Ort geöffnet, sah Cesca ein brodelndes Meer, aus dem hier und dort leblose schwarze Felsen ragten. Sie erkannte die primordiale Welt, auf der Jess die ersten Wentals ausgesetzt hatte - Cesca war dort geheilt und verändert worden. Jene Welt, auf der sie und Jess geheiratet hatten.

Alle Meere auf Charybdis lebten und steckten voller Wental-Kraft. Als jetzt die vielen Faeros angriffen, türmten sich Wellen zu Verteidigungsformationen auf. Selbst die Wolken schienen sich zum Kampf zusammenzuballen.

Zornige Faeros erschienen, Dutzende erst, dann Hunderte und Tausende - sie alle waren wie kleine, gleißende Sonnen. Sie durchstießen die dichten Wolken, und Dampf schoss in alle Richtungen.

Als sich die Feuerkugeln dem Ozean näherten, wichen die Wentals erst zurück und brandeten den Angreifern dann entgegen, um sie aufzuhalten.

Die feurigen Wesen warfen sich in den Kampf. Wental-Wasser brachte zahllosen Flammengeschöpfen ein schnelles Ende, aber es kamen immer mehr vom Himmel herab, stürzten sich ins Meer und verdampften die lebenden Fluten. Gegen eine so überwältigende Streitmacht konnten die Wentals von Charybdis nicht bestehen. Alle Faeros im Universum schienen an diesem einen Angriff teilzunehmen.

Agonie griff nach Cescas Herz. Dies durfte nicht geschehen! Das Feuer der Faeros ließ immer mehr von dem lebenden Wasser auf Charybdis verschwinden. Die Wentals erstickten die Glut vieler Angreifer, doch so viele Feinde sie auch bezwangen - es fielen immer mehr Faeros vom Himmel.

Aus einem Reflex heraus ergriff Cesca Jess' Hand. Er drückte fest zu, und sie hieß diesen kleinen körperlichen Schmerz willkommen - er war nichts im Vergleich mit dem Schrecken auf Charybdis. Sie schrie.

Ihr Wasserschiff raste dem fernen Planeten entgegen, aber sie waren viel zu weit entfernt, um helfen zu können. Es würde Tage dauern, Charybdis zu erreichen. Während das flammende Chaos andauerte, versuchten Cesca und Jess zu verstehen, warum die Faeros mit solcher Entschlossenheit über die Wentals herfielen. Selbst die Wasserentitäten verstanden ihren Zorn nicht. Cesca weinte, und ihre Tränen verloren sich im lebenden Wasser. Als sie die letzten Momente des Angriffs auf Charybdis beobachteten, wurde das Nebelwasser in ihrem Schiff wärmer - und begann zu kochen.