73 TASIA TAMBLYN

Nachdem Admiral Willis bei Theroc eine Abfuhr erlebt hatte, steuerten immer mehr Roamer die Werften von Osquivel an und baten darum, dass ihre Schiffe modifiziert und mit Waffen ausgerüstet würden. Viele der Händler, die sich auf zukünftige Angriffe vorbereiteten, bildeten gut bewaffnete Spähtrupps und waren entschlossen, sich gegen jede Bedrohung entschlossen zur Wehr zu setzen.

Nikko Chan Tylars Hybridschiff erregte ziemliches Aufsehen, als es die Werften erreichte. Nachdem Nikkos Aquarius von Klikiss-Robotern über Jonah 12 abgeschossen worden war, hatte Jess Tamblyns Wasserkugel das Wrack aufgenommen, und die Wentals hatten neue Komponenten wachsen lassen. Der junge Mann brachte dringend benötigte hitzeresistente Dichtungen, Filter und widerstandsfähiges Gewebe von Constantine III und steuerte sein exotisches Schiff zu einem Andockring.

Als »militärische« Repräsentanten der Konföderation empfingen Tasia und Robb den Neuankömmling in der Kantine der Verwaltungsstation. Tasia wischte über den Tisch, auf dem brauner Staub lag. Wenn die Arbeiter nach jeder Schicht von den Asteroidenmühlen und Schmelzern hierherkamen, brachten sie Schmutz mit.

Denn Peroni setzte sich zu ihnen, warf einen Blick auf die Frachtliste der Aquarius und brummte anerkennend. »Das können wir alles gut gebrauchen. Es sind wichtige Teile für den Triebwerkskern des Sternenantriebs. Gut gemacht, Nikko. Ihre Eltern dürften sehr zufrieden sein.«

Nikko schlürfte Nudelsuppe aus einer großen Tasse, fügte heißes Öl hinzu und schlürfte erneut. »Ich weiß nicht, wo meine Eltern sind.«

Denn nickte mitfühlend. »Seit der Zerstörung von Rendezvous ist alles durcheinander. Wir versuchen, eine Datenbank aufzubauen. Inzwischen haben wir Zugang zu grünen Priestern auf mehreren Kolonien. Mit ihrer Hilfe können wir nach und nach feststellen, wo sich die bislang Vermissten befinden. Eine ziemlich komplizierte Angelegenheit.«

»Ich weiß bereits, was mit meinen Eltern passiert ist«, platzte es aus Nikko heraus. »Die verdammten Tiwis haben die Treibhaus-Asteroiden der Chans angegriffen, meine Eltern gefangen genommen und dann alle Habitate zerstört. Ich bin nur knapp entkommen.«

Denn schüttelte den Kopf. »Niemand weiß, wohin die gefangenen Roamer gebracht wurden. Es müssen Hunderte vom Hurricane-Depot und von Rendezvous sein, abgesehen von den Bewohnern der Treibhaus- Asteroiden.«

»Ich wette, es gibt irgendwo ein schreckliches Sklavenlager.«

Tasia lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Entspannen Sie sich, Nikko. Ganz so schlimm ist es nicht. Die Gefangenen befinden sich auf einer recht hübschen Kolonialwelt, einem früheren Klikiss-Planeten namens Llaro.« Nikkos mandelförmige Augen wurden größer. »Woher wissen Sie das?«

»Eine meiner Pflichten bei der TVF bestand darin, die Gefangenen dorthin zu bringen. Es ist kein grässlicher Planet. Ich hätte gleich daran denken sollen, aber es sind so viele verrückte Dinge geschehen. Auf Llaro gibt es keinen grünen Priester, und wir hatten weder Zeit noch ein Schiff, um eine Expedition dorthin zu schicken.«

Nikko sprang auf und verschüttete etwas von seiner Nudelsuppe. »Ich mache mich sofort mit der Aquarius auf den Weg! Können Sie mir die Koordinaten von Llaro nennen?«

»Einen Augenblick, so einfach ist das nicht«, sagte Tasia. »Auf Llaro sind Hunderte von Roamern interniert, und bestimmt wollen alle nach Hause. Wenn Sie nur Ihre Eltern abholen, geht es dort drunter und drüber.«

»Ich kann sie wenigstens wiedersehen!«

»Die Sache hat einen kleinen Haken. Ein TVF-Kontingent ist auf Llaro stationiert, mit der Aufgabe, die Gefangenen zu bewachen. Wer weiß, was dort seit dem Ende der Hanse geschehen ist?«

»Vielleicht weiß man auf jener Welt gar nichts von den großen Veränderungen«, sagte Robb.

»Wir können sie nicht einfach dort lassen!«, stieß Denn hervor. »Und wir hätten die Möglichkeit, dies für uns zu nutzen: Wir schicken nicht Nikkos Aquarius, sondern rüsten ein größeres Schiff aus, das alle gefangenen Roamer in die Freiheit zurückbringen kann.« Denn lächelte und schien sich die Anerkennung vorzustellen, die ihm diese Aktion einbringen würde. Tasia fragte sich, ob er wirklich in die Fußstapfen seiner Tochter treten und Sprecher werden wollte.

»Ich kenne die Llaro-Kolonie und fliege das Schiff«, sagte sie. »Wir bringen alle Internierten zu ihren Clans zurück.«

»Wir wissen nicht genau, wie die dortige Situation beschaffen ist«, gab Robb zu bedenken. »Wir glauben nur, dass uns auf Llaro einige gelangweilte Soldaten erwarten. Das Schiff sollte mit ausreichend Waffen ausgestattet sein. Für alle Fälle.«

Denn dachte darüber nach. »Nach all dem, was Sie beide für uns getan haben ... Sagen Sie, was Sie brauchen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie alles bekommen.«