Kapitel 13

Eine Stunde nach Tagesanbruch führten die Sicherheitskräfte die fünf Mitglieder des Privatkabinetts aus den geschützten Bunkern auf das nebelverhangene Grundstück hinaus. Sie inspizierten die Krater, die die Meuchelmörder bei ihrem Tod hinterlassen hatten, die beiden Reihen, in denen die zugedeckten Leichname der toten Sicherheitsleute aufgereiht lagen, den zerfetzten Zaun und die vom Granatfeuer beträchtlich beschädigten Gebäude. Den Hügel, auf dem von der Abschußrampe der N'Ranya eine gewaltige Rauchfahne aufstieg, konnten sie nicht sehen, und das Raumschiff, das Alex'

blindlings abgefeuerte Goblins flambiert hatten, war nur eine radioaktive Wolke, die mit ihrem Pesthauch weiter ins Landesinnere zog.

Vier von ihnen waren wütend: Wie hatte so etwas nur geschehen können? Der fünfte, Kyes, versuchte zu ergründen, welche Gefühle ihn beschlichen. Zeit seines langen Lebens hatte noch nie jemand versucht, ihm körperliches Leid zuzufügen. Man hatte seine Karriere und sein Leben zerstört, aber all das hatte man in blutleeren Managersuiten geplant und ausgeführt.

Alle fünf waren empört. Wer hatte das getan?

Und warum?

Die Kraas, denen körperliche Gewalt nicht ganz fremd war, waren außer sich vor Wut, doch es steckte noch etwas mehr dahinter: der Instinkt der Verschlagenheit.

"Wir wollen diejenigen haben, die

dahinterstecken. Das war 'ne ausgewachsene Verschwörung, nicht nur ein paar Einzelgänger, die es wissen wollten!"

"Dem stimme ich zu", warf Kyes ein.

"Die echten Köpfe dieser Geschichte können noch warten", sagte die Dünne. Sie hatte genau verstanden, worauf ihre Schwester anspielte.

"Jedenfalls bis Montag. Die Schurken, die diese Unglaublichkeit geplant haben, wollen wir sofort haben. Das können nur die Honjo gewesen sein."

"Vergeßt das verdammte Einsatzschiff", sagte die Fette. "Jetzt holen wir uns erst einmal, was wir brauchen."

Wie immer kam Lovett als letzter auf den Trichter. "Eine Verschwörung, genau. Das ist viel schlimmer als jede Verletzung des Hoheitsgebiets durch ein Einsatzschiff."

"Ich erteile sofort die entsprechenden Befehle an die Flotte", sagte Malperin giftig und verschwand nach drinnen.

"So ist es", meinte eine Kraa. "Zuerst schnappen wir uns das AM2, und dann grillen wir diejenigen, die es auf uns abgesehen hatten, und zwar ganz langsam."

"Und dazu noch einige andere", pflichtete ihr ihre Schwester bei. "Wir haben doch sowieso nach einem Vorwand für einen gründlichen Hausputz gesucht."

Es ließ sich feststellen, daß soziale Gebilde einen bestimmten Charakter annehmen konnten, eine Art Persönlichkeit, die über viele Jahre hinweg unverändert blieb, obwohl die Wesen, die dieses Gebilde ursprünglich geprägt, ihm seine eigentliche Identität verliehen hatten, inzwischen schon lange tot und vergessen waren. Psycho-Historiker bezeichneten eine derartige Organisation als "lisner". Das gleiche konnte man gelegentlich bei militärischen Organisationen feststellen. Eines der berühmtesten Beispiele war eine kleine Einheit mit dem Namen 7. Kavallerie. Diese Einheit war von Anfang an schlecht geführt worden und erlitt schon bald in einer Schlacht enorme Verluste, was darin gipfelte, daß eine ganze Abteilung bis auf den letzten Mann ausgelöscht wurde. Über die nächsten hundert E-Jahre, in drei aufeinanderfolgenden Kriegen, und obwohl diese Einheit sich inzwischen auf Rädern beziehungsweise per Atmosphäre-Transportern fortbewegte, wurde sie immer noch aberwitzig geführt und mit unglaublicher Regelmäßigkeit dezimiert.

Ein moderneres Beispiel für dieses Phänomen war die Imperiale 23. Flotte, die jetzt den Befehl erhalten hatte, die Honjo-Welten anzugreifen und ihre AM2-Reserven sicherzustellen. Bei Ausbruch der Tahn-Kriege war die 23. beinahe aufgerieben worden, was hauptsächlich auf die Inkompetenz ihres Admirals zurückzuführen war, der immerhin den Anstand besaß, bei diesem verlustreichen Kampf selbst den Tod zu finden.

Eine neue Flotte wurde zusammengestellt. Sie kämpfte, von bestenfalls unentschlossenen Offizieren befehligt, bis zum Ende des Krieges; inzwischen galt sie innerhalb der Imperialen Streitkräfte als heißer Tip für jeden, der neugierig auf die Mysterien der Wiedergeburt war.

Aus einem absolut unbekannten Grund wurde die 23. Flotte mit Ende des Krieges nicht aufgelöst, obwohl weitaus überlegenere, berühmtere und

"glücklichere" Formationen aufgelöst wurden und ihre eingerollten Fahnen zurück ins Depot wanderten.

Ihr Admiral, bis vor kurzem noch Vizeadmiral, war ein gewisser Gregor. Er hatte seinen befehlshabenden Offizier, Mason, ersetzt, nachdem Mason sich geweigert hatte, unter dem

Privatkabinett zu dienen, und seinen Rücktritt eingereicht hatte.

Eigenartigerweise hatten sowohl der scheidende als auch der nachrückende Offizier vor vielen Jahren Stens Weg gekreuzt. Mason war einst Stens brutale Nemesis während der Raumfahrerausbildung gewesen, später erwies er sich als besonders effektiver Commander einer Zerstörerstaffel in den Tahn-Kriegen. Er war ein Mann ohne Mitleid oder sonstiges Gespür, weder für seine eigenen Soldaten noch für den Feind, doch er war einer der besten Anführer des Imperiums.

Gregor hingegen hatte seine militärische Karriere als Versager begonnen. Er war gemeinsam mit Sten zur Grundausbildung der Imperialen Garde angetreten und als Commander zur Ausbildung aufgrund von allzu sklavischer Befolgung von Grundregeln, die ihm zu reinsten

Selbstmordkommandos gerieten, ausgesiebt worden.

Daraufhin kehrte er in seine Heimat zurück, einen Touristenplaneten, auf dem sein Vater einer der Obermuftis war: Obwohl Gregor stets eine Spur zuviel angegeben hatte, verfügte sein Vater doch über einige Macht. Der Alte hatte leise geseufzt, das nächste Häkchen in Gregors Versagerliste gemacht und ihm in seiner Branche Arbeit verschafft, in der er nicht viel falsch machen konnte. Gregors Vater war Optimist. Als der Krieg mit den Tahn ausbrach, wollte Gregor weg - weg von der Abteilung, die er auf den Hund gebracht, weg aus der Beziehung, die er ruiniert hatte, er wollte auf und davon.

Zu Kriegszeiten nahm das Imperium so gut wie jeden. Auch Gregor wurde akzeptiert und zum Unteroffizier befördert. Diesmal fand Gregor den Weg zum Erfolg: immer erst über einen Befehl nachdenken. Wenn er keine offensichtlichen Fallstricke enthält, befolge ihn sklavisch. Erwirb dir einen Ruf als harter Bursche. In Zeiten des Krieges ist niemand besonders neugierig, was

Vergeltungsmaßnahmen oder die Politik gegenüber Gefangenen angeht. Gregor wurde befördert.

Er kam zu dem Schluß, daß der Imperiale

Militärdienst, vor allen Dingen mit Unterstützung der politischen Verbindungen, die er geknüpft hatte, absolut sein Ding war. Besonders mit der einsetzenden Verknappung von AM2. In seinen Augen lag seine Zukunft nicht unbedingt auf einem Touristenplaneten ohne Touristen.

Bei Antritt seiner neuen Dienststelle war ihm sein Ruf vorausgeeilt. Mason, ein wirklich harter Bursche, hatte sich zwei Wochen Zeit gelassen, bis er mit Sicherheit sagen konnte, daß Gregor nicht nur inkompetent war, sondern jemand, der es darauf angelegt hatte, eine zukünftige Version von Cortez'

Vernichtung der Azteken anzuführen.

Er täuschte sich nicht. Unglücklicherweise war Masons Zeit bei der Flotte abgelaufen.

Das Kabinett hatte sich viel Mühe damit gegeben, den richtigen Admiral für die Attacke auf das Honjo-System auszuwählen. In gewisser Hinsicht trafen sie eine hervorragende Wahl. Mason hätte ihre Befehle ausgeführt und dabei genügend chirurgisches Fingerspitzengefühl eingesetzt, um die Honjo davon zu überzeugen, daß sie sowohl an Feuerkraft als auch zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen waren.

Doch das Kabinett ging zu weit. Die Kraa-Zwillinge waren der Meinung, daß sie, in Ergänzung zu ihren vielen anderen Begabungen, ein neues Talent für militärische Taktik an sich entdeckt hatten. Ihr Konzept einer guten Taktik war dabei so subtil wie die Art und Weise, mit der sie Arbeitsunruhen in den Minen niederschlugen.

Mason bat um seinen Rücktritt. Er wurde ihm gewährt. Angewidert und enttäuscht beschloß er, sich in einen langen Urlaub zurückzuziehen und einigen alten Freunden dabei zu helfen, alte Schlachtschiffe für ein Museum zu restaurieren. Das rettete ihm das Leben.

Wenige Sekunden, nachdem das Kabinett den neuen Einsatzbefehl durchgegeben hatte, befahl Gregor der 23. Flotte den Angriff. Seine Flotte sah noch immer eindrucksvoll aus, obwohl einige der Waffensysteme abgeschaltet waren und auf Ersatzteile warteten, die niemals ankamen; die Schiffe selbst waren zu 70 Prozent oder weniger einsatzbereit, und das Kommando "Volle Kraft voraus" wäre von jedem Triebwerksingenieur als

"Rette sich, wer kann" ausgelegt worden.

Der Frieden hatte die Imperialen Streitkräfte schwer erwischt, besonders was das Personal anbelangte. Das Kabinett hatte keinen, der aus dem Dienst ausscheiden wollte, daran gehindert. Viele waren gegangen. In der Flotte gab es noch hier und da einige gute Kräfte. Die schwierigen Zeiten im Zivilleben hatten eine ganz andere Sorte von Soldaten in die Flotte geschwemmt. Im großen und ganzen bestand das Personal der 23. aus dem, was man erwartet hätte: diejenigen, die aus dem zivilen Leben gefallen, fallengelassen oder gestoßen worden waren.

Schlimmer noch wog die Tatsache, daß die meisten von ihnen wußten, daß sie jederzeit ersetzbar waren. Der Sold wurde nur sporadisch ausgezahlt, Bestrafungen fielen nach Gutdünken der Offiziere aus, und Privilegien wurden nach dem Zufallsprinzip gewährt und wieder entzogen. Moral war kaum mehr als ein Eintrag im Wörterbuch zwischen Mode und Müll.

Für den ersten Angriff waren zehn Planeten ausgewählt worden - sozusagen als "abschreckendes Beispiel". Zwei von ihnen waren AM2-Depot-Welten. Bei den anderen acht handelte es sich um Hauptplaneten der Honjo-Systeme. Für beide Ziele waren die gleichen Waffen und der gleiche Einsatz dieser Waffen vorgesehen.

Sowohl die Stadtzentren als auch die

Verwaltungszentren wurden mit einem Teppich von Neutronenbomben belegt, der alles Leben mit einem Schlag auslöschte. Das dort gelagerte AM2 nahm keinerlei Schaden. Weder Gregor noch das Kabinett hatten es für nötig befunden, den Honjo vorher den Krieg zu erklären oder die Bevölkerung zu warnen.

Anschließend forderte Gregor die Honjo mit einem Funkspruch auf, sich zu ergeben. Erster Fehler: er hatte sämtliche Führungskräfte der Honjo, die dazu berechtigt waren, mit dem Imperium zu verhandeln, ausgelöscht. Zweiter Fehler: er hatte die Honjo, wie er meinte, so verschreckt, daß sie regelrecht gelähmt waren.

Unbändige Wut wird in ihrem Anfangsstadium manchmal fälschlicherweise als lähmender Schrecken mißinterpretiert.

Gregors Flotte nahm Park-Orbits ein und schickte Patrouillen auf die AM2-Welten, die bald darauf mit den angekoppelten Transportern zurückkehrten, aus denen ein "Raumzug" zusammengestellt werden sollte.

Das Kabinett hatte die Vorräte voll unterschätzt.

Der Konvoi würde sich vom Führungsschiff bis zum Schwanz über mindestens zwanzig Kilometer erstrecken.

Der Alptraum begann jedoch in dem Moment, als die Honjo vor Wut explodierten.

Offensichtlich gab es keine politischen Anführer und keine Generäle mehr. Nur noch Widerstand. Die Arbeiter, die man herbeiholte, damit sie das AM2

einluden, schlugen lieber einen Wachtposten nieder und starben grinsend, als daß sie sich in ihr Schicksal fügten und arbeiteten. Sie sabotierten jeden Kran und jedes Förderband, an die sie herankamen. Robotsysteme und Computer wurden zerstört.

Gregor versuchte es mit Geiseln und mit

Vergeltungsmaßnahmen.

Das hätte der Ewige Imperator dem Kabinett voraussagen können. Die Honjo waren sture Händler, und bevor sie gelernt hatten, daß ein Vertrag schärfer als ein Schwert war, hielten sie sehr viel von scharfen Waffen und der privaten Regelung von Auseinandersetzungen.

Die überlebenden Sklavenarbeiter der Honjo wurden auf ihre Heimatplaneten zurückgebracht.

Ihre Arbeit mußte jetzt von Flottenangehörigen verrichtet werden.

Die Situation verschlimmerte sich.

Kleine Kampfeinheiten -

Gruppen, Züge,

Kompanien, Partisanen - wurden gelandet. Ein einseitiger Guerillakrieg entbrannte. Die Imperialen Soldaten und Flotteninfanteristen konnten in dem Labyrinth von Gebäuden nicht das Feuer eröffnen, da jedes Gebäude die Kapazität einer monströsen Bombe hatte. Diese Skrupel hatten die Honjo nicht.

Die Flotte selbst wurde von den

Patrouillenbooten, die den Honjo zur Verfügung standen, angegriffen. Es handelte sich zumeist um klobige kleine Transporter mit drei mutigen Männern oder Frauen an Bord - und mit einer Bombe im Frachtraum. Kamikaze, der göttliche Wind, zeigte seine Wirkung.

Es schien so, als hätte die gesamte Honjo-Kultur einen Moment den Atem angehalten und aus der dunklen Vergangenheit das bedrohliche Raunen eines ihrer Kriegsherren vernommen: "Du kannst immer einen mitnehmen ..."

Es war eine Belagerung, aber keine echte Belagerung. Die Belagerer kamen an - und starben.

Eine Schlacht, aber keine echte Schlacht, sondern eine endlose Folge von Mord und Totschlag auf den Straßen. Die Honjo waren mit nichts aufzuhalten.

Baute man Zerstörerschilde zum Schutz der Transporter auf, so griffen die Honjo die Zerstörer selbst an. Schon eine Raumyacht mit einer bis obenhin mit Sprengstoff vollgestopften Kabine reichte aus, um einen Zerstörer gefechtsunfähig zu machen. Drei... oder sechs ... oder zehn solcher Seifenkisten ... Dann machten sich die Überlebenden an die großen Schlachtschiffe.

Gregor rief verzweifelt nach Verstärkung.

Es stand nichts zur Verfügung.

Zwar standen Schiffe und Besatzungen auf der Depotwelt Al-Sufi bereit; was ihnen jedoch fehlte, war der Treibstoff. Sobald sie aufgetankt waren, konnten sie Gregor zu Hilfe eilen. Doch den Treibstoff hatte Gregor.

Besatzungen starben, Schiffe wurden vernichtet.

Gregor wußte, daß er den Einsatz unmöglich abblasen konnte. Die Flotte mußte mit dem AM2

zurückkehren.

Gregors Offizieren und erfahrenen Soldaten kamen plötzlich Gerüchte zu Ohren. Gerüchte aus dem Imperium. Dort ging etwas vor sich. Immer mehr Personen, meist Führungspersönlichkeiten, die sie kannten, wurden ihres Amtes enthoben und vor Gericht gestellt. Hinter vorgehaltener Hand sprach man sogar von Hinrichtungen. Den Mannschaften der 23. Flotte blieb nichts anderes übrig, als wie wahnsinnig zu arbeiten und zu beten, daß die letzte Fracht verladen war, bevor sie alle dran glauben mußten. Wie die Sache ausging, darauf wollte jedoch niemand wetten ...

Mavis Sims erwartete keine Belohnung dafür, daß sie ihre Offizierskameraden in Erfüllung ihrer Pflicht dem Imperium gegenüber verraten hatte.

Sie wußte, daß im besten Falle ihre Karriere beendet war und ihre Freunde sie zurück nach Coventry schickten.

Es kam schlimmer.

Sie hätte es besser wissen müssen. Königsmord, auch versuchter Königsmord, folgt seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten, seinen eigenen

Untersuchungsmethoden und Strafmaßnahmen; das Gesetz war hier nur an die vom König gewährte Menschlichkeit gebunden. Sogar der Ewige Imperator selbst hatte bei seiner großangelegten Säuberungsaktion nach dem fehlgeschlagenen Attentat von Hakone nur wenig Rücksicht auf die Konventionen gelegt. Die Ratgeber des Kabinetts glichen noch weniger Heiligen als der Imperator; sogar noch weniger als der in seinem Niedergang alles mit sich reißende Monarch Ludwig XV

Nachdem Sims zu der Entscheidung gekommen war, Mahoneys Verschwörung aufzudecken,

alarmierte sie den hochrangigsten ihr persönlich bekannten Geheimdienstoffizier und teilte ihm mit, wann und wo der Plan zum Attentat umgesetzt werden sollte. Mehr nicht.

Was als nächstes geschah... daran wollte sie nicht denken.

Was geschah, war folgendes: Sims wurde

abgeholt und ihr Gehirn systematisch unter dem Gehirnscanner auseinandergenommen. Die

Befragungsspezialisten interessierte es wenig, ob Sims die Prozedur überlebte, ob als waches menschliches Wesen oder mit völlig gelöschtem Gehirn.

Jawohl... zehn weitere Offiziere am Tisch.

Gesichter aufnehmen. Kennt Sims ihre Namen?

Namen aufnehmen. Nächste Sitzung. Jawohl. Hier.

Das Amphitheater. Hiervon eine Einzelaufnahme.

Wer spricht da gerade?

Einer der Befragungsexperten erkannte die Stimme.

"Verdammt! Das ist Mahoney! Aber der ist doch tot!"

Weiterscannen ... wir geben weitere

Anweisungen. Jetzt. Eine Party. Verdammt... diese Gruppe in der Ecke hat sie nicht mal angesehen.

Macht nichts. Die erwischen wir bestimmt an einer anderen Stelle.

"Verdammt noch mal! Schon wieder Mahoney!"

"Wer ist dieser kleine Kerl in den Zivilklamotten neben ihm?"

"Keine Ahnung. Sehen Sie... er spricht. Und Mahoney hört ihm zu."

"Haben wir ein Audio?"

"Leider nein. Sims ging gerade an diesem Raum vorüber, als jemand herauskam und die Tür sofort wieder hinter sich zumachte."

"Hängen Sie sich an den Kleinen. Jeder, der Mahoney zum Schweigen und Zuhören bringt, ist für das Kabinett mit Sicherheit von höchstem Interesse."

Als es vorüber war, waren beinahe achthundert der knapp eintausend Verschwörer und ihrer Assistenten, die an dem Kriegsspiel teilgenommen hatten, einwandfrei identifiziert. Unter ihnen auch Mahoney und Sten.

Als es vorbei war, wurde Sims' Körper verbrannt.

Ihr Eintrag verschwand aus den Imperialen Verzeichnissen. Fünf Generationen treuer Dienst am Imperium fanden ihr Ende, verloren sich in Nacht und Nebel.

Das war auch der Deckname für die

Säuberungsaktion: Nachtnebel. Schwarze Listen wurden zusammengestellt und ausgegeben. Sie wurden nicht nur von Mercury-und Mantis-Agenten ergänzt, sondern auch von den Privatarmeen der Kabinettsmitglieder.

Einige der Verschwörer wurden festgenommen und öffentlich angeklagt. Einige von ihnen gestanden nach Drohungen, auch ihre Familie mit hineinzuziehen, oder, was öfter der Fall war, unter dem Einfluß von Drogen, daß die Verschwörung von den Honjo organisiert worden war, unter Federführung eines gesetzlosen Generals namens Mahoney. Dann wurde ihnen erlaubt zu sterben.

Andere verschwanden einfach.

Ob unschuldig oder nicht, das Imperiale

Offizierskorps wurde zerstört - zerstört durch die Angst, die in den eigenen Reihen umging, zerstört durch Paranoia. Sie alle wußten, daß Nachtnebel II

... oder III... oder?? jederzeit stattfinden konnten.

Sims' Gehirnscanning brachte achthundert Namen zum Vorschein, und achthundert Namen standen auf der ursprünglichen Liste.

Spätere Schätzungen gingen davon aus, daß mindestens siebentausend Personen getötet wurden.

Jeder Mensch hat persönliche Feinde. Während die Liste herumging und ständig wuchs, bereinigte jedes Mitglied des Kabinetts, mit der Ausnahme von Kyes, das eine oder andere persönliche Problem.

Als die Todeslisten schließlich auf den

Schreibtischen der für die Verhaftungen zuständigen Sicherheitsleute lagen, war es für den

entsprechenden Offizier oder Totschläger ein leichtes, einen oder zwei Namen hinzuzufügen. Oder fünf. Oder sechs.

Natürlich passierten dabei auch einige

Mißgeschicke.

Ein Autor von Kinderfiches, ein überaus beliebter und respektierter Mann, lebte unglücklicherweise in derselben Vorstadt wie ein ehemaliger Major General namens Whytte. Mitten in der Nacht wurde in das Haus des Schriftstellers eingebrochen, der Schriftsteller in die Mitte seines Wohnzimmers gezerrt und erschossen. Die Frau des Schriftstellers versuchte die Mörder von ihrem Tun abzuhalten. Sie wurde ebenfalls erschossen.

Als der Fehler bekannt wurde, hielt der Anführer des Mördertrupps, ein Agent des Mercury Corps namens Clein, die ganze Sache für einen

hervorragenden Witz.