29
Albert klopfte an die Schlafzimmertür, als Tuppence »Herein« rief, öffnete er sie und streckte den Kopf ins Zimmer.
»Die Dame, die schon mal da war«, sagte er. »Miss Mullins. Sie möchte Sie gern einen Augenblick sprechen. Soviel ich verstanden habe, handelt es sich um den Garten. Ich habe gesagt, Sie wären im Bett und ich wüsste nicht, ob Sie heute empfangen.«
»Wie gewählt Sie sich ausdrücken, Albert«, sagte Tuppence. »Na gut: Ich empfange.«
»Ich wollte Ihnen gerade den Kaffee bringen.«
»Bringen Sie ihn ruhig und eine zweite Tasse. Das ist alles. Er reicht doch für zwei?«
»O ja, Madam!«
»Fein. Bringen Sie ihn rauf und stellen Sie ihn dort auf den Tisch. Dann holen Sie Miss Mullins.«
»Und Hannibal?«, fragte Albert. »Soll ich ihn mitnehmen und in die Küche sperren?«
»Er mag nicht in die Küche gesperrt werden. Nein! Führen Sie ihn ins Badezimmer und schließen Sie hinter ihm die Tür.«
Hannibal, der diese Behandlung als beleidigend empfand, ließ sich nur unwillig von Albert ins Bad schieben. Als sich die Tür hinter ihm schloss, bellte er ein paar Mal laut und wütend.
»Sei still!«, rief Tuppence. »Sei still!«
Hannibal fand sich bereit, das laute Bellen einzustellen. Er legte sich hin, streckte die Vorderpfoten aus und gab lang gezogene Grolltöne von sich.
»Ach, Mrs Beresford«, rief Miss Mullins beim Eintreten, »es tut mir so leid, wenn ich störe, aber ich dachte, Sie würden sich vielleicht gern mal dieses Gartenbuch ansehen. Es enthält viele Vorschläge, was man jetzt pflanzen soll. Auch ein paar sehr seltene und ausgefallene Sträucher werden erwähnt. Übrigens wachsen sie in diesem Boden sehr gut, obwohl manche Leute behaupten… Oh, wie reizend! Ja, ich trinke gern eine Tasse Kaffee. Bitte, darf ich Ihnen einschenken? Wenn man im Bett liegt, ist das immer so umständlich. Ich dachte, vielleicht – « Miss Mullins sah zu Albert auf, der ihr zuvorkommend einen Stuhl heranrückte.
»Ist es Ihnen so recht?«, fragte er.
»Ja, danke, sehr schön. Du meine Güte! Hat es eben nicht geklingelt?«
»Wird wohl der Milchmann sein«, sagte Albert. »Oder der Bote vom Laden. Es ist sein Vormittag. Wenn Sie mich bitte entschuldigen.«
Er verließ das Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Hannibal knurrte wieder.
»Das ist mein Hund«, erklärte Tuppence. »Er nimmt es übel, dass er uns nicht Gesellschaft leisten darf, aber er macht zu viel Lärm.«
»Nehmen Sie Zucker, Mrs Beresford?«
»Ein Stück, bitte.«
Miss Mullins goss Kaffee ein. Tuppence sagte: »Keine Milch.«
Miss Mullins stellte die Tasse neben Tuppence ab und schenkte sich dann selbst ein.
Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht, versuchte sich an einem Tisch festzuhalten und landete mit einem Schreckensruf auf den Knien.
»Haben Sie sich wehgetan?«, fragte Tuppence.
»Nein, nein, aber ich habe eine Vase zerbrochen. Ich bin mit dem Fuß hängen geblieben. Wie ungeschickt von mir. Und Ihre schöne Vase ist kaputt. Ach, meine liebe Mrs Beresford, was müssen Sie von mir denken. Oh, glauben Sie mir, es war ein reines Versehen.«
»Aber natürlich«, sagte Tuppence freundlich. »Zeigen Sie mal her! Das ist nicht so schlimm. Es sind nur zwei Stücke. Die können wir wieder kitten. Den Sprung wird man kaum merken.«
»Es ist mir trotzdem schrecklich peinlich«, sagte Miss Mullins. »Sicher fühlen Sie sich nicht sehr wohl und ich hätte nicht kommen sollen, aber ich wollte Ihnen unbedingt erzählen…«
Hannibal begann wieder zu bellen.
»Der arme kleine Hund«, sagte Miss Mullins. »Soll ich ihn rauslassen?«
»Lieber nicht. Manchmal ist kein Verlass auf ihn.«
»Oh! Hat es schon wieder geklingelt?«
»Nein«, sagte Tuppence, »das ist das Telefon.«
»Soll ich vielleicht abnehmen?«
»Nein, das macht Albert. Wenn er mich braucht, gibt er Bescheid.«
In diesem Fall nahm Tommy unten den Hörer ab.
»Hallo?«, sagte er. »Ja? Aha, ich verstehe. Wer? Hm – ja. So, einer von der Gegenseite? Ist das sicher? Ja. Wir sind auf alles vorbereitet. Vielen Dank.«
Er legte den Hörer auf und sah Mr Crispin an.
»Eine Warnung?«, fragte der.
»Ja.«
Tommy sah ihn immer noch unverwandt an.
»Manchmal ist es schwer zu wissen, wer der Freund und wer der Feind ist, nicht wahr?«
»Manchmal erfährt man es auch zu spät. ›Tor des Schicksals, Höhle des Unglücks‹«, sagte Tommy.
Mr Crispin betrachtete ihn überrascht.
»Entschuldigen Sie«, sagte Tommy, »aus irgendeinem Grund haben wir uns angewöhnt, andauernd Gedichte zu zitieren.«
»Das ist doch Flecker? Aus Die Tore von Bagdad oder ist es Die Tore von Damaskus?«
»Ach, kommen Sie doch mit nach oben«, sagte Tommy. »Tuppence ruht sich nur aus. Sie ist weder krank noch sonst was. Nicht mal einen Schnupfen hat sie!«
»Ich habe Kaffee raufgebracht«, meldete Albert, der plötzlich auftauchte. »Und noch eine zweite Tasse für diese Miss Mullins, die mit einem Gartenbuch oder einem Katalog bei ihr ist.«
»Hm, ja«, sagte Tommy. »Es läuft wie am Schnürchen. Wo ist Hannibal?«
»Den habe ich ins Bad gesperrt.«
»Haben Sie die Tür sehr fest zugemacht? Sie wissen ja, dass er es nicht mag.«
»Nein, Sir. Ich habe es genau nach Ihren Anweisungen erledigt.«
Tommy ging die Treppe hinauf, gefolgt von Mr Crispin, klopfte leise und trat ein. Im Bad bellte Hannibal noch einmal wütend los, dann sprang er gegen die Tür, das Schloss schnappte zurück, und er schoss ins Zimmer. Er warf einen Blick auf Mr Crispin und stürzte sich mit voller Wucht und wütendem Knurren auf Miss Mullins.
»Oje!«, rief Tuppence. »Oje!«
»Braver Hund, Hannibal«, lobte Tommy. »Braver Hund! Finden Sie nicht auch?«
Er sah Mr Crispin an.
»Er kennt seine Feinde, nicht wahr? Und Ihre Feinde.«
»Oje!«, rief Tuppence noch einmal. »Hat Hannibal Sie gebissen?«
»Ziemlich unangenehm«, antwortete Miss Mullins, stand auf und warf einen wütenden Blick auf Hannibal.
»Es ist schon das zweite Mal, nicht wahr?«, fragte Tommy. »Er hat Sie bereits aus dem Pampasgras gejagt.«
»Ja, er kennt seine Leute«, meinte Mr Crispin. »Das musst du doch zugeben, liebe Dodo? Wie lange wir uns nicht mehr gesehen haben, was, Dodo?«
Miss Mullins blickte von Tuppence zu Tommy und dann zu Mr Crispin.
»Oder heißt du jetzt Mullins«, fragte Crispin. »Tut mir leid, ich bin nicht ganz auf dem Laufenden. Bist du verheiratet oder nennst du dich nur so?«
»Ich bin Iris Mullins. Das war ich immer schon.«
»Ach, ich dachte, du wärst Dodo. Ich kenne dich nur als Dodo. Tja, meine Liebe, ich glaube… So nett es ist, dich wiederzusehen, so sollten wir jetzt rasch gehen. Trink deinen Kaffee aus! Es ist Ihnen sicher recht, Mrs Beresford? Es war mir eine Freude, Sie kennen zu lernen. Nur, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, trinken Sie Ihre Tasse lieber nicht aus.«
»Ach, lassen Sie mich Ihnen die Tasse abnehmen.«
Miss Mullins drängte sich vor. Im selben Augenblick stand Crispin zwischen ihr und Tuppence.
»Nein, liebe Dodo«, sagte er, »das würde ich lassen. Die Tasse möchte ich gern haben. Sie gehört ins Haus, weißt du, und natürlich wäre es reizvoll, den Inhalt genau analysieren zu lassen. Vielleicht hast du etwas mitgebracht, wie? Es ist so leicht, ein Pülverchen hineinzutun, wenn du die Tasse einer Kranken – oder sagen wir –, der nicht so kranken Mrs Beresford reichst.«
»Ich habe nichts getan, bestimmt nicht! Oh, bitte, rufen Sie den Hund zurück!«
Hannibal gab zu erkennen, dass er sie gern die Treppe hinuntergejagt hätte.
»Er möchte Sie hinausbegleiten«, sagte Tommy. »Das ist eine Eigenart von ihm. Am liebsten beißt er die Leute, wenn sie durch die Haustür treten. Ah, Albert, da sind Sie! Ich hatte gehofft, dass Sie vor der anderen Tür stehen würden. Haben Sie zufällig bemerkt, was passiert ist?«
Albert blickte durch die Tür zum Ankleidezimmer herein.
»Ich habe es genau gesehen. Ich habe sie durch den Spalt bei der Türangel beobachtet. Ja. Sie hat was in die Tasse getan. Sehr geschickt. Fast wie ein Zauberkünstler, aber ich habe es bemerkt!«
»Ich begreife nicht, was Sie wollen«, sagte Miss Mullins. »Oh, jetzt muss ich aber gehen, wirklich! Ich habe eine Verabredung. Es ist sehr wichtig.«
Sie schoss aus dem Schlafzimmer und rannte die Treppe hinunter. Hannibal blickte auf und raste hinterher. Mr Crispin sah keineswegs feindselig aus, machte sich aber ebenfalls eilig an die Verfolgung.
»Hoffentlich ist sie eine gute Läuferin«, meinte Tuppence, »sonst holt Hannibal sie ein. Na, haben wir nun einen guten Wachhund oder nicht?«
»Tuppence, das eben war Mr Crispin, den uns Mr Solomon geschickt hat. Er kam gerade im richtigen Augenblick, nicht wahr? Ich glaube, er hat sich im Hintergrund gehalten, um abzuwarten, was geschehen würde. Übrigens, pass auf die Tasse auf und schütte den Kaffee nicht weg! Wir müssen eine Flasche suchen und ihn abfüllen. Er soll untersucht werden, damit wir erfahren, was Miss Mullins hineingetan hat. So, und dann zieh deinen schönsten Morgenrock an, Tuppence, und komm ins Wohnzimmer hinunter. Heute gibt’s vor dem Mittagessen einen Cocktail.«
»Und nun«, sagte Tuppence, »werden wir wohl nie erfahren, was das Ganze bedeutet und worum es eigentlich geht.«
Sie schüttelte in tiefer Mutlosigkeit den Kopf, stand auf und trat zum Kamin.
»Willst du Holz nachlegen?«, fragte Tommy. »Lass mich das tun. Du sollst dich noch schonen.«
»Mein Arm ist wieder ganz intakt«, antwortete Tuppence. »Man könnte ja glauben, ich hätte ihn mir gebrochen. Es war nur eine größere Schramme.«
»Untertreibe nicht! Schließlich war es eine Schusswunde. In der Schlacht verwundet.«
›»Schlacht‹ ist gar kein so schlechter Vergleich. Wirklich.«
»Immerhin finde ich, dass wir mit der Mullins glänzend fertig geworden sind«, stellte Tommy fest.
»Hannibal hat sich hervorragend geschlagen, nicht?«
»Ja.« Tommy nickte. »Er hat es uns verraten, ganz eindeutig. Als er sich auf das Pampasgras stürzte. Er ist nur seiner Nase gefolgt. Sie ist einfach ausgezeichnet!«
»Mich hat meine Nase leider nicht gewarnt«, sagte Tuppence. »Ich habe Miss Mullins’ Erscheinen als ein Geschenk des Himmels begrüßt und völlig vergessen, dass wir nur eine Hilfe einstellen sollten, die bei Mr Solomon gearbeitet hatte. Hat dir Mr Crispin noch mehr erzählt? Vermutlich heißt er gar nicht so.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Sollte er hier auch herumschnüffeln? Ich finde, es ist beinahe des Guten ein bisschen zu viel.«
»Nein, schnüffeln sollte er wohl nicht«, sagte Tommy. »Ich glaube, er war nur aus Sicherheitsgründen hier, um auf dich aufzupassen.«
»Und auf dich bestimmt auch! Wo ist er jetzt?«
»Ich vermute, er kümmert sich um Miss Mullins.«
»Ja. Übrigens ist es verblüffend, wie hungrig einen solche Aufregungen machen. Ich werde geradezu verfressen. Weißt du, dass ich mir im Augenblick nichts Schöneres vorstellen kann als heiße Krebse mit einer zarten Currysahnesauce?«
»Dann bist du wieder gesund, Tuppence. Es erfreut mich sehr, dich in diesem Ton vom Essen reden zu hören.«
»Ich war nie krank«, erwiderte Tuppence. »Ich war verwundet. Das ist was ganz anderes.«
»Dir muss doch – genau wie mir – klar geworden sein, dass Hannibal mit dem Feind im Pampasgras nur Miss Mullins gemeint haben konnte, die sich als Mann verkleidet dort versteckt hatte und auf uns schoss.«
»Aber wir erwarteten ja auch, dass sie es nochmal versuchen würde«, sagte Tuppence. »Ich lag wegen der Verletzung im Bett und wir trafen entsprechende Vorbereitungen. Oder etwa nicht, Tommy?«
»Stimmt genau. Schließlich musste sie ja bald dahinter kommen, dass eine ihrer Kugeln getroffen hatte und du im Bett lagst.«
»Und dann eilte sie voll schwesterlichem Mitgefühl an mein Krankenlager.«
»Und unsere Vorbereitungen ließen wirklich nichts zu wünschen übrig«, stellte Tommy fest. »Albert hat sie genau bewacht; er beobachtete jeden Schritt von ihr, die kleinste Regung…«
»Und er brachte mir das Tablett mit dem Kaffee und der zweiten Tasse für sie.«
»Hast du gesehen, ob die Mullins – oder Dodo, wie Crispin sie nannte – etwas in deine Tasse tat?«
»Nein. Ich muss zugeben, ich habe es nicht bemerkt. Weißt du, sie schien zu stolpern und warf dabei den kleinen Tisch mit unserer schönen Vase um; dann entschuldigte sie sich umständlich, und natürlich habe ich nur die Vase angesehen und überlegt, ob sie sich kitten lässt. Sie selbst habe ich nicht beobachtet.«
»Das tat Albert dafür umso genauer. Er hatte den Spalt an der Türangel ein wenig vergrößert.«
»Es war auch eine glänzende Idee, Hannibal im Bad einzusperren und die Tür nicht ganz zu schließen. Wir wissen ja, wie geschickt er sie öffnen kann. Natürlich nicht, wenn das Schloss ordentlich eingeklinkt ist, aber wenn auch nur ein kleiner Spielraum da ist, macht er einen großen Satz und stürzt wie ein – wie ein Tiger – ins Zimmer.«
»Ja, das ist ein guter Vergleich«, sagte Tommy.
»Und nun hat unser so genannter Mr Crispin seine Untersuchungen vermutlich abgeschlossen. Wobei mir nicht klar ist, wie er Miss Mullins mit Mary Jordan oder mit einem so gefährlichen Mann wie Jonathan Kane in Verbindung bringen will, der längst der Vergangenheit angehört.«
»Ich glaube nicht, dass er nur in der Vergangenheit existiert. Es könnte sehr gut eine Neuauflage von ihm geben, eine Wiedergeburt, wenn du so willst. Es gibt viele Nachfolger, Freunde der Gewalt, der Gewalt um jeden Preis, und dann die Superfaschisten, die sich nach den großartigen Zeiten von Hitler und seinen feinen Freunden zurücksehnen.«
»Ich habe gerade Graf Hannibal von Stanley Weyman gelesen«, sagte Tuppence. »Es ist eine seiner besten Geschichten. Es stand oben bei Alexanders Büchern.«
»Und weiter?«
»Ach, ich dachte, dass sich seither gar nicht viel geändert hat. Es bleibt sich alles gleich. Die vielen armen Kinder, die so begeistert zum Kinderkreuzzug aufgebrochen sind. Die glaubten, von Gott zur Befreiung Jerusalems ausersehen zu sein und dass das Meer sich vor ihnen teilen würde – wie weiland bei Moses in der Bibel – und sie hindurchschreiten könnten. Heute sind es die vielen hübschen Mädchen und jungen Männer, die vor Gericht stehen, weil sie einen armseligen alten Mann oder eine alte Frau niedergeschlagen haben, die ein bisschen Geld hatten. Es gab ja auch mal das Massaker einer Bartholomäusnacht. Verstehst du, es wiederholt sich alles! Sogar diese Neofaschisten sind neulich im Zusammenhang mit einer hoch geachteten Universität genannt worden. Ach, ja, vermutlich wird uns nie jemand etwas Genaues erzählen können. Glaubst du wirklich, dass Mr Crispin mehr über dieses geheimnisvolle Versteck herausfindet? Wie wär’s mit einem Brunnen? Bankräuber verstecken ihre Beute oft in Brunnen. Obwohl ich finde, dass es ein viel zu feuchter Ort ist. Was glaubst du, wird er wiederkommen, wenn er seine Ermittlungen beendet hat, und weiter auf uns aufpassen?«
»Ich brauche keinen Aufpasser!«, sagte Tommy.
»Sei nicht so arrogant!«
»Ich nehme an, er wird herkommen, um sich zu verabschieden.«
»Ja. Er hat gute Manieren, findest du nicht auch?«
»Er wird sich vergewissern wollen, dass es dir wieder gut geht.«
»Ich bin nur ›verwundet‹, und darum kümmert sich der Doktor.«
»Nebenbei ist mir aufgegangen, dass es ihm mit seiner Leidenschaft für den Garten ernst ist«, meinte Tommy. »Er hat tatsächlich bei einem Freund gearbeitet, der zufällig der seit einigen Jahren verstorbene Mr Solomon war. Natürlich ist das eine glänzende Tarnung. Er kann es immer gefahrlos erwähnen, weil die Leute hier wissen, dass es stimmt. So fällt weniger Verdacht auf ihn.«
»Ja, in seinem Beruf muss man an alles denken«, sagte Tuppence.
Es klingelte an der Haustür und Hannibal stürzte aus dem Zimmer, um jeden Eindringling zu töten, der das Heiligtum zu betreten wagte, dessen Schutz ihm übertragen worden war. Tommy kam mit einem Brief zurück.
»Er ist an uns beide adressiert, soll ich ihn aufmachen?«
»Ja, natürlich.«
Er riss den Umschlag auf.
»Na«, sagte er dann, »das sind gute Zukunftsaussichten.«
»Was ist es?«
»Eine Einladung von Mr Robinson. Wir sollen übernächste Woche zum Abendessen kommen. Er hofft, dass du bis dahin wieder ganz gesund und dein altes, strahlendes Selbst bist. In sein Landhaus, in Sussex.«
»Ob er uns dann was erzählt, Tommy?«
»Das halte ich für möglich.«
»Soll ich meine Liste mitnehmen? Inzwischen weiß ich sie auswendig.«
Sie begann sie aufzuzählen: »Schwarzer Pfeil, Alexander Parkinson, Oxford und Cambridge, viktorianische Porzellanstühle, Grin-hen-lo, Ka-Ka, Mathildes Bauch, Kane, Wahreliebe…«
»Hör auf!«, rief Tommy. »Es klingt völlig verrückt!«
»Ist es auch. Glaubst du, dass noch jemand eingeladen ist?«
»Vielleicht Oberst Pikeaway.«
»In diesem Fall«, sagte Tuppence, »stecke ich lieber Hustenbonbons ein. Auf Mr Robinson bin ich wirklich neugierig. Ich glaube einfach nicht, dass er so fett und gelb ist, wie du behauptest. Oh! Tommy, ist das nicht die Woche, in der Deborah uns die Kinder bringen will?«
»Nein«, antwortete Tommy, »das ist schon am nächsten Wochenende.«
»Na, Gott sei Dank, dann ist ja alles in Ordnung.«