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»Alexa, ganz schnell, ich muß dir etwas Wichtiges sagen.« Ich preßte den Telefonhörer noch dichter an den Mund und warf hektisch einen Blick zur Tür. Gott sei Dank, Peters war noch nicht von der Toilette zurück.
»Es geht um Peuler. Eine ganz neue Spur.«
»Offensichtlich hat der Bau eines Ärztehauses in letzter Zeit hier im Haus eine Rolle gespielt. Max hat mich heute danach gefragt.«
»Ein Ärztehaus? Davon habe ich gesprochen, als es darum ging, daß meine Gynäkologin sich vergrößern will.«
»Wie auch immer, dieses Ärztehaus soll in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses gebaut werden. Verschiedene Fachrichtungen, die in der Klinik Belegbetten haben.« Unruhig preßte ich den Telefonhörer an den Mund. »Köster, der Verwaltungschef, soll den Bau stark befürwortet haben. Peuler war dagegen. Das hat in letzter Zeit häufiger zu Konflikten geführt.«
»Na und?«
»Paß auf, jetzt wird die Sache heiß. Ich weiß jetzt, warum Köster ein solches Interesse an diesem Medizinerbunker hat.«
»Und ich bin sicher, du verrätst es mir auch.« Alexas flapsige Bemerkungen zeigten, daß sie den Ernst der Lage noch nicht voll erkannt hatte.
»Das Grundstück, das für den Bau in Frage kommt, ist im Besitz von Frau Köster, der Frau des Verwaltungschefs.«
»Nein!«
»Tatsache. Meinem Bettnachbar hat das Stück vorher gehört. Vor einem dreiviertel Jahr hat er dreitausend Quadratmeter direkt gegenüber dem Schwestern Wohnheim verkauft. An Marianne Köster. Hat er mir gerade erzählt.«
»Das gibt’s nicht.«
»Köster hat das Grundstück natürlich nur aus einem einzigen Grund erworben – nämlich, um es später gewinnbringend zu vermarkten.«
»Und Peuler stand ihm im Weg.«
»So ist es«, wieder warf ich unruhig einen Blick zur Tür, »nur eins versteh’ ich nicht.«
»Was denn?« Alexa flüsterte inzwischen auch, ganz so, als müßte sie auch in unserer Wohnung auf der Hut sein.
»Warum hat Köster nicht einfach abgewartet, bis Peuler im Ruhestand war? Das war doch absehbar. Peuler wollte nur noch bis nächstes Jahr machen. Da mußte man ihn doch vorher nicht extra um die Ecke bringen.«
»Stimmt.«
Wir schwiegen eine Weile. Dann hörte ich die Tür.
»Ich muß dann Schluß machen, Schatz«, meine Stimme war jetzt wieder ganz normal. »Vielleicht erzählst du Max einfach von den Neuigkeiten. Er wird sich sicher freuen.«
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Herr Peters zum Bett schlurfte.
»Mach’ ich und schlaf schön, Vincent.«
»Ich werd’ mir Mühe geben, auch ohne Narkose.«
Als ich aufgelegt hatte, wußte ich, daß ich jetzt alles konnte – nur nicht einschlafen.