40   DAS KLOSTER 

 

Es war gerade Mitternacht, als Lung wieder den Indus erreichte. Das Wasser glitzerte im Sternenlicht. Das Flusstal war weit und fruchtbar geworden. Ben erkannte Felder und Hütten in der Dunkelheit. Hoch über ihnen, auf der anderen Flussseite, am steilen Hang eines Berges, lag das Kloster. Seine hellen Mauern leuchteten im Licht des abnehmenden Mondes wie weißes Papier.

»Das ist es!«, flüsterte Ben. »Genau so hat es ausgesehen. Ganz genau so.«

Das Flugzeug von Lola Grauschwanz flog brummend an seine Seite. Die Ratte schob das Cockpit auf und lehnte sich zu Ben herüber.

»Na?«, rief sie durch den Propellerlärm. »Ist es das richtige?«

Ben nickte.

Lola klappte zufrieden ihr Dach wieder zu und schwirrte nach vorn. Ihr Flugzeug war viel schneller, als sie gedacht hatten, aber trotzdem war dies für Lung der gemächlichste Flug der ganzen Reise gewesen. Lautlos glitt der Dache über das weite Tal, ließ den Fluss hinter sich und schwebte auf die hohen Mauern des Klosters zu.

Mehrere Gebäude, große und kleine, klebten eng zusammengedrängt am Fels. Ben sah hohe, fensterlose Steinsockel, Wände, die schräg nach oben wuchsen, schmale, dunkle Fenster, flache Dächer, Mauern und Wege, die sich wie Bänder aus Stein die Berge hinunterwanden.

»Wo soll ich landen?«, rief Lung der Ratte zu.

»Auf dem Platz vor dem Haupthaus!«, rief Lola zurück. »Vor diesen Menschen brauchst du dich nicht zu fürchten. Außerdem schlafen um diese Zeit alle. Ich flieg schon mal voraus.« Mit lautem Gesumm verschwand das kleine Flugzeug in der Tiefe.

»Da, seht mal!«, rief Schwefelfell, als Lung über dem Platz vor dem größten Gebäude kreiste. »Da unten ist der Professor!« Der Drache ließ sich sinken.

Eine lange Gestalt erhob sich von den Stufen der Klostertreppe und lief auf Lung zu.

»Du meine Güte, ich hab mir schon Sorgen gemacht«, rief Barnabas Wiesengrund. »Wo wart ihr bloß so lange?« Seine Stimme hallte zwischen den alten Mauern, aber noch rührte sich nichts. Nur ein paar Mäuse huschten über die Steine.

»Ach, wir mussten nur verhindern, dass unser Menschlein im Magen eines Riesenvogels endet«, antwortete Schwefelfell und kletterte mit seinem Rucksack von Lungs Rücken.

»Was?« Der Professor sah erschrocken zu Ben hinauf.

»War nicht so schlimm«, sagte Ben und rutschte an dem Drachenschwanz herunter.

»Nicht so schlimm?«, rief der Professor, als Ben neben ihm stand. »Du bist völlig zerkratzt.«

»Zerkratzt, aber nicht gefressen«, stellte Schwefelfell fest. »Das ist doch was, oder?«

»Na ja, wenn du es so siehst.« Barnabas Wiesengrund machte einen Schritt zurück und trat fast auf das Flugzeug der Ratte.

»He, he!«, rief sie mit schriller Stimme. »Nun mal etwas vorsichtig, großer Mann, ja?«

Überrascht drehte der Professor sich um. Lola Grauschwanz kletterte aus ihrem Cockpit und hüpfte mit einem Plumps vor seine Füße.

»Hab schon viel von Ihnen gehört, Professor!«, rief sie.

»Ach ja? Ich hoffe, nur Gutes.« Barnabas Wiesengrund ging in die Knie und schüttelte der Ratte vorsichtig die Pfote. »Angenehm«, sagte er. »Mit wem habe ich das Vergnügen?«

Lola kicherte geschmeichelt. »Grauschwanz«, antwortete sie, »Lola Grauschwanz, Pilotin, Kartografin und in diesem besonderen Fall: Reiseführerin.«

»Wir hatten uns etwas verflogen«, erklärte Schwefelfell und trat neben die beiden. »Wie ist es dir ergangen, Professor?«

»Oh, wir hatten eine ruhige Fahrt.« Barnabas Wiesengrund richtete sich mit einem Seufzer wieder auf. »Allerdings behauptet Guinever«, er kratzte sich den Kopf und blickte hinauf zu den dunklen Klosterfenstern, »ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, ob ich euch das erzählen soll ...«

»Was behauptet sie?«, fragte Ben. Fliegenbein lehnte sich gähnend an seine Wange.

»Guinever ...«, der Professor räusperte sich, »Guinever behauptet, Nesselbrand gesehen zu haben.«

»Wo?«, rief Schwefelfell. Fliegenbein hörte vor Schreck auf zu gähnen. Lung und Ben wechselten besorgte Blicke.

»Was gibt's?« Lola drängte sich zwischen den langen Beinen hindurch und blickte neugierig von einem zum anderen.

»Uns verfolgt jemand!«, knurrte Schwefelfell. »Wir dachten, wir wären ihn los. Aber vielleicht haben wir uns geirrt.«

»Wie wäre es mit einem kleinen Erkundungsflug?«, fragte Lola hilfsbereit. »Sagt mir, wie euer Verfolger aussieht und wo etwa er sich herumtreiben könnte, dann bin ich schon weg.«

»Das würdest du tun?«, fragte Lung.

»Aber sicher.« Die Ratte strich sich über die Ohren. »Mach ich gern. Ist mal was anderes, als für Onkelchen blöde Berge und langweilige Täler auszumessen. Also, wonach soll ich mich umgucken? Kobold, Mensch, Drache oder vielleicht so was wie der Kleine? Homikelpus oder so ähnlich?«

Lung schüttelte den Kopf. »Es ist ein Drache«, antwortete er. »Viel größer als ich. Mit Schuppen aus Gold ...«

»Er hat einen Steinzwerg dabei«, fügte Barnabas Wiesengrund hinzu. »Einen Zwerg mit einem viel zu großen Hut. Meine Tochter glaubt, die beiden im Fluss gesehen zu haben, westlich der großen Hängebrücke, da, wo die Straße von einem Erdrutsch verschüttet ist.«

»Kenn ich, kenn ich«, sagte Lola Grauschwanz lässig. »Werd gleich losschwirren und mich umsehen.«

Wie der Blitz war die dicke Ratte wieder in ihrem Flugzeug. Der Motor schnurrte los und die kleine Maschine schoss hinauf in den sternklaren Himmel. Bald war sie sogar für Schwefelfells scharfe Augen verschwunden.

»Ein flinkes Mädchen«, sagte der Professor bewundernd. »Es beruhigt mich sehr, dass sie sich ein bisschen für uns umsieht. Woher kennt ihr sie?«

»Och, diese Ratten sind überall«, antwortete Schwefelfell und sah sich um. »Man braucht bloß zu warten, schon läuft einem eine über den Weg.«

»Sie ist die Nichte der Ratte, die uns die Karte verkauft hat«, erklärte Ben. »Ihr Onkel hat sie hergeschickt, um noch ein paar weiße Stellen in den Bergen zu vermessen.« Er sah den Professor an. »Lola behauptet, dass es den Saum des Himmels nicht gibt.

Barnabas Wiesengrund erwiderte nachdenklich Bens Blick.

»Sagt sie das? Nun, ich würde an deiner Stelle zunächst nur dem trauen, was der Dschinn dir gezeigt hat. Mit der Enträtselung seiner Anweisungen werden wir uns jetzt gleich beschäftigen. Komm!« Er legte Ben den Arm um die Schultern und führte ihn auf die große Treppe zu, die zum Haupthaus des Klosters hinaufführte. »Ich will euch jemanden vorstellen. Ich habe ihm alles von eurer Suche erzählt und er erwartet euch schon lange.« Lung und Schwefelfell folgten den beiden die vielen Stufen hinauf.

»Dies ist der Dükhang«, erklärte Barnabas Wiesengrund, als sie vor der schweren Eingangstür standen. Sie war mit fremdartigen Gestalten bemalt und der Türgriff war kunstvoll geschmiedet. »Es ist die Gebets- und Versammlungshalle der Mönche. Aber denkt nicht, dass es hier so zugeht wie in unseren Kirchen. Hier wird viel gelacht, es ist ein fröhlicher Ort.« Dann stieß er die schwere Tür auf.

Die Halle, in die sie traten, war so hoch, dass selbst Lung aufrecht darin stehen konnte. Es war dunkel, aber unzählige Lampen brannten flackernd in dem großen Raum. Hohe Säulen trugen die Decke. Die Wände waren bemalt und zwischen Regalen voller uralter Bücher hingen große Bilder. Sie waren so bunt und fremdartig, dass Ben am liebsten vor jedem stehen geblieben wäre. Aber der Professor führte sie weiter. Zwischen den Säulen waren niedrige Sitzreihen. In der vordersten wartete ein kleiner Mann mit kurz geschorenem grauen Haar auf sie. Er trug ein leuchtend rotes Gewand und lächelte, als der Professor und Ben auf ihn zukamen.

Lung folgte zögernd. Zum zweiten Mal in seinem Leben betrat er ein Menschenhaus. Das Licht der tausend Lämpchen ließ seine Schuppen schillern. Seine Krallen schabten über den Boden und sein Schwanz schleifte mit leisem Rascheln hinter ihm her. Schwefelfell blieb dicht neben ihm, die Pfote auf Lungs warmen Schuppen, während ihre Ohren nervös zuckten und ihr Blick von einer Säule zur nächsten huschte.

»Bäume«, flüsterte sie Lung zu, »sie haben Steinbäume hier.« Als sie vor dem Mönch stehen blieben, verbeugte er sich vor ihnen.

»Darf ich vorstellen«, sagte Barnabas Wiesengrund, »das ist der ehrwürdige Lama dieses Klosters. Er ist der ranghöchste Mönch hier.«

Der Lama begann mit leiser Stimme zu sprechen. »Herzlich willkommen im Kloster der Mondsteine«, übersetzte Fliegenbein für Ben. »Wir freuen uns sehr. Die Ankunft eines Drachen kündigt nach unserem Glauben ein großes, glückliches Ereignis an. Aber ebenso groß ist unsere Freude darüber, dass wir nach langer Zeit endlich wieder einen Drachenreiter unter unserem Dach begrüßen können.«

Überrascht sah Ben von dem Mönch zum Professor.

Barnabas Wiesengrund nickte. »Ja, ja, du hast richtig verstanden. Der Drachenreiter, dessen Grabmal uns Subaida gezeigt hat, war hier. Mehrmals sogar, wenn ich meinen Freund richtig verstanden habe. Sie haben sogar ein Bild, das an ihn erinnert. Es hängt dort drüben.«

Ben drehte sich um und ging auf die Wandnische zu, auf die der Professor zeigte. Zwischen zwei Regalen hing ein großes Rollbild, auf dem ein fliegender Drache mit einem Jungen auf dem Rücken zu sehen war. Hinter ihm saß eine kleine Gestalt.

»Schwefelfell!«, rief Ben und winkte das Koboldmädchen aufgeregt zu sich. »Guck mal, die sieht fast so aus wie du, oder?«

Auch Lung trat näher. Neugierig schob er seinen Kopf über Bens Schulter. »Wirklich, Schwefelfell«, sagte er verblüfft. »Diese Gestalt sieht aus wie du.«

»Na ja«, Schwefelfell zuckte die Achseln, aber sie konnte ein stolzes Lächeln nicht verbergen, »Drachen hatten schon immer eine Vorliebe für Kobolde. Das ist doch bekannt.«

»Ein Unterschied fällt mir auf«, wisperte Fliegenbein von Bens Schulter. »Dieser hat vier Arme.«

»Vier Arme?« Schwefelfell trat noch etwas näher an das Bild heran. »Stimmt«, murmelte sie. »Aber ich glaub, das hat nichts zu bedeuten. Guckt euch doch mal um. Auf den Bildern haben fast alle jede Menge Arme.«

»Stimmt«, sagte Ben und blickte sich um. Viele der Bilder an den Wänden zeigten Gestalten mit mehreren Armen. »Was bedeutet das wohl?«

»Kommt her und seht euch das an!«, rief der Professor in diesem Moment. »Der Drachenreiter hat damals etwas hier gelassen!«

Der Lama führte sie zu einem kleinen hölzernen Schrein, der in einer Nische neben dem Altar der Gebetshalle stand.

»Das«, übersetzte Fliegenbein wieder, »sind die heiligen Mondsteine, die der Drachenreiter dem Kloster geschenkt hat. Sie bringen Glück und Gesundheit und halten böse Geister fern von diesem Tal.«

Die Steine waren weiß wie Milch und kaum größer als Bens Faust. In ihrem Innern war ein Leuchten, als wäre das Mondlicht darin gefangen.

»Zerschlage das Licht des Mondes!«, flüsterte Ben und sah Lung an. »Erinnerst du dich? Meinst du, der Dschinn hat einen von den Steinen da gemeint?«

Der Drache wiegte nachdenklich den Kopf. Barnabas Wiesengrund übersetzte dem Lama Bens Worte. Der Mönch lächelte und sah den Jungen an.

»Er sagt«, raunte Fliegenbein Ben ins Ohr, »dass er nach dem Morgenmahl dem Drachenreiter zurückgeben wird, was sein ist. Damit er damit tun kann, wozu er hergekommen ist.«

»Heißt das, er gibt mir einen von den heiligen Steinen?« Ben sah erst Lung und dann den Lama an. Der Mönch nickte.

»Ja, ich glaube, du hast ihn richtig verstanden«, sagte Barnabas Wiesengrund.

Ben machte eine verlegene Verbeugung vor dem Mönch. »Danke. Das ist wirklich sehr nett. Aber meinen Sie nicht, das Glück geht verloren, wenn ich ihn zerschlage?« Der Professor übersetzte dem Lama Bens Frage. Der Mönch lachte laut. Er nahm Ben bei der Hand und zog ihn mit sich.

»Drachenreiter«, übersetzte Fliegenbein, »kein Stein kann so viel Glück einschließen, wie der Besuch eines Drachen bringt. Aber du musst fest zuschlagen, damit der Mondstein auch wirklich zerbricht, denn die, die du damit rufen willst, schlafen gern und lange. Nach dem Frühstück zeige ich dir den Kopf des Drachen. «

Ben blickte den Mönch erstaunt an. »Haben Sie ihm das alles erzählt?«, fragte er den Professor mit leiser Stimme. »Das, was der Dschinn erzählt hat, mein ich?«

»Das musste ich nicht«, flüsterte Barnabas Wiesengrund zurück. »Er wusste schon alles. Du scheinst eine Prophezeiung nach der anderen zu erfüllen. Du steckst mitten in einer uralten Geschichte, mein Junge.«

»Unglaublich«, murmelte Ben und sah sich noch einmal nach dem Schrein mit den Mondsteinen um. Dann folgten er und die anderen dem Lama ins Freie, wo die Sonne sich rot leuchtend über die schneebedeckten Gipfel schob. Zwischen den Klostergebäuden wimmelte es jetzt von Mönchen. Ben stellte erstaunt fest, dass einige davon jünger waren als er selbst.

»Da sind ja Kinder dabei«, raunte er Barnabas Wiesengrund zu.

Der Professor nickte. »Ja, natürlich. Die Menschen hier glauben, dass wir alle viele Leben auf diesem Planeten verbringen. Jedes dieser Kinder kann deshalb älter sein als der älteste der erwachsenen Mönche. Eine interessante Vorstellung, nicht wahr?«

Ben nickte verwirrt.

Plötzlich kam Unruhe in das friedliche Gewimmel auf dem Klosterplatz. Lung hatte seinen langen Hals aus der Tür des Dükhang geschoben. Die meisten Mönche blieben wie angewurzelt stehen. Der Lama hob die Hände und rief ein paar Worte in die Menge.

»Er sagt«, flüsterte Fliegenbein, »dass Glück von Lungs Schuppen rieseln wird wie Mondschnee und dass du und Schwefelfell Drachenreiter seid, die ihre Hilfe brauchen.«

Ben nickte und blickte auf alle die Gesichter hinunter, die erstaunt, aber ohne Furcht, zu dem Drachen hinaufsahen.

»Ben«, flüsterte Barnabas Wiesengrund ihm zu, »zum Frühstück wird es gleich Tsampa, geröstetes Gerstenmehl, und heißen Buttertee geben. Er ist sehr gesund und nützlich in diesen Höhen, aber es kann einem ziemlich schlecht werden, wenn man das erste Mal davon kostet. Soll ich dich entschuldigen und du leistest Guinever Gesellschaft, solange das Essen dauert? Sie hat bestimmt ein Frühstück für dich, das dir besser schmeckt.« Ben blickte zum Lama hinüber. Der erwiderte seinen Blick und lächelte. Dann raunte er Fliegenbein etwas ins Ohr.

»Der Lama sagt«, übersetzte der Homunkulus, »dass er durchaus ein paar Worte unserer Sprache versteht und dass es dir, Drachenreiter, keinesfalls als Unhöflichkeit ausgelegt werden wird, wenn du auf den Genuss von Tsampa und Buttertee verzichtest und stattdessen die Gesellschaft der klugen Tochter des Professors suchst.«

»Danke«, stammelte Ben und schenkte dem Lama sein Lächeln zurück. »Fliegenbein, sag ihm, dass es mir hier sehr gefällt und ...«, er sah hinüber zu den Bergen, die sich auf der anderen Seite des Tals erhoben, »... und dass ich mich hier irgendwie zu Hause fühle, obwohl alles ganz anders ist als da, wo ich herkomme. Wirklich ganz anders. Sag ihm das, ja? Nur mit besseren Worten.«

Fliegenbein nickte und wandte sich wieder dem Lama zu, der dem Homunkulus aufmerksam lauschte und dann mit seinem leisen Lächeln antwortete.

»Der Lama sagt«, gab Fliegenbein an Ben weiter, »dass es seiner Meinung nach durchaus möglich ist, dass du schon einmal hier gewesen bist. In einem anderen Leben.«

»Komm, Drachenreiter«, sagte Barnabas Wiesengrund, »bevor dir der Kopf von so viel Weisheit platzt, bringe ich dich jetzt erst mal zu Guinever. Und wenn das Frühstück vorbei ist, hole ich dich ab.«

»Was meinst du, Barnabas, was sollten Schwefelfell und ich tun?«, fragte Lung und streckte seine Schnauze über die Schulter des Professors.

»Oh, diese Menschen werden sich nach deinen Wünschen richten, Lung«, antwortete Barnabas Wiesengrund. »Wie wäre es, wenn du dich zum Schlafen einfach in den Dükhang legst? Niemand wird dich dort stören, im Gegenteil, sie werden dich so mit Gebeten überschütten, dass du den Saum des Himmels einfach finden musst.«

»Und ich?«, fragte Schwefelfell. »Was wird mit mir, solange Lung schläft und ihr Buttertee trinkt? Ich mag keinen Tee und ich mag keine Butter, also schon gar keinen Buttertee.«

»Dich bringe ich auch zu Guinever«, sagte der Professor. »Es gibt ein herrlich weiches Bett in unserem Zimmer und ihre Kekse schmecken dir bestimmt auch.«

Dann führte er die beiden die Stufen hinunter, durch die Menge der ehrfürchtig dastehenden Mönche, hin zu einem kleinen Haus, das sich an die hoch aufragende Mauer des Dükhang lehnte.

Lung aber folgte dem Lama in die große Gebetshalle, rollte sich zwischen den Säulen zusammen und schlief tief und fest, während die Mönche um ihn herum saßen und mit leisen Stimmen ihre Gebete murmelten, mit denen sie alles Glück der Erde und des Himmels auf die Schuppen des Drachen herabwünschten.