ZEHNTES KAPITEL

Auf der Verliererseite

Adam Markham sah genauso aus, wie Ethan ihn sich vorgestellt hatte. Er war einer, der absolut vertrauenerweckend wirkte. Es hieß, er gehöre der seltenen Spezies von Anwälten an, denen man vertrauen könne. Ethan hatte von Anfang an diesen Eindruck. Er war im mittleren Alter, traditionell gekleidet, etwas rundlich, hatte ein freundliches Gesicht, kluge Augen und trug eine randlose Brille. Wahrscheinlich war er ein ziemlich langweiliger Kerl, der nichts anderes im Leben kannte als das Recht, dazu hin und wieder einen Kirchgang und ein Glas Sherry, um dem Dasein ein wenig Würze zu verleihen. Genau diesen Eindruck wollte er erwecken, und bei Ethan gelang ihm das auch.

Aber Mr. Markham war kein Anwalt in Strafsachen wie auch sonst niemand in der hochgeschätzten Familienkanzlei Markham und Pritchett. Als er Ethan in der Zelle des Polizeipräsidiums aufsuchte, wo er bis zum Termin beim Haftrichter am nächsten Tag festgehalten wurde, erklärte er ihm dies und fügte hinzu, gute Strafverteidiger mit Erfahrung in Mordfällen seien in Gloucestershire sehr dünn gesät.

»Aber ich lasse mir etwas einfallen«, sagte er dann und zwinkerte Ethan zu, als säße der wegen einer läppischen Ordnungswidrigkeit hinter Gittern.

»Ich muss hier raus«, sagte Ethan.

»Raus? Daraus wird wohl nichts werden. Nicht vor dem Termin beim Haftrichter.«

»Auf Kaution. Unbedingt.«

»Ethan – wenn ich Sie so nennen darf –, das will jeder. In der Regel ist das auch nicht schwer, wie Sie sicher wissen. Aber bei diesen Anschuldigungen … Die sind, wenn ich das sagen darf, ja geradezu ungeheuerlich. Als Ihr Anwalt vertraue ich natürlich darauf, dass Sie in der Sache unschuldig sind. Leider sieht das der Richter vielleicht nicht so.«

»Man hat mich reingelegt«, sagte Ethan. »Wenn ich hier eingesperrt bleibe, dann kann ich nichts tun, um meine Unschuld zu beweisen. Ich kenne Willis, Forbes und all die anderen. Ich weiß, was sie machen, wenn sie glauben, sie haben einen wasserdichten Fall. Sie stellen die Ermittlungen in allen anderen Richtungen sofort ein und konzentrieren sich darauf, eine Verurteilung zu erreichen.«

»Das nehmen wir uns vor, wenn die Sache vor Gericht geht. Sie werden einen Anwalt haben, möglicherweise einen Kronanwalt. Sie können sich doch den besten leisten.«

Markhams Mandanten waren allesamt gutbetuchte Leute, und Ethan glaubte zu erkennen, dass der Anwalt den Ernst seiner Lage unterschätzte, was von der etwas herablassenden Annahme herrührte, mit Geld und Stellung könne man jedermanns Unschuld beweisen.

»Wenn ich recht habe«, sagte Ethan, »ist Sarah nicht ermordet worden. Wahrscheinlich hat man sie entführt.«

»Aber ich kann nicht feststellen …«

»Die Kerle haben einfach übertrieben, sehen Sie das nicht? Wenn sie sie ermordet haben, weshalb sie dann nackt ausziehen? Wenn sie ihr einen Messerstich ins Herz versetzt haben, weshalb ist dann Blut am Slip? Das passt doch alles nicht zusammen. Würde ich die Ermittlungen leiten, so würde jetzt ein großer Trupp von Leuten nach ihr suchen.«

»Na schön«, sagte der Anwalt. »Ich will sehen, was sich machen lässt.«

Am nächsten Morgen hielt er für Ethan eine Überraschung bereit. Der Erbe von Woodmancote Hall hatte eine miserable Nacht in der Zelle verbracht, wo man ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Verachtung behandelte. Er war als Polizist beliebt gewesen, aber die Geschichten, die man sich jetzt über ihn erzählte, hatten seinem Ruf arg geschadet. Darin erschien er nicht einfach als Mörder, sondern als ein Serienkiller, der seine Opfer brutal gefoltert haben sollte, bis er sie auf bizarre, ja geradezu gotteslästerliche Weise umbrachte.

Der Polizeidirektor hatte angeordnet, dass man der Presse über diese Verhaftung nur das Allernötigste mitteilte. Ins Amtsgericht von Gloucester wurde Ethan durch den Diensteingang in einen kleinen Verhandlungsraum gebracht, der in der Regel nur für unbedeutende Fälle benutzt wurde. Dort begrüßte ihn Markhams Partnerin Brenda Pritchett. Sie stellte sich zunächst selbst und dann einen hochgewachsenen dunkelhaarigen Mann in teurem Anzug und weicher Seidenkrawatte vor.

»Ethan, das ist Myles Clavering. Myles ist Anwalt mit langjähriger Erfahrung in Strafsachen, darunter Mordfällen.«

Ethan schüttelte ihm die Hand.

»Bei Gericht habe ich Sie aber noch nicht gesehen«, sagte er.

Clavering zeigte ein Lächeln. Darin war Wärme zu spüren, nicht nur reine Höflichkeit. Damit nahm er Ethan sofort für sich ein. Oder lag es daran, dass er in seiner verzweifelten Lage einfach an jemanden glauben musste? Darüber war er sich nicht klar.

»Das liegt sicher daran, dass ich hier so gut wie nicht tätig werde. Ich arbeite fast nur in London.«

»Und Sie haben schon Angeklagte in Mordfällen vertreten?«

»In fünfzehn Fällen, um genau zu sein. Dazu einige Fälle von Totschlag.«

»Und das Ergebnis?«

»In den Mordfällen fünfzehn Mal Freispruch.«

Ethan maß ihn mit einem überraschten Blick. Er dachte scharf nach.

»Sehr gut«, sagte er. »Hervorragend, um ehrlich zu sein. Und Sie werden mich auch in der Hauptverhandlung vertreten?«

Clavering nickte.

»So ist es vorgesehen. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Ihr Vater mich gebeten hat, den Fall zu übernehmen. Ich habe in der Vergangenheit mehrfach für seine Leute gearbeitet. Er wartet draußen.«

»Glauben Sie, dass ich auf Kaution freikomme?«

Clavering antwortete nicht sofort. Offenbar hatte er darüber noch nicht nachgedacht.

»Es wird nicht einfach werden. Die Anschuldigungen sind schwerwiegend – Mord in drei Fällen. Aber Sie sind Polizist mit untadeliger Vergangenheit. Ich werde dort vor allem darauf hinweisen, dass Sie am besten wissen müssen, wie man Spuren verwischt. Wenn einer wie Sie Fingerabdrücke oder DNA-Spuren hinterlässt, dann ist das ein so elementarer Fehler, als hätten Sie sich selber ans Messer liefern wollen.«

Ethan wies ihn auf den Widerspruch bei der blutbefleckten Kleidung hin, worauf der Anwalt nickte und ihn nachdenklich anblickte. Aber da kam schon der Gerichtsdiener und geleitete den Anwalt in den Saal. Ethan wurde durch eine andere Tür direkt zur Anklagebank geführt.

Die Anhörung dauerte nur zehn Minuten. Der Auftritt des Anwalts war oscarverdächtig. Er dominierte die Szene. Kein Versprecher, kein Suchen in Papieren, in die er nicht ein einziges Mal schaute. Die dünnen Beweise nahm er komplett auseinander. Dies war noch keine Verhandlung, aber wäre sie es gewesen, dann hätten selbst die begriffsstutzigsten Männer und Frauen unter den Geschworenen Ethan freigesprochen. Im Unterschied dazu machte Bob Forbes einen unsicheren und bedrückten Eindruck, weil er gegen einen Kollegen und Vorgesetzten aussagen musste.

Den entscheidenden Umschwung zu Ethans Gunsten bewirkten jedoch zwei Zufälle. Der Vorsitzende Richter hatte gerade erst seine Ausbildung beendet und erwartete an diesem Morgen ein paar läppische Verkehrsdelikte. Außerdem war der erfahrene Gerichtsbeamte, der ihm zur Seite zu stehen hatte, wegen der Schneefälle nicht erschienen. Seine Stelle nahm eine junge Frau ein, die von den dicken Folianten auf ihrem Tisch geradezu eingeschüchtert schien. Clavering hatte alle einschlägigen Bestimmungen im Kopf, und während sie noch in ihren Bänden blätterte, erläuterte er dem Gericht die Vertracktheiten des Kautionsrechts.

Ethan verließ das Gerichtsgebäude für eine Kaution von 50 000 Pfund, mit der Auflage, in einem Monat erneut vor dem Richter zu erscheinen. Sein Vater empfing ihn draußen und drückte ihm fest die Hand.

»Ich weiß, Ethan, dass du das nicht getan hast. Keine Sorge, Clavering haut dich da raus.«

»So einfach ist das nicht, Dad. Wenn die Anklage einen erstklassigen Staatsanwalt betraut, dann könnte auch Clavering Schwierigkeiten bekommen. Aber erst einmal muss ich Sarah finden.«

»Sarah? Ich dachte, die wäre schon wieder in Oxford.«

Ethan berichtete ihm, was geschehen war.

»Und was willst du jetzt tun?«, fragte sein Vater.

»Ich weiß es noch nicht. Aber wenn sie am Leben ist, dann muss man etwas tun. Wenn ich jemanden überzeugen könnte, nach ihr zu suchen, dann wäre das schon etwas.«

In einem kleinen Café in der Nähe nahmen sie ein spätes Frühstück ein. Wegen der verschneiten Straßen kam kaum jemand ins Stadtzentrum, und der Gastraum war fast leer. Sie behielten die Mäntel an, wärmten ihre Hände an den heißen Kaffeetassen und knabberten an kleinen Grumpets mit Butter und Marnite.

»Dad, sie werden versuchen, die Kaution rückgängig zu machen. Wenn die Story in die Presse kommt, was spätestens heute Abend der Fall sein wird, dann geht das Geschrei los, wie man einen Massenmörder laufenlassen kann. Im Innenministerium bricht Panik aus, Abgeordnete beschweren sich im Parlament, die Boulevardpresse schreit nach meinem Blut, und ich bin schneller wieder drin, als du Clavering auf dem Handy erreichst.«

»Was für einen Sinn hatte es dann, dich herauszuholen?«

»Darüber habe ich mir die ganze Nacht den Kopf zerbrochen, Dad. Ich möchte, dass du Folgendes für mich erledigst.«

 

Die Spurensicherung war bereits in Ethans Stadtwohnung gewesen und hatte alles mitgenommen, was von Interesse sein konnte, darunter auch seinen Computer. Er musste jede Menge Papiere unterschreiben und wurde angewiesen, Gloucester nicht zu verlassen. Bei Zuwiderhandlung drohte man ihm Konsequenzen an. Das war das Übliche. Überhaupt kam er sich vor, als sei er selbst der Ermittler. Ein, zwei Mal musste er den jungen Beamten, die ihn zu seiner Wohnung begleiteten, die exakte Vorgehensweise erklären. Er sorgte sich mehr um sie als um sich selbst, redete beruhigend auf sie ein und versprach, sich jeden Tag auf dem Revier zu melden. Sie verlangten seinen Pass, den er ihnen ohne Widerrede aushändigte. Es würde nicht lange dauern, bis eine höhere Charge, Willis vielleicht oder jemand von der Kronanwaltschaft, bei ihm auftauchte und ihm mitteilte, seine Freilassung auf Kaution sei widerrufen. Er musste rasch handeln.

Er ließ die Spurensicherung ihre Arbeit machen und fuhr sofort zu seiner Bank. Sein Vater hatte eine hohe Summe auf sein Konto überwiesen, die er sich zum großen Teil in bar auszahlen ließ. Dann kaufte er sich eine Reisetasche, ein Prepaid-Handy und ein Apple-Notebook. Endstation war die Kathedrale, in deren Café man vor neugierigen Augen ziemlich sicher war.

Mit einer Tasse Kaffee und einem Teller Schokoladenkuchen ließ er sich an einem Tischchen nieder, öffnete das Notebook und machte sich an die Arbeit. Er sandte ein Stoßgebet gen Himmel, dass noch niemand daran gedacht hatte, seinen Zugang zum Polizeicomputer zu sperren. Sein Herz schlug heftig, als er Namen und Passwort eingab. Sekunden später war er drin.

Zuerst öffnete er die Dateien mit seinen früheren Fällen. Langsam blätterte er sie durch, bis er auf den Namen stieß, den er brauchte. Er ermittelte die dazugehörige Telefonnummer und schloss die Datei wieder. Danach öffnete er dreißig weitere und rief wahllos eine große Zahl von Personen auf. Sollten sie die Suchaktion bemerken, dann wollte er damit seine Spur verwischen.

Er angelte das Handy aus der Tasche, tippte die Nummer ein, die er gerade notiert hatte, und sprach kurz mit dem Teilnehmer. Danach wandte er sich wieder dem Notebook zu.

Im Hauptsystem von Interpol hatte er häufig gearbeitet und kannte sich dort aus. Er klickte sich durch den europäischen Teil der Datenbank polizeilich gesuchter Personen und gab »Deutscher/Österreicher« sowie »Antiquitätendiebstahl/Hehlerei« ein. Rasch füllte sich sein Monitor mit Aktenzeichen. Seufzend machte sich Ethan an den mühseligsten Teil der Arbeit, die er sich vorgenommen hatte.

Er klickte auf »Erweiterte Suche« und fügte neue Begriffe hinzu: blond, blauäugig, 1,80 bis 1,90 Meter groß, Narbe auf Stirn/Nase.

Kurz darauf erschienen drei Namen samt Fotos auf dem Bildschirm. Als er das zweite Bild vergrößerte, sah er sich dem Mann gegenüber, der ihn angegriffen und Sarah entführt oder vielleicht bereits getötet hatte. Sein Name war Egon Aehrenthal, ein vierundvierzigjähriger Österreicher, geboren im Februar 1964 in Bernstein im Burgenland. Als Beruf war Antiquar mit besonderem Interesse an nahöstlichen Antiquitäten der biblischen, byzantinischen und umayyadischen Zeit angegeben. Er war in Israel und Ägypten wegen Schmuggels sowie im Libanon wegen Fälschung verurteilt und hatte in all diesen Ländern auch im Gefängnis gesessen.

Ethan musste lächeln. Als guter Spürhund hatte er seinen Mann auf den ersten Schlag gefunden. Aber vorerst nur in den Polizeiakten, nicht in der Realität. Neugierig las er weiter. Gewohnt, trockene Polizeiberichte mit Leben zu füllen, baute er sich ein Bild zusammen, das ihn auf die Spur des Mannes, und schließlich, wenn er richtig vermutete, zu Sarah bringen sollte.

Egon Armin Dietmar Hilarius Oktav Werner von Aehrenthal war an dem Tag geboren, da der österreichische Skistar Egon Zimmermann bei den Olympischen Winterspielen von 1964 in Innsbruck die Goldmedaille im Abfahrtslauf der Männer gewonnen hatte. Sein Vater, der den Wettkampf miterlebte, flog noch am selben Abend in Hochstimmung von einem Ende Österreichs zum anderen, um während der Entbindung bei seiner Frau in Bernstein zu sein. Seinem neugeborenen Sohn gab er Zimmermanns Vornamen, was ihm eine goldene Zukunft verheißen sollte.

Gold hätten die von Aehrenthals damals in der Tat gut gebrauchen können. Egon gehörte einer Familie an, die erst in den letzten Tagen der österreichisch-ungarischen Monarchie in den Adelsstand erhoben wurde. Egons Vater erzählte seinem goldhaarigen Sohn immer wieder, sie seien früher reich gewesen und würden es eines Tages wieder sein. Er berichtete Egon, wie sie in die Zvolen-Linie der glorreichen Esterházys eingeheiratet hatten, der reichsten Familie des Landes, dem non plus ultra des österreichischen Hochadels, dem Inbegriff von Vornehmheit, Witz und Eleganz, die die größten Reichtümer angehäuft und die prächtigsten Paläste im Lande errichtet hatte. Der junge Egon wuchs in einer Atmosphäre von mehr Schein als Sein auf, wozu gehörte, dass er als häufiger Besucher auf Burg Bernstein, dem großartigen, aber bereits etwas heruntergekommenen Schloss am anderen Ende des Dorfes anzutreffen war. Teile davon stammten aus dem 9. Jahrhundert, aber inzwischen hatte man es zu einem Hotel umfunktioniert. Berühmt wurde es in Egons Jugendzeit dadurch, dass der umstrittene Wüstenforscher László Almásy dort geboren und aufgewachsen war. Ethan fiel ein, dass Almásy als Vorbild für die Figur des Englischen Patienten in dem berühmten gleichnamigen Film diente.

Vater Aehrenthal hatte bei seinem Sohn das Interesse an den Barockpalästen des Habsburger Reiches geweckt, was Egon auf die Idee brachte, als Antiquitätenhändler Karriere machen zu wollen. Irgendwann hatte er sich von den vergoldeten Rokoko-Figuren des europäischen Barocks auf jüdische und römische Schätze aus dem Nahen Osten verlegt. Ethan notierte sich die Frage, was bei dem jungen Mann wohl zu diesem Sinneswandel geführt haben mochte.

Egon eröffnete in der David Street von Jerusalem ein Büro, reiste viel in den arabischen Staaten umher, kam aber auch regelmäßig nach Österreich zurück. Seine frühen Reisen waren nicht gut dokumentiert, aber nach kurzer Zeit auf dem neuen Tätigkeitsfeld war Aehrenthal, damals noch keine dreißig Jahre alt, bereits in dunkle Geschäfte verwickelt. Vielleicht hatte er ja auch von Anfang an darauf hingearbeitet. Für die illegale Ausfuhr von Münzen aus der Zeit des Bar-Kochva-Aufstandes1 kam er für drei Monate in ein israelisches Gefängnis. Ein Jahr später ermittelte die Abteilung für Diebstahlbekämpfung der israelischen Antikenbehörde gegen ihn wegen des Verkaufs von Gegenständen, die aus Gräbern im Bergland von Judäa entwendet worden waren.

Da er in Israel unter Beobachtung stand, reiste er durch die ganze Levante bis nach Anatolien, von dort nach Ägypten und Libyen, wo er über ein Jahr verbrachte. Als im türkischen Antakya, dem antiken Antiochia, ein Fälscherring ausgehoben wurde, saß er dort sechs Monate im Gefängnis, wonach man ihn an Österreich auslieferte.

So trieb er es mehrere Jahre, reiste von einem Ort zum anderen, verdiente Geld und verlor es wieder, fand und verkaufte echte Altertümer, beteiligte sich aber auch an Schmuggel und Fälschungsaktionen.

Ethan notierte alle Daten und Orte, um dahinter ein Muster zu erkennen, einen Hinweis, wohin Aehrenthal sich diesmal zurückgezogen haben könnte. Hatte er Sarah bereits außer Landes gebracht? Das war schwierig, so viel wusste er, aber nicht unmöglich, vor allem, wenn man Erfahrung im Schmuggeln besaß.

Am Ende des Dossiers stieß Ethan auf einen Eintrag, den er nicht sofort verstand: RE. Nach kurzer Recherche fand er heraus, dass dies die Abkürzung für das deutsche Wort Rechtsextremismus war. Dies bedeutete, dass Aehrenthal zumindest mit einer deutschen oder österreichischen politischen Gruppierung dieser Richtung Kontakt gehabt hatte oder noch in Verbindung stand. Als er den entsprechenden Link anklickte, erschien auf seinem Monitor jedoch der Hinweis: Zugang verwehrt.