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»Ich freue mich sehr, dass Sie und Ihr Mann hierher gezogen sind, Mrs Beresford«, sagte Mrs Griffin, während sie Tee einschenkte. »Nehmen Sie Milch, Zucker?« Sie bot ihr eine Platte mit Brötchen an und Tuppence bediente sich.
»Auf dem Land ist es so wichtig, nette Nachbarn zu haben, mit denen man sich versteht. Waren Sie früher schon in unserer Gegend?«
»Nein, nie«, sagte Tuppence. »Wir haben natürlich viele Häuser besichtigt, die uns von Maklern empfohlen wurden. Die meisten waren ziemlich schrecklich, aber das ist wohl immer so. In einer Beschreibung nannte man es zum Beispiel: ›mit altmodischem Charme‹.«
»Ja, das kenne ich«, sagte Mrs Griffin. »›Altmodischer Charme‹ bedeutet meistens, dass man das Dach neu decken muss und alle Wände feucht sind. ›Von Grund auf modernisiert‹ ist auch so ein Ausdruck. Lauter überflüssiger Unsinn und eine Aussicht auf hässliche alte Kästen. Aber Ihr Lorbeerhaus ist wirklich reizend. Allerdings werden Sie sicher viel zu renovieren haben. Das lässt sich wohl kaum vermeiden.«
»Ich glaube, es haben viele Familien dort gewohnt«, sagte Tuppence.
»Ja. Heute scheint es niemand mehr lange an einem Ort auszuhalten. Die Cuthbertsons haben dort gelebt, dann die Redlands, dazwischen die Seymours. Zuletzt waren es die Jones’.«
»Wir haben uns etwas über den Namen gewundert. Warum ausgerechnet Lorbeerhaus?«
»Ach, das war einfach ein beliebter Name. Wenn man lange genug zurückgeht – etwa bis in die Zeit der Parkinsons –, hat es vermutlich Lorbeerbäume gegeben. Wahrscheinlich hatten sie so eine gewundene Auffahrt, an der Lorbeerbüsche standen, sicher auch welche von der gefleckten Sorte. Gefleckten Lorbeer habe ich nie gemocht.«
»Das geht mir genauso«, sagte Tuppence. »Ich finde ihn auch nicht schön. Übrigens muss es hier sehr viele Parkinsons gegeben haben.«
»Ja, ich glaube, sie haben dort länger gewohnt als alle anderen.«
»Trotzdem hat mir niemand was über sie erzählen können.«
»Na ja, es ist schon so lange her. Und nach dem – ja, ich glaube, so war es –, nach dem Ärger gab es so viel Gerede, dass es einen wirklich nicht wundert, wenn sie das Haus verkauften.«
»Ach, hatte es einen schlechten Ruf?«, fragte Tuppence auf gut Glück. »Galt es etwa als ungesund oder so etwas?«
»Oh nein, das Haus hatte nichts damit zu tun, nur seine Bewohner. Na ja, es war, sagen wir, die Schande – während des Ersten Weltkriegs. Niemand konnte es glauben. Meine Großmutter redete immer davon. Sie sagte, es wäre um Marinepläne gegangen, um ein neues U-Boot. Bei den Parkinsons lebte ein Mädchen, das damit zu tun gehabt haben soll.«
»Mary Jordan?«, fragte Tuppence.
»Ja, Sie haben Recht, so hieß sie. Später kam der Verdacht auf, es wäre nicht ihr richtiger Name gewesen. Sie soll schon längere Zeit verdächtigt worden sein. Von dem Jungen bestimmt. Von Alexander. Der war sehr nett und intelligent.«