26.) „Hallo Geist!

 

Böse Geister, Hexen und Dämonen gibt es nicht. Oder etwa doch? In den Emiraten zumindest sind viele von der Existenz der bösen Mächte überzeugt. Die Maid einer Freundin war zum Beispiel glaubte so felsenfest, dass das Haus ihrer Arbeitgeber von bösen Geistern besessen war, dass sie gekündigt hat. Solche Geschichten hört man in Dubai öfter, besonders von den philippinischen Maids, die an so ziemlich alles glauben. Hauptsache: schön unwirklich.

 

Es gab auch schon Geschichten über Geister-Bäume, die auf einer Stelle standen, unter der vor über 100 Jahren der Körper eines Kameltreibers begraben wurde – dieser Tage eine begrünte Verkehrsinsel. Ängstliche Bewohner der umliegenden Straßen brachten immer wieder Opfergaben, um den guten Willen des angeblich nicht ruhenden Geistes zu erbitten.

Schließlich wollte das Verkehrsamt dem „fürchterlichen“ Treiben ein Ende setzen, was sich allerdings als schwierig erwies. Die eigenen Mitarbeiter weigerten sich, die Bäume zu fällen, da – nochmal angeblich - der Fahrer eines Baggers auf der Stelle starb, als er sich den Bäumen auch nur näherte.

 

Und dann gibt es noch den „Haunted Palace“ in Ras Al Khaimah (RAK). Alle Geschichten über den Palast beginnen mit den Worten: "Wenn du den Palast suchst, brauchst du keine Wegbeschreibung, er findet dich.“

 

Jeder der jemals da war, bestätigt dies – was wohl daran liegt, das Ras Al Khaimah klein und der Palast riesig ist. 500 Millionen Dirhams (rund 100 Millionen Euro) hat der Bau des bescheidenen Eigenheims seine Besitzer – Mitglieder der RAK-Königsfamilie - vor knapp 25 Jahren gekostet. Viel Freude hatten sie an den eigenen 4000 Wänden allerdings nicht, sie zogen nach ein paar Monaten wieder aus. Angeblich war der Palast von bösen Geistern besessen, die nachts Möbel durch die Gegend warfen. Außerdem, so klagten die Palastbewohner, war die Privatsphäre gestört, da in der nächtlichen Finsternis immer mal wieder Kindergesichter durch die Palastfenster geschaut hätten. Dies alles passierte vor über 20 Jahren.

 

Seitdem steht der Palast verlassen in der Gegend herum. Leer ist das Haus aber deswegen noch lange nicht - so berichten zumindest die Anwohner der benachbarten Häuser. Gleich ein ganzer Stamm von bösartigen „Jinns“ – arabischen Dämonen oder Genies, die Menschengestalt annehmen können – soll auf dem Gelände und im Haus wohnen. Sobald es dunkel wird, schreit Mama Jinn sich die Seele aus dem Leib und die Kinder-Jinns schmeißen die Möbel, die die Besitzer auf ihrer „Flucht“ zurückgelassen haben, durch die Gegend. Mal eine ganz andere Art von Miet-Nomaden.

 

Ziemlich real sind allerdings die zahlreichen Besucher, die jedes Jahr den „Haunted Palace“ besichtigen. Es sind vorwiegend Expats auf der Suche nach dem Besonderen, die dem vereinsamten Sicherheitsbeamten am Eingang 20 Dirhams in die Hand drücken und einen Gang durch die Hallen wagen. Nach Aussagen von Besuchern leben die „Jinns“ nicht schlecht: Wände und Decken sind aufwendig verziert, die Möbel zwar über den ganzen Palast verstreut, aber dennoch gut in Schuss, und Platz genug gibt es auch.

 

Sehen würde ich den Palast auch gerne mal, aber ich glaube, ich spare mir den Besuch auf, bis meine Kinder das erste Mal einen Horrorfilm sehen möchten – danach sind wir mit dem Thema bestimmt durch.