20.) KOMM. NIE. WIEDER!!
Es gibt Menschen, da fragt man sich: Was denkt der sich dabei? Die Antwort ist meistens: Nichts. Anders ist das Verhalten dieser Menschen nicht zu erklären.
Ein Vertreter dieser Kategorie klingelte neulich – mal wieder - an meiner Tür. Seines Zeichens Inder und Chef von einem Rudel Gärtner, die die Gärten in unserer Wohnanlage pflegen sollen. Betonung liegt auf sollen.
Vor zirka vier Jahren hatte ich einen dieser Gärtner eingestellt. Ebenfalls Inder, rund 1,50 Meter groß und höchstens 25 Kilo schwer. „Mitleidsfaktor 300 Millionen Tausend“, um es mal mit meiner Tochter zu sagen.
Dummerweise verstand der Gute vom Gärtnern ungefähr so viel wie ich: nämlich nichts. Jede Pflanze, der ich mich auf weniger als zwei Meter Abstand nähere, ist dem Tode geweiht. Bei dem Gärtnerchen war es ähnlich. Obwohl er drei Mal die Woche kam und emsig im Garten herumwerkelte sah selbiger nach einen halben Jahr aus wie ein vergessener Friedhof nach einem sehr langen Sommer ohne Regen.
Einen gewissen morbiden Charme konnte man dem Ganzen nicht absprechen, aber schön war es nicht. Irgendwann rettete das Gärtnerchen auch der Mitleidsfaktor nicht mehr, und ich suchte einen neuen Gärtner. Selbstverständlich tat mir das Gärtnerchen sehr leid, also drückte ich ihm einen doppelten Monatslohn in die Hand und forderte ihn auf, seinen Chef zu mir zu schicken, wenn er Ärger kriegen würde.
Was für ein Fehler! Zwei Stunden später stand der Chef vor meiner Tür und verlangte Auskunft, wie ich seine Fachkraft so einfach rausschmeißen könne.
„Naja“, sagte ich, „weil es eben keine Fachkraft war, wie man an meinem Garten sehr gut sehen kann.“
Zum Beweis zeigte ich ihm den Garten, durch den er schritt wie ein beleidigter Gockel, dem gerade alle Hühner weggelaufen sind. Schließlich sagte er:
„Das versteh ich nicht, ist doch alles in bestem Zustand. Blüht und grünt.“
Dann machte er mir den großzügigen Vorschlag, dass er den Garten von nun ab persönlich pflegen würde. Und das fünf Mal die Woche! Und die Garage würde er auch noch täglich kehren! Das Ganze für die Hälfte des bisherigen Lohns! Auf die Idee, dass ich mir ein wenig verschaukelt vorkommen könnte, wenn er auf einmal für die doppelte Arbeit nur noch die Hälfte des Geldes wollte, kam er nicht.
Mir wurde dafür klar, dass wir beide niemals auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden und ich wollte ihn nur noch loswerden. Was nicht ganz einfach war, denn der Typ war genauso aufdringlich wie uneinsichtig. Also schlug ich in meiner Verzweiflung vor, er könne ja in einem halben Jahr wiederkommen und wenn ich dann mit dem neuen Gärtner nicht zufrieden sei, würde ich ihn anstellen.
Natürlich dachte ich, damit sei die Sache erledigt. Von wegen: Pünktlich nach einem halben Jahr stand er vor der Tür. Und seitdem jedes halbe Jahr. Neulich war es wieder so weit. Nichts kann den Mann von seinen halbjährlichen Besuchen abhalten. Weder der Hinweis auf die grüne Oase, die mein Garten mittlerweile ist, noch höfliche Hinweise, dass er nicht mehr kommen brauche oder sonst irgendwas. Vor einem halben Jahr habe ich ihn mit den Worten: KOMM. NIE. WIEDER!! schreiend verabschiedet. Ohne Erfolg.
Nun habe ich gewisse Hoffnung, dass die Ereignisse während seines letzten Besuchs mehr Wirkung zeigen: Ich hatte neben meinem eigenen Hund noch zwei Gasthunde, beide nicht klein, aber sehr friedlich - genau wie mein Hund, der mich schon erschreckt ansieht, wenn ihm ein Schmetterling zu nahe kommt. Aber wie bei Menschen, so gilt auch bei Hunden: gemeinsam sind sie stark. Während ich dem Gärtner also erklärte, dass ich ihn wirklich, wirklich nie mehr wiedersehen wolle, kläffte und knurrte es hinter der Haustür gewaltig.
Als ich entnervt zurück ins Haus wollte, muss ich irgendwie mal kurz nicht aufgepasst haben und „schwupps“, schon waren die Hunde draußen und wollten den Gärtner fröhlich begrüßen. Was dieser missverstanden haben muss, denn er rannte, als ginge es um sein Leben. Das wiederrum müssen die Hunde als Aufforderung verstanden haben, ihm zu folgen. Natürlich hätte ich sie sofort zurückrufen können, aber irgendwie hab ich mir gar nichts dabei gedacht, als sie so hinter ihm her über die Straße gejagt sind...