Kapitel 17

Es waren noch nicht einmal zwei Wochen seit Koppers Hochzeit vergangen, da wusste bereits jeder in der Stadt, dass Thomas mit dem Teufel im Bunde war. Die Schankstuben, in denen er gewöhnlich sein Bier trank, leerten sich, sobald er eintrat. Die Wirte fürchteten um ihre Kundschaft und weigerten sich, ihm auszuschenken. Überall, wo er auftauchte, leerten sich die Straßen. Die Frauen flüchteten in die umliegenden Gassen, die Männer wechselten die Straßenseite und bekreuzigten sich. Das von Sibylla ausgestreute Gerücht hatte an Umfang zugenommen. Jede Nacht verwandele er sich in den Satan und bedränge Jungfrauen, die so töricht wären, bei offenem Fenster zu schlafen. Alle Pflanzen in Sachsens Garten seien verdorrt, und die Felle zerfielen in der Lohe zu Staub. Eine Frau schwor sogar, sie habe ihn des Nachts auf einem Besen über die Dächer der Stadt reiten sehen, zwei junge Hexen an seiner Seite.

Auch Meister Sachs klagte. Die Kunden blieben weg, ließen anderswo gerben und brachten Sachs an den Rand des Ruins.

Maria hatte ihre Angst nicht verwinden können, sodass Sibylla eine gute Begründung hatte, das Mädchen aufs Land zu geben.

Sie lebte nun in Ilbenstadt, einem kleinen Dorf in der Nähe des Klosters Engelthal, und Sibylla zahlte jeden Monat einen ganzen Gulden an die freundlichen Bauersleute für Marias Unterkunft.

Sie selbst hatte so oft ihr Unwohlsein betont, dass Barbara schließlich so reagierte, wie Sibylla es erwartet hatte.

«Sibylla, Ihr seid jeden Morgen unpässlich. Kann es sein, dass Ihr guter Hoffnung seid?», fragte sie eines Tages. Sibylla schaute verlegen drein und antwortete: «Ja, Barbara, ich trage ein Kind unter dem Herzen.»

Am Mittagstisch schon sagte Heinrich: «Tja, der Meister ist weg. Also bin ich es, der Euch sagen muss, dass die Dämpfe beim Kochen des Knochenleimes nicht gut für Euch sind, Meisterin. Ihr solltet die Werkstatt meiden.»

Sibylla lächelte, und Katharina fragte neugierig: «Wann ist es denn so weit?»

«Im Oktober», erwiderte Sibylla. «Ich denke, ich werde mich nach der Herbstmesse zu Maria aufs Land begeben und dort das Kind zur Welt bringen. Solange in Frankfurt der Teufel sein Spiel treibt, bin ich in Ilbenstadt besser aufgehoben.»

Die Frauen nickten, und auch die Männer zeigten Verständnis. «Der Teufel, heißt es», plapperte Barbara, «holt sich die Neugeborenen und trinkt deren Blut.»

«Halt die Klappe, Barbara», wurde sie von Heinrich angefahren. «Sei still und mach der Meisterin keine Angst. Und dem Teufel will ich raten, einen Bogen um die Krämergasse zu machen, wenn er nicht mit Kürschnerfäusten Bekanntschaft schließen will.»

Die Frauen lächelten über Heinrichs Wagemut, doch es gefiel ihnen, einen Beschützer im Haus zu wissen.

 

Der Sommer in diesem Jahr war heiß. So heiß, dass sich selbst die Alten nicht an einen ähnlichen Sommer erinnern konnten. In den Gassen flimmerte die Hitze, die Lebensmittel in den Vorratskammern verdarben von einem Tag auf den anderen, auf den Feldern verdorrte das Korn. Selbst der Main verlor so viel Wasser, dass die Schifffahrt eingestellt werden musste. So mancher Frankfurter verlegte seine Schlafstatt in die kühlen Kellerräume, um wenigstens nachts der Hitze ein bisschen entgehen zu können. Seit Wochen war kein Tropfen mehr vom Himmel gefallen, und der Rat der Stadt hatte beschlossen, an den städtischen Brunnen nur noch zwei Eimer Wasser pro Mann und Tag auszugeben. Die Gerber mussten ihre Arbeit einstellen, ebenso die Färber. Die Badehäuser wurden geschlossen, in den Gassen stank der Abfall zum Himmel und lockte die Ratten in Scharen heran, denen die Hitze nichts auszumachen schien.

Die alten Menschen starben wie die Fliegen, und auch die Jüngeren litten unter vielerlei Beschwerden wie Schwindel und Mattigkeit. Die ganze Stadt schien in eine Art Starre gefallen zu sein. Die Karren rumpelten langsamer durch die staubigen Gassen, viele Marktstände blieben geschlossen, und selbst das Geschnatter der Mägde am Brunnen war beinahe verstummt.

«Der Teufel hat uns diese Hitze geschickt», mutmaßte Barbara und gab damit wieder, was in der Stadt getratscht wurde. «Thomas, der Gerber, hat seine Hand dabei im Spiel. Strafen will er uns. Die Schankwirte hätten ihn nicht wegschicken dürfen. Jetzt rächt er sich für die Missachtung. Den Teufel darf man nicht zu augenfällig schmähen.»

Sibylla machte die Hitze besonders zu schaffen. Sie hatte ein mit Fell gefülltes Kissen unter ihren Kittel geschoben, um die fortschreitende Schwangerschaft für alle sichtbar zu machen. Dadurch schwitzte sie noch mehr als alle anderen. Das Wasser lief ihr die Beine hinab, und ihr Kleid wies nasse Flecken unter den Achseln und auf dem Rücken auf.

«Geht aufs Land, Herrin», schlug Heinrich vor. «Dort ist die Luft noch rein und die Hitze in den Wäldern erträglicher.»

Sibylla schüttelte den Kopf. «Die Messe steht vor der Tür. Ich kann noch nicht weg, muss erst noch die Messgeschäfte erledigen.»

Doch als sowohl Heinrich als auch Barbara und Katharina in sie drangen, sich wenigstens die vielen Stunden am Stand zu ersparen, stimmte sie schließlich zu und nutzte nur die ersten Morgenstunden, um zu sehen, was die Messfremden an Neuigkeiten nach Frankfurt brachten.

Ihre eigenen Geschäfte liefen hervorragend. Meister Schulte war fleißig gewesen und hatte so viele Kleider im griechischen Stil genäht, dass Sibylla zu ihrem alten Stand noch einen weiteren daneben anmieten musste, um auch die Kleider anbieten zu können.

Immer, wenn Sibylla in seine Werkstatt kam, um die Fortschritte ihrer Stieftochter Susanne, die nun als Lehrmädchen bei ihm war, zu begutachten, hatte der Meister beste Laune.

Es schien, als hätte die Vereinbarung, die er mit Sibylla getroffen hatte, ihn um Jahre jünger gemacht. Heiter und mit großer Ruhe und Sorgfalt ging er seiner Arbeit nach und achtete darauf, dass die Kleider von hervorragender Machart und bester Verarbeitung waren. Ebenso besonnen besorgte er den Messestand und konnte sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Es war inzwischen kein Geheimnis mehr, dass Meister Schulte ausschließlich für Sibylla nähte, doch noch immer wusste niemand, dass ihr auch die Gewandschneiderei nebst Haus gehörte. Selbst Susanne, die ihre Augen und Ohren normalerweise überall hatte, hatte keine Ahnung. Sie hatte sowieso andere Sorgen. Bisher war nicht die leiseste Nachricht, nicht die kleinste Zeile von Wolfgang Schieren in Frankfurt eingetroffen. Auch in der Zunft hatte man nichts von ihm gehört. Und während die Kürschner die Hoffnung auf guten Ostgeschäfte aufgegeben hatten, glaubte Susanne fest an die Rückkehr des Vaters, weil sie davon überzeugt war, dass sie als Tochter eines Kürschnermeisters zu fein zum Arbeiten in einer Schneiderei war.

«Wenn Vater erst wieder daheim ist», hatte sie mehr als einmal Sibylla gedroht, «dann wird er Euch dafür strafen, dass Ihr mich in die Lehre gegeben habt. In eine Schule gehöre ich, in ein Kloster, um dort die feine Lebensart zu erlernen. Seht selbst, meine Hände sind schon ganz zerstochen vom Umgang mit der Nadel.»

Sibylla hatte keine Lust, sich auf Streitereien mit diesem undankbaren Geschöpf, das obendrein ebenso eitel und dumm wie sein Vater war, einzulassen. Sie strich ihr das Kleidergeld und erwiderte auf Susannes Aufbegehren: «Du lernst die Schneiderei und kannst dir ab sofort deine Kleider selbst nähen. Sag Meister Schulte, was du für Stoffe brauchst, und bekümmere dich um den Rest selbst.»

Sibylla hoffte, auf diese Art das Interesse des Mädchens an ihrer Arbeit zu wecken, doch groß war ihre Hoffnung nicht. Wie gut, dass wenigstens Schultes Sohn Volker Begeisterung und Geschick für die Arbeit zeigte, sodass die Werkstatt einen guten Nachfolger haben würde.

Schon jetzt stand Volker neben seinem Vater am Messestand und schmeichelte den Frauen mit schönen Worten, damit sie stehen blieben und die Auslagen betrachteten.

Sibylla lächelte, als sie ihn beobachtete, und bedauerte einmal mehr, keine eigenen Kinder zu haben. Vier Wochen noch, dann würde sich auch dieser Zustand ändern, und sie würde ein Kind haben, das ihren Namen trug und eines Tages ihr Geschäft übernehmen konnte. Sie hoffte nur, dass es Schieren nicht allzu sehr ähneln würde.

Sibylla schlenderte durch die Gassen der Tuchmacher und Leinenweber, kaufte hier einen Ballen bester Spitze, da Gläser aus Böhmen und gutes englisches Tuch. Auf die Fellauktionen hatte sie diesmal Heinrich geschickt. Ihr Geschäft war inzwischen so gewachsen, dass sie für derlei Dinge selbst keine Zeit mehr hatte. Ihre Aufgabe war es, neue, seltene Waren einzukaufen, die großen Verkäufe zu tätigen und sich inspirieren zu lassen.

Die neueste Mode kam diesmal wieder aus Italien und ließ Sibyllas Herz höher schlagen. Lucia hatte ihr über einen Fernkaufmann einen Umhang aus gefärbtem Fell geschickt. Auch auf der Messe sah sie bereits die ersten Italienerinnen, die es sich trotz der ungeheuren Hitze nicht nehmen ließen, gefärbte Felle zur Schau zu stellen.

Gefärbte Felle! Sibylla musste herausfinden, wie dieses Kunststück gelungen war. Immer wieder kämmte sie den Umhang, doch sie fand keine Hinweise auf den Färbstoff. Safran schied aus, das hatte sie selbst versucht. Die gelbe Tönung machte die Stücke nur unansehnlich. Außerdem war das Gewürz wahnsinnig teuer. Allein dieser Versuch hatte sie ein kleines Vermögen gekostet. Kein Frankfurter würde für ein auf diese Art gefärbtes Pelzwerk einen Preis bezahlen, der weit über dem der ungefärbten Stücke lag.

Sibylla überlegte und probierte weiter. Sie zerstampfte in einem Mörser Unmengen zarter Birkenblätter, doch um einen grünen Farbbrei zu erhalten, mussten sie mit Eiklar gemischt werden, das sich nicht zum Färben eignete. Die Reste würden in den Pelzen hängen und nach kurzer Zeit schon zu stinken beginnen. Auch das Rot der Purpurschnecke war für Pelze nicht geeignet. Fanden die Farbpigmente in Stoffen und Tuchen einen Halt, so verhinderte die Lederhaut der Pelze, dass die Farbe in die Poren drang und die fertigen Schauben oder Umhänge in einem leuchtenden Rot erstrahlten.

Noch einmal nahm sie den Brief Lucias, der den Umhang begleitet hatte, und las ihn:

Liebe Sibylla,
in Florenz ist es jetzt Mode, auch Pelzwerk zu färben. Ich schicke dir einen Umhang mit, den ich beim besten Kürschner der Stadt erworben habe. Natürlich kann ich mir denken, dass du begierig sein wirst zu erfahren, wie man das Pelzwerk färbt. Und so habe ich den Meister gefragt. Du kennst die Handwerker. Ein jeder hat sein Geheimnis und möchte es um keinen Preis der Welt verraten. Glaub mir, ich habe all meinen Liebreiz eingesetzt, doch der Meister blieb hart. Einzig, dass er eine Waidpflanze zum Färben benutzt, konnte ich ihm entlocken.
Ich hoffe, das hilft dir schon.
Ich denke jeden Tag an dich, liebe Freundin, und befehle dich Gott an.
Deine Lucia

Eine Waidpflanze? Sibylla hatte noch nie davon gehört. Was war das? Sie kannte sich nicht mit Kräutern und Pflanzen aus. Doch wenn sie jetzt über die Messe ging und an jedem Apothekerstand nach der Waidpflanze fragte, so wusste bald ganz Frankfurt, dass sich damit ein Geheimnis verband.

Und auch die Kräuterweiber und Zauberschen, die am Rande der Stadt in ärmlichen Hütten hausten, konnten ihre Mäuler schwer halten. Ein Geldstück reichte aus, und jeder, der es wissen wollte, kannte Sibyllas Geheimnis.

Es war nicht nur schön, eine gute und bekannte Werkstatt zu haben. Die Neider lauerten hinter jeder Straßenecke, begierig darauf, alles aufzusaugen, was sie hörten und sahen. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Noch immer war Sibylla die Vorreiterin in Sachen Frankfurter Mode. Doch je rascher die Konkurrenz hinter ihre neuesten Einfälle kam, umso schneller wurde sie kopiert – und das eben zu weitaus günstigeren Preisen. Solange Sibylla die Erste und Einzige war, die eine neue Mode auf den Markt brachte, so lange klimperte es in der Geldkassette. Doch schon ein einziger Nachahmer reichte aus, um ihr die Kunden abspenstig zu machen. Sie konnte also nicht in Frankfurt nach der Waidpflanze fragen, ohne damit Aufsehen zu erregen. Zumal sie wusste, dass die anderen Kürschner besonders zu Zeiten der Messe ihre Angestellten anhielten, aufzupassen, wo Sibylla sich aufhielt und mit wem sie sprach.

Auch hatte sie keine Zeit, sich während der ganzen Messe nur um diese seltsame Pflanze zu kümmern. Sie musste Geschäfte machen. Auf dem Land dann würde sie die Bauern befragen, und es wäre doch gelacht, wenn es ihr nicht gelänge, zum Ziel zu kommen.

 

Die Messe war wieder einmal sehr erfolgreich für Sibylla gewesen. Sie hatte genug Geld, um kostbare und seltene fremdländische Dinge einzukaufen, genug Geld auch, um auf den Fellauktionen nur für die beste Ware zu bieten. Ihre Auftragsbücher waren prall gefüllt, und sowohl die Gesellen in der Kürschnerei als auch Meister Schulte fragten sich bang, wie sie die vielen Aufträge erfüllen sollten.

Hatte ein solcher Erfolg in den vergangenen Jahren noch dafür gesorgt, dass Sibylla strahlender Laune war, so hatte sie sich inzwischen daran gewöhnt und wäre höchstens verärgert, liefe das Geschäft weniger prächtig.

Sie begann damit, Vorbereitungen für ihren Aufenthalt auf dem Land zu treffen. Sie hatte es satt, mit einem prall gefüllten Kissen unter dem Bauch umherzulaufen, hatte es satt, sich beständig vorsehen zu müssen. Doch nicht allein das kommende Kind vertrieb Sibylla aus der Stadt. Auf der Messe hatte sie gehört, dass auch Isabell, Isaak Koppers Frau, guter Hoffnung war.

Und den Anblick von Isabell Kopper, die Isaaks Kind trug, war mehr, als Sibylla ertragen konnte. Es gab wohl keinen Tag und keine Nacht, in der Sibylla nicht an Isaak dachte. Sie konnte ihn nicht vergessen. Ihn nicht und auch nicht die Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten. Die Stunden, in denen Sibylla gespürt hatte, was es hieß, eine richtige Frau, ein ganzes Weib zu sein. Sie sehnte sich nach ihm, mehr als nach allem anderen auf der Welt. Und gleichzeitig versuchte sie, diese Sehnsucht zu ersticken.

Morgen früh würde sie aufs Land fahren, und wenn sie mit Maria von dort wiederkam, dann würde sie ein Kind haben. Wenigstens das.

 

«Uuuuuuuuuuhhhhh! Aaaaaaaaaaaaah! So helft mir doch!»

Maria lag in den Wehen. Seit Stunden war sie damit beschäftigt, ihr Kind zur Welt zu bringen. Die Bauersfrau hatte heißes Wasser und Tücher gebracht, die Hebamme strich mit beiden Händen über Marias gewölbten Leib, durch den der Schmerz in Wellen fuhr und dafür sorgte, dass die junge Frau sich in regelmäßigen Abständen schreiend aufbäumte. Sibylla stand am Kopf des großen Gebärstuhles, der bei jeder Bewegung der Gebärenden leise knarrte, und kühlte mit einem Essiglappen Marias heiße Stirn.

«Ruhig, ganz ruhig», sprach die Hebamme auf die junge Frau ein. «Gleich hast du es geschafft. Noch ein, zwei Wehen, dann kommt dein Kind. Ich kann das Köpfchen schon sehen.»

«Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Sterben will ich», röchelte Maria und schloss, vor Erschöpfung ganz grau im Gesicht, die Augen. Dicke Tränen quollen zwischen ihren Lidern hervor, doch schon überrollte sie eine neue Welle des Schmerzes.

Wieder bäumte sie sich auf und schrie, doch im selben Augenblick griff die Hebamme zwischen ihre weit gespreizten Schenkel und brachte mit geübten Handgriffen das Kind ans Licht der Welt.

Sibylla nahm es entgegen und hüllte den laut schreienden Säugling in warme, weiche Tücher.

«Ein Junge ist es, Maria. Hörst du, ein Junge. Stramm und gesund», sagte sie und machte Anstalten, dem Mädchen das Kind in den Arm zu legen. Maria brach wieder in Tränen aus.

«Nein, nein, ich will den Balg nicht sehen. Ich will ihn nicht. Nehmt ihn, Meisterin. Er gehört jetzt Euch.» Trotz ihrer Erschöpfung kamen die Worte mit großer Entschlossenheit. Dann schloss Maria die Augen, um nichts mehr zu sehen und zu hören.

Die Hebamme sah Sibylla fragend an. Dann versorgte sie das Mädchen, das tat, als ob es tief und fest schliefe.

Sibylla aber hatte den Jungen im Arm und betrachtete ihn ausführlich. Schön war er nicht. Schon jetzt war die aufgeworfene Nase Schierens deutlich an ihm zu erkennen, doch dafür konnte er ja nichts.

Behutsam fuhr sie mit dem Finger über die verschmierte Wange. Die Hebamme trat an sie heran.

«Wir werden das Kind in der Küche baden», flüsterte sie. «Maria braucht Ruhe. Soll sie sich ausschlafen. Ich schaue später nach ihr.»

Behutsam, als hielte sie einen Korb roher Eier, brachte Sibylla den Säugling in die Küche. Die Hebamme badete das Kind, untersuchte es noch einmal nach Auffälligkeiten, dann nickte sie mit dem Kopf.

«Es ist alles in Ordnung. Ein gesunder, kräftiger Knabe. Doch Maria gefällt mir nicht. Sie lehnt das Kind ab. Wisst Ihr, warum das so ist?»

«Sie ist nicht ganz freiwillig zu dieser Schwangerschaft gekommen», erklärte Sibylla knapp.

Die Hebamme wiegte sorgenvoll den Kopf. «Sie wird ihn nicht annehmen. Was soll aus ihm werden?»

Sibylla betrachtete den Jungen, der ruhig auf einem Fell lag und schlief, ein winziges Fäustchen fest gegen den kleinen Mund gepresst.

«Ich werde das Kind aufziehen», sagte sie und blickte der Hebamme fest in die Augen. «Dankbar wäre ich, wenn Ihr eine Amme wüsstet.»

Die Hebamme nickte. «Das wird das Beste sein. Doch was wird aus Maria?»

«Für ihr Auskommen sorge ich. Sie wird bei mir arbeiten, wird seine Kinderfrau sein.»

Die Hebamme erschrak. «Um Himmels willen nicht. Sie lehnt das Kind ab, wird ihm keine gute Kinderfrau sein können. Sucht Euch eine andere, ich bitte Euch.»

Sibylla bejahte. «Ja, Ihr habt Recht. Das wird wohl das Beste für alle sein.»

In ihrem Kopf reifte bereits ein neuer Plan.

 

Zwei Wochen später kehrten die beiden Frauen mit dem Säugling in die Krämergasse zurück. Die Amme, ein kräftiges junges Mädchen mit vollen Brüsten, nahmen sie mit. Sie würde für den Jungen sorgen, während Sibylla und Maria ihrer Arbeit nachgingen.

Die Amme ahnte nicht, dass Maria die Mutter des Kindes war. Niemand wusste das außer der Hebamme und der Bäuerin. Doch sie waren gut bezahlt worden, lebten außerdem weit weg von Frankfurt. Maria hatte sich weiterhin geweigert, das Kind auch nur anzusehen.

«Eine Last ist von mir genommen, und ich bin voller Dankbarkeit, dass mein Leib wieder mir gehört», hatte sie entschieden gesagt. «Am liebsten würde ich vergessen, dass ich jemals schwanger war.»

«An mir soll es nicht liegen», erwiderte Sibylla. «Du weißt selbst, dass du besser daran tust, Stillschweigen zu bewahren.»

Heinrich, Barbara und die anderen in der Krämergasse hatten für Sibylla und das Neugeborene einen würdigen Empfang vorbereitet. Eine Kammer für die Amme war hergerichtet worden, Sibylla wurde mit Glückwünschen überschüttet, der Junge bekam Decken aus Fell und sein erstes Pelztierchen, das Heinrich selbst gefertigt hatte.

Schon am ersten Sonntag wurde das Kind in der Liebfrauenkirche auf den Namen Christoph getauft. Christoph Schieren, Sohn der Sibylla und des Wolfgang Schieren. Zu Taufpaten wurden die Ratsherrin Willmer und der Zunftmeister der Goldschmiede Markus Harms bestimmt.

 

Christoph war noch keine vier Wochen alt, als der Alltag in der Krämergasse wieder Einzug gehalten hatte und Sibylla mit seinen Sorgen, Problemen und Geschäften in Atem hielt.

Die Amme kümmerte sich um das Kind, es wuchs und gedieh prächtig, doch Maria machte Sibylla Sorgen. Schwermütig und lustlos lief sie im Haus umher, bereit, bei der kleinsten Kleinigkeit in Tränen auszubrechen.

«Was hast du, Maria?», fragte Sibylla.

«Der Fastnachtskuss der Krähe», flüsterte das junge Mädchen. «Der Kuss war es ganz sicher, der bewirkt hat, dass ich das Kind nicht lieben kann. Ich bin eine schlechte Frau, nicht wert, bei Euch zu leben. Verhext bin ich, habe den Teufel im Blut. Seit der Fastnacht, seit dem Kuss des Thomas, habe ich keine Freude mehr gehabt.»

«Unfug!», fuhr Sibylla die junge Frau an. «Du liebst das Kind nicht, weil du den Mann nicht liebst, der es dir gemacht hat. So einfach ist das. Und deswegen ist es auch nicht mehr dein Kind, sondern meins.»

«Ich werde nie mehr ein Kind bekommen», orakelte Maria mit traurigem Blick. «Meine Seele hat der Teufel beschmutzt, als er mich küsste.»

Sibylla sah Maria prüfend an. Es muss etwas geschehen, dachte sie. Und zwar schnell. Das Mädchen ist drauf und dran, wahnsinnig zu werden. Sie musste weg von hier, an einen Ort, wo sie das Kind nicht mehr sieht. Außerdem musste dieser Thomas endlich verschwinden.

Einen Augenblick noch sah Sibylla nachdenklich ins Leere, dann tätschelte sie Maria flüchtig den Arm, schickte sie in die Werkstatt und ging in die Küche zu Barbara.

«Nun?», fragte sie die Magd. «Was gibt es Neues in der Stadt? Geht die Teufelsangst noch um? Was reden die Mägde am Brunnen?»

«Der Teufel verhält sich still. Es ist nichts passiert in der Zeit, in der Ihr nicht da wart. Der Thomas, heißt es, verlässt die Gerberei nicht mehr, und Sachs gerbt jetzt für die armen Kürschner aus der Neustadt. Die Angst ist noch da, sie lauert hinter jeder Mauerecke. Aber Ihr wisst, wie die Menschen sind. Wenn ihnen das Unglück nicht vor Augen steht, so vergessen sie es nur zu gern.»

«Und sonst?»

«Die Magd des Apothekers ist mit der Magd des Advokaten in Streit geraten. Sogar geprügelt haben sich die törichten Weiber. Um einen wandernden Gesellen soll es Streit gegeben haben. Außerdem ist der Bader Meinel betrunken in den Main gestürzt und ertrunken. Seine Leiche fand man unweit der Gerbermühle …»

«Aha», sagte Sibylla, doch sie hörte schon lange nicht mehr zu. Recht geschah es den Trunkenbolden, wenn sie ersoffen, sie hatten es nicht anders verdient. Und prügelnde Mägde hatte es schon immer gegeben und würde es auch immer geben. Sibylla hatte gehört, was sie wissen wollte. Barbara hat Recht, dachte sie. Wer das Unglück nicht vor Augen hat, der vergisst es. Also muss ich dafür sorgen, dass die Augen etwas Teuflisches zu sehen kommen.

Sibylla holte ihren Umhang, nahm einen Korb und verließ das Haus. Auf dem Markt kaufte sie einen ganzen Kalbsfuß, an dem selbst der Huf noch dran war, und zwei Liter Ochsenblut.

«Wollt Ihr eine Suppe kochen, Meisterin?», fragte die Krämersfrau. «Ja, eine gute, kräftige Suppe. Ich bin noch schwach von der Geburt, und Ochsenblut soll die Kräfte wiederbringen, hörte ich.»

«Ochsenblut?», fragte die Krämerin. «Ich habe gehört, das Blut junger Kälber wäre richtig, um wieder zu Kräften zu kommen.»

«Gut, dann füllt mir einen Liter Kalbsblut in eine Kanne.»

Dann kaufte Sibylla noch ein Huhn und alle anderen Zutaten, die in der Küche für die Zubereitung einer kräftigenden Suppe notwendig waren. Zu Hause wartete sie, bis Barbara die Küche verlassen hatte, und legte ihre Einkäufe heimlich in die Regale der großen Vorratskammer. Den Kalbsfuß aber und das Blut brachte sie unbemerkt in ihre Kammer.

Sie wartete, bis die Stadt still und dunkel im nächtlichen Schlaf lag. Als die Turmuhr elfmal schlug und der Nachtwächter gerade auf seinem Rundgang die Krämergasse verlassen hatte, hüllte sie sich in einen dunklen Umhang, packte das Blut und den Kalbsfuß in einen Weidenkorb und verließ heimlich das Haus.

Im Schutz der Hausmauern eilte sie die Krämergasse hinunter bis zur Gasse der Gerber. Der Mond leuchtete ihr den richtigen Weg zum Haus des Gerbers Sachs.

Einige Meter davor hielt sie inne, stellte den Korb ab und sah sich nach allen Seiten um. Kein Laut war zu hören, kein Mensch war zu sehen. Sibylla zog die Kapuze vorsichtshalber über ihren Kopf, dann holte sie den Kalbsfuß heraus, stippte ihn in das Blut und drückte ihn anschließend auf die Gasse. Schon war ein blutroter Hufabdruck im gestampften Lehm zu sehen. Sibylla tunkte den Fuß erneut in das Ochsenblut, und nach einer guten halben Stunde richtete sie sich auf, streckte den schmerzenden Rücken und betrachtete im fahlen Mondlicht ihr Werk. Rings um das Haus des Meisters Sachs zog sich nun eine blutige Hufspur. Eine Spur, die aussah, als wäre der Teufel selbst zu Besuch in der Gerbergasse gewesen. Sibylla lächelte zufrieden, dann nahm sie ihren Korb und machte sich auf den Weg zurück in die Krämergasse. Den Kalbsfuß warf sie unterwegs in der Gasse der Metzger in einen Abfallgraben. Das restliche Blut schüttete sich in einen anderen Graben, wo es zwischen den Metzgereiresten unsichtbar versickerte.

In der Küche wusch sie die Kanne sorgfältig aus, stellte sie zurück an ihren Platz, verstaute auch den Weidenkorb, dann ging sie zu Bett.

Am nächsten Morgen kam Barbara sehr verstört von ihrem Brunnengang zurück und verbreitete beim Frühstück die neuesten Nachrichten.

«Der Teufel selbst war bei Sachs», erzählte sie mit vor Aufregung roten Wangen. «Eine blutige Hufspur zog sich um das ganze Gebäude, und an der Tür soll eine gekreuzigte Katze gehangen haben.»

Barbara bekreuzigte sich. «Die Mägde erzählen, dass Sachs nach dem Priester geschickt hat, um den Teufel zu vertreiben. Doch der Priester sei nicht gekommen. Erst müsse der Teufel, der im Haus wohne, weg, dann würde er kommen. Keine Stunde früher.»

«Und Sachs?», fragte Sibylla und warf einen Seitenblick auf Maria, die schon wieder mit den Tränen kämpfte. «Was hat Sachs dann getan?»

«Nichts», erwiderte Barbara. «Was soll er schon tun? Jammern, Klagen und Beten sind das Einzige, was ihm noch bleibt.»

Sibylla lächelte zufrieden. Ein paar Tage nur noch, dachte sie, dann habe ich es geschafft. Dann würde der Rat zusammentreten, und sie würde dafür sorgen, dass er Thomas aus der Stadt verbannte. Dann würde sie ihn nie wieder zu Gesicht bekommen, und Maria würde es danach sicher besser gehen.

 

Am nächsten Morgen hing der Himmel grau und schwer wie ein nasses Tuch über der Stadt. Die Kälte hatte über Nacht Einzug gehalten in Frankfurt, und die Luft roch nach Schnee. Raben und Krähen saßen krächzend auf den Dächern, und Sibylla erschauerte, als sie auf die Krämergasse hinaustrat. Heinrich, der neben ihr ging, um ungegerbte Felle zu Hintzens Werkstatt zu bringen, sah prüfend zum Himmel.

«Es scheint, als käme der Winter in diesem Jahr zu früh. Ich kann mich nicht erinnern, dass es einmal vor Dezember Schnee gegeben hat», sagte er.

«Auch der Sommer war ungewöhnlich», antwortete Sibylla. «Es würde mich nicht wundern, wenn es heute noch Schnee gäbe.»

«Meint Ihr, der Teufel habe damit zu tun?», fragte Heinrich und betrachtete die Raben, die es sich auf dem Dach eines Bäckerhauses bequem gemacht haben.

«Ich weiß es nicht», erwiderte Sibylla. «Doch eines ist sicher: Seit der Teufel in der Stadt ist, spielt sogar das Wetter verrückt. Wundern würde es mich nicht, wenn statt Schnee Blut vom Himmel fiele.»

«Zeit wird es, dass der Rat einschreitet», brummelte Heinrich und zog fröstelnd die Schultern zusammen.

Sibylla aber beschloss, der Ratsherrin Willmer einen Besuch abzustatten. Auf der Messe hatte sie einige kostbare Stücke aus venezianischem Glas eingekauft. Diese würden ihr als Vorwand dienen, um die Willmerin aufzusuchen.

Doch die Willmerin hatte kein Interesse an venezianischem Glas, betrachtete gleichgültig die geschliffenen Schalen und Karaffen.

«Nein, Schierin. Glas ist nicht das Richtige für mein Haus. Dinge aus Gold suche ich. Eine fein zieselierte Kanne, ein gravierter Leuchter. Glas ist zu zerbrechlich. Außerdem hält der Glanz nicht lange. Bald werden die Schalen blind sein.»

«Ihr müsst sie mit Seifenlauge spülen», erwiderte Sibylla lächelnd. «Der Rauch der Wachslichter setzt sich im Schliff fest.»

«Nein, nein. Glas ist mir nicht geheuer. Findet Ihr es nicht auch seltsam, dass das Kerzenlicht im Glas seine Farben verändert? Grün und blau, rot und gelb schimmert das Glas. In diesen Zeiten bin ich lieber vorsichtig mit Dingen, die ich nicht verstehe. Zu leicht holt man sich den Teufel ins Haus.»

«Habt Ihr auch von den blutigen Hufspuren in der Gerbergasse gehört?», fragte Sibylla.

Die Willmerin nickte. «Angst und bange wird mir, wenn ich daran nur denke», flüsterte sie. «Ich habe schon für alle Kirchen der Stadt dicke Wachslichter gestiftet.»

In diesem Moment segelten die ersten dicken Schneeflocken vor dem Fenster vorbei.

«Seht nur, Willmerin, es schneit!», rief Sibylla in gespielter Angst aus. «Schnee im November! Das hat es seit Jahren nicht mehr gegeben! Der Winter wird wohl genau so unberechenbar werden, wie der Sommer es war. Oh, Gott, welche Sünde hat die Stadt nur auf sich geladen, dass Gott sie so straft!»

Die Willmerin war aufgesprungen und zum Fenster geeilt. «Meint Ihr, der Schnee ist ein Teufelswerk?», fragte sie ängstlich.

Sibylla zuckte die Achseln. «Wer weiß das schon? Es ist ein Kennzeichen des Teufels, dass er sich nicht leicht zu erkennen gibt.»

Sie stand auf und trat neben die Willmerin ans Fenster. «Der Schnee ist rein und weiß», sprach sie, wie zu sich selbst. «Gut geeignet, die Spuren des Teufels zu verwischen.»

Die Willmerin schrak zusammen. «Ihr habt Recht, Schierin. Das ist die einzige Erklärung.»

Ihre Stimme bebte, und auch ihr Busen wogte, als sie sich bekreuzigte. Sibylla tat es ihr nach. Die Tür des Esszimmers öffnete sich leise, und der Ratsherr betrat den Raum. Seine Frau war noch immer so betroffen, dass sie sein Erscheinen nicht bemerkte, doch Sibylla hatte aus den Augenwinkeln die große Gestalt gesehen. Aber auch sie tat, als hätte sie nichts bemerkt. Sie legte der Willmerin tröstend eine Hand auf den Arm und sagte: «Der Rat sollte etwas unternehmen. Es ist nicht gut für die Stadt, wenn sich herumspricht, dass der Teufel darin ein und aus geht. Die Messfremden werden wegbleiben. Aus Florenz hörte ich, dass einige Kaufleute bereits Anstalten treffen, auf den Messplatz in Leipzig auszuweichen.»

«Woher wisst Ihr das?»

Die dunkle Stimme des Ratsherrn dröhnte wie ein Donnerschlag durch das Zimmer. Die Willmerin schrak erneut zusammen und fuhr herum.

Der Ratsherr war näher gekommen und stand nun vor Sibylla. «Woher wisst Ihr, dass die Florentiner nach Leipzig wollen?»

«Nun», sagte Sibylla langsam. «Ich habe eine Freundin in Florenz. Lucia heißt sie. Vielleicht kennt Ihr sie sogar. Vor wenigen Jahren hat sie für einige Monate in Isaak Koppers Haus Aufenthalt genommen. Sie schrieb mir, dass auch die Florentiner Angst vor dem Teufel hätten. Gedruckte Zeichnungen werden in Florenz von Hand zu Hand gereicht. Ein Nürnberger, Albrecht Dürer mit Namen, soll sie gemacht haben. Apokalypse heißen die Blätter und zeigen den Teufel, der Tod und Verderben über das Land bringt.»

«Solche Zeichnungen gab es schon immer», erwiderte Willmer.

«Schon», gab Sibylla zu. «Doch da sich Dürer der neuen Druckkunst bedient, erfahren seine Blätter weite Verbreitung. Selbst bis nach Florenz sind sie schon gekommen.»

«Hm», machte Willmer. «Es wär wahrlich schlecht, wenn die Stadtkasse Schaden nehmen würde, weil die Messfremden wegen des Teufels nicht nach Frankfurt kämen.»

«Schnell handeln müsst Ihr», drängte Sibylla. «Schon ist es November. Bedenkt selbst, wie lange es braucht, bis eine Nachricht die Alpen überquert hat. Wenn Ihr jetzt etwas unternehmt, so könntet Ihr noch rechtzeitig nach Florenz berichten, dass in Frankfurt der Teufel ausgetrieben ist.»

Willmer betrachtete Sibylla mit einer Mischung aus Bewunderung und Misstrauen. «Ihr seid ein kluges Weib, Schierin», sagte er schließlich, doch in seinen Worten klang neben der Bewunderung auch Vorsicht.

«Der Rat wird sich noch heute Nachmittag im Römer zusammenfinden. Wir alle wissen von den blutigen Hufspuren und den anderen Ereignissen um den Gerber Thomas. Die Männer im Rat sind nicht dumm und glauben längst nicht jeden Brunnentratsch. Doch wenn es so ist, wie Ihr sagt, Schierin, wenn uns die Messfremden wegbleiben, so müssen wir handeln.»

«Die Frauen der Stadt werden es Euch danken, Ratsherr Willmer. Seht selbst, wie die Angst im Gesicht Eurer Frau geschrieben steht.»

«Ach!» Willmer machte eine wegwerfende Handbewegung. «Das Weib ist dumm. Sie fürchtet gar den Schatten an der Wand.»

«Fragt Kopper, wenn Ihr Bestätigung für meine Worte braucht. Er kennt die Florentiner besser als jeder andere in der Stadt.»

Willmer nickte und musterte Sibylla wieder voller Misstrauen. «Es ist nicht gut, wenn ein Weib so klug ist wie Ihr», sagte er, dann verließ er das Zimmer.