Im Schein einer Straßenlaterne huscht eine Ratte aus dem Gully und verschwindet zwischen den Absperrungen einer Baustelle. Die Nacht hat sich wie schwerer Samt über das Musterhaus gelegt. Dort, in seinem Zimmer, liegt der Junge. Ein Plastiklicht in der Steckdose verbreitet mattgelben Schimmer. Der Junge hat Angst einzuschlafen. Wenn er die Augen zumacht, sieht er Krabbeltiere. Sie krabbeln auf seiner nackten Haut und wollen ihm in den Mund kriechen und in die Augen. Die Augen wollen sie aufessen. Der Junge hält sich mit beiden Händen den Mund zu und kneift die Augen fest zusammen. Aber wenn er die Augen zusammenkneift, kann er nichts sehen. Alles ist schwarz. Auch das macht ihm angst. Der Junge öffnet die Augen wieder und nimmt vorsichtig die Hände vom Mund. Er guckt überall im Bett, ob die Krabbeltiere kommen. Im Moment sind keine da. Aber wenn er schlafen will, kommen sie, das weiß er. Er steht auf, setzt sich auf den Boden, nimmt ein Blatt Papier und seine Buntstifte. Er malt rote Kreise, schwarze Kreise, rote Kreise, schwarze Kreise und blaue Wolken, die regnen. Unter den weinenden Wolken, in den roten Kreisen und den schwarzen Kreisen, malt er sich. Man sieht ihn kaum vor lauter roten und schwarzen Kreisen. Nur der Kopf guckt oben aus den Kreisen raus, der Kopf ist blau wie die Wolken, und der Mund ist zum Schreien ganz weit offen. Aber man hört nichts. Da kommt die Mutter herein und schimpft ein bißchen, weil er nicht im Bett ist, sondern malt. Sie nimmt ihn hoch auf den Schoß, schaukelt hin und her und flüstert leise: Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er. Macht der Reiter plumps, dann fällt er in den Sumpf. Hoppe, hoppe, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er …