KAPITEL 24601
Sicher haben viele der Freien Untertanen unter euch von dem Tag gehört, an dem ich zum König von Mokia gekrönt wurde. Diese Geschichte wurde zur Legende. Und Legenden leben von Übertreibungen.
In gewisser Weise ist eine Legende wie ein Organismus – ein Virus oder eine Bakterie. Sie fängt als kleine Geschichte an, die nur wenige Leute ausbrüten. Dann wächst sie und mutiert, während sie an andere Leute weitergegeben wird, weil jeder sie etwas ausschmückt, aufbauscht und verändert. Und schließlich wird sie immer größer und infiziert immer mehr Leute, bis sie zu einer Epidemie wird.
Das einzige Mittel gegen Legendenbildung ist die reine sterile Wahrheit. Das ist einer der Gründe, warum ich beschlossen habe, diese Autobiografie zu schreiben. Wie kam es dazu, dass ich schließlich Mokia regierte? Also, na ja, ich war nie wirklich König, sondern nur der sogenannte »stellvertretende Regent«. Ich war der ranghöchste Adlige in der Stadt, aber nur, weil praktisch alle anderen entweder gefallen oder weggeschickt worden waren.
Nein, ich ergriff nicht mitten in der Schlacht heldenhaft das Schwert des gefallenen Königs, wie die Legende behauptet. Und es stimmt auch nicht, dass Engelsstimmen meine Thronbesteigung verkündeten. In Wahrheit war sehr wenig Heldentum im Spiel.
Aber es herrschte eine große Verwirrung.
»Was?«, fragte ich entgeistert. »Ich kann doch nicht König werden! Ich bin erst dreizehn!«
»Sie sind nicht unser König, Mylord«, sagte einer der Mokianer. »Nur unser stellvertretender Regent.«
Ein weiterer Felsbrocken donnerte gegen die Kuppel und verursachte spinnwebenartige Risse im Glas.
»Okay, was habe ich zu tun?«, fragte ich und sah Kaz, Aydee und Bastille Hilfe suchend an.
»Jemand muss für uns eine Entscheidung treffen, Mylord«, sagte ein mokianischer Krieger. »Der König spielte mit dem Gedanken, zu kapitulieren. Sollen wir das nun tun oder sollen wir weiterkämpfen?«
»Ich soll das entscheiden?«
Sie warteten nur schweigend, ohne sich von den Knien zu erheben.
Ich blickte über die Schulter zum Lager der Bibliothekare. Der Himmel war schwarz, aber der Umkreis der Stadt war hell erleuchtet, wie mit Flutlicht. Ich konnte erkennen, dass die Bibliothekare an mehreren Stellen Tunnel gruben, und zwar mit seltsamen stabähnlichen Werkzeugen, die offensichtlich bewirkten, dass die Erde vibrierte und sich wegbewegte. Die Riesenroboter schleuderten weiter Felsbrocken auf die Glaskuppel.
DONG! DONG! DONG!
Noch vor wenigen Minuten hatte ich kaum glauben können, dass der König eine Kapitulation in Erwägung zog. Aber nun wurde mir dieselbe Frage gestellt und sie machte mir Angst. Ich hatte soeben Leute sterben sehen. Bibliothekarssoldaten, die gekommen waren, um den König zu töten – oder zumindest außer Gefecht zu setzen. Wenn ich die mokianischen Krieger in den Kampf schickte, würden sie vielleicht dasselbe Schicksal erleiden. Konnte ich das wirklich riskieren?
Von Mut und Freiheit zu reden war eine Sache. Aber es fühlte sich ganz anders an, derjenige zu sein, der eine solche Entscheidung traf. Wenn ich den Befehl gab, weiterzukämpfen, trug ich die Verantwortung für die Männer und Frauen, die verwundet, getötet oder ins Koma versetzt wurden. Das war eine ungeheure Belastung für einen Dreizehnjährigen, der bis vor einem halben Jahr noch gar nichts von Mokia gewusst hatte. Und da fragen sich die Leute, warum ich so gestört bin.
»Wir kämpfen weiter«, sagte ich leise.
Das schien die Antwort zu sein, auf die die Krieger gewartet hatten. Sie stießen aufgeregte Schreie aus und hoben ihre Speere, die, wie ich soeben gelernt hatte, auch als Flammenwerfer dienten und zudem Betäubungsschüsse abgeben konnten wie die Feuerwaffen der Bibliothekare.
»Sie da«, sagte ich zu dem Mokianer, der für die anderen gesprochen hatte – ein hoch aufgeschossener Kerl mit viel Kriegsbemalung und kurz geschorenen schwarzen Haaren. »Wie heißen Sie?«
»Aluki«, sagte er stolz. »Unteroffizier der Mauerwache.«
»Also Sie fungieren jetzt als mein stellvertretender Kommandeur.« Ich blickte zum Himmel hinauf und zuckte zusammen, als ein weiterer Felsbrocken die Kuppel traf. Der Mond war voll und hell. Derselbe Mond schien auch auf die Länder des Schweigens herab. »Wie spät ist es? Wie lange dauert es noch, bis der Tag anbricht?«
Kaz sah auf seine Taschenuhr. »Es ist nicht einmal elf«, erwiderte er. »Noch ungefähr sieben Stunden.«
»Verbreiten Sie die Nachricht«, sagte ich zu den Kriegern, die um mich herum auf der Mauer standen. »Wir müssen nur noch sieben Stunden durchhalten. Dann wird Hilfe kommen.«
Sie nickten und liefen los, um die Nachricht zu verbreiten. Aluki blieb bei mir. Ich drehte mich zur Seite. Bastille betrachtete mich mit verschränkten Armen. Ich zuckte zusammen und wartete darauf, dass sie mich herunterputzte, weil ich so größenwahnsinnig war, mich von den Mokianern zum König machen zu lassen.
»Wir müssen etwas gegen diese Tunnel unternehmen«, sagte sie stattdessen. »Wenn durch sie weitere Stoßtrupps der Bibliothekare in die Stadt gelangen, werden wir nicht lange durchhalten.«
»Was?«, fragte ich.
»Und die Roboter nicht zu vergessen!«, fügte Kaz hinzu, als ein Felsbrocken über uns aufschlug. »Zum Specht noch mal! Das Glas ist kurz vorm Bersten. Wenn die Kuppel einbricht, sind die Tunnel unser kleinstes Problem.«
»Das ist wahr«, bestätigte Bastille. »Vielleicht könnten wir etwas für die Krieger tun, die ins Koma gefallen sind. Wenn wir sie irgendwie aufwecken könnten …«
»Moment!«, sagte ich und blickte zwischen Bastille und Kaz hin und her. »Wollt ihr das Offenkundige nicht aussprechen?«
»Was denn?«, fragte Bastille. »Dass die Sekte der Geborstenen Linse über viel bessere Technologien verfügt, als wir dachten?« Sie kniff auf ihre typische Art die Augen zusammen und beobachtete die riesigen Roboter, die Felsbrocken auf die Stadt schleuderten. Sie schien die Dinger zu hassen. (Etwa so sehr wie Mauern – lest den ersten Band.)
»Nein«, erwiderte ich verärgert. »Dass ich nicht zum König tauge. Ich habe schon Mühe, mich morgens ins Badezimmer zu schleppen. Und nun soll ich eine ganze Armee befehligen.«
»Das ist jetzt nicht mehr zu ändern, Al«, sagte Kaz schulterzuckend.
»Ich glaube, du wirst deine Sache großartig machen«, fügte Aydee hinzu. »Nach allem, was ich gehört habe, ist es gar nicht so schwer, König zu sein. Du musst einfach nur Sätze sagen wie: ›Sie erfreuen die Krone‹ oder ›Wir sind nicht amüsiert‹. Und dir ab und zu einen Urlaub gönnen.«
»Ja«, sagte ich lahm. »Klingt so einfach wie eins plus eins.«
»Macht sieben, oder?«, fragte Aydee eifrig und legte den Kopf zur Seite.
Ich blickte Bastille an, die immer noch mit verschränkten Armen dastand. »Kaz, Aydee«, sagte sie. »Wir sollten wissen, wie viele Krieger wir haben. Könntet ihr das in Erfahrung bringen? Und, Alcatraz, wir müssen auch wissen, ob die Kommandostruktur noch intakt ist.«
Die beiden Smedrys nickten und eilten davon, um ihren Auftrag zu erfüllen.
»Halt«, rief Bastille plötzlich panisch und fuhr herum. »Kaz, das Zählen übernimmst du! Aydee, du tust nichts dergleichen!«
»Gute Ansage«, bemerkte Kaz.
»Okay!«, rief Aydee. »Ich leiste moralischen Beistand.«
Die beiden verschwanden und ich blieb leider allein mit Bastille auf der Mauer zurück. Ich schluckte, als sie auf mich zusteuerte, und wich zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Brüstung stieß. Weiter konnte ich nicht zurück, sonst wäre ich hintenübergekippt und zu Tode gestürzt.
Ich spielte trotzdem mit dem Gedanken.
Bastille erreichte mich und tippte mit einem Finger auf meine Brust. »Du wirst diese Leute nicht enttäuschen!«, sagte sie warnend.
»Aber …«
»Ich bin dieses Hin und Her leid, Alcatraz«, sagte sie. »Splitterndes Glas! Die Hälfte der Zeit benimmst du dich, als würde die bloße Vorstellung, das Sagen zu haben, dich in Panik versetzen. Und die andere Hälfte der Zeit übernimmst du einfach das Kommando!«
»Ich … äh … na ja …«
»Und die andere Hälfte der Zeit stammelst du nur Unsinn!«
»Ich rede nun mal gern Unsinn!«, entgegnete ich. (Keine Ahnung warum.) »Außerdem tust du das auch: drei Hälften? Das klingt sehr nach Aydee.«
Sie sah mich scharf an.
»Aber du hast schon recht«, räumte ich ein. »Manchmal kommt mir das alles wie ein Spiel vor. Mir schwirrt der Kopf, wenn ich daran denke, was ich in den letzten Monaten alles erlebt habe und wie mein Leben sich verändert hat. Ich werde von den Ereignissen mitgerissen und weiß nicht, ob ich die hohen Erwartungen erfüllen kann, die die Leute allein wegen meines Namens an mich stellen.
Aber ich habe bereits vor Monaten beschlossen, dass ich Verantwortung übernehmen will. Ich will ein Held sein. Ich will ein Anführer sein. Aber das heißt nicht, dass ich König sein will! Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, wie verrückt das ist.«
»Dann denk nicht mehr darüber nach«, sagte Bastille. »Das dürfte dir nicht sonderlich schwerfallen. Du handelst doch meistens unüberlegt.«
Ich verzog das Gesicht. »Deine spitzen Bemerkungen helfen mir auch nicht weiter, Bastille. Jedes Mal, wenn ich glaube, dass ich etwas richtig mache, wirfst du mir Beleidigungen an den Kopf. Und ich weiß nie genau, ob deine Kritik berechtigt ist oder nicht.«
Sie kniff die Augen noch mehr zusammen und presste den Finger gegen mein Brustbein. Ich zog den Kopf ein und machte mich auf ein Donnerwetter gefasst.
»Ich mag dich«, sagte sie.
Ich blinzelte erstaunt und richtete mich wieder auf. »Was?«
»Ich. Mag. Dich. Deshalb beleidige ich dich.«
Ich kratzte mich am Kopf. ».ellitsaB ,neppit uz sträwkcür ztaS nenie eiw ,nniS leiv os rhäfegnu thcam saD«
Sie blickte mich finster an und ließ die Hand sinken. »Ich habe nicht vor, dir das zu erklären, falls du es nicht verstehst.«
Jungs, willkommen in der wundersamen Welt der zwischengeschlechtlichen Kommunikation über Gefühle. Um euch die Orientierung zu erleichtern, sage ich euch jetzt ein paar Dinge, die ihr wissen solltet:
- Frauen haben Gefühle.
- Ihr werdet, grob geschätzt, die nächsten siebzig Jahre lang zu erraten versuchen, was sie empfinden und warum.
- Ihr werdet mit euren Mutmaßungen meistens falschliegen.
- Ich mag Pommes frites.
Ich fürchte, mehr Hilfe kann ich euch leider nicht anbieten. Es mag euch ein Trost sein, dass die Frauen in eurem Leben wenigstens keine Zornbewältigungsprobleme haben und auch nicht mit anderthalb Meter langen magischen Kristallschwertern herumlaufen.
»Das ist unwichtig«, sagte Bastille. »Jetzt geht es darum, Mokia zu retten. Falls du es nicht mitbekommen hast, das war meine Schwester, die gerade bewusstlos weggetragen wurde. Ich werde nicht zulassen, dass das Königreich fällt, während sie im Koma liegt.«
»Aber sollte nicht ein Mokianer König sein?«
»Du bist ein Mokianer«, stellte Bastille klar. »Und ein Nalhallaner und ein Fracois und ein Unkulu. Als Smedry wirst du als Bürger aller Königreiche betrachtet. Außerdem fließt auch mokianisches Blut in deinen Adern. Der Smedry-Klan und die mokianische Königsfamilie haben sich oft vermischt. Es ist nichts Außergewöhnliches, dass dein Onkel Millhaven eine Mokianerin geheiratet hat. Seine Frau ist eine Cousine dritten Grades von Mallo und dein Ururgroßvater war der Sohn eines mokianischen Prinzen.«
Ich sah Bastille überrascht an. Es sollte erwähnt werden, dass sie sich nur selten anmerken lässt, dass sie eine Prinzessin ist. Sie pflegt alles zu zerreißen, was rosa ist. Ihr Gesang klingt so ähnlich wie die Geräusche, die ein Gnu von sich gibt, wenn ihm ein Felsbrocken auf den Schwanz fällt. Und als das letzte Mal eine Schar süßer Waldtiere auftauchte und ihr beim Putzen helfen wollte, hat sie sie fast eine Stunde lang mit erhobenem Schwert gejagt und dabei geflucht wie ein Matrose.
Aber manchmal denkt sie wie die Tochter eines Königs. Und als Kind musste sie alles Mögliche lernen, was zur Allgemeinbildung einer Prinzessin gehört, auch lange öde Stammbäume von Adelsfamilien. Sie weiß genau, welcher Prinz welche Hypergräfin geheiratet hat und welcher Superherzog der Cousin von welchem Grafen ist.
Ja, ihr habt richtig gehört. In den Freien Königreichen haben wir Adelstitel wie Superherzog und Hypergräfin. Das ist ziemlich kompliziert.
»Ich … ich bin also wirklich mit der Königsfamilie verwandt?«, fragte ich, völlig perplex.
»Natürlich. Du bist ein Smedry. Du bist mit drei Vierteln der Könige und Königinnen da draußen verwandt.«
»Aber nicht mit dir, oder?«
»Was? Nein. Oder falls doch, dann um sehr viele Ecken. Möglicherweise sind wir umgekehrte Übercousins vierzehnten Grades oder so was.«
Ich sah sie an und fragte mich, was zum Teufel ein »umgekehrter Übercousin« war. Das klang nach irgendeinem Drink, den ein Junge meines Alters sich noch nicht bestellen durfte.
Jedenfalls sind Bastille und ich nicht miteinander verwandt, zumindest nicht direkt. Das sollte betont werden.
»Okay«, sagte ich. »Aber ich habe keine Ahnung, wie man einen Krieg führt.«
»Zum Glück weiß ich das. Kampfmoral und militärische Logistik waren Teil der Ausbildung, die ich als Prinzessin erhalten habe. Und während meiner Ausbildung zum Crystin-Ritter habe ich alles über Taktiken der Kriegführung gelernt.«
»Großartig! Dann kannst du doch das Kommando übernehmen!«
Ihre Augen weiteten sich und ihr Gesicht wurde ein bisschen blass, als sie den Kopf schüttelte. »Red kein dummes Zeug.«
»Äh, warum denn nicht?«
Wenn ich es mir recht überlege, war diese Antwort ziemlich dumm, aber irgendwie auch passend, wenn ihr darüber nachdenkt. Schließlich versuchte ich gerade, über gar nichts mehr nachzudenken. La la la …
Bastille verzog das Gesicht. »Ist das nicht offensichtlich? Ich bin nicht das, was dieses Volk braucht. Ich bin nicht inspirierend. Du schon. Du bist ein König. Ich bin nur ein General. Meine Stärken liegen woanders. Und die Mokianer … sieh sie dir an.« Sie deutete mit dem Kopf zu den Kriegern, die auf der Mauer standen. Sie trugen zwar Kriegsbemalung und Speere, aber nur wenige waren von kräftiger Statur.
»Mokia ist ein Königreich von Gelehrten und Handwerkern, Alcatraz«, sagte Bastille leise. »Was meinst du, warum die Bibliothekare hier zuerst angegriffen haben? Diese Stadt wird nun schon seit Monaten belagert und das Land befindet sich seit Jahren im Krieg. Viele der ausgebildeten Krieger wurden bereits ins Koma versetzt oder getötet. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was der Verlust des Königs und der Königin für die Mokianer bedeutet? Sie sind zermürbt, verwundet und verzweifelt.«
Sie hob einen Zeigefinger und tippte mir wieder auf die Brust. »Sie brauchen jemanden, der sie anführt. Eine außergewöhnliche charismatische Persönlichkeit. Jemanden, der sie dazu ermutigt, noch ein Weilchen weiterzukämpfen, bis dein Großvater mit Verstärkung eintrifft.«
»Und, äh, dieser Jemand bin ich?«
»Ja«, sagte sie, fast widerwillig. »Ich habe dir schon vor ein paar Monaten gesagt, dass ich an dich glaube. Und das tue ich wirklich. Ich glaube an den Alcatraz, der du sein kannst, wenn du selbstsicher bist. Nicht arrogant, sondern selbstsicher. Wenn du beschließt, etwas zu tun, wenn du wirklich entschlossen bist, dann gelingt dir Erstaunliches. Ich wünschte, du könntest etwas öfter dieser Alcatraz sein.«
Ich kratzte mich am Kopf. »Ich fürchte, dieser Alcatraz ist eine Lüge, Bastille. Ich bin nicht selbstsicher. Ich habe einfach nur manchmal Glück.«
»Du hast oft Glück. Besonders dann, wenn wir es wirklich brauchen. Du hast deinen Vater befreit. Du hast den Sand von Rashid wiederbeschafft. Du hast die Könige gerettet.«
Ich verzog das Gesicht. »Dass den Königen nichts passiert ist, war größtenteils dein Verdienst, Bastille.«
»Die Idee, die uns zur Flucht verholfen hat, stammte von dir«, gab sie zu bedenken. »Und du hast Archedis entdeckt.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Anscheinend arbeitet mein Gehirn besser, wenn ich in eine verzweifelte Lage gerate. Aber ich weiß nicht, ob das etwas ist, auf das man stolz sein kann.«
»Nun, wir werden es jedenfalls nutzen«, sagte Bastille entschlossen. »Ich werde die Truppen organisieren. Du musst selbstsicher sein und den Mokianern das Gefühl geben, dass sie wieder einen Anführer haben. Gemeinsam werden wir diese Stadt halten, bis der alte Smedry eintrifft.«
»Du weißt, dass er sich wahrscheinlich verspäten wird.«
»Oh, das wird er mit Sicherheit«, stimmte Bastille zu. »Die Frage ist nicht, ob er sich verspätet, sondern wie sehr er sich verspätet.«
Ich nickte grimmig.
»Also, bist du bereit, König zu sein?«, fragte sie.
Ich zögerte nur kurz. »Ja.«
»Gut«, sagte sie und wirbelte herum, weil aus der Stadtmitte Schreie ertönten. »Ich fürchte nämlich, dass gerade ein weiterer Stoßtrupp der Bibliothekare durch einen Tunnel in die Stadt eingedrungen ist.«