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Qingliu, Hustaing
Kommunalität Sian, Konföderation Capella

 

26. Oktober 3060

Autokanonenfeuer fraß sich in den rechten Arm des Grashüpfer, während um den BattleMech Laserimpulse die Luft zum Kochen brachten. Obwohl die Wärmeanzeige schon in den roten Gefahrenbereich kletterte, löste Kapitän Walter Doles die Sprungdüsen aus und ließ den Mech auf lodernden Plasmafakkeln in die Höhe steigen. Der Sprung zur Seite würde ihn tief in die Deckung eines dichten Erlenwäldchens tragen, ihm aber bei dem Versuch, zurück in die Sicherheit Qinglius zu gelangen, wenig helfen. Nicht, daß ich erwartete, es diesmal zurück zu schaffen. In einer gegenseitigen, unausgesprochenen Übereinkunft hatten er in seinem Grashüpfer und Majorin Smithson in ihrem Victor sich zu einer Nachhut gegen die vordersten Elemente Haus Hiritsus formiert und dem Rest des Bataillons damit wertvolle Sekunden erkauft, um zurück in den Schutz der Stadt zu gelangen.

Auf dem Scheitelpunkt des Sprungs krachte eine weitere Autokanonensalve in das linke Bein des schweren Mechs. Die Granaten aus abgereichertem Uran brachen durch die letzten Panzerreste und zerschlugen die darunterliegende interne Struktur. Der Mech schüttelte sich wild, und die Zerstörung einer der Leviathan-Sprungdüsen nahm ihm die Balance. Er stürzte praktisch unkontrollierbar ab. Schlanke Baumstämme mit grauer Rinde krachten und zerbarsten, als der siebzig Tonnen schwere Kampfkoloß hart zwischen den Erlen aufprallte, das linke Bein durch einen beschädigten Aktivator nach außen gebogen. Er stolperte, schaffte es aber dennoch, sich aufzurichten, nur um von einem Bombardement von rubinroten Laserpfeilen in Brustpartie und linke Flanke getroffen zu werden. Schmelzende Panzerung strömte am Rumpf hinab und hinterließ stumpfgraue Streifen auf der linken Seite und am Bein des Grashüpfer. Ein Teil der verflüssigten Metallkeramik verbrannte den Waldboden und entfachte vereinzelte Schwelbrände in feuchten Laubhaufen.

Der Lancier-Kapitän kämpfte mit den Kontrollen, die jetzt nicht nur als Folge des Hitzestaus, sondern noch zusätzlich durch den beschädigten Beinaktivator schwerfällig reagierten. Schweiß rann ihm über die nackten Arme und Beine und brannte in den Augenwinkeln. Die gepolsterten Schultern der Kühlweste halfen ihm, das schwere Gewicht des Neurohelms zu tragen, aber nach mehreren Stunden auf der Pilotenliege war sein Nacken steif und verspannt. Die Müdigkeit beeinträchtigte seine Reaktionsfähigkeit, und er war sich dessen bewußt.

Aber ich will verdammt sein, wenn ich mich nicht so teuer verkaufe, wie ich kann.

Doles steckte den neuen Schaden weg und drehte den Torso des Mechs nach links, um das Feuer zu erwidern. Die Sichtprojektion war übersät mit Feinden, doch er bemühte sich, das Fadenkreuz über den schnellen HiritsuSpuk zu ziehen, der gerade eine weitere halbe Tonne seiner Panzerung in Schlacke verwandelt hatte. Doles feuerte alle Energiewaffen seiner Maschine ab, um wenigstens mit einer einen Treffer zu erzielen. Sein schwerer Laser feuerte in den Boden knapp vor den Füßen des Spuk, aber einer der mittelschweren Lichtwerfer erwischte den Feindmech am rechten Bein. Der Treffer kostete seinen Gegner zwar nur etwas frische, stahlblaue Panzerung, aber wenigstens ein paar Sekunden lang befriedigte Warner ein Gefühl der Vergeltung.

Dann sprang die Temperaturanzeige noch weiter in den roten Bereich, und Wogen von Hitze brandeten durch das Cockpit, nahmen ihm den Atem und schlugen mit glühenden Schmiedehämmern auf seine Lungen ein. Eine schrille Alarmsirene warnte vor einer automatischen Reaktorstillegung. Nach Luft ringend, mit vor Trockenheit rohem, brennendem Hals knallte Doles die Hand auf den Vetoschalter und suchte auf der Sichtprojektion nach einem neuen Ziel.

Davon hatte er reichlich zur Auswahl. Die einzige gute Nachricht, die er der Taktikanzeige entnehmen konnte, war die Tatsache, daß die grünen Kreissymbole der übrigen Blackwind-Lancier-BattleMechs endlich die Außenbezirke Qinglius erreicht hatten. Abgesehen von den MechKriegern Jolles und Birkmeyer. Noch zwei Gefallene bei einem weiteren erfolglosen Versuch, die relative Sicherheit der Berge zu erreichen.

Diese ganze Mission hatte sich als Mißerfolg herausgestellt. Doles erinnerte sich an Majorin Smithsons eiskalte Wut, als der gefangene Infanterist im Verhör stolz Isis Mariks Flucht bestätigt hatte, bevor er jede weitere Kooperation verweigerte. Es war bereits ein harter Schlag gewesen, als ihr Sprungschiff sie im Stich gelassen hatte, aber solange die Lanciers geglaubt hatten, Sun-Tzu sei noch hier, war ihnen auch eine letzte Hoffnung auf den Sieg geblieben. Aber dann gestern die Rede, die Blakes Wort durch die Sperre gelassen hatte: ein schockierender Beweis, daß Sun-Tzu Liao von Beginn an gar nicht auf Hustaing gewesen war. Die ganze Mission, die auf einer Kombination aus Smithsons Zorn und seinem fehlgeleiteten Pflichtgefühl basiert hatte, war ein einziges Debakel. Ihnen blieb nichts als die Rückkehr in den Pakt und bestenfalls die Entlassung aus dem Militärdienst.

Nur gab es keinen Weg zurück in den Pakt. Ein einsamer Funkspruch von Haus Hiritsu hatte deutlich gemacht, daß das Kriegerhaus lediglich eine bedingungslose Kapitulation zu akzeptieren bereit war. Majorin Smithson wollte die Überreste der Lanciers und ihrer Söldnerunterstützung in die Berge zurückziehen, wo sie sich besser verstecken konnten, bis Pakt-Präsidentin Candace Liao ihre Rückkehr aushandelte oder möglicherweise Entsatztruppen schickte. Aber nach vier gescheiterten Versuchen hatte Doles ernste Zweifel daran, daß es ihnen je gelingen würde, Qingliu zu verlassen.

Eine Gausskugel schlug in Höhe des Handgelenks in den rechten Mecharm, zerschmetterte den mittelschweren Laser und riß die modellierte Metallhand des Grashüpfer komplett ab. Zwei HiritsuBattleMechs rückten näher. Sein Computer identifizierte sie als einen überschweren Yu Huang und einen mittelschweren Hurone. Die Sichtprojektion zeigte, daß der Spuk mit zwei anderen Mechs Majorin Smithsons Victor angriff.

Der Yu Huang verspeist mich zum Frühstück, dachte er. Trotz eines beschädigten Beinaktivators und viel zu hoher Innentemperatur blieb Doles keine Alternative zu einem Sprung. Er löste die Sprungdüsen aus und steuerte den Grashüpfer in einer niedrigen Parabolflugbahn zurück in Richtung Stadtgrenze. Laserfeuer des Yu Huang bohrte sich in die Panzerung, schnitt breite Metallkeramikklumpen heraus und stieß in das freigelegte Innenleben der rechten Torsohälfte vor. Der riesige Metallkoloß schüttelte sich unter dem Schaden, und graugrüner Nebel sprühte aus seiner Flanke, als ein weiterer Wärmetauscher auseinanderflog.

Ärgerlich rammte Doles die Faust gegen die Hilfskonsole. Schmerzen schossen seinen rechten Arm hoch. Er mußte warten, bis die Betriebstemperatur gesunken war, bevor er irgendeine Waffe einsetzte, und mit jedem Einsatz der Sprungdüsen rückte dieser Augenblick in weitere Ferne. Er warf einen Blick auf die Schadensanzeige. Noch ein interner Treffer in die rechte Flanke, und er lief Gefahr, daß die Munition der Raketenlafette explodierte. Und ohne zellulares Munitionslager würde mich das zerreißen. Mit einem Fluch auf Konstrukteure, die bei der Modernisierung der Baureihe auf den Einbau ihrer Ansicht nach unnötiger CASE-Technik verzichtet hatten, stieß Dole den Daumen auf den Munitionsabwurfknopf der Kurzstreckenlafette. Spezielle Klappen im Rücken des Mechs öffneten sich, und über eine Tonne Blitz-Munition prasselte zu Boden.

Ob es der plötzliche Verlust der Munition gewesen war, der ihn das Gleichgewicht kostete, oder ob das Bein mit dem beschädigten Aktivator schuld war, ließ sich nicht sagen. Jedenfalls kam Doles zu hart auf und verlor die Gewalt über den Grashüpfer. Siebzig Tonnen bewegtes Metall kippten und stürzten. Die linke Schulter des BattleMechs bohrte sich in den Boden, und der Aufprall riß den letzten Rest schützender Panzerung am linken Mecharm ab. Doles wurde gnadenlos in die Gurte geschleudert. Vor seinen Augen verschwammen die Umrisse der Kabine, aber er schaffte es, den Effekt abzuschütteln. Wenn ich das Bewußtsein verliere, bin ich erledigt. Ich bin doch erledigt.

Während er sich mit den Kontrollen abmühte, um wieder hochzukommen, sah Doles, daß nicht weniger als drei gegnerische Mechs viel zu schnell näherkamen, unter anderem der Yu Huang. Er konnte es nicht mehr rechtzeitig schaffen.

Von rechts donnerte Majorin Smithsons Victor in vollem Gallop heran. Ihre Gaussmunition war schon eine Woche zuvor ausgegangen, und sie benutzte den großkalibrigen Lauf, der den rechten Arm ihres BattleMechs bildete, um eine feindliche Schlange aus dem Weg zu schlagen. Dann ging sie dreißig Meter vor Doles in Position, allem Anschein nach bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich mit ihr anlegen wollte. Ihr Victor wurde in einem Feuersturm aus Laser- und Autokanonenfeuer gebadet, der eigentlich für den Grashüpfer bestimmt gewesen war. Er wankte, blieb aber aufrecht und antwortete mit seinen beiden mittelschweren Lasern. Eine klägliche Erwiderung - aber alles, was Smithson noch aufzubieten hatte.

Doles' Funkgerät erwachte knisternd zum Leben, gerade als er die Maschine wieder auf den Beinen hatte. »Zurück in die Stadt, Kapitän. Sie haben den Befehl.«

Er hätte widersprechen können. Mindestens hätte Doles den Befehl verweigern und sich neben der Majorin dem Gegner stellen können. Möglicherweise hätten sie dann beide eine Chance gehabt, es zurück zu schaffen. Aber sie gab ihm keine Gelegenheit dazu. Statt auf den feindlichen Angriff zu warten, stürmte der Victor auf die Hiritsu-Maschinen los, aus beiden Lichtwerfern feuernd und das leere Gaussgeschütz wie eine Keule schwenkend. In dem Zustand, in dem ihr Mech sich befand, hatte Smithson nicht den Hauch einer Chance, diese Konfrontation zu überleben. Genausowenig wie er, wenn er hier blieb. Damit wäre die Einheit führerlos geworden.

Er löste die Sprungdüsen aus. Und noch einmal. Mit jedem Sprung entfernte er sich weiter von dem Gefecht um den wild feuernden Victor. Doles sah die Schlange mit eingedrücktem Cockpit wegkippen, und ein Tritt von Smithsons überschwerem Mech warf den Spuk nach hinten - aber es waren einfach zu viele. Sie fielen über den Victor her wie eine Wolfsmeute über einen verwundeten Bären. Dann griff der Yu Huang in den Kampf ein, und alles war vorbei. In einem Bombardement smaragdgrüner Laserbündel aus den Geschützen des Yu Huang fand der Victor sein Ende, sank auf die Knie und kippte schließlich mit ausgestreckten Gliedmaßen zu Boden.

So werden wir früher oder später alle enden. Stück für Stück zerfetzt, bis vom ganzen Bataillon nichts mehr übrig ist. Doles humpelte schwerfällig in die Stadt, wo mehrere Lancier-Mechs bereitstanden, um ihm Deckungsfeuer zu geben, wenn es nötig wurde. Aber das brauchten sie nicht. Haus Hiritsu schien mit seinem Sieg zufrieden und würde heute keine weiteren Opfer fordern. Zwei Wochen, Herzogin. Wenn Ihr uns retten wollt, habt Ihr bestenfalls noch zwei Wochen Zeit, dann gibt es uns nicht mehr.

* * *

 

»Wir halten durch! Und nein, ich werde mich nicht setzen!«

Aris Sung stand mit schußbereiter NakajimaLaserpistole neben Ty Wu Nons Schreibtisch, während der Haus-Meister die kommandierende Offizierin der Blackwind-Lanciers ›verhörte‹. Die aus dem Feld in ein Verwaltungsgebäude des Raumhafens - das derzeit als Operationsbasis Haus Hiritsus fungierte - gebrachte Ivesianerin versprühte Gift und Galle, seit Aris das Zimmer betreten hatte. Sie wanderte wie ein gefangenes Raubtier durch den Raum und wechselte zwischen Vorhersagen eines LancierSiegs und Drohungen einer Vergeltung aus dem Pakt. Anfänglich hatte Sung versucht, sie als Repräsentantin des St. Ives-Pakts zu hassen, aber nicht einmal ihre konföderationsfeindlichen Tiraden schafften es, in ihm Haßgefühle zu wecken. Wenn er die offensichtlichen Merkmale einer capellanischen Abstammung sah, verspürte er vor allem Mitleid.

Haus-Meister Non wurde weder ärgerlich, noch zeigte er irgendeine sonstige Reaktion auf die Drohungen der Majorin. Er saß ruhig hinter seinem Schreibtisch und verließ sich darauf, daß Aris und Seniorkompanieführer Jason James mit der Gefangenen fertig wurden, falls sie gewalttätig werden sollte. »Wollen Sie sich nicht ergeben?« fragte Meister Non mit grenzenloser Geduld.

»Zur Hölle!« spie Smithson. »Mich bedingungslos ergeben und Sonnyboy einen Freibrief ausstellen, meine Leute abzuurteilen und exekutieren zu lassen? Kommt nicht in Frage. Wir haben noch Vorräte für einen guten Monat. Reichlich Zeit für den Pakt, uns hier rauszuhauen.«

Aris ließ sich nichts anmerken. Das ist eine interessante Information. Wenn Smithson zu Verstand käme, würde sie merken, daß sie uns in ihrer Wut nur in die Arme spielt.

»Es wird keine Entsatztruppen geben«, stellte Meister Non deutlich klar. »Wenn Sie darauf bestehen, Ihre Einheit im Stich zu lassen, so wie der Pakt Sie hier im Stich gelassen hat, zwingen Sie mein Haus, Ihr Blackwind-Lancier-Bataillon zu vernichten. Ist es das, was Sie wollen?«

Smithson schnaubte verächtlich. »Unsere Mechs sind vielleicht zerbeult, aber es steckt noch reichlich Kampf in ihnen. Ich habe heute drei abgeschossene Hiritsu-Mechs gezählt, einen toten Piloten und vielleicht fünf ausgebrannte Milizfahrzeuge. Was haben Sie dafür bekommen? Meinen Victor und zwei leichte Mechs.« Sie lachte. »Kaum ein Ausgleich.«

Nons Miene verwandelte sich in eine kalte, gefühllose Maske, und Aris erkannte, daß Smithson zu weit gegangen war. »Sie haben recht«, stellte der HausMeister kalt fest. »Infanterist Chess!«

Die Tür des Büros öffnete sich, und ein Mitglied der Haus-Infanterie schaute herein. »Ja, HausMeister?«

»Infanterist, Aris Sung übernimmt die Verantwortung für meine Sicherheit. Du bekommst einen neuen Auftrag.« Er warf Smithson einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder zu dem Soldaten. »Nimm einen Wagen und fahre hinüber zur Dainwu«, befahl er. »Erschieße zwei Gefangene des Blackwind-LancierBataillons, die dort untergebracht sind. Achte darauf, daß du Lanciers tötest, keine Söldner. Komm dann wieder hierher.«

Auf Majorin Smithsons Gesicht machte die Verachtung Entsetzen Platz, gefolgt von Unglauben. »Das können Sie nicht machen!«

»Du hast deine Befehle, Infanterist.« Haus-Meister Nons eisiger Blick richtete sich wieder auf die Majorin, als die Tür sich geschlossen hatte. »Wer sollte mich daran hindern, Majorin? Und damit würde ich sagen, daß die Rechnung des heutigen Tages ausgeglichen ist.«

Einen Augenblick lang war selbst Aris auf den Bluff des Haus-Meisters hereingefallen. Aber dann hatte er sich erinnert, daß alle Gefangenen an Bord des Haus-Landungsschiffs der Kondor-Klasse untergebracht waren, nicht auf dem Haus-Flaggschiff Dainwu, und Infanterist Chess war ausdrücklich zur Dainwu geschickt worden. Aber das kann Majorin Smithson nicht wissen.

Die Majorin stand für eine Weile stumm da, die Hände in stiller Wut zu Fäusten geballt, und ganz offensichtlich verhinderte nur Sungs feuerbereite Waffe, daß sie dem Haus-Meister an die Kehle ging. »Ich werde auf Ihrem Grab tanzen«, versprach sie mit vor Zorn bebender Stimme. »Ich schwöre, ich tanze auf Ihrem Grab.«

Ty Wu Non zuckte ungerührt die Schultern. »Ich bezweifle, daß Sie mehr Gelegenheit zur Bewegung als einen täglichen Hofrundgang im Gefängnis bekommen werden«, stellte er gelassen fest. »Nach der Ansprache des Ersten Lords Liao an die Konföderation und die anderen Mitgliedsstaaten des Sternenbunds haben wir erfahren, daß Ihre Handlungsweise schwer verurteilt worden ist. Falls Sie jemals zurück in den Pakt dürfen, sehe ich eine Kriegsgerichtsverhandlung auf Sie zukommen.«

Zum erstenmal, seit Smithson hereingeführt worden war, bemerkte Aris Anzeichen von Besorgnis in ihrem Gesicht. Ein kurzes Zucken der Augen und nervös aneinander geriebene Finger. Master Non schien es nicht gesehen zu haben, deshalb bedrängte Aris sie weiter. »Sie haben Ihre Leute hierhergeführt«, bemerkte er leise und nutzte die Sorge aus, die jeder Offizier für die Männer und Frauen unter seinem Befehl empfand. »Sie haben Ihnen vertraut. Wollen Sie zulassen, daß Sie vernichtet werden?«

Smithsons Unbehagen wurde deutlicher, als ihr Blick von Ty Wu Non zu Aris wechselte. Dann kehrte ihre Wut zurück. Sie schüttelte den Kopf. »Besser auf dem Schlachtfeld gefallen, als capellanischen Schlächtern ausgeliefert. Nichts könnte mich je veranlassen, bedingungslos zu kapitulieren, abgesehen von einem direkten Befehl Herzogin Liaos. Ich habe geschworen, dem Pakt zu dienen, und ich bin nicht befugt, die Rechte der Lanciers aufzugeben.«

Beinahe konnte Aris Smithsons Haltung nachvollziehen. Ihre Loyalität war bewundernswürdig, so fehlgeleitet ihre Grenzüberquerung auch gewesen war. Sie hatte große Ähnlichkeit mit der Grundregel der Kriegerhäuser: »Der Wille des Haus-Meisters ist der Wille des Hauses.« Aber trotzdem machte sie einen Fehler. Die Tage der Lanciers waren gezählt, ebenso wie die des Paktes.

Was auch immer Haus-Meister Non fühlte, er ließ es sich nicht anmerken. »Majorin, ich habe Sie gebeten, uns zu helfen, das Leben Ihrer Krieger und der Zivilisten zu schonen, die in den Gefechten um Qingliu in Mitleidenschaft gezogen werden. Aber wenn Sie nicht zu erweichen sind, lassen wir es eben. Wir werden die Lanciers weiter dezimieren, und ohne ihre Führung bezweifle ich, daß wir dazu lange brauchen werden. Ihr Schicksal ist allerdings vorausbestimmt, seit ich in der letzten Woche meine Befehle erhielt. Sie sind in Einzelverwahrung zu nehmen, bis die Perle der Wahren Weisheit sicher zurück nach Sian fliegen kann. Und ich bezweifle stark, daß Sie von dort jemals zurückkehren werden.«

Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
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