Sieben
»Und dann haben wir eine Fahrt in diesem offenen Bus gemacht, und ich habe den Eiffelturm und Notre Dame, den Louvre und meine Güte noch jede Menge anderer Sachen gesehen. Und wir sind mit der Métro gefahren, ich habe hier die Métro genommen, habe ich dir das schon erzählt?« Ich redete seit nunmehr drei Minuten pausenlos auf Alex ein und hatte nicht mal innegehalten, um ihm einen Kuss zu geben. So sehr liebte ich nämlich Paris.
»Hast du«, sagte er und hob meine Hand an seine Lippen, um einen leichten Kuss darauf zu hauchen. »Es freut mich, dass du einen so schönen Tag hattest. Hast du überhaupt was gearbeitet?«
»Ja«, erwiderte ich leicht schmollend. Er zeigte nicht genügend Interesse an meinen Pariser Abenteuern. »Virginie hat alle meine Sachen, ich meine, alles, was wir für meine Recherche gekauft haben, mit zu sich genommen. Ich habe sie zu deinem Gig heute Abend eingeladen, ist das o.k.?«
»Natürlich«, sagte er und zog mich von der Hauptstraße weg zu einer steilen, nach unten führenden Treppe. Ich folgte ihm gern, wenn er eine Treppe hochging, denn da konnte ich seinen in Jeans steckenden Hintern in seiner ganzen Pracht bewundern, aber wenn es treppab ging, war ich immer ein wenig in Sorge, ich könnte ausrutschen, und in diesem Fall böte er mir zu wenig Polster, wenn ich auf ihm landete. »Ich finde es ohnehin nicht schön, wenn du allein rumstehst, während ich spiele.«
»Du musst mich nicht als trauriges Groupie hinstellen, ich bin ja sonst nicht oft allein«, sagte ich, und meine Augen passten sich dem Dunkel der Bar an. »Nur seit Jenny weg ist, habe ich kaum noch jemanden, den ich zu den Gigs mitnehmen kann.«
»Nur gut, dass du mich hast, he.« Alex winkte dem Mann hinter der Bar zu und führte mich zu einem kleinen Tisch im hinteren Teil. »Habe ich dir überhaupt schon gesagt, dass du wahnsinnig süß aussiehst?«
»Hast du nicht.« Ich rutschte vor zur Stuhlkante, um mich lässig nach vorne zu beugen und mein neues Pariser Dekolleté zu präsentieren, das ich meiner umwerfenden Unterwäsche von Aubade verdankte. Und wenn er sich noch zu einem kleinen Kompliment zu meinem zwar etwas klischeehaften, aber doch unwiderstehlichen himmelblauen T-Shirt mit V-Ausschnitt hinreißen ließe, das, wie Virginie mir versichert hatte, meine Augen betonte, wäre ich damit auch zufrieden.
»Du siehst hübsch aus«, bestätigte er und legte seine Hand sanft auf meinen Schenkel.
»Nur hübsch?«
»Superhübsch.«
»Nicht très chic?«
Alex bohrte seinen Blick in meine Augen, nahm meine Hände und drückte sie an sein Herz. »Vous êtes la femme la plus belle et la plus renversante à Paris. Aucune autre femme ne compare à vous.«
»Ich weiß zwar nicht, was du da gerade gesagt hast«, sagte ich ergriffen, »aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du heute Abend flachgelegt wirst.«
»Lass uns was zu trinken bestellen«, lachte er und nickte dem Barmann zu. »Entweder Sangria oder Bier. Und auf Bier habe ich keine Lust.«
»Dann also Sangria«, sagte ich und sah mich um. Die Jukebox war laut, und obwohl es erst halb sieben Uhr abends war, war die Kneipe bereits voll hübscher Pariser. Es waren die coolen Schmuddeltypen, nicht die makellos Gestylten, die ich heute Nachmittag hatte flanieren sehen. Obwohl es nicht eigentlich zu meinem Rechercheauftrag gehörte, hatte Virginie mir versprochen, mich am nächsten Tag in die eleganteren Stadtteile zu führen, damit ich seufzend einen Blick durch die Schaufenster werfen konnte.
Der Mann hinter der Bar, der einen sehr interessanten handgestrickten Pullover mit einem sich wiederholenden Tiermuster trug, kam mit zwei Gläsern und einem Krug Sangria an unseren Tisch. Nachdem er alles auf den Tisch geknallt hatte, brummelte er Alex etwas auf Französisch zu und gab ihm dann herzhaft lachend einen Klaps auf den Rücken. Ich sah ihn mit hochgezogener Braue an und trank einen Schluck. Verdammt, schmeckte das gut. Verdammt, war das stark.
»Was immer er auch zu dir gesagt haben mag, ich hoffe, es hatte was mit den Spezialitäten des heutigen Abends zu tun«, sagte ich und stellte das Glas zurück auf den klebrigen Tisch. »Ich glaube nämlich nicht, dass ich mit einer Unterlage von einem halben Baguette und einem Eis viel von diesem Zeug vertragen kann.«
»Das hier ist eigentlich kein Esslokal.« Alex runzelte die Stirn und machte sein ›Ich-denke-nach‹-Gesicht. Ich liebte dieses Gesicht, dann sah er immer ein wenig so aus, als würde er auf der Bühne gleich loslegen. »Hier gibt es höchstens kleine Stückchen Brot mit Käse drauf. Doch einen Block weiter gibt es köstliche steak frites. Wir haben Zeit, wenn du was essen möchtest?«
»Schön.« Ich versuchte mein Magengrummeln, das fast ein Erdbeben in Gang setzte, zu ignorieren. »Und du weißt das, weil du schon mal hier gewesen bist, als du was noch mal in Paris gemacht hast?«
»Jeder kommt hierher«, erwiderte er und schenkte mein Glas randvoll. »Am Odéon treffen sich alle, dieser Platz ist vergleichbar, ich weiß nicht, mit dem Union Square oder Piccadilly Circus oder so.«
»Das beantwortet allerdings nicht meine Frage, oder?«, sagte ich und drückte sein Bein. Ich versuchte locker zu bleiben, aber je mehr er mir auswich, umso ärgerlicher wurde ich. »Wie kommt es, dass du dich derart gut in Paris auskennst? Und nicht nur die touristischen Orte. Du weißt, ohne in einen Stadtplan zu schauen, wo die Bars sind, du weißt, wo man sich abends trifft. Spuck’s aus, Reid, woher kommt’s?«
»O.k., flipp aber bitte nicht aus«, begann er und lehnte sich an die Wand hinter dem Tisch. »Ich war mal mit einem Mädchen aus Paris zusammen, und wir haben einige Zeit hier verbracht. Das ist alles. Paris ist keine große Stadt, man kennt sich hier ziemlich schnell aus.«
»Und wie kommst du darauf, dass ich deswegen ausflippen könnte?«, fragte ich mit sehr, sehr hoher Stimme. »Mir geht’s gut.«
»Vermutlich weil wir nie richtig über unsere Vergangenheit gesprochen haben seit, du weißt schon, seit dem ersten Mal«, sagte er, und seine grünen Augen zeigten, dass er auf der Hut war. »Außerdem ist das schon sehr lange her.«
»Warst du denn lange hier?«, fragte ich, ohne eigentlich die Antwort hören zu wollen. Ich kannte dieses flaue Gefühl im Magen noch sehr gut vom letzten Mal, als wir uns über vergangene Beziehungen unterhalten hatten. Angenehm war es nicht.
»Nein. Nicht lange. Und der Grund, weshalb ich diese Stadt so gut kenne, ist der, dass wir uns fast die ganze Zeit gestritten haben und ich ständig unterwegs war und mich mit den Barkeepern angefreundet habe. Auf diese Weise wird einem die Geografie sehr schnell vertraut. Und die Sprache auch.«
»Gut«, sagte ich, griff nach meiner Sangria und trank wieder.
»Wirst du jetzt aufhören, Fragen zu stellen, die du eigentlich gar nicht beantwortet haben möchtest?«, fragte Alex und beugte sich zu mir vor. »Denn ich will dich nicht verärgern, aber ich kenne dich und glaube nicht, dass du noch mehr wissen möchtest. Abgesehen davon habe ich Schluss gemacht und bin dann in die Staaten zurückgekehrt, habe dich kennengelernt und war in meinem ganzen Leben noch nie glücklicher.«
»Klingt akzeptabel«, erwiderte ich und trank einen großen Schluck. Zählte das verdächtig kleine Stück Orange bereits als Nummer eins von meinen fünf am Tag? Ich wollte es glauben. Ja.
»Und du wirst jetzt nicht ins Grübeln verfallen und nicht mehr loskommen von alledem, was ich gesagt habe?«
»Nein.« Aber natürlich war es so.
»Ich glaube dir nicht, aber o.k.« Er wartete, bis ich mein Glas abgestellt hatte, und nahm dann meine beiden Hände in seine. »Weil ich es ernst meine, wenn ich sage, dass das eine tolle Reise ist. Du glaubst doch nicht etwa, ich hätte dich hierhergebracht, wenn mich hier alles nur an ein anderes Mädchen erinnern würde, oder?«
Ich schüttelte den Kopf und sagte nichts, schrie aber im Geiste immer wieder die Worte »du hättest es aber besser nicht getan«. Und so glücklich ich auch war, dass er mit mir hier war, ärgerte mich doch die Vorstellung, dass er hier an diesem Tisch mit einem anderen Mädchen gesessen, ihr französische Liebesworte zugeraunt und kleine Käsehäppchen auf Brot gefüttert hatte. Na ja, Letzteres vielleicht nicht, das war auch nicht sehr sexy.
»Ich wollte, dass du mich begleitest, Angela, weil ich Paris liebe und weil ich dich liebe.« Dabei beugte er sich über den Tisch und küsste mich zärtlich. »Und sollte es dir helfen, hier war ich mit meiner Ex noch nie.«
Brillant. Mein Freund kann Gedanken lesen. Dieser miese Gedankenleser.
»Gut, ich bin auch sehr angetan von dir, also sollte es gut werden«, sagte ich und erwiderte den Kuss, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob »Gedankenlesen« eine wünschenswerte Eigenschaft bei deinem Freund ist. Sofern sie sich nicht auf Geburtstagsgeschenke und die richtige BH-Größe bezog, war ich geneigt, das mit »Nein« zu beantworten.
Es kam meinem Jetlag sehr zugute, dass Alex’ Gig in der Bar direkt gegenüber unserem Hotel stattfand, sodass wir nur eine kurze Strecke mit dem Taxi zurück ins Marais fahren mussten, wo auch schon gleich die Show begann. Virginie wartete schon vor der Bar Pop-In, putzmunter wie schon den ganzen Tag und in einem T-Shirt, das kaum ihren Hintern bedeckte (viel kürzer als das, was ich angehabt hatte – kein Wunder, dass sie es unkommentiert ließ) und einer ausgewaschenen Jeansjacke. Sie sah wirklich süß aus mit ihrer zum Pferdeschwanz zusammengebundenen braunen Mähne und ihren leuchtenden Augen, die zu funkeln begannen, als ich ihr Alex vorstellte. Ich gab mir Mühe, nicht allzu eifersüchtig auf sie zu sein, denn ich wusste ja, dass Luftküsse in Frankreich angesagt waren, aber musste das auch meinen Freund mit einschließen? Was Alex betraf, war ich eigentlich gegen Küsse in jeglicher Form. Nachdem er uns an die Theke gesetzt und unsere Drinks bestellt hatte, verschwand er in einem winzigen Hinterzimmer, um sich auf den Gig einzustimmen. Virginie und ich versuchten trotz der laut dröhnenden Rockmusik aus den Lautsprechern ein Gespräch in Gang zu halten.
»Alex ist wohl dieser Brooklyn-Junge aus Ihrem Blog?«, meinte Virginie.
»Ja, das ist er.« Ich nickte und trank einen Schluck von dem wirklich abscheulichen Weißwein. Sollte in Frankreich nicht jeder Wein köstlich sein? Der hier war wie Abbeizmittel. »Haben Sie einen Freund?«
»Nein«, sagte sie und wandte sich ab. »Ich hatte einen, aber der hat mich betrogen, als ich in New York war, und wir haben uns getrennt. Alex ist sehr attraktiv.«
»Danke«, erwiderte ich, obwohl dieses Kompliment mir eher unangenehm war und ihre Enthüllung mich peinlich berührte. Was sollte man darauf auch antworten? Die Bar war klein und düster, viel kleiner als die Lokale, in denen ich Alex in New York hatte auftreten sehen, und in dem hellen Licht der Scheinwerfer glänzten seine schwarzen Haare, und seine grünen Augen wirkten lebhafter in seinem bleich schimmernden Gesicht.
»Das mit Ihrem Ex tut mir leid. Meiner hat mich auch betrogen, obwohl das kein Trost ist.« Ich versuchte den Soundcheck zu übertönen.
»Tatsächlich?« Virginie wirbelte so abrupt und schnell herum, dass sich ihr halber Pferdeschwanz befreite. »Ich kann nicht glauben, dass jemand Sie betrügen würde. Sie sind so hübsch und lustig und nett. Und Sie haben auch so eine tolle Handtasche.«
»Also die Handtasche hatte ich damals noch nicht.« Dabei drückte ich meine geliebte Marc Jacobs fest an mich. »Aber ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass die meinen Ex davon abgehalten hätte, seine Tennispartnerin zu vögeln.«
»Er ist ein Idiot«, erklärte sie. »Jeder Mann kann sich glücklich schätzen, Sie zu haben. Ich hoffe, dass Alex das weiß.«
Ich lächelte verlegen und wandte mich wieder meinem Glas zu. Igitt, wie ekelhaft. Noch keiner, nicht einmal Jenny, soweit ich weiß, hat das je gesagt. Alex konnte glücklich sein, mich zu haben? Hm, ein radikaler Ansatz.
»Ja, sagen Sie’s ihm nicht, aber wir werden bald zusammenziehen«, sagte ich so leise, wie es bei dieser Musik möglich war.
»Und das weiß er gar nicht?«, hakte Virginie verdutzt nach. »Vielleicht sollten Sie es ihm sagen, bevor Sie mit Packen anfangen.«
Ich lachte laut und sog dabei Wein durch meine Nase ein. Dort oben war er auch nicht besser als im Mund. »Nun, er hat mich gefragt, aber ich habe ihm noch nicht gesagt, dass ich jetzt bereit dazu bin«, erklärte ich ihr. »Es ist eine Geburtstagsüberraschung.«
»Dann hat er noch viel mehr Glück«, sagte sie und leerte ihr Weinglas. »Dieser Wein ist grässlich. Möchten Sie vielleicht einen Mojito?«
»Das ist eine meiner Lieblingsfragen.« Ich stellte meinen scheußlichen Wein zurück an die Bar. »Ja. Ja, gern.«
Anderthalb Mojitos später hatte Alex die Hälfte seines Gigs gespielt, und ich stand an meinem liebsten Beobachtungsposten, nämlich an der Theke hinter der pulsierenden Menge, mit klarer Sicht auf die Band. Ich hätte nicht sagen können, wie oft ich Stills im letzten Jahr hatte spielen sehen (doch, eigentlich schon, es war sieben Mal), aber jedes Mal, wenn ich Alex die Bühne betreten sah, verliebte ich mich ein bisschen mehr in ihn. Wenn ich ihn dort oben sah, wo der ganze Raum ihm an den Lippen hing, fiel es mir ein bisschen schwer, Virginies Worten zu glauben. Wieso sollte er sich glücklich schätzen? Er hätte jede im Raum haben können, und das in fast jedem Raum, aber ich war diejenige, die ihn mit nach Hause nahm. Und obwohl ich wusste, dass genau das auch heute Abend passieren würde und jede Nacht, wenn wir nach New York zurückkamen, fiel es mir doch manchmal recht schwer, damit klarzukommen, dass jedes Mädchen im Raum nach meinem Freund gierte. Und ein paar Jungs obendrein. Natürlich gab es mir auch einen gewissen Kick zu wissen, dass sie ihn alle haben wollten, er aber zu mir gehörte, aber dennoch hatte ich meine Probleme damit. Ich konnte nur hoffen, dass mich das menschlich und nicht zu einem Arschloch machte.
Das Set war fast zu Ende, da entdeckte ich Solène vor der Bühne. Ihr blondes Haar glänzte weiß im Scheinwerferlicht, das auf Alex, Craig und Graham fiel, und ich sah sie tanzen und mit einem Mädchen herumspringen, dessen Hand sie hoch in die Luft hielt. Nur ein paar Menschenreihen trennten uns. Ich konnte sehen, dass sie mit geschlossenen Augen sämtliche Songs Wort für Wort mitsang, wobei ihr Kleid jedes Mal gefährlich hochrutschte, wenn sie die Arme in die Luft warf. Zwischen den Songs hörte sie zu tanzen auf, zog ihr Kleid nach unten, strich sich das Haar aus dem Gesicht und lächelte selig. Sie war also ein Stills-Fan.
»Dieses Mädchen, kennen Sie es?«, fragte Virginie und zeigte auf Solène.
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich, ich bin ihm gestern Abend begegnet. Es spielt in einer Band, ich glaube, die ist Support für Alex’ Band oder so was in der Art. Ich weiß nicht, wir haben nicht viel miteinander gesprochen.«
»Sie mag Ihren Freund sehr.«
Ich schaute wieder in Solènes Richtung, deren Augen nun nicht mehr geschlossen, sondern direkt auf Alex gerichtet waren. Sie sang ihn an und klopfte, die Hände vor ihrem Herz verschränkt, die Basslinie mit. Das gefiel mir gar nicht.
Virginie tippte mich auf die Schulter. »Waren sie mal ein Paar?«
»Äh … weiß nicht.« Ich war einen Augenblick lang sprachlos, während diese Theorie durch meinen Kopf geisterte. Sind die beiden mal zusammen gewesen?
»Ich dachte nur. Sie sehen aus wie Freunde.«
»Kann schon sein.« Ich nickte, und mir wurde ein wenig übel. Und das kam nicht von der Mischung aus Sangria, Rotwein und Mojito. Na ja, ein bisschen vielleicht schon. »Er hat mir wirklich nichts von ihr erzählt.«
Aber das wird er verdammt noch mal tun, sagte ich mir.
Als der Gig vorbei war, wartete ich geduldig an der Theke, bis Alex eine Million Kabel ausgesteckt und Dinge zurück in Kisten verpackt hatte. Ich hatte ihm am Anfang mal meine Hilfe angeboten, aber nachdem ich binnen drei Minuten einen Verstärker kurzgeschlossen hatte, wurde mir vorgeschlagen, nur noch überwachend tätig zu werden. Fern der Bühne und den teuren Instrumenten. Dieses Mal jedenfalls war ich froh darüber. Während er beschäftigt und Virginie für Mädchen war, folgte ich Solène nach draußen. Der Wechsel vom Wein zum Rum mochte angesichts der vielen Arbeit, die am nächsten Tag auf mich wartete, nicht die beste Idee gewesen sein, aber ich war dadurch mutiger als sonst.
»Hi Solène?« Ich wartete, bis sie sich ihre Zigarette angezündet hatte.
»Oui?«, sagte sie und sah mich einen Moment lang ausdruckslos an. »Oh, Alex’ Freundin! Tut mir leid. Ich habe deinen Namen vergessen.«
»Angela«, sagte ich, unsicher, wie ich dieses Gespräch meistern sollte. »Bist du früher mal mit Alex gegangen, Solène?«
»Gegangen?« Sie blies eine lange Rauchfahne aus. Auch wenn es widerlich war, es wirkte sehr sexy. Miststück.
»Sorry, bist du mit Alex zusammen gewesen?«, fragte ich erneut und kam mir unglaublich dumm dabei vor. Ich bemerkte, dass die anderen Mädchen der Band durch die Tür auf uns zukamen.
Solène nickte. »Er hat es dir also nicht gesagt? Oder?«
»Nein, hat er nicht«, sagte ich, ein wenig überrascht, dass mein Verdacht sich so schnell bestätigte.
»Das überrascht mich nicht.« Sie lachte und bot mir eine Zigarette an. Aus unerfindlichen Gründen nahm ich sie an. »Er trifft sich mit so vielen Mädchen, warum sollte er mich da erwähnen?«
Die anderen Mädchen standen jetzt um Solène herum und lachten. Mangels besserer Einfälle lachte ich mit. War es nicht zum Lachen, dass mein Freund mit so vielen schönen Frauen ins Bett ging, dass er sich nicht veranlasst sah, mir gegenüber die eine zu erwähnen, die Leadsängerin einer französischen Rockband war und die Models von Victoria’s Secret wie einen Haufen plumper Dickerchen aussehen ließ?
»Es ist schon lange her.« Sie gab mir Feuer und redete weiter. »Viele Jahre, wir waren sehr jung, ich habe in New York gelebt, und es hat einfach nur Spaß gemacht. Ihr solltet beide morgen zu uns kommen, wir feiern eine Party. Es wäre schön, wieder mal mit Alex zu reden.«
»Deine Band spielt morgen?«, fragte ich und bekam kaum Luft wegen des Rauches. Warum rauchte ich? Warum?
»Non.« Solène schüttelte den Kopf. »Mein Freund und ich geben eine Party. In unserer Wohnung, du musst kommen. Hier, ich schreibe die Adresse auf.« Mit der Zigarette zwischen den Lippen kritzelte sie mir die Adresse mit einem Markerstift, den eine von ihren Günstlingen ihr reichte, auf meinen Handrücken. Mit meiner freien Hand nahm ich noch einen unliebsamen Zug aus der Zigarette. Ganz im Ernst, es war widerlich, wieso machten Leute das zum Vergnügen? Ich versuchte zu lächeln.
»Gib mir deine Nummer«, befahl sie und hielt mir eine makellos weiße Hand hin. Ihre Nägel waren ganz kurz, wie die von Alex. Also spielte sie offenbar auch Gitarre zum Gesang, sagte ich mir voller Eifersucht und schrieb meine Telefonnummer auf. Ich konnte weder das eine noch das andere, ungeachtet dessen, was ich mir nach fünf Frozen Margaritas bei einem Sing Sing Karaoke auf der Avenue A zutraute.
»Wir fangen um acht Uhr an, bitte kommt.« Sie zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette, trat sie aus und gab mir zwei kunstvolle Luftküsse, bevor sie auf ihren klobigen Absätzen kehrtmachte und verschwand. »Au revoir, Angela!«
»Angela?« Virginie tauchte neben mir auf und sah mich besorgt mit großen braunen Augen an. »Sie haben mit diesem Mädchen gesprochen?«
»Habe ich«, sagte ich und versteckte dabei die Zigarette hinter meinem Rücken. »Es ist gut, aber ich denke, ich sollte Alex suchen. Und Sie sollten nach Hause gehen. Sie waren ganz wunderbar heute.«
»D’accord.« Sie küsste mich zwei Mal rasch und schloss mich fest in ihre Arme. »Es hat so viel Spaß gemacht heute. Dann treffen wir uns morgen um zehn Uhr am Hotel?«
»Um zehn.« Ich rang mir ein Lächeln ab. Ich fühlte mich überhaupt nicht gut.
Ich schaute Virginie hinterher, wie sie Richtung Métro hüpfte, und lehnte mich dann an die kühle Wand der Bar. Meine Gedanken kreisten um Alex und Solène, und ich starrte auf meine halb abgebrannte Zigarette. Dann waren sie also mal zusammen gewesen. War sie etwa die französische Tussi? So wie ich es verstanden hatte, war es keine ernsthafte Beziehung gewesen. Außerdem behauptete sie, sie sei in New York gewesen, als sie zusammen waren. Ob das alles gut oder schlecht war, konnte ich nicht sagen, aber dann lieber ein bekanntes Übel. Entweder war Alex vor einer Ewigkeit mit einer superheißen französischen Sängerin zusammen gewesen, die jetzt einen neuen Freund hatte und uns als Paar zu ihrer Party einlud, oder er war mit einer superheißen französischen Sängerin liiert gewesen oder zumindest einem anderen französischen Mädchen, von dem nicht bekannt war, wie attraktiv es war. Hm.
»Rauchst du etwa, Angela?«
»Mist.« Die Zigarette war bis zu meinen Fingern heruntergebrannt. Das sollte mich lehren, besser aufzupassen.
»Angela?« Alex stellte seinen Gitarrenkoffer auf dem Gehweg ab und nahm mir die heruntergebrannte Kippe aus der Hand. »Ist alles o.k. mit dir?«
»Ja«, sagte ich, ohne es selbst zu glauben.
»Komm her.« Er zog mich an sein braunes, kariertes Hemd, das vom Gig verschwitzt und heiß war. Auftritte brachten ihn immer in Stimmung und ganz ehrlich, ihm dabei zuzusehen, war ein fantastisches Vorspiel.
»Nein, nicht.« Ich versuchte, ihn wegzuschieben, aber er hatte mich aus dem Gleichgewicht gebracht, und ich fiel gegen seine feuchte Brust. »Ich bin widerlich. Wieder mal.«
»Mir macht es nichts aus, dass du wie ein Aschenbecher schmeckst«, sagte er und hielt meine Handgelenke umklammert. »Ich liebe das sogar irgendwie.«
»Aber mir wird gleich übel«, sagte ich rasch, und bevor die Worte ganz heraus waren, drehte ich mich auch schon um und kotzte auf die Straße.
»Und du wolltest mich nicht küssen, weil ich geraucht hatte«, sagte Alex, nahm seinen Gitarrenkoffer in die eine Hand und zog mich mit der anderen hoch. Ich presste meine Hand fest gegen den Mund und ließ mich von ihm halb über die Straße in die Hotellobby schleifen und halb tragen. »Ich glaube nicht, dass es jemand gesehen hat.«
Ich nickte. Ich wollte mich bei ihm bedanken, ihm sagen, dass ich ihn liebte, wollte ihn nach Solène fragen, aber ich konnte meine Hand wirklich nicht vom Mund nehmen.
»Warte hier eine Sekunde«, sagte er und setzte mich vorsichtig in einen der Sessel in der Lobby, bevor er noch mal zurücklief. Die Hände noch immer fest gegen den Mund gedrückt, schaute ich ihm hinterher. Ich sah mich in der Lobby um. Sie war fürchterlich gut ausgeleuchtet. Ein leises Hüsteln zog meine Aufmerksamkeit auf die Empfangstheke. Ein großer Hotelangestellter im frisch gebügelten Hemd starrte mich an. Er gab sich keine Mühe seinen Ekel zu verbergen. Ich nahm eine Hand vom Mund und winkte ihm zu. Meiner Schätzung nach blieben Alex gerade noch drei Sekunden, bevor ich rausgeworfen wurde oder mich wieder übergeben musste.
»Madame?«, begann der Mann an der Theke.
»Ist schon in Ordnung.« Alex kam in die Lobby gerannt und half mir auf die Beine. »Es ist o.k., sie ist Gast hier. Sie hat eine Lebensmittelvergiftung.«
»Ja. Lebensmittelvergiftung vom französischen Essen. Und bitte Mademoiselle«, schrie ich ihm hinter vorgehaltener Hand zu. »Mademoiselle!«
»Du bist so ein verdammtes Leichtgewicht«, sagte Alex und hob mich hoch und warf mich über seine Schulter. Eine wirklich schlechte Idee, denn es konnte bei mir jede Sekunde wieder losgehen.
»Wie auch immer«, seufzte ich und versuchte mich zu beherrschen. Mit erhobenem Kopf sah ich, wie der Portier, der Nachtportier und weitere Hotelangestellte ihre Köpfe durch die Tür steckten und unseren Fortschritt zu unserem Zimmer verfolgten, bis meine Augenlider unfreiwillig zu flattern begannen. »Und es liegt nicht am Alkohol, es sind die Zigaretten.«
»Du bist schon ein Klasse für sich, Lady«, sagte Alex irgendwo über mir. »Du wirst doch nicht etwa ohnmächtig werden? Angela? Bist du noch da?
»Nuh-uh«, murmelte ich und versuchte verzweifelt, meine Augen offenzuhalten.
»Denn ich wäre wirklich sauer, wenn ich nicht mal Gelegenheit bekäme, deine Anti-Raucher-Lektion zu erwidern«, sagte er, blieb stehen und kramte in seiner Tasche nach dem Zimmerschlüssel. »Und es wäre besser, wenn du nicht an deinem Erbrochenen erstickst.«
Und das waren die letzten Liebesworte, die ich hörte, ehe ich das Bewusstsein verlor.
Es gehörte sicherlich nicht zu meinen besten Ideen, Alex um vier Uhr morgens nach seiner Beziehung zu Solène zu fragen, während er mir das Haar aus dem Gesicht hielt, damit ich kotzen konnte, aber man muss mir zugestehen, dass ich wohl kaum in der richtigen Geistesverfassung war, sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Sobald ich meine Augen aufschlug, musste ich über Alex klettern und ins Badezimmer rennen. Pflichtschuldig folgte er mir, strich mir das Haar aus dem Gesicht und feuchtete einen Waschlappen mit kaltem Wasser an, um mir Kühlung zu verschaffen. Ich deutete seine Freundlichkeit als Schuldeingeständnis dafür, dass er mich mit billiger Sangria abgefüllt hatte, obwohl meine Übelkeit in keinem Verhältnis zu dem stand, was ich getrunken hatte. Dieser blöde Jetlag. Die blöden Zigaretten. Ich blöde Gans. Sich nüchtern übergeben zu müssen, war fürchterlich. Und so kam es, dass ich, meine Stirn gegen das kühle Metall des Heizkörpers gelehnt und die Knie bis ans Kinn hochgezogen, Alex die große Frage stellte.
»Also, was ist mit Solène? War sie deine französische Freundin?«
Alex, der sich neben dem Waschbecken ausruhte, hob den Kopf.
»Ja«, erwiderte er und sah mir direkt in die Augen.
Hm. »Und das wolltest du mir nicht erzählen?«
»Ich würde gern wissen, wer es dir erzählt hat«, sagte er, schlug seine langen Beine auseinander und erhob sich. Ich fühlte mich winzig in meiner Embryohaltung neben der Toilette, als er sich in der Tür streckte.
»Es wird dich freuen zu erfahren, dass ich das ganz allein herausgefunden habe.« Ich zog mich hoch, wobei ich mich an der Heizung festhielt, um nicht in die Toilettenschüssel zu fallen. Anmutig hatte man meine Bewegungen noch nie nennen können. Nachdem ich meinen Mund mit Wasser, Mundspülung und wieder Wasser ausgespült hatte, holte ich zum Angriff aus. »Und außerdem habe ich mit ihr heute Abend gesprochen …«
»Du hast mit ihr gesprochen?«, fiel er mir ins Wort und stellte sich mir dabei in den Weg und blockierte den Ausgang des Badezimmers. »Warum hast du mit ihr gesprochen?«
»Hauptsächlich weil ich sie, während du auf der Bühne standst, mehr oder weniger beim Trockensex erwischt habe, zudem hatte ich eindeutig zu viel getrunken«, schrie ich und drängte mich an ihm vorbei. »Du brauchst nicht gleich auszuflippen, sie schien die ganze Sache nämlich nicht halb so schwer zu nehmen wie du. Ich wollte es nur wissen.«
»Ich wollte es nicht vor dir verheimlichen.« Alex stand noch immer in der Tür. »Ich wusste nicht, dass sie kommen würde, und wie gesagt, es ist eine Ewigkeit her. Es gibt dazu nichts zu sagen.« Das gedämpfte Licht aus dem Badezimmer umriss seine schlanke Gestalt und die breiten Schultern. Wieso war selbst das Licht gegen mich?
»Was soll’s«, sagte ich und drehte mich der Wand zu. Ich war entschlossen, mich nicht von meinen Hormonen in die Irre führen zu lassen.
»Ganz ehrlich, Angie, da sind keine Gefühle mehr im Spiel, ich will bloß meine Ex nicht mehr sehen.«
Ich spürte, wie die Matratze leicht nachgab unter seinem Gewicht, und hielt in der Erwartung, dass er mich berührte, den Atem an. Tat er aber nicht.
»Ich meine, würdest du dich mit deinem Ex befassen wollen, wenn er in der Stadt wäre?«
Ich stieß die Luft aus. Ich könnte mir auf der ganzen Welt nichts Schlimmeres vorstellen als ein Zusammentreffen von mir, Alex und Mark.
»Außerdem würde ich doch wohl keine einzige Sekunde mit ihr verbringen wollen, wenn ich mit dir zusammen sein kann?«
Widerwillig drehte ich mich um und musste feststellen, dass Alex offenbar davon ausging, dass der Streit zu seinen Gunsten ausging, denn er war splitternackt.
»Ist dir heiß oder was?«, fragte ich und zog eine Braue hoch. »Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass mein Koffer in die Luft gesprengt wurde, und nicht deiner.«
»Halt den Mund«, sage er und glitt mit seinem Körper über mich.
»Ich habe mich gerade übergeben, Alex.«
»Und jetzt bist du pfefferminzig und verschwitzt.«
»Verschwitzt?«
»Gut verschwitzt.«
Das bezweifelte ich sehr. Ich wusste genau, was guter Schweiß war. Er roch nach gutem Schweiß, wenn er mit seinen Freunden im Park Fußball gespielt hatte, während ich lesend im Gras saß, und er roch danach, wenn er nach einem Gig in der Music Hall von der Bühne kam und mich die Häuserblocks zu seiner Wohnung abschleppte. Ich hingegen roch im Moment bestimmt nicht nach gutem Schweiß. Stand aber kurz davor, das ganz schnell zu vergessen.
Ich hob meine Arme über den Kopf und ließ mir von ihm beim Ausziehen meines T-Shirts helfen, sodass nur noch klebrige Haut an klebriger Haut übrig blieb. Alex’ Küsse waren immer sehr eindringlich, aber heute Abend fühlten sie sich tiefer an als sonst, und ich dachte, er müsse mir was beweisen. Als versuchte er mir etwas Wichtiges zu vermitteln, wofür es keine Worte gab. Während wir uns küssten, wanderten seine Hände über meinen Körper und kurbelten alle meine Sinne an. Bei diesem Tempo konnte ich nicht mithalten und versuchte es auch erst gar nicht. Nach einer Weile folgten seine Küsse seinen Händen über meinen Hals, meine Arme, meinen Bauch und markierten jeden Zentimeter von mir.
Ich packte eine Handvoll seines dicken schwarzen Haares und versuchte ihn wieder zu mir hochzuziehen, aber er entzog sich, indem er meine Finger löste und sie küsste und mit seiner Zunge zwischen jedem meiner Finger spielte und mich reizte, bevor er sich wieder dem Naheliegenden zuwandte. Mein Bauch schlug bei jeder Berührung Purzelbäume, bis ich es keine Sekunde länger mehr aushielt. Ich griff wieder nach seinem Haar, umfing aber seine Wange. Ich schlug die Augen auf und sah seine langen Stirnfransen vor seinen leuchtenden Augen, deren Pupillen groß und dunkel waren.
»Alles o.k. mit dir?«, flüsterte er und legte dabei seinen Kopf kurz auf meinen, sodass sein Haar mir in die Augen fiel und unsere Lippen sich fast berührten, aber nur fast. Mit meinen Schmetterlingen im Bauch, den kurzen, unregelmäßigen Atemzügen und dem Gefühl, dass meine Lippen unter Strom standen, war ich alles andere als o.k.
»Ich will dich«, presste ich stotternd und keuchend hervor. Er lächelte und strich eine schweißnasse Haarsträhne aus meinen Augen.
Mit Alex war es immer umwerfend, aber normalerweise rissen wir uns die Kleider vom Leib und fielen wie die Wilden übereinander her, woran ich mich, wie ich mir jetzt beschämt eingestand, schon viel zu sehr gewöhnt hatte. So wie jetzt ließen wir uns fast nie aufeinander ein. Es war fast zu schön, um wahr zu sein, und ich wusste auch nicht, wie lange ich das aushalten konnte. Er sagte nichts, hielt sich nur noch einen Moment länger über mir, bis das Summen in meinen Lippen so stark war, dass ich es nicht mehr aushielt und mein Gesicht hoch zu seinem drückte und ihn in mich aufnahm, das süße Salz seiner Haut kostete, weil uns der Schweiß über die Gesichter lief und unsere Küsse würzte. Meine Hände verhedderten sich in seinen feuchten Haaren, bevor meine Nägel sich kratzend über seinen Rücken, seine schlanken, muskulösen Arme bewegten und sich in die Haare seiner breiten Brust gruben, die in einem schmalen schwarzen Streifen über seinem festen Bauch ausliefen. Instinktiv bewegten sich meine Beine nach oben und schlangen sich um seine schmalen Hüften. Bevor ich mich völlig hingeben konnte, hielt er inne im Rausch und löste sich von mir. Ich brauchte eine Weile, bis ich merkte, dass ich mit offenem Mund keuchte, und mein Gesicht von seinen Bartstoppeln brannte.
»Ich will dich auch«, sagte er leise. »Ich werde dich immer wollen. Ich liebe dich.«
Ich sah ihn fest an, und die Schmetterlinge in meinem Bauch wurden zu Feuerwerkskörpern, und das Prickeln auf meinen Lippen breitete sich über jeden Zentimeter meiner ungeschützten Haut aus. Nickend hob ich mich ihm entgegen, um ihn wieder zu küssen. Es begann sanft, aber so blieb es nicht. Seine Worte hallten in meinen Ohren, sein Mund lag hart auf meinem, die Hände verschränkten sich über meinem Kopf, und unsere Körper vereinten sich in absoluter Übereinstimmung. Alles andere schmolz dahin, und er war das Einzige auf der Welt, das Einzige, was existierte, bis es plötzlich auch kein Er und Ich mehr gab. Es gab nur noch ein Wir, und alles andere schwand dahin.