Fünf
Am nächsten Morgen stand Susanne Hagemeister in der Bürotür. «Wir haben sie.»
«Wen?» Bastian hievte sich aus dem Schreibtischstuhl hoch. Er verfluchte sich dafür, dass er am Abend zuvor, nach der frustrierenden MK-Sitzung, ein paar Biere zu viel getrunken hatte. Jetzt bezahlte er die Rechnung mit einem Brummschädel.
«Wen wohl? Die Nutte, die bei Mergentheim war. Liebherr und Strothkamp, die beiden Kollegen vom KK 12, haben sie in einem Studentenwohnheim aufgegabelt und sind auf dem Weg hierher.»
«Sie ist Studentin?»
«Und finanziert ihr Studium mit kleinen Handreichungen und körperlichem Einsatz. BAföG muss man ja dummerweise zurückzahlen.»
Bastian massierte seinen Nacken. «Hast du zufällig eine Kopfschmerztablette?»
«Du siehst blass aus.» Susanne kramte in ihrer Handtasche. «Liebeskummer? Geht’s um die Frau, bei der du neulich warst?»
«Susanne! Bitte!»
«Was denn? Wir sind Kollegen. Darf ich mir keine Sorgen machen?»
«Und du bist eine Frau.»
«Schön, dass du das auch mal bemerkst.» Sie warf ihm ein kleines Tütchen zu. «Kannst du ohne Wasser schlucken.»
Bastian seufzte. Yasi Ana war nur zum Teil für seine Kopfschmerzen verantwortlich. Nach der MK-Sitzung, bei der Fahlen es sich nicht hatte nehmen lassen, ihn und Susanne vor versammelter Mannschaft zu kritisieren, war Bastian nicht sofort nach Hause gefahren. Stattdessen hatte er eine Weile überlegt, ob er Yasi anrufen und um eine Aussprache bitten sollte. Doch je länger er darüber nachdachte, desto mutloser wurde er. Nein, er würde einfach abwarten, ob sie sich noch einmal meldete. Falls nicht, wäre er um eine Erfahrung reicher. Wobei er nicht sicher war, welcher Teil des Erlebnisses am Ende die Oberhand behalten würde: der tolle Anfang, der grandiose Mittelabschnitt oder das beschissene Ende.
Auf dem Nachhauseweg fiel ihm ein, dass er eine neue Jeans kaufen könnte. Ein guter Vorwand, um mit dem Fahrrad einen Abstecher in die Innenstadt von Münster zu machen und den Zeitpunkt, an dem er mit sich allein war, noch ein bisschen hinauszuschieben.
Allerdings war das, was sich auf dem Prinzipalmarkt und dem Domplatz abspielte, nicht dazu angetan, seine Stimmung zu heben. In den Straßencafés saßen lauter gutgelaunte Menschen, die das Ende des rekordverdächtig heißen Tages mit dem Stemmen von Biergläsern begingen. Als jemand, dem nicht gerade zum Lachen zumute war, fühlte sich Bastian wie ein Nordkoreaner, den es versehentlich auf das Oktoberfest verschlagen hat.
Dann sah er Lisa.
Sie war schon so nah, dass er nicht wie zufällig auf die andere Straßenseite wechseln konnte. Und sie war nicht allein. Sie zog einen gegelten Typen hinter sich her, der die drei obersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet hatte, damit das Goldkettchen auf dem Brustpelz besser zur Geltung kam. Und: In dem Bauch, den Lisa stolz vor sich hertrug, wartete ein neues Wesen darauf, das Licht der Welt zu erblicken.
Bastian war so geschockt von dem Anblick, dass er es nicht einmal schaffte, Lisas roboterhaftes Lächeln zu erwidern.
«Hallo, Bastian. Wie geht’s dir?»
Jedes Mal, wenn sie darüber geredet hatten, war Lisa gegen ein Kind gewesen. Zumindest vorläufig. Zuerst kommen die Karriere und die finanzielle Absicherung. In ein paar Jahren sieht es vielleicht anders aus. Und kaum lernte sie diesen behaarten Affen kennen, ließ sie sich von ihm schwängern.
«Gut. Mir geht’s gut.» Dass er immer noch von Albträumen geplagt wurde und alle zwei Wochen zur Polizeipsychologin ging, wollte Lisa sicher nicht wissen.
«Schön.» Lisa strich über ihren Bauch. «Wie du bemerkt hast, sind wir bald zu dritt.»
«Das ist ja … phantastisch. Äh, herzlichen Glückwunsch!», stammelte Bastian. «Du, ich muss …» Er eilte davon. Noch eine Minute länger und er hätte der werdenden Mutter vor die Füße gekotzt. Oder, besser noch, dem mutmaßlichen Vater in die Eier getreten. Zum Glück hatte der Kerl nicht ein einziges Mal den Mund aufgemacht. Sonst hätte Bastian womöglich noch eine schweißfeuchte Hand schütteln und erfahren müssen, dass der Goldkettchenträger einen menschlichen Vornamen besaß.
Den Einkauf verschob er auf eine andere Gelegenheit, was er jetzt brauchte, war eine Höhle, in der man den blauen Himmel und die Leichtigkeit des Lebens für ein bloßes Gerücht hielt. Nur ein paar Schritte vom Erbdrostenhof entfernt, betrat Bastian eine schummrige Kneipe. Ganz am Ende der Theke standen die Menschen mit den grauen Gesichtern und schütteren Haaren, deren Hände zitterten, bis der Thekenmann das nächste volle Glas vor ihnen abstellte. Bastian gesellte sich zu ihnen und trank mit, so lange, bis ihm Yasi und Lisa nicht mehr so wichtig waren.
Als die Prostituierte durch das Präsidium geführt wurde, hatten plötzlich alle irgendetwas auf dem Flur zu erledigen. Bastian versuchte gar nicht erst, seine Neugierde zu kaschieren. Er lehnte am Türrahmen von Susannes Büro und schaute der Frau entgegen. Sie sah aus wie Tausende andere Studentinnen in Münster: mittelgroß, weder schlank noch dick, mit mittellangen dunklen Haaren, Hornbrille, Jeans, Schlabbertop und Sneakers. Bastian schätzte sie auf Mitte zwanzig. Jeden Tag radelten Klone dieses Frauentyps an ihm vorbei. Und nie war er auf den Gedanken gekommen, dass sie sich in der Nacht in Gespielinnen für reiche Männer verwandeln könnten.
So unscheinbar die Frau wirkte, so wenig schien es ihr auszumachen, von allen Seiten angestarrt zu werden. Beinahe hatte Bastian den Eindruck, dass sie die Aufmerksamkeit genoss. Um ihre Lippen spielte ein leicht spöttisches Lächeln, sie hielt sich gerade und blickte ihm direkt in die Augen, als sie vorbeiging.
«Die ist nicht leicht zu knacken», sagte Susanne. «Weißt du, worin bei Vernehmungen der Unterschied zwischen Männern und Frauen besteht?»
«Frauen lügen besser?», sagte Bastian.
«Das auch. Frauen bleiben bei ihrer Version, egal welche Fakten man ihnen um die Ohren knallt. Männer versuchen, ständig neue Geschichten zu erfinden, die zur Beweislage passen, bis sie sich hoffnungslos in ihrem Lügengebilde verstricken.»
«Ich schaue mir an, ob sie gut lügt oder nicht», erklärte Bastian. «Wie steht es mit dir?»
«Kein Interesse.» Susanne setzte sich an ihren Schreibtisch. «Ich muss noch ein paar Akten aufarbeiten.»
Als Bastian den Raum verließ, war sie schon in ein Schriftstück vertieft.
Dirk Fahlen hatte sich selbst für die Vernehmung eingeteilt, zusammen mit der platinblonden Oberkommissarin vom KK 11, von der Bastian inzwischen wusste, dass sie Ruth Winkler hieß und mit einer Frau verheiratet war.
Die Vernehmung wurde von einer Kamera an der Decke aufgezeichnet, die mit einem Monitor im Büro der Kommissariatssekretärin verbunden war. Logisch, dass sich in dem kleinen Raum bald etliche Mitglieder der Mordkommission einfanden, um die Übertragung zu verfolgen.
«Was ist los?», protestierte die Sekretärin. «Habt ihr nichts zu tun?»
Klaus Strothkamp, einer der Männer, die die Studentin geholt hatten, grunzte. «Das hängt vom Ausgang des Spiels ab. Geht sie sauber hier raus, ist die Sache gelaufen. Falls nicht, müssen wir in die Verlängerung.»
Im Vernehmungsraum hatten Fahlen und Winkler inzwischen die Angaben zu Name und Alter sowie die anderen Formalitäten abgehakt und begannen mit allgemeinen Fragen. Annika Busch, so hieß die Studentin, erzählte bereitwillig. Sie habe während des Studiums eine Kommilitonin kennengelernt, die für einen Escort-Service arbeitete und sie mit der Agentur in Kontakt gebracht habe. Ja, Bedenken seien ihr schon gekommen, sie habe vereinbart, jederzeit aussteigen zu können, und weder ihre Eltern noch ihre engsten Freunde wüssten etwas von ihrem Nebenverdienst. Und ja, es sei möglich gewesen, die Jobs zu verheimlichen, schließlich habe sie nur ein bis zwei Termine pro Monat angenommen, genug, um finanziell gut über die Runden zu kommen.
Wie gut, wollte Fahlen wissen.
Das gehe nur sie und das Finanzamt etwas an, antwortete Annika Busch.
Allgemeines Gelächter hinter dem Schreibtisch der Sekretärin.
Fahlen konterte mit einer Provokation. Wenn er sie so sehe, könne er sich kaum vorstellen, dass sie Männern wie Carl Benedikt Mergentheim den Kopf verdrehe.
Jetzt lachte Busch. «Bei der Arbeit sehe ich etwas anders aus, Herr Kommissar. Glauben Sie mir, gewöhnliche Frauen wie ich können sich mit Hilfe von Schminke, Kontaktlinsen, einer Blondhaarperücke, Netzstrumpfhosen und hochhackigen Schuhen in ein Luder verwandeln, bei dessen Anblick den meisten Männern der Sabber aus dem Mund läuft.»
«Tatsächlich?» Fahlen schaute kurz zu Ruth Winkler, ein Zeichen, dass sie übernehmen sollte.
Das Schwarz-Weiß-Bild, das auf den Monitor übertragen wurde, war zu unscharf, um Winklers Gesichtsausdruck exakt deuten zu können, doch Bastian war sicher, dass die Oberkommissarin ein Grinsen unterdrückte. «Wie war Mergentheim denn so?»
«Ein guter Kunde.»
«Was heißt das?»
«Er hielt sich an die Regeln …»
«Welche Regeln?», unterbrach Winkler.
«Na, dass nur die Sachen laufen, die wir vorher vereinbart haben. Ich stehe nicht darauf, gefesselt oder geschlagen zu werden. Wenn ein Kunde mittendrin auf die Idee kommt, Sauereien auszuprobieren, ist bei mir Feierabend. Ich habe keine Lust, mit blauen Flecken oder offenen Wunden nach Hause zu gehen, nicht mal für ein paar hundert Euro extra.»
«Eine löbliche Einstellung», sagte Fahlen.
«Danke, Herr Kommissar.» Annika Busch zog einen Schmollmund. «Ich mag Männer, die mich verstehen.»
«Hauptkommissar, nur fürs Protokoll.»
«Kommen wir auf Carl Benedikt Mergentheim zurück», sagte Ruth Winkler. «Er war also ein braver Kunde?»
«Ja. Er war sauber, hat sich vorher immer ordentlich geduscht, keine ekligen Dinge gemacht und mehr als anständig gezahlt. Was will man mehr?»
«Das war alles? Sie sind hingegangen, es kam zum Geschlechtsverkehr und dann haben Sie sich verabschiedet?»
«Nein.» Busch tippte sich an den Kopf. «Den Unterleib hinhalten, damit der Typ seinen Schwanz reinsteckt, das kann jede Nutte, die hinter der Halle Münsterland rumsteht. Mein Tarif liegt etwas höher. Ich werde dafür bezahlt, dass ich mich mit den Herren unterhalte, bevor es zum Äußersten kommt.»
«Und worüber reden Sie so?», fragte Fahlen.
«Über alles Mögliche. Aktienkurse, Außenpolitik, Literatur, Kunst, Filme. Was gerade so interessiert. Ich bekomme ein Profil des Kunden und bereite mich darauf vor.»
«Welche speziellen Interessen hatte Mergentheim?»
«Er hatte ein Faible für moderne amerikanische Literatur. Da haben wir uns getroffen. Eines meiner Studienfächer ist nämlich Amerikanistik.»
Die Tür zum Büro der Sekretärin öffnete sich und Staatsanwalt Neumann kam herein. «Mein Gott, was ist das hier für eine Luft. Kann mal jemand ein Fenster aufmachen?»
Die Sekretärin tat ihm den Gefallen, vom Friesenring vor dem Polizeipräsidium drang Verkehrslärm herein.
Neumann quetschte sich zwischen die Mordermittler. «Wie sieht’s aus?»
«Sie sind noch beim Vorspiel», sagte Strothkamp.
Annika Busch berichtete, dass sie insgesamt drei Mal bei Mergentheim gewesen sei, nach dem ersten Besuch habe der Bankier sie gezielt angefordert.
«Er war also mit Ihnen zufrieden?», sagte Winkler.
«So kann man das deuten.»
«Wie lief denn Ihr letzter Besuch ab, der vor drei Tagen?», fragte Fahlen.
«Schlecht.»
«Können Sie das etwas erläutern?»
«Sicher, Herr Kommissar. Entschuldigung, Herr Hauptkommissar.» Annika Busch zeigte keine Anzeichen von Verunsicherung. «Als ich ankam, merkte ich gleich, dass Charly schlecht drauf war.»
«Charly?»
«Er mochte es, wenn ich ihn so nannte. Versuchen Sie mal, am Ohrläppchen zu knabbern und erotisch Carl Benedikt zu flüstern.»
«Verstehe», sagte Fahlen.
Busch leckte sich mit spitzer Zunge über die Oberlippe und grinste.
«Volltreffer», jubelte Strothkamp im Sekretärinnenbüro.
«Ruhe!», sagte Staatsanwalt Neumann.
Im Vernehmungsraum blieb Fahlen cool. «Lassen Sie das, Frau Busch. Hier geht es um den Tod eines Menschen. Da sind Ihre plumpen Scherze unangebracht.»
«Entschuldigung, Herr Hauptkommissar. Wo waren wir stehen geblieben? Ach richtig, bei Charlys Laune. Sehen Sie, er konnte sehr charmant sein. Normalerweise lief es so ab, dass wir uns erst einmal ins Wohnzimmer setzten, er legte klassische Musik auf, wir tranken Rotwein und plauderten. Aber an diesem Abend bot er mir gar nichts an. Er sagte nur, ich solle schon mal raufgehen.»
«Damit meinte er sein Schlafzimmer?», sagte Winkler.
«Richtig.»
«Und das haben Sie gemacht?»
«Nein.»
«Wieso nicht?», fragte Fahlen. «Ist das nicht genau der Job, für den Sie bezahlt werden?»
«Sie haben mir nicht zugehört, Herr Hauptkommissar. Wer eine schnelle Nummer sucht, soll in ein Bordell gehen. Ich bin Hostess, ich arbeite für einen Escort-Service. Mit manchen Männern gehe ich essen oder ins Theater. Danach trinken wir noch ein paar Gläser in einer Hotelbar oder bei ihm zu Hause. Sex ist nur die Sahne auf den Erdbeeren, nicht jeder ist scharf darauf. Worauf ich aber gar keinen Bock habe, ist, zum Abreagieren herhalten zu müssen. Wer mich darauf reduzieren will, ist an der falschen Adresse.»
«Und das heißt?»
«Charly und ich hatten einen kurzen Wortwechsel. Dann habe ich mich in meinen Wagen gesetzt und bin zurück ins Wohnheim gefahren.»
«Das Honorar war Ihnen gleichgültig?»
Annika Busch beugte sich vor. «Meine Selbstachtung bedeutet mir mehr. Die Typen müssen im Voraus an die Agentur zahlen und kennen die Philosophie. Vielleicht hätte Charly beim nächsten Mal einen Rabatt bekommen, aber das war mir in diesem Moment scheißegal.»
«Sie lügt», sagte Bastian vor dem Monitor. «Das Kondom beweist, dass sie oben war.»
«Reg dich ab, Matt», sagte Strothkamp. «Das kommt schon noch.»
«Ruhe, verdammt noch mal!», sagte Staatsanwalt Neumann.
Ruth Winkler hatte das Plastiktütchen mit dem Kondom bereits vor Annika Busch auf den Tisch gelegt. «Wissen Sie, was das ist?»
Busch lächelte wie eine Fernsehmoderatorin, die einen besonders schmierigen Studiogast in der Talkrunde begrüßt. «Ist das eine Scherzfrage? Davon habe ich immer eine Auswahl in meiner Handtasche. Ohne läuft nämlich gar nichts.»
«Schauen Sie genauer hin», verlangte Winkler.
Busch tat ihr den Gefallen. «Okay, Schwester. Ich korrigiere mich: Es handelt sich um ein benutztes Kondom.»
Die Oberkommissarin sagte scharf: «Mein Name ist Winkler, nicht Schwester.»
Busch nickte. «Okay, okay. Herr Hauptkommissar und Frau Winkler.»
Fahlen übernahm: «Wir haben das Kondom in der Nähe von Mergentheims Bett im ersten Stock gefunden. Sie haben uns nicht die Wahrheit gesagt. Sie waren mit Charly intim.»
Annika Busch lehnte sich zurück und schwieg. Hinter dem Sekretärinnenschreibtisch hielten alle die Luft an. Vom Friesenring wehte der beleidigt klingende Ton einer Autohupe herüber.
Drei Sekunden vergingen. Vier.
«Nun mach schon», stöhnte Strothkamp.
«Warum soll dieses Kondom etwas mit mir zu tun haben?»
«Seien Sie nicht albern!», lachte Winkler. «Für das, was Mergentheim von Ihnen wollte, braucht man in der Regel ein Kondom.»
«Wie ich schon sagte: Wir sind nicht so weit gekommen.»
«Das hier …», die Oberkommissarin zeigte auf die Plastiktüte, «… beweist das Gegenteil.»
«Tatsächlich?» Busch ließ ein mitleidiges Lächeln aufblitzen. «Beweisen Sie es!»
Fahlen schaltete sich wieder ein: «Dann haben Sie bestimmt nichts dagegen, dass wir von Ihnen eine DNA-Probe nehmen?»
Die Studentin drehte ihren Kopf langsam zum MK-Leiter. Zwischen den Lippen erschien ihre Zungenspitze, sie schien angestrengt nachzudenken. «Nein, ich habe nichts dagegen, eine DNA-Probe abzugeben.»
«Die ist eiskalt wie eine Hundeschnauze», sagte Strothkamp.
«Sie weiß, dass das Kondom im Wasser lag und ein Abgleich kaum möglich ist», meinte Bastian.
«Vielleicht.» Strothkamp war beeindruckt. «Vielleicht auch nicht.»
«Wie erklären Sie denn die Tatsache, dass Mergentheim an jenem Abend ein Kondom benötigte?», fragte der MK-Leiter.
«Muss ich das?», gab Busch zurück. «Aber warten Sie, ich habe einen Vorschlag, nein, sogar zwei: Charly hat nach mir noch eine andere Frau bestellt. Oder er hat sich einen Porno angeguckt. Charly war ein reinlicher Mensch, er hätte bestimmt Angst um seinen Teppich gehabt. Wie ist er eigentlich ums Leben gekommen?»
Winkler sagte es ihr.
Annika Busch schnaubte. «Na toll. Sie verdächtigen mich, Charly ermordet zu haben? Er war zwanzig Zentimeter größer als ich und dreißig Kilo schwerer. Wie hätte ich es denn schaffen sollen, ihn an den Kronleuchter zu hängen?»
«Wir verdächtigen Sie nicht», sagte Fahlen. «Wir befragen Sie als Zeugin, um die Todesumstände von Carl Benedikt Mergentheim aufzuklären.»
Busch wirkte erleichtert. «Sind wir dann durch? Ich habe heute Nachmittag zwei Seminare an der Uni, die ich ungern verpassen würde.»
«Sie können gehen, nachdem Sie das Protokoll unterschrieben haben», seufzte Fahlen. «Aber halten Sie sich bitte zur Verfügung, falls wir noch weitere Fragen haben.»