Die Fabel vom Hahn
Ein Hahn stolziert auf seinem Bauernhof herum. Die Hennen schauen vom Picken auf und hören auf zu gackern.
Bewundernd folgen sie ihm beim Flanieren.
Am anderen Ende des Hofes befindet sich ein kleiner See.
Ein wunderschöner Schwan zieht darauf seine Bahnen. Als einziger schenkt er dem Hahn keine Beachtung.
Da plustert der Hahn sich auf, reckt sich in die Höhe und lässt mehrmals sein lautes und einschüchterndes „KIKERIKI!“ vernehmen.
Der Schwan dreht gelassen seinen Hals, blickt den Hahn kurz an und zieht dann weiter seine Kreise.
Wütend stakst der Hahn am Ufer auf und ab. Immer lauter kräht er und plustert sein buntes, schillerndes Gefieder auf.
Die Hennen haben sich dicht um ihn geschart und blicken bewundernd zu ihm auf, aber er würdigt sie keines Blickes.
„Hey, du, Schwan! Bist du taub oder blind? Wieso kommst du nicht zu mir rüber?“
„Nein, danke,“ erwiderte der Schwan mit sanfter Stimme.
„Meine Farbe ist weiß und schlicht, und in der Ruhe liegen Kraft und Stärke. Wer zu viel brüllt, hat wenig zu sagen.“
Sprach der Schwan und verschwand leise im Schilf.