30 Miller

Sie saßen auf dem Boden und lehnten sich an eine Reihe Pachinko-Automaten, an denen niemand mehr spielte, um das Hin und Her der Gewalt zu beobachten, als sei es ein Fußballspiel. Miller hatte sich den Hut über das angewinkelte Knie gestülpt. Er spürte die Vibrationen im Rücken, wenn ein Display die Werbung abspielte. Die Lichter glitzerten und glühten. Holden atmete schwer, als hätte er einen Wettlauf bestritten. Vor ihnen bereiteten sich die Casinoebenen von Eros auf den Tod vor, als seien sie einem Gemälde von Hieronymus Bosch entsprungen.

Die Angriffslust der Zivilisten war fürs Erste dahin. Männer und Frauen sammelten sich in kleinen Gruppen. Wächter schritten zwischen ihnen hindurch, drohten und zerstreuten jede Gruppe, die zu groß und zu aufmüpfig schien. Irgendetwas brannte so stark, dass die Luftreiniger den Geruch von verkohltem Plastik nicht mehr entfernen konnten. Die Schreie und das Weinen verzweifelter Menschen übertönten hier und dort die Bhangra-Musik. Irgendein Idiot rief den sogenannten Cops zu, er sei Anwalt, er zeichne alles auf und werde demjenigen, der verantwortlich war, großen Ärger bereiten. Einige Leute scharten sich um den Schauplatz der Konfrontation. Der Mann in der Krawallmontur hörte zu, nickte und verpasste dem Anwalt einen Schuss in die Kniescheibe. Die Menge zerstreute sich sofort, nur eine Frau, die Ehefrau oder Freundin des Anwalts, beugte sich über den kreischenden Mann. In Millers Kopf löste sich die Welt langsam auf.

Er hatte zwei verschiedene Bewusstseinszustände. Einer war der alte Miller, den er kannte. Der andere überlegte, was geschehen würde, wenn er herauskam, welches der nächste Schritt wäre, um die Punkte zwischen der Phoebe-Station, Ceres, Eros und Juliette Mao zu verbinden, und wie er den Fall lösen konnte. Diese Version betrachtete die Menge, wie er die Gaffer an einem Tatort betrachtet hätte. Er wartete auf Einzelheiten, auf irgendeine Veränderung, die seine Aufmerksamkeit erregte. Etwas, das ihm die richtige Richtung wies, damit er das Geheimnis lüften konnte. Es war der kurzsichtige, idiotische Teil in ihm, der sich seine eigene Vernichtung nicht vorstellen konnte. Es musste doch irgendwie weitergehen.

Der andere Miller war völlig anders. Ruhiger. Trauriger vielleicht, aber im Frieden mit sich und der Welt. Vor vielen Jahren hatte er ein Gedicht mit dem Titel »Das Todes-Selbst« gelesen. Den Titel verstand er erst jetzt. Tief in seiner Psyche hatte sich ein Knoten aufgelöst. All die Energie, die er darauf verwendet hatte, die Dinge beisammenzuhalten – Ceres, seine Ehe, seine Karriere und sich selbst –, wurde frei. Im Verlauf des letzten Tages hatte er mehr Menschen angeschossen und getötet als während seiner ganzen Laufbahn als Cop. Allmählich konnte er sich sogar eingestehen, dass er sich in das Objekt seiner Suche verliebt hatte, da er nun sicher sein konnte, Julie verloren zu haben. Auch musste er einsehen, dass das Chaos, dessen Bekämpfung er sein Leben gewidmet hatte, stärker, größer und unendlich mächtiger war als er. Kein Kompromiss, den er hätte eingehen können, wäre genug. Sein Todes-Selbst entfaltete sich in ihm, das dunkle Aufblühen erforderte keinerlei Anstrengung. Es war eine Erleichterung, eine Entspannung, ein gedehntes, tiefes Ausatmen, nachdem er endlos lange die Luft angehalten hatte.

Er lag in Trümmern, aber das war in Ordnung, denn er starb.

»He«, sagte Holden. Die Stimme klang kräftiger, als Miller es dem Mann zugetraut hätte.

»Ja?«

»Haben Sie als Kind mal Misko und Marisko gesehen?«

Miller runzelte die Stirn. »Diese Kindersendung?«

»Die Sendung mit den fünf Dinosauriern und dem bösen Mann mit dem großen rosafarbenen Hut«, erklärte Holden. Er summte eine fröhliche, lebhafte Melodie. Miller schloss die Augen und sang mit. Früher hatte es mal Worte zu der Melodie gegeben. Jetzt waren es nur noch aufsteigende und fallende Tonfolgen in einer Dur-Tonart, die jede Dissonanz mit der folgenden Note sofort wieder auflöste.

»Hab ich wohl mal gesehen«, sagte Miller, als sie das Ende erreicht hatten.

»Die Sendung hat mir sehr gefallen. Vermutlich war ich acht oder neun, als ich sie das letzte Mal gesehen habe«, erklärte Holden. »Seltsam, wie sich so etwas einprägt.«

»Ja«, stimmte Miller zu. Er hustete, wandte den Kopf ab und spuckte etwas Rotes aus. »Wie geht es Ihnen?«

»Bis jetzt ganz gut«, sagte Holden, um einen Moment später hinzuzufügen: »Jedenfalls solange ich nicht aufstehe.«

»Übelkeit?«

»Ja, ein bisschen.«

»Ich auch.«

»Was ist das hier?«, fragte Holden. »Ich meine, was, zur Hölle, hat das alles zu bedeuten? Warum tun sie das?«

Es war eine berechtigte Frage. Es war leicht, Eros und jede andere Station im Gürtel zu zerstören. Jeder, der ein wenig von der Himmelsmechanik verstand, konnte mühelos einen Felsen in Bewegung setzen, der die Station zertrümmern würde. Protogen hatte einen großen Aufwand betrieben. Es wäre einfacher gewesen, die Luftversorgung abzuklemmen, mit Drogen zu versetzen oder sonst etwas zu tun. Dies war kein einfacher Mord, auch kein Völkermord.

Außerdem die Überwachungsgeräte. Kameras, Kommunikationsanlagen, Sensoren für Luft und Wasser. Es gab nur zwei Gründe, so etwas zu tun. Entweder machte es die verrückten Drecksäcke von Protogen heiß, wenn sie Leuten beim Sterben zusahen, oder …

»Sie wissen es nicht«, sagte Miller.

»Was?«

Er drehte sich zu Holden herum. Der erste Miller, der Detective und Optimist, derjenige, der alles genau wissen musste, hatte wieder die Führung übernommen. Das Todes-Selbst sträubte sich nicht, das war nicht seine Art. Es kämpfte überhaupt nicht. Miller hob die Hand, als hielte er einem Neuling einen Vortrag.

»Sie wissen nicht, was es zu bedeuten hat, oder … sie wissen nicht, was passieren wird. Dies hier ist nicht eingerichtet wie eine Folterkammer, aber die Vorgänge werden überwacht. Sensoren für Wasser und Luft. Es ist eine Petrischale. Sie wissen nicht, wozu das Zeug, das Julie getötet hat, imstande ist, und auf diese Weise finden sie es jetzt heraus.«

Holden runzelte die Stirn.

»Haben sie denn keine Laboratorien? Einrichtungen, wo man das Zeug Tieren verabreichen kann, oder so? Wenn das hier ein Experiment sein soll, ist es wohl ziemlich aus dem Ruder gelaufen.«

»Vielleicht brauchen sie eine große Menge von Daten«, überlegte Miller. »Oder es geht gar nicht um die Leute, sondern um das, was mit der Station passiert.«

»Dieser Gedanke muntert mich ungemein auf«, sagte Holden.

Die eingebildete Julie Mao strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Sie runzelte die Stirn und blickte ihn nachdenklich, interessiert und besorgt an. Es musste einen Grund für das alles geben. Es war wie bei den komplizierten Gleichungen der Himmelsmechanik. Die Kurven und Bahnen wirkten willkürlich, bis auf einmal alle Variablen zusammenpassten. Julie lächelte ihn an. Julie, wie sie früher gewesen war. In seiner Vorstellung. Der Miller, der sich noch nicht dem Tod ergeben hatte, lächelte zurück. Dann war sie fort, und er hörte wieder den Lärm der Pachinko-Automaten und das leise, dämonische Heulen der Menge.

Wieder ging eine Gruppe – etwa zwanzig geduckte Männer, die sich bewegten wie Verteidiger beim Rugby – gegen die Söldner vor, die den Ausgang zum Hafen verteidigten. Die Bewaffneten mähten sie nieder.

»Wenn wir genug Leute hätten, könnten wir es schaffen«, sagte Holden, sobald das Maschinenpistolenfeuer erstarb. »Sie können uns nicht alle töten.«

»Dazu sind die Streifen unterwegs«, sagte Miller. »Sie sorgen dafür, dass niemand eine große Gruppe sammeln kann. Sie halten die Leute ständig in Bewegung.«

»Aber wenn es ein Mob wäre, eine wirklich große Menge, dann …«

»Vielleicht«, stimmte Miller zu. In seiner Brust knackte etwas, das er noch nie gehört hatte. Er holte tief und langsam Luft, und es knackte erneut. Er spürte es im linken Lungenflügel.

»Wenigstens ist Naomi davongekommen«, sagte Holden.

»Das ist gut.«

»Sie ist erstaunlich. Sie würde Amos und Alex nie in Gefahr bringen, wenn sie es vermeiden kann. Ich meine, sie ist wirklich gut. Professionell und stark, verstehen Sie? Ich meine, sie ist wirklich …«

»Hübsch ist sie auch«, warf Miller ein. »Schöne Haare, und erst die Augen.«

»Nein, das meinte ich nicht«, widersprach Holden.

»Halten Sie sie nicht für eine gut aussehende Frau?«

»Sie ist mein XO«, erwiderte Holden »Sie ist … Sie wissen schon …«

»Unantastbar.«

Holden seufzte.

»Sie ist doch entkommen, oder?«

»Das ist ziemlich sicher.«

Sie schwiegen. Einer der Angreifer hustete, stand auf und humpelte ins Casino zurück. Aus einem Loch im Brustkorb rann Blut. Die Bhangra-Musik wich einem Afropop-Medley. Eine leise, leidenschaftliche Stimme sang in Sprachen, die Miller nicht beherrschte.

»Sie wartet auf uns«, sagte Holden. »Glauben Sie nicht, dass sie auf uns wartet?«

»Das ist ziemlich sicher«, antwortete Millers Todes-Selbst, dem es herzlich gleichgültig war, ob es der Wahrheit entsprach. Er dachte längere Zeit darüber nach, dann wandte er sich wieder an Holden. »He, nur damit Sie es wissen, ich bin gerade nicht besonders gut in Form.«

»In Ordnung.«

»Schon gut.«

Die orangefarbenen Warnlampen über der Röhrenbahn wechselten nach Grün. Miller beugte sich neugierig vor. Sein Rücken fühlte sich klebrig an, aber das war sicher nur Schweiß. Auch andere Leute hatten die Veränderung bemerkt. Wie eine Strömung in einem Wassertank wanderte die Aufmerksamkeit der Zivilisten von den Söldnern, die den Weg zum Hafen blockierten, zu den Stahltüren der Röhrenbahnstation.

Die Türen gingen auf, und die ersten Zombies erschienen. Männer und Frauen mit glasigen Augen und schlaffen Muskeln stolperten aus den Türen heraus. Im Rahmen seiner Ausbildung auf der Ceres-Station hatte Miller Dokumentarfilme über hämorrhagisches Fieber gesehen. Genau so bewegten sich diese Leute: antriebslos und fremdbestimmt. Wie bei tollwütigen Hunden, deren Bewusstsein schon der Krankheit zum Opfer gefallen war.

»He«, sagte Miller und legte Holden eine Hand auf die Schulter. »Jetzt geht es los.«

Ein älterer Mann, der die Kluft der Notdienste trug, näherte sich den torkelnden Neuankömmlingen. Er hatte die Hände ausgestreckt, als wollte er die Zombies allein mit seiner Willenskraft bändigen. Der Erste richtete die leeren Augen auf ihn und erbrach einen Schwall von brauner Pampe, die ihnen sehr bekannt vorkam.

»Sehen Sie«, sagte Holden.

»Ich hab’s gesehen.«

»Nein, sehen Sie hin!«

Überall auf der Casinoebene sprangen die Lichter vor der Röhrenbahn um und verkündeten das Ende der Sperrung. Die Türen öffneten sich, und die Leute strömten in die Zugänge und hofften, den toten Männern und Frauen ausweichen zu können, die ihnen von dort entgegenkamen.

»Kotzende Zombies«, sagte Miller.

»Aus den Strahlenschutzräumen«, bestätigte Holden. »Dieses Ding, dieser Organismus wächst doch durch Strahlung schneller, oder? Deshalb hat diese, wie hieß sie noch, so sehr auf das Licht und den Vakuumanzug geachtet.«

»Richtig, und sie hieß übrigens Julie. Die Inkubatoren waren genau dazu gedacht.« Miller seufzte und überlegte, ob er aufstehen sollte. »Tja, dann sterben wir vielleicht doch nicht an der Strahlenkrankheit.«

»Warum pumpen sie den Mist nicht einfach durch die Luftversorgung?«, fragte Holden.

»Die Viren sind anaerob«, erinnerte Miller ihn. »Sauerstoff bringt sie um.«

Der von Erbrochenem bedeckte Rettungssanitäter versuchte immer noch, die torkelnden Zombies zu behandeln, als wären sie Patienten. Als wären sie noch Menschen. Auf der Kleidung vieler Zivilisten und an den Wänden klebte inzwischen brauner Kleister. Die Türen der Röhrenbahn öffneten sich wieder, und ein halbes Dutzend Leute drängte in eine Kabine, die mit brauner Pampe überzogen war. Die Leute zögerten und waren nicht sicher, was sie tun sollten. Die Gruppe zerfiel wieder in Individuen, die nachzudenken begannen.

Ein falscher Cop trat vor und beharkte die Zombies mit der Maschinenpistole. Aus den Eintritts- und Austrittswunden drangen Schlingen von feinen schwarzen Fäden heraus, und die Zombies gingen zu Boden. Miller kicherte, obwohl er nicht einmal wusste, ob er es lustig fand. Holden sah ihn an.

»Sie haben es nicht gewusst«, erklärte Miller. »Die Killer da in der Krawallausrüstung. Sie werden nicht abgezogen. Fleisch für die Maschine, genau wie wir anderen.«

Holden gab ein leises zustimmendes Geräusch von sich. Miller nickte, doch ihn beschäftigte noch etwas anderes. Die Ganoven von Ceres mit den gestohlenen Rüstungen sollten geopfert werden. Das hieß aber nicht, dass es allen so gehen musste. Er beugte sich vor.

Der Durchgang zum Hafen war noch besetzt. Die Söldner waren in Kampfformation angetreten und hielten die Waffen bereit. Wenn überhaupt, dann wirkten sie jetzt sogar disziplinierter denn je. Miller beobachtete einen schwarz uniformierten Mann, der zusätzliche Abzeichen trug. Er brüllte etwas in ein Mikrofon.

Miller hatte gedacht, die Hoffnung sei gestorben. Er hatte angenommen, alle seine Trümpfe seien verspielt, aber nun stieg die Hoffnung auf einmal wieder aus dem Grab empor.

»Stehen Sie auf«, verlangte Miller.

»Was?«

»Stehen Sie auf. Sie werden sich zurückziehen.«

»Wer?«

Miller nickte in die Richtung der Söldner.

»Sie haben es gewusst«, sagte er. »Schauen Sie die Kerle an. Sie flippen nicht aus, sie sind nicht verwirrt. Sie haben auf dies hier gewartet.«

»Und daraus schließen Sie, dass sie sich zurückziehen werden?«

»Sie werden nicht länger bleiben als unbedingt nötig. Stehen Sie auf.«

Fast als hätte er den Befehl auch sich selbst erteilt, kam Miller stöhnend und mit knackenden Knochen hoch. Die Knie und das Rückgrat taten ihm weh. Das Knacken in der Lunge wurde schlimmer. Sein Bauch gab leise, komplizierte Geräusche von sich, die er unter anderen Begleitumständen beunruhigend gefunden hätte. Sobald er sich in Bewegung setzte, spürte er, wie groß die Schäden bereits waren. Die Haut tat noch nicht weh, doch er spürte die Schmerzen kommen – wie die Vorboten einer schweren Verbrennung und der Blasen, die darauf folgten. Wenn er überlebte, würde es wehtun.

Falls er überlebte, würde alles wehtun.

Sein Todes-Selbst zerrte an ihm. Er hatte das Gefühl, etwas Kostbares zu verlieren, als der Gedanke an Erlösung und Erleichterung, an Ruhe, weit zurückwich. Noch während der schwatzende, geschäftige, maschinenartige Teil in ihm sich mühsam knirschend bewegte, drängte der weiche, verletzte Teil von Millers Seele ihn innezuhalten, sich zu setzen und abzuwarten, bis sich die Probleme von selbst verflüchtigten.

»Worauf warten wir denn?«, sagte Holden. Immerhin war er aufgestanden. Im linken Auge war ein Blutgefäß geplatzt, der Augapfel war blutrot.

Worauf warten wir?, fragte das Todes-Selbst.

»Sie werden sich zurückziehen«, antwortete Miller. »Wir folgen ihnen. Knapp außerhalb der Reichweite, damit die Letzten nicht das Gefühl bekommen, sie müssten uns erschießen.«

»Werden die anderen nicht das Gleiche tun? Ich meine, sobald die Wächter weg sind, werden doch alle zum Hafen rennen.«

»Damit ist zu rechnen«, sagte Miller. »Deshalb sollten wir versuchen, vor dem großen Ansturm zu verschwinden. Sehen Sie, dort.«

Viel war es nicht, nur eine kleine Veränderung in der Haltung der Söldner, eine unauffällige Umgruppierung. Miller hustete. Die Schmerzen waren viel stärker, als sie es hätten sein sollen.

Worauf warten wir?, fragte sein Todes-Selbst abermals und eindringlicher als zuvor. Auf eine Antwort? Gerechtigkeit? Auf eine weitere Gelegenheit für das Universum, uns in die Eier zu treten? Was liegt hinter dem Durchgang, das einem schnellen, sauberen Tod durch eine Kugel vorzuziehen wäre?

Der Hauptmann der Söldner wich einen Schritt zurück, marschierte durch den Korridor und verschwand. Wo er gestanden hatte, saß nun Julie Mao und sah ihm nach. Dann wandte sie sich an Miller und winkte ihm.

»Noch nicht«, sagte er.

»Wann denn?«, fragte Holden. Miller war überrascht, als er die Stimme hörte. Julie verschwand vor seinem inneren Auge, und die reale Welt kehrte zurück.

»Gleich«, sagte Miller.

Er sollte den Mann warnen. Das wäre fair gewesen. Wenn man sich an einen üblen Ort begab, sollte man wenigstens so höflich sein, den Partner zu warnen. Miller räusperte sich. Auch das tat weh.

Möglicherweise bekomme ich Halluzinationen oder Selbstmordgedanken. Vielleicht musst du mich dann erschießen.

Holden blickte ihn an. Die Pachinko-Automaten warfen ihr blau-grünes Licht auf sie und kreischten entzückt.

»Was?«, sagte Holden.

»Nichts. Ich muss nur wieder ins Gleichgewicht kommen«, antwortete Miller.

Hinter ihnen rief eine Frau. Miller drehte sich um. Sie stieß einen Kotzzombie weg, doch ein Klecks der braunen Pampe hatte sie bereits getroffen. Am Durchgang wichen die Söldner langsam zurück und gingen den Korridor hinunter.

»Kommen Sie«, sagte Miller.

Er und Holden näherten sich dem Durchgang, Miller hatte den Hut wieder aufgesetzt. Laute Stimmen und Schreie, die leisen, dumpfen Laute von Menschen, die sehr krank waren. Die Luftreiniger versagten, ein beißender Geruch wie von Fleischbrühe und Säure breitete sich aus. Miller hatte das Gefühl, einen Stein im Schuh zu haben, doch er war ziemlich sicher, er würde nur einen kleinen roten Punkt finden, wo die Haut bald aufplatzen würde.

Niemand schoss auf sie, niemand hielt sie auf.

Am Durchgang führte Miller Holden zur Wand, duckte sich und spähte um die Ecke. Eine Viertelsekunde, und er wusste, dass der lange und breite Korridor leer war. Die Söldner waren fertig und überließen Eros seinem Schicksal. Das Fenster war geöffnet, der Weg war frei.

Die letzte Gelegenheit, dachte er. Die letzte Gelegenheit zu leben und die letzte Gelegenheit zu sterben.

»Miller?«

»Ja«, sagte er. »Sieht gut aus. Kommen Sie, bevor die anderen darauf aufmerksam werden.«

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