VORSCHAU

Wenn Sie wissen wollen, wie es mit Jane True weitergeht, dann freuen Sie sich auf:

Nicole Peeler, Tempest’s Legacy

»… das kannst du mir nicht verbieten, Anyan«, fauchte ich die zurückweichende Gestalt des Barghests wütend an. Ich ging auf ihn zu, um ihn zur Rede zu stellen, als ich Ryus Stimme hinter mir vernahm.

»Jane, Anyan hat Recht. Es ist keine gute Idee, wenn du mitkommst.«

Ich ignorierte seinen Einwurf. Schließlich redete ich überhaupt nicht mit ihm.

»Du weißt, dass ich das tun muss«, sagte ich herausfordernd zu Anyan und durchbohrte ihn förmlich mit meinem Blick.

Der Barghest schüttelte seinen struppigen Kopf. »Das ist genau der Grund, warum du nicht mitkommen wirst, Lady. Du bist außer dir vor Wut, und das ist kein Rachefeldzug. Das hier ist größer als wir alle zusammen, und ich werde keine Zeit damit verschwenden, dir hinterherzujagen, während du irgendwelchen Schatten hinterherjagst.«

»Anyan, ich schwöre bei allen Göttern, wenn du mich wie ein verdammtes Kind behandelst, dann nehme ich diese Satteltasche und stopfe sie dir in den…«

Mein Gezeter wurde von einer unwillkommenen Hand unterbrochen, die sich von hinten auf meine Schulter legte.

»Jane, hör mir zu, ich weiß, dass dich das aufregt…«

Plötzlich war es so, als würde etwas in mir reißen, und all die Gefühle von Scham, Kränkung und Wut, die während der letzten Monate machtlos in mir herumgewabert waren, bahnten sich ihren Weg.

Ich war es so leid, diese Spielchen zu spielen. Ich war es leid, unterschätzt, übersehen und manipuliert zu werden. Was in Boston geschehen war, hatte mich verändert, und obwohl ich noch immer wie die nette, freundiche Jane aussah, der niedliche Selkie-Halbling, steckte in meinem kleinen Körper eine Riesenladung brutale Elementarkraft und pure, zugegebenermaßen wenig Jane-typische Entschlossenheit.

Ich hatte mich noch so weit im Griff, dass ich Ryu, als ich ihn mit meinen Kräften zu Boden warf, nicht ernsthaft verletzte. Gerade hatte er noch hinter mir gestanden und hatte mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter gelegt, und schon lag er ausgestreckt auf dem Boden. Ich ließ meine Kraft auf seiner Brust sitzen wie eine faule Dogge, so dass er sich weder rühren noch etwas sagen konnte.

Anyan starrte mit großen Augen den am Boden liegenden Ryu an. Bevor der Barghest seine eigenen mächtigen Schilde hochfahren konnte, hatte ich ihn schon ins Visier genommen.

Ich ließ Anyan von einer Kugel aus Wasserelementarenergie umkreisen, so dass er ungeschützt und verletzbar blieb. Ich verengte meine Kraft zu einer groben Imitation zweier Finger und piekte sie ihm mitten in die Brust. Der große Mann taumelte knurrend einen Schritt zurück.

»Jetzt hör mir mal zu, du Köter. Ich bin kein kleines Kind. Ich bin nicht schwach.«

Um meinem Argument Nachdruck zu verleihen, stieß ich ihm noch einmal fest ans Brustbein. Verdutzt machte er einen weiteren Schritt rückwärts.

»Ich weiß, wann ich mich besser raushalte, und ich weiß, dass ich in der Vergangenheit schwach war. Aber ich bin nicht länger das Mädchen von damals.« Ich stubste ihn erneut in die Rippen, und Anyan verlor noch mehr Boden.

»Es gibt zwei Möglichkeiten. Du sagst, das ist nichts gegen mich persönlich; ich sage totaler Quatsch. Also, entweder nimmst du mich ganz offiziell zu dieser Ermittlung mit, oder ich komme so mit. Es ist deine Entscheidung.« Ich schubste ihn noch einmal, aber diesmal viel heftiger als zuvor, und verlieh meinem Standpunkt mit meiner Elementarkraft noch mehr Gewicht.

»Auf jeden Fall kannst du mich nicht daran hindern, dass ich dir die ganze Zeit auf den Fersen bin.«

Schubs.

»Du kannst mich auch nicht daran hindern, dass ich in die Grenzregion gehe und mich mit deinen Kontakten treffe.«

Schubs.

»Du bist nicht mein Vater.« Schubs. »Du kannst mich nicht kontrollieren.« Schubs. »Du hast mir nicht zu sagen, was ich tun und lassen soll.« Schubs. »Ich bin stärker als Ryu; ich bin stärker als du. Und ihr könnt mich nicht davon abhalten, mit euch zu kommen.«

Mit diesen Worten ließ ich den Brocken aus Elementarkraft, mit dem ich Ryu am Boden gehalten hatte, noch größer werden, und drückte ihn so noch fester nach unten. Aber ich wusste, dass der Baobhan Sith nicht das Problem war. Derjenige, der sich zwischen mich und mein Ziel stellte, stand vor mir. Aber nicht mehr lange.

»Ich komme mit, Anyan«, sagte ich, und dann brach die Hölle los.

Ich ließ meinen Meereskräften freien Lauf, sie strömten aus mir heraus und hoben den Barghest von den Füßen, sie hoben ihn höher und höher und warfen ihn dann auf den Rücken. Einen Augenblick lang hing Anyan so in der Luft, dann bohrte ich ihn zurück in den Boden. Da ich spürte, dass er sein Element anrief, wusste ich, dass ihm die Erde helfen würde, den Aufprall abzudämpfen. Aber er schlug noch immer so hart auf, dass er einen Krater in Anyanform hinterließ. Er lag ausgestreckt da, ganz offensichtlich hatte es ihm den Atem verschlagen.

Da stand ich also. Vor mir lag der Mann, in den ich verliebt zu sein glaubte, und hinter mir lag der Mann, der glaubte, mich zu lieben. Ich hatte sie beide mit meiner wutgepeitschten Kraft umgehauen. Aber ich verspürte weder Genugtuung noch Erleichterung. Selbst jetzt durchströmten mich die heftigsten Emotionen; eine Mischung aus schneidendem Kummer, erbitterter Wut und Rachelust, die so heftig waren, dass ich beinahe rot sah. Ich erkannte mich nicht wieder, und ich fürchtete mich vor mir selbst. Aber vor allem war ich einfach nur schrecklich wütend.

Was war bloß mit Jane True passiert?