Kapitel 12

Decker kam pünktlich. Er hatte sich klamottentechnisch mächtig ins Zeug gelegt: Pulli mit V-Ausschnitt und kakifarbene Stoffhose. Eigentlich hätte ich ihn deswegen aufgezogen und gefragt, ob er auf dem Weg zu einer Golfrunde oder zum Debattierclub war, aber wir sprachen kaum miteinander. Jeder Satz war gezwungen und schmerzhaft. Schweigen war leichter.

Wir fuhren auf der endlos langen, eintönigen Straße nach Bangor, der nächstgrößeren Stadt. Kahle Bäume krochen auf die Straßenränder zu, im Hintergrund immergrünes Buschwerk.

»Um was geht es eigentlich in dem Stück?«, fragte Decker, nachdem wir zwanzig Minuten lang kein Wort gewechselt hatten.

»Es handelt irgendwie von einem flüchtigen Strafgefangenen, der sein Leben ändert, Bürgermeister wird und das Kind einer toten Prostituierten aufnimmt. Das Ganze spielt während einer dieser französischen Aufstände. Ach, und dann gibt’s noch einen Polizisten, der ihn jagt und Selbstmord begeht.«

Decker lächelte fast. »Echt? Klingt spannend. Ich kann’s kaum erwarten.«

Ich ignorierte seinen Sarkasmus, weil ich es wirklich kaum erwarten konnte. Ein ehemaliger Strafgefangener, der über sich hinauswächst. Der mehr tat, als sein Schicksal hinzunehmen. Er rettete Menschen.

Unsere Plätze waren auf dem Balkon. Decker ließ sich in seinen Sitz fallen und streckte die Beine in den Gang aus. Er stützte sich mit dem Arm auf der Lehne ab und legte den Kopf in die Hand. Meine Hände ruhten in meinem Schoß. Im Kino teilten wir uns normalerweise eine Tüte Popcorn und tranken Limo aus einem Strohhalm. Wir stritten uns um die Armlehne zwischen unseren Sitzen und schlugen die Fäuste gegeneinander. Jetzt achteten wir peinlich genau darauf, uns ja nicht zu berühren.

Wir saßen da, in die äußerste entgegengesetzte Ecke unserer Sitze gepresst, und bewegten uns in den nächsten drei Stunden keinen Millimeter. Ich war gefesselt von der Handlung, so gefesselt, dass ich nicht ein einziges Mal zu Decker schaute, um herauszufinden, was er dachte. Bis zum Finale, bis zum letzten Akt, als der Geist der Prostituierten zurückkommt, um die Seele des Ex-Sträflings zu holen, während die Tochter am Totenbett kauert. Und dann singen sie:

Hand in Hand, so geh’n wir zur Erlösung

Liebe bleibt, denn Liebe nur ist ewig

Und vergesst nicht, die Wahrheit steht geschrieben

Zu lieben einen Menschen heißt: das Antlitz Gottes seh’n.

Ich hatte einen Kloß im Hals, den ich immer bekomme, wenn mich etwas völlig überwältigt. Alles erschien plötzlich in einem neuen Licht und alles bekam einen Sinn. Ich wischte mir verstohlen mit dem Ärmel über die Augen. Da spürte ich Deckers Hand auf meiner Schulter. Seine Finger strichen mir durchs Haar. Doch als das Publikum zu klatschen begann, waren seine Hand – und der ganze Moment – verschwunden.

Irgendwie hatte das Stück etwas zwischen uns in Ordnung gebracht. Im Auto begann Decker so zu reden wie immer. Als hätte es keine wortlose Schwere zwischen uns gegeben.

»Kein Wunder, dass das Buch so dick ist, da steht ja sein ganzes verdammtes Leben drin.«

»Du meinst wohl das verdammte Leben von zwanzig Leuten.«

»Das war echt gut. Ich bin froh, dass ich dabei war. Und dass du mich dazu gebracht hast, zumindest den Anfang zu lesen.«

»Wow, Decker, du wirst doch nicht etwa anfangen, Bücher für die Schule zu lesen?«

»Um Himmels willen, nein!«

Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber der Satz blieb mir im Hals stecken, denn der Minivan kam auf einer glitzernden Eisschicht ins Schleudern. Ich stützte mich mit dem einen Arm am Armaturenbrett und mit dem anderen am Fenster ab und starrte in die auf der dunklen Straße umhertanzenden Scheinwerferlichter. Ich hörte Decker fluchen und das Quietschen der Bremsen, bis die Räder schließlich im rauen Schotter neben dem Seitenstreifen wieder Grip hatten.

Und dann kamen wir zum Stehen. Alles, was ich hörte, war mein hämmernder Herzschlag, Deckers schwerer Atem und das Stottern des Motors. Mein Herz klang wie die Trommel in meinem Kopf damals nach dem Aufwachen in meiner ersten Nacht im Krankenhaus. Als ich erst gar nichts und plötzlich alles spürte. Als ich nicht aufhören konnte zu schreien, weil mir alles wehtat. Ich musste hier raus. Ich riss die Beifahrertür auf und stolperte in die Nacht hinaus.

»Steig wieder ein«, rief Decker mit schwankender Stimme.

»Ich brauche Luft.«

»Warte«, rief er, ließ den Motor aufheulen und fuhr den Minivan aus dem Schotter auf den Seitenstreifen.

Die Dunkelheit nahm allmählich Konturen an. Kleine Erdhügel ragten aus dem Schnee. Nackte Bäume. Immergrüne Gebüschinseln. Nebelfetzen hingen zwischen den verschneiten Baumkronen.

Decker wendete auf der Straße, um das Auto wieder in die richtige Fahrtrichtung zu bringen. Ich ging auf den Wald zu und legte meine Hände auf die raue Rinde des ersten Baums, auf den ich stieß, presste meine Stirn gegen den Stamm und sog die kalte Luft ein.

Eine Autotür schlug zu und Decker kam angerannt. »Was zum Teufel treibst du da, Delaney? Ich hab doch gesagt, warte.«

Ich drückte mich von dem Baumstamm weg und sah ihn an. »Ich bin doch hier.«

»Ja, das sehe ich, aber du solltest da stehen bleiben.« Er legte seine Hände auf meine Schultern und schob mich sanft gegen den Baumstamm.

»Verdammt, was ist los mit dir?«, fragte ich. Dann spürte ich, dass seine Hände auf meinen Schultern zitterten. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er hatte Angst.

»Hey, es ist nichts passiert. Alles okay«, sagte ich leise.

Ohne Vorwarnung drückte Decker seinen Mund auf meine Lippen, kraftvoll und verzweifelt. Ich wollte ihn wegstoßen, doch irgendwie legte ich stattdessen die Arme um seinen Hals und zog ihn näher. Seine Hände krallten sich in meine Jacke, als ob ich ihm entgleiten könnte, wenn er nur einen einzigen Atemzug lang loslassen würde. Er küsste mich, als würde er nach etwas suchen, als gäbe es eine drängende Frage, auf die er keine Antwort fand. Die einzige Antwort, die ich hatte, war, dass alle anderen egal waren, Troy und Tara und Carson – einfach alle, solange er nicht aufhörte, mich zu küssen.

Doch er küsste mich nicht weiter. Scheinwerferlicht kroch den Hügel hinauf. Wir fühlten uns entdeckt und lösten uns voneinander. Und in diesem Moment, ohne seine Küsse, war alles andere wieder wichtig. Wir liefen zum Auto zurück.

»Das geht nicht, wenn du mit Tara zusammen bist«, murmelte ich.

Er stieg ein, schnallte sich an und ließ den Motor aufheulen. Erst als wir losfuhren, sagte er: »Es war ein Fehler.«

Aber ich hatte gesehen, wie er sie geküsst hatte. Als hätte er es schon tausendmal gemacht. Und ich hatte ihren dämlichen roten Sportwagen vor seinem Haus gesehen.

»Tu doch nicht so, als wäre es nur das eine Mal gewesen. Ich weiß, dass sie gestern Abend bei dir war.«

Decker biss die Zähne zusammen und seine Handknöchel wurden weiß, so fest umklammerte er das Steuer. Er leugnete es nicht. Er sagte nicht, sie sei zufällig vorbeigekommen, er sagte nicht, er hätte sie gebeten zu gehen oder dass es ihm leid täte. Nichts davon.

Ich öffnete den Mund, um ihn zu bitten, es mir zu erklären, aber ich konnte nicht – denn ich begriff, dass nicht Tara der Fehler war. Der Fehler war ich.

Decker räusperte sich, als er bei uns in die Einfahrt fuhr. »Triffst du dich mit dem Typen von neulich?«

Ich zuckte mit den Achseln und dachte darüber nach. »Er kennt mich«, sagte ich. Aber nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, wurde mir klar, dass das eigentlich Troys Worte gewesen waren.

»Ich kenne dich«, sagte Decker.

»Er hat auch im Koma gelegen. Er weiß, wie es ist.«

»Das wüsste ich auch, wenn du es mir erzählt hättest. Also fängst du was mit ihm an?«

Ich dachte darüber nach. Beginnt es damit? Dass ich einen Typen treffe, mit dem ich etwas gemeinsam habe und der mich an Weihnachten geküsst hat? Oder hat es vor dreizehn Jahren mit einem Jungen begonnen, der mir versprochen hat, mich zum Lachen zu bringen, und es seither jeden Tag geschafft hat? Egal. Wir konnten nicht mehr zurück. Wir konnten nicht mehr weiter. Wir steckten fest.

Ich warf mir die Tasche über die Schulter und sprang aus dem Auto. »Ich glaube nicht, dass dich das was angeht.«

»Wahrscheinlich nicht«, sagte er.

Ich warf die Autotür zu.

Aber dann ließ er das Seitenfenster runter. »Ich habe mich nur gefragt, woher du ihn kennst, das ist alles. Denn ich weiß jetzt wieder, wo ich ihn schon einmal gesehen habe.« Ich stützte eine Hand in die Hüfte und zog die Augenbrauen hoch, als ob mich das gar nicht interessieren würde, was es offensichtlich aber doch tat, denn ich stand ja noch da.

»Im Krankenhaus. Er war im Krankenhaus«, sagte Decker. Er schloss das Fenster wieder und fuhr in seine Einfahrt.

Noch bevor ich mich überwinden konnte, die Stufen zur Veranda hochzugehen, war er bereits im Haus verschwunden. Irgendetwas verknotete sich in meinem Magen. Doch erst als ich in meinem Zimmer war, dachte ich darüber nach, was das wohl sein könnte.

Während ich mich umzog, bemerkte ich eine rote Stelle auf meinem Oberarm. Ich zog meine Haut auseinander, um zu sehen, ob Troys Finger Abdrücke hinterlassen hatten, um herauszufinden, wer er war. Denn nach Deckers letztem Satz hatte ich ein Logikproblem: Woher hatte Troy gewusst, dass ich so war wie er, bevor wir uns überhaupt begegnet waren? Wie hatte er überhaupt von mir erfahren? Am Anfang hatte ich gedacht, er wüsste es aus der Zeitung. Gelogen. Dann dachte ich, er kannte mich von der Begegnung in Mrs Merkowitz’ Hof. Gelogen. Jetzt kam heraus, dass er mich wohl aus dem Krankenhaus kannte. Vielleicht war er wegen seiner Kopfschmerzen nach dem Unfall bei einem Arzt gewesen. Wem es gelungen war, meine Eltern anzulügen, schaffte das auch bei mir.

Während ich über dieses Problem nachdachte, tauchte eine weitere ungelöste Frage auf. Wenn Menschen starben, tauchten wir dort auf. Aber was, wenn es genau umgekehrt war? Wir tauchten auf und dann starben Menschen? Noch nie war die Reihenfolge in einem Satz so entscheidend gewesen. Entweder wurde ich vom Tod angezogen, was an sich schon unheimlich und irgendwie krank war, oder ich verursachte ihn, was noch sehr viel schlimmer wäre.

Ich sank zu Boden und machte mich ganz klein, den Kopf zwischen die Hände, die Finger gegen die Schläfen gepresst. Irgendetwas stimmte nicht. Und das war kein Zufall, keine Anomalie und ganz sicher kein Wunder. Es war etwas Grauenhaftes. Und ich hatte niemanden außer Troy, mit dem ich darüber reden konnte.

Als ich am nächsten Morgen nach unten kam, wollte ich mir das Auto leihen, aber Mum war nicht da. Kein Frühstück. Kein Abwasch. Sie war nirgends zu finden. Ich sah im Arbeitszimmer, in der Garage und im Hauswirtschaftsraum nach. Nichts. Ich ging langsam wieder nach oben und spähte durch den Türspalt ins Schlafzimmer.

Die Rollläden waren heruntergelassen und Mum saß auf dem Fußboden über alte Fotoalben gebeugt. Ich vermutete, sie schaute sich vielleicht Fotos von sich an, um sich an ihre Kindheit zu erinnern, doch dann erkannte ich die Einbände. Es waren die Erinnerungsalben, die Mum von mir gemacht hatte, jedes Jahr ein Buch, bis zur Grundschule, als alles zu verschwimmen begann. Sie betrachtete ein Foto und fuhr dabei mit dem Finger über die Ränder, als versuchte sie, sich an dieses Mädchen zu erinnern. Als wäre das Mädchen auf dem Foto die Wirklichkeit und ich nur sein Geist. Als wäre das Mädchen auf dem Foto tot. Nicht wirklich tot, sondern wie meine Großeltern – tot für sie. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter und ich wich zurück.

Ich nahm das Auto, ohne zu fragen.

Wahrscheinlich hatte mich Troy nicht so früh erwartet. Vielleicht hatte er mich gar nicht erwartet, nachdem ich ihn gestern rausgeschmissen hatte. Es hatte mir ein bisschen Angst gemacht, als mir klar wurde, wie bedrohlich er sein konnte. Wie besitzergreifend. Wie wütend.

Am Empfang im Heim saß die gleiche Frau wie letztes Mal. Sie begrüßte mich und zeigte mit dem Daumen ans Ende des Korridors. Wie beim letzten Mal spürte ich das Ziehen des nahen Todes von beiden Seiten des Flurs. Manchmal stärker, manchmal schwächer. Das stärkste Ziehen kam von links hinten. Und dort traf ich Troy. Ich lehnte mich an den Türrahmen des Zimmers und sah zu, wie er die alte Frau versorgte. Mit einem Waschhandschuh wusch er ihr das Gesicht, dann legte er ihn auf ihre Stirn und nahm das Essen vom Tablett.

Ich hatte ihn falsch eingeschätzt. Ich könnte mich nicht um Alte, Kranke oder Sterbende kümmern. Ja, er konnte aggressiv und wütend werden, aber das war bei mir nicht anders. Ich hatte meinen Frust an Decker ausgelassen. Und meine Eltern fürchteten sich vor dem, was aus mir geworden war. Der Grundsatz »im Zweifel für den Angeklagten« galt für sie nicht. Ihr Urteil war gefällt und das tat mehr weh als eine verbrannte Hand. Und Troy? Er verdiente es noch mehr als ich, dass man ihm glaubte. Jemand mit so viel Mitgefühl musste ein guter Mensch sein.

Ich hob die Hand, um an die Tür zu klopfen, aber ich erstarrte mitten in der Bewegung. Troy hatte ein Pillenfläschchen auf dem Tablett der alten Frau ausgeschüttet und sortierte die Tabletten mit den Fingern. Blau, pink, weiß, gelb. Drei Tabletten schob er zur Seite und nahm sie in die Faust. Nur die gelbe ließ er liegen. Hatte ich ihn doch falsch eingeschätzt? Vielleicht kam er so zu seinen Schmerzmitteln. Vielleicht hatte er ein Drogenproblem. Vielleicht verkaufte er die Tabletten, um seine Miete zu bezahlen. Aber das wäre nachvollziehbar, bei allem, was er durchgemacht hatte. Er war gebrochen. Ein Opfer der Umstände.

Das dachte ich so lange, bis er zur Spüle ging, die Pillen in das Waschbecken fallen ließ und den Wasserhahn aufdrehte. Während die Tabletten den Abfluss hinuntergespült wurden, füllte er einen Pappbecher mit Wasser, ging zu der alten Frau zurück, legte ihr die gelbe Tablette in den Mund und ließ sie am Wasser nippen. Ich machte einen Schritt nach vorn. Ich war völlig verwirrt, aber irgendwie auch erleichtert, dass er keine Medikamente stahl.

Doch dann lehnte er sich ganz nah an ihr Ohr und flüsterte: »Sie werden nicht mehr lange leiden müssen. Keine Sorge, es ist bald vorbei.«

Seine Worte hallten in meinem Kopf wider, hüpften herum und zerrten an meinen Erinnerungen. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück, meine Schuhe quietschten auf dem Linoleumboden und Troy fuhr herum.

»Hi«, sagte er, »stehst du schon länger da?«

Statt einer Antwort wich ich noch einen Schritt zurück. »Mist«, murmelte er.

Ich drehte mich um und rannte den Flur hinunter.

»Warte!«, rief er mir nach. Noch bevor ich die Eingangshalle erreichte, hatte er mich eingeholt und in ein leeres Zimmer gezogen. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, sodass ich in der Falle saß.

»Es ist nicht, wie du denkst«, sagte er.

»Was denn? Dass du ihr die Tabletten wegnimmst oder dass du …« Ich schaute auf meinen Ärmel und stellte mir die Narbe vor, die scharfe Klinge, den Schmerz, den Schrei. »Du …«

»Es ist nicht, wie du denkst«, wiederholte er. Er streckte mir eine Hand entgegen, als wollte er mir zeigen, dass er nichts zu verbergen hatte, aber die andere umklammerte immer noch den Türknauf. »Ich schwöre. Ich kann dir alles erklären. Aber nicht hier und nicht jetzt.«

Dort, wo die Nähte sich auflösten, begann die Narbe zu jucken und ich kratzte mich am Arm. »Das warst du, oder?« Ich zeigte mit dem Finger auf ihn und die Haut rund um die Narbe schien sich unnatürlich auszudehnen. Und dann bewegte ich den Arm, bis mein Finger auf das Zimmer der alten Frau zeigte. »Was machst du mit ihr?«

»Ich helfe ihr. Ich lindere ihr Leiden.«

Pillen im Abfluss. Rasierklingen in meinem Arm. Ich schluckte und schloss die Augen. »Und wie genau machst du das?«

Er schüttelte den Kopf und kam auf mich zu. »Mit der einzig möglichen Methode.«

Ich war überrascht, wie stark ich war, als ich ihn zur Seite stieß und er nach hinten stolperte. Ich riss die Tür auf und rannte den Flur entlang, durch die Eingangshalle und hinaus in die Kälte. Ich rannte zum Auto und zitterte am ganzen Körper – und das nicht nur wegen der kalten Luft. Zu Decker konnte ich nicht. Auch nicht nach Hause. Deshalb fuhr ich einfach los, ohne Ziel. Ich fragte mich, ob so die Hölle aussah. Eine einsame junge Frau im Auto, auf dem Weg nach nirgendwo.