Kapitel V
Sie hatten keine Klingel. Das Haus war unverputzt und das letzte Zimmer noch nicht fertig. Im Sommer gelangte ich, weil es noch keine Treppe gab, über ein schiefes Brett hinein, drinnen lehnte eine alte Leiter an der Mauer, weitere Bretter lagen kreuz und quer. Immer wieder verletzte ich mich an einem der rostigen Nägel, die krumm aus dem gesplitterten weißen Holz ragten, ich war einfach zu ungeduldig, in den leeren Fensterdurchbruch zu klettern. Nur ich stieg hinauf, Jeni kniete unten und flocht sich einen dünnen Zopf ins Haar, der auch gleich wieder aufging. Ich beneidete sie um die Locken über der Stirn und an den Schläfen und war froh, dass sie viel zu dicke Lippen hatte.
»Hast du ihn gesehen?«, fragte sie, sobald ich mich hingesetzt hatte, und dann erzählte ich von Mihai.
Darauf erzählte sie von Mircea, was ich von vornherein ziemlich langweilig fand, aber über mich ergehen ließ. »Meinst du, der ist jetzt noch mit Lidia zusammen?«, fragte sie mich.
Ich hatte keine Ahnung, mit wem Mircea gerade zusammen war, aber ich zwang mich, entsprechende Überlegungen anzustellen, wobei ich mir insgeheim meine Gleichgültigkeit vorwarf. »Das glaube ich nicht, wie ich ihn kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass er sie mag … Aber die Jungs sind ja anders …«
»Auch wenn da etwas war, ich glaube, das ist vorbei, Lidia ist auch mit Silviu gegangen, als sie mit Mircea zusammen war, vielleicht hatte sie auch mit beiden was …«, fiel mir Jeni ins Wort.
»Vielleicht gerade deshalb …«, antwortete ich in der Hoffnung, das habe sie hören wollen, aber sie redete erst recht weiter, ärgerlich, weil ich sie nicht hatte ausreden lassen: »Weißt du, er hat sich sehr verändert, als Mircea mit mir befreundet war, da hat er sich ganz anders benommen, das hat mir auch Crăiţa gesagt … Crăiţa hat ihn betrunken aus dem Restaurant kommen sehen …«
Ich wollte gar nicht daran denken, dass auch sie langweilig finden könnte, was ich erzählte, der Gedanke war mir dermaßen unangenehm, dass ich versuchte, an etwas anderes zu denken. Eine Spinne war an meinem Bein hochgekrochen, ich warf sie auf den staubigen Boden und sprang hinterher, um sie totzutreten.
»Komm her, damit ich das abklopfe, du hast dein Kleid ganz schmutzig gemacht … Wieso setzt du dich auch überall hin?«, rief Jeni.
Ich zuckte die Schultern. »Na los, klopf es ab«, sagte ich und ging zur Strafe dann sofort nach Hause.
Eigentlich konnte ich meine Hausaufgaben gar nicht schnell genug erledigen, um wieder zu Jeni zu gehen.
Mutter ärgerte sich darüber. »Wieso haben die ein Haus gebaut«, fragte sie mich, »wo sie doch nur ein Gehalt haben und ihre Mutter zu Hause sitzt? Und was hat denn die Jeni da für einen Luxus?«
Ich mochte es nicht, wenn sie so über Jeni redete, und dachte mir, was das denn für ein merkwürdiges Wort war, Luxus, wie der Name eines alten Kinos. Ich ärgerte mich eigentlich nur, weil ich nicht auch zur Schneiderin musste, zur Anprobe. Mir nähte Mutter die Kleider nach Feierabend, mit Jeni aber ging ich zur Schneiderin und wartete in einem dunklen Vorzimmer, wo auf einem Gasherd mit zwei Brennern ständig Essen köchelte und ich einen großen Hund aus Gips auf einem dreibeinigen Tischchen betrachten konnte.
»Komm rein«, rief Jeni von der Tür her. »Na, was meinst du?«
Die Schneiderin kniete mit Stecknadeln im Mund vor ihr und steckte den Saum ab.
»Lass es kürzer machen«, sagte ich.
»Ich mag es nicht so kurz wie du. Wenn du dich bückst, kann man alles sehen«, sagte Jeni.
Mit verkniffenen Augen und gespitzten Lippen betrachtete sie sich im Spiegel, diesen Gesichtsausdruck hatte sie nur, wenn sie sich im Spiegel betrachtete, wahrscheinlich versuchte sie so zu sein, wie sie es gern gehabt hätte, dann vergaß sie es aber wieder.
»Deine Sache«, gab ich zurück.
Jeni hat dicke Beine, deshalb trägt sie nicht gern kurz, dachte ich zufrieden; und nach einer Weile fragte ich: »Bleiben wir noch lange? Ich muss gehen, Onkel Biţă könnte heute Abend aus Bukarest kommen …«
*
»Was schwatzt ihr denn dauernd, ihr Mädchen? Hausaufgaben habt ihr wohl keine, Prüfungen auch nicht … Das Abitur steht vor den Tür«, sagte Onkel Ion, als er aus dem Schlafzimmer an den Tisch unter dem Birnbaum kam, die dampfende Kaffeekanne in der einen und einen Stapel Notizzettel in der anderen Hand. Vielleicht ahnte er, dass ich über Mihai gesprochen hatte. Jeni errötete.
»Bleib sitzen, geh bloß nicht«, raunte ich ihr zu und beobachtete feindselig den leicht zur Erde gebeugten Gang des Onkels. In diesen Augenblicken mochte ich Jeni ganz besonders.
Am allermeisten mochte ich sie eigentlich, wenn ich mich mit Mihai traf und wusste, dass ich danach schnell zu ihr laufen würde, um ihr davon zu erzählen. Wir gingen zusammen in den Gemüsegarten, von hier sah man über den verkrüppelten Pflaumenbäumen die ersten Wohnblocks im Rohbau. Warm roch es nach Unkraut und aufgeheizter Erde und nach dem Klo aus grauen Brettern hinter dem Maschendrahtzaun. Ich versuchte nicht hinzusehen, nahm kleine Klumpen trockene Erde in die Hand, die ich beim Reden mit den Fingern knetete, bis die Hände schmutzig waren, dann wischte ich sie mit Tomatenblättern ab. Wenn ich die Blätter zerdrückte, kam eine seltsame Freude in mir auf. Dann schwieg ich und versuchte mich zu erinnern, das war sehr schwer, als wäre die Erinnerung vom Schlaf umnebelt, schließlich wusste ich, so säuerlich hatte der schattig kühle Morgen des ersten Herbsttages gerochen, als ich zur Hochzeit einer Puppe eine Speise aus grünen Tomaten gekocht hatte.
»Weißt du, ich glaube, es gibt gar keine Liebe …«
Jeni hörte mir mit hochgezogenen Brauen zu und wusste nichts zu antworten. Damit ich das Bretterklo nicht zu sehen brauchte, betrachtete ich angestrengt den Pflaumenbaum, der seine rostfleckigen Blätter abwarf. Ich war sehr traurig, es war bald zwei Monate her, seit ich mich von Mihai getrennt hatte. Es hatte eine Zeit gegeben, da war ich überzeugt, dass ich mit ihm nie würde Schluss machen können, und später wunderte ich mich, dass ich jemals so etwas hatte denken können.
Es fiel mir immer schwer, mich von Jeni zu verabschieden, ich redete in einem fort, auf dem Heimweg und dann vor dem Tor, wo wir jede an einem Pfosten lehnten. Wenn ich mit dem Erzählen durch war, überkam mich ein unangenehmes Gefühl, nicht weil es zu Ende war, nur war mir etwas entglitten, ich hatte ihr nicht alles gesagt und wollte von vorn anfangen, dabei wiederholte ich mich wohl, denn Jeni sagte: »Ja, das weiß ich, du hast es mir schon gesagt, er hat gesagt, so geht es nicht weiter …«
Dann tat es mir leid, dass ich nichts mehr zu erzählen hatte und die Worte ähnlich klangen wie in den Filmen, die ich gesehen hatte. Wir begannen den Mast mit dem Halteschild zu umkreisen, hier hielt der Bus, mit dem Onkel Ion aus der Schule kam.
»Wir machen nur noch eine Runde, ich muss gehen«, sagte Jeni, und manchmal, wenn ich ganz und gar nicht ohne sie zurechtkam, begleitete ich sie langsam nach Hause.
*
»Schau mal, so geht es nicht weiter«, sagte Mihai damals, das Reden fiel ihm sehr schwer, anders als sonst. »Wenn du nicht wärst, wie du bist, wäre auch ich anders …«
Wir standen unter einem Maulbeerbaum, und ich zertrat die überreifen schwarzen Beeren, die vom Baum gefallen waren. Hin und wieder streckte ich die Hand aus, kriegte aber nur selten eine noch rote zu fassen, die mir den Mund zusammenzog. Ich aß sie mitsamt Stiel, sie knackte zwischen den Zähnen, und ich spürte ihren Geschmack wie von Gras.
»Ist ja gut«, antwortete ich, »wenn wir schon Schluss machen, wieso bist du dann immer noch böse?« Und ich nahm die Schultasche in die andere Hand. Ich war zufrieden mit dem, was ich ihm gesagt hatte. Am allerwichtigsten schien mir, dass er festgestellt hatte, dass ich bin, wie ich bin. Wie er den Kopf so hält, sieht er aus wie ein Vogel, dachte ich und war sicher, dass ich mir nichts aus ihm machte. Auch er zerquetschte die eine oder andere schwarze Maulbeere unter der Schuhsohle und schwieg, er war so nahe, dass ich hin und wieder seinen säuerlichen Atem spürte.
Ein schwerer LKW fuhr zu der Baustelle am Ende der Straße, lachend rief der Fahrer uns durchs offene Fenster etwas zu, wahrscheinlich nur mir. Die Schuluniform klebte mir an der Haut, die heiße Luft nahm mir den Atem, ich konnte vor lauter gleißendem Licht die Augen nicht offen halten und kaum erwarten, dass es bald ein Ende nahm. Nur im ersten Moment, als er sagte: »Schau mal, so geht es nicht weiter«, war ich erschrocken, dann fand ich mich merkwürdig schnell mit der Leere ab, die ich kommen sah, wenn wir uns trennen würden. So etwas war mir noch nicht passiert, und ich war gespannt, wie es sein würde.
»Was ist los, wieso kommst du nicht zum Essen?«, fragte Mutter, als sie sah, wie ich die Schultasche hinter den Stuhl im Schlafzimmer schleuderte.
»Ich habe mit Mihai Schluss gemacht«, antwortete ich.
Ich zog mich aus und legte mich ins Bett. Mutter sagte nichts weiter, entweder hatte sie mich nicht gehört, oder sie glaubte mir nicht, ich hatte schon mal gesagt, ich hätte mit Mihai Schluss gemacht, wenn sie böse waren, weil ich mich in der Stadt verspätet hatte. Ich war froh, im Schlafzimmer allein zu sein. Jeni hatte ihr eigenes Zimmer, obwohl ihr Haus noch nicht fertig war, sie konnte nachts lesen, ich musste mit meinem Buch in die Sommerküche ziehen. Ich hörte, wie im Flur der junge Vermieter Mutter beschimpfte, gleich darauf schlief ich ein. Nachmittags, als ich erwachte, war es sehr still, ein leichter Wind war aufgekommen. Ich wusste nichts mit mir anzufangen und ging zu Jeni, um ihr alles zu erzählen, wie das aber morgen, übermorgen, in einer Woche sein würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Und unterwegs wurde mir plötzlich klar, dass es aus war mit Mihai, es wurde mir so klar, dass ich am liebsten auf der Stelle losgeheult hätte. Ich ging und spürte, wie ein riesiger Knoten in meiner Kehle schwoll, den ich beim besten Willen nicht hinunterschlucken konnte, meine Augen quollen immer wieder über vor Tränen, aber ich hielt das Weinen zurück, um möglichst bald bei Jeni zu sein.
*
Jeni kannte ich so gut, dass ich im Voraus wusste, wie sie angelaufen kommen würde, um mir aufzumachen, in einem Morgenrock ihrer Mutter, offen, viel zu blumig und zu weit, wie sie ihre Haare zurückband, wobei sie, die Spangen im Mund, ihre Stirnlocken frei fallen ließ, wie sie barfuß durchs Haus lief. Ihre Schrift war mir ebenfalls vertraut, denn wir saßen seit drei Jahren in einer Bank. Sie schrieb schneller als ich, wenn ich zurückblieb, schaute ich bei ihr ab, und aus irgendeinem Grund begann ich nach einer gewissen Zeit, einige ihrer Buchstaben zu kopieren. Ich wollte sie genauso schreiben, und später, als wir uns schon Jahre nicht mehr gesehen hatten, schrieb ich sie immer noch so. Ich weiß auch, wie Jeni aussah, wenn sie ihre Hausaufgabe aufsagte – sie hielt den Kopf steif gereckt, sprach schnell und gleichmäßig, und wenn die Lehrerin ihr dazwischenredete, sah sie mit ihren runden blauen Augen sehr verwundert drein und fuhr fort, als wäre nichts gewesen. Sie hatte ein fabelhaftes Gedächtnis und wurde nicht müde, aufzusagen, was sie gelernt hatte. Im Brustton der Überzeugung, dass etwas schon allein deshalb wichtig war, weil sie es kannte, betete sie es her. Besonders merkwürdig erschien mir, dass die anderen wohl auch etwas daran fanden, während ich es nicht mehr ertragen konnte.
Es gab eine Zeit, da lauerte ich, wenn sie zur Tafel gerufen wurde, gespannt auf ihre Aussetzer, um ihr vorzusagen. Jetzt aber betrachtete ich den Balkon des Hauses gegenüber, mit Blumenkästen voll blühender Petunien und einem rostigen Fallrohr, das quer über die ganze Hauswand lief, ich kannte das zur Genüge, den Balkon, die Stimme, das Fallrohr und wie Jeni die Hausaufgabe aufsagen würde, so gut kannte ich es, dass ich alles gegeben hätte, aufstehen und aus der Klasse laufen zu können. Das ging aber nicht, und jeden Morgen kam ich zurück auf dieselbe Schulbank, in die ich meinen und Mihais Namen eingeritzt hatte und das Datum unserer Trennung, 17. Mai. Wenn ich durch die Tür trat, war Jeni als Einzige schon da.
»Was machst du denn?«, fragte sie. »Wieso bist du gestern Abend nicht mehr vorbeigekommen?«
Bis dahin hatte ich noch die Hoffnung auf etwas Angenehmes gehabt, wie etwa den morgendlichen Schulweg vergangener Zeiten, als wir mit dem Erzählen nicht fertig wurden, bis der Lehrer in die Klasse kam, jetzt aber reckte sich nur noch Jenis Arm fordernd in die Höhe. Die kann echt nicht genug kriegen von ihrer Wichtigtuerei, sagte ich mir und zählte dann im Kalender die Tage bis zur Aufnahmeprüfung.
Nicht nur von ihr wusste ich alles, sondern auch von mir, ich war mir von vornherein sicher, was ich sagen und tun würde, wenn ich zu Jeni ging. Ich wartete in ihrer großen Sommerküche, die im Winter Jenis Zimmer war, mit Flickenteppichen auf dem Fußboden und einer vor lauter verchromten Rohren blitzenden Küchenmaschine, und aß das Kompott, das mir ihre Mutter brachte.
»Komm, ich zeige dir, was ich mir noch habe machen lassen«, sagte Jeni und öffnete den Kleiderschrank.
Oder sie brachte eine schon etliche Jahre alte Zeitschrift aus dem Modeatelier, das in einem Block am Korso eröffnet hatte und wo ihr Vater als Leiter eingesetzt worden war. Wir saßen auf neuen, leichten Plastikstühlen im Garten und blätterten darin, während die Raupen, es waren sehr viele in jenem Jahr, langsam an den Metallbeinen heraufkrochen.
Hausaufgaben machten wir immer noch gemeinsam und einigten uns auch darauf, dies oder jenes links liegen zu lassen, allerdings bekam sie manchmal einen Punkt mehr als ich. Seltsam, solange ich mit Mihai zusammen war, hatte mich das nie gestört, jetzt aber wurmte es mich auf einmal. Zwar sagte ich mir dauernd, es müsste mir egal sein, dennoch ging es mir auf die Nerven und ich merkte, wie ich mich freute, wenn Jeni im Unterricht durcheinandergeriet und ich ihr beisprang, um die Schadenfreude erst recht auszukosten.
Jetzt hätte ich ihr beim besten Willen nichts mehr über Mihai erzählen können, sie war mit ihrer Geschichte mit Mircea durch und organisierte dauernd irgendwelche Pionierversammlungen. Plötzlich merkte ich, dass ich seit fast drei Jahren mit niemandem gesprochen hatte, der mir etwas bedeutete, außer mit ihr. Es war, als käme ich nach einer Krankheit oder aus dem Urlaub wieder und betrachtete alle um mich herum mit Wohlwollen und Nachsicht.
Vielleicht ging es ihr genauso, denn sie steckte die meiste Zeit mit Crăiţa zusammen. Und nach dem Abitur beschlossen sie, ein paar Tage ans Meer zu fahren. Immerhin kam Jeni an dem Morgen vor der Abfahrt zu mir.
»Es ist noch ein Platz im Auto«, sagte sie im Gehen von der Tür her. »Willst du nicht mitkommen?«
Natürlich war nun keine Zeit mehr, um Mutter und Onkel Ion zu überzeugen und auch noch zu packen. Das wusste sie nur zu gut, sie hätte sich die Frage auch sparen können.
»Ich glaube, es hat gar keinen Sinn zu fragen«, antwortete ich, wobei ich über ihre Schulter hinweg durch die offene Tür in den Hof sah. »Sie sind auch gerade knapp bei Kasse …«
»Ich bitte dich«, lachte sie, »wieso sollten die knapp bei Kasse sein, bei zwei Gehältern … Ich habe nie begriffen, wie ihr so wohnen könnt bei dem Gezänk mit dem Vermieter, wieso ihr nicht ein Haus baut wie wir, wo doch nur mein Vater Gehalt kriegt …«
»Du begreifst so manches nicht«, schrie ich sie an, »aber ihr kriegt ja immer alles hin …«
Ich habe ihr auch sonst noch einiges gesagt, und sie mir dann auch. Ich begann zu zittern vor Erregung, mich fror, und dann habe ich ihr das letzte Buch zurückgegeben, das sie mir geliehen hatte, und sie ist nach Hause gegangen.
*
»Seltsam«, sagte Mihai, als wir im Herbst vor der Aufnahmeprüfung auf der Hafenmauer spazieren gingen. In keinem anderen Jahr hat es einen so langen Herbst gegeben, jeden Abend war Nebel und Rauch im Hafen, wo er mich erwartete.
»Seltsam, Jeni hat dich immer kopiert, ihr wart unzertrennlich, wahrscheinlich weil du es bequem fandest – als wärst du mit dir selbst zusammen.«
Ich wusste, dass es nicht so war, aber ich sagte nichts, ich schwieg und fand es besser, als wenn er sonst etwas gesagt hätte. Manchmal traf ich Jeni noch zufällig, dann gingen wir zusammen einen Kaffee trinken und sprachen über die Mitschüler, die Lehrer und die Feten in der Stadt. Dann zahlte jede ihren Teil, und wenn wir aufstanden und gingen, versuchte ich zwar, nicht mehr daran zu denken, aber lieber wäre es mir gewesen, ich hätte ihr nichts erzählt, nie.