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Sie sahen ihm konsterniert nach. Irmi war sehr unzufrieden. Das Gespräch war völlig verunglückt.
»Wow! Ganz schön viel Kreativabteilung. So kann man diplomatisch ausdrücken, dass man geistig wendige Menschen nicht schätzt, oder«, meinte Kathi schließlich.
»Ja, es ist offensichtlich, dass der Schulleiter Buchwieser in die Hölle gewünscht hat. Trotz all seiner angeblichen Demut. Nun habe ich das Büchlein mit den Benediktinerregeln gleich zweimal. Eins kriegst du!« Sie lachte und verzog dann das Gesicht. »An den Mann kommt man nicht so ohne Weiteres heran. Er verschanzt sich hinter seinen Worten und dem Tagesablauf im Kloster.«
»Und ganz ehrlich: Ich kann mir den nur schlecht auf einer Skipiste vorstellen, ein Gewehr im Anschlag, oder«, meinte Kathi grinsend.
»Ich sehe ihn eher als Fadenzieher in einem Ränkespiel. Er ist sicher großartig darin, die Menschen jovial zu umgarnen. Er ist intelligent genug, scheinbar persönliches Interesse zu heucheln. Was er allein über mich in Erfahrung gebracht hat! Der Schulleiter ist sicher einer, der Probleme aussitzt. Er muss Buchwieser gehasst haben, denn der hat Menschen begeistert, ist vorangeprescht.« Irmi packte ihr Notizbuch wieder ein, lächelte Kathi an und meinte: »Na, dann auf zu unserem nächsten Kandidaten: dem Cellerar.«
»Und das ist wer?«, erkundigte sich Kathi. »Ich hatte noch nicht das Vergnügen, in dem da zu lesen.« Sie zeigte auf das Büchlein.
»Der Mann, der im Kloster wirtschaftet. Wahrscheinlich die Graue Eminenz. Wer das Geld verwaltet, hat auch Macht über die Seelen. Laut dem schwarzen Büchlein ist der Cellerar weise, reifen Charakters, nüchtern. Nicht stürmisch, verletzend oder umständlich.«
»Na dann!«, sagte Kathi, die im Gegensatz zu Irmi kein bisschen verunsichert wirkte.
Sie läuteten an einer Holztür und wurden wenig später in einen Glaskasten gebeten, der als Besprechungszimmer diente.
Wie Maria Buchwieser schon gesagt hatte, war der Cellerar ein völlig anderer Charakter als der Schuldirektor. Irmi erschien er schon auf den ersten Blick ungleich gefährlicher. Buchwieser kannte sie nur aus der Zeitung und aus den Erzählungen seiner Frau. Aber bei jedem Zusammentreffen dieser beiden Männer musste die Luft geflirrt haben, Feuersbrünste mussten entfacht worden sein, die Erde musste gebebt haben. Der Cellerar strahlte Macht aus, er überschritt Grenzen und brüskierte damit bestimmt die konservativen Kreise. Nicht umsonst hielt er Vorträge für Manager. Er verkörperte eine Klostermoderne, bei der nicht alle mitkonnten und mitwollten.
»Sie ermitteln im Mordfall Ernst Buchwieser?«, fragte der Cellerar freundlich.
»Das dürfte sich herumgesprochen haben«, erwiderte Kathi.
Der Cellerar warf ihr einen Blick zu. Und in diesem Moment war Irmi sich sicher, dass dieser Mann auch ein Mann der Frauen war.
»Ich möchte mich nicht mit langen Vorreden aufhalten. Sie hatten Probleme mit Buchwieser, hört man«, sagte Irmi.
»Er war ein Heißsporn!«
»Was ist so heißblütig daran, den Zustand der Sportanlagen zu bemängeln?«
Er runzelte ganz leicht die Stirn. Irmi war klar, dass er sie nicht ganz ernst nahm. Umso wichtiger war es, weiterhin auf der Hut zu sein.
»Ernst Buchwieser schoss über das Ziel hinaus. Es kamen Beschwerden darüber, dass die I-Halle zu kalt sei, dass die G-Halle verwahrlose, dass der Boden der Außenanlagen renoviert gehöre. Ich hätte mich seiner Anliegen jederzeit angenommen, aber er hat zur Durchsetzung seiner Ziele stets die Schüler instrumentalisiert. Er hat Schüler bei der Zeitung anrufen lassen, unter dem Deckmantel, das sei Persönlichkeitsschulung. Das stand ihm nicht zu. Er hat Altgriechisch, Sport und Biologie unterrichtet. Nicht Deutsch mit dem Thema: Wie verfasse ich einen Leserbrief?«
»Und wenn die Schüler das Ganze auf Griechisch geschrieben hätten?« Kathi sah ihn herausfordernd an.
»Hätte das beim Garmischer Tagblatt keiner verstanden.« Der Cellerar ließ sich nicht provozieren.
Irmi, die sich am Abend zuvor noch durch die ganzen Zeitungsartikel zum Thema Buchwieser gearbeitet hatte, entgegnete: »Aber den Putzmittelskandal hat das Tagblatt verstanden.«
»Ach herrje! Was heißt da Skandal! Da hat Buchwieser die Schüler Wasserproben im Schwimmbad nehmen lassen, sie haben Putzmittel analysiert und wollen herausgefunden haben, dass wir zu starke Chemikalien benutzen.«
»Was immerhin der Zeitung einen Bericht wert war und einige Leserbriefe von Eltern provoziert hat, die die Allergien ihrer Kinder darauf zurückgeführt haben«, sagte Irmi ganz ruhig.
»Wenn ein Jugendlicher einen Pickel kriegt, muss das nicht gleich eine allergische Reaktion sein.« Er blieb gelassen, fast gelangweilt.
»Das heißt, Sie haben nie einen der von Buchwieser angeführten Missstände behoben?«, fragte Irmi.
»Das alles war unangemessen!«
»Und haben Sie ihm die unangemessene Bitte vernünftig und mit Demut abgeschlagen?«
Er lachte leise auf. »Ich sehe, Sie haben sich der Lectio unserer Regeln hingegeben. Um Ihre Frage zu beantworten: Ich folge stets der Vernunft.«
Das wagte Irmi zu bezweifeln: »Sie hatten doch gravierende Probleme mit Buchwieser. An der WM, die er torpedierte, hatten Sie ja wohl ein vitales Interesse, oder? In solchen Fällen hilft Ihnen die Demut nicht weiter.«
Allmählich schien der Cellerar nun doch Interesse an dem Gespräch zu gewinnen. Er sah Irmi genau an. Sie fror unter seinem Blick.
»Aber die Vernunft hilft. Diese Form der Publicity schätzen wir nicht.«
»Es ging nicht nur um negative Publicity. Soweit ich weiß, hat das WM-Komitee damit gedroht, Ettaler Produkte nicht zuzulassen. Dadurch wäre Ihnen schwerer wirtschaftlicher Schaden entstanden, oder?« Irmi machte eine kurze Pause und zitierte aus dem Büchlein: »Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät. Er vergeude nicht das Vermögen des Klosters.«
»Sie haben ein gutes Gedächtnis. Natürlich wollten wir das verhindern. Es standen Gespräche mit dem Hochwürdigen Herrn Abt und mir an, selbstredend ging Ernst Buchwieser da zu weit. Es bestand Gesprächsbedarf.«
»Aber zu diesen Gesprächen kam es nicht mehr, oder. Weil Sie ihn vorher aus dem Weg geräumt haben?« Kathi lächelte süffisant.
»Junge Frau, ich räume niemanden aus dem Weg.«
»Wo waren Sie denn gestern am späten Vormittag?«, fragte Kathi.
»In Oberammergau.«
»In Oberammergau? Geht es etwas genauer?«, hakte sie nach.
»Ich war mit dem Sohn einer Bekannten im Paradiso, einen großen Eisbecher essen.«
»Und da hat Sie natürlich jemand gesehen?« Kathis Ton war aggressiv.
Irmi gefiel die patzige Art ihrer Kollegin nicht. Zudem die Frage dumm war. Ein Pater sonntags mit einem Kind beim Eisessen. Nein, das war eben nicht »Der Name der Rose«, das war die Moderne. Mit solchen Aktionen mochte der Cellerar provozieren. Er war Buchwieser im Prinzip gar nicht so unähnlich. Sie hatten beide provoziert. Sie waren beide blitzgescheit. Oder besser: Buchwieser war blitzgescheit gewesen.
»Sicherlich«, sagte der Cellerar. Ein Mönch trat ein, beugte sich zu ihm hinunter, leises Flüstern war zu hören. Der Cellerar wandte sich an Irmi. »Brauchen Sie mich noch? Ich hätte einige dringliche Termine.« Er lächelte spöttisch. »Und ich verlasse auch nicht die Republik.«
»Schön!« Irmi kam sich augenblicklich wieder wie ein kleines Licht vor.
Irmi und Kathi verließen den Verwaltungsgang in die andere Richtung und kamen an der Treppe heraus, die wieder ins Erdgeschoss führte. Langsam stiegen sie hinunter und traten schweigend hinaus in den Innenhof, an dem die gewaltige Basilika lag.
Irmi atmete tief durch. »Der aggressive Ton war nicht nötig«, sagte sie und bemühte sich ihrerseits um Neutralität.
Kathi sah sie wütend an. »Der hat das gebraucht.«
»Nein, das ist kein Mensch, der Druck nachgibt. Da hilft nur Schlagfertigkeit, da stechen nur exzellente Argumente.«
»Ach komm, bloß weil du ein paar Sprüchlein auswendig gelernt hast. Meinst du, das hat den beeindruckt? Die Mutter Teresa von der Kripo.« Kathi brach ab, es schien selbst ihr klar geworden zu sein, dass sie zu weit gegangen war.
Irmi hätte vieles erwidern können, erwidern müssen, aber das waren genau die Momente, in denen sie ratlos war – und sprachlos. Eine Gesprächspause entstand.
Es war kalt auf dem Hof. In dem Moment kamen zwei Burschen auf sie zu, die Irmi auf etwa fünfzehn schätzte.
»Entschuldigung, Sie sind doch von der Polizei, oder?«, hob der eine an.
»Ja, wieso?«
»Stimmt es, dass Herr Buchwieser tot ist? Ist er wirklich tot?« Der Junge zitterte ein wenig, seine Stimme war kurz vor dem Kippen.
Irmi betrachtete ihn genau. Er schien total von der Rolle zu sein. »Du hast ihn sehr gemocht?« Vielleicht hätte sie den Jungen siezen müssen, fiel ihr dann ein.
Er nickte. »Alle mochten ihn, ich meine die Schüler. Er war einfach ein toller Lehrer.«
Der andere Junge nickte dazu und flüsterte: »Ist er wirklich tot?«
»Ja«, sagte Irmi. »Ja, das stimmt leider.«
Die Jungs tauschten einen kurzen Blick. »Wir sollen jetzt gleich in die Aula kommen. Da werden die uns das sagen, oder?«
»Das nehme ich an«, sagte Irmi. »Wie heißt ihr denn?«
»Lutz. Lutz Rasthofer. Ich bin im Internat«, sagte der Wortführer, und der andere fiel ein: »Robin Senftle. Ich auch.«
»Die sagen, er sei ermordet worden, erschossen oder so.« Lutz’ Augen waren weit aufgerissen.
Irmi überlegte kurz. Sie war sich sicher, dass die Schüler gleich informiert würden. »Ja, es tut mir leid. Näheres möchte ich in einer laufenden Ermittlung nicht sagen. In welchen Fächern hattet ihr den Herrn Buchwieser denn?«
»Griechisch, Sport und Bio«, hauchte Robin.
Lutz’ Augen standen voller Tränen. Dann brach es aus ihm heraus: »Wir waren doch auch die Umwelt-AG.«
Dieses »wir«! Es brach Irmi fast das Herz. In diesem Wort lag diese unermessliche Verzweiflung und die jähe Erkenntnis, dass der Mann für immer und ewig verloren war. Die Jungs hatten ihren Halt eingebüßt, ihr Vorbild.
»Lutz, es tut mir so leid. Was hat diese AG denn gemacht? Wart ihr das mit den Wasserproben?«
Nun huschte ein Lächeln über seine Lippen. Er wischte ein paar Tränen ab. »Ja, und das gab richtig Wirbel. Haben Sie davon gehört?« In der Frage lag Erwartung.
»Ja, und in der Zeitung davon gelesen. Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle begeistert waren, oder?«
»Nein, aber das war es ja eben. Herr Buchwieser…« Lutz schluckte. »…hat immer gesagt, dass die Wahrheit meist unbequem ist.«
»Wie waren denn die Reaktionen auf die Zeitungsartikel?«
»Die meisten fanden es gut«, meinte Lutz. »Also, ich meine… nicht bloß Schüler, sondern auch weltliche Lehrer und Patres. Und viele Eltern.« Sein Gesicht verdüsterte sich. »Außer meinem Vater.«
»Wie das?«
»Er ist hier aufgetaucht und hat ziemlich rumgetobt, dass Herr Buchwieser uns aufhetzen würde und so. Er wollte mich sogar von der Schule nehmen.«
»Hat er aber nicht?«, fragte Kathi, die sich beruhigt zu haben schien.
»Nein, Herr Buchwieser hat mit ihm geredet, sogar der Abt. Da hat er dann nachgegeben«, erzählte Lutz.
Sie schwiegen eine Weile, dann fragte Irmi: »Du bist gerne hier, oder?«
»Natürlich, es ist eine tolle Schule. Hier sind meine Freunde.« Er sah Robin an, der wieder nur nickte. »Die meisten Lehrer sind cool, ich find’s auch nicht schlimm, dass wir samstags Unterricht haben.«
Irmi hatte auch samstags Unterricht gehabt. In einer Zeit, in der die Menschen noch nicht so wahnhaft auf das Wochenende hin gelebt hatten, war Samstag ein Tag wie jeder andere gewesen. In der Landwirtschaft war es sowieso egal, welcher Wochentag gerade war. Die Natur regierte die Arbeitszeiten.
»Also konnten sie deinen Vater überzeugen?«, fragte Irmi.
»Ja, obwohl der ein sturer Knochen ist. Und dann war es ja auch schon das zweite Mal…«
»Wieso das zweite Mal?«, unterbrach ihn Irmi. »Warst du beim Plakatsäulenstürzen auch dabei?«
»Nein, ich hab ja keinen Bulldog. Es ging um die Kröten«, sagte Lutz.
Irmi sah ihn leicht konsterniert an. Der Junge machte einen sehr netten Eindruck, aber was er jetzt erzählte, klang doch etwas wirr. »Die Kröten? Meinst du Geld?«
Er musste lachen. »Nein, echte Kröten. Wir Schüler hatten eine Krötenpetition unterzeichnet. Das hat meinem Vater damals auch nicht gefallen.«
Irmi sah Kathi an, die unmerklich mit den Schultern zuckte.
»Kannst du mir das bitte so erklären, dass auch wir das verstehen können?«
Lutz verzog den Mund. »Wissen Sie, das Ganze war eine echte Sauerei. Und das Drama wiederholt sich jedes Jahr. In der Nähe ist nämlich ein Tümpel. Und alljährlich zur Krötenwanderung im Frühjahr watscheln die los. Ihr Weg führt durch das Hotel oben, die Treppe runter und durch die Kellertür wieder raus. Anfangs hat der Hotelbesitzer, der alte Rieger, die Kröten zurückgetragen in den Weiher. Wir haben versucht, ihm klarzumachen, dass das gar nichts bringt, dass sie weiter ihrem Instinkt folgen werden. Eines Tages haben wir ihn erwischt, wie er die Tiere vor der Kellertür einfach zusammengekehrt und entsorgt hat. Herr Buchwieser hat es im Guten versucht, aber dieser Rieger ist ein Depp. Letztes Jahr hat Herr Buchwieser dann Naturschützer mobilisiert, und das Hotel war eine Woche quasi belagert. Dieses Jahr hat er es durchgesetzt, dass es zwei Wochen geschlossen bleibt, um den Kröten ihre Wanderung zu ermöglichen.«
Kathi sah den Jungen an. »Du meinst, der Rieger muss sein Hotel schließen, weil da Kröten durchhopsen?«
»Ja, aber das wäre alles nicht passiert, wenn der alte Rieger die Jahre vorher mehr Einsicht gezeigt hätte«, meinte Lutz.
»Wie hat Ernst Buchwieser das denn geschafft?«, fragte Kathi.
»Keine Ahnung, aber der alte Rieger hat eine Anordnung vom Gemeinderat erhalten, das Hotel zu schließen und den Kröten freien Abzug zu gewähren.« Lutz kicherte. »Wie im Cowboyfilm. Freies Geleit für freie Kröten.«
Ernst Buchwieser schien sein Leben wirklich ein bisschen als Cowboy- und Indianerfilm missverstanden zu haben. Natürlich war er selbst stets auf der Seite der Guten. Umgeben von seinen treuen Gefährten. Ein klein wenig verstand Irmi Lutz’ Vater schon. Buchwieser hatte etwas von einem Guru gehabt, seine AG etwas Sektenhaftes.
In diesem Moment kam der Schulleiter über den Platz geeilt. »Das geht aber nicht, dass Sie unerlaubt und ohne Einwilligung Schüler befragen!«
Lutz trat einen Schritt vor. »Entschuldigung, Pater, aber ich habe die beiden Damen angesprochen.«
Irmi war platt. Das war mutig. Der schmale Lutz hatte Courage. Buchwieser wäre sicher stolz auf ihn gewesen. Sie wandte sich an den Pater. »Das stimmt. Wir haben auch in keiner Weise dem vorgegriffen, was Sie gleich in der Aula verkünden werden.«
Sie wandte sich an Lutz und Robin. »Auf Wiedersehen, ihr beiden. Ach, Lutz, wo kommst du eigentlich her?«
»Aus Mering bei Augsburg. Warum?«
»Nur so, ich wollte deinen Dialekt einordnen. Danke für deine Hilfe. Ich wünsch euch viel Kraft für die nächste Zeit«, sagte Irmi und legte Pathos in ihre Stimme.
Der Schulleiter beäugte sie skeptisch. Dann ging er mit den Jungen auf die Schule zu. Die beiden Frauen folgten langsam und sahen dem Dreiergespann nach.
»Warum hast du ihn gefragt, wo er herkommt?«, fragte Kathi.
»Nur so ein Gefühl. Ich würde gerne mal wissen, wer sein streitbarer Vater ist. Der Herr Rasthofer aus Mering.«
»Soll der etwa den Buchwieser ermordet haben?« Kathi sah sie zweifelnd an.
»Momentan ist jeder Verdächtige so gut wie der andere. Der Heilige Geist war es nämlich nicht.«
Wieder entstand eine Gesprächspause, eine ziemlich lange sogar. Kathi hätte sich entschuldigen müssen, aber das tat sie nicht und würde es auch nie tun.
»Was ist das eigentlich?«, fragte sie stattdessen und wies auf einen Kasten am Eingang zur Schule.
Irmi zuckte mit den Schultern. In diesem Moment trat der junge Pater von vorhin zu ihnen. »Das ist ein Defibrillator«, erklärte er schlicht und verschwand durch die Tür.
»Na, das ist doch beruhigend, wenn hier ein Tourist berauscht von der überbordenden Macht des Barocks einfach kollabiert!«, sagte Irmi und verzog das Gesicht.
»Oder ein Schüler angesichts dieses Bildnisses von Benedikt. Puh!«, meinte Kathi.
Sie schauten sich zusammen den Kasten an. »Alles das ist schon starker Tobak«, sagte Irmi nach einer Weile und ließ offen, was genau sie damit meinte.
Kathi schüttelte den Kopf und lachte plötzlich. »Das ist doch der ideale Filmstoff für Bully Herbig, oder. Die Rückkehr der Killerkröten. Lass uns mal den Rieger besuchen.«