23. KAPITEL

 

Es musste doch etwas geben, das an Jean-Luc wirklich abstoßend und hassenswert war. Sein Dasein als Vampir schien nicht länger auszureichen, um ihn abzuweisen. Alle Vampire im Haus tranken ihre Mahlzeiten aus Flaschen. Alle männlichen Vampire hatten gute Manieren und waren rücksichtsvoll. Simone und Inga schienen selbstsüchtig und eitel zu sein, aber Heather hatte das starke Gefühl, dass sie schon so gewesen waren, ehe man ihnen Fangzähne verpasst hatte.

Fidelia bestätigte ihre Theorie, dass der Tod den Charakter eines Menschen nicht beeinflusste. Das hatte sie bei ihrer Arbeit mit verlorenen Seelen auch festgestellt. Also konnte Heather die Wahrheit nicht mehr länger leugnen. Jean-Luc war genauso gut aussehend, intelligent und ehrbar, wie er als Sterblicher gewesen war.

Sein Ehrgefühl zeigte sich auch darin, wie er seine Geschäfte abwickelte. Es gab keine Hungerlöhne und keine Mitarbeiter, die ausgebeutet wurden. Phil hatte ihr anvertraut, dass Jean-Luc sich um Pierres Familie kümmerte. Er war ein guter Mann. Wenn er sterblich gewesen wäre, hätte Heather nicht gezögert, eine Beziehung mit ihm einzugehen. Dann würde sie ihre Gefühle für ihn auch nicht ständig verleugnen. Also war die eigentliche Frage, ob sie ihn so akzeptieren und lieben konnte, wie er war.

Donnerstag war bis zum Abendessen ein friedlicher Tag. Dann erlag Ian einem weiteren Anfall. Fidelia zog Bethany sofort mit sich in die Küche, damit das kleine Mädchen nicht Zeuge von Ians Qualen werden musste. Heather hasste es, ihn leiden zu sehen, und flehte ihn an, wenigstens Schmerztabletten zu nehmen, aber er weigerte sich eisern. Nach einer halben Stunde Schwitzen und Zucken fiel er endlich in seinen friedlichen Todesschlaf.

Heather beendete die Stola für ihr erstes Kleid und fing damit an, das Muster für ihr zweites zu entwerfen. Während die Zeit verging, merkte sie, dass sie sich darauf freute, Jean-Luc zu sehen.

Er tauchte etwa um halb neun auf, gut aussehend wie immer. Ihr blieb die Luft weg, wenn sie ihn nur ansah. Ich weiß, dass du mich liebst. Lieber Gott, hatte er recht? Wie konnte man sonst erklären, dass sie sich immer noch zu ihm hingezogen fühlte, obwohl sie die Wahrheit über ihn kannte?

Er sah sich ihre Arbeit an, während sie darauf warteten, dass Ian aufwachte. Als es so weit war, stand er sofort stolpernd auf, um zu sehen, ob er wieder gewachsen war. Heather gab Robby ein Maßband.

»Gratuliere, du bist jetzt 1,80 groß«, verkündete Robby. »Und du musst dich rasieren.«

Ian grinste und rieb sich die Stoppeln an seinem Kiefer.

»Wir sollten etwas Blissky holen, um zu feiern«, schlug Phineas vor.

Ian lachte. »Du findest immer einen Grund, um Blissky zu trinken.«

»Ich habe eine Flasche im Sicherheitsbüro«, sagte Robby. »Gehen wir.«

Die drei Vampire schlenderten davon und ließen Heather und Jean-Luc allein.

»Was ist Blissky?«, fragte sie.

»Eine Mischung aus synthetischem Blut und schottischem Whisky«, erklärte Jean-Luc. »Roman hat unsere Mahlzeiten sehr viel interessanter gemacht mit seiner Fusion Cuisine.«

Sicher war das nur ein Scherz. »Willst du mich veralbern?«

»Nein. Wir haben jetzt Chocolood, Blut mit Schokolade, sehr beliebt bei den Damen, und Bubbly Blood, Blut mit Champagner, für die besonderen Vampirgelegenheiten.«

Heather lachte. »Zum Beispiel? Der Umzug in einen neuen, besseren Sarg?«

»Jetzt veralberst du mich. Du weißt genau, wo ich schlafe, und das ist kein Sarg.«

Bei der Erinnerung an sein Bett wurde ihr Gesicht ganz warm.

»Würdest du gern sehen, woran ich gerade arbeite? Es ist in meinem Büro.«

Sie zögerte. Sie wusste nicht, ob sie bereit war, mit ihm hinter geschlossenen Türen allein zu sein.

Sein Lächeln verblasste. »Ich würde dir nie Leid zufügen, Chérie. Ich würde alles tun, um dich zu beschützen.«

Alles, außer sie davon abzuhalten, sich in ihn zu verlieben. Und das könnte ihr in der Zukunft großes Leid bereiten. Sie seufzte. Liebe kam nie mit einer Garantie. Sie war immer eine Glaubensfrage. Sie war sich nur nicht sicher, ob sie bereit war, sich diese Frage zu stellen.

Ließ sie wieder zu, dass die Angst sie kontrollierte? Manchmal war Vorsicht die klügste Vorhergehensweise. Andererseits konnte zu viel Vorsicht sehr langweilig sein, und... traurig. Was wenn sie es den Rest ihres Lebens bereute, klug und vorsichtig gewesen zu sein?

Sie atmete tief durch. »Ich kann kurz Pause machen.«

»Gut.« Langsam ging Jean-Luc zur Tür und wartete darauf, dass sie ihn begleitete. Er versuchte nicht, sie zu berühren, und dafür war sie dankbar. Er schien zu verstehen, dass sie Zeit brauchte. Und sie brauchte Antworten.

»Warum bist du nach Texas gekommen?«, fragte sie, während sie den Flur hinab gingen.

»Ich musste untertauchen. Die Medien haben angefangen, sich zu fragen, warum ich nicht älter werde.«

»Dann versteckst du dich hier?«

Er nickte. »Fünfundzwanzig Jahre lang. Dann kann ich nach Paris zurückkehren und mich als mein eigener Sohn ausgeben.«

Sie wollte ihn fragen, ob er es je in Erwägung gezogen hatte, einen echten Sohn zu bekommen, aber sie traute sich doch nicht. »Dann bist du also noch eine Weile in Schnitzelberg.« Wie konnte sie je wieder zu ihrem normalen Leben zurückkehren, jetzt, da sie wusste, dass ein Vampir, der sie liebte, nur ein kurzes Stück auf dem Highway entfernt wohnte?

»Ich kann immer noch andere Orte besuchen. Ich muss nur aufpassen. Das Risiko ist zu groß, von den Medien entdeckt zu werden.«

»Wie reist ihr eigentlich?« Sie blieb stehen, als sie die Ausstellung betraten. »Sag es mir nicht - ihr liegt in einem Sarg im Laderaum einer 747.«

Ihre Fragen schienen ihn zu schockieren. »Das wäre einfach furchtbar. Reisen fällt uns leicht. Wir teleportieren uns einfach.«

»Teleportieren? Niemand teleportiert sich. Höchstens im Fernsehen.«

»Vampire teleportieren sich.«

Sie blickte sich hilflos in der Ausstellung um und versuchte, ihre Sprache wiederzufinden. Dann wendete sie sich zurück zu Jean-Luc, und er verschwand.

Erschreckt keuchte sie auf. »Jean-Luc?«

»Ja.«

Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Er stand direkt hinter ihr. »Oh, das war gemein.«

»Es ist sehr praktisch. So konnten meine Wachen das Spielzeug deiner Tochter herbringen.«

Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. »Du könntest dich in mein Schlafzimmer teleportieren, wann du willst, sogar, wenn die Tür abgeschlossen ist?«

Ja, Aber vergiss nicht - ich bin ein Ehrenmann.«

Ein plötzlicher Gedanke ließ sie noch einmal zusammenzucken. »Dann könnte Louie sich hierher teleportieren. Er könnte direkt in mein Schlafzimmer kommen und...«

»Heather«, unterbrach er sie und berührte ihre Schulter. »Ein Alarm wird aktiviert, sobald sich jemand in das Gebäude teleportiert. Er ist gestern Nacht losgegangen, als Simone zurückgekehrt ist.«

»Oh. Deshalb bist du in mein Schlafzimmer geplatzt.« »Ja.«

Das dauernde Gerede von ihrem Schutz war also echt. »Ich weiß zu schätzen, wie hart ihr alle für unsere Sicherheit arbeitet.«

Er lächelte. »Wenn alles vorbei ist, sollten wir uns mal verabreden.«

»Du meinst Essen gehen und dann ins Kino?« Sie schnaufte. »Ich bin nicht freiwillig das Essen.«

Er lachte leise. »Nein, aber ich könnte dich irgendwo hinbringen, wo wir nicht immer beobachtet werden, zum Beispiel Angus’ Schloss in Schottland oder Romans Villa in der Toskana.«

Was für ein Gauner. Er lockte sie mit einem Köder, dem sie nur schwer widerstehen konnte. Sie war schon immer gern verreist.

»Ich habe auf der ganzen Welt Vampirfreunde, die uns bei sich aufnehmen würden«, fuhr Jean-Luc fort. »Wir müssten nur dafür sorgen, dass man mich nicht erkennt. Und dass die Sonne dort noch nicht aufgegangen ist.«

»Du meinst, du würdest mich mitnehmen, wenn du dich teleportierst?«

»Ja. Es ist wirklich ganz einfach.«

Sie schnaufte. »Das sagst du so leicht. Du sprichst davon, mich in eine Art... Dunst zu verwandeln, und dann darauf zu hoffen, dass am Ende mein Kopf noch richtig herum drauf ist.«

»Es ist ganz ungefährlich.«

»Es klingt nicht gerade ungefährlich.«

Den Kopf zur Seite geneigt, sah er sie forschend an. »Ich kann es dir jetzt zeigen, dann musst du dir keine Sorgen darüber machen.«

Heather wich einen Schritt zurück. »Ich sorge mich gerne. Ich bin sogar ganz gut darin.«

»Nur bis in mein Büro.« Er zeigte auf das Fenster im ersten Stock, das der Austeilung zugewandt war. »Dann musst du später, wenn ich dich auf längeren Strecken mitnehme, keine Angst mehr haben.«

Lieber Gott, er war so verführerisch. »Vielleicht bin ich mit einer Verabredung irgendwann in der Zukunft einverstanden. Aber das bedeutet noch nicht, dass ich auch diese Umwerbungsmasche gut finde.«

»In Ordnung. Wir machen nur eine Probefahrt.« Er trat näher zu ihr.

Ihr Herz klopfte schneller. Hatte sie sich tatsächlich damit einverstanden erklärt, teleportiert zu werden?

Er legte seine Hände behutsam auf ihre Hüften. »Es gibt einige Dinge, die du tun musst, damit es funktioniert.«

»Was denn?«

»Leg deine Arme um meinen Hals und halt dich gut fest.«

Sie legte ihm langsam die Arme um den Hals. »Und jetzt?«

Er schloss seine Arme um sie. »Jetzt musst du mich küssen.«

Sie schnaufte. »Bei Star Trek machen die das nie.«

»Ihr Pech.«

»Was, wenn du dich allein teleportierst oder mit einem Mann?«

Musste sie alles hinterfragen? »In Ordnung, ich habe gelogen.« Er lächelte sie reuevoll an. »Aber du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht habe.«

Sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter.

Er lachte. »Festhalten musst du dich aber wirklich.«

Der Raum begann zu verschwimmen, und Heather hielt sich an ihm fest, als ginge es um ihr Leben.

»Vertrau mir.« Seine leisen Worte klangen in ihren Ohren, ehe alles um sie herum schwarz wurde.

Es war ein merkwürdiges Gefühl zu schweben. Sekunden später hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen. Als Heather die Augen öffnete, stand sie in einem großen Büro. »Das war gruselig.«

»Du gewöhnst dich dran.«

Sie trat ein Stück zurück, und er ließ sie los. Sie sah sich im Büro um, bemerkte zwei lederne Ohrensessel, den Schreibtisch, den Computer und die Aktenschränke. Auf einem anderen Tisch lagen herrliche Stoffe in Grün- und Blautönen verstreut. Ein Haufen Pfauenfedern waren dort anscheinend nur ausgebreitet worden, um angefasst zu werden. Sie streichelte die weichen Wedel.

»Ich wusste, dass du sie anfassen musst«, sagte er leise hinter ihr. »Du magst Texturen.«

Sie bekam eine Gänsehaut. »Woher weißt du?«

»Ich habe dich beobachtet.« Er stellte sich näher neben sie. »Du magst die Zartheit von Seide auf deiner nackten Haut. Du berührst gerne Samt und Chenille.« Er nahm eine Pfauenfeder. »Die haben mich an dich erinnert. All die verschiedenen Töne von Grün und Blau und Türkis, die ich in deinen Augen sehe. Sie verändern sich ein wenig, wenn du lächelst oder die Stirn runzelst, oder... zum Höhepunkt kommst.«

Musste er ständig davon anfangen? »Deine Augen verändern sich auch.«

Lächelnd gab er ihr einen Stapel Entwürfe. »Was denkst du?«

Sie sah sich einen nach dem anderen an. Er war so begabt.

Jahrhundertelange Erfahrungen mit Mode ermöglichten es ihm, etwas zu erschaffen, das klassisch und doch neu war. »Sie sind wunderschön.«

»Genau wie meine Inspiration.« Er streichelte ihr Gesicht hinab zum Hals mit dem Rand der Feder.

Sie ließ die Zeichnungen fallen und trat hastig ans Fenster. Sie sah hinab auf die Schaufensterpuppen, die kalkweiß in der dunklen Ausstellung leuchteten. »Ich muss mehr über dich erfahren.«

»Was willst du wissen?«

Sie legte ihre Stirn gegen das kühle Glas. »Alles. Du weißt alles über mich.«

Er seufzte. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich wurde als armer Bauer geboren, Sohn von Jean, der die Ställe sauber gemacht hat. Ich erinnere mich nicht an einen Familiennamen.«

Sie drehte sich zu ihm um. »Was ist mit Echarpe?«

»Den Namen habe ich mir zugelegt, nachdem man mich verwandelt hatte. Einige Vampire haben ihn mir als Scherz verpasst. Nachdem Frauen... mir begegnet waren, mussten sie einen Schal tragen, um die Wunden zu verbergen.« Er zuckte mit den Schultern. »Echarpe bedeutet Schal.«

Sie zuckte zusammen. »Ein trauriger Scherz.«

»Ein großer Teil meines Lebens ist ein trauriger Scherz. Ich habe... gekämpft, um der zu werden, der ich heute bin.«

Daran zweifelte sie nicht. »Ist es wahr, was du neulich Nacht gesagt hast - dass deine Mutter gestorben ist, als du noch sehr jung warst?«

Er setzte sich mit zusammengezogenen Brauen in einen der Ohrensessel. »Meine Eltern sind beide gestorben. Ich war schon mit sechs Jahren ein Waisenkind. Der Baron hat mir gestattet, im Stall zu schlafen und die Aufgaben meines Vaters zu übernehmen.«

»Wie nett von ihm.«

»Es war besser, als obdachlos zu sein.«

Heather ging auf ihn zu, blieb aber am Schreibtisch stehen. »Weiter.«

»Der Baron war ein erfahrener Krieger. Im Chateau lebten neben seinem Sohn auch mehrere Mündel bei ihm. Er hat sie alle für den Ritterstand ausgebildet. Ich habe mich hinter ein paar Tonnen versteckt, um ihnen zuzusehen. Dann habe ich nachts im Stall mit einer Holzlatte geübt.«

Sie nickte. »Ich wette, du warst gut.«

»Der Sohn des Barons war ein Tyrann, der die anderen Jungen zusammengeschlagen hat. Der Baron hat nichts dagegen unternommen, er war stolz auf seinen Nachkommen. Eines Tages, als ich etwa zehn Jahre alt war, hatte der Sohn eines der Mündel auf den Boden gedrückt und schlug mit einer Keule auf ihn ein. Ich habe mir meine Latte geschnappt und ihn aus dem Weg gestoßen. Wir haben uns dann ein Gefecht geliefert.«

Und das war wahrscheinlich nicht gut ausgegangen. Als Geschichtslehrerin wusste sie, welche Konsequenzen es hatte, wenn ein Bauer einen Höhergestellten angriff.

»Die Bediensteten brüllten mich an, ich solle aufhören und wegrennen«, fuhr Jean-Luc fort. »Die anderen Mündel liefen los, um den Baron zu holen. Und ich kämpfte weiter. Ich kämpfte wie ein Verrückter. Die ganzen Jahre der Frustration und des Elends brachen aus mir heraus.«

»Das kann ich mir vorstellen.« Sie war genauso wütend auf sich selbst gewesen, weil sie sich Jahre lang als Fußabtreter hatte benutzen lassen. »Was hat der Baron getan?«

»Er hat uns befohlen aufzuhören. Da wurde mir erst klar, was ich getan hatte. Ich dachte, ich müsse sterben.« Jean-Luc rieb sich die in Falten gelegte Stirn. »Damals habe ich das erste Mal wirklich gemerkt, was es heißt, machtlos zu sein.

Mein Schicksal lag vollkommen in den Händen eines anderen Mannes.«

»Wie schrecklich.« Heather setzte sich in den Sessel neben ihm.

»Zur Überraschung aller ist der Baron zu seinem Sohn gegangen und hat ihm so fest ins Gesicht geschlagen, dass er mit aufgesprungener Lippe nach hinten umfiel. Es sollte die Strafe dafür sein, einen Unterlegenen in der Schlacht nicht getötet zu haben. Dann sagte er, wenn ich kämpfen wollte, könnte ich ab jetzt mitmachen. Ich war erstaunt, aber es schien viel besser, als mein Leben lang die Ställe zu säubern, also war ich einverstanden.«

»Du wurdest mit den anderen Jungen zusammen ausgebildet?«

»Ja. Die nächsten paar Jahre waren schwierig. Ich musste ständig auf der Hut sein, weil der Sohn des Barons immer versucht hat, mich in einen Hinterhalt zu locken und mir die Seele aus dem Leib zu prügeln.«

»Was für ein Ekel.«

Jean-Luc lächelte. »Das war er wirklich. Der damalige König, Louis XII., wollte Italien einnehmen. Er hat verlangt, dass seine Adligen ihm ihre besten Ritter schicken. Der Baron hatte Verbindungen zur mächtigen Familie der de Guise, die wollte, dass der König versagt, also wurde ihm befohlen, die schlechtesten seiner Männer auszusenden. Und so wurde ich schnell zum Ritter geschlagen. Noch so ein trauriger Scherz.«

»Du kannst nicht der schlechteste Mann gewesen sein.«

»Ich hatte keine Erfahrung in der Schlacht. Und keine Familie, also war ich entbehrlich. Man gab mir eine traurige Gestalt von einem Pferd und bemitleidenswert alte Waffen.«

»Du meine Güte, die haben dich in den Tod geschickt.«

»Genau. Ich erinnere mich noch, wie der Baron gelacht hat. Wie er gesagt hat, dass sein Entschluss, mich auszubilden, sich ausgezahlt hat. Ich wurde statt seines Sohnes in einen Krieg geschickt, der zum Scheitern verurteilt war.« Jean-Luc schloss kurz seine Augen. »An dem Tag habe ich mir geschworen, dass ich mich nie wieder machtlos fühlen wollte. Ich würde nie wieder ein Bauer im Schachspiel sein.«

Heather berührte seinen Arm. »Das tut mir so leid.«

Er nahm ihre Hand in seine. »Meine erste Schlacht war 1500. Ich habe überlebt.«

»Du warst erst fünfzehn.«

Jean-Luc nickte. »Ich habe mich weiterhin gut geschlagen. Ich fiel positiv auf, und man gab mir ein besseres Pferd und eine bessere Ausrüstung. Ich habe mich bis 1513 die Ränge hochgearbeitet, dann kam die Sporenschlacht.«

»Und da bist du...«

»Gestorben. Die Engländer haben Frankreich bei Guinegate angegriffen. Meine Kameraden sind vor der Schlacht geflohen, aber ich war so wütend, dass ich weitergekämpft und auf den ersten Engländer eingestochen habe, der mir in den Weg kam. Ein dummer Fehler, denn bald war ich umzingelt und wurde viele Male erstochen. Sie haben mich dort liegen lassen, damit ich sterbe.«

Heather schüttelte sich. Er schloss seine Hand fester um ihre.

»In der Nacht hat Roman mich gefunden. Ich wollte nicht sterben.«

»Natürlich nicht. Du warst noch so jung.«

»Ja, aber da war noch mehr. Ich wollte Herr über mein eigenes Schicksal sein. Ich hatte es satt, machtlos zu sein. Ich wollte Macht, sogar Macht über den Tod.«

Heather musste schlucken. »Die hast du wohl auch bekommen.«

Ein verlegenes Lächeln erhellte sein Gesicht. »Ich kann immer noch sterben. Und der letzte Scherz meines kurzen Lebens - am nächsten Morgen war meine Leiche verschwunden, also ist die Sporenschlacht als blutlos in die Geschichtsbücher eingegangen. Ich war das eine vergessene Opfer.«

»Das tut mir leid.«

Er streichelte ihre Hand. »Nur wenige kennen meine Geschichte. Ich erinnere mich nicht gerne daran, wie bemitleidenswert ich war.«

»Ich habe mich auch bemitleidenswert gefühlt, weil ich mich von allen habe herumschubsen lassen. Aber weißt du, das sind wir gar nicht. Wir sind Eroberer. Wir haben beide gekämpft, um unsere Leben zum Besseren zu wenden.« Sie hatte tatsächlich gerade zugegeben, dass das Leben als Vampir als Verbesserung anzusehen war.

»Ich will dich nicht belügen, Chérie. Die Welt der Vampire ist genauso gewalttätig wie die der Sterblichen. Die Malcontents züchten sich eine Armee heran, und ein weiterer Krieg steht kurz bevor. Das wäre fatal für uns alle. So ein Krieg muss bemerkt werden. Die Medien würden sich darauf stürzen.«

Alles ergab nun einen Sinn. »Dann wäre euer Geheimnis geplatzt.«

Er nickte. »Genau.«

Und es gäbe Menschen, die darauf versessen sein würden, Vampire zu jagen und sie alle umzubringen. »Das wäre wirklich fatal.« Sie zog ihre Hand zurück und lehnte sich in ihren Sessel. Die Welt der Vampire war gefährlich. Wie konnte sie ihre Tochter dort hineinziehen?

Es gab noch etwas, das Jean-Luc sagen musste. Er stand auf und schlenderte an das Fenster, das auf die Ausstellung zeigte. »Ich muss dich wegen der Modenschau nächste Woche warnen. Ich wollte sie eigentlich absagen, weil sie Lui die Gelegenheit gibt, dich anzugreifen. Aber dann haben wir uns entschlossen, sie doch durchzuziehen.«

Heather verstand. »Dann bin ich euer Köder?«

Er drehte sich zu ihr um. »Wir werden den ganzen Abend nicht von deiner Seite weichen. Wir werden gut vorbereitet sein. Es ist besser, ihn dorthin zu locken, wo wir die Situation kontrollieren können. Und es ist besser, wenn es nachts geschieht, wenn alle unsere Vampire wach sind und dich beschützen können.«

Langsam nickte sie ihm zu. »Und es ist besser, das Ganze gleich hinter sich zu bringen.« Sie wollte nicht länger als nötig von Louie bedroht sein. »Aber wir müssen Bethany und Fidelia beschützen. Ich werde nicht zulassen, dass ihr sie in Gefahr bringt.«

»Einverstanden.« Er eilte zu seinem Arbeitstisch. »Jetzt weißt du, was ich am meisten fürchte. Ich hasse es, machtlos zu sein. Ein Vampir zu sein hat mir viele Gaben verschafft, Kraft und Schnelligkeit und so weiter, aber es hat auch eine schreckliche Schwäche mit sich gebracht. Ich bin während des Tages vollkommen machtlos.«

Sie stand auf. »Du hast deine Wachen, die dich beschützen.«

Eine Stoffprobe von grüner Seide lag in seiner Hand, als er gedankenverloren weitersprach. »Es ist nicht meine Sicherheit, um die ich mir Sorgen mache. Jeden Morgen bei Sonnenaufgang, wenn ich in meinen Todesschlaf falle, ergreift mich die furchtbare Angst, dass dir etwas geschieht, während ich daliege und dir nicht helfen kann.« Er zerknüllte das Stück Stoff in seiner Faust. »Das könnte ich nicht ertragen.«

»Es wird alles gut.« Sie eilte zu ihm an den Tisch. »Ich habe Phil und Ian, und Fidelia mit ihren Waffen. Und ich bin selbst auch nicht ganz hilflos.« Ihre Finger streiften seinen Arm. »Wir haben alle Ängste, die uns quälen.«

»Und hast du immer noch Angst vor mir? Vor dem, was ich bin?« Er ließ den Stoff auf den Tisch fallen. »Wie kann ich dich davon überzeugen, dass das nichts ändert? Ich werde dich immer noch lieben, egal, was ist. Ich werde dich immer lieben.«

Tränen brannten in ihren Augen. Sie wendete sich ab. »Es ist nicht so, dass ich nicht - ich finde, du bist ein wunderbarer Mann.«

Er nahm eine Pfauenfeder und fuhr mit den zarten Daunen ihren nackten Arm hinauf. »Ich muss mich so sehr zwingen, dich nicht zu berühren.«

Ihr Arm kribbelte und in ihrem Herzen brannte das Bedürfnis, ihn zu trösten. Er brauchte so viel Liebe. Er verdiente all die Liebe, die zu einem guten Leben gehörte, die Liebe, die er nie gehabt hatte.

Mit einem leisen Aufschrei schlang sie ihre Arme um seine Hüften und zog ihn fest an sich. »Du bist ein guter Mann, Jean-Luc. Ein wunderbarer Mann.«

»Heather.« Er hielt sie so leicht fest, als versuchte er, sich unter Kontrolle zu behalten. »Ich will dich so sehr.« Seine Hand fuhr ihren Rücken hinauf und hinab und hinterließ eine Spur aus herrlichen kleinen Schauern.

Sie hätte sich zurückziehen müssen, aber er war so zuverlässig. Man konnte sich so einfach an ihn lehnen. Sie spürte, wie sein Kinn ihre Haare berührte. Seine Lippen legten sich kurz auf ihre Stirn. Das vertraute Begehren begann, sich in ihr auszubreiten.

Seine Arme schlössen sich fester um sie. »Lass mich dich umwerben.« Er liebkoste ihren Hals mit seiner Nase und flüsterte dann in ihr Ohr: »Lass mich dich lieben.«

Beim Blick in seine Augen verschlug es ihr den Atem. Das helle Blau seiner Iris veränderte sich. »Deine Augen werden rot.«

Er strich ihr das Haar aus der Stirn. »Das ist ein Problem, das ich immer habe, wenn ich in deiner Nähe bin.«

»Warum? Bekommst du dann Hunger?«

»Ich empfinde schmerzhaftes Verlangen. Meine Augen sind bloß ein Abbild der Leidenschaft, die in mir brennt.«

»Du meinst, sie werden rot wenn du... erregt bist?«

»Ja.« Er lächelte. »Du könntest mir bei diesem Problem helfen. Aber ich fürchte, es würde immer und immer wieder auftauchen.«

Oh Gott, war das so eine schlechte Art, den Rest ihres Lebens zu verbringen? Ein Funken der Panik glomm in ihrem Magen auf. Sie war noch nicht bereit, sich selbst und ihre Tochter an ein so anderes Leben zu binden. »Ich - ich muss gehen.« Sie trat einen Schritt zurück.

Sofort ließ Jean-Luc sie los. »Wie du willst, Chérie.«

Sie ging und schlüpfte in ihr dunkles Schlafzimmer. Lieber Gott, was sollte sie tun? Sie zweifelte nicht daran, dass Phineas recht hatte und der Charakter einer Person durch das Vampirdasein nicht verändert wurde. Jean-Luc war genauso edel und ehrbar, wie er es zu Lebzeiten gewesen war. Vielleicht noch mehr. In den zusätzlichen Jahren seines Daseins hatte er Weisheit und Reife gefunden, die Heather sehr anziehend fand. Und natürlich war er auch sehr sexy. Er war zu Bethany wunderbar, und nett und großzügig zu Fidelia. Er war perfekt auf jede Art, bis auf eine. Er war ein Vampir.

Aber sein Vampirdasein hatte Jean-Luc nicht verändert, und dass er ein Vampir war, ändert auch nichts daran, wie sie für ihn empfand. Jetzt, wo sie den ersten Schock überwunden hatte, merkte sie, dass sie sich immer noch zu ihm hingezogen fühlte und immer noch Liebe für ihn empfand. Und das erschreckte sie mehr als seine spitzen Zähne es je getan hatten. Denn jetzt dachte sie ernsthaft darüber nach, eine Beziehung mit ihm einzugehen.

Ein Teil von ihr bestand darauf, dass sie verrückt war. Sie kannte Jean-Luc jetzt seit einer Woche. Wie konnte sie da eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes Leben beeinflussen würde? Und Bethanys dazu. Wie konnte sie ihrer Tochter erklären, dass Mommys neuer Freund tagsüber tot war? Wie konnte sie ein Kind mit solchen Geheimnissen belasten? Aber die Alternative, ihrer Tochter die Wahrheit zu verschweigen, würde in Heather ständige Schuldgefühle verursachen.

Insgesamt war es eine schwierige Situation. Sie würde älter werden, Jean-Luc nicht. Sie würde ihre Tochter in diese bizarre Welt mit hineinziehen. Andererseits würde Bethany einen wunderbaren, liebevollen Stiefvater bekommen.

Und trotzdem: Er wäre tagsüber immer tot. Heathers Gedanken schnellten zwischen den Pros und Kontras hin und her. Es reichte aus, um ihr schlimme Kopfschmerzen zu bereiten. Sie tastete sich durch den Raum ins Badezimmer, schloss die Tür hinter sich und schaltete dann das Licht an.

Sie betrachtete sich selbst im Spiegel. Fidelia hatte ihr gesagt, sie solle ihrem Herzen folgen. Ihr Herz sehnte sich nach Jean-Luc, aber ihr Kopf mahnte zur Vorsicht. Wenn Jean-Luc Teil ihrer Familie wurde und es nicht funktionierte, würde sie nicht die Einzige mit einem gebrochenen Herzen sein. Auch Bethany würde darunter leiden.

Heather seufzte. Sie hatte der Angst den Krieg erklärt, aber in dieser Schlacht hatte die Angst die Überhand. Der sicherste Weg war der Rückzug. Sie sollte sich lieber zurücknehmen, ehe ihre Liebe für Jean-Luc sie doch noch überwältigte.

Heather arbeitete den Freitag über schwer und versuchte, nicht an Jean-Luc zu denken. In der Nacht fragte er sie, ob sie in seinem Büro mit ihm sprechen wollte, und sie lehnte ab. Der traurige Blick in seinen Augen traf sie mitten ins Herz. Schnell eilte sie in ihr Schlafzimmer und konnte auf Fidelias Fragen nur mit einem Kloß im Hals den Kopf schütteln.

Während des Mittagessens am Samstag entdeckte sie eine weitere Superkraft der Vampire. Ihr übermenschliches Gehör.

Obwohl sie in der Küche waren, hörte Ian, wie ein Auto die Auffahrt hinaufkam. Heather ging mit den zwei Wachen in das Foyer der Ausstellung.

Phil spähte aus dem Fenster. »Ein Pick-up mit Anhänger.«

Heather schaute neben ihm aus dem Fenster, um zu sehen, wer aus dem Truck ausstieg. »Oh nein, es ist Coach Gunter.«

»Ist er eine Bedrohung?«, wollte Ian wissen.

»Nur für jede Frau auf Erden«, murmelte Heather. Sie bemerkte die großen schwarzen Kisten auf dem Anhänger. »Er bringt den Laufsteg.« Und das musste bedeuten, dass er Liz Schumanns neuer Freund war. Liebe Güte, Liz musste den Verstand verloren haben.

Der Coach stolzierte zur Eingangstür, ignorierte die Klingel und schlug stattdessen mit den Fäusten dagegen.

Heather zuckte zusammen. »Ihr werdet ihn reinlassen müssen. Ich hole Alberto.« Sie eilte den Flur hinab zu Albertos Büro. Sogar von dort aus konnte sie die dröhnende Stimme des Coachs hören, als er das Foyer betrat.

»Der Laufsteg ist da«, sagte sie Alberto. »Und ich habe Liz drei Tickets für die Show versprochen.«

Alberto gab ihr zögernd drei Tickets. »Ich habe kaum genug für den Schulausschuss und die wichtigen Leute in der Stadt.«

»Mit zwanzig Gästen werden wir wohl nicht viel Geld machen.«

Alberto schnaufte. »Die Leute von hier geben kein Geld, Jean-Luc ist der Einzige, der spendet. Zwanzigtausend...«

»Dollar?« Heather schluckte. »Das ist furchtbar großzügig-»

»Er hat seine Gründe.« Alberto winkte ab. »Nicht, dass er nicht großzügig ist. Jean-Luc spendet viel für wohltätige Zwecke. Aber in diesem Fall bezahlt er für das Schweigen der Leute. Wenn der Laden nach der Show zumacht, will Jean-Luc, dass der Ort hier vergessen wird. Ich glaube, Ihr Job hat dann auch ein Ende.«

Sie erinnerte sich daran, dass er sie nur für zwei Wochen eingestellt hatte. »Sie meinen, dann wird niemand mehr hier sein?«

»Hoffentlich nicht. Wenn doch jemand kommt, dann wird noch ein Wachmann da sein, der ungewollte Besucher vertreibt. Ich kehre mit den Models nach Paris zurück, und Jean-Luc versteckt sich hier.«

Das klang so verlassen. Heather erinnerte sich an die erste Karte, die Fidelia für Jean-Luc gelegt hatte. Den Eremiten. Er würde so einsam sein. Aber sie konnte das ändern, wenn sie sich damit einverstanden erklärte, sich von ihm umwerben zu lassen.

»Na, ich sollte mir mal den Laufsteg ansehen.« Alberto schlenderte aus dem Büro.

Heather ließ sich Zeit damit, ins Foyer zurückzukehren. Phil und der Coach hatten die einzelnen Abschnitte des Laufstegs in der Ausstellung aufgestellt, und Alberto sah sich die Teile an.

»Hey, Heather!«, brüllte der Coach auf dem Weg nach draußen, um ein weiteres Stück Laufsteg zu holen. Er zeigte auf Ian, der im Schatten stand und peinlich berührt aussah. »Der Junge ist überhaupt keine Hilfe. Sie sollten diesen faulen Sack feuern.«

Heather sah Ian mitfühlend an. Ihr war klar, dass er das Sonnenlicht vermeiden musste, aber der Coach machte ihm dafür anscheinend die Hölle heiß. Nach zwanzig weiteren Minuten war der Laufsteg ganz abgeladen.

Sie gab dem Coach seine Tickets.

»Wissen Sie, ich gehe jetzt mit Liz Schumann aus.« Er blieb an der Eingangstür stehen.

Heather nickte. »Das habe ich mir schon gedacht.«

»Jepp.« Er spannte seinen Bizeps an. »Sie ist eine glückliche kleine Lady. Sie wissen nicht, was Ihnen entgeht.«

»Ich bin am Boden zerstört. Sagen Sie Liz bitte, sie soll Freitag vorbeikommen, damit ich ihr das Kleid anpassen kann.« Heather hatte bereits zwei andere Freundinnen dazu überredet, für sie zu modeln.

»Wie schick ist diese Veranstaltung denn?«, fragte der Coach. »Muss ich mich in Schale werfen?«

Sie betrachtete sein Trägertop und seine kurzen Sporthosen. »Vielleicht überlegen Sie sich, ein Paar Hosen anzuziehen. Und die Pfeife zu Hause zu lassen.«

»Oh, so schick, was?« Er stapfte aus der Tür. »Bis nächsten Samstag.«

Heather ging zurück ins Designstudio, um an ihrem zweiten Kleid zu arbeiten. Alberto verließ das Gebäude, um die restlichen Tickets selbst zu überbringen.

Gegen sechs Uhr abends brach Ian wieder zusammen. Heather war erleichtert, dass Bethany noch in der Küche zu Abend aß und es nicht sehen musste. Dennoch, Ian fing an, sichtbar zu altern, und sie wusste absolut nicht, wie sie ihrer Tochter das erklären sollte.

Sie ging gerade mit Phil in die Küche, als es an der Tür klingelte.

Phil sah aus dem Fenster. »Es ist der Sheriff.«

Heather öffnete die Tür und ließ ihn rein.

»Ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist.« Billy sah sie von oben bis unten an und steckte sich einen Zahnstocher in den Mund.

Sie schloss die Tür. »Es geht uns gut. Gibt es Neuigkeiten?«

»Nein. Ich kann diesen Louie nicht finden.« Billy ging in die Ausstellung und sah sich um. »Wir haben im Museum ein paar Fingerabdrücke gefunden, aber sie waren nicht registriert. Und wir kennen seinen Namen nicht, also sind wir in einer Sackgasse.«

»Verstehe.« Heather folgte ihm in die Ausstellung.

»Haben Sie irgendetwas Nützliches in Heathers Truck gefunden?«, fragte Phil.

»Nein.« Billy schlenderte um die Abschnitte des Laufstegs herum. »Ihr bereitet euch für die Show nächsten Samstag vor?«

»Ja«, antwortete Heather. »Weil ich an der Show teilnehme, glaubt Jean-Luc, dass Louie auch kommen wird.«

Billy wirbelte herum. »Er benutzt dich als Köder?«

Heather zuckte mit den Schultern. »Er ist auch ein Köder. Louie will uns beide umbringen.«

Billy kaute an seinem Zahnstocher und runzelte die Stirn. »Ich muss dabei sein, zusammen mit zwei Hilfssheriffs.«

»Wir freuen uns über deine Hilfe«, versicherte Heather ihm. Ian hatte ihr gesagt, dass die Vampire die Erinnerung der Sterblichen löschen konnten, wenn sie etwas sahen, was sie nicht sollten.

Langsam ging Billy zur Eingangstür. »Cody benimmt sich schon wieder merkwürdig. Er war gestern Abend bei Schmitty’s. Hat sich betrunken und angefangen, über dich herzuziehen. Dann sagt er plötzlich, er ist eine Schabe, kriecht auf allen vieren über die Billardtische und versaut allen das Spiel.«

Heather seufzte. Noch ein Problem, um das sie sich kümmern musste.

»Ich musste ihn über Nacht einsperren.« Billy öffnete die Tür und blieb auf der Veranda stehen. »Heute Morgen ging es ihm wieder gut, aber ich sag dir, der Typ ist durchgedreht.«

»Ich verstehe. Danke, dass du vorbeigekommen bist, um mir das zu sagen.« Sie schloss die Tür hinter ihm und verriegelte sie.

Es war eine seltsame Welt, in der die Vampire normaler schienen als die Sterblichen.