Das Betrugssyndrom und die Entführung
Es war spät am Abend, als ich zu Hause eintraf. Mackenrodt wartete auf mich. »Wo warst’n, ick stehe schon ‘ne Weile hier un sitze wie off Kohl’n!«, sagte er. Dabei ging er mir um den Bart wegen der Jasper-Fuhre nach Braunschweig. »Ick habe mir mit Jasper übaworfen, vaschtehste? Denn sachste einfach, du kommst von’n Tiergarten, also von Anton Hadamitzki – der hat dir den Jasper empfohlen – so! Det war früher ‘n Jeschäftspartna von ihm un ooch von den Abdullah, vaschtehste?!« Ich schrieb mir den ganzen Kuddelmuddel auf einen Zettel. Mackenrodt war ehrlich und informierte mich darüber, dass er von Jasper in der vorigen Woche aus dem Laden katapultiert wurde. »Der treibende Keil war Jaspers Olle, die immer die Preise drückt. Also, wenn die sich einmischt, denn klemmt jarantiert die Säje – also mach det für mir! Ick fahre währenddessen zu Abdullah nach Berlin und nehme den janzen Trödel ausm Lager mit. Hasan is am Sonnabend wieda am Brandenburja Tor, kannst ooch hinkomm’! Außadem hatta nach dir jefracht!« Mackenrodt war superfreundlich, weil er mich wieder mal brauchte »Un denn hältste in Helmstedt an und fährst in’n Heuerskamp. Det is ‘ne Straße, die liecht jleich an’ne Autobahne. Da wohnt Ede. Isses dritte Haus rechts, wenn ‘ne rinkommst!« Bei Ulli Mackenrodt gab es grundsätzlich nur Spitz- oder Kosenamen. Er duzte jeden. Als ich fragte, wie Ede mit dem Familiennamen heißen würde, suchte er ewig und drei Tage in seinem Papierramsch nach der Adresse und fand nichts. »Es wohnt bloß eena in die Bude un det is Ede!«, gab Mackenrodt zur Antwort. Als er mir beschrieb, wie ich diesen komischen Herrn finden würde, hatte ich den Eindruck, als hätte Helmstedt nur einen Einwohner. Dann wurde Mackenrodt bösartig und meinte, ich sollte mich nicht so blöd anstellen, denn das Leuteausfindigmachen sei schließlich mein Job! »Ede vakooft ‘ne blaue Schwalbe, fast neu, kaum jeloofen! Det Jeschäft ham wa telefonisch abjewickelt. Brauchst die ‚Schmette’ nur uffladen – is schon bezahlt, per Postanweisung!« Mir war schleierhaft, wieso Mackenrodt so dämlich war und ein derartiges Objekt fernmündlich ankaufte. Außerdem fragte ich mich, wie er über hundert Ecken zu diesem Fahrzeug kam, ist doch dieses DDR-Moped inzwischen ein begehrtes Sammlerstück geworden. »Also, um Neune früh’s musste bei Jaspa sein, weil er jejen Zehne sein Laden uffmachen tut un denn sachste, det die jesamte Ware dir jehört!« Mackenrodt legte ein Berliner Platt hin, dass ich ihn kaum verstand. Dieses Mal hatte er die genaue Adresse parat. Jaspers Laden befand sich in der Innenstadtstraße -Neue Güldenklinke-. Solch einen lustigen Straßennamen konnte man sich gut merken. Ich war also überpünktlich in dieser Güldenklinke und wartete höflicherweise vor dem Laden darauf, dass der Uhrzeiger auf die Neun rückte. Dann klingelte ich an der Haustür, weil der Laden noch verschlossen war. Öffnungszeiten Mo-Do 10 bis 17 Uhr war da zu lesen. Ich versuchte es nochmals und ließ den Finger gleich auf dem Klingelknopf. Endlich öffnete sich im ersten Obergeschoss ein Fenster und heraus schaute vermutlich Jasper, mies gelaunt wegen meines Klingelkonzertes so morgens in der Früh. »Ich komme von Hadamitzki!«, rief ich nach oben. Jasper hielt die rechte Hand an die rechte Ohrmuschel. »Ich komme von Ha-da-mitz-ki!«, wiederholte ich. Jasper knallte das Fenster zu, kam herunter auf die Straße und schloss seinen Laden, Antiquariat genannt, von innen auf. Es stank erbärmlich nach Propangas und Kneipe. Jasper war mit karierten Filzpantinen und einer Schlafanzughose bekleidet. Darüber trug er ein speckiges Jackett. Der ganze Kerl war das Ebenbild einer männlichen Schlampe. Ich erzählte mein Lügenmärchen á la Mackenrodt. Jasper fragte mich sofort über Hadamitzki aus. Diesen Typen hatte ich in meinem Leben noch nie zu Gesicht bekommen. Aus diesem Grund versuchte ich, Jasper nach allen Regeln der Kunst abzulenken. Dabei laberte und laberte ich belangloses Zeug über den Flohmarkt in Tiergarten. Ich war froh, dass es Jasper zu viel wurde. Dann fragte er mich, ob ich aus Sachsen stamme, weil man das genau heraushörte. »Ich komme aus dem Osten!«, gab ich zur Antwort. »Ach was! Der Osten befindet sich in Russland. Wir hier sind Deutsche und müssen zusammenhalten, ohne sich gegenseitig ein X für ein U vor zu machen!«, entgegnete Jasper kameradschaftlich. Auf Anweisung Jaspers rangierte ich den Transporter in den Hinterhof und dann mit geöffneter Hecktür dicht an eine offene Garage im Seitenflügel des Gebäudes. Nun begann Jasper meinen Kleintransporter zu durchwühlen und mit seinen dreckigen Latschen auf Mackenrodt’s Büchern herum zu trampeln. Dabei schmiss er gekonnt das Unterste nach oben, um an die Bestseller antiquarischer Literatur zu gelangen. Nach einer viertel Stunde sah das Innenleben meines Fahrzeuges aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Jasper hatte sich einen Zehner-Stapel von insgesamt fünftausend Büchern herausgepickt und begonnen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das geschah erst einmal in der oberen Schicht der Mackenrodt’schen Bibliothek. »Sieht mir wie die Handschrift eines gewissen Mackenrodt aus!«, meinte er. »Treibt sich jetzt als Händler in Leipzig ‘rum. Lassen Se sich bloß nicht mit dem ein – is unse-riös! Kennen Se den? Wer kennt den nicht?!« Ich schüttelte mit dem Kopf und verwies kühn auf eine Empfehlung Anton Hadamitzkis aus Berlin-Kreuzberg. »Ach der!« Mehr sagte Jasper nicht und schickte sich an, mit den Büchern aus dem Kleintransporter zu steigen. Mackenrodt rechnete mit etwa dreitausend M-chen, d.h., für die ganze Bücherladung. Bei fünftausend Exemplaren und bei etwas mehr als fünfzig Pfennigen pro Buch hatte er natürlich richtig gerechnet. Mir persönlich erschien dieser Komplettpreis zu niedrig, hielt mit meiner Meinung aber erst einmal hinter dem Berg. Mir war bewusst, dass ein großer Teil der Literatur aus Makulatur, bzw. »Wühlkisteninventar« bestand. Aus diesem Grund gab mir Mackenrodt Vollmacht zur Konzession. Daran knüpfte er aber die Übernahme der gesamten Ware als Bedingung. Das habe ich Jasper mit größter Vorsicht beigebracht. Trotzdem, unter dessen rechten Arm klemmten bereits fünf alte Kochbücher und drei Leipziger Kalender der Jahre 1910-12. Zwei Bücher waren spurlos verschwunden – Band I und II der Botanik aus dem Jahre 1798, inklusive kolorierter Kupfertafeln als Anhang. Der seriöse Jasper hatte sie in Windeseile unter seine Jacke geschoben. Ich ließ mir zunächst nichts anmerken und fragte nach dem Pauschalpreis der acht Bücher. Wie aus der Pistole geschossen bot Jasper einen Zwanziger. »Nö!«, sagte ich. Unter der Maßgabe, dass Jasper meine Botanik von 1798 unter der Jacke trug, war er mit meinem Veto einverstanden. Er stellte den Bücherstapel umständlich auf einen Stuhl. Dabei machte er einen leichten Knicks, sodass die beiden Bücher nicht etwa oben aus der Jacke glitten. Jetzt kroch er wieder in den Transporter zurück und kramte fünf herrlich speckige Rosamunde-Pilcher-Broschüren heraus. Er bezeichnete sie als Superlativ und antiquarische Errungenschaft, um die wertvollere Literatur im Preis drücken zu können. Jasper litt, wie so viele andere Händler, wohl an einem Betrugssyndrom. Gern hätte ich ihn in den Hintern getreten, doch ich machte das Spiel mit. Etwas an nötigem Schliff hatte mir leider Gottes Hasan Abdullah vermittelt und nicht Mackenrodt, obwohl der mein Brötchengeber war. Ich ließ Jasper also in den Büchern herumwursteln. Jetzt balancierte er wieder zwanzig Bücher auf den Unterarmen vor sich her, stabilisierte den Bücherstoß mit dem Kinn, verlor deshalb die Orientierung und kippte vornüber. Ein Teil der Bücher schusselte vom Wagen auf die Straße. Ich erkannte in Jasper ein »Spezi« auf antiquarischem Gebiet, denn vor meinen Füßen lagen z.B. eine Erstausgabe der »Buddenbrooks« von Thomas Mann, Ausgabe 1901 und ein Poesiealbum von 1810, welches zahlreiche Aquarelle enthielt. »Massenware und Kitsch!«, entfuhr es Jasper streng. Dann hob er die restlichen Bücher auf und warf sie auf das Ersatzrad im Wageninneren. »Die Buddenbrooks« und das Poesiealbum legte er schön vorsichtig auf einen Beistelltisch in der Garage. Inspiriert von seinem tollen Fund in meinem Kleintransporter kroch Jasper wieder zwischen die Bücher, fädelte einige seltene Reiseführer von Karl Baedecker, Leipzig, heraus und warf sie auf den Tisch. »Massenware!«, gab er wieder von sich. Einige dieser Reiseführer beschrieben Berlin 1936, Petersburg, Indien und Ägypten/Sudan. Für alle Exemplare hätte mir Hasan Abdullah ohne mit der Wimper zu zucken mindestens sechshundert DM gezahlt. Jasper war ein richtiger Zauberer. Gerade eben lagen diese Reiseführer noch auf dem Tisch, dann waren sie plötzlich verschwunden. Ich musste diesem Spiel ein Ende bereiten, bevor ich die Übersicht verlor. Jasper jedenfalls holte aus einer Makulaturkiste einige Dreigroschenromane heraus, die ich eigentlich gratis unters Volk jubeln wollte. Jasper blätterte pro forma in diesen Heften herum und schob die Unterlippe nach vorn. »Alle Achtung!«, sagte er und meinte, dass er diese Ausgaben schon seit langer Zeit suchen würde. »Na toll!«, sagte ich und zog einen Bananenkarton mit ausgesprochenem Schund unter einer Sitzbank hervor. Jetzt passte Jasper und wollte aus dem Fahrzeug steigen. »Moment!«, sagte ich und krachte die Hecktür des Transporters vor seiner Nase zu – er war ins Fahrzeug gesperrt. Die Bücher die er sich unter den Nagel riss, holte ich aus der Garage und warf sie ins Wageninnere. Die beiden Reiseführer von Baedecker hatte Jasper wie mit einem Taschenspielertrick im ersten Buchsortiment verschwinden lassen. Ich hatte Jasper nun seiner Freiheit beraubt. Er schlug von innen gegen die Scheibe und ich von außen. Jetzt verhielt er sich eine Weile still, dann versuchte er, sich durch das Schiebedach zu zwängen. Inzwischen hatte ich das Fahrzeug zentralverriegelt. Als ich mich nach dem Botanik-Lehrbuch von 1798 erkundigte, zuckte Jasper mit den Schultern. Wütend öffnete ich die Fahrertür, stieg ins Fahrzeug und donnerte mit Jasper aus der Braunschweiger Innenstadt und fuhr in Richtung Stadtrand, immer der Nase nach und landete schließlich im nördlich gelegenen Braunschweig-Timmerlah. Als ich stoppte, holte Jasper sein Diebesgut unter der Jacke hervor. Ich zerrte ihn trotzdem aus dem Fahrzeug und überließ ihn in Schlafanzughose und Filzpantoffeln der feuchten und nasskalten Landstraße mitten im November, wendete, gab Gas und raste wütend zurück in Richtung Innenstadt. Nach etwa zwei Kilometern bekam ich Mitleid mit Jasper, drehte um und lud ihn wieder ins Fahrzeug. Während seines Tramperdaseins war er über und über mit aufgepeitschtem Fahrbahndreck dekoriert. Auf dem Weg zur Innenstadt einigten wir uns so lala. Wenn Jasper gekonnt hätte, wäre ich garantiert sein Mordopfer geworden. Er gedachte nun, die ganze Wagenladung Bücher geschlossen zu übernehmen. Angeblich tat es ihm leid, dass er mich auf diese Weise linken wollte, war ich in seinen Augen doch ein ganz angenehmer Geschäftspartner und vor allem ein ordentlicher Ossi. In Wirklichkeit ärgerte sich Jasper darüber, mich nicht mit raffinierteren Mitteln über den Löffel balbiert zu haben. Ich hätte recht gehandelt, meinte er. Natürlich stachen ihm die Buddenbrooks, die Botanik und mindestens die Reiseführer von Karl Baedecker ins Auge. Die Baedecker Indien und Ägypten hatte ich mir selbst angeeignet und gedachte, diese Hasan Abdullah zum Kauf anzubieten, zumal der verfressene Jasper mit möglichst dreihundert Prozent Handelsspanne rechnete. Für die Buddenbrooks von Thomas Mann als Erstausgabe bot ein Braunschweiger Antiquar bis 4000 DM. Bei Übernahme der ganzen Wagenladung Bücher hatte Jasper nunmehr 3000 DM veranschlagt. Dieses Angebot fand ich unverschämt und menschlich zugleich, wollte doch der Schlafanzugbehoste, schlampige Jasper leben, wie der liebe Gott in Frankreich. Für einen Moment dachte ich seit langem mal wieder an das eigene Ich und hätte meinen neuen »Geschäftspartner« am liebsten wieder nach Braunschweig-Timmerlah kutschiert. »Was soll’s«, dachte ich, »die sieben Kilometer Fußmarsch von Timmerlah in die »Neue Güldenklinke« machen ihn auch nicht besser!« Ob der betreffende Antiquar jemals 4000 DM für »Die Buddenbrooks« auf den Tisch legen würde? Es blieb dahingestellt. Jetzt fing ich an zu feilschen. Jasper allerdings war wieder der Alte und hielt hartnäckig und überaus kleinlich mit. Z.B. bot er für jeden Leipziger Kalender zwölf DM, ich forderte fünfzehn, er bot dreizehn DM dagegen. Zu den restlichen Reiseführern von Baedecker hatte ich eine klare Linie und legte sie beiseite, als Jasper nicht mitzog. Für die gesamte Wagenladung Bücher einigten wir uns auf 3.800 DM, ohne die botanische Literatur. Die Preise für die Kochbücher hatte Jasper neu formiert, doch wir lagen mit den Preisvorstellungen zu weit auseinander. Jasper verschwand, sicherlich um seinen geheimen Sparstrumpf anzuzapfen. In der Zwischenzeit kramte ich in den Büchern herum und ließ noch einige interessante Zigarettenbilder-Alben, sowie eine alte Ausgabe »Brehms Tierleben« verschwinden. Ich klaute also meine eigene Literatur, um sie vor Jasper zu retten. Der legte mir das Geld Schein für Schein hin. Als es über Dreitausend DM waren, ging sein Zählen immer langsamer vonstatten. Bei 3.500 hielt er inne. Dann ging es zögerlich weiter und bei 3.630 DM war Schluss. Jasper machte es wie Mackenrodt, aber ich sagte nichts und steckte das Geld ein, zumal ich mit den Nerven am Ende war.
Ich strandete an einem Markt-Imbiss und würgte eine Bratwurst hinunter. Dabei ließ ich meine Fahrt nach Braunschweig und das Affentheater mit diesem komischen Jasper wie ein Film an mir vorüberziehen. Dann stieg ich in meine Karre und fuhr nach Helmstedt. Den »Heuerskamp« fand ich auf Anhieb. Trotz der Handvoll Grundstücke war Ede partout nicht zu finden. Niemand in der Straße kannte eine Person mit diesem Vornamen. Ich blieb an einer windschiefen Kate stehen. Das Gebäude war wohl für den Abriss vorgesehen. Draußen an der Haustür fand ich ein Pappschild mit dem Namen Ismall Öner. Ich lugte durch den Briefkastenschlitz und konnte den ganzen Hausflur überblicken. Da stand tatsächlich eine blaue Schwalbe, hinten und vorn platt. Ich klapperte mit dem Briefkastendeckel. Einige Sekunden später kam Öner. Ich gab zu verstehen, dass ich das Moped abholen wolle. »Ahh!«, sagte Öner. Die Frage, ob dieses Vehikel fahrbereit sei, konnte ich mir gut und gern verkneifen – natürlich waren auch die Bowdenzüge gerissen! Ich diskutierte nicht und spielte brav den Mopedkurier für Mackenrodt. Bevor Öner sich bequemte, die Schwalbe mit mir gemeinsam in das Fahrzeug zu hieven, machte er erst einmal seine Hand auf. Er dokumentierte, dass ich ihm 600 DM da hinein legen sollte. Instinktiv zeigte ich ihm den Vogel, weil ich mir sicher war, dass Mackenrodt die Schwalbe tatsächlich bezahlt hatte. »Also«, sagte ich, »wir rufen Mackenrodt an!« »Ich kein Telefon!«, erwiderte Öner. »Dann werdet euch später einig!«, entgegnete ich und schliff das Fahrzeug erst einmal auf den Gehweg. Öner las das Firmenschild am Fahrzeug. »Ahh!«, sagte er wieder und half mir endlich beim Verladen.
Gegen Abend trudelte ich in Leipzig ein und wollte bei Mackenrodt abrechnen. Zwischenzeitlich hatte er, zu meinem Entsetzten, mit viel höheren Gewinnen für die Wagenladung Bücher gerechnet. Ich erinnerte ihn daran, dass ihn Jasper gar nicht empfangen hätte und dass der Buchverkauf ohne mich überhaupt nicht über die Bühne gegangen wäre. Dass Jasper keinen heilen Faden an Mackenrodt ließ, habe ich einfach verschwiegen. »Hmm!«, mehr war Mackenrodt nicht zu entlocken. »Wie isset’n jeloofen?«, fragte er mich jetzt. »Bestens!«, war meine Antwort. Dann legte ich ihm 3000 DM in Zwanzigern und Fünfzigern vor die Nase. Das hatte ich von Mackenrodt gelernt. Er war immer der Meinung, die Scheine sollten so klein wie möglich ausgezahlt werden. »Sieht nach ville aus!«, war seine Begründung. Er dachte wohl dabei an die ehemaligen DDR-Bürger, die noch lange nach der Vereinigung auf die Ostmark geeicht waren. Diese Masche zog z.B. bei Hasan Abdullah schon gar nicht und bei mir mittlerweile auch nicht mehr. Das Gros der Scheine, die ich Mackenrodt rüberwachsen ließ, waren Fünfziger und der Rest wie gesagt Zwanziger. Damit war Mackenrodt zufrieden und legte mir gnädigerweise einhundert »Mücken« auf die Hand, natürlich in Zwanzigern. Er nahm nach alter Manier wieder einen Schein zurück. Dieses Mal ergänzte er diesen Zwanziger durch einen Fünfziger. War das die neue Masche Mackenrodt’s? Damit hatte ich also 740 DM in der Tasche.