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Palastanlage, Tian-tan, St. Ives Herzogtum St. Ives, St. Ives-Pakt9. Dezember 3060 Indicass, Brighton, Vestallas. Alle besetzt.
Candace Liao saß in einem bequemen, hohen Ledersessel im Zentrum der Strategischen Zentrale der Palastanlage, die Hände gelassen im Schoß gefaltet. Die in den vergangenen drei Jahren außer zur Beobachtung des Sternenbund-Angriffs auf die Besatzungszone Clan Nebelparders kaum benutzte Zentrale war von hektischer Betriebsamkeit erfüllt. Junioroffiziere saßen an den Kontrollkonsolen, während ihre Seniorkollegen herumstanden und die strategischen Implikationen der jüngsten Ereignisse und mögliche zukünftige Entwicklungen debattierten. Der größte der drei Wandbildschirme - kein Holoschirm, ein einfaches zweidimensionales Videobild - zeigte eine Karte des St. Ives-Pakts. Die drei besetzten Grenzsysteme wechselten in einem steten Blinkrhythmus die Farbe zwischen Pakt-Elfenbein und warnendem Gelb als Hinweis auf ihren ungewissen Status. Candace studierte die Karte mit stechendem Blick, als könnten ihre grauen Augen irgendeinen versteckten Hinweis darauf entdecken, wie sich die Lage retten ließ.
Senioroberst Seng stand zusammen mit Lieutenant General Simone Devon hinter der Präsidentin. Devon, eine zierliche, beinahe zerbrechliche Offizierin von heller Hautfarbe war die VCSVerbindungsoffizierin. Die beiden Frauen standen derzeit gemeinsam an der Spitze der militärischen Befehlsstruktur des St. Ives-Paktes. Seng befehligte die Paktstreitkräfte, Devon die Candace Liao überstellten Einheiten der Vereinigten Commonwealthstreitkräfte.
»Abgesehen von dem Scharmützel auf Indicass«, stellte Caroline Seng fest, »konnten wir militärische Zwischenfalle vermeiden. Aber wir können nicht davon ausgehen, daß es dabei bleibt. Die Lage ist äußerst instabil.«
Candace nickte und sah über die Schulter. »Bitte zeigen Sie die Besatzungstruppen an«, meinte sie ruhig.
Caroline Seng gab die Anweisung an einen Subcommander an einer nahen Konsole weiter, aber Lieutenant General Devon konnte die Informationen schneller aus dem Gedächtnis herunterbeten. »Die 2. Oriente-Husaren, auch bekannt als ›Das Verrückte Zweites‹ sind auf Indicass gelandet. Aus dem Draconis-Kombinat hat Sun-Tzu zwei Bataillone des 2. Dieron-Regiments ausgeliehen, komplett mit vollem Jagdgeschwader und Infanterieunterstützung. Sie stehen auf Vestallas. Brighton wird von der RamanMDM gehalten, einer Mark-Draconis-Miliz des Vereinigten Commonwealth.« Noch während Devon ihre Liste aufzählte, erschien der entsprechende Text auf einem der großen Hilfsbildschirme und bestätigte ihre Angaben.
»Diese Einheiten geben sich immer noch als Sternenbund-Friedenstruppen aus?« fragte Candace. »Es wurde kein direkter Anspruch von Seiten der Konföderation erhoben?«
»Keiner«, beruhigte Seng sie. »Und Sian streitet alle derartigen Anschuldigungen weiter ab. Unsere besten Analytiker haben Sun-Tzus formelle Erklärung auf der Suche nach Widersprüchen oder Halbwahrheiten auseinandergenommen, nach allem, was wir verwenden könnten, um seine Absichten vorherzusagen oder Hintergedanken zu beweisen.« Die Oberste machte ihrer Bestürzung in einem Keuchen Luft. »Unglücklicherweise ohne Erfolg. Nicht, daß ich ihm oder Zahns Entschuldigung glauben würde, daß wir die Erklärung durch ein bedauerliches Versehen erst verspätet erhalten haben.«
Candace erinnerte sich an die Erklärung, auf die Caroline Seng sich bezog. Sie war an alle Mitgliedsstaaten des Sternenbunds außer dem St. Ives-Pakt gegangen, obwohl Candaces Name auf der Verteilerliste gestanden hatte. In dieser Erklärung hatte SunTzu seine Absicht ausgeführt, SternenbundFriedenstruppen entlang der Paktgrenze zu stationieren, bis er als Erster Lord sicher sein konnte, daß keine weiteren Feindseligkeiten zu erwarten waren. Er hatte auch ihre Bitte an ihn zitiert - fast hätte sie es ›fehlzitiert‹ genannt -, die Lanciers zurück nach Denbar zu bringen, und dabei den Eindruck erweckt, sie hätte ihn in den Pakt eingeladen.
Die Blackwind-Lanciers sind tatsächlich nach Denbar zurückgebracht worden, abzüglich über fünfhundert Millionen Credits an Ausrüstung, wenn man ihr Landungsschiff mitrechnet, aber das ›Geleit‹, das ich erwähnt habe, ist auf drei anderen Welten gelandet. »Gekonnt«, erklärte sie mit einer Mischung aus Wut und widerwilligem Respekt. »Auch wenn ich es hasse, das zugeben zu müssen. Er hat meine Anstrengungen, gegen die Besatzung vorzugehen, effektiv untergraben, und zwar Wochen bevor sie stattfanden.«
Lieutenant General Devons Gesicht rötete sich und zeugte von größerer Wut und einem geringeren Maß an Bewunderung. »Ihr Neffe hat eine bemerkenswerte Leistung bei seinem Bemühen an den Tag gelegt, den Pakt als Aggressor und seine Nation als Opfer darzustellen. Das wird er melken, solange es noch einen Tropfen hergibt, und damit leider seine wahren Absichten verschleiern können.«
Candace nickte zustimmend und fühlte, wie der Streß der letzten zwei Monate die Muskeln in ihrem Nacken und Rücken verspannt hatte. Die Krise hatte zu einer Unterbrechung in ihren regelmäßigen TaiChi-Übungen geführt, für die sie jetzt bezahlte.
»Muster«, flüsterte sie. »Es muß ein Muster
geben.«
Sun-Tzu weiß genau, was er will, und wenn ich
ihn aufhalten will, muß ich es auch wissen. Indicass, Vestallas und
Brighton. »Warum gerade diese drei Systeme?«
»Indicass hat Ceres-Metall«, schlug Seng vor. »Aber Vestallas und
Brighton besitzen keine besondere strategische Bedeutung. Außerdem
hat er Denbar ignoriert, die Garnisonswelt des 2. Bataillons der
Blackwind-Lanciers und Zentrum der lautstärksten Unterstützung für
die Lanciers während ihres Überfalls und des Protests gegen seine
jetztige Aktion.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ergibt keinen
Sinn.«
»Was mein Neffe tut, ergibt immer einen Sinn«, stellte Candace
überzeugt fest. »Wer das vergißt, steuert auf eine Katastrophe
zu.«
Steuert auf eine Katastrophe zu.
Candace setzte sich auf. Das bringt mich auf
einen Gedanken. »Rufen sie die Einheitsaufstellung der
Paktstreitkräfte für diese drei Welten auf.« Der Befehl wurde an
den Subcommander an der Kontrollkonsole weitergegeben und hastig
ausgeführt. Indicass wurde von Rubinskys Leichtem-Reiter-Regiment
der Kosaken und zwei regulären Bataillonen gehalten. Das war klar.
Dann erschienen die Namen der übrigen Garnisonseinheiten, und
Candace sah das Muster, nach dem sie gesucht hatte. »Das ist es«,
stellte sie leise fest. »Jedenfalls ein Teil davon. Die Garnisonen
aller drei Welten bestehen aus potentiellen
Unruhestiftern.«
Lieutenant General Devon runzelte die Stirn. »Okay, die Kosaken
sind bekannt für ihren Haß auf Sun-Tzu Liao, obwohl Rubinskys
Leichte Reiter in dieser Hinsicht eindeutig das gemäßigtere
Regiment ist. Aber ich war mir bis jetzt nicht bewußt, daß Alieshas
Berittene Füsiliere oder Raymonds Armierte Infanterie von
zweifelhafter Loyalität sind.«
»Nicht zweifelhaft«, antwortete Caroline Seng, auf deren Zügen ein
Erkennen dämmerte. »Aber unberechenbar. Beide Einheiten haben eine
Vorgeschichte von unerlaubten Angriffen und nicht gerade
feinfühligen Taktiken.« Seng lehnte sich vor. Ihre Stimme war von
wachsender Erregung durchzogen. »Und sehen Sie sich an, welche
Einheiten als Besatzungstruppen eingesetzt sind: Das Verrückte
Zweite aus der Liga Freier Welten, eine genauso unberechenbare
Einheit. Und das 2. Dieron-Regiment, berüchtigt für seine
fragwürdige Loyalität und brutalen Methoden.«
»Und die Raman-MDM?« fragte Devon. »Die paßt nicht in Ihre Theorie.
Unerfahrene VerComTruppen sind absolut zuverlässig. Sie haben weder
traditionelle Rivalitäten noch eine draufgängerische
Vorgeschichte.«
Candace stand auf. Sie fühlte das Bedürfnis, sich zu bewegen, als
mehr und mehr Puzzlestücke an ihren Platz fielen. »Eine Einheit aus
der Mark Draconis«, erklärte sie, »die bereits für den Angriff auf
die Nebelparder eine Großzahl von Truppen abgeben mußte und in
deren Grenzen in der letzten Zeit die größten Schwierigkeiten für
Yvonne entstanden sind. Ich ahne Katherines Hand hinter dieser
Wahl.« Sie fixierte ihre VCS-Verbindungsoffizierin. »Nach dieser
zusätzlichen Reduktion ihrer Verteidigungsfähigkeit wird die Mark
mit Sicherheit noch lauter protestieren.«
Simone Devon wurde nachdenklich, als Candace weitersprach. »Und sie
teilen sich den Planeten mit der Armierten Infanterie, der einzigen
capellanischen Einheit, auf die Hanse Davion ein Kopfgeld
ausgesetzt hatte.« Es paßt alles zusammen. Er
kommt, daran besteht kein Zweifel.
Seng sprach es aus. »Er versucht, weitere Zwischenfälle zu
provozieren.«
»Und Cassandra hat sie ihm geliefert«, stellte Candace
kopfschüttelnd fest. »Sie hätte es besser wissen müssen, aber ich
hatte gehofft, das mit Thomas Marik klären zu können. Die Chance
wird SunTzu mir allerdings sicher nicht geben. Wir können den
Göttern danken, daß Colonel Rubinsky vernünftig genug war, die Lage
richtig einzuschätzen. Es hätte noch weit schlimmer kommen können.«
Ich muß Cassandra da rausholen. Sie ist
überfordert. »Beordern Sie die 2. St.-Ives-Lanciers zurück
nach St. Loris. Sie kann beim Rest der Kosaken bleiben und über
ihre Aktion nachdenken.«
Lieutenant General Devon fuhr sich mit den Fingern durch das blonde
Haar. Ihre Miene zeigte sich nachdenklich. »Sie erwarten, daß Ihr
Neffe den Indicass-Zwischenfall zum Anlaß nehmen wird, weitere
Besatzungstruppen zu stationieren? Dem Pakt vielleicht noch härtere
Konzessionen abzutrotzen?«
Candace schürzte die Lippen. Sie versuchte, sich an Sun-Tzus Stelle
zu versetzen und wog den Vorteil gegen die Risiken ab. »Es geht
sehr viel tiefer«, meinte sie schließlich. »Ich bin sicher, daß er
schon vor dem Ärger auf Indicass weitere Besatzungstruppen in
Marsch gesetzt hat. Und erst die allerletzten Einheiten werden aus
der Konföderation stammen, nur werden sie sich keineswegs als die
letzten Truppen erweisen, die auf unseren Welten landen. Es ist ein
selbstreplizierendes Muster. Er wird einen Weg finden, unsere
Truppen zu reizen und neue Zwischenfälle heraufzubeschwören, die
den Einsatz weiterer Kräfte ermöglichen.«
Oberst Seng zog die Stirne kraus und betrachtete die Karte, als
müsse jeden Augenblick eine capellanische Invasionsflotte angezeigt
werden. »Er hat Denbar vorerst unbesetzt gelassen, damit dessen
Einwohner sich weiter beschweren, aufspielen und die Lage generell
anheizen können.« Sie nickte. »Ihr zeichnet ein trostloses Bild,
Herzogin, aber ich befürchte, Ihr habt ihn durchschaut. Und ich
glaube kaum, daß wir die Besatzungstruppen zurückwerfen können,
jedenfalls nicht mit militärischen Mitteln.«
»So ist es. Es gibt überhaupt nicht viel, was wir tun könnten.«
Candaces Stimme wurde hart, als sie ihre höchstrangigen
Offizierinnen mit festem Blick fixierte. »Aber wir können einiges
verhindern. Unsere Einheiten müssen
strikte Order zu gewaltlosem Widerstand erhalten, was auch immer
die Besatzungstruppen versuchen. Sie dürfen sich verteidigen, aber
nur, wenn sie unter Beschuß liegen. In der Zwischenzeit werde ich
sehen, was ich politisch erreichen kann. Vielleicht ist es noch
nicht zu spät, ihn aufzuhalten.« Sie drehte sich wieder zur Karte
um. »Wenn Sun-Tzu so weitermacht, wird er sich im Hohen Rat des
Sternenbunds selbst die Kehle durchschneiden. Früher oder später
wird er die Unterstützung der anderen verlieren. Solange Yvonne,
Theodore, Magnusson und ich ein Machtblock im Rat bleiben, können
wir ihn aufhalten.«
Sie sah sich zu ihrer VCS-Verbindungsoffizierin und ihrer
Seniorobersten um. »Aber machen Sie sich keine Illusionen. Los
werden wir ihn nicht mehr.«
Sian
Kommunalität Sian, Konföderation
Capella
So spät im langen Herbst Sians war in den Freilandgärten des Palastes des Himmels kaum noch Grün zu finden. Die Bäume reckten nackte Äste in den grauen Himmel, und die Blumen schliefen unter der Erde. Talon Zahn, neuernannter Sang-Jiang-jun, spazierte neben Sun-Tzu Liao über den breitgepflasterten Gartenweg. Zwölf Schritte hinter ihnen folgten zwei Mitglieder der Todeskommandos. Nur die Büsche und vereinzelte immergrüne Sträucher erinnerten an das Leben, das im Frühling neu erstehen würde. Frühling, die Wiedergeburt des Lebens. Xin Sheng.
Beinahe verlegen hob Zahn die Hand zum Kragen und berührte die Rangabzeichen seines neuen Generalsstatus. Seit Jasmine Liao im Jahre 2455 per Dekret verfügt hatte, daß kein capellanischer Offizier einen Rang höher als Oberst tragen durfte, hatte es so etwas nicht gegeben.
Der Kanzler sah zu ihm herüber, und in seinen Augen spielte Belustigung. »Wie steht es um das Capellanische Heer?«
Zahn ließ die Hand wieder an die Seite fallen und senkte den Blick auf die Pflastersteine. Obwohl er sich in seiner Stellung sicher fühlte, überbrachte er Sun-Tzu nur ungern schlechte Nachrichten. Auch wenn er selbst sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, behielt er doch immer das Gefühl, seinen Herrn und Meister im Stich gelassen zu haben.
Er atmete tief durch. Die Luft war feucht und klamm, mit einem kaum wahrnehmbaren Kiefernduft. Es roch nach weiterem Regen. »Alles in allem ist das Capellanische Heer bei guter Moral«, stellte er fest. »Die Umstellung der Rangordnung im Rahmen der Xin Sheng ist sehr gut aufgenommen worden, und die Nachrichten von Hustaing demonstrieren durch den Sieg Haus Hiritsus unsere neugewonnene Stärke.«
»Und die Hustaing-Rabauken?« Sun-Tzu trat gegen
einen Kiesel am Rand des Pfades.
»Sind in Bataillonsstärke ausgehoben und erhalten die bestmögliche
Ausbildung, die Haus Hiritsu so kurzfristig organisieren konnte.«
Und der kurz bevorstehende Kampfeinsatz wird
ein übriges tun, ihnen irgendwelche Flausen
auszutreiben.
»Aber?« fragte der Kanzler tonlos.
Zahn nickte, und seine Schultern sackten andeutungsweise ab. »Aber.
Unsere Anstrengungen in den Umstrittenen Territorien bleiben hinter
den anfänglichen Erwartungen zurück. Wir machen Fortschritte,
jedoch nur langsam. Welten wie Wei und Aldebaran machen mehr
Schwierigkeiten als sie wert sind, auch wenn ich erwarte, daß sich
die Lage auf Wei ändern wird, wenn in zwei Wochen ein Bataillon von
McCarron's Armored Cavalry eintrifft.« Ein weiterer tiefer Atemzug,
gefolgt von einem lauten Ausatmen. Zahn beobachtete die Dampfwolke,
die sein Atem in der kalten Luft erzeugte. »Und in den Chaos-Marken
sind wir vor die Wand gelaufen.«
Sun-Tzu fixierte seinen Strategischen Direktor mit hartem
Jadeblick. »Wie konnte das geschehen?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Zahn ein. »Noch nicht. Die Systeme
dort sind zu gut bewaffnet und organisiert, als daß es sich um das
Ergebnis eigener Anstrengungen handeln könnte. Aber die Agenten der
Maskirovka haben noch nicht feststellen können, welches der Großen
Häuser dafür die Verantwortung trägt.« Und
jetzt zum eigentlichen Problem. »Ich habe Eure letzte
Anweisung gelesen, mein Kanzler. Ihr wünscht, im Rahmen der
SBVS-Friedenstruppen auch capellanische Einheiten
einzusetzen?«
»Sie haben mir versprochen, daß die Truppen zur Verfügung
stehen.«
»Und das tun sie auch«, versicherte Zahn. »Solltet Ihr den Befehl
geben, könnte ich schon morgen eine großangelegte Invasion des St.
Ives-Paktes starten. Oder der Chaos-Marken. Oder sogar der alten
Kommunalität Tikonov.« Und eine davon steht
sicher ins Haus, auch wenn Ihr mir nicht verraten wollt,
welche. »Aber das würde die Reserven erfordern, die Ihr mir
zurückzuhalten befohlen habt.«
Sun-Tzu wurde langsamer, dachte nach. »Dann geht es um Zeit, nicht
um Truppen, so lange wir mit den bereits eingeteilten Kräften
agieren können. Ihre Schätzungen ...«
»Basierten auf der Verfügbarkeit weiterer Unterstützung aus der
Peripherie«, unterbrach Zahn mit sehr leiser Stimme. Aber als
Ausdruck der Wichtigkeit des Themas, nicht als Zeichen mangelnden
Respekts. Es ist meine Pflicht dem Kanzler und
der Konföderation gegenüber, sicherzustellen, daß unsere
militärische Lage deutlich ist. »Ich habe die Meldungen von
der Detroitkonferenz verfolgt, mein Kanzler. Jeffrey Calderon wird
Emma Centrella nicht in eine Allianz mit der Konföderation Capella
begleiten. Ich muß daraus schließen, daß wir das Tauruskonkordat
verloren haben und uns an mindestens einer Front zurückziehen
müssen. Vorerst. Oder wir riskieren unnötig hohe
Verluste.«
Sun-Tzu blieb stehen. Er richtete seine Aufmerksamkeit statt auf
Zahn auf einen niedrigen, breiten Busch, der in Gestalt eines
springenden Tigers gestutzt war. »Die Detroitkonferenz ist noch
nicht vorbei«, stellte er fest. »Wir kämpfen an allen Fronten
weiter.«
Talon Zahn nickte. »Wie Ihr befehlt, mein Kanzler.« Ein Glücksspiel. Aber nachdem ich meine Besorgnis deutlich
gemacht habe, ist es meine Pflicht, den Willen des Kanzlers
umzusetzen.
Sun-Tzu nickte, als hätte er Zahns Gedanken gelesen. »Es wird
funktionieren, Jiang-jun Zahn.« Er setzte sich wieder in Bewegung
und ließ seine Stimme bewußt neutral klingen. »Warten wir ab und
sehen, was uns das neue Jahr bringt.«