NEUN
~ In dem Miss Woodmore herumschnüffelt und eine Entschuldigung verlangt ~
„Du gehst nicht wirklich, nicht war?“, sagte Narcise, während sie Chas am anderen Ende des Zimmers beobachtete. Sie stand in der Nähe des Tischs und bemühte sich, sorglos auszusehen, indem sie an den Blütenblättern in dem Gänseblümchenstrauß zupfte, den er ihr mitgebracht hatte.
Er schaute sie an, in den kraftvollen, dunklen Händen hielt er Pflöcke und auch ein sauberes Hemd. In anderen Situationen verursachte ihr der Anblick von einem Pflock in seiner Hand einen erregenden Schauer von Furcht. Aber heute war sie zu durcheinander, um etwas anderes außer Ärger und Besorgnis zu empfinden.
„Natürlich werde ich gehen“, erwiderte er scharf und stopfte alles in einen Ledersack. „Sie ist meine Schwester, Narcise. Denkst du, ich würde ihr Wohlergehen dem Zufall überlassen? Ganz besonders, wenn Voss mit von der Partie ist?“
Sie zuckte mit den Schultern, versuchte, auch das unbekümmert aussehen zu lassen, während zugleich ihr Inneres rebellierte und ihr Körper sich taub anfühlte. „Voss ist schlau genug, und Cezar mag ihn, weil Voss immer Informationen hat, die er haben will. Er wird bei ihm keinen Verdacht schöpfen, also wird Voss kein Problem damit haben hineinzugelangen. Und mit dem Rauchbombenpäckchen von dir wird ihm auch die Flucht leicht gelingen.“
Chas hielt inne und fixierte sie mit einem Blick. „Ich möchte ihn auch nicht einmal in der Nähe meiner Schwester haben. Es ist nicht nur, dass ich ihm nicht traue, denn ich habe zahllose Geschichten darüber gehört, wie er Frauen verführt und kompromittiert, obendrein ist er noch ein Drakule.“
Es überraschte Narcise, wie weh seine Worte ihr taten. Sie hatte geglaubt, gegen all das schon immun zu sein. Verdammt... Nach allem, was sie durchgemacht hatte, sollte sie eigentlich darüber stehen. „Und so darfst du also den Umgang mit uns Drakule, uns Verdammten und uns Verderbnis bringenden Dämonen pflegen ... aber deine Schwester nicht.“
„Verflucht noch mal, nein, Narcise.“ Wütend fuhr er sich durch das glänzende, dunkle Haar. Unter den hochgekrempelten Ärmeln seines offenen Hemds arbeiteten die Muskeln, und sie sah die sachten Bewegungen dort und zitterte vor Bewunderung. „Es ist anders für sie als für mich. Ich verstehe, was ich – ich verstehe, wie es ist.“
„Nun Chas, ich schlage vor, du bringst ihr allmählich bei, das zu verstehen. Denn nach ihrem Betragen in jener Nacht in Dimitris Arbeitszimmer, würde es mich nicht wundern, wenn Angelica schon in Voss verliebt ist. Und sie hat keine Ahnung, was sie damit anfangen soll. Sie weiß es wahrscheinlich nicht einmal.“
„Niemals“, entfuhr es ihm. „Und selbst, wenn sie sich einbildet, in ihn verliebt zu sein, ich werde es niemals erlauben. Eher töte ich ihn.“ Chas hatte seine Waffen und das Hemd zusammen mit einem Beutel von Münzen und Geldscheinen in die Tasche gestopft und warf sich diese jetzt über die Schulter. Er würde sie hier zurücklassen. Alleine.
Panik überkam sie plötzlich, und sie ließ das Gänseblümchen in ihrer Hand fallen, das sie gerade folterte. „Ich komme mit dir, Chas.“
„Sei keine Närrin“, sagte er, und seine Stimme wurde weicher. „Du darfst nicht auch nur in die Nähe von Cezar kommen. Paris mag eine große Stadt sein, aber du weißt genauso gut wie ich, dass er überall Spione und seine Gemachten hat. Ich werde dich nicht riskieren, Narcise.“
„Es war schon letztes Mal fast unmöglich Paris sicher zu verlassen. Er hat immer noch Gemachte und sterbliche Soldaten, die überall nach dir Ausschau halten; das weißt du. Du wirst die Stadt niemals noch einmal verlassen können, mit oder ohne Angelica. Ganz zu schweigen von Cezars Quartier.“
„Aber, bitte, Narcise. Das letzte Mal warst du bei mir, und er hat nach dir gesucht–“
„Aber er wusste nicht, dass ich bei dir bin – zumindest am Anfang nicht. Chas...“ Ihre Stimme wurde leiser. Sie wusste, dass sie sich hier schrecklich selbstsüchtig benahm – War das nicht Teil ihres Drakule Charakters? – aber wenn sie Chas verlor, wusste sie nicht, wie es weitergehen sollte. Er war der einzige, dem sie zutraute, für ihre Sicherheit zu sorgen.
Der Einzige, sagte sie sich nochmals, als ihre Entschlossenheit ins Wanken kam.
„Oh, Cezar wird mich schon sehen wollen. Da kannst du dir sicher sein. Er wäre entzückt, mich wieder in seiner Höhle zu empfangen.“
Namenlose Furcht ergriff Besitz von ihr. Er hatte Recht. Chas würde keinerlei Probleme haben, hinein zu ihrem Bruder zu gelangen. Das Problem wäre das Herauskommen. „Chas, bitte.“ Sie hasste es, sich betteln zu hören. Das hatte sie schon vor langer Zeit aufgegeben.
„Bitte beleidige mich jetzt nicht, indem du sagst, dein Bruder sei mir überlegen“, sagte er in einer etwas tonlosen Stimme. „Du weißt, wozu ich fähig bin. Und wenn wir seine Asthenie kennen würden, hätte ich ihm die schon längst vorbeigebracht.“
Narcise versuchte, Chas zu glauben. Sie wollte ihm glauben; und vieles, was er sagte, klang auch richtig und wahr. Aber wie es so ist mit jemandem, der einem anderen ausgeliefert und von diesem gefoltert worden war, es war dann schwer für das Opfer, dieses Gefühl loszuwerden, einen allmächtigen Gegner vor sich zu haben, gegen den man nichts ausrichten konnte. Und Cezar hatte viel Zeit gehabt, ihr diese bittere Lektion beizubringen.
„Hier bist du sicher, Narcise“, sagte Chas und zeigte mit ausladender Geste auf die Steinwände. „Er wird dich nicht finden, und wenn ich dann zurück bin, gehen wir nach Wales.“
Sie befanden sich im Keller unterhalb der Ruine eines ehemaligen Klosters in London, in den man nur durch die alte Mauer eines Friedhofs hineingelangte. Alle religiösen Gegenstände waren entfernt worden, bis auf die um das Gebäude herum, und diejenigen, die noch vorhanden waren, wurden zum Teil von Moos und Flechten überwuchert. Trotzdem war es ihr dadurch unangenehm, und sogar ein wenig schmerzhaft, hier hineinzugelangen, Chas hatte sie fast hineintragen müssen, aber das hielt nur vor, bis sie über die Schwelle waren, und die Bleitür sich hinter ihnen geschlossen hatte. Dann verschwanden die Schmerzen, und sie konnte sich entspannen.
Die Kammer war im Grunde auch recht luxuriös eingerichtet, mit einem großen Bett, Truhen, einem Tisch samt Stühlen, und selbst mit einer Reihe kleiner Lüftungsfenster, durch die frische Luft und Licht in den Raum gelangten. Buchsbaum wuchs vor den und um die ebenerdigen Fenster herum und sorgte dafür, dass kein gefährliches Sonnenlicht ins Innere gelangen konnte. Ein dicker Teppich bedeckte den Steinboden, und ein Wandbehang bedeckte eine der Wände.
Chas hatte den Ort vor ein paar Jahren auf der Jagd entdeckt; er hatte einer Gruppe gemachter Vampire als Versteck gedient, und Chas hatte sie alle verjagt. Diejenigen unter ihnen, die der scharfen Spitze seines Pflocks entkommen waren, wagten nicht zurückzukehren, denn er war schnell und erbarmungslos. Außerdem besaß er auch noch die Gabe, die Gegenwart eines Vampirs zu spüren, indem bei ihm dann die Haut auf seinen Armen sachte zu prickeln begann. Selbst die Mitglieder der Drakulia vermochten nicht, die Gegenwart eines anderen zu spüren, geschweige denn die eines Vampirjägers wie Chas. Zusammen mit seiner Schnelligkeit und seiner Körperkraft, die der eines Vampirs fast gleichkam, hatte dies dazu geführt, dass die Drakulia ihn sowohl fürchteten als auch respektierten.
„Nun denn“, sagte sie und wusste, sie klang jetzt wie ein nörgelndes Kind. Nur, sie hatte über hundert Jahre damit verbracht, darauf zu hoffen und dafür zu planen und es zu versuchen, ihrem Bruder zu entfliehen, dass sie jetzt – da sie es mit der Hilfe von Chas endlich geschafft hatte – einfach panische Angst davor hatte, man könnte ihr die Freiheit wieder wegnehmen.
Dass Cezar sie irgendwie finden würde. Oder sie. Oder Chas.
Verdammt oder nicht, niemals würde sie je wieder zu Cezar zurückgehen. Sie würde sich in jene schmerzvollen braunen Spatzenfedern einwickeln und von einem Turm ins Sonnenlicht springen, bevor sie es zuließ, dass er wieder Hand an sie legte.
Oder seine Freunde.
Nichts wog Freiheit auf.
Chas beobachtete sie von der anderen Seite des Zimmers, zögerte, als würde er nachdenken, und kam dann mit wenigen Schritten schnell zu ihr. Ehe sie sich’s versah, fand sich Narcise an der kühlen Wand wieder, dort eingezwängt, seine Hände auf ihrem Gesicht, sein Mund gierig auf dem ihren.
Sie schloss die Augen und erwiderte seinen Kuss, ihre Münder ein einziges Suchen und Drängen, Zungen kämpften und glitten umeinander. Ihre Hände krallten sich um seinen Kopf, zerwühlten sein dichtes, schwarzes Haar, als er sie gegen die Wand drückte, als wolle er seinen Körperabdruck auf ihrem hinterlassen.
„Sei vorsichtig“, sagte sie, als er für einen Augenblick von ihr abließ, um Luft zu holen. „Komm zu mir zurück.“
„Ich bin in dich verliebt, Narcise“, sagte er und schaute mit funkelnden, grünbraunen Augen auf sie herunter. Er neigte sich zu ihr und streichelte ihre wunden Lippen mit seinen in einem etwas zarteren Abschiedskuss. „Du kannst dich darauf verlassen ... ich werde zurückkommen. Aber“, sagte er und tat einen Schritt zurück, sein Gesicht jetzt ernst und entschlossen, „während ich fort bin, musst du dich um andere Dinge kümmern.“
Narcise blinzelte und versuchte, aus dem sanften, warmen Nebel zu entkommen, den er stets bei ihr verursachte, und sich auf seine Worte zu konzentrieren.
„Tu, was du tun musst“, sagte er ruhig, „um mit der Vergangenheit abzuschließen. Andernfalls...“ Er schüttelte den Kopf, sein Mund hart. „Ich liebe dich, aber ich werde nicht warten, bis du mit deiner Liebe zu mir kommst.“
Aber ich liebe dich doch. Die Worte kamen nicht, obwohl sie es wollte. Sie wusste, es entsprach der Wahrheit, aber sie steckten tief unten in ihr fest. Warum? „Ich kann dich nicht verlieren, Chas.“
Aber er hatte sich schon umgedreht und war aus dem Zimmer entschwunden.
~*~
„Mr. Alexander Bradington hat Ihnen eine Nachricht gesandt.“
Maia erstarrte, die Teetasse in ihrer Hand auf halbem Weg zu ihrem Mund. Der Magen verdrehte sich ihr, ihr Gesicht lief warm an, und sie fühlte, wie eine Welle von Übelkeit die Verwirrung ablöste, die sie schon den ganzen Morgen mit sich herumtrug, seit ihrer Rückkehr. In der Kutsche mit Corvindale.
Sie schaute hinüber zum Butler des Earl, dort, an der Tür zum Frühstückszimmer, der ein kleines Tablett mit einem Brief darauf in Händen hielt.
Maia zwang sich zu warten, bis er damit bei ihr angelangt war, und setzte gleichmütig die Tasse auf ihrer Untertasse ab. Und da niemand außer ihr sich im Frühstückszimmer befand, brach sie das Siegel sogleich auf und las die Nachricht.
Liebste Maia (wenn mir das gestattet ist), stand da, Ich bin letzte Nacht von meinen Reisen zurückgekehrt. Ich würde Ihnen gerne heute um zwei Uhr einen Besuch abstatten. Bitte schicken Sie mir einen Boten, ob Sie mich zur besagten Stunde empfangen können. Alexander.
Erleichterung durchfuhr Maia ruckartig. Er würde sie doch sicherlich nicht „Liebste“ nennen, wenn er die Verlobung lösen wollte oder seine Meinung geändert hätte. Oder etwa doch?
Maia las seine Zeilen nochmals durch, achtete genau auf den Wortlaut und versuchte herauszulesen, ob die Worte noch einen anderen Sinn oder andere Gefühle enthielten. Die Wortwahl war korrekt und höflich, und genau das hätte sie auch von ihm erwartet. Alexander war einfach der perfekte Gentleman. Er tat stets das, was sich gehörte – sicherzugehen, dass sie angekleidet und zu Hause wäre, und auch bereit, ihn zu sehen. Selbst nach seiner achtzehnmonatigen Abwesenheit war er nach wie vor vollendet rücksichtsvoll. Anstatt zur frühest möglichen Gelegenheit an ihre Seite zu eilen und sie beim Frühstück zu stören, kündigte er seinen Besuch an. Ein richtiger Gentleman.
Ihre Hände waren feucht und ihr Magen irgendwie nervös.
Sie würde jetzt nicht daran denken, was sie gestern Nacht getan hatte, als Alexander gerade zu Hause eintraf. Sie würde niemals wieder daran denken, jetzt wo ihr Verlobter wieder zurückgekehrt war.
„Soll ich auf Ihre Antwort warten, Miss Woodmore?“
„Oh“, sagte sie da. „Selbstverständlich. Ich bin sogleich zurück.“ Sie erhob sich von ihrem Stuhl und eilte aus dem Frühstückszimmer und hoch in ihr eigenes Gemach, wo sie ihr Briefpapier und ihre persönlichen Schreibutensilien aufbewahrte.
Nur konnte sie dort keinen guten Federkiel finden, und sie begab sich daher auf die Suche danach in Angelicas Zimmer. In Angelicas Sekretär stieß sie bei ihrer Suche auf einen versiegelten Brief, den man hinter eine Schachtel von Notizkarten gesteckt hatte. Offensichtlich hatte Angelica den Brief aufbewahren, aber nicht öffnen wollen.
Enthielt er etwa schlechte Nachrichten? Etwas, was sie nicht wissen wollte?
Einen kurzen Moment lang zögerte Maia, während sie die maskuline Schrift außen auf dem Brief betrachtete. Da stand nur Angelica. Die kleinen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf. Der Brief war wichtig.
Sie musste ihn lesen, redete sie sich ein. Angelica war verschwunden. Es bestand die Möglichkeit, dass sie nicht zurückkam ... für eine gewisse Zeit; denn Maia verbot sich jeden Gedanken darüber, was im schlimmsten Fall passieren könnte, und Corvindales Gelassenheit im Hinblick auf die Situation machte auch sie zuversichtlich. Angelica würde bald in Sicherheit sein.
Sie strich mit ihren Fingern über den Brief und wünschte sich, sie hätte außer ihrer Intuition noch etwas, um zu verstehen.
Und dann hielt sie den Brief kurz entschlossen an die Flamme einer Kerze, die eigentlich dazu gedacht war, den Siegellack zu schmelzen. Mit ruhiger Hand hielt sie den Brief gerade so nah an die Flamme, damit er weich wurde, und sie dann das Siegel einfach lösen könnte – ohne es zu beschädigen. Ein Weilchen später wurde ihre Geduld belohnt, und sie konnte das Siegel anheben und den Inhalt lesen.
Dewhurst. Hatte sie es doch gewusst. Maia starrte auf die Zeilen. Eine ganze Reihe von Gefühlen überkam sie da, es reichte von Verärgerung über Schock zu Verwirrung.
Wo sollte man nur ansetzen, um das hier zu begreifen?
Angelica. Ich bin sehr dankbar für die Informationen, die Sie mir haben zukommen lassen, und aus diesem Grunde beabsichtige ich, meinen Teil unserer Abmachung einzuhalten und London zu verlassen. Ich sage Ihnen also Lebewohl und gebe Ihnen noch eine Warnung auf den Weg mit: Tragen Sie die Rubine nicht in Gegenwart von Corvindale oder am besten gar nicht, solange Sie seinem Schutz anbefohlen sind. Ich hatte die Anhänger als einen Scherz gedacht, den nur er verstehen würde, aber im Rückblick habe ich es mir anders überlegt. Sie zu tragen, würde Ihnen nur Schmerz verursachen und, ob Sie mir dies nun glauben können oder nicht, das ist das Letzte, was ich Ihnen jemals wünschen würde. Ihr ergebener Diener. Voss.
Corvindale.
Schon beim Gedanken ihn wiederzusehen – nach allem was gestern vorgefallen war – wurden ihr die Knie weich und ihr Magen verdrehte sich. Nein. Sie schaffte das jetzt nicht. Ihre Wangen glühten.
Aber den Brief sollte er besser sehen. Zumindest sollte er die Worte zu den Ohrgehängen lesen – es musste sich um die Ohrgehänge handeln, die so urplötzlich in Angelicas Schlafzimmer aufgetaucht waren. Sie hatte Maia diese absurde Geschichte erzählt, die Ohrringe wären Teil von Oma Öhrchens Sammlung gewesen, aber Maia war nicht dumm.
Sie hatte der Geschichte ebenso wenig Glauben geschenkt wie damals, als Angelica behauptet hatte, Maias gehäkelte, rosa Handschuhe nicht zu einem Picknick getragen zu haben. Die Blaubeersaftflecken darauf hatte sie nie wieder weggekriegt.
Dem Brief nach hatte Dewhurst – Voss – die Absicht gehabt, London zu verlassen. Anscheinend hatte er seine Meinung geändert; vielleicht weil er von Belials geplanten Angriff erfahren hatte.
Maia schüttelte den Kopf, biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und holte einmal tief Luft. Es musste sein.
Verdammt.
Langsam legte Maia wieder sämtliche Schreibutensilien in die Schubladen ihrer Schwester zurück und dann fiel ihr Blick auf die Nachricht von Alexander. Die war ihr komplett entfallen, ebenso dass unten jemand darauf wartete, ihre Antwort darauf mitzunehmen.
Hastig kritzelte sie eine Antwort, sie sei natürlich sehr glücklich ihn zu jeder Stunde, die ihm lieb wäre, zu empfangen. Als sie dabei war, Angelicas Zimmer zu verlassen, erhaschte sei einen Blick von sich im Spiegel und hielt inne.
Natürlich wanderte ihr Blick zuallererst zu der einfachen Spitze, die ihren Ausschnitt umsäumte ... und dem kleinen, roten Kratzer, der dort nestelte. So eine winzige Wunde; als hätte sie sich lediglich mit einem Fingernagel versehentlich gekratzt. Es hatte schon letzte Nacht aufgehört zu bluten, und man konnte fast nichts erkennen, außer man suchte danach.
Maia biss sich erneut auf die Lippe und versuchte, den Ausschnitt etwas höher zu ziehen, um die Stelle zu verbergen. Nicht so sehr, weil es hässlich war, sondern wegen dem, was es bedeutete.
Sie schob das Flattern in ihrem Magen resolut beiseite und schaute sich stattdessen den Rest ihrer Erscheinung im Spiegel an. Ihr braunes Haar war glatt, und jetzt am Morgen zu einem einfachen Knoten geschlungen. Ordentlich, aber nicht auffällig. Unter ihren haselnussbraunen Augen waren die Schatten etwas dunkler als sonst. Auf ihren Wangen lag immer noch der rosige Hauch von vorhin, wegen der beschämenden Erinnerungen. Und ihr Mund, mit dieser vollen Oberlippe. Sie versuchte, ihren Mund durch Zusammenpressen der Lippen etwas mehr Balance zu geben, was ihn hübscher machte, dachte sie ... aber ihre Oberlippe sah einfach nur etwas geschwollen und sehr groß aus. Unordentlich.
Mit einem etwas angewiderten Schnauben – denn sonst war es immer Angelica, die sich ewig im Spiegel anschaute – schritt Maia schnell aus dem Zimmer. Sie war ordentlich gekleidet und sah heute Morgen sehr gepflegt aus, auch wenn sie nur ein schlichtes Musselinkleid und die Haare einfach nach oben gesteckt trug. Sie sah nicht anders aus als auch sonst – was eigentlich hieß, recht gut. Sogar hübsch, könnte man in der Tat sagen.
Aber es spielte nun wirklich keine Rolle, wie sie aussah. Sie wollte einfach nur nicht so aussehen, als wäre sie verunsichert von dem, was letzte Nacht vorgefallen war ... und auf gar keinen Fall, als wolle sie – wie sagte man doch gleich – ihm gefallen.
Auf gar keinen Fall.
Corvindale war nichts weiter als ein arroganter, unhöflicher, schlechtgelaunter Earl, der meinte, jeden kontrollieren zu müssen. Als er sie dort in der Kutsche finster angeblickt hatte, schien er sagen zu wollen, es sei alles ihre Schuld, dass sie beide dort drin saßen. Aber dann ... hatte er sich bewegt.
Maia wurde der Hals wieder ganz trocken, als sie sich an ihn erinnerte, hoch über ihr, wie er sie hochnahm und sie an seiner Brust fast zerdrückte. Seine Hände, seinen Mund, sein starker Körper an ihrem. Die Knie wurden ihr weich, und sie musste sich doch tatsächlich am Treppengeländer festhalten.
Er hat mich dort mit seinem Bann belegt. Hypnotisiert.
Er hat mich dazu verführt, ihn zu berühren.
Das Bild ging Maia nicht mehr aus dem Kopf: sein Kopf über ihrem heruntergezogenen Mieder, seine dunklen Finger, wie sie sich von dem hellen Stoff ihres Kleides und der noch helleren Haut abzeichneten. Und mit dem Bild, selbst jetzt noch, kehrten diese kleinen Schübe heißer Lust zurück, fast ein spitzer Schmerz in ihrem Bauch und tiefer. Definitiv tiefer.
Sie biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf bei dem Versuch, den Kopf wieder frei zu bekommen und diese Erinnerungen zu verscheuchen. Sie war nicht Schuld gewesen.
Wie auch?
Sie erinnerte sich, wie intensiv er sie angeschaut hatte, ihren Blick eingefangen hatte und ihn festhielt. Er hatte sie langsam verführt, gefügig gemacht, genau wie Galtier, der Vampyr es in Oma Öhrchens Geschichten mit unzähligen anderen Frauen getan hatte. Obwohl ... Maia runzelte die Stirn. In den Geschichten wussten die Frauen nie, was passiert war. Sie erinnerten sich nie.
Dann kam ihr ein anderer Gedanke. Hatte er es schon einmal gemacht, bei dem Maskenball? War sie deswegen so unerhört kühn geworden?
Das letzte bisschen Schuldgefühl, das sie vielleicht noch gehabt hatte, verflog und ließ sie sehr erleichtert zurück. So ein kleiner Kuss nach ein paar Gläsern Champagner war gewisslich nicht das Ende der Welt, wenn der Verlobte schon achtzehn Monate fort war, aber Maia hatte sich dennoch endlos Vorwürfe gemacht.
Ganz besonders, weil sie sich außerstande sah, es zu vergessen. Aber jetzt wurde ihr so Manches klar. Sie hatte sich keines Vergehens schuldig gemacht. Es war nicht wirklich ihre Schuld gewesen.
Sie hob den Kopf hoch, zog die Schultern zurück und ging weiter die Treppen zur Eingangshalle hinunter. Der Butler, Crewston, wartete dort immer noch geduldig, und sie gab ihm die Nachricht für Alexander.
„Wo ist der Earl?“, fragte sie.
„In seinem Arbeitszimmer, wie üblich, Miss“, erwiderte er.
Erleichterung überkam sie. Wenigstens war er nicht in seinem Schlafzimmer. Das Gesicht wurde ihr wieder warm bei dem Gedanken ... dem sich nun die Erinnerung an eine Berührung zugesellte, wie ihre Hände auf seinem Leinenhemd und damit seiner Brust zu ruhen kamen ... und sie schob die sogleich aufsteigenden Bilder resolut beiseite.
Ihr Klopfen an der Tür zu seinem Arbeitszimmer mochte daher etwas laut ausgefallen sein. Einen kleinen Anfall von Nervosität unterdrückte sie sofort und holte tief Luft.
Als er sie bat hereinzukommen, in dem gleichen, verärgerten Ton, den er immer an den Tag legte, öffnete sie die Türe, ohne zu zögern, und schritt hinein. Sofort stieg ihr der Geruch von vergilbtem und staubigem Papier und altem Leder in die Nase, sowie eine Andeutung von Pinie vermischt mit Holzrauch und Zeder. Männliche Gerüche, die sie an die Bibliothek ihres Vaters erinnerten ... und doch, etwas anders.
Die Vorhänge vor den drei Fenstern an der Außenwand waren wie immer fast vollständig zugezogen. Und wie zuvor überkam sie der Wunsch, dort an das andere Ende des langen Zimmers hinüberzugehen und sie aufzuziehen. Aber diesmal unterließ sie es, weil sie jetzt wusste, warum er das Sonnenlicht aus dem Zimmer verbannte. Nichtsdestotrotz wurde das Zimmer von Lampen und Kerzen hell, fast taghell, erleuchtet. Und, zwischen den Vorhängen, ganz hinten im Zimmer stahl sich ein kleines Dreieck aus Sonnenstrahlen herein.
Bücher bedeckten die Wände, auf vielen Regalen sah es aus, als stünden sie in zwei oder gar drei Reihen. Weitere Bände stapelten sich in unordentlichen und gefährlich schiefen Haufen, waren auf dem Boden verstreut, auf seinem Schreibtisch, den Tischen, selbst dem Kabinett, worin er seinen Whisky und den Brandy aufbewahrte. Papiere, ebenso Rollen, zusammengebundene Pergamentbögen, und auch noch Schreibfedern und Tinte. Maia hatte bereits bei anderen Gelegenheiten festgestellt, dass der Großteil der Werke, mit denen er sich befasste, nicht auf Englisch geschrieben waren, sondern in einer ganzen Reihe anderer Sprachen – von Griechisch und Latein über Aramäisch zu anderen Sprachen, die sie nicht kannte.
Als sie hereinkam, schrieb er gerade, und selbst aus der Distanz konnte sie die Tintenkleckse auf dem Papier sehen. Seine Schrift war dunkel und schwungvoll und auch hastig. Er schrieb mit der linken Hand, und als er sie anhob, um die Feder in die Tinte zu tauchen, konnte sie kurz einen Fleck verschmierter Tinte an seiner Hand erkennen. Eine der Gefahren, wenn man Linkshänder war. Aus welchem Grund sie selbst Löschpapier verwendete.
Sie bezweifelte ob er einen solchen Ratschlag begrüßen würde.
„Was–“, er schaute hoch, die Brauen finster zusammengezogen. „Miss Woodmore.“ Er klang außerordentlich unerfreut.
Sie versuchte, ihn nicht anzusehen, aber es war schwierig, die starken, entblößten Unterarme auf dem Schreibtisch zu ignorieren. Von einer Farbe wie gut gegerbtes Leder waren sie dicht behaart, schwarz, und überraschend muskulös. Seine Handgelenke waren breit, und seine ebenso breiten, kräftigen Hände, von Tintenflecken übersät, hatten noch mehr Haare auf dem Handrücken. Seinen Mantel konnte sie nirgends erblicken, ebenso wenig eine Weste oder ein Halstuch. Obwohl, der zerwühlte Haufen dort auf einem Stuhl in der Ecke, könnte der Mantel sein. Sein weißes Hemd passte genau über die breiten Schultern, und die dünne Kordel, die es am Hals zuband, hing offen herunter, und gab den Blick auf seine Halsgrube frei. Und – hier zitterten Maia die Knie wieder leicht – auf ein wenig schwarzes Haar, das dort hervorquoll.
„Ich habe hier etwas, was Sie besser sehen sollten“, sagte sie und schenkte dem unangenehmen Gefühl in ihrer Magengrube keinerlei Beachtung, ebenso wie der Röte, die ihr ins Gesicht stieg. Sie trat näher und reichte ihm den Brief von Dewhurst.
Corvindale zögerte erst, dann murmelte er leise etwas Unverständliches und riss ihr den Brief förmlich aus der Hand. Er schaute sie kaum an, was Maia nicht unbeträchtliche Erleichterung verschaffte. Er schien noch übellauniger als sonst.
Außerstande stillzustehen, lief sie zum Fenster am anderen Ende des Zimmers und zog die Vorhänge auf. Der schwere Stoff gehorchte ihrer raschen, entschlossenen Handbewegung sofort.
Corvindale zuckte zusammen, aber sie war sich nicht sicher, ob das am Inhalt des Briefes oder an ihrer trotzigen Missachtung seiner Befehle lag.
Es kam ihr in den Sinn, dass sie wütend auf diesen Mann sein sollte, weil er sie fortwährend mit seinen dunklen Künsten in diese sehr ungehörigen Verlegenheiten brachte. Warum war sie es nicht?
Warum war sie, anstatt wütend zu sein oder sich brutal ausgenutzt zu fühlen – was sie fühlen sollte – warum prasselten stattdessen all diese Gefühle auf sie herein ... die Sinnlichkeit ... in ihren Begegnungen? Warum dachte sie nur mit einer Art von Erstaunen an sie, wie auch bei diesen heißen, roten Träumen von ihr?
Warum–
„Wo haben Sie das her?“, sagte er und unterbrach die Stille.
Maia drehte sich um. „Das macht keinen Unterschied. Der Brief ist offensichtlich von Lord Dewhurst und an Angelica gerichtet. Sie hat ihn nicht gelesen.“
Er schaute wieder herab auf den Brief, sein Mund zuckte leicht, dann wieder zu ihr hoch. „Dann zählen Sie das diskrete Öffnen von versiegelten Briefen also auch zu Ihren Talenten, Miss Woodmore?“
„Zu meinen Talenten?“
Die Lippen, die sie letzte Nacht geküsst hatte, waren nur noch ein Strich. „Sie haben ja so viele davon, man weiß gar nicht, wo beginnen, aber ich würde Ihre Gabe, sich bis aufs Blut über die unwichtigsten Dinge zu streiten, dazu zählen, und auch Ihren siebten Sinn dafür, einen höchst angenehmen Tag abrupt enden zu lassen, zu den am vortrefflichst ausgeprägten Ihrer Fähigkeiten zählen.“
Maia hob das Kinn und lief zu dem mittleren Fenster, das sich auch etwa in der Mitte des Zimmers befand. Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu, griff beide Vorhänge und warf sie weit auseinander. Sonnenlicht fiel sofort bündelweise in das Zimmer und tauchte die Stapel von Büchern und Papieren in ein sanftes, goldenes Licht ... und wanderte gerade bis zum Rand seines Schreibtischs. Der Teil von dem Zimmer, in dem sein Schreibtisch und die Tür sich befanden, war jedoch immer noch in Schatten getaucht.
„Bitte fahren Sie fort, Mylord“, sagte sie. „Sie schmeicheln mir.“
Er blickte noch finsterer drein. „Miss Woodmore, Sie sind unmöglich.“
„Noch mehr Schmeichelei, Lord Corvindale? Unter uns gesagt“, fuhr sie fort, „der wichtigste Teil, wenn man ein Siegel unerkannt öffnen will, ist nicht das Öffnen, sondern vielmehr der Teil, wenn man es wieder schließt. Man muss darauf achten, dass die Ränder der Wachslinien wieder genau auf dem ursprünglichen Umriss zu liegen kommen.“
„Sehr verbunden, Miss Woodmore, ich werde heute Nachmittag ruhiger schlafen können, nachdem ich auch diesen Kunstgriff gelernt habe.“ Bildete sie es sich ein, oder hatte er die Mundwinkel leicht nach oben gezogen?
Nein. Absurd.
„Ich nehme an, Sie erwarten von Mrs. Hunburgh, Ihnen etwas Besonderes für Ihren Tee mit Mr. Bradington heute Nachmittag vorzubereiten“, sagte Corvindale und schaute wieder auf das Papier, das sich in seinen Händen zusammenrollen wollte, und tauchte die Feder ein.
Maia öffnete den Mund, um das Offensichtliche zu fragen, aber schloss ihn dann wieder. Natürlich würde Corvindale über alles Bescheid wissen, was in seinem Haus passierte. „Nein, denn“, erwiderte sie, „ich bin sicher, dass Alexander und ich unsere Verabredung nicht auf den Salon beschränken wollen. Ein Spaziergang im Garten wird zauberhaft sein. Würden Sie nicht auch sagen, Mylord?“
„Ich selbst würde das sicherlich dem Salon vorziehen.“ Er schaute wieder auf seine Arbeit, und Maia fiel auf, wie aufrichtig er diese Antwort wirklich meinte. Für einen Augenblick schämte sie sich ihres schneidenden Kommentars etwas. Aber dann sprach er weiter, und all ihre Gewissensbisse verflogen. „So werde ich nicht verpflichtet sein, Ihrem Gekicher zuzuhören, noch seinen Ergüssen dazu, wie schön Sie doch seien, und den übrigen, unvermeidlichen Belanglosigkeiten, die Sie sich sicherlich sagen werden.“
Maia biss die Zähne zusammen, aber sagte nichts. Sie hatte es wohl herausgefordert, zumindest dieses eine Mal. Sie erwog kurz, auch den letzten der drei Vorhänge zu öffnen und seinen Zorn weiter heraufzubeschwören und – weil das Kratzen seiner Feder auf dem Papier sie unerklärlich wütend machte – war sie kurz davor.
„Immer noch hier, Miss Woodmore?“
Später wurde ihr klar, dass es dieser einstudierte, betont gleichgültige Ausdruck auf seinem Gesicht war, der alles auslöste. Da war nicht die Spur von Scham, oder Mitgefühl, oder Rücksichtnahme darin. Nur Langeweile war dort zu sehen, und selbst die nur angedeutet. Der Mann hatte weniger Gefühle als ein Haufen Ziegelsteine.
Und das war es, was sie hochgehen ließ.
„Jawohl, Lord Corvindale, ich bin immer noch hier, obwohl der Himmel nur wissen mag, warum ich weiterhin in der Gesellschaft eines solchen widerlichen Scheusals von Mann verweile. Sie haben mich ausgenutzt – unsere Lage gestern ausgenutzt. Und ich verlange eine Entschuldigung. Sie mögen ein Vampir sein, aber das gibt Ihnen nicht das Recht, Frauen zu – sie dazu zu kriegen, dass...“ Hier versagte ihr die Stimme, denn das Letzte, was Maia wollte, war das Vorgefallene in Worte zu fassen. Denn wenn sie das tat, würde sie sich an alle Einzelheiten der gestrigen Nacht erinnern müssen.
Und das wäre unklug.
„Ich hätte kompromittiert werden können, Lord Corvindale“, schloss sie.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und sein Mund wurde zu einer harten Linie. „Miss Woodmore, Sie vergessen sich. Ich habe Ihnen gestattet, Ihre Missachtung meiner Gastfreundschaft und meiner ausdrücklichen Wünsche zur Schau zur stellen, indem Sie Vasen mit Blumen in jeder Ecke meines Hauses aufstellen – dieser Raum mit eingeschlossen – und die Vorhänge in den Salons aufziehen, sowie ihre Handschuhe und Schals und Schuhe auf Tischen herumliegen lassen, und muss Ihnen und Ihrer Schwester und meiner Schwester und Ihrem Gekicher den lieben langen Tag zuhören. Selbst Ihr Eindringen in meine privaten Gemächer und in dieses Arbeitszimmer habe ich hingenommen. Aber Sie werden von mir für die Ereignisse der frühen Morgenstunden heute keine Entschuldigung bekommen.“
„Mein Bruder hat immer nur gut von Ihnen gesprochen, Mylord“, sagte Maia und versuchte, ihre Stimme nicht zittern zu lassen. „Er hat mich in dem Glauben gelassen, Sie wären ein Mann von Ehre; und dass er uns aus diesem Grund Ihrer Obhut anvertraut hat. Und ich war auch bereit, Ihre Unhöflichkeit und Arroganz hinzunehmen, und mittlerweile auch die Tatsache, dass Sie ein Vampir sind. Aber dass Sie letzte Nacht mein Vertrauen derart missbraucht haben, kann ich keinesfalls hinnehmen.“
Ein kurzes, hartes Lachen war von ihm zu hören. Auch bitter. „Im Gegenteil, Miss Woodmore. Ich bedauere sehr, Ihnen hiermit mitteilen zu müssen, dass ungeachtet all meiner Bemühungen – Sie Ihrer Erinnerung an mein leidiges Schicksal als Drakule zu berauben – all diese Bemühungen fruchtlos waren. Um es kurz zu fassen, Miss Woodmore, Sie scheinen jetzt auf irgendeine Weise immun gegen den Bann, oder auch Zauber, eines Drakule zu sein.“
„Was–“, Maia wurde zur Salzsäule, und starrte ihn an. „Das ist Unsinn.“
Er hob eine Augenbraue. „Ich wünschte, dem wäre so, Miss Woodmore. Trotz dreier Versuche gestern Abend, und obwohl ich in der Vergangenheit hunderte Male erfolgreich gewesen bin, war ich nicht in der Lage, Sie zu hypnotisieren. Sie waren niemals unter meinem Bann, was heißt, dass Sie sich der Geschehnisse voll bewusst waren und alles, was dort in der Kutsche geschehen ist, Ihrem ausdrücklichen Willen entsprach.“