28.

ROCCO »BUTCHIE« PISTONE hatte dreißig Jahre beim Philadelphia Police Department gearbeitet. Nach ein paar Jahren Dienst als Streifenbeamter im fünften Revier und anschließend als Detective in der West Division, dem Polizeibezirk West, war er zur Mordkommission versetzt worden. Vor zwei Monaten war er in den Ruhestand gegangen und hatte sich in die Aragon Bar in der Lehigh Avenue eingekauft. Die Kneipe gehörte seinem Bruder Ralph, ebenfalls Polizist im Ruhestand. Die Aragon Bar war eine beliebte Stammkneipe der Cops vom sechsundzwanzigsten Revier.

Butchie – mittlerweile Anfang sechzig – wohnte über der Kneipe. Es ging das Gerücht, dass im Keller des Gebäudes jede Woche mehrere Nächte hindurch illegal um beachtliche Einsätze gepokert wurde.

Jessica und Byrne parkten den Wagen und gingen die letzten Meter zu Fuß. Der Kneipeneingang lag etwa zehn Schritte hinter dem Eingang zur Wohnung im ersten Stock.

Vor der Tür lungerten drei kräftige weiße Jugendliche in den Zwanzigern. Sie trugen Wollmützen, ärmellose T-Shirts und fingerlose Handschuhe. Zwei der Typen tranken aus braunen Papiertüten. Der Geruch von Marihuana hing in der Luft. Aus einem Ghettoblaster dröhnten die Rhythmen eines weißen Möchtegern-Rappers. Als ersichtlich war, dass Jessica und Byrne auf die Tür zusteuerten, warfen die drei Burschen sich in die Brust, als hätten sie ihre Plätze gemietet und müssten sie verteidigen.

»Na, Alter? Brauchste Hilfe, oder was?«, fragte der Kleinste des Trios, offenbar der Anführer der Bande, ein untersetzter Bursche mit breiten Schultern. Jessica musterte ihn. Auf der rechten Halsseite, genau unter dem Ohr, war ein Kreuz tätowiert. Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als Schnappmesser mit einem Tropfen Blut auf der Spitze. Ein hübsches Motiv.

»Na, Alter?«, erwiderte Byrne. »Wer bist du? Frank Stallone?«

Der Junge grinste. »Bist ’n echter Komiker.«

»Das bringt der Job so mit sich.«

Der Junge ließ seine Fingerknöchel einen nach dem anderen knacken. »Noch mal für die Doofen: Brauchste Hilfe?«

»Ich glaub nicht«, sagte Byrne. »Aber danke der Nachfrage.«

Der Größte der Truppe, ein bulliger Kerl, der trotz der siebenundzwanzig Grad eine Skiweste in knalligem Orange trug, trat in den Eingang. »Das war keine Frage, Mann.«

»Ich hab trotzdem geantwortet«, sagte Byrne. »Muss an meiner Erziehung liegen. Wenn du jetzt bitte zur Seite treten würdest? Dann können wir unserer Arbeit nachgehen und du deiner.«

Der bullige Kerl lachte. Er hatte offensichtlich vor, die Auseinandersetzung weiterzuführen, und stupste Byrne mit dem Zeigefinger an. »Ich glaub, du hast mich nicht verstanden, Wichser.«

Das war ein Fehler, Freundchen, dachte Jessica. Ein großer Fehler. Sie knöpfte ihren Blazer auf und trat ein paar Schritte zurück, sodass sie jetzt neben den beiden anderen Typen stand.

Blitzschnell packte Byrne den bulligen Schläger am Handgelenk, riss ihm den Arm nach unten, verdrehte ihn und schleuderte den Kerl herum, sodass er mit dem Gesicht gegen die Steinmauer knallte. Die anderen beiden rührten sich nicht. Noch nicht. Byrne fischte die Brieftasche des Burschen aus der Tasche und riss ihm dabei eine Hosennaht auf. Er warf Jessica die Brieftasche zu. Sie klappte sie auf.

Einer der beiden anderen Schläger trat einen Schritt auf Jessica zu. Sie schlug den Saum ihrer Jacke nach hinten, ohne den Blick zu heben. Der Griff ihrer Glock und die Dienstmarke an ihrem Gürtel wurden sichtbar. Der Junge wich zurück und streckte die Arme aus.

»Hey, was soll der Scheiß? Wollen Sie auf mich schießen?«

»Ja, aber nur einmal«, sagte Jessica. »Wir müssen unsere Patronen jetzt selbst bezahlen. Sparmaßnahmen.« Sie warf Byrne die Brieftasche zurück. »Der Gentleman ist ein gewisser Flavio E. Pistone.«

Byrne klopfte den Burschen ab und riss ihn dann zu sich herum. Aus Flavios Nase strömte Blut. Wahrscheinlich war sie gebrochen. Byrne stopfte die Brieftasche in Flavios Westentasche und starrte ihm in die Augen, wobei er mit der Nasenspitze fast dessen Gesicht berührte. »Ich bin Polizist. Du hast mich angegriffen und mich an der Ausübung meines Dienstes gehindert. Du kannst froh sein, wenn du dafür nicht in den Knast wanderst.«

Der Junge versuchte, Byrnes Blick standzuhalten, doch es gelang ihm nicht. Jessica hatte noch nie gesehen, dass jemand das geschafft hatte.

»Mein Onkel ist Ex-Cop«, sagte Flavio. Das Wort Cop hörte sich an wie Gop. Offenbar war seine Nase tatsächlich gebrochen.

»Dann ist dein Onkel ein armes Schwein«, sagte Byrne. »Pass auf, Flavio, ich kann dir gleich hier auf der Straße vor deinem netten kleinen Freizeitclub Handschellen anlegen und dich ins Präsidium bringen, oder du trittst jetzt zur Seite.« Byrne trat zurück und straffte die Schultern. Es sah fast so aus, als wünschte er sich, der Junge würde auf ihn losgehen. »Aus Respekt vor deinem Onkel bin ich bereit, die Sache zu vergessen. Die Entscheidung liegt bei dir. Noch Fragen?«

Flavio verzog den blutigen Mund zu einem blöden Grinsen, das wie eine verzerrte Grimasse aussah. Er hatte Schmerzen, gab sich aber große Mühe, es nicht zu zeigen. Er schüttelte den Kopf.

»Gut«, sagte Byrne. »War nett, dich kennengelernt zu haben. Und jetzt verpiss dich.«

Byrne ging auf den Eingang zu. Die drei Schläger traten nervös zur Seite. Byrne öffnete die Tür und hielt sie Jessica auf. Sie betraten das Haus, durchquerten den kleinen Eingangsbereich und stiegen die Treppe hinauf.

August, dachte Jessica. In diesem Monat zeigte jeder, was in ihm steckt. »Nicht schlecht für einen Cop mit einem Ischiasleiden«, sagte sie.

»Na ja«, entgegnete Byrne. »Man tut, was man kann.«

Butchie Pistone war ein kleiner, untersetzter Mann mit dicken Armen, einem Stiernacken und Marine-Tattoos auf beiden Unterarmen. Er hatte einen Bürstenhaarschnitt und versoffene, rot geränderte Augen. Seine Hände waren mit Leberflecken übersät.

Butchie führte die Besucher in das kleine Wohnzimmer mit Blick auf die Lehigh Avenue. Butchies Fernsehsessel stand am Fenster. Jessica nahm an, dass der Ruheständler jetzt den ganzen Tag auf die Straße schaute, auf der er früher Streife gelaufen war, und beobachtete, wie das Viertel sich allmählich veränderte. Cops entfernen sich niemals weit von ihrem Revier.

Im Zimmer standen Kartons mit Spirituosen, Servietten, Sektquirlen, Nüssen und allerlei Nachschub für die Kneipe. Der Couchtisch bestand aus zwei Windsor-Kisten, auf denen eine lackierte Sperrholzplatte lag. Es roch nach Rauch, Zitrus-Duftspray und Tiefkühlkost. Der Lärm der Kneipe hallte von unten herauf – das Dudeln einer Musikbox, trunkenes Gelächter, Klingeltöne, das Klicken der Billardkugeln.

Byrne stellte Jessica vor, und die drei plauderten ein paar Minuten.

»Tut mir leid, das mit meinem Neffen«, sagte Butchie. »Er hat das Temperament seiner Mutter. Möge sie in Frieden ruhen.«

»Mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte Byrne.

»Sie war Irin. Nichts für ungut.«

»Kein Problem.«

»Und seine beiden Cousins da unten, eh? Wahrscheinlich ein kleiner Gendefekt.«

»Die beiden scheinen recht nett zu sein«, sagte Byrne mit ausdrucksloser Miene.

Butchies Lachen wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. Es klang wie ein stotternder Motor. »Man hat den Burschen schon ’ne Menge nachgesagt, aber das noch nicht.« Als er die Beine übereinanderschlug, verzog er das Gesicht. Offenbar ging es ihm nicht gut. Die halbleere Flasche Bushmills und ein kleiner Haufen gelber Pillendosen auf dem Tisch neben seinem Sessel bewiesen jedoch, dass er daran arbeitete. Neben dem Whiskey und den Pillen lagen ein Handy, ein schnurloses Telefon, ein halbes Dutzend Fernbedienungen und eine SIG P220 in einem Lederholster. Jessica hatte den Eindruck, dass Butchie auf fast alles vorbereitet war, wenn er sich in seinem bequemen Fernsehsessel lümmelte.

»Ist Ike Buchanan noch immer euer Chef?«, fragte Butchie.

Byrne nickte.

»Ike ist ein guter Mann. Wir haben zusammen im fünften Revier gearbeitet, ehe er die Karriereleiter raufgestolpert ist. Bestell ihm Grüße von mir.«

»Mach ich«, sagte Byrne. »Nett, dass du Zeit für uns hast.«

»Ist doch selbstverständlich.«

Butchies Blick wanderte zu Jessica und dann wieder zurück zu Byrne. Ihm fielen keine Belanglosigkeiten mehr ein. »Okay, was kann ich für dich tun, Detective?«

»Ich hab nur ein paar Fragen«, sagte Byrne.

»Schieß los.«

Byrne legte das Bild von Caitlin O’Riordan auf den »Couchtisch«. Es war das Foto aus der Vermisstendatei, auf dem sie den Rucksack trug. »Erinnerst du dich an dieses Mädchen?«, fragte Byrne.

Butchie fischte eine Kool aus einer fast leeren Schachtel und zündete sie an. Jessica bemerkte ein leichtes Zittern der Flamme. Interessant.

»Ja, kann mich erinnern.«

»Freddy hat damals im Mai ein paar Verhöre gemacht.« Byrne legte das Ermittlungsprotokoll auf den Tisch. Pistone würdigte es kaum eines Blickes. »Er hat mit ein paar Straßenkids gesprochen.«

Butchie zuckte mit den Schultern. »Na und?«

»Es gibt eine Notiz über diese Verhöre. Es wurde aber nichts abgetippt, und die handschriftlichen Unterlagen sind verschwunden.«

Butchie zuckte wieder mit den Schultern und blies den Rauch in die Luft.

»Irgendeine Idee?«, fragte Byrne.

»Hast du in der Akte nachgesehen? Vielleicht sind sie falsch abgeheftet worden.«

»Haben wir alles überprüft«, sagte Byrne. »Wir haben sie nicht gefunden.«

Butchie machte mit dem rechten Arm eine weit ausholende Geste. »Wie du sicher bemerkt hast, bin ich nicht mehr dabei.«

»Erinnerst du dich an diese Verhöre?«

»Nee.«

Die Antwort war etwas zu schnell gekommen, fand Jessica. Butchie erinnerte sich sehr wohl daran.

»Du hast noch einen Monat an dem Fall gearbeitet«, sagte Byrne.

Pistone hustete wieder. »Ich hab gestempelt und dann meinen Job gemacht. Genau wie du.«

»Nicht wie ich«, widersprach Byrne. »Willst du mir sagen, du hast die Akte noch ein Dutzend Mal aufgeschlagen und nicht bemerkt, dass etwas fehlt?«

Pistone starrte aus dem Fenster, nahm einen Zug von seiner Zigarette und sog den Rauch tief in die Lungen. »Ich war dreißig Jahre Cop in dieser Stadt, verdammt! Hast du eine Ahnung, wie viel Scheiße ich gesehen habe?«

»Ich kann es mir vorstellen«, sagte Byrne.

»Dieses Mädchen war mein letzter Fall. Ich hab schon um sieben Uhr morgens mit dem Saufen angefangen. Ich erinnere mich an nichts.« Er trank einen Schluck Bushmills pur. »Ich hab ihrer Familie einen Gefallen getan, als ich bei dem Verein ausgestiegen bin. Ich hab der Stadt einen Gefallen getan.«

»Da draußen läuft ein Killer herum, Butchie. Wir haben heute eine zweite Leiche gefunden. Ein junges Mädchen. Es könnte derselbe Täter gewesen sein.«

Butchie wurde leichenblass. Er trank noch einen kräftigen Schluck Bushmills.

»Fällt dir nichts ein?«, fragte Byrne.

Butchie starrte aus dem Fenster.

»Freddy können wir ja nicht mehr fragen«, sagte Byrne.

Butchies Gesicht verfinsterte sich. »Fang nicht so an, verdammt.«

»Die Sache nimmt jetzt ihren Lauf, Butchie. Wenn du die Notizen verlegt oder verloren hast, ohne es im Ermittlungsprotokoll zu vermerken, kann das schlimme Folgen haben. Vor allem, wenn ein weiteres Mädchen stirbt. Ich kann dir da nicht helfen.«

»Klar könntest du.« Pistone legte die Zigarette in einen Ascher, stellte das Whiskeyglas auf den Tisch und stand mühsam auf. Byrne erhob sich ebenfalls. Er überragte Pistone um Haupteslänge.

»Am besten, du haust jetzt ab«, sagte Butchie.

Die beiden Männer starrten sich an. Die einzigen Geräusche waren das Tacken des altmodischen Weckers auf Butchies Tisch, der noch aufgezogen werden musste, und der gedämpfte Lärm, der von der Kneipe nach oben drang. Jessica hätte gerne etwas gesagt, doch die beiden schienen sie ganz vergessen zu haben. Offenbar eine reine Männersache.

Schließlich drückte Byrne Butchie die Hand. Einfach so. »Danke für das Gespräch.«

»Kein Problem«, erwiderte Butchie ein wenig überrascht.

So was kann Byrne wirklich gut, dachte Jessica. Er hielt sich an den Grundsatz, einem Mann immer die Hand zu schütteln. Auf diese Weise bemerkte der andere nicht, wenn die Peitsche auf ihn niedersauste.

»Immer wieder gerne«, fügte Butchie hinzu.

Nur nicht in diesem Leben, dachte Jessica.

Als sie zur Tür gingen, drehte Byrne sich noch einmal um. »Ich richte Sergeant Buchanan deine Grüße aus«, sagte er, um das Messer noch tiefer in die Wunde zu stechen.

»Tu das«, sagte Butchie Pistone.

Sie fuhren los. Anfangs sprachen sie kaum ein Wort. Doch als sie in die Sechste Straße einbogen, sagte Byrne etwas, womit Jessica überhaupt nicht gerechnet hatte.

»Ich habe sie manchmal gesehen.«

»Was meinst du?«, fragte Jessica verwundert. »Wen hast du gesehen?«

»Eve.«

Jessica schwieg und wartete darauf, dass Byrne weitersprach, doch es dauerte zwei Minuten, ehe er fortfuhr: »Ich habe sie in verschiedenen Kneipen in der Stadt gesehen, nachdem wir uns nicht mehr getroffen haben. Meistens war sie allein. Ich hatte immer vor, sie anzusprechen. Ich dachte, wir könnten vielleicht nur Freunde sein, was zusammen trinken und dann beide unseres Weges gehen. Ich bin aber nie zu ihr gegangen.«

»Warum nicht?«

Byrne zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich saß immer nur da und habe sie beobachtet. Ich habe sie gerne angeschaut. Alle Kerle haben sie gerne angeschaut, aber ich hatte das Gefühl, sie irgendwie ... erreicht zu haben. Vielleicht war es tatsächlich so, und sei es nur eine Sekunde lang.«

»Hat sie dich gesehen?«

Byrne schüttelte den Kopf. »Nie. Falls doch, hat sie es nicht gezeigt. Eve hatte die Begabung, die ganze Welt auszublenden.«

Sie bogen in die Callowhill Street und dann in die Achte Straße ein.

»Und jetzt kommt das Verrückte«, fuhr Byrne fort. »Weißt du, was sie meistens gemacht hat?«

»Was?«

»Sie hat gelesen.«

Damit hatte Jessica nun gar nicht gerechnet. Warum nicht gleich Kälberfangen mit dem Lasso oder Häkeln?

»Gelesen?«

»Ja. Ich habe sie in ziemlich üblen Gegenden gesehen – Grays Ferry, Point Breeze, Kensington. Jedes Mal saß sie bloß da, nippte von ihrem Drink und las in einem Taschenbuch. Meistens Romane.«

Jessica rief sich das Bild dieser hübschen Frau ins Gedächtnis, die in schicken Klamotten allein in einer Kneipe saß und ein Buch las. Eine ganz besondere Frau.

»Was hat sie getrunken?«, wollte Jessica wissen.

»Bitte?«

»Was hat sie am liebsten getrunken?«

»Wild Turkey on the rocks«, sagte Byrne. »Warum?«

»Pure Neugier.«

Byrne parkte den Wagen und stellte den Motor ab. In der Stille war nur noch das Knacken des abkühlenden Motors zu hören.

»Was steht in diesen verschwundenen Notizen?«, fragte Jessica.

»Ich wünschte, ich wüsste es.«

»Glaubst du, die Unterlagen wurden bloß verlegt?«

»Kann sein«, sagte Byrne. »Ich werde morgen mal eine größere Suchaktion starten.«

Es war möglich, dass die Seiten aus dem Notizheft versehentlich in einer anderen Akte gelandet waren, doch es war eher unwahrscheinlich. Vielleicht würden sie niemals erfahren, was auf diesen Seiten stand.

Im Ermittlungsprotokoll waren nur die Spitznamen der befragten Personen aufgeführt, nicht aber die vollständigen Namen. Byrne fühlte sich wie erschlagen, als er an die Anstrengungen dachte, die notwendig waren, um drei Personen ohne Familiennamen, ohne Fotos und Sozialversicherungsnummer aufzuspüren.

Es war gut möglich, dass irgendein Hinweis in den Notizen sie zum Täter führen oder ihnen zumindest helfen könnte, ihn zu schnappen, ehe er wieder zuschlug.

»Okay«, sagte Jessica. »Ich bin total erledigt. Ich fühle mich, als hätte ich drei Tage nicht geschlafen. Nachdem ich in diesem Kriechkeller herumgekrochen bin, würde ich am liebsten fünf Stunden baden.«

»Kann ich verstehen. Wir sehen uns dann morgen früh in aller Frische.«

»Ich bin so früh wie möglich da«, erwiderte Jessica. »Ob in aller Frische, kann ich dir nicht versprechen.«

Sie stieg aus und überquerte den Platz. Byrne beobachtete sie und ließ dann das Seitenfenster herunter.

»Jess.«

Sie drehte sich um. »Ja?«

»Deine Fingernägel gefallen mir.«

Jessica lächelte zum ersten Mal seit Tagen.