KAPITEL ???

Feder.epsIch fürchte, es ist Zeit, dass ich mir selbst widerspreche. Das überrascht euch sicher – schließlich war ich in diesen Bänden bisher noch nie unlogisch. Bitte verzeiht mir.

Und spielt dieses Kapitel nicht nach.

Ich weiß, dass ihr jedes einzelne Geschehnis in diesem Buch nachgespielt habt, seit ich euch dazu aufgefordert habe. Als ich die Stadt rettete, indem ich die Kuppel energetisch verstärkte, habt ihr euer Gesicht gegen das Fenster eures Zimmers gepresst. Als ich mit meiner Mutter redete, habt ihr dieselben Worte zu eurer Mutter gesagt. (Das hat sie ziemlich verwirrt, was?) Als Bastille und das Einsatzkommando Teddybären nach den Robotern warfen, seid ihr vermutlich mit ausgestopften Bären durch euer Haus gelaufen und habt sie nach allem geworfen, was sich bewegte. Und als ich alle Käsemakkaroni-Packungen in meinem Haus zusammensuchte und an mich selbst schickte, habt ihr das auch getan und mir alles über die Adresse meines Verlages zugesandt.

Was? Diesen Teil habt ihr gar nicht gelesen? Das geschah zwischen den Kapiteln 24601 und 070706. Wirklich, großes Ehrenwort. Ihr solltet das jetzt gleich nachspielen gehen. Ich kann warten.

Aber wie gesagt, dieses Kapitel sollt ihr nicht nachspielen. Ihr werdet schon sehen, warum.

Mein Fall endete abrupt, als ich mitten in eine Gruppe überraschter Bibliothekare hineinrasselte. Fluchend versuchte ich mich freizustrampeln. In dem dunklen dreckigen Tunnel herrschte ein völliges Durcheinander. Überall waren Arme und Beine. Es war, als wäre ich in einer Mülltonne voller Schaufensterpuppenglieder gelandet.

Etwas aus Draht und Seil schlang sich um mich, und als ich zu schreien versuchte, wurde mir etwas in den Mund gestopft.

Etwa dreißig Sekunden später warfen die Bibliothekare mich aus ihrem Loch hinaus – in einem Netz gefangen und geknebelt. Es war alles so schnell gegangen, dass ich noch ganz benommen war.

Die Bibliothekare waren gekleidet wie immer. Die Männer trugen Anzüge mit Fliegen und die Frauen Kostüme, aber diesmal in Tarnfarben. Die Männer waren außergewöhnlich muskulös, die Frauen gertenschlank und durchtrainiert. Alle waren bewaffnet und bewegten sich so flink und routiniert wie Elitesoldaten. Das war ein besonders gefährliches Einsatzkommando, auch wenn es keine Kriegerlinsen trug.

Ich versuchte zu schreien, auch um Aluki und Aydee zu warnen, die gleich um die Ecke warteten, aber der Knebel saß bombenfest. Die Bibliothekare verständigten sich mit kurzen zackigen Sätzen in einer Sprache, die ich nicht kannte. Das hätte mich eigentlich nicht überraschen sollen. Schließlich stammten nicht alle Bibliothekare aus denselben Ländern.

Ich beruhigte mich, indem ich langsam ein- und ausatmete. Mein Talent würde mich schon aus diesem blöden Netz befreien, kein Problem. Ich musste es nur zur richtigen Zeit aktivieren, wenn die Bibliothekare nicht hersahen.

Einige von ihnen sahen sich links und rechts des Weges um und spähten um Ecken, während zwei andere – ein ungeschlachter Kerl und eine rothaarige Frau – sich hinknieten und meine Taschen zu durchsuchen begannen. Die Frau entriss mir den Rucksack und zerrte ihn durch ein Loch im Netz heraus, während der Mann meine Hände zusammenpresste und mit einer dicken Schnur fesselte.

Die Frau zog den Rucksack auf und durchstöberte ihn. Sie runzelte die Stirn über die Teddybären, stopfte sie aber wieder hinein. Dann begann sie die Taschen meiner Jacke zu durchsuchen.

Da wurde ich nervös. Wenn sie meine Linsen fand … Es war Zeit, abzuhauen. Mein Talent würde die Bibliothekare vielleicht überraschen und mir eine Chance zur Flucht verschaffen. Ich holte durch den Knebel tief Luft und aktivierte das Bruchtalent.

Nichts geschah.

Okay, das stimmt nicht. Es geschah alles Mögliche. Ein paar Vögel flogen herum. Ein Käfer krabbelte vorbei. Das Gras wandelte mithilfe des Sonnenlichts Kohlendioxid in Zucker um. Mein Herz schlug (sehr schnell). Die Bibliothekare unterhielten sich (sehr leise). Und die Erde drehte sich unmerklich.

Ich meinte eigentlich, dass nichts geschah, was mein Talent betraf.

Es aktivierte sich nicht. Nichts ging zu Bruch. Nach einem Augenblick der Verzweiflung versuchte ich es erneut. Das Talent bockte. Es war, als könnte ich spüren, wie es da drinnen vor Wut kochte. Fast so, als nähme es mir gewisse Dinge übel, über die ich mit meiner Mutter gesprochen hatte.

Es war lange her, dass ich das letzte Mal Schwierigkeiten gehabt hatte, mein Talent dazu zu bringen, zu tun, was ich wollte. Mir kamen Situationen aus meiner Kindheit in den Sinn, in denen es verrücktspielte und alles Mögliche zerbrach, nur nicht das, was es zerbrechen sollte.

Ich wand mich in meinen Fesseln, doch der grobschlächtige Bibliothekar drückte mich nur noch brutaler zu Boden. Er hatte ein schiefes derbes Gesicht.

Die Frau sagte etwas und klang überrascht, als sie die Okulatorenlinsen aus meiner Jackentasche zog. Ich hatte die Brille nicht mehr aufgesetzt, nachdem ich meine Mutter durch die Wahrheitsfinderlinse beobachtet hatte.

Alle Bibliothekare in der Nähe machten finstere Gesichter. Die Frau zog etwas aus ihrer Tasche – eine Art kleine Schusswaffe. Sie richtete sie auf die Linsen in ihrer Hand.

Es blitzte und sie zerfielen zu Staub. Dann schien sogar dieser Staub restlos zu verbrennen. Die Bibliothekarin schüttelte das noch intakte Brillengestell und inspizierte es, dann warf sie es weg.

Na klar!, dachte ich. Die Armee gehört zur Sekte der Geborstenen Linse, die alle Arten von Glas hasst. Nun wurde ich noch panischer. Ich wand mich so heftig, dass der brutale Kerl, der mich am Boden hielt, wütend knurrte und etwas aus seiner Tasche zog – eine andere Waffe.

Ich riss die Augen auf und erstarrte, als er sie auf mich richtete und abdrückte.

Und dann starb ich.

Doch, wirklich. Ich starb und war mausetot.

Was sagt ihr? Ihr fragt, wie ich tot sein konnte? Ihr meint, ich hätte zumindest noch lange genug gelebt, um dieses Buch schreiben zu können?

Nun … äh … ich könnte es doch auch als Geist schreiben, oder? Na also.

BUUH!

Ihr habt ja recht. Die Waffe brachte mich nicht um. Sie schoss eine Art Pfeil, an dem ein Seil hing, links von mir in die Erde. Und dann noch einen Zweiten rechts von mir. Das Seil straffte sich und hielt das Netz – und damit auch mich – am Boden. Die Frau zog ein Messer hervor und schnitt mir damit die Jacke vom Leib.

Ja, genau, meine grüne Lieblingsjacke, die ich ständig getragen hatte, seit ich die Länder des Schweigens verlassen hatte.

Das bedeutet Krieg!, dachte ich grimmig.

(Bitte erzählt Bastille nicht, dass der Verlust meiner Jacke mich fast so sehr schmerzte wie ihr Bewusstseinsverlust.)

Die Frau schnappte sich die Reste meiner Jacke. Dann zogen die beiden Bibliothekare sich zurück und ließen mich dort liegen, in einem Netz auf dem Gras festgebunden, gefesselt und geknebelt. Inzwischen war ich verzweifelt. Ich blickte nach oben und sah, dass die mit Bibliothekarssoldaten besetzten Fledermausroboter im Landeanflug auf Tuki Tuki waren. In der ganzen Stadt schrien und brüllten Leute, von Panik ergriffen.

In solchen kritischen Augenblicken warte ich gewöhnlich mit irgendeinem brillanten Plan auf, um alle zu retten. Ich überlegte angestrengt, welche Möglichkeiten ich hatte, aber mir fiel keine ein. Ich war festgebunden, mein Talent verweigerte mir den Dienst, und ich hatte keine Linsen. Gleich würden Tausende von Bibliothekarssoldaten über Tuki Tuki herfallen und es waren noch Stunden bis zum Tagesanbruch.

Warum geriet ich ständig in so prekäre Situationen? Seit sechs Monaten schien ich von einer Katastrophe in die nächste zu stolpern. Ich taugte nicht für den Kampf gegen die Bibliothekare. Alles, was ich konnte, war, mich entführen, einsperren, niederschlagen und teeren zu lassen.

Nicht nur mein Talent ließ mich im Stich, sondern auch mein Köpfchen. Das kommt vor, besonders wenn die eigenen Siege so zufällig sind, wie meine es oft waren. Doch selbst wenn es mir irgendwie gelänge, aus dem Netz herauszukommen, könnte ich nicht Tausende von Bibliothekarssoldaten aufhalten. Tuki Tuki war verloren.

Die Lage war hoffnungslos.

Ein Stück abseits leerten die Bibliothekare die Taschen meiner Jacke. Sie hoben die Übersetzerbrille hoch. Dann zerstörten sie sie mit einem Lichtblitz aus ihrer Waffe.

Mein Erbe war verloren – eines der mächtigsten Linsenpaare, das je hergestellt wurde, aus einem legendären seltenen Sand, den mein Vater mehr als zehn Jahre lang gesucht und gesammelt hatte. Und diese Bibliothekare hatten es zerstört, ohne auch nur zu ahnen, was es bedeutete.

Aber vielleicht war es besser so.

Inzwischen seid ihr wohl ziemlich enttäuscht von mir. Wahrscheinlich schreit ihr: »Kopf hoch, Alcatraz! Du schaffst es, Kleiner!« oder »He, Blödian, hör auf zu lamentieren und unternimm etwas!«.

Falls ihr das tut, muss ich euch daran erinnern, dass ihr ein Buch anschreit. Ich kann euch gar nicht antworten. Redet ihr öfter mit Gegenständen? (Mensch, ihr seid ganz schön schräg drauf.)

Wie auch immer, bisher war mir in solchen Situationen stets in letzter Minute irgendein genialer Plan eingefallen. Doch es ist wirklich schwer, auf Kommando genial zu sein. Manchmal gerät man in eine prekäre Lage, aus der es einfach keinen Ausweg gibt.

Ich lag hilflos da und starrte zum Himmel hinauf. Was hatte ich eigentlich geleistet, seit ich meinem Großvater begegnet war? Ich hatte meinen Vater gerettet und ihm so unwissentlich bei seinem verrückten Vorhaben geholfen, allen Leuten Smedry-Talente zu verleihen. In Nalhalla hatte ich meinem Vater seine Übersetzerbrille wiederbeschafft und dadurch die Gefahr, dass er die Welt zerstörte, weiter vergrößert.

Und nun hatte ich mich hier in Mokia zum König machen lassen. Wozu? Um die Mokianer zum Weiterkämpfen zu überreden, obwohl sie sich längst hätten ergeben sollen? Um zuzusehen, wie Bastille im Kampf fiel?

Als Nächstes zerstörten die Bibliothekare meine Botenlinsen. Dann zogen sie meine Überträgerlinsen und meine einzelne Wahrheitsfinderlinse heraus. Sie verbrannten eine der beiden Überträgerlinsen.

So, dachte ich. Jetzt habe ich es geschafft. Ich bin endgültig gescheitert.

Vom Himmel über mir stießen Fledermausroboter mit Bibliothekaren auf dem Rücken auf die Stadt herab.

Und hinter ihnen tauchte etwas aus der Dunkelheit auf.

Zunächst war es klein, doch es wurde immer größer. Eine Flotte von Luftfahrzeugen, die ich nicht genau erkennen konnte, flog durch die Nacht heran.

Noch mehr Bibliothekare, dachte ich. Klar, was denn sonst? Noch mehr Bibliothekare, die in riesigen Glasvögeln fliegen. Das ist doch völlig logisch. Nanu, diese Bibliothekare sehen ja ganz anders aus. Sie tragen Rüstungen und Schwerter. Seltsam. Man könnte direkt meinen, das wären

Ich fuhr überrascht hoch. Oder besser gesagt, ich wäre hochgefahren, wenn ich nicht am Boden festgebunden und gefesselt gewesen wäre. Also jedenfalls war ich total überrascht, auch wenn das Seil mich am Boden hielt.

Eine Flotte von zwanzig gläsernen Luftfahrzeugen, auf denen Ritter von Crystallia ritten, stieß aus der Dunkelheit herab und griff die landenden Fledermausroboter an. Kampfgeräusche, Kriegsgeschrei und Beifallsrufe erfüllten die Luft.

Es hatte geklappt. Mein dummer Plan hatte funktioniert.

Vielleicht sollte ich euch etwas erklären. Erinnert ihr euch noch, was ich tat, bevor Kaz losrannte, um die Roboter anzugreifen? Das solltet ihr eigentlich noch wissen, es ist schließlich erst drei oder vier Kapitel her. (Oder wart ihr zu sehr damit beschäftigt, Bücher anzuschreien, um sie aufmerksam zu lesen?). Wie auch immer, ich hatte Kaz mit einer Botschaft an meinen Großvater losgeschickt: »Sag ihm, dass wir ihn wirklich dringend hier brauchen. Wenn er nicht bis Mitternacht eintrifft, sind wir verloren!«

Vielleicht habt ihr diese Botschaft gar nicht mitbekommen. Natürlich wollten wir, dass mein Großvater so schnell wie möglich herkam. Das war ja klar.

Aber was Kaz mir über die Talente erzählt hatte, hatte mein Verständnis von ihnen verändert. Die Art, wie wir Smedrys die Welt sehen, beeinflusst die Wirkung der Talente. Wenn Aydee zum Beispiel meint, da wären Tausende von Teddybären, dann sind da tatsächlich so viele. Wichtiger als die Realität selbst ist, wie sie für einen Smedry aussieht.

Die Talente von Aydee und Großvater sind sehr ähnlich. Sie bewegt Dinge durch den Raum und versetzt sie dorthin, wo sie ihrer Meinung nach sein sollten. Grandpa bewegt Dinge durch die Zeit und lässt sie zu der Zeit am Ziel ankommen, zu der sie seiner Meinung nach dort sein sollten – solange das eine Zeit ist, die er für zu spät hält.

Raucht euch schon der Schädel? Wenn ja, was soll ich dann erst sagen? Wie auch immer, hier ist die Kurzfassung: Ihr denkt vielleicht, Grandpas Talent würde nur funktionieren, wenn er sich verspätet. Aber das stimmt nicht. Es funktioniert, wenn er meint, dass er sich verspätet.

Es war ihm nicht möglich, die Ritter von Crystallia rechtzeitig eintreffen zu lassen. Das verhinderte sein Talent. Aber wenn er meinte, er sei bereits zu spät dran … Wenn ich ihm einreden konnte, dass er unbedingt um Mitternacht da sein musste …

Dann konnte er stattdessen vielleicht um halb eins eintreffen.

Am Himmel über mir sah ich einen Glasvogel vorbeifliegen, auf dessen Rücken ein unverwechselbarer weißhaariger Opa in einem Smoking hockte und mit einem Schwert herumfuchtelte, als würde er ein Orchester dirigieren. Ich musste lächeln. Ich hatte meinen Großvater dazu gebracht, gerade noch zur rechten Zeit einzutreffen – indem ich ihn glauben machte, er käme zu spät.

Aber ich war immer noch gefangen. Keiner der Ritter kam auch nur in die Nähe der Stelle, wo ich lag. Die Bibliothekare um mich herum blickten entsetzt zum Himmel hinauf, mit gezogenen Waffen. Die Frau, die meine Linsen in der Hand hielt – die zweite Überträgerlinse und die einzelne Wahrheitsfinderlinse –, ließ sie kurz sinken.

Der Kampflärm in der Stadt wurde lauter.

Mir war auf einmal sehr seltsam zumute. Ich war davon überzeugt gewesen, dass ich Tuki Tuki nicht retten konnte. Doch ich hatte die Stadt gerettet. Oder zumindest hatte ich die Mokianer dem Sieg ein großes Stück näher gebracht. Ich hatte sie als König nicht enttäuscht.

Der Alcatraz der Vergangenheit war schlau genug gewesen, sich einen Plan auszudenken, selbst wenn der Alcatraz der Zukunft dazu nicht fähig war. (Nicht der Alcatraz der fernen Zukunft, der diese Bände schreibt. Ich meine den Alcatraz der ganz nahen Zukunft, den gefesselten, der eigentlich der Alcatraz der Vergangenheit ist, da der Alcatraz der Gegenwart dieses Buch schreibt. Aber eigentlich ist dieser Alcatraz auch schon Vergangenheit, wenn ihr dieses Buch lest. Und eigentlich …)

»Halt die Klappe!«, sagte ich zu mir selbst. Oder ich versuchte es zumindest. Da ich immer noch geknebelt war, klang es eher wie »chaidichrawe!«.

Ich hatte keine Zeit, über meine Fehler, meine Vergangenheit oder meine Zukunft nachzudenken, denn die Bibliothekare, die mich gefangen genommen hatten, konzentrierten sich nun wieder auf mich. Einer senkte seine Waffe und richtete sie auf meinen Kopf.

Ich fühlte Panik in mir aufsteigen. Diese Bibliothekare gehörten der Sekte der Geborstenen Linse an, deren Mitglieder besonders dogmatisch und fanatisch waren. Und sie hassten Okulatoren aus tiefstem Herzen.

Sie wussten, was ich war, und würden nicht zulassen, dass ich gerettet wurde. Ihr Anführer entsicherte seine Pistole. Sie sah anders aus als die stromlinienförmigen Laser-Pistolen, die die Bibliothekare im Krieg benutzten. Es war eine altmodische schweigeländische Pistole von der Art, die tödliche Kugeln verschoss.

Ich versuchte, mein Talent zu aktivieren. Vergeblich. Ich versuchte, mich herauszuwinden, aber ich war wie festgenagelt. Ich konnte nur die rechte Hand bewegen, sonst nichts.

Einer der Bibliothekare schimpfte, als wäre er gegen die Ermordung eines gefesselten Kindes.

Der Bibliothekar mit der Pistole bellte etwas zurück, was den anderen zum Schweigen brachte. Dann sah er mich grimmig an.

Nun geriet ich wirklich in Panik. Ich konnte jetzt nicht sterben! Nicht solange alles so unklar war. Ich musste es wissen. Hatte mein Vater recht oder meine Mutter? Worum ging es bei dem Ganzen? Ich hatte die Ritter nach Tuki Tuki geholt. Ich konnte jetzt nicht sterben! Nein, ich …

Die Bibliothekare hatten meinen Rucksack rechts neben mir fallen lassen.

Ich blinzelte, als ich plötzlich sah, dass aus dem hinteren Reißverschlussfach eine Schlaufe herausschaute – so eine, mit der man den Sicherungsstift einer Teddybärengranate herauszog. Dahinter konnte ich ein bisschen violetten Plüsch erkennen.

Hastig streckte ich die Finger aus und riss an der Schlaufe. Der Rucksack kam mir entgegen, aber ich konnte die Schlaufe herausziehen.

Der Bibliothekar drückte ab.

Es knackte in der Luft, als die Waffe losging.

Etwas blitzte vor meinen Augen. Der Rucksack explodierte und löste sich in nichts auf. Die Kugel verpuffte in der Luft. Die Explosion fegte über mich hinweg und zerstörte – wie geplant – das Netz, die Schlaufe und alles, was mich am Boden hielt.

Natürlich verschwanden auch meine Klamotten.