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MacPherson sah Decker an und sagte: »Ich hasse Fanatiker.«
Decker reagierte nicht, sondern nahm sich eine Tasse Kaffee aus der Maschine im Büro.
»Aber vermutlich ist es nicht allein deine Schuld«, fuhr MacPherson fort. »Da steckt ganz bestimmt ’ne Muschi dahinter.«
Decker nippte an seinem Kaffee und sagte: »Regt sich da ein winziger Gedanke in deinem Spatzenhirn, Paulie? Erzähl’s mir. Meinst du, das schaffst du?«
»Ich glaub’, er meint dein Käppchen, Rabbi«, sagte Hollander.
Decker griff sich auf den Kopf. Er hatte vergessen, seine Jarmulke abzunehmen. Heute morgen hatte er die kompletten Schacharit gesprochen, bevor er zur Arbeit ging. Zum ersten Mal seit einem Monat hatte er sogar Phylakterien getragen. Rina schien erfreut, aber Decker hatte sich gefragt, ob er sich nicht heuchlerisch verhielt. Auf der Fahrt zum Revier war er zu dem Schluß gekommen, daß es nichts Schlimmes war, den häuslichen Frieden zu wahren – Schalom bajis. Außerdem mußte Rina nach den Erfahrungen mit ihrem Schwager ein bißchen in ihrer Religion bestärkt werden. Decker steckte das Scheitelkäppchen ein.
»Konvertiten sind die schlimmsten Fanatiker«, sagte MacPherson. »Genauso schlimm wie ehemalige Trinker. Sie müssen sich selbst etwas beweisen, also müssen sie es allen anderen auch beweisen.«
»Hör auf, Paul«, sagte Decker. »Ich hab’ keine Lust auf deine Stammtischphilosophie.«
»Marge muß jeden Augenblick zurück sein«, sagte Hollander.
»Weißt du, ob der Imkerei-Commissioner sie zurückgerufen hat?«
»Ich glaub’, sie hat mit jemandem über Bienen gesprochen«, sagte Hollander.
»Pete«, sagte MacPherson seufzend, »eines Tages, wenn das Bumsen nicht mehr so spannend ist, kapierst du wieder, wer du bist. Du schaust in den Spiegel und bist wieder ganz der Alte. Egal, wen du fickst, was du tust, was du ißt oder was du trägst, du bist und bleibst ein arschiger Bulle von einsneunzig und über zwei Zentnern, der ’ne Knarre mit sich rumschleppt. Du bist ungefähr so jüdisch wie ’n Brötchen mit Schinken und Käse. Du bist ’n Schiske, Decker. Gib’s zu und schließ Frieden mit deiner Seele.«
»Das heißt Schickse, Paul, und bezeichnet ein Christenmädchen. Was du meinst, ist Scheigez. Aber Goj reicht auch.«
Genaugenommen war er keins von beiden, aber das wußte MacPherson nicht. Keiner von ihnen wußte es.
»Du weißt, wovon ich rede«, sagte MacPherson.
»Paulie, wenn du nicht so voller Scheiße stecktest, wärst du weiß«, sagte Decker.
»Touché«, sagte Hollander.
MacPherson knurrte.
Decker goß sich eine weitere Tasse Kaffee ein. Während er seine Jarmulke durch die Hemdtasche befühlte, dachte er zum hundertsten Mal darüber nach, wie er wohl geworden wäre, wenn seine leibliche jüdische Mutter ihn behalten und aufgezogen hätte. Rein körperlich wäre er zwar derselbe – Chromosomen veränderten sich nicht –, aber seine ganzen Erfahrungen, all das, was ihn zu demjenigen machte, der er heute war, wären anders gewesen.
Und so kehrte er jetzt nach einundvierzig Jahren zu seinen Wurzeln zurück. Der Grund dafür war größtenteils Rina. Sie würde ihn nicht heiraten, wenn er nicht jüdisch und religiös wäre. Aber es steckte mehr als ihre Liebe dahinter. Irgend etwas in seinem Inneren zog ihn zum Judaismus und hielt ihn in Bann, obwohl das viele Stunden Bibelstudium bedeutete und zusätzliche Restriktionen in seinem ohnehin schon bedrängten Leben. Wenn man ihn danach fragte, konnte Decker es nicht erklären. Paul zog ihn wegen der Konvertierung auf – alle Kollegen hatten das irgendwann mal getan. Er war ihnen ein Rätsel. Wie konnte man einundvierzig Jahre als Nichtjude einfach unter den Teppich kehren? Deckers Antwort: Das konnte man nicht. Er betrachtete sich immer noch als Kind der Eltern, bei denen er aufgewachsen war, als Sprößling einer prinzipientreuen Mutter und eines starken Vaters, die ihn baptistisch erzogen hatten.
Er hatte gerade seine zweite Tasse Kaffee ausgetrunken, als Marge mit einem etwa fünfzigjährigen pausbäckigen Mann ins Büro kam.
»Sergeant Decker«, sagte sie, »das ist Charlie Benko, der Kopfgeldjäger, der geglaubt hatte, Sally Baby könnte das Kind sein, das er gerade sucht. Er wird unsere Verbrecheralben durchgehen und schauen, ob er unter unseren Schätzchen vielleicht diesen Kidnapper-Ehemann findet.«
»Gute Idee«, sagte Decker. »Wie geht’s der Mutter?«
Charlie machte eine wegwerfende Bewegung mit der rechten Hand. »Mit ’nem besseren Ehemann würd’s ihr besser gehen.«
»Nummer zwei ist also auch ein Ekelpaket?« fragte Marge. »Manche Frauen ziehen einfach nur Nieten.«
»Nun ja, Nummer zwei schlägt sie nicht und trinkt auch nicht oder so«, sagte Benko. »Das Problem ist, er hat absolut kein Verständnis für sie. Der denkt vermutlich, was soll’s, ist ja nicht mein Kind. Aber er sollte sich zumindest besser verstellen. Wissen Sie, was der zu Dotty gesagt hat? Vergiß es, wir machen ein neues.«
»Einfühlsamer Typ«, sagte Marge.
»Yeah, als ob ein Kind so was wie’n Baseball wär’, den man im Gebüsch verliert. Ist einer weg, kauft man sich halt ’nen neuen. Aber Charlie Benko findet all die verdammten Baseballs, selbst wenn er auf Händen und Knien durchs Gebüsch kriechen muß, verstehen Sie, was ich meine? Deshalb tue ich auch für Dotty mehr, als ich muß. Zum Teufel, die Hälfte meiner Zeit berechne ich ihr noch nicht mal. Aber letzten Endes zahlt es sich aus. Ich kann nachts ruhig schlafen, und wenn ich mal wieder ’ne Empfehlung brauche, wird Dotty den Leuten sagen, daß Charlie Benko ’n paar Überstunden für sie abgerissen hat.«
»Hier sind die Verbrecheralben«, sagte Marge. »Sie können sich an meinen Schreibtisch setzen.«
»Irgendwie find’ ich den Scheißkerl«, sagte Benko. »Die kleine Heather wird nicht als ein weiterer verlorener Baseball enden.«
»Möchten Sie ’nen Kaffee, Charlie?« fragte Marge.
»Gern. Mit Milch und drei Löffeln Zucker. Früher hab’ ich ihn schwarz getrunken, aber das Leben ist zu kurz. Vor drei Jahren hat der Krebs meine Frau dahingerafft. Seitdem sag’ ich mir immer, was soll’s.« Er zögerte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf und schlug das erste Verbrecheralbum auf.
»Bleibst du hier, Detective Hollander?« fragte Marge.
»Warum?«
»Wenn Charlie den Schweinehund findet, braucht er jemanden, der den Namen in den Computer eingibt.«
»Kein Problem«, sagte Hollander. »Ich muß gleich nur mal schnell zur Klapsmühle, sollte aber in ’ner Stunde wieder hier sein.«
»Klapsmühle?« sagte Benko. »Sie arbeiten mit Verrückten, Detective? Junge, Junge, ich hab’ in meinem Leben schon einige Verrückte getroffen.«
»Die Klapsmühle ist die Jugendstrafanstalt von San Fernando Valley«, sagte MacPherson. »Auf der Filbert Street.«
»Filbert – ah, Klapsmühle, jetzt versteh’ ich«, sagte Benko. »Das gefällt mir.«
»Während der Abwesenheit von Detective Hollander bin ich Mr. Benko gern behilflich«, sagte MacPherson.
»Ein seltener Anfall von Altruismus seitens Detective MacPherson«, sagte Decker.
»Yeah, vielen Dank, Kumpel«, sagte Benko und blätterte eine weitere Seite um.
Marge nahm sich ihre Notizen und sagte zu Decker: »Das hab’ ich inzwischen rausgekriegt. Mitch Appleman, der Imkerei-Commissioner, hat mir einige Adressen von Bienenzüchtern in der Gegend gegeben. Die großen kommerziellen Imkereien liegen jenseits des Antelope Valley Freeway Richtung Canyon Country. Bißchen weit für Baby Sally zu laufen.«
»Ungefähr fünf Meilen zu weit.«
»Aber«, sagte Marge, »es gibt da so ein kleines Tal namens Sagebrush Canyon, unmittelbar außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs. Es läuft zwischen den Bergen durch, beginnt direkt oben am Hansen-Damm und der Lakeview Terrace und führt in einem Bogen am oberen Ende der neuen Manfred-Siedlung vorbei. Viele Weiden – Alfalfa- und Kleefelder. Appleman hat gesagt, da draußen gäb’ es ein paar selbstständige Bienenzüchter. Ich denke, da haben wir die besten Chancen.«
»Wer ist für die Gegend zuständig?«
»Es ist eine selbstständige Kommune in L. A. County. Ich hab’ nicht feststellen können, ob sie eine eigene Polizei haben. Vielleicht lassen die sich jemand kommen, wenn’s nötig ist.«
»Sehen wir uns das mal an«, sagte Decker.
Marge bog mit dem Zivilfahrzeug auf den Foothill Boulevard, der Hauptverkehrsstraße ihres Bezirks, die am Fuß der San Gabriel Mountains vorbeiführte. Die Sonne hatte den Smog weggebrannt, und ein trockener Wind fegte durch die Luft. Die zweispurige Straße hatte keinen Gehweg und war von einer merkwürdigen Mischung aus industriellen und landwirtschaftlichen Gebäuden gesäumt – baufällige Ranchen waren eingequetscht zwischen zahlreichen Baumärkten, Ziegeleien standen unmittelbar neben Baumschulen. Marge fuhr an in Töpfe gepflanzten Bäumen vorbei, die wie Grabsteine in einer Reihe aufgestellt waren, und an einem langen ausgetrockneten Abflußkanal, dessen Boden voller glatter, kalkgrauer Steine lag. Ein Cowboy ritt mit nacktem Oberkörper durch das trockene Flußbett, in einer Hand die Zügel, in der anderen die Leine eines schwarzen Labrador-Retrievers.
Die Straße überquerte den Kanal, und kurz darauf fuhren sie an einem Park vorbei. Auf einem asphaltierten Hof, der in der Hitze flimmerte, spielten einige Jungen Basketball. Daneben war ein schattiger Spielplatz. Mütter in kurzärmeligen T-Shirts und adretten Shorts stießen die Schaukeln an, während sie sich mit einer Hand Luft zufächelten. Gegenüber dem Park waren ein K Mart und eine Walzblechfabrik.
Ein Jingle aus dem Fernsehen kam Marge in den Sinn, ein Werbespruch für einen Supermarkt, der behauptete, die ganze amerikanische Mittelschicht mit Speisen und Getränken zu versorgen. Sie sang:
»Don’t have a big, foreign car …«
Decker sah sie an.
»Don’t have a mansion on a hill …«
»Jetzt hättest du mich fast reingelegt.«
»But I’m an Americann …«
»Weißt du, was ich mir vorstelle, wenn ich diese ganzen verlogenen Werbespots über Leute wie du und ich sehe?« sagte Decker. »Eingeschriebene Mitglieder der Schauspielergewerkschaft, die nach festgelegten Tarifen bezahlt werden und hoffen, daß der betreffende Werbespot hundertmal am Tag gesendet wird, damit sie sich ein großes ausländisches Auto oder eine Villa am Hang leisten können.«
»Aber sieh dir doch nur mal diese wunderbare Natur an, Pete«, sagte Marge und zeigte auf einen Schotterhaufen. »Würdest du das tatsächlich alles aufgeben, wenn du … sagen wir mal … groß im Lotto gewinnen würdest?«
Decker lachte herzhaft.
»Was würdest du denn mit der ganzen Freizeit machen?«
»Oh, das weiß ich nicht. Ich könnte mir viele Dinge vorstellen«, sagte Decker und dachte dabei, daß wohl die meisten mit Rina und einem Schlafzimmer zu tun hätten.
Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, fragte Marge: »Wie geht es Rina?«
»Schlägt sich ganz wacker«, sagte Decker. »Sie kommt zurück.«
»Ohne Quatsch? Was hat sie denn dazu veranlaßt?«
»Meine Manneskraft.«
Marge lächelte. »Das freut mich für dich, Pete.«
»Danke. Ich freu’ mich auch sehr.«
»Macht ihr zwei dann ernst?«
»Wenn sie es sich nicht wieder anders überlegt, ja.«
»Du hast doch keine Bedenken?«
»Nein«, sagte Decker. »Überhaupt nicht.«
»Ich hab’ furchtbaren Schiß vorm Heiraten«, sagte Marge. »Was ist, wenn’s der Falsche ist? In einer Hinsicht hat Charlie Benko recht. Menschen sind keine Baseballs. Ich brächte es nicht fertig, den Kerl rauszuschmeißen. Selbst wenn ich merken würde, daß ich einen Riesenfehler gemacht hätte.«
»Weißt du, Margie, der Job stumpft unsere Gefühle ab. Das muß auch so sein – sonst würden wir die ganze Zeit in unser Bier flennen. Deshalb denke ich die wenigen Male, in denen ich mit dem Herzen statt mit dem Kopf reagiere, nicht über die Konsequenzen nach. Ich genieße es einfach, mich meinen Gefühlen hinzugeben.«
Marge zog die Stirn in Falten. »Weißt du was? Ich werd’ in Zukunft genauso denken.«
Decker lächelte, dann starrte er aus dem Fenster.
Marge bog mit dem Plymouth nach links, ließ einen samtig grünen Golfplatz hinter sich und folgte einer schmalen kurvigen Straße, die in die Berge eingemeißelt schien. Die Gebirgsausläufer bestanden aus sandfarbenen felsigen Hügeln, auf denen verdorrtes Gestrüpp wuchs und hohes Gras, das die grelle Sonne strohgelb gefärbt hatte. Zwischen den Steinen stachen einzelne Farbflecken hervor – winzige weiß-lila Blüten, gelblicher Löwenzahn, orangefarbener Goldmohn und langstielige Sonnenblumen. Mit bockendem Getriebe fuhr der Wagen den Berg hinauf, und als sie die erste Anhöhe erreichten, konnte man in einen riesigen Krater aus Stein und Stahl sehen. Früher war das Betonbecken mit Millionen Liter Wasser gefüllt gewesen, doch Anfang der achtziger Jahre hatte man den Hansen-Damm für zu alt und nicht mehr sicher erachtet und ihn trockengelegt. Marge sah seufzend zu der leeren Talsperre.
»Jedes Mal, wenn ich das sehe, muß ich an die Millionen von Dollars und Arbeitsstunden denken … alles dahin.«
»Man munkelt, daß Manfred an dem Land interessiert ist«, sagte Decker.
»Du machst wohl Witze. Davon hab’ ich noch nichts gehört.«
»Ich glaube, Mike hat es mir erzählt. Er weiß über solche Dinge Bescheid. Wär’ schön, wenn sie das Becken wieder füllen würden. Dann brauchten wir mit den Booten nicht mehr bis zum Lake Castaic zu fahren.«
»Wie ich Manfred kenne, füllen die es vermutlich mit Giftmüll«, sagte Marge. »Im Bezirksgericht findet eine große Versammlung wegen Manfreds neuester Pläne zum Bau eines siebenstöckigen Bürohauses statt. Am siebenundzwanzigsten dieses Monats. Die Rancher wollen sich dafür einsetzen, daß alle Pläne für Gebäude mit mehr als zwei Stockwerken eingefroren werden. Hast du Interesse?«
»Eigentlich nicht.«
»Was willst du denn tun? Warten, bis sie auch bei dir in der Nachbarschaft anfangen?« Marge schüttelte den Kopf. »Die bauen direkt hinter meinem Haus. Ein schönes Stück Land, wo früher Kornfelder waren. Weißt du, ich könnte ja noch akzeptieren, daß L. A. mehr Häuser als Getreide braucht, aber die haben in ihren letzten beiden Siedlungen noch nicht mal alles verkauft. Die bauen einfach alles zu.«
»Paß auf die Kurven auf, Marge.«
»Die seh’ ich schon.« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn. »Diese ganzen Reihenhäuser, stören die dich denn nicht?«
»Mir wär’ natürlich lieber, wenn alles so bliebe, wie es ist«, sagte Decker. »Aber es bereitet mir auch keine schlaflosen Nächte.«
»Bis sie hinter deinem Haus anfangen zu bauen.«
»Das würde mir allerdings nicht gefallen.«
In der nächsten Kurve bremste Marge plötzlich. Direkt unter ihnen lag der Sagebrush Canyon in seinem satten Grün. Marge schaltete die Automatik in einen niedrigen Gang, und sie fuhren ins Tal hinunter. Lehmrote Felsen und dicke Steinbrocken rahmten weite Flächen ein, die mit rosa-weißem Klee, lavendelfarbener Alfalfa und silbergrauem Beifuß bewachsen waren. Die Felder waren in letzter Zeit wohl bewässert worden, denn an den Pflanzen hingen Wassertropfen, die wie Glassplitter in der Sonne glitzerten. Die Luft schien ein wenig kühler, doch es wehte immer noch ein kräftiger warmer Wind. Der Himmel schimmerte blau.
»Nur die Ecke rum, und ich wußte nicht mal, daß es hier überhaupt so was gibt«, sagte Decker.
»Ich auch nicht.«
In der Schlucht bog der Plymouth nach links ab. Als erstes bemerkten sie eine Scheune ohne Dach mitten in einem Feld, auf dem Jersey-Rinder grasten. Vor der Scheune lagen Heuhäufen. Fünf Minuten später fuhren sie an einem einstöckigen, weiß getünchten Haus vorbei. Über dem Eingang war ein handgemaltes Schild angebracht, auf dem in roten Buchstaben SAGEBRUSH CANYON GENERAL STORE stand. Nach einer weiteren halben Meile kamen sie an ein verputztes Eßlokal, auf das ein pfeilförmiger Wegweiser mit der Aufschrift EATS zeigte. Auf der anderen Straßenseite waren eine Tankstelle mit zwei altmodischen Zapfsäulen, eine Telefonzelle und ein Holzschuppen. Ein beißender Uringestank drang ihnen in die Nase.
»Hier wird was gebraut«, sagte Decker. »Und zwar kein illegaler Whiskey.«
»Den Geruch gibt’s nur einmal«, sagte Marge.
»Zweimal. Du hast Pisse vergessen.«
Marge lachte. »Hier gibt’s also Speed. Wo sind denn die Motorradfahrer?«
»Nicht weit. Das garantier’ ich dir.«
Es folgten wieder leuchtende Felder – Weiden mit zahllosen Kühen und Schafen. Eine Meile weiter lag ein großes Holzgebäude im Schatten hoher Eukalyptus- und mächtiger Olivenbäume. Neben dem Haus war eine Schotterfläche mit zahlreichen Pfosten, an die aufgemotzte Harleys, Honda GSMs und BMW Choppers gekettet waren. Den vorderen Teil des Gebäudes bildete eine offene Terrasse, auf der Tische und Stühle standen. Dutzende tätowierter Rocker, alle ohne Hemd, lümmelten sich auf Stühlen herum, rauchten plaudernd Zigaretten und Joints und tranken Bier. Einige saßen mit völlig bloßem Oberkörper da, andere trugen Lederwesten auf nackter Haut. Die meisten hatten dicke Bäuche und lange, strähnige Haare, die sie mit roten Tüchern aus der Stirn hielten. Ein paar der Männer hatten Frauen auf dem Schoß sitzen, die nur aus Haut und Knochen zu bestehen schienen. Sie hatten ihre dürren Ärmchen um die dicken Hälse ihrer Typen geschlungen.
»Da sind ja unsere glorreichen Chemiker«, sagte Decker.
»Speed«, sagte Marge. »Einige Dinge gehören einfach zusammen – Liebe und Ehe … Pferde und Kutschen … Rocker und Aufputschmittel.«
»Ich kenn’ das Lied, aber die Strophe ist mir neu.«
»Bloß unsere gute alte Heimindustrie.«
»Wenn das ein Film wäre, würden wir beide in das Lokal stürmen, ein paar Typen die Köpfe einschlagen und ein paar Antworten hören wollen.«
»Das ist der Unterschied zwischen Hollywood und der Realität«, sagte Marge. »Hollywood schert sich halt nicht um die Rechte freier Bürger und um Polizeivorschriften. Im übrigen brechen die biertrinkenden Herren eh gerade auf.«
»Du willst mir doch nicht erzählen, daß du Angst vor ein paar Motorradfans hast.«
»Ich?« antwortete Marge. »Du spinnst wohl. Aber du weißt doch, wie die Kollegen in der Provinz sind. Wenn wir hier reingehen und denen die dreckige Arbeit abnehmen, sind die stinksauer, weil wir hier die Superschnüffler spielen.«
»Wohl wahr.«
»Also lassen wir die Motorradfahrer diesmal laufen.«
»Aber nur dieses eine Mal«, sagte Decker.
»Natürlich. Wenn der Schuppen nächste Woche noch steht, geh’ ich rein und misch’ sie ein bißchen auf.«
Eukalyptusbäume säumten die Straße und warfen dunkle Schatten auf den Asphalt. Aus der Klimaanlage strömte der Duft von Menthol. Nach einer weiteren Meile verschwanden die Bäume, und sie fuhren wieder an offenen Feldern vorbei – riesige Flächen voller lila Alfalfablüten, auf denen das Vieh graste. Mitten im Gelände zeigte ein grüner Wegweiser auf eine unbefestigte Straße. L. A., ORANGE BLOSSOM DEVELOPMENTS stand darauf.
»Das ist der offizielle Name der Manfred-Siedlung«, sagte Decker. »Mal angenommen, jemand will Sally irgendwo absetzen. Er fährt schnell mal über den Hügel und befindet sich in der Zivilisation – na ja, mehr oder weniger.«
»Immerhin besser, als die Kleine bei der Rocker-Bar zu lassen. Hast du den Namen gelesen?«
»Hell’s Heaven«, sagte Decker und schaltete das Gebläse der Klimaanlage etwas herunter. »Hübsch.«
Sie fuhren noch eine Meile. Plötzlich stieß Marge Decker in die Rippen.
»Guck mal da vorn«, sagte sie.
Auf einem Holzschild stand eingebrannt: HOWARD’S HONIGFARM – BÜRO EINE MEILE. Es war ein unbefestigter Schotterweg, der den Reifen des Plymouth gar nicht gut bekommen würde. Das Büro war eine grün gestrichene Holzbude. Marge parkte davor. Sie stiegen beide aus und streckten sich. Der Schuppen war meilenweit von Feldern mit süßlich riechendem Klee umgeben. In der Ferne war ein zweistöckiges Farmhaus aus Redwood zu sehen.
Decker klopfte an die Tür des Büros. Als niemand antwortete, nahm er einen Handschuh, streifte ihn über die rechte Hand und drehte den Türknauf. Die Tür war unverschlossen. Im Raum gab es einen Metallschreibtisch, auf dem sich Millimeterpapier stapelte, einen Drehstuhl und einen Aktenschrank. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen Pin-up-Girls – eine Blondine, die den Hintern in die Luft streckte, und eine Brünette, die einen Finger der rechten Hand im Mund hatte und mit den Fingern der linken ihre Schamlippen hochzog. Außerdem zierte ein alter Kalender einer Firma für Autoersatzteile die Wand sowie eine batteriegetriebene Uhr, auf der es fünf nach fünf war. Decker sah auf seine eigene Uhr. Es war ungefähr halb zwölf. Eine nur zur Hälfte gegessene Pizza ragte über den Rand eines Mülleimers. Fliegen hockten auf dem Käse, als ob er mit Rosinen gespickt wäre. Die Luft war stickig und heiß und roch nach Knoblauch.
»Puh«, sagte Marge.
Decker schloß die Tür. »Ich hab’ ein ungutes Gefühl bei dieser Sache, Margie.«
»Wenn diese Pizza nur ein erster Hinweis darauf ist, was noch auf uns zukommt, wird mir auch ganz mulmig. Meinst du, wir sollten uns mit unseren Kollegen in Khaki in Verbindung setzen?«
»Noch nicht«, sagte Decker. »Laß uns zu dem Farmhaus gehen.«
Sie machten sich auf den Weg durch die Felder. Auf halber Höhe stießen sie auf ein Dutzend Reihen von Holzkästen, die etwa einen halben Meter hoch und fünfzehn Zentimeter über dem Boden angebracht waren. Ein tiefes Summen erfüllte die Luft. Marge und Decker sahen sich fragend an. Nachdem sie noch drei Meter weitergegangen waren, erstarrten sie.
Aus einem der Kästen kam eine trichterförmige schwarze Wolke. Sie schoß so plötzlich auf sie zu, daß sie keine Möglichkeit mehr hatten vor- oder zurückzugehen. Das Summen wurde immer stärker – ein tiefes Stöhnen. Bienen verdunkelten den Himmel und wirbelten wie ein Tornado um sie herum, als ob sie sie vom Boden hochreißen wollten.
»Was sollen wir bloß tun?« fragte Marge voller Panik.
»Ich würd’ ja sagen, die Waffen ziehen, aber ich fürchte, die nutzen hier nichts«, sagte Decker aus dem Mundwinkel heraus.
»Peter …«
»Bleib einfach still stehen.«
»Ich will nicht so sterben«, sagte Marge, während die Bienen an ihrem Gesicht vorbeischwärmten.
»Ganz ruhig«, sagte Decker beschwörend.
Das Summen steigerte sich zu einem unerträglichen Klagegesang. Um sie herum war ein einziges Flügelgeschwirr, und weil Hunderte winzig kleiner Ventilatoren die warme Luft nach oben bewegten, wurde es etwas kühler. Decker hielt die Augen offen und sah, wie verschwommene graue Punkte an ihm vorbeischossen. Andere Insekten schlugen auf ihrer Flucht torkelnd gegen ihn, fielen in seine Jackentasche, berührten sein Gesicht und seinen Hals. Während er sich zwang, langsam zu atmen, mußte er an einen Wettkampf denken, von dem er in der Zeitung gelesen hatte – wer kann sich den größten Bienenbart wachsen lassen … Teilnehmer ließen Tausende von Bienen auf ihrem Gesicht landen. Bienen kitzelten Decker in der Nase. Ganz ruhig, wiederholte er für sich. Er hatte das Gefühl, als würde er in den Biestern ertrinken.
Nach einiger Zeit, die ihnen wie Stunden vorkam, landete die Wolke urplötzlich einen Meter von ihnen entfernt auf einem Kasten und legte sich wie eine braune, wollene Tischdecke über das Holz. Einige verirrte Bienen summten noch um Decker herum. Schließlich wagte er es, sie zu verscheuchen. Marge folgte seinem Beispiel. Sie zitterte.
»Alles okay?« fragte Decker.
Marge nickte.
»Wir sollten wohl besser von den Kästen verschwinden«, sagte Decker.
»Aber ganz langsam«, fügte Marge hinzu. »Was, zum Teufel, war das?«
»Keine Ahnung. Ich hab’ noch nie mit Bienen zu tun gehabt.«
Wenige Minuten später waren die Kästen nur noch als Punkte zu erkennen. Doch überall auf den Feldern flogen Arbeitsbienen auf Futtersuche herum und saugten die Pollen aus den rosa, weißen und lila Blüten.
»Warum konnte MacPherson diesen Fall nicht kriegen?« sagte Marge.
Decker antwortete nicht.
»Manchmal hasse ich deine stoische Haltung, Pete.«
Als Decker immer noch nicht reagierte, gab Marge auf. Eine Minute später zerriß ein heftiger Knall die Luft.
Decker blieb abrupt stehen und hob die Hände über den Kopf. »Schrotflinte.«
»Du lieber Gott, was ist denn jetzt los?« sagte Marge. »Polizei!« brüllte sie.
»Bleiben Sie, wo Sie sind!« befahl eine Stimme. Sie kam von hinten. Decker drehte sich um. Ein Mann mit Imkerschleier, dicken Handschuhen und Lederschürze kam auf sie zu. Er war groß, hatte einen ansehnlichen Bauch und hielt eine Schrotflinte mit langem Lauf in der Hand. Marge machte einen Schritt nach vorn. »Ich hab’ gesagt, Sie sollen bleiben, wo Sie sind«, sagte der Mann. »Und das mein’ ich auch so!« Er unterstrich seine Worte, indem er noch einmal in die Luft schoß. Marge zuckte zusammen.
»Polizei, Sir«, sagte Marge. Ihre Stimme war erstaunlich fest.
Den Mann schien das nicht zu beeindrucken.
»Was, zum Teufel, haben Sie auf meinem Grundstück verloren?«
»Im Büro war niemand«, sagte Decker.
»Das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, durch meine Felder zu trampeln und meine Bienen aufzuschrecken.«
»Das tut mir leid, Sir«, sagte Decker. »Eigentlich wollten wir mit dem Imkereibesitzer sprechen. Er war nicht im Büro. Da dachten wir, wir versuchend mal im Haus.«
»Verscheißern Sie mich doch nicht, Sie feiner Großstadtpinkel«, sagte der Mann. »Auch mit Ihrem kumpelhaften Gehabe und ihrem Südstaatenakzent können Sie mich nicht reinlegen. Sie sind einer von diesen Baulöwen. Mein Pappy hat euch doch gesagt, daß wir kein Interesse haben.«
»Mister«, sagte Decker. »Ich greife jetzt in meine Tasche und hole meine Dienstmarke heraus. Ich bin Polizei-Detective, und ich bin bewaffnet. Ich sage Ihnen, was ich tue, damit Ihr Finger am Abzug nicht nervös wird.«
Der Mann schwieg. Decker bewegte sich ganz bedächtig. Er faßte in seine Tasche, zog die Mappe heraus, in der seine Dienstmarke und sein Personalausweis steckten, und zeigte sie dem Mann.
»Das beweist gar nix.«
»Sind Sie Mr. Howard?« fragte Marge.
»Einer davon«, antwortete Howard und setzte seinen Imkerschleier ab. Darunter kamen ein kahler Kopf und ein lederartiges, stark gebräuntes Gesicht zum Vorschein. Seine Augen standen eng zusammen, seine Nase war fleischig und von Adern durchzogen, seine Lippen aufgesprungen. »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
»Ich bin ebenfalls Detective.«
»Dann haben Sie sicher auch ’ne Dienstmarke?«
Marge machte Anstalten, ihre Brieftasche zu öffnen.
»Lassen Sie’s«, sagte Howard. »L. A. hat wohl noch nicht genug Verbrechen, daß die zwei Polizisten hier rausschicken, um uns zu belästigen.« Howard spuckte über seine Schulter nach hinten. »Verschwinden Sie von Pappys Land. Es ist Ausschwärmwetter. Die Bienen könnten beschließen, daß sie Sie genauso wenig mögen wie ich.«
Decker nahm ein Foto von Baby Sally heraus. »Kennen Sie dieses kleine Mädchen?«
Alle Farbe wich aus Howards Gesicht. Marge wollte etwas sagen, doch Decker fiel ihr ins Wort.
»Ich hab’ jedenfalls keine Ahnung, wer sie ist. Sie ist in einem Heim, Mister. Das ist ganz bestimmt nicht der richtige Ort für ein Kind. Ich weiß nicht, wer ihre Eltern sind, aber ich hatte irgendwie gehofft, sie könnten hier in der Gegend wohnen.«
Die Männer starrten sich eine Zeitlang an. Howards kahler Schädel war schweißüberströmt. Er starrte nach oben, blinzelte in die Sonne und setzte dann seinen Hut mit dem Schleier wieder auf. Decker leckte sich den salzigen Schweiß von den Lippen.
»Warum glauben S’ denn, daß sie hier wohnt?«
»Weil das arme kleine Ding Bienenstiche an den Armen hat …«
»Gibt’s in der Stadt etwa keine Bienen?« fragte Howard.
»Der Arzt, bei dem wir mit ihr waren, meint, so viele Stiche wie sie könnte kein Stadtkind haben.«
Howard spuckte erneut. Dann sagte er: »Ich hab’ zu arbeiten.«
»Ich auch«, antwortete Decker.
»Was meinen S’ damit?«
»Genau das, was ich gesagt hab’. Ich will die Eltern von dem Kind ausfindig machen. Kennen Sie die Kleine?«
Howard starrte auf seine Füße und trat geistesabwesend gegen Erdklumpen. Dann sagte er: »Gehn Sie zum großen Haus. Die Frauen sind in der Küche. Fragen S’ die nach dem Kind.«
»Danke, Mr. Howard«, sagte Decker.
»Wann haben Sie’s gefunden«, fragte Howard.
»Ist ungefähr einen Tag her.«
»Wo?«
»Auf der anderen Seite vom Hügel.«
»In L. A.?«
»Yep.«
»Alles in Ordnung mit ihr?«
»Yep«, sagte Decker.
Howard rückte den Hut auf seinem Eierkopf zurecht. »Sagen Sie Darlene, sie soll Ihnen ein Stück Honigkuchen geben. Darlene ist meine Frau. Und Eistee soll sie Ihnen auch geben. Sie schwitzen ja wie ein Ochse.«
»Ist ja auch heiß hier draußen«, sagte Decker.
»Besonders in dem Anzug.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Von mir aus können Sie die Jacke ausziehen«, sagte Howard. »Mit so was beeindrucken Sie mich nicht.«
»Dann werd’ ich das tun«, sagte Decker und zog die Jacke aus.
Howard schickte sie mit einer Handbewegung fort und ging zu den Bienenkästen. Eine würzige Brise erfüllte die Luft. Oben auf dem Farmhaus drehte sich ein Chinese stürmisch im Kreis. Spatzen flogen in einer V-förmigen Formation durch den wolkenlosen Himmel.
»Gehn wir«, sagte Decker.
»Du bist mir über den Mund gefahren«, sagte Marge wütend.
»Ja, das stimmt.«
»Er weiß, wer sie ist.«
»Natürlich weiß er, wer sie ist«, sagte Decker. »Und wenn er es uns hätte sagen wollen, hätte er es auch getan. Offenbar findet er es angemessener, wenn wir es von den Frauen erfahren.«
»Ich lass’ mir nicht gern auf die Füße treten.«
Decker warf seine Jacke über die Schulter und legte seinen freien Arm um Marge. »Tut mir leid, daß ich dir über den Mund gefahren bin, aber ich kenne diese Typen. Die haben noch nie was von Frauenbewegung gehört.«
»Wo hast du diesen Südstaatenakzent her, Pete?«
»In Gainesville wohnen ’ne ganze Menge Leute aus dem Süden. Ich bin mit Hunderten von Typen wie unser guter Mr. Howard aufgewachsen. Er ist bloß einer von diesen hoffnungslos altmodischen Knaben, die’s in eine andere Gegend verschlagen hat. Davon gibt’s viele hier. Wenn du’s mir nicht glaubst, brauchst du nur mal in den Krimskramsladen am Foothill Boulevard zu gehen und eine Weile zuzuhören. Du würdest schwören, du bist in der tiefsten Provinz. Wir kommen nur deshalb nicht in Kontakt mit den Farmern, weil das meist gute gesetzestreue Bürger sind. Aber du brauchst ihnen nur mal auf die Zehen zu treten oder versuchen, sie herumzukommandieren. Das könnte dir leicht ’ne Ladung Schrot in den Hintern einbringen.«
»Ich hätt’ bestimmt nichts dagegen, Mr. Howard einen kleinen Einlauf mit meiner Achtunddreißiger zu verpassen«, sagte Marge.
Decker lächelte und zog seinen Arm weg. »Reg dich über den nicht auf, Detective Dunn. Diese Typen sind eine Sorte für sich.«
»Warum wollte er uns nicht sagen, wer das Kind ist?«
»Weil die wie die Maulesel sind, Marge. Die haben bestimmte Vorstellungen im Kopf, und an denen läßt sich nicht rütteln. Mein Vater ist genauso. Und deiner wohl auch, nach dem, was du mir erzählt hast. Ist es dir jemals gelungen, ihn zu beeinflussen, wenn er sich einmal eine feste Meinung gebildet hat?«
Marge schüttelte den Kopf.
»Die sind absolut stur«, sagte Decker.
»Glaubst du, daß Howard was zu verbergen hat?«
»Könnte schon sein.« Decker zögerte. »Oder er ist einfach ein mißtrauischer Typ. Offenbar ist er mit ein paar von diesen Baufritzen aneinandergeraten …«
»Manfred?«
»Vermutlich.«
»Ich wünschte, er würde mit uns reden«, sagte Marge.
»So sind diese Leute halt«, sagte Decker. »Stur und verschlossen. Howard hat sich entschlossen, den Mund zu halten, aber er will trotzdem, daß wir rauskriegen, wo Sally hingehört. Also schickt er uns zu den Frauen. Und ein kleines Vögelchen piepst mir gerade ins Ohr, daß wir bei Eistee und Honigkuchen einige interessante Dinge erfahren werden.«