Lytaxin,
Erobs Haus
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»Was noch?«, fragte Miri Val Con, als ihr letztes Meeting zu Ende war und sie alleine im Wohnzimmer ihrer Suite weilten.
Am Weintisch stehend wandte er sich um, Glas und Flasche in der Hand, die Augenbraue erhoben. »Wir haben alles in Bewegung gesetzt, was wir in Bewegung setzen konnten. Was nun bleibt, ist, die Abteilung zu besiegen, den Commander zu überwältigen und die Agenten zurückzufordern.«
»Kleinigkeit.« Sie spazierte über den Teppich auf ihn zu. »Können wir die Agenten denn rehabilitieren?«
»Die Heiler werden das wissen«, sagte er sanft und goss ein. »Wenn ich in der Lage war, die Konditionierung zu überwinden, dann können das vielleicht auch andere.«
»Oder auch nicht.« Sie nahm das Glas, das er ihr reichte, stand da, nahm einen Schluck, starrte auf nichts Spezielles und ging im Geiste die Pläne durch, die sie sich zurechtgelegt hatten. Es würde, so dachte sie, eine knappe Sache werden.
Und das war untertrieben.
»Die Kinder?«, fragte sie, da dieses Detail noch nicht geklärt worden war.
Val Con hob sein Glas. Korvals Ring schimmerte an seinem Finger, groß, glitzernd und beschädigt.
»Sollten wir die Passage zu den Kindern entsenden? Shan und Priscilla sind fähig und das Schiff ist nun ein richtiger Schlachtkreuzer.«
Sie runzelte die Stirn, wog alles gegeneinander ab.
»Es würde Aufmerksamkeit erregen …«
Der Kommunikator summte. Kopfschüttelnd ging sie auf das Gerät zu und drückte den Knopf.
»Robertson.«
»Cousine, hier ist Kol Vus. Eine Person möchte dich und deinen Lebenspartner besuchen. Sie wartet im öffentlichen Wohnzimmer.«
Miris Augenbrauen zogen sich zusammen. »Danke, Cousin«, sagte sie und wechselte ohne Probleme in die Hochsprache. »Hat unser Gast einen Namen?«
»Er bezeichnete sich mit großer Gelassenheit als Greenshaw Porter.«
Ihr Stirnrunzeln wurde tiefer. »Verstehe. Bitte teilen Sie Mr. Porter mit, dass wir auf dem Weg sind.«
»Sehr gut.« Die Verbindung erstarb. Miri schaute hoch.
»Wie sind die Chancen, das Greenshaw Porter einer der Unseren ist? Wer ist noch nicht hier aufgetaucht?«
»Von den erwachsenen Männern? Luken bel’Tarda – und Pat Rin. Lukens Pflicht im Plan B liegt bei den Kindern, und ich kann mir keinen Umstand vorstellen, unter dem er diese Pflicht vernachlässigen würde. Pat Rin …« Er bewegte seine Schultern, war sich plötzlich einer unkomfortablen Wahrheit bewusst. »Ich kann nicht vorhersehen, was Pat Rin tun wird, obgleich ich nicht von ihm erwarte, eine terranische Rolle anzunehmen. Bestimmt nicht auf einer Welt der Liaden.«
»Nun, irgendwas hat Kol Vus erregt.« Sie schüttelte den Kopf und stellte ihren Wein mit Bedauern zur Seite. »Wir sollten den Grund dafür herausfinden.«
Greenshaw Porter stand im Empfangszimmer, was nur vernünftig war, denn die vorhandenen Stühle waren zu klein, um seine große Gestalt aufzunehmen. Das Haus hatte ihn weder mit Tee noch mit Wein versorgt.
Er war ein Mann mit einem langen Gesicht, ohne Zweifel ein Terraner, sein braunes Haar war kurz und abstehend, seine Augen waren grau und wachsam und Val Con fühlte sich seltsam erleichtert, dass es doch nicht Pat Rin war, um sein Leben der Geschichte jener hinzuzufügen, die bereits auf Lytaxin anwesend waren.
Der Besucher verbeugte sich, als sie den Raum betraten, ganz auf terranische Art, dann richtete er sich wieder auf und erklärte im Stakkato der terranischen Standardsprache: »Greenshaw Porter, Kurier der Juntavas. Miri Robertson und Val Con yos’Phelium?«
»Das ist korrekt«, sagte Miri gelassen.
»Ja«, versicherte Val Con ihm und bemerkte mindestens zwei Pistolen sowie ein Messer am Körper des Mannes.
Dieser nickte, offensichtlich nicht im Geringsten überrascht. »Die Juntavas haben nach Ihnen gesucht. Das Angebot besteht aus Hilfe und Trost. Wir kooperieren mit den Clutch-Turtles Edger und Sheather. Ich habe Beweise.«
»Ah, haben Sie die …?«, murmelte Val Con.
Der Juntava warf ihm einen wissenden Blick zu. »Die Turtles meinten, Sie würden danach fragen.« Er hob seine Hände, die Finger gespreizt. »Ich habe den Felsen im Orbit bemerkt. Ich hörte, dass Turtles auf dem Planeten sind. Ich habe vom Hauptquartier den Befehl, nach Plan vorzugehen. Beweise befinden sich in meiner rechten Außentasche. Sie können sie nehmen oder ich kann sie Ihnen geben.«
In seinem Kopf hörte Val Con Miris Lied, wachsam und beobachtend. Bewusst, ohne Gewissheit, dass es auch funktionieren würde, blickte er auf die Stellen, an denen der Juntava Waffen trug – eins, zwei, drei –, und hörte, wie sich ihr Lied veränderte. Fast glaubte er zu hören, wie sie »Ich habe sie!« dachte.
Er hob seine Hände, die Finger gespreizt und erwiderte damit die Geste des Friedens.
»Bitte, zeigen Sie uns die Beweise«, murmelte er.
»Gut.« Langsam, die Finger immer noch gespreizt, schob er seine rechte Hand in die Tasche seiner langen Jacke und holte etwas so grell Leuchtendes hervor, dass es schien, als halte er einen Stern zwischen Daumen und Zeigefinger.
Immer noch mit bedachtsamen Bewegungen, reichte er den brillanten Gegenstand weiter. Val Con streckte seine Hand aus, die Finger etwas gekrümmt. Der Kristall berührte seine Handfläche, war unerwartet schwer und warm, die Kanten scharf, aber nicht geschärft. Er schaute hinab, kniff seine Augen wegen des hellen Scheins zusammen und erkannte ohne Überraschung, dass der Stein bis in seinen Kern hinein leuchtete.
»Blitzlicht?«, fragte Miri von ihrer Warte neben ihm.
»Exakt«, murmelte er und übergab ihr den Stein, um sich dann wieder Greenshaw Porter zuzuwenden.
»Ihre Aussagen sind verifiziert«, sagte er vorsichtig. »Darüber hinaus haben wir erst vor Kurzem die Clutch-Turtles Edger und Sheather getroffen; die wissen, dass es uns gut geht und wir frei sind. Bitte informieren Sie das Hauptquartier der Juntavas, dass es in dieser Angelegenheit keine weitere Verpflichtung gibt.«
»Nicht ganz«, sagte der Juntava und Val Con hob eine Augenbraue, während er fühlte, wie Miri sich hinter ihm anspannte.
»Erklären Sie.«
»Die Juntavas vermissen eine Sektorrichterin.«
»Ah. Ich spreche Ihnen zu Ihrem Verlust mein Beileid aus.«
Greenshaw Porter machte eine Grimasse. »Weitere Informationen: Ich gehöre zur Justizabteilung. Der Hohe Richter selbst bittet Korval um Informationen. Die vermisste Richterin hat sich selbst auf eine Außenmission begeben. Sie war zuletzt in Gesellschaft eines Pat Rin yos’Phelium.« Seine Stirn runzelte sich ein wenig. »Vielleicht Ihr Bruder?«
»Cousin«, sagte Val Con abwesend und versuchte, sich Pat Rin mit einer Sektorrichterin der Juntavas vorzustellen. Auf der anderen Seite, wie konnte er vorhersehen, was Pat Rin tat? Er und sein Cousin waren kaum miteinander vertraut. Tatsächlich war Val Con der Ansicht, dass Pat Rin kaum enge Vertraute hatte. Seinen Pflegevater, vielleicht. Und Luken bel’Tarda hatte seinen Pflegekindern gewiss beigebracht, einen großen Bogen um die Juntavas zu machen.
»Cousin«, wiederholte der Juntava und nickte. »Die Fragen des Hohen Richters sind wie folgt: Weiß Korval, wo sich Sektorrichterin Natesa aufhält? Wenn ja, wäre es möglich, als persönlichen Gefallen für den Hohen Richter, der seine Richter wertschätzt wie ein Delm seine Verwandtschaft, diesen Ort preiszugeben? Darüber hinaus: Wenn ihr etwas zugestoßen sein sollte, möchte der Hohe Richter diese Information ebenfalls. Keine Wut, kein Ausgleich. Aber er würde gerne ihren Körper bergen.« Er zögerte, ehe er hinzufügte: »Ich selbst kenne die Richterin. Man kann sie nur schwerlich töten.«
»Ich bin sehr traurig, dass ich den Hohen Richter enttäuschen muss«, murmelte Val Con. »Aber diese Erkundigung ist gleichzeitig das erste Mal, dass ich von Sektorrichterin Natesa höre.«
»Sie haben gesagt, dass sie sich auf einer Außenmission befindet«, mischte sich Miri ein. »Vielleicht hat sie sich entschlossen, keine Richterin mehr sein zu wollen?«
Greenshaw Porter schüttelte seinen Kopf. »Nein. Richter wählen ihre Außenmissionen auf der Basis eigener Entscheidungen. Sie haben dieses Recht. Nur Richter sagen anderen Richtern, was sie tun sollen oder auf welche Weise.«
Sie warf Val Con einen Blick zu. »Hört sich ganz wie ein Scout an.«
»Vielleicht«, erwiderte er und schaute den Juntava an. »Ist mein Cousin irgendwo gesehen worden, seit Richterin Natesa diese Mission angetreten hat?«
»Nein, Sir. Beide waren in einer Auseinandersetzung – eine Schießerei, unidentifizierte Leichen – und verschwanden dann gleichzeitig. Keiner ist wieder aufgetaucht.«
Götter, wenn das nicht nach der Abteilung riecht, dachte Val Con. Und man sollte niemals erwarten, dass ein Agent einer Sektorrichterin weniger als gleichwertig war, egal wie schwer sie zu töten war.
Und was Pat Rin betraf – bekanntermaßen war Pat Rin kein Idiot. Darüber hinaus war er ein Zauberer im Umgang mit seinen Pistolen und er hatte einst einen Menschen getötet. Und was auch immer die Abteilung mit ihm vorhatte – bloßen Tod oder Bewusstseinslöschung –, er würde sich dagegen verteidigen können.
Er sah den Juntava-Kurier an.
»Ich bin in keiner Position, um einen ehrlichen Handel mit dem Hohen Richter einzugehen«, sagte er vorsichtig. Er fühlte, wie Miri sich näher an seine Seite stellte. »Es wäre mir aber eine Ehre, wenn die Juntavas mir Ort und Zeit nennen würden, an und zu denen mein Cousin und Sektorrichterin Natesa zuletzt gesehen worden sind.«
Greenshaw Porter nickte. »Dies darf ich preisgeben. Ich habe den Bericht der Haushaltsführung, den ich gleichfalls weitergeben darf.«
»Danke. Das wäre sehr hilfreich.«
»Ich werde alles von meinem Schiff aus übermitteln. Ich benötige dafür eine Kom-Adresse.«
Val Con sagte den Code der Einheit im ersten Stock auf.
Der Kurier wiederholte die Adresse, nickte und verbeugte sich erneut auf terranische Weise.
»Ich werde es so bald wie möglich erledigen. Ich bin bis morgen Mittag auf dieser Welt. Hilfe und Trost ist aktiv, bis ich abreise.«
»Danke«, sagte Val Con erneut. »Ich glaube nicht, dass diese benötigt werden.«
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Ren Zel zuckte, streckte sich, lächelte, öffnete seine Augen – und unterdrückte einen Fluch. Die Uhr auf der anderen Seite des Zimmers war unnachgiebig: nur noch drei Minuten bis zum Beginn seiner nächsten Schicht auf der Brücke. Er rollte aus dem Bett, bemerkte plötzlich, dass er vollständig angekleidet war und ziemlich zerknittert. Seine Stiefel zeigten Flecken, die an Gras erinnerten. So auf der Brücke zu erscheinen – er schaute wieder auf die Uhr. Zwei Minuten, ehe er dort erwartet wurde – und es war weitaus schlimmer, zu spät zu erscheinen, als etwas derangiert.
Ren Zel rannte.
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Sie lasen gemeinsam in den Berichten der Juntavas. Miri saß auf der Lehne des Sessels, ihre Hüfte an seiner Schulter.
Es gab eine kurze Biografie von Sektorrichterin Natesa, begleitet von einem Bild einer schlanken Lady guten Auftretens, mit dunkler Haut und schmalen Augen, ihr Haar bildete eine seidene Kappe um ihren adretten Kopf.
Miri stieß einen leisen Pfiff aus und beugte sich nach vorne, berührte den Bildschirm über den persönlichen Daten. »Dieses Mädchen kann kochen, Boss. Kein Wunder, dass sie vermisst wird.«
»Sie scheint ausgesprochen kompetent zu sein«, stimmte er zu und scrollte eine erstaunlich lange Liste an Missionen herunter, die sie für die Juntavas absolviert hatte, meistens in Bezug auf die höheren Ebenen der Macht.
Sektorrichter konnten sich möglicherweise selbst auf Außenmission schicken, aber es schien, dass Richterin Natesa durchaus zufrieden mit ihrer Arbeit gewesen war und sich insgesamt nur dreimal von ihren Aufgaben entfernt hatte – zweimal auf Urlaub und einmal mit unbekanntem Ziel und zurückgekehrt binnen eines Relummas.
»Pilotin erster Klasse«, murmelte er, als er den Rest ihres Lebenslaufes durchsah. »Meisterschützin, Expertin für Sprengstoffe. Ja – eine Lady mit vielen Fähigkeiten.«
Die vollständig verschwunden war, wie der nächste, sehr kurze Bericht erklärte, am Tag 289 des Standardjahres 1392, verschwunden aus einem von den Juntavas kontrollierten Bereich, kurz nachdem sie die entsprechende Absicht ordnungsgemäß bei ihrer Dienststelle eingereicht hatte.
Götter, vor so langer Zeit? Val Con erschauerte und drückte den Knopf für den nächsten Bericht.
Der stammte von der Haushaltsführung, erstellt auf Befehl von Sektorrichterin Natesa, und war von bewundernswertem Detailreichtum. Er beschrieb die Toten, die Inhalte ihrer Taschen, Börsen und Beutel, Art und Anzahl der Waffen. Eine blaue Abendjacke, mit Blut bedeckt, aber ohne Beschädigungen, war ebenso notiert worden wie ein seidenes Taschentuch, völlig durch Blut ruiniert.
»Achte auf die Waffen«, murmelte er. »Schau dir die anderen Gegenstände an!«
»Eispickel, Garrotten, Säurepipetten, Gift.« Sie seufzte. »Du denkst an die Abteilung.«
»Genau. Diese Jacke hier bereitet mir Sorgen. Pat Rin trägt gerne Blau.«
»Ja, aber es gibt keine Einschusslöcher. Wer auch immer sie getragen hat, muss sie liegen gelassen haben, da er keine Blutflecken mit sich herumtragen wollte«, argumentierte Miri. »Oder gibt es noch etwas Passendes dazu?«
Er schüttelte den Kopf, war aber noch nicht erleichtert. Tod war der Agonie einer Behandlung durch die Abteilung sicher vorzuziehen. Ein Verwandter konnte einem anderen Verwandten einen sauberen Tod wünschen, vor allem bei einer solchen Alternative.
»Nein«, sagte er laut. »Nein, er ist nicht unter den Toten zu finden.«
»Doch deswegen fühlst du dich kein bisschen besser.« Sie starrte ihn an. »Tatsächlich fühlst du dich jetzt schlechter.«
Er begegnete ihrem Blick. »Ich würde nicht einmal meinem ärgsten Feind die Obhut der Abteilung wünschen, meinen Verwandten noch viel weniger.« Er seufzte. »Selbst solchen, die man kaum kennt.«
Sie blinzelte, dann wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu, beugte sich nach vorne, um etwas einzugeben, und fand Natesas letzten registrierten Kontakt mit ihrer Dienststelle.
»Sie sagt nichts darüber, dass er bei ihr sei«, murmelte sie. »Verdammt, sie sagt nicht einmal, warum sie überhaupt in diese Sache verwickelt worden ist.«
»Hilfe und Trost«, sagte Val Con, starrte am Bildschirm vorbei, sah Pat Rin, wie er ihn vor Jahren zuletzt erblickt hatte: eine Gestalt voller Grazie und Haltung, selbstsicher, mit einem scharfen Geist und einer schläfrigen Art, die er mit einem Wimpernschlag ein- und abschalten konnte.
Verwundbar, so verwundbar, fiele er in die Hände der Abteilung. Die ihn mit großer Sicherheit in eine Bombe verwandeln würde.
»Was?« Miri starrte ihn an, die Augen schreckgeweitet. »Was ist nicht in Ordnung?«
Er holte Luft, versuchte, es zu durchdenken, die Angst abzulegen, sich selbst in die Position des Commanders zu versetzen, der den Plan der Abteilung verwirklichen wollte. Und dieser Plan beinhaltete die Vernichtung Korvals.
»Miri …«
»Sag es nicht – ich habe gerade den Download bekommen.« Sie schloss ihre Augen und in seinem Geiste sah Val Con ein verschwommenes Farbenspiel – rot-gelb-orange-grün-blau-violett –, gefolgt von einem warmen Gefühl der Ruhe.
»In Ordnung. Die Abteilung hat sich also möglicherweise Pat Rin geschnappt, entweder während dieses Massakers oder kurz danach, und die Richterin ist vielleicht verschwunden, um ihre Haut zu retten, da sie offenbar kein Dummkopf ist. Und wenn die Abteilung Pat Rin bekommt, werden sie ihn umprogrammieren.« Sie biss auf ihre Lippe.
»Wie lange dauert das?«
Er bewegte seine Schulter, sprang auf und wanderte durch den Raum. »Eine Ewigkeit.« Er trat ans Fenster und blieb stehen, starrte über die nächtlichen Gärten von Erob. Das Schweigen hinter seinem Rücken war fassbar. Er seufzte.
»Vergib mir, Cha’trez. Die Dauer des Prozesses hängt von den Reserven des Kandidaten ab. Hat die Abteilung Pat Rin seit nunmehr schon zwei Relumma in ihrer Obhut, werden sie diese Arbeit längst abgeschlossen haben. Vor allem wenn sie keinen Agenten des Wandels, sondern etwas weitaus Einfacheres schaffen wollen.«
»Ein Q-Schiff. Verstehe. Aber wir sind gewarnt.«
»Nicht alle von uns«, sagte er und wandte sich vom Fenster ab. »Pat Rins Pflegevater und leibliche Mutter haben die Pflicht, die Kinder des Clans zu beschützen. Ich glaube nicht, dass sie ihm den Zugang zu ihrem Versteck verweigern würden.« Er hob eine Hand und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Jelaza Kazone wird ihn einlassen. Anthora wird möglicherweise merken, dass etwas nicht stimmt – aber es kann sein, dass sie es nicht schnell genug begreift, um zu verhindern, dass er sie tötet.«
»Okay.« Miri erhob sich, zeigte ihm die Handflächen in der Geste des Friedens. »Das ist alles hypothetisch. Wir wissen nicht einmal, wo Pat Rin ist. Er könnte sich irgendwo gemütlich auf einer Außenwelt versteckt halten und auf das Zeichen warten, dass alles in Ordnung ist.«
»Stimmt. Das erklärt uns allerdings nicht, warum die Sektorrichterin verschwunden ist.«
»Vielleicht hat sie einen neuen Freund. Vielleicht brauchte sie Urlaub. Vielleicht war sie besoffen, ist hingefallen und hat sich ihr Genick gebrochen. Wir wissen nicht, ob sie sich tatsächlich wegen des Gemetzels im Lagerhaus versteckt. Wir wissen ja nicht einmal, ob sie sich überhaupt versteckt.«
»Und wir wissen auch nicht, ob es nicht doch so ist.«
Stille.
»Noch so eine Hypothese«, sagte Val Con langsam, hasste es – und bei den Göttern, wenn es wahr sein sollte …
»Los!«
»Die Abteilung hat sich sowohl Korvals Kind Pat Rin wie auch die Sektorrichterin Natesa geschnappt.«
Sie blinzelte ihn an. »Sie ist echtes Agentenmaterial.«
»Das ist sie in der Tat. Darüber hinaus hat sie Zugang zu den höchsten Ebenen der Juntavas. Der Commander könnte so ein Werkzeug gut gebrauchen.«
»Da bin ich mir sicher.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben immer noch keine Beweise.«
»Wir haben keine Beweise«, wiederholte er, sah sie dabei nicht an, sondern mehr durch sie hindurch. »Wir schulden dem Hohen Richter aber Informationen.«
Er kam mit Mühe wieder zu sich und bewegte sich zur Kommunikationseinheit. Miri seufzte und begann, ihnen frischen Wein einzuschenken.