ACHTZEHN

~ Worin alle Hüllen fallen ~

Dimitri wachte auf und fand sich in zerwühlten Laken wieder, heiß, verschwitzt ... steif. Seine Zähne waren komplett ausgefahren und sein Körper berstend vor Verlangen. Das Mal an seiner Schulter entsandte stoßweise rasende Schmerzen durch seine Glieder, aber selbst diese Marter reichte nicht aus, um die übermächtigen Träume aus seinen Gedanken zu verjagen.

Plötzlich merkte er, dass die Schlafzimmertür offen war. Sich öffnete. Das war, was ihn aus seinem Traum aufgeweckt hatte. 

Er roch sie.

Steine des Satan. Dimitri erstarrte, wagte nicht zu atmen, zog sich langsam, mit unendlicher Mühe aus dem feuchten, hitzigen Traum. 

Er wagte nicht sich zu rühren. Er vermochte kaum zu denken, als sie in das Schlafzimmer schlüpfte und die Tür hinter sich schloss. Sein Herz hämmerte, rauschte in seinen Ohren, und in seinem Kopf dachte er wieder und wieder, nein, nein, nein, nein.

Aber sein Körper raste und wollte sie. 

Wenn irgendjemand anderes ihn gestört hätte, hätte er sie anbrüllen können und ihnen befohlen zu verschwinden. Ober wäre auch aus dem Bett gesprungen und hätte ihnen den Weg zur Tür gezeigt.

Aber er war wie gelähmt.

Sie blieb neben dem Bett stehen, und er schaute im Dunkeln zu ihr hoch, konnte ihre Gesichtszüge erkennen, sogar den gelockten Umriss einer Haarsträhne auf dem weißen Nachthemd.

„Maia“, schaffte er noch zu sagen. „Was tust du hier?“ Verschwinde.

Ihre Augen fanden in dem trüben Lichte die seinen. Er sah, wie sie tief Luft holte und sich auf die untere Lippe biss. „Ich bin mir nicht sicher“, antwortete sie.

„Dann geh. Jetzt.“ Sein Atem war jetzt unregelmäßig geworden, und er klammerte sich an die Bettdecke, krallte seine Finger da hinein, zwang seinen Körper, ruhig liegen zu bleiben. Wie ein Stein. 

„Ich werde die Hochzeit absagen lassen.“ Sie war jetzt nahe genug, so dass ihr Hemdchen an der Seite seines Betts entlang streifte. Seine Hand, eingewickelt in ein Laken, lag gleich daneben an der Bettkante. 

Er zwang sich dazu, stocksteif dazuliegen. 

„Das wäre unverzeihlich dumm“, sagte er, seine Stimme rauh, heiser. „Maia. Was tust du?“

„Ich bin hier“, sagte sie und verlagerte ihr Gewicht. Die warme Baumwolle ihres Hemds streifte den Rücken seines Handgelenks, und Dimitris Finger ließen wie von selbst die zerknautschte Bettdecke fahren.

„Hier?“ Er ließ seine Stimme verächtlich klingen. „Wozu denn?“

Sie schüttelte ihren Kopf, wie um klarer denken zu können, ihre Augen blieben dabei auf ihn gerichtet, als ob sie die Lüge, die sich im Dunkeln dahinter versteckte, entdecken wollte. 

Und dann berührte sie ihn. Ihre Finger legten sich sanft auf sein nacktes Handgelenk, genau neben der Bettkante, und erlösten ihn aus seiner Lähmung. Er hatte genug.

Sein Arm streckte sich wie im Rausch, bewegte sich, noch vor seinem bewussten Gedanken, und seine Hand packte schnell zu, zerrte sie zu sich auf das Bett. Seine andere Hand kam auch auf diese Seite, um ihr seine Finger ins Haar zu schieben, zogen ihre herrliche Wärme runter zu ihm. Ja. 

Maia ließ es geschehen, widersetzte sich nicht. Hätte sie es getan, hatte er sie sofort wieder losgelassen. Aber törichterweise kam sie willig zu ihm, glitt auf das Bett, ihre Knie klemmten das weite Nachthemd auf der Matratze ein, bevor sie neben ihn hinfiel, in die weiche Baumwolle verheddert. 

Dimitri war sich des Rauschens in seinen Ohren bewusst, auch die warnende Stimme in seinen Ohren hörte er, aber es war zu spät. Er hatte sie. In seinen Armen, wickelte Maia in die Wärme seines Körpers und in die zerwühlten Laken ein, zwischen ihren Körpern, Schenkeln, Armen nur ein hauchdünnes Nachthemd. Wildes Begehren raste durch ihn hindurch, und er ignorierte all die Gründe, warum er sie besser wegschickte. 

Er gab Acht, sie nicht mit seinen Eckzähnen zu verletzen, als er ihren Mund mit dem seinen bedeckte, als er verzweifelt an ihren Lippen trank, über sie glitt, knabberte und saugte, als sie sich in einem feuchten, erregenden Kuss gegen ihn drückte, ihr Mund heiß und neckend, ihre Brüste rund und voll an seiner Brust. 

Er hielt sie ganz nah an sich gedrückt, drückte die Konturen seines Körpers auf ihren, hielt sie da an sich gefangen, mit einem gebogenen Bein und seinen Händen, die an ihrem schmalen Rücken entlang wanderten, zog sie auf sich, in sich, nahe. Sie verbrannte ihn. 

Sein Atem war jetzt völlig außer Kontrolle, sein Körper zum Zerreißen angespannt und pochend, seine Zähne standen so weit vor, dass ihm der Mund wehtat. 

„Maia“, entrang er sich noch, indem er sich auf den jähen Schmerz an seinem Mal konzentrierte. Ah, das war es. Wenn die Schmerzen schlimmer wurden, dann war Luzifer mit seinen Handlungen nicht einverstanden. Und genau jetzt, jetzt, wo er innegehalten hatte, jetzt wo er gerade dabei war, das Richtige zu tun und sie wegzuschicken, war der Schmerz weißglühend, explodierte und fraß sich an seiner Seite entlang hinunter, bis zu seiner linken Hüfte. Ein Anreiz für ihn, seine Meinung zu ändern. „Das ist deine letzte Chance. Geh jetzt.“

Vielleicht hatten sich ihre Augen an das trübe Licht gewöhnt, denn sie blickte ihm genau in die Augen, erwiderte seinen Blick. „Ich werde nicht gehen“, sagte sie, „außer du willst mich ehrlich und aufrichtig nicht haben.“

Und selbst da konnte er es nicht tun. Er konnte sie nicht wegschicken.

„Also gut“, sagte er mit schroffer Stimme, und ihm grauste, wie der Schmerz an dem Mal auf einmal nachgelassen hatte. Dass Luzifer dies hier gut fand. „Ich werde dir nichts geben. Maia. Verstehst du das? Es gibt hier nichts außer mir, der sich nimmt, was du ihm anbietest.“

„War das nicht schon immer so?“, antwortete sie ihm.

„Du musst Bradington heiraten“, sagte er und packte ihr Nachthemd vorne an der Brust, als er sich im Bett umdrehte, sie auf die Matratze niederdrückte, hoch gewölbt über ihr, sie mit dem Gewicht seiner Hüften dort festhielt. „Ich kann dir sonst nichts geben“, sagte er wieder. „Nichts. Und ihn zu heiraten, wird dich retten.“

„Ich verspreche nichts“, antwortete sie.

„Ich ebenso wenig.“ Und, seine Geduld am Ende, sein guter Wille niedergetrampelt, schob er sein Gewissen beiseite. Sie war zu ihm gekommen. Er hatte versucht, sie zu warnen. Er packte ihr Nachthemd jetzt mit beiden Händen und zog heftig, zerriss es der ganzen Länge nach, ein lauter, brutaler Riss, der ihren schlanken Körper zucken machte. 

Nur ein bisschen vorsichtiger, aber wie zuvor in vollster Absicht, zerrte er den Stoff von ihr weg, und beugte sich wieder zu ihr herab, bedeckte ihren Mund mit dem seinen. Sie reichte hoch und schlang ihre Arme um ihn, zog ihn zu sich, so dass sie jetzt Haut an Haut lagen, ihre weichen Kurven hoben sich, um seinem harten, behaarten Körper zu begegnen, so bleich und samtweich. So warm. Ihr langes Haar verfing sich unter ihnen, und er zog es beiseite, vergrub seine Finger darin, wickelte sich darin ein. 

Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals, schmeckte die heiße, zarte Haut dort, seine Lippen zeichneten den Bogen ihrer Schulter nach, als er dagegen ankämpfte, seine Zähne dort in sie zu schlagen. Es drängte ihn, wüst und wild, in seinem angeschwollenen Gaumen und den hervorstehenden Zähnen, durch seine Adern hindurch, in seinem Schwanz, angespannt und heftig zuckend an ihrem Schenkel. Maia erschauerte und seufzte, als er heftig an ihrer Schulter saugte, und immer noch gegen den Drang kämpfte, tief einzusinken und von ihr zu trinken.

Dimitri wanderte zu ihrer Brust, nahm, was sich da hart emporreckte, eine ihrer Brustwarzen, in den Mund, glitt mit seiner Zunge um die erregte kleine Spitze. Sie vergrub ihre Finger in seinem Haar, streckte sich lang, nach hinten, gegen ihn, als er leckte und sanft saugte, seine Zähne sacht um den Hof ihrer Brustwarzen gelegt, sie glitten nur sachte mit ihren Spitzen über ihre Haut. Ein kleiner Kratzer... Sie verströmte pure Hitze, und der moschusartige, süße Duft von Lust stieg ihm in die Nase, als sie sich an ihm räkelte und stöhnte. 

Er glitt mit seiner Hand zwischen ihre Schenkel, fand sie dort, feucht und angeschwollen. Sie drehte sich zu ihm, hob sich seiner Hand entgegen, und er drückte sich in sie hinein, erschauerte etwas angesichts ihrer leidenschaftlichen Erwiderung. Ein Finger glitt hinein, in die enge Hitzigkeit, und Dimitri neckte sie, glitt hinein, heraus, drum herum, setzte mehr von ihrem Moschusduft frei, so dass alles sich rot einfärbte, und sein Blick verschwommen wurde. Lust hämmerte unablässig in ihm, und sein Gaumen pochte, sein Schwanz forderte, suchte sie unablässig. Maia keuchte etwas, griff blind nach ihm, ihre Hände zogen an seinen Schultern, zu ihr. 

Er konnte nicht länger warten. Dimitri bewegte sich jetzt rasch und entschlossen, hob sich an, bäumte sich hoch über ihrem zarten, weißen Körper auf und ließ sein Bein zwischen ihre gleiten. Sie krallte ihre Finger um seine Schulterblätter, zog ihn zu sich herunter, als er seinen Weg zu ihr hinein fand. Maias Keuchen ging unter in dem Rauschen in seinen Ohren, als er hineinglitt, tief, sie füllte. Seine Muskeln erzitterten unter der Anstrengung, die Kontrolle zu bewahren... Sie war feucht und eng, und er fand, dass er wieder einmal sein Gesicht an ihrem Hals vergrub, als er sich im Rhythmus bewegte: weg, dann näher, weg ... näher. Heiß, verschwitzt, nach ihr riechend, an dieser erregenden, erotischen Stelle...

Es war zu stark, er konnte nicht widerstehen. Seine Zahne fuhren an ihrer Haut entlang und als er zwischen ihren Beinen tief zustieß, biss er in die warme, seidige Haut, dort, am Übergang zwischen Hals und Schulter, die Spitzen seiner Zähne glitten mühelos in sie hinein. Sie zuckte und stieß einen kleinen Schrei aus, erschauerte, aber er war zu abgelenkt, und er hielt sie fest, als der warme Strom von Lebensblut in seinen Mund floss. Die Lust war unerträglich, der Geschmack von reicher, herrlicher Erde und Leben, gewürzt mit Maias ganz eigener Essenz, füllte ihm alle Sinne, über seine Zunge, hinunter in seinen Körper. 

Es gab kein Zurückhalten mehr, kein Warten. Die Welt um ihn wurde zu einem Rausch aus Lust, der rasend anschwoll. Seine Adern vibrierten, schwollen an, sein Körper glitt an ihrem entlang. Dimitri spürte vage, wie sich ihre Fingernägel in seinen Rücken gruben, ihr Kopf sich wand und auf dem Kissen hin und her drehte, als er trank, als er hineinstieß und sich herauszog, immer weiter, bis er nicht mehr denken konnte. 

Die Explosion, als sie dann kam, war weiß, grell, rot, glühendheiß, und raubte ihm das Bewusstsein. Er erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, sich aus diesem heißen, feuchten Tunnel zu retten, bevor er seinen Samen vergoss, er drehte die Hüften von ihr weg, als er ihren Hals losließ. Schweres, warmes Blut war immer noch in seinem Mund, und er stieß ein leises Stöhnen der Erleichterung aus, als er pulsierte und pochte, feucht und warm. Er schluckte das letzte bisschen hinunter und schloss die Augen. 

Als von Maia neben ihm ein kleines Wimmern kam, rief ihn dies aus dem mühelosen Gleiten in die Dunkelheit zurück, und er stützte sich auf, um sie anzuschauen. Ihre Augen hoben sich dunkel von ihrem bleichen Gesicht ab, ihre Lippen waren geöffnet, ihr Atem kam stoßweise. Sie schien nicht verängstigt oder bestürzt, angesichts seines rauhen Umgangs mit ihr. Sie lud ihn ein, zu mehr.

Dimitri beugte sich über ihre Schulter und schmeckte das noch heraustropfende Blut mit seinen Lippen und seiner Zunge, er leckte es sanft ab, schwenkte den letzten Tropfen davon in seinen Mund hinein, um die Blutung zu stillen. Im selben Moment streckte er seinen Arm nach unten, zwischen sie beide, um über ihre Scham zu gleiten, voll und nass und immer noch bereit für ihn. 

Mit einem kleinen, entschuldigenden Knabbern an einer Sehne entlang, dort, an ihrem Hals, fand er das winzige Zentrum, und als er sein Gewicht verlagerte, um ihren Mund zu bedecken, glitt er, und streichelte er, verführte sie, hinein in den gleichen Strudel aus Lust, den er gerade genossen hatte. Sein Mund erstickte ihren leisen Schrei der Erlösung, und er spürte, wie sie an ihm erschauerte. 

Dimitri beendet den Kuss mit einem kleinen Knabbern an dieser vollen Oberlippe und brach dann rückwärts zusammen, immer noch eingewickelt in die Laken, in Beine und in ihr langes Haar. 

Er wusste nicht, wie lange sie so dalagen, dicht ineinander verwoben, denn er glitt in einen Dämmerzustand zwischen Schlaf und Wachen, getröstet von der kleinen, zarten Gestalt neben ihm, und den erregenden Düften von ihrer Vereinigung und von ihr. 

Etwas weit Entferntes musste Dimitri geweckt haben, denn es zog ihn aus diesem Halbschlummer in die wache Gegenwart. Das Erste, was er sah, war ein Streifen von Blut auf dem Laken und dann die kleinen Bissspuren an ihrem schlanken, weißen Hals. Der Geruch von Coitus klebte ihm an den Fingern und an den Bettlaken, das leichte Flattern ihrer Augenlider verriet ihm, dass sie gerade träumte. 

Maia lag zusammengerollt zwischen weißen Laken und seinem dunklen Körper, ihr Haar ergoss sich über Bettdecke und Kopfkissen. Ein kleines, leises Schnarchen kam aus ihren geöffneten Lippen. In ihm begann sich etwas zu drehen, rollte sich, öffnete sich, und er gebot dem Einhalt.

Er gebot dem gnadenlos Einhalt, zog diese Mauer aus Stein um sich hoch, um derart zarte Gefühle auszusperren. 

Oh, was er getan hatte. Dimitri schloss die Augen, als Unsicherheit und Wut ihn durchströmten. Nach so vielen Jahren der Entsagung hatte er in den letzten Wochen leichtfertig und gründlich jeglicher Versuchung nachgegeben. Der Mund wurde ihm bitter, als sein Herz vorwurfsvoll einen unregelmäßigen Rhythmus anschlug. Er hatte sie gewarnt, ja, er hatte ihr gesagt zu gehen, aber er wusste es ja besser.

Es war nie so einfach mit einer Frau. Immer kompliziert. Und die zarten Gefühle, die sich in seinem Bauch aufgerollt und entfaltet hatten, waren ein schlechtes Gewissen und Lust. Beides zusammen in einem. Gefühle, die er unbedingt unter Verschluss halten musste. 

Er hörte, wie Schritte sich durch den Flur rasch dem Zimmer näherten, und dann klopfte es auch schon an der Tür. Es klang dringend. 

„Mylord!“ Das Klopfen wurde noch lauter.

„Einen Augenblick“, knurrte er zur Tür.

„Bitte, Mylord, die Angelegenheit ist dringend!“

Dimitri blickte auf Maia hinunter, die jetzt allmählich aufwachte. Er legte ihr rasch eine Hand auf den Mund, genau in dem Moment, als sie ihre Augen schockiert und empört aufriss. 

Er legte sich einen Finger an die Lippen und zerrte ihr dann die Bettlaken über den Kopf, um sie darunter zu verstecken. „Worum geht es?“, brüllte er. „Kommen Sie herein.“

„Es ist die ältere Miss Woodmore“, sagte Crewston, der jetzt den Kopf um die geöffnete Tür steckte. „Sie ist verschwunden!“

Dimitri spürte, wie sie unter den Laken erstarrte. Er drückte sie mit der Hand weiter hinunter, um sie still zu halten, froh darüber, dass Crewston sterblich war, und den starken Duft von Coitus nicht zu riechen vermochte, der überall im Zimmer hing. „Unsinn. Sie ist wahrscheinlich nur spazieren gegangen oder hatte heute früh Einkäufe zu erledigen.“

„Davon ist mir nichts bekannt, Mylord, aber ihr Mr. Bradington ist unten und meint, dass sie einem Spaziergang mit ihm heute Morgen zugestimmt hat. Sie wird doch nicht losgegangen sein, bevor er eingetroffen ist.“

„Sagen Sie Bradington“, und Dimitri konnte das Fauchen in seiner Stimme kaum unterdrücken, „dass sie einen unvorhergesehenen, dringenden Termin wegen ihrem Hochzeitskleid hatte und heute Morgen zur Näherin gehen musste, und dass sie bald zurück sein wird. Und bitte schicken Sie ihn dann seiner Wege.“

„Aber, My–“

„Crewston.“

„Sehr wohl, Mylord. Aber die jüngere Miss Woodmore ist außer sich vor Sorge, dass Miss Woodmore wieder entführt worden ist.“

„Teilen Sie Angelica mit, dass ich zuversichtlich bin. Ihre ältere Schwester wird schon bald wieder hier sein. Und ich wünsche absolut nicht gestört zu werden, bis sie zurück ist, oder bis nach dem Mittagessen. Was auch immer früher eintritt.“

„Jawohl, Mylord.“ Crewston zog sich zurück. Ungläubigkeit und Verärgerung in jeder Geste.

Kaum war die Tür wieder ins Schloss gefallen, tauchte Maia abrupt aus den Laken auf, die sie sich dann an die Vorderseite ihres Oberkörpers hielt. Sie öffnete den Mund. Sehr wahrscheinlich, um ihn sofort mit Fragen und Vorwürfen zu bombardieren, und Dimitri beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen, gewissermaßen, und zuerst anzugreifen.

„Ist Ihnen bewusst, Miss Woodmore, dass Sie schnarchen?“, fragte er mit sanfter Stimme.

Sie zuckte zurück, ihre Augen sprühten zornig, und schloss den Mund. Die Laken waren nun in einem dicken Bündel an ihre Brust gepresst, und man konnte nur noch ein ganz kleines Stück einer Schulter darunter erkennen. „Nun, ich–“

„Es hat mich nicht gestört, aber wenn Sie sich dazu entschließen, das Schlafzimmer mit Alexander Bradington zu teilen, könnte es ein Problem werden.“

Ihre Lippen pressten sich zusammen, und sie antwortete mit einer recht tiefen Stimme. „Seien Sie kein Idiot, Corvindale. Denken Sie denn, ich wüsste nicht, was Sie gerade tun? Versuchen, mich abzulenken, versuchen, mich wütend zu machen? Oder mir wehzutun, damit ich geradewegs zu Alexander renne?“

Er schloss den Mund und blinzelte. Ihr Verstand und ihr Weitblick überraschten ihn immer wieder aufs Neue. 

„Ich weiß es besser, Corvindale. Ich kenne Sie besser, als Sie selbst es wahrhaben wollen“, sagte sie und senkte ihre Stimme noch weiter und beobachtete ihn genau. „Und Sie können mir nicht mehr wehtun, wie Sie es vielleicht gerne tun würden, denn ich weiß, warum Sie das tun.“

Er lag jetzt ganz still da. „Ist dem so?“, war alles, was er zu sagen wagte.

„Sie sind genau wie das Ungeheuer in dem Märchen geworden, weggesperrt, kalt und wütend und haben Angst davor, jemanden an sich heranzulassen, oder von Ihren Studien abgelenkt zu werden. Aber Sie haben darüber alles Wichtige vergessen. Und das hier“, sagte sie und streckte ihre Hand aus, um alles Vorgefallene einzuschließen, „ist ... war ... ist Ihnen etwas zu nahe gegangen. Ich bedauere das.“

„Miss Woodmore“, sagte er, knurrte und klammerte sich mit Mühe an den Zorn, den er in sich ausgegraben hatte, war gerade noch in der Lage, nicht auf die Wahrheit ihrer Worte hören zu müssen, diese anzuerkennen, „Sie haben keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Das Einzige, was mir am Herzen liegt, ist“, sagte er, Lippen und Mund verzerrt, „mich hiervon zu befreien.“

Er drehte sich abrupt um, so dass sie sein linkes Schulterblatt zu sehen bekam.

Es war deutlich zu hören, wie Maia plötzlich die Luft einsog, und er fühlte, wie sie neben ihm im Bett erstarrte. „Mein Gott.“

Dimitri wusste genau, was sie sah: das schreckliche Brandmal des Teufels, das sich wie schwarzes Wurzelwerk über seine Schulter zog. Als er zum ersten Mal erwacht war und sich derart gezeichnet sah, waren die Linien noch schmal gewesen, wie feine Sprünge in einem kaputten Glas. Aber im Laufe der Jahre und wegen seiner Abstinenz, seiner Missachtung von Luzifers Willen, waren die Linien breiter und dunkler geworden, als sie sich mit Schmerz anfüllten. Jetzt hoben sie sich von seiner Haut ab wie schlanke, schwarzrote Venen, krümmten sich und wanden sich in Pein, hämmerten und pulsierten bei jedem Anlass, wann immer er dem Teufel die Stirn bot.

„Das ist das Zeichen für meinen Pakt mit Luzifer“, sagte er, und seine Stimme schnitt wie Stahl, „Ich bin verdammt, Maia, verdammt und an ihn gekettet, und aufgrund all dessen kann ich – will ich – nichts und niemanden in meinem Leben haben. Ich möchte, alleine gelassen werden. Ich möchte frei sein.“

Sie hatte die Augen nicht von seiner Schulter weggenommen, und als sie die Hand ausstreckte, um ihn zu berühren, schob Dimitri sich von ihr weg. 

„Also“, sagte er, und brachte seine Stimme wieder unter Kontrolle, weg von dem verzweifelten Unterton von soeben, zu einem kühl und sachlich argumentierendem Klang, „das ist jetzt, was geschehen wird. Du wirst von hier weggehen, Maia, du wirst auf dein Zimmer gehen und dich ankleiden und tun, als wärst du spazieren gegangen und hättest deine Verabredung mit Mr. Bradington vergessen. Und du wirst ihn wie geplant heiraten. Und wirst all das hier vergessen.“

„Das kann ich nicht, Mylord“, sagte sie und überraschte ihn mit der förmlichen Anrede. 

„Du musst. Ich kann nichts für dich tun, noch möchte ich das. Ich habe dir erlaubt in mein Haus einzufallen, in mein Arbeitszimmer, und jetzt in mein Schlafzimmer–“, bei den letzten Worten zuckte sie zusammen, und erleichtert darüber, dass er sie endlich empfindlich getroffen hatte, fuhr er fort, „–aber es reicht mir jetzt. Lerinas Besuch gestern Abend lässt mich befürchten, dass sie einen neuen Plan schmiedet. Und ich habe alles getan, um sicherzustellen, dass du Mr. Bradington auch wirklich heiratest, ohne jeglichen Skandal. Das ist alles, was ich für dich tun kann.“

Ihr Mund war jetzt ein dünner Strich. „Ich kann es nicht tun, Corvindale. Haben Sie mich nicht gehört?“

„Doch, du–“

„Ich kann nicht, Corvindale“, sie unterbrach ihn, sehr förmlich, „denn so sehr ich auch Ihrer widerwärtigen Gegenwart entfliehen möchte, kann ich nicht von einem zum anderen Ende Ihres Hauses gehen, in diesem Aufzug.“ Sie warf die Bettlaken weit von sich und ihrem nackten Oberkörper. 

Herr. Er hielt den Atem an, noch bevor er es selbst realisierte, und drehte sich dann schnell weg. Aber das Bild war ihm ins Gedächtnis eingebrannt, die wunderbare Silhouette ihres Körpers, die Schatten an ihren Schlüsselbeinen, zwei hohe Handvoll Brüste, mit kleinen, rosa Brustwarzen zur Spitze hin, die Kurven ihrer Taille und ihres Beckens, und die Andeutung eines schlanken, weißen Schenkels. Erinnere dich daran.

„Sehr wohl“, sagte er mit erstickter Stimme. „Ich werde das für Sie regeln, Miss Woodmore.“

Sie schüttelte ihren Kopf, ihre vollen Lippen jetzt zusammengepresst und rebellisch. „Ich werde in mein Zimmer zurückgehen, aber ich sehe nicht, wie ich Alexander heiraten kann, wo ich in Sie verleibt bin.“

Er verstummte, als etwas Spitzes ihm durch die Eingeweide fuhr. „Wenn Sie das glauben, sind Sie noch törichter, als ich gedacht habe, Miss Woodmore.“

„Das ist eine Sache, in der wir uns einig sind. Ich bin töricht.“

„Und egal, was Sie nun zu fühlen glauben, Miss Woodmore“, sagte er, „ob Sie Bradington nun heiraten oder nicht, hat rein gar nichts mit Liebe zu tun. Geht es hier nicht immer darum, eine gute Partie zu machen? Das Einkommen, die Familie, der Titel? Was auch immer Sie zu fühlen glauben hat keinerlei Einfluss auf Ihren Ruf oder Ihre Heirat.“

In ihren Augen funkelte etwas, und für einen kurzen Moment dachte er, dass seine streitsüchtige Miss Woodmore gleich losheulen würde. Aber sie blinzelte, und das Schimmern war verschwunden.

„Nichtsdestotrotz“, sprach sie, „ich werde ihm die Wahrheit sagen. Und dann wird er mich entweder immer noch heiraten wollen, obwohl er nicht nur weiß, dass ich ihn nicht liebe, sondern auch noch, dass ich nicht unberührt zu ihm komme, oder er wird mich fallen lassen, und unsere Verlobung wird gelöst werden.“

„Es wird einen Skandal geben“, sagte er, trotz der Tatsache, dass er dafür sorgen würde, dass Bradington sie nicht fallen ließ. „Ihr Ruf wird ruiniert sein.“

„Bitte unterlassen Sie es, mich immer wieder auf das Offensichtliche hinzuweisen, Lord Corvindale“, sagte sie, wie um sich über etwas lustig zu machen, was er ihr einmal vor langer, langer Zeit zur Ermahnung gesagt hatte. „Ich bin bereit, das Risiko auf mich zu nehmen. Ich werde mein Leben mit Alexander nicht mit einer Lüge beginnen. Er muss die Wahrheit erfahren. Und das ist auch der Grund, warum ich mich dazu verpflichtet fühlte, Ihnen zu sagen, wie ich empfinde, obwohl ich genau wusste, wie Sie reagieren würden.“

„Du begreifst es nicht, Maia“, sagte er, und seine Stimme war jetzt so kalt, damit er nicht die Kontrolle darüber verlor. „Ich bin unsterblich. Ich werde ewig leben. Und sollte ich sterben ... gehöre ich dem Teufel. Ich gehöre ihm sogar jetzt. Ich habe nichts, was ich dir geben könnte. Das“, fügte er höhnisch hinzu, als er an Wayren und ihre Geschichten dachte, „ist was mich von dem Biest in jenem Märchen unterscheidet. Mir gehört kein Teil meiner Selbst. Ich habe nichts zu geben.“