SECHS
Er hätte in Islamabad daran denken sollen, und im Geiste ohrfeigte er sich selbst für dieses Versäumnis. Dschawad, der CIA-Maulwurf bei ISI, hatte ihm erzählt, der junge Zulfikar Ali Schah sei von allen Radarschirmen verschwunden, nachdem er im Jahr 2004 bei Laschkar-e-Taiba, der Kaschmir-feindlichen Terrorgruppe, eingetreten war.
Seitdem – nichts mehr. Das heißt, nichts unter diesem Namen. Aber als er in seinem Büro in dieses Gesicht schaute, kam ihm ein neuer Gedanke. Er bat die CIA, sich noch einmal mit Dschawad in Verbindung zu setzen und ihm eine einfache Frage zu stellen: Hatte einer ihrer Agenten innerhalb der diversen Terrorgruppen entlang dieser tödlichen Grenze je etwas von einem Terroristen mit bernsteinfarbenen Augen gehört?
Einstweilen hatte er noch einen Besuch abzustatten, und zwar mit demselben Anliegen, mit dem er sich vergebens an Langley gewandt hatte.
Er nahm wieder einen Dienstwagen, doch diesmal trug er einen Zivilanzug mit Oberhemd und Krawatte. Seit Nine/Eleven war auch die britische Botschaft an der Massachusetts Avenue schwer gesichert. Das grandiose Gebäude steht neben dem ebenfalls massiv geschützten Naval Observatory, dem Sitz des Vizepräsidenten.
Zugang zur Botschaft findet man nicht durch den Säulen-portikus an der Frontseite, sondern in einer kleinen Nebenstraße. Sein Wagen bremste an der Kabine bei der Schranke, und der Spürhund hielt seinen Pass aus dem offenen Fenster. Der Wachmann sprach kurz in ein schnurloses Telefon, und wie immer die Antwort lauten mochte, sie genügte, um die Schranke hochgehen und den Wagen auf den kleinen Parkplatz rollen zu lassen. Weniger wichtige Persönlichkeiten müssen draußen parken und zu Fuß hereinkommen. Der Platz ist knapp.
Die Tür war sehr viel weniger prächtig als der Vordereingang, der aus Sicherheitsgründen kaum noch benutzt wird, und dann auch nur vom Botschafter und von hochrangigen amerikanischen Besuchern. Als der Spürhund eingetreten war, wandte er sich dem Glasfenster des Empfangsschalters zu und zeigte noch einmal seinen Ausweis vor, auf dem etwas von einem gewissen Colonel James Jackson stand.
Ein weiteres Telefonat, dann kam die Einladung, Platz zu nehmen. Nach zwei Minuten öffnete sich die Lifttür, und ein junger, offensichtlich nicht besonders ranghoher Mann kam heraus.
»Colonel Jackson?« Im Eingangsflur war sonst niemand. Auch er studierte den Ausweis. »Bitte kommen Sie mit, Sir.«
Sie fuhren, wie der Spürhund es vorausgesehen hatte, in den fünften Stock hinauf, zur Etage des Verteidigungsattachés, die das amerikanische Reinigungspersonal niemals betrat. Geputzt wurde dort von niedrigen, aber immerhin britischen Chargen.
Im Fünften führte der junge Mann den Spürhund durch einen Korridor und an mehreren Türen mit Namensschildern vorbei bis zu einer, die nicht gekennzeichnet, aber mit einem Magnetkartenleser statt mit einer Klinke zu öffnen war. Er klopfte, und auf einen Zuruf von innen zog er seine Karte durch den Schlitz, schwenkte die Tür auf und ließ den Spürhund eintreten. Er folgte ihm nicht, sondern schloss die Tür leise wieder.
Der Spürhund betrat einen eleganten Raum mit schusssicheren Fenstern und Blick auf die Massachusetts Avenue, ein Büro, jedoch eindeutig nicht die »Bubble«, wo nur Konferenzen auf kosmischem Geheimhaltungslevel stattfanden. Diese »Blase« befand sich im Zentrum des Gebäudes, sechsseitig von Vakuum umgeben und fensterlos. Da die Technik, einen Strahl auf eine Fensterscheibe zu richten und an deren Vibrationen die Gespräche dahinter abzulesen, im Kalten Krieg in Moskau gegen die Amerikaner eingesetzt worden war, hatte man das ganze Gebäude umbauen müssen.
Der Mann, der mit ausgestreckter Hand um die Ecke des Schreibtischs kam, trug ebenfalls einen Anzug und eine gestreifte Krawatte, die der Spürhund nach seinen Jahren in London für das Kennzeichen einer ziemlich guten Schule hielt. Aber er war nicht Fachmann genug, um die Farben von Harrow zu erkennen.
»Colonel Jackson? Willkommen. Unsere erste Begegnung, glaube ich. Konrad Armitage. Ich habe mir erlaubt, Kaffee zu bestellen. Wie trinken Sie ihn?«
Er hätte eine der todschicken jungen Sekretärinnen, die auf diesem Stockwerk arbeiteten, bitten können, durch die Nebentür hereinzukommen und den Kaffee zu servieren, doch er tat es selbst. Konrad Armitage, kürzlich aus London eingetroffen, war der Stationschef des britischen Secret Intelligence Service, kurz SIS.
Von seinem Vorgänger wusste er sehr wohl, wer dieser Besucher war, und das Zusammentreffen war ihm willkommen. Das Bewusstsein einer gemeinsamen Sache, eines gemeinsamen Interesses und eines gemeinsamen Feindes bestand auf beiden Seiten.
»Und was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe ein ungewöhnliches Anliegen. Ich hätte es auf dem üblichen Weg übermitteln können, aber ich dachte, wir beide sollten uns irgendwann sowieso kennenlernen. Also habe ich es kurz gemacht.«
»Durchaus. Und das Anliegen?«
»Hat Ihr Dienst einen Kontakt oder, besser noch, einen Undercoveragenten bei al-Schabaab in Somalia?«
»Wow. Das ist allerdings ungewöhnlich. Nicht mein Fach. Wir haben natürlich eine Informationsabteilung. Ich werde mich erkundigen müssen. Darf ich fragen, ob es um den Prediger geht?«
Armitage war kein Hellseher. Er wusste, wer der Spürhund war und was er tat. In Großbritannien war soeben der vierte Mord von einem jungen Fanatiker begangen worden, der sich von den Onlinetiraden des Predigers hatte inspirieren lassen. In Amerika waren es sieben, und beide Geheimdienste wussten, wie viel ihren Regierungen daran gelegen war, diesem Mann ein Ende zu bereiten.
»Möglich«, sagte der Spürhund.
»Na, ausgezeichnet. Wie Sie wissen, sind wir genau wie Ihre Freunde aus Langley in Mogadischu vertreten. Doch falls diese Vertretung jemanden draußen in der Wildnis hat, würde es mich wundern, wenn da nicht eine Art Zusammenarbeit angeboten worden wäre. Meine Anfrage wird morgen früh in London sein.«
Die Antwort war in nur zwei Tagen da, aber es war die gleiche wie die der CIA. Und Armitage hatte recht: Wenn eines der beiden Länder eine Quelle innerhalb von Südsomalia hätte, wäre sie zu wertvoll, um sich nicht Kosten wie Resultate zu teilen.
Die Antwort des ISI-Manns Dschawad war sehr viel hilfreicher. Zu denen, an die er die Berichte über seine vorgebliche Spionagetätigkeit gegen die Amerikaner lieferte, gehörte ein Kontakt im notorischen »S Wing«, der »Abteilung S«, die in jeder Hinsicht für die zahllosen gewalttätigen Dschihadistengruppen im Grenzstreifen zwischen Kaschmir und Quetta zuständig war.
Für Dschawad wäre es viel zu riskant gewesen, direkt zu fragen: Seine Tarnung wäre geplatzt, und er hätte seine wahren Auftraggeber preisgegeben. Aber zu seinem ISI-Job gehörte die Befugnis zum Umgang mit Amerikanern. Also behauptete er, auf einer Cocktailparty ein Gespräch zwischen zwei Diplomaten belauscht zu haben. Aus reiner Neugier befragte der S-Wing-Offizier die Archivdatenbank, und Dschawad stand hinter ihm und notierte sich die Datei, die er aufrief.
Als er die Recherche beendet hatte, befahl der Offizier, den Amerikanern mitzuteilen, so einen Hinweis gebe es nicht. In der folgenden Nacht rief Dschawad die Datenbank noch einmal auf und sah sich die Datei an.
Den Hinweis gab es sehr wohl, nur war er Jahre alt. Er stammte von einem ISI-Spion in Iljas Kaschmiris Brigade 313, einer Einheit von Fanatikern und Mördern. Die Rede war von einem Neuankömmling von Laschkar-e-Taiba, einem Fanatiker, dem die Überfälle auf Kaschmir zu zahm gewesen waren. Der junge Rekrut sprach Arabisch und Paschtu so gut wie Urdu, und deshalb hatte die 313 ihn aufgenommen. Die Brigade bestand hauptsächlich aus Arabern und arbeitete eng mit dem paschtusprachigen Hakkani-Clan zusammen. In dem Bericht wurde hinzugefügt, darin bestehe seine Nützlichkeit, aber als Kämpfer müsse er sich noch erweisen. Er hatte bernsteingelbe Augen und nannte sich Abu Azzam.
Deshalb also war er vor zehn Jahren verschwunden. Er hatte die Terrorgruppe gewechselt und sich einen neuen Namen zugelegt.
Das Counterterrorism Center der USA besitzt eine gigantische Datenbank über dschihadistische Terrorgruppen, und die Eingabe des Namens Abu Azzam erbrachte eine Fülle von Informationen.
Im sowjetisch besetzten Afghanistan hatte es sieben Warlords gegeben, die zusammen die Mudschaheddin bildeten, vom Westen unterstützt und als »Patrioten«, »Partisanen« und »Freiheitskämpfer« bejubelt. Sie, und nur sie allein, bekamen die Unmengen an Geld und Waffen, die in die afghanischen Berge geschleust wurden, um die Russen zu besiegen. Kaum war jedoch der letzte sowjetische Panzer nach Russland zurückgerollt, zeigten sich zwei von ihnen wieder als die bösartigen Killer, die sie immer gewesen waren. Der eine hieß Gulbuddin Hekmatjar, der andere war Dschelaladdin Hakkani.
Obwohl Hakkani ein Warlord und der Herrscher über seine Heimatprovinz Paktia war, wechselte er, als die Taliban die Warlords beiseitefegten und an die Macht kamen, die Seiten und wurde Befehlshaber der Talibanstreitkräfte.
Von den Amerikanern und der Nordallianz besiegt, bewegte er sich noch einmal. Er überquerte die Grenze und richtete sich in Wasiristan ein, auf pakistanischem Gebiet. Mit seinen drei Söhnen als Nachfolgern schuf er das Hakkani-Netzwerk, das im Grunde nichts anderes war als die pakistanischen Taliban.
Schon bald entwickelte es sich zum Dreh- und Angelpunkt für Terroranschläge gegen die amerikanischen und NATO-Streitkräfte jenseits der Grenze und gegen die pakistanische Regierung unter Pervez Muscharraf, die zu einem Verbündeten der USA geworden war. Hakkani band die verbliebenen al-Qaida-Kämpfer, die nicht tot oder in Gefangenschaft waren, und alle anderen fanatischen Dschihadisten an sich. Einer davon war Iljas Kaschmiri, der seine Brigade 313 als Teil der Schattenarmee mitbrachte.
Der Spürhund konnte annehmen, dass der fanatische und aufstiegsbegierige Zulfikar Ali Schah, der sich jetzt Abu Azzam nannte, zu ihnen gehörte.
Allerdings konnte er nicht wissen, dass Abu Azzam es zwar vermied, sich bei Ausfällen nach Afghanistan in Lebensgefahr zu begeben, doch Geschmack am Töten gefunden hatte und zu einem der enthusiastischsten Henker der Brigade 313 geworden war.
Die Führungspersonen von Hakkani, Taliban, al-Qaida und der Brigade wurden einer nach dem andern mithilfe örtlich gewonnener Informationen von den Amerikanern identifiziert und zur Zielscheibe von Drohnenangriffen gemacht. In ihren Bergfestungen waren sie immun gegen Armeeangriffe, wie Pakistan unter hohen Verlusten feststellen musste, aber vor den UAVs, die unaufhörlich über ihren Köpfen patrouillierten, konnten sie sich nicht lange verstecken. Lautlos und unsichtbar, sahen, hörten und fotografierten diese Drohnen alles.
Die hochrangigen Ziele wurden in Stücke gerissen. Andere traten an ihre Stelle und wurden ebenfalls vernichtet, bis das Amt des Anführers buchstäblich zum Todesurteil wurde.
Doch die alten Verbindungen zum S Wing des pakistanischen ISI starben nie. ISI hatte die Taliban überhaupt erst erschaffen und eine einzige Regel niemals aus den Augen verloren: Die Amerikaner haben die Uhren, aber die Afghanen haben die Zeit. Eines Tages, so kalkulierten sie, würden die Amerikaner einpacken und gehen. Dann war es gut möglich, dass die Taliban Afghanistan zurückeroberten, und Pakistan brauchte keine zwei Feinde, Afghanistan und Indien, an seinen Grenzen. Einer genügte, und das würde Indien sein.
In den Datenfluten, die der Spürhund entfesselt hatte, gab es noch ein Kapitel. Als Kaschmiri und die übrigen Führer zur Hölle gefahren waren, schwand die Brigade 313 dahin. An ihre Stelle trat die noch fanatischere und sadistischere Chorasan, und Abu Azzam war mittendrin.
Chorasan bestand aus nicht mehr als zweihundertfünfzig Ultras, hauptsächlich Araber und Usbeken, und ihr Ziel waren Einheimische, die Informationen an Agenten im Sold der USA verkauften, speziell Informationen über den Aufenthaltsort der Spitzenleute. Chorasan war nicht in der Lage, selbst Erkenntnisse zu sammeln, besaß aber grenzenlose Fähigkeiten, wenn es darum ging, durch öffentliche Folter Angst und Schrecken zu verbreiten.
Wenn eine von einer Drohne abgefeuerte Rakete das Haus eines Terroristenführers zerstörte, erschien Chorasan, ergriff eine Handvoll örtlicher Bürger und stellte sie vor ein sogenanntes Gericht, nachdem sie zuvor extremen Verhören mit Elektroschocks, Bohrmaschinen und rot glühenden Eisen unterzogen worden waren. Vorsitzender eines solchen Gerichts war ein oft selbst ernannter Imam oder Mullah. Geständnisse waren praktisch immer garantiert, und ein anderes Urteil als den Tod gab es nur in Ausnahmefällen.
Die übliche Hinrichtungsmethode war das Durchschneiden der Kehle. Das barmherzige Verfahren besteht darin, dass das Messer von der Seite und mit der rasiermesserscharfen Klinge nach vorn eindringt. Ein schneller Schnitt nach außen durchtrennt Halsvene, Karotis, Luft- und Speiseröhre und führt auf der Stelle zum Tod.
Eine Ziege schlachtet man jedoch nicht so, denn hier ist ein maximaler Blutverlust erforderlich, damit das Fleisch zart wird. Also wird die Kehle durch eine hackende, sägende Bewegung von vorn durchschnitten. Um einen menschlichen Gefangenen leiden zu lassen und ihm Verachtung zu demonstrieren, verwendet man die Ziegenmethode.
Nach dem Urteilsspruch saß der vorsitzende Geistliche dabei und sah der Vollstreckung zu. Einer der Vollstrecker war Abu Azzam.
Noch etwas stand in der Datei. Um das Jahr 2009 begann ein Wanderprediger mit Auftritten in den Moscheen in den Bergen von Nord- und Südwasiristan. Ein Name war nicht angegeben, aber in der Datei hieß es, er habe Urdu, Arabisch und Paschtu gesprochen und sei ein machtvoller Redner gewesen, der sein Publikum in extreme religiöse Verzückung versetzen konnte. Etwa im Jahr 2010 war er verschwunden. In Pakistan hatte man nie wieder von ihm gehört.
Die beiden Männer, die in einer Ecke der Bar des Washingtoner Mandarin Oriental saßen, fielen niemandem auf. Dazu gab es auch keinen Grund. Beide waren Anfang bis Mitte vierzig, beide trugen dunkle Anzüge und neutrale Krawatten. Beide wirkten schlank und muskulös, ein wenig militärisch, und sie hatten die undefinierbare Ausstrahlung, die auf »Kampferfahrung« schließen ließ.
Der eine war der Spürhund. Der andere hatte sich als Simon Jordan vorgestellt. Er traf sich nicht gern mit Wildfremden in der Botschaft, wenn es sich auch anderswo machen ließ. Deshalb das Treffen in der diskreten Bar.
In seiner Heimat hieß er mit Vornamen wirklich Simon, doch sein Nachname hatte nichts mit irgendeinem Fluss zu tun. Er war der Stationschef des Mossad in der israelischen Botschaft.
Das Anliegen des Spürhunds war das gleiche, das er auch Konrad Armitage vorgetragen hatte, und das Resultat war ebenfalls weitgehend gleich. Simon Jordan wusste genau, wer der Spürhund war und was TOSA in Wirklichkeit tat, und als Israeli empfand er für beides volle Zustimmung. Aber deshalb hatte er noch keine Antwort parat.
»Natürlich haben wir im Büro jemanden, der mit diesem Teil der Welt befasst ist, dem werde ich Ihre Frage vorlegen müssen. Ich nehme an, Sie haben es eilig?«
»Ich bin Amerikaner. Haben wir es jemals nicht eilig?«
Jordan lachte aufrichtig erheitert. Er schätzte Selbstironie. Er war Israeli.
»Ich werde sofort nachfragen und um schnelle Erledigung bitten.« Er hielt die Karte mit dem Namen Jackson hoch, die der Spürhund ihm gegeben hatte. »Ich nehme an, die Nummer ist sicher?«
»Sehr sicher.«
»Dann werde ich sie benutzen. Über eine unserer sicheren Leitungen.«
Er wusste genau, dass die Amerikaner alles abhörten, was aus der israelischen Botschaft kam, aber Verbündete wahren nach Möglichkeit den höflichen Schein.
Sie verabschiedeten sich. Auf den Israeli wartete ein Wagen mit Chauffeur, der ihn zur Botschaft fahren würde. Das Prahlen lag ihm nicht, doch er war offizieller Geheimdienstvertreter in seiner Botschaft, und das bedeutete, dass man ihn erkennen konnte. Selbst zu fahren oder ein Taxi zu nehmen, war keine kluge Methode, eine Entführung zu vermeiden. Ein ehemaliger Kommandosoldat der Golani-Brigade am Steuer und eine UZI auf dem Rücksitz waren da schon besser. Andererseits hatte er auch keine Lust auf das lange Brimborium von Hakenschlagen und Hintertüren, das Inoffizielle veranstalten mussten.
Zu den Gewohnheiten des Spürhunds hingegen, die für offizielles Stirnrunzeln sorgten, gehörte seine Abneigung gegen Autos mit Chauffeur. Er verbrachte auch nicht gern Stunden in den Staus zwischen Washington und seinem Büro im Wald. Deshalb benutzte er ein Motorrad. In dem Gepäckfach unter dem Sattel war ein Visierhelm. Allerdings war es kein Rollstuhl auf zwei Rädern, sondern eine Honda Fireblade, ein Transportmittel, mit dem man sich besser nicht anlegte.
Nachdem er die Datei von Dschawad gelesen hatte, war der Spürhund – auch wenn er nicht sicher sein konnte – davon überzeugt, dass Abu Azzam aus den allzu gefährlichen Bergen an der afghanisch-pakistanischen Grenze in das scheinbar ungefährlichere Klima des Jemen geflohen war.
Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel steckte 2008 noch in den Kinderschuhen, doch zu den Anführern gehörte ein in Amerika aufgewachsener Jemenit namens Anwar al-Awlaki, der fließend Englisch mit amerikanischem Akzent sprach. Er war dabei, sich als höchst erfolgreicher Onlineprediger zu etablieren, der sich an die zahlreichen Jugendlichen in der britischen und amerikanischen Diaspora wandte. Er wurde zum Mentor der neu angekommenen, ebenfalls englischsprachigen Pakistani.
Awlaki war als Sohn jemenitischer Eltern in New Mexico zur Welt gekommen, wo sein Vater Landwirtschaft studierte. Buchstäblich als American Boy aufgewachsen, war er 1978 mit sieben Jahren zum ersten Mal in den Jemen gekommen. Dort ging er zur Oberschule und kehrte dann in die USA zurück, um in Colorado und San Diego aufs College zu gehen. Mit zweiundzwanzig ging er 1993 nach Afghanistan und fand anscheinend dort zum ultragewalttätigen Dschihadismus.
Wie die meisten Dschihadisten hatte er keinerlei Koranausbildung genossen, sondern seine Lektüre auf extremistische Propaganda beschränkt. Als er wieder in den USA war, gelang es ihm, sich als Imam an der Rabat-Moschee in San Diego und an einer anderen in Falls Church, Virginia, niederzulassen. Kurz vor der Verhaftung wegen eines Passvergehens floh er nach Großbritannien.
Hier unternahm er ausgedehnte Vortragsreisen. Dann kam Nine/Eleven, und der Westen wachte endlich auf. Das Netz zog sich enger, und 2004 setzte Awlaki sich wieder in den Jemen ab. Er wurde festgenommen und für kurze Zeit wegen des Vorwurfs der Entführung und des Terrorismus eingesperrt, kam jedoch auf Druck seines einflussreichen Stammes wieder frei. 2008 hatte er seinen Platz endlich gefunden – als Hetzprediger, der das Internet als Kanzel benutzte.
Und er hatte Wirkung. Es kam zu mehreren Mordanschlägen durch »Ultras«, die durch seine Aufrufe zu Mord und Zerstörung angestiftet worden waren. Er ging eine Partnerschaft mit dem brillanten saudischen Bombenbauer Ibrahim al-Asiri ein. Awlaki war es, der den jungen Nigerianer Abdulmutallab dazu überredete, als Selbstmordattentäter eine Bombe an Bord eines Verkehrsflugzeugs über Detroit explodieren zu lassen, und von Asiri stammte die unentdeckbare Bombe in der Unterhose des Nigerianers. Eine Fehlfunktion rettete das Flugzeug, wenn auch nicht die Genitalien des jungen Mannes.
Während Awlakis Predigten auf YouTube immer wirkungsvoller wurden – er wurde regelmäßig 150 000-mal angeklickt –, entwickelte Asiri mehr und mehr Geschick mit seinen Bomben. Schließlich kamen sie im April 2010 beide auf die Todesliste. Inzwischen war der geheimnisvolle und bescheidene Jünger aus Pakistan zu Awlaki gestoßen.
Zwei Versuche wurden unternommen, Awlaki aufzuspüren und zu vernichten. An dem einen war die jemenitische Armee beteiligt, die ihn entkommen ließ, als man sein Dorf umstellt hatte. Beim zweiten zerstörte eine von einer amerikanischen Drohne abgefeuerte Rakete das Haus, in dem er sich aufhalten sollte. Aber er war nicht da.
Die Gerechtigkeit ereilte ihn schließlich am 30. November 2011 auf einer einsamen Piste im Nordjemen Er hatte sich in einem Dorf namens Khaschew aufgehalten und war von einem jungen Akolyten identifiziert worden, der gegen bare Dollars gesungen hatte. Nur wenige Stunden später kreiste eine Drohne vom Typ Predator, gestartet von einem geheimen Stützpunkt jenseits der Grenze in der saudischen Wüste, über ihm am Himmel.
In Nevada beobachtete man die drei geparkten Toyota Landcruiser – das Fahrzeug der Wahl bei al-Qaida – auf dem Dorfplatz, eine Abschussgenehmigung wurde jedoch verweigert, weil Frauen und Kinder in der Nähe waren. Im Morgengrauen des 13. sah man, wie er in das vordere Fahrzeug stieg. Die Kameras waren so leistungsfähig, dass sein Gesicht auf der Creech Air Force Base den ganzen Plasmamonitor ausfüllte, als er hochschaute.
Zwei Landcruiser fuhren los, aber der dritte schien Probleme zu haben. Die Haube war hochgeklappt, und jemand arbeitete am Motor. Die Beobachter ahnten nicht, dass noch drei weitere Personen darauf warteten, in dieses Fahrzeug zu steigen. Alle hätten den USA gefallen.
Der eine war Asiri, der Bombenbauer, persönlich. Der zweite war Fahd al-Kuso, der Stellvertreter Awlakis als Chef von al- Quaida auf der Arabischen Halbinsel. Er gehörte zu denen, die im Jahr 2000 hinter dem Mord an siebzehn amerikanischen Seeleuten auf dem Zerstörer Cole im Hafen von Aden gestanden hatten, und sollte bei einem weiteren Drohnenangriff im Mai 2012 sterben.
Der dritte war den Amerikanern unbekannt. Er schaute niemals hoch, sein Kopf war zum Schutz gegen den Staub vermummt, und niemand sah, dass er bernsteinfarbene Augen hatte.
Die beiden vorderen SUVs fuhren auf der staubigen Piste in die Provinz al-Dschauf, doch sie hielten Abstand, und die Beobachter in Nevada wussten nicht, welches sie aufs Korn nehmen sollten. Schließlich hielten die Männer an, um zu frühstücken, und standen nebeneinander. Acht Gestalten gruppierten sich um die Fahrzeuge – zwei Fahrer, vier Bodyguards und zwei amerikanische Staatsbürger: Awlaki selbst und Samir Khan, Redakteur der englischsprachigen dschihadistischen Onlinepublikation Inspire.
Der Unteroffizier in Creech meldete seinen Vorgesetzten, was er im Visier hatte. Aus Washington kam eine murmelnde Stimme. »Schießen Sie.« Die Stimme gehörte einer Vorort-mutter, die ihre Kinder eben zum abendlichen Training fahren wollte. Sie hatte den Rang eines Majors bei J-SOC.
In Nevada drückte man auf den Knopf. Über dem Nordjemen, sechzigtausend Fuß hoch in einem wunderschönen Sonnenaufgang, lösten sich zwei Hellfire-Raketen von der Predator. Ihre Nasen nahmen Witterung auf wie Jagdhunde, und ihre Flugbahn neigte sich zur Wüste hinunter. Zwölf Sekunden später waren zwei Landcruiser und acht Männer pulverisiert.
Innerhalb von sechs Monaten hatte J-SOC umfassendes Beweismaterial dafür, dass der erst dreißigjährige Asiri weiter Bomben baute, die immer raffinierter wurden. Er begann mit der Implantierung von Sprengstoffen in den menschlichen Körper zu experimentieren, wo kein Scanner sie entdecken konnte.
Er beauftragte seinen kleinen Bruder mit der Ermordung des Chefs der saudi-arabischen Terrorismusbekämpfung, Prinz Mohammed bin Naif. Der Junge behauptete, er habe sich vom Terrorismus losgesagt und wolle heimkehren. Er habe eine Menge Informationen und bitte um ein Gespräch. Der Prinz war bereit, ihn zu empfangen.
Als der junge Asiri den Raum betrat, explodierte er einfach. Der Prinz hatte Glück: Er wurde durch die Tür, durch die er hereinkam, zurückgeschleudert und trug nur ein paar Platzwunden und Blutergüsse davon.
Der junge Asiri hatte eine kleine Bombe mit großer Sprengkraft im After gehabt. Gezündet wurde sie über ein Mobiltelefon jenseits der Grenze. Sein eigener Bruder hatte sie entworfen und den Auslöser betätigt.
Und der tote Awlaki hatte einen Nachfolger. Ein Mann, der nur als »der Prediger« bekannt war, verbreitete seine Hetzreden über das Internet. Genauso machtvoll, genauso hasserfüllt, genauso gefährlich. Jemens unfähiger Präsident fiel dem Arabischen Frühling zum Opfer. Ein neuer Mann übernahm die Macht – jünger, energischer und bereit zur Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten im Austausch gegen eine beträchtliche Entwicklungshilfe.
Die Drohnenüberwachung des Jemen nahm zu. Bezahlte US-Agenten vermehrten sich. Das Militär schritt gegen die al-Qaida-Führung ein. Al-Kuso wurde eliminiert. Aber nach wie vor nahm man an, der Prediger, wer immer er sein mochte, halte sich weiterhin im Jemen auf. Dank eines Jungen auf einem Dachboden in Centreville wusste der Spürhund es jetzt besser.
Als der Spürhund die Lebensgeschichte Awlakis gelesen hatte, kam ein Bericht von denen, die Gray Fox einfach als »Drohnenleute« bezeichnet hatte. Für diese Operation benutzte die CIA nicht die Drohnenleitstelle in Nevada, sondern eine eigene, zweckgebundene Einrichtung auf der Pope Air Force Base bei Fayetteville in North Carolina.
Der Bericht war kurz und bündig und kam gleich zur Sache. Lastwagen waren beobachtet worden, die das Lagerhaus oder den Schuppen in Kismaju anfuhren. Sie kamen an, fuhren hinein und wieder hinaus. Sie kamen beladen und fuhren leer wieder weg. Zwei hatten eine offene Ladefläche gehabt. Was sie transportierten, sah aus wie Obst und Gemüse. Ende.
Der Spürhund drehte sich um und starrte das Bild des Predigers an der Wand an. Was, zum Teufel, willst du mit Obst und Gemüse?, überlegte er.
Er streckte sich, stand auf und ging hinaus in die sommerliche Wärme. Ohne die lächelnden Leute auf dem Parkplatz zu beachten, wuchtete er seine Fireblade vom Ständer, setzte den Visierhelm auf und rollte zum Tor hinaus. Auf dem Highway bog er nach Süden in Richtung D. C., dann verließ er die Hauptstraße und fuhr nach Centreville.
»Du musst etwas für mich checken«, sagte er, als er bei Ariel auf dem Dachboden kauerte. »Jemand kauft in Kismaju Obst und Gemüse. Kannst du herausfinden, woher die Ware kommt und wohin sie geht?«
Es gab andere Leute mit Computern, an die er sich hätte wenden können, aber gegenüber dem riesigen militärisch-industriellen Spionagekomplex, in dem es von Rivalen und Plappermäulern nur so wimmelte, hatte Ariel zwei unbezahlbare Vorteile. Er war nur einem einzigen Mann verantwortlich, und er sprach sonst mit niemandem. Seine Finger huschten über die Tasten, und die Landkarte des unteren Teils von Somalia erschien auf dem Monitor.
»Da ist nicht nur Wüste«, sagte er. »An beiden Ufern des unteren Dschuba-Tals liegen dicht bewaldete und bepflanzte Gebiete. Hier, man kann die Farmen sehen.«
Der Spürhund betrachtete den Flickenteppich von Obstgärten und Plantagen, ein grüner Klecks mitten im stumpfen Ockergelb der Wüste. Die einzige fruchtbare Region des Landes, der Futternapf im Süden. Wenn die Lkw-Ladungen von den Pflanzungen kamen, die er hier sah, und nach Kismaju befördert wurden, wofür waren sie dann bestimmt? Für den lokalen Markt oder für den Export?
»Geh auf das Hafengebiet von Kismaju.«
Wie alles andere, war auch der Hafen in ziemlich schlechtem Zustand. Die Kais der einstmals blühenden Anlage waren an Dutzenden Stellen verfallen, und die alten Kranbäume waren schief und so beschädigt, dass sie unbrauchbar waren. Vielleicht kam hier gelegentlich ein Frachter, aber nicht zum Löschen seiner Ladung. Was konnte der bankrotte Ministaat der al-Schabaab schon importieren und bezahlen? Vielleicht wurde etwas abgeholt? Obst und Gemüse? Vielleicht. Aber mit welchem Bestimmungsort? Und wozu?
»Du musst dir den internationalen Handel vornehmen, Ariel. Stell fest, ob es eine Firma gibt, die Geschäfte mit Kismaju macht. Ob jemand Obst und Gemüse aus dem unteren Dschuba-Tal kauft. Wenn ja, wer ist es? Vielleicht gehört ihm der Schuppen.«
Er verließ den Jungen und kehrte in sein Büro zurück.
In den äußersten nördlichen Vororten von Tel Aviv, abseits der Straße nach Herzlia, in einer ruhigen Seitenstraße neben einem Lebensmittelsupermarkt, steht ein großer, unauffälliger Büroblock, den diejenigen, die dort arbeiten, nur »das Office« nennen. Es ist das Hauptquartier des Mossad. Zwei Tage nach dem Treffen zwischen dem Spürhund und Simon Jordan im Mandarin Oriental kamen drei Männer in kurzärmeligen, offenen Hemden im Büro des Direktors zusammen. Dieser Raum hatte schon eine Reihe von folgenschweren Konferenzen gesehen.
Hier hatte im Herbst 1972, nach der Ermordung der israelischen Sportler auf der Sommerolympiade in München, Zvi Zamir seinen kidonim – den »Bajonetten« – befohlen loszuziehen und die dafür verantwortlichen Fanatiker des Schwarzen September aufzuspüren und zu töten. So hatte es Premierministerin Golda Meir mit ihrer Operation »Zorn Gottes« entschieden. Mehr als vierzig Jahre später war der Raum immer noch schäbig.
Die Männer unterschieden sich in Rang und Alter, und sie redeten einander mit Vornamen an. Der Älteste war seit zwanzig Jahren dabei und konnte an den Fingern einer Hand abzählen, wie oft er hier Nachnamen gehört hatte. Der grauhaarige Direktor hieß Uri, der Operationschef David, und der Jüngste, der für das Horn von Afrika zuständig war, Benny.
»Die Amerikaner bitten uns um Hilfe«, sagte Uri.
»Was für eine Überraschung«, knurrte David.
»Anscheinend haben sie den Prediger aufgespürt.«
Mehr brauchte er nicht zu erklären. Der dschihadistische Terror hat mehrere Ziele für seine Gewaltakte, und Israel steht hoch oben auf der Liste, gleich neben den USA. Jeder der Anwesenden kannte die Top Fifty der internationalen Terrororganisationen. Die Hamas im Süden, Hisbollah im Norden und die Gangster der iranischen al-Kuds-Brigaden im Osten konkurrierten miteinander um Platz eins. Die Hetzreden des Predigers richteten sich gegen Großbritannien und Amerika, aber sie wussten, wer er war.
»Anscheinend sitzt er in Somalia, im Schutz von al-Schabaab. Ihr Anliegen ist sehr einfach: Haben wir einen Agenten in Südsomalia?«
Die beiden Höherrangigen schauten Benny an. Er war der Jüngste, ein ehemaliges Mitglied des Elitekommandos Sajeret Matkal. Er sprach fließend Arabisch, so gut, dass er unbemerkt über die Grenze gelangen konnte, und gehörte daher zu den Mistaravim. Er betrachtete den Bleistift in seinen Händen.
»Und, Benny? Haben wir einen?«, fragte David sanft. Sie alle wussten, was kam. Agentenführern ist es zuwider, einen ihrer Leute für die Belange eines ausländischen Dienstes auszuleihen.
»Ja. Nur einen. Undercover im Hafen von Kismaju.«
»Wie kommunizieren Sie mit ihm?«, fragte der Direktor.
»Nur unter größten Schwierigkeiten«, erwiderte Benny. »Und langsam. Es braucht Zeit. Wir können ihm nicht einfach eine Nachricht schicken, und er kann keine Postkarten schreiben. Auch die elektronische Korrespondenz ist nicht sicher. Dort sind jetzt Bombenleger im Training. Im Westen ausgebildet. Technologieerfahren. Warum?«
»Wenn die Yankees ihn benutzen wollen, müssen wir die Kommunikation beschleunigen. Mit einem Miniatursender«, sagte David. »Und es sollte sie was kosten.«
»Oh, es wird sie was kosten«, sagte der Direktor. »Aber das können Sie mir überlassen. Ich werde sagen: ›Vielleicht‹, und dann reden wir über den Preis.«
Er sprach nicht von Geld, sondern von vielerlei Hilfe – vom iranischen Atomprogramm bis zur Freigabe streng geheimer Hightechgeräte. Er würde eine stattliche Einkaufsliste vorlegen.
»Hat er einen Namen?«, fragte David.
»Opal«, sagte Benny. »Agent Opal. Er ist Kontrolleur am Fischereidock.«
Gray Fox verschwendete keine Zeit.
»Sie haben mit den Israelis gesprochen«, sagte er.
»Stimmt. Haben sie sich schon gemeldet?«
»Das kann man wohl sagen. Sie haben einen Mann. Tief eingebettet. Und zufällig in Kismaju. Sie sind bereit, uns zu helfen, stellen jedoch ungeheure Forderungen. Sie kennen ja die Israelis. Die verschenken nicht mal den Sand aus der Negev.«
»Aber sie wollen über den Preis verhandeln?«
»Nicht auf unserem Level«, sagte Gray Fox. »Das übersteigt unsere Soldgruppe. Ihr Spitzenmann in der Botschaft ist geradewegs zum Kommandanten des J-SOC gegangen.«
Er meinte Admiral William McRaven.
»Und der hat Nein gesagt?«
»Erstaunlicherweise nicht. Die Forderungen sind erfüllt. Sie haben grünes Licht. Ihr Kontaktmann ist der Stationschef. Kennen Sie ihn?«
»Ja. Flüchtig.«
»Na, dann los. Sagen Sie ihnen, was Sie haben wollen, und sie werden sich bemühen zu liefern.«
Eine Nachricht von Ariel erwartete ihn in seinem Büro.
»Anscheinend gibt es einen Käufer für somalisches Obst und Gemüse wie auch für Gewürze. Eine Firma namens Masala Pickles. Sie stellt scharfe Chutneys und Pickles her, wie die Briten sie zu ihren Currygerichten essen. Ihre Erzeugnisse werden in einer Anlage in Kismaju in Flaschen und Dosen abgefüllt oder tiefgefroren und dann zu ihrer zentralen Produktionseinrichtung transportiert.«
Der Spürhund rief den Jungen an. Einem Lauscher würde das Gespräch nichts sagen, deshalb sparte er sich die Mühe, es zu verschlüsseln.
»Ich habe deine Nachricht bekommen, Ariel. Gut gemacht. Nur ein Detail noch. Wo ist die zentrale Produktionseinrichtung?«
»Oh. Sorry, Colonel. Die ist in Karatschi.«
Karatschi. Pakistan. Natürlich.