ANGST VOR MAULWÜRFEN
(Zemmiphobie)
Die Angst vor Maulwürfen ist keine Reaktion auf eine direkte Bedrohung für uns. Was angesichts von deren Lebensraum und Körpergröße auch ziemlich obskur wäre. Möglich ist sie dennoch (siehe: Angst vor Dunkelheit). Die Furcht vor den Talpiden resultiert zum einen aus der Sorge um den Rasen. Zum anderen ist es eine Form der Autophobie, der Angst vor sich selbst und dem, was man gleich tun wird.
Um sich vor Maulwürfen und ihrem destruktiven Werk zu fürchten, muss man kein Gartenfetischist sein. Ich beispielsweise mähe erst, wenn man die Schaukel nicht mehr sehen kann. Ich vertikutiere den Rasen nicht, ich maniküre ihn auch nicht. Ich mähe auch keine Muster ins Grün, z.B. unser Familienwappen. Damit man es dann aus dem Flugzeug sehen kann, kurz vor der Landung in Fuhlsbüttel. »Oh, schau, die fünfblättrige Rose, das muss das Anwesen derer von Rosenberg sein!!« Daran bin ich nicht interessiert.
Ich möchte auf unserem Rasen mit meinem Sohn einfach nur Fußball spielen. Oder Hockey. Wenn nur nicht die Verletzungsgefahr so groß wäre. Wegen der herunterfallenden Äpfel und Quitten – und wegen der Maulwurfshügel und -löcher. Selbst geringste Ansprüche an den eigenen Garten können nicht erfüllt werden, wenn ein Maulwurf sein sinnloses, destruktives Unwesen treibt. Aus purer Boshaftigkeit und Impertinenz. Die einzige Sportart, die man in unserem Garten ausüben kann, ist Golf. Allerdings auch nur eine spezielle Art Golf: Man muss mit einem Schläger versuchen, das Obst in die Löcher zu schießen. Ohne dabei den Maulwurf zu treffen!
Denn diesem Tier etwas antun darf man auf keinen Fall. Da kann man noch eher einen Rollstuhlfahrer schlagen. Die Beißhemmung gegenüber Maulwürfen ist extrem. Wer gegen diese Tiere vorgeht, wird erleben, dass ein ganzes Land aufsteht und die Rückkehr der Lynchjustiz praktiziert. Die Talpiden haben eine größere Lobby als die Energiewirtschaft. Bestimmt haben auch sie mit Frau Merkel in einem Bunker in Berlin einen geheimen Schutzvertrag ausgehandelt.
Frauen verteidigen Maulwürfe nämlich immer, in aller Regel mit dem schönen Satz: »Dem darfst Du nichts tun. Der ist doch blind!« Kinder zeigen Dir Bilder: »Ooch, nee, guck mal, wie süß der guckt …!« Wie?!? Der kann gucken?!? Ist der nicht blind?!?!? Was denn nun?!? Und wenn er nichts sieht, was will er dann hier oben?
Und wenn Du trotzdem einen Plan ausheckst, nehmen Dich Freunde beiseite und zischen leise: »Ich verstehe Dich ja. Und die Idee mit dem Sprengstoffgürtel ist wirklich gut. Aber lass es. Das kannst Du nicht machen, das ist Mord!« Dabei ist das noch nicht mal Totschlag, das ist Notwehr!
Diese Unterdrückung des männlichen Tötungsinstinktes und des ihn verursachenden, archaischen Drangs zur Verteidigung des eigenen Reviers führt zu einer sogenannten »verlagerten aggressiven Eruption«. Irgend jemand anders wird dafür bezahlen, dass der Maulwurf davonkam. Und das könnten Sie sein (siehe: Angst vor dem Tod). Na? Schon Angst?