Tag
51,
Standardjahr 1393,
Aufbruch von Lytaxin
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Daav war vor langer Zeit und viele Welten entfernt im Zelt eines Experten Geduld beigebracht worden, aber er hatte nie gelernt, dabei auch noch Freude zu empfinden.
Daher wartet er geduldig mit seinem kleinen Gepäck am Landefeld. Dieses enthielt Dinge, von denen andere meinten, dass er ihrer notwendig bedürfe. Ehe er Erobs Haus verlassen hatte, war die junge Alys Tiazan mit einer Dose Tee zu ihm gekommen, zusammen mit einer Überraschung: einem Foto von Val Con und Miri, aufgenommen, so Alys, während jener Nacht, in der Miri in die Familie aufgenommen worden war. Miris Gesichtsausdruck war würdevoll und am Rande zur Grimmigkeit, wie sie da in voller Konzentration stand, als ob ihr Abendkleid eine besonders unbehagliche Uniform sei. Val Con wirkte entspannter, wie ein Scout sich nun einmal verhielt, ohne Gesichtsausdruck und ohne etwas preiszugeben.
Daav dankte dem Kind für das Geschenk und wurde dafür mit einem bezaubernden Lächeln sowie einer Verbeugung belohnt, die in ihrer Komplexität so akkurat war, dass er dachte, sie müsse sie stundenlang geprobt haben – die Verbeugung vor den Eltern des höchst bewunderten Mentors.
Anstatt nun zu eilen – was nicht geduldig gewesen wäre – oder den angebotenen Beobachtersitz im provisorischen neuen Tower einzunehmen, was ihn sicherlich auf die eine oder andere Art abgelenkt hätte, stand Daav mit einem kleinen Rucksack auf einem Hügel am Landefeld und sah sich den Truax Liftmaster Plus an, die Clutch-Turtle-Version eines planetaren Shuttles.
Der Rucksack war, wie er wohl wusste, nicht ausreichend. Er war sogar gefährlich inadäquat. Abgesehen von den Geschenken und einigen Toilettenartikeln hatte er etwas Kleidung eingepackt, ein Aufnahmegerät und zusätzliche Munition.
»Daav, hör auf, dir Sorgen zu machen«, murmelte eine Stimme in sein Ohr.
»Du kannst das leicht sagen«, erwiderte er und starrte auf den Rucksack, als würde er dessen Inhalt durch puren Willen in die richtige und benötigte Ausrüstung verwandeln können – und in ein Team von Spezialisten dazu. »Ich warte nur auf die Ankunft des Ehrenwerten – und mache das eigentlich ganz gut.«
Aellianas Stimme hatte einen amüsierten Unterton. »Ah ja, ich sehe, dass du geduldig, geduldig und noch geduldiger bist. Wahrhaft, Van’chela, wenn du noch geduldiger wirst, wirst du deine alberne Tasche den Hügel hinuntertreten und …« Er lachte halbherzig, denn sie hatte natürlich recht. Dann durchlief er einen schnellen Regenbogen, um seine Mitte zu finden – und vielleicht etwas echte Geduld.
»Ich mache mir über diese Mission auch Sorgen«, fuhr Aelliana fort. »Jedoch erkenne ich nicht, was wir hätten anders machen können, um mit den anderen nach Liad zurückkehren zu können – nicht, da Korval höchstselbst uns diese Aufgabe erteilt hat.«
»Leichtsinnig und wenig durchdacht …«, begann Daav und hörte, wie seine Lebenspartnerin kicherte.
»Ja, sosehr du willst«, sagte sie besänftigend. »Natürlich können wir keine anständige diplomatische Scoutmission aus dünner Luft erschaffen, dazu noch besetzt mit Experten des Protokolls, der Biologie, Sprache und Geologie. Auch unser Delm kann das nicht. Wir sind die Karten, die er in Händen hält – und so werden wir gespielt. Du weißt sehr wohl, dass du genau das Gleiche getan hättest, wenn du Korval repräsentieren würdest. Und obgleich wir kein Scout-Team sind, sind wir sicher besser als dünne Luft. Darüber hinaus hat uns der Baum von Erob auf Bitte unserer neuen Tochter gesegnet, also sind wir doppelt gut vorbereitet.«
»Das«, gab Daav zu, »war unerwartet. Wie sie ruhig ihre Hand aufhielt und solche Geschenke zu fangen erwartete, als ob sie unter dem Baum geboren worden wäre und ihre Kindheit zwischen seinen Ästen verbracht hätte – und der Baum tat es so bereitwillig …«
»Hier, bitte«, hatte Miri gesagt und Daav die beiden Samenkapseln gegeben. »Eine für jeden von euch. Esst sie, wenn Edger euch eure Höhle zeigt.«
»Schau«, murmelte Aelliana nahe seiner Erinnerung, »sie beherrscht die dünne Luft auch.«
Daav lachte erneut, und diesmal mehr von Herzen.
»Warum auch nicht? Unser Sohn und unsere Tochter erwarten von uns allen diese Meisterschaft – und wir dürfen sie nicht enttäuschen!«
»So ist es«, stimmte sie zu. »Und jetzt bist du lange genug geduldig gewesen – der Ehrenwerte nähert sich seinem Schiff.«
Erstaunt blickte er auf das Landefeld und sah die große, grüne Gestalt, die langsam auf die Truax zulief, und beugte sich nach vorne, um seine Tasche zu ergreifen. »Meinst du wirklich, wir bekommen eine Höhle, die wir die unsere nennen dürfen?«, fragte er, als er den Hügel hinunterspazierte, doch Aelliana war woanders und antwortete nicht.
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Fest verankert in einem exakt angepassten Gelstand flog Edger den Liftmaster wie ein Scout. Konstruiert, um kompakte, schwere Objekte in den Orbit zu bringen, war es das perfekte Schiff für diesen Zweck, da ein Clutch-Turtle niemandes leichtes Gepäck war. Daav bemerkte den nahezu neuwertigen Zustand des Schiffes mit einem Zucken seiner Augenbrauen, dennoch antwortete Edger, als hätte sein Gast seine Überraschung laut geäußert.
»Als mein Bruder, dein Ei-Sohn, in einer früheren Phase ein Fahrzeug des Clans zu benutzen wünschte, erschien es mir notwendig, problemlosen Zugang zu allen Raumhäfen der Menschen zu ermöglichen. Viele der kleineren Raumdocks im Weltall können kein Clanraumschiff aufnehmen, da dessen Masse größer ist als ihre eigene. Und wir können nicht auf allen planetaren Raumhäfen landen, ohne dabei erhebliche Zerstörungen der Anlage zu riskieren. In der Vergangenheit haben wir Häfen beiseitegelassen, an denen wir nicht andocken konnten, auf der Basis, dass wir mit jenen nicht handeln konnten, die unseren Schiffen keinen Raum boten. Aber es dient nicht der Sorge eines Verwandten für den anderen, wenn mein Bruder, der Drachentöter, die Dienste eines Schiffes des Clans benötigt, aber nicht an Bord gehen kann. Und so haben wir uns um eine Lösung bemüht.«
Aelliana blieb still, war dorthin verschwunden, wo auch immer sie hinging, wenn sie abwesend war. Daav, der sich in den Beobachterstuhl in der Pilotenkanzel des Truax gesetzt hatte, fand das Muster des Abfluges so vertrauenerweckend, dass er bei Beginn der schwerelosen Phase fast eingeschlafen war.
»Es wäre mir eine Ehre«, brüllte Edger und riss ihn damit aus seinem Dösen, »wenn Ihr die Frequenzen überwachen würdet, von denen ich möglicherweise nichts weiß oder auf denen Scouts normalerweise Informationen finden. Wir werden in Kürze andocken.«
Daran hättest du selbst denken sollen, schimpfte Daav leise mit sich selbst.
»Natürlich«, sagte er laut und griff in die Kontrollen. »Die Ehre ist ganz meinerseits.«
Obgleich es einiges an Geschwätz auf den Frequenzen gab, denen Edger sonst nicht lauschte, waren weder Quantität noch Qualität bemerkenswert, mal abgesehen von der ernsthaften Normalität dahinter. Ein uninformierter Zuhörer mochte annehmen, dass alles in Ordnung war. Der Clutch-Transporter, der von der Oberfläche aufstieg, war absolut normal, die Aufräumarbeiten nach dem kleinen Aufruhr auf Erob gingen gut voran. Nichts schien auch nur im Geringsten nicht in Ordnung zu sein.
Im Interesse der Gründlichkeit lauschte Daav auch den weniger genutzten Frequenzen, auf denen ebenfalls alles von schmerzhafter Normalität war. Seine Arbeit hatte ihn nun vollends aufgeweckt und er schaute mit Interesse, wie das »Clanschiff« auf dem Bildschirm erschien. Es sah wie ein Asteroid aus, der zahm im Orbit von Lytaxin saß. Natürlich war es, soweit Daav es verstand, tatsächlich ein Asteroid, aus dem die Clutch ein Raumfahrzeug geschnitzt hatten, das ihren Standards und Bedürfnissen entsprach, und angefüllt mit all jenen seltsamen Maschinen, die ermöglichten, dass es so funktionierte, wie ein Clutchschiff eben zu funktionieren hatte.
Daav hatte die technische Analyse des sogenannten Elektronensubstitutionsantriebs der Clutch gelesen. Die menschliche Forschung an diesem Antrieb war vor Hunderten von Jahren eingestellt worden, da dessen besondere Spezifikationen sich jeder Kontrolle entzogen und seine Notwendigkeiten sich mit dem gesunden Menschenverstand nicht in Übereinstimmung bringen ließen.
Kurz gefasst nutzte der ESA die amüsante Tendenz von Elektronen, irgendwo in einem Orbit aufzutauchen, bevor sie jenen Platz richtig verlassen hatten, von dem sie aufgebrochen waren. Überließ man es dem natürlichen Gang, hatte dieses exzentrische Verhalten keine Auswirkungen auf das größere Universum, da der Trick in alle Richtungen gleichzeitig funktionierte.
Man hatte allerdings herausgefunden, dass diese Bewegung durch Plasmainduktoren und Energiefelder gesteuert ausgelöst und auf große Körper ausgeweitet werden konnte, indem man in den absurden kleinen Tanz der Elektronen einfach in eine Richtung brachte.
Terranische und liadische Wissenschaftler hatten sich mächtig angestrengt und es durch den Einsatz einer brutal hohen Menge an Energie auf ein Testobjekt – etwa von der Größe eines menschlichen Kopfes – sogar geschafft, besagtes Objekt über sehr kurze Entfernungen zu versetzen. Nachdem sie diesen zweifelhaften Erfolg erzielt hatten, warfen sie ihre Hände in die Höhe und gaben zu, dass dieser Antrieb wenig kosteneffektiv war. Zumindest für Menschen.
In der Zwischenzeit hatten die Clutch das Größenproblem gelöst und bewegten sich ohne Anstrengung zwischen den Welten, ein Elektron nach dem anderen.
Das Clutchschiff füllte jetzt den ganzen Bildschirm aus. Daav hielt den Atem an, als Edger den Truax mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit heranflog, die Kontrollen ganz leicht in seinen dreifingrigen Händen. Daav hatte kaum Zeit, sich das Metall anzusehen, das mit dem Fels verbunden war, oder die Hangartore, die in den Stein eingelassen worden waren, ehe das Shuttle sich fest mit dem Schiff verankerte.
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So vertraut er normalerweise mit Raumschiffen, Stationen und selbst Forschungseinrichtungen auf Monden war, so unvorbereitet wurde er mit der Größe der Dinge konfrontiert, die er innerhalb des Asteroidenschiffes vorfand. Die Pilotenkanzel konnte ohne Probleme den großen Hauptkontrollraum der Dutiful Passage beherbergen, die Hauptkorridore waren breit genug für zwölf kampfbereite terranische Söldner, die nebeneinandermarschierten, und hoch genug, sodass einer auf den Schultern eines Kameraden stehen konnte, ohne dass sein Helm die Decke berührte.
Selbst die »Gasträume«, in die Edger eilig einige Kisten mit Nahrungsmitteln aus einem mit Stein ausgekleideten Lagerraum gebracht hatte, waren groß genug, um einer ganzen Gruppe Unterkunft zu bieten.
Als er so hinter Edger hertrottete, fast schwebend in der deutlich unter der von Lytaxin liegenden Schwerkraft, stellte Daav Berechnungen an. Er schätzte die Größe des »Schiffes« und kam zu dem Schluss, dass nur ein innerer Kern von annähernd 40 Prozent des Durchmessers wirklich bewohnbar war. Davon mussten wesentliche Teile der Energiegewinnung, den Maschinen und den Schildgeneratoren dienen. All dies bedeutete bei konservativer Berechnung und ohne echte Zahlen als Grundlage, dass dieses »Schiff des Clans« einen Lebensraum bereithielt, der grob äquivalent zu dem neunundzwanzigstöckigen Gebäude war, in dem er auf Delgado gelehrt hatte.
»Wenn Sie mir nun folgen wollen«, erklärte Edger, als er den letzten Karton mit Ausrüstung verstaut hatte. »Wir wollen uns nun jene Bereiche des Schiffes ansehen, die für Sie wahrscheinlich wichtig oder von größerem Interesse sind. Ich befürchte, dass wir nur einen Lidschlag entfernt vom Beginn einer großartigen und sehr dringenden Aufgabe sind. In Anbetracht der uns bald bevorstehenden Eile schlage ich vor, dass wir uns gegenseitig in der kürzestmöglichen Form ansprechen. Wie Sie wissen, ist die Kurzform meines Namens Edger.«
Daav neigte seinen Kopf und fragte sich, was für eine Art von Eile man mit diesem Schiff erreichen konnte.
»Ich wäre geehrt, wenn Sie meinen persönlichen Namen verwenden würden«, murmelte er gemessen.
»Ich danke Ihnen, Daav«, rumpelte Edger und wurde ruhig, die großen, katzenartigen Augen ruhten auf ihm.
Die Stille dehnte sich aus, wurde selbst für jemanden ungemütlich, der als Scout ausgebildet worden war. Daav begann sich zu fragen, ob er etwas übersehen hatte, als Edger so sanft, wie dessen Stimme es erlaubte, wieder zu sprechen begann.
»Darf ich die Kurzform des Namens erfragen, die der andere Pilot trägt?«
Daav fühlte die gewohnte Bewegung in sich. Sein Blick verschwamm etwas, als er seine Stimme hörte – obgleich nicht wirklich seine Stimme –, die mit angemessener Würde antwortete: »Vergeben Sie mir, Edger, ich war weit entfernt. Meine Lieblingsschwester nannte mich manchmal Aelli, genauso wie mein Neffe Shan. Es würde mich freuen, wenn Sie diesen Namen benutzen würden.«
Der Clutch-Turtle seufzte und die großen Augen blinzelten einmal, dann ein weiteres Mal. »Aelli ist ein Name voller Schwingungen. Ich werde ihn mit großer Freude aussprechen.«
Es war ein schneller Rundgang, da Daav seine Lebenspartnerin wach und aufnahmebereit direkt hinter seinen Augen fühlte. Es schien ihm, als würde sie an seiner rechten Seite mit ihm gehen, obgleich er durchaus wusste, dass dem nicht so war. Als sie Edger folgten, passierten sie mehrere Gartenräume – einer Erobs innerem Garten bemerkenswert ähnlich – und einen Bereich fürs Schwimmen und Entspannung unter sonnenhellen Lampen. Edger zeigte ihnen eine recht erstaunliche Bibliothek, einige leere Bereiche, deren Bedeutung ihm offenbar selbsterklärend erschien, passierten eine weitere Schwimmhalle und die kathedralenähnliche Pilotenkanzel, bis sie zu dem Korridor zurückkamen, an dem das »Gästezimmer« mit den an der Rückwand sauber aufgestapelten Vorratsboxen und seinem Rucksack lag. Die Beleuchtung dort war für menschliche Augen angepasst worden.
»Ich verlasse Sie jetzt, damit Sie speisen können und Ruhe finden«, sagte Edger. »Wir werden zu dem Zeitpunkt losfliegen, den ich möglichst eng mit ›sofort‹ assoziieren möchte, und wir werden unser Fahrzeug im oberen Bereich seiner Flugkapazität nutzen. Ein Gong wird ertönen, um Sie von bevorstehender Bewegung in Kenntnis zu setzen. Wenn Sie stehen oder gehen, wäre es weise, sich sogleich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden zu setzen.
Ein zweiter, leiserer Gongschlag wird ertönen, wenn es wieder möglich ist umherzuwandern. Sollten Sie sich zur Ruhe entschließen, aktivieren Sie das Schutznetz über Ihrem Bett.« Dann machte er eine Pause, nicht einmal ansatzweise so lang wie die letzte.
»Wir drei hier – wir verstehen, dass Eile geboten ist. Daher wird es notwendig sein, die Reise in mehreren Etappen zu vollziehen. Dies sind nicht die Sprünge, die Ihre Schiffe mit solcher Eleganz durchführen, und es ist möglich, dass Sie veränderte Bedingungen erfahren – vielleicht sogar Unbequemlichkeit. Ich versichere, dass jede Desorientierung bald wieder vorbei sein wird und weder schädlich für den Körper noch für das Lied ist. Dennoch, wenn Sie Schwierigkeiten empfinden, sagen Sie meinen Namen in Richtung dieses Objekts …« Er legte eine dreifingrige Hand auf etwas, das wie eine Skulptur aus rotem Stein aussah. »… und ich werde Sie hören.«
Er verbeugte sich dann überraschenderweise, und das in fast perfekten Nuancen. »Von einem, dem es eine Ehre ist, für einen Meister der Kunst handeln zu dürfen«, las Aelliana. Dann verließ er sie, bewegte sich mit schon beängstigender Eile den Steinkorridor entlang in Richtung der Pilotenkanzel.
Daav schüttelte den Kopf und drehte sich auf dem Absatz um, damit er seine Unterkunft erneut betrachten konnte.
»Es scheint, als hätten wir ein Dutzend unserer engsten Freunde einladen sollen«, kommentierte Aelliana, als ihr Auge das für einen Clutch-Turtle dimensionierte Bett erblickte.
Er grinste und warf sich auf das Ding, lachte laut, als die niedrige Schwerkraft sie mit einem hohen und sanften Abfedern belohnte.
Die Bettdecke stellte sich als handgewebt heraus, als sie wieder auf ihr landeten, aus einem Material gefertigt, das nach Daavs Einschätzung echte Baumwolle war, und zeigte die kostbaren Unregelmäßigkeiten echter Handarbeit.
Beschleunigungsnetze hingen am Fußende des Betts, um Schlafende daran zu hindern, in Beschleunigungsphasen an die Decke zu klatschen, und es gab ein Paar von Gegenständen, die sich nach einer Phase des Experimentierens als nichts Exotischeres denn simple Lampen am Kopfende des Betts entpuppten.
Daav kletterte aus dem Bett – keine einfache Aufgabe ohne Steigeisen und Seile – und schaute meditativ auf die sorgfältig verstauten Vorräte.
»Könnte es sein, dass man uns hereingelegt hat, Aelliana? Dass unser Delm uns auf diese ruhige, sichere kleine Mission geschickt hat, damit wir nicht zu Schaden kommen? Ich beginne darüber nachzudenken, dass wir vielleicht auf Delgado hätten bleiben sollen, zufrieden und unerkannt, um den richtigen Gang des Universums unseren Kindern zu überlassen.«
»Wärst du nicht doch ein wenig gelangweilt gewesen, da Theo uns verlassen hat?«, fragte sie.
Er schnaubte. »Das war keine Langeweile, meine Lady. Das war Entspannung. Ohne Zweifel hast du den Zustand missverstanden, da du ihm in den letzten zwanzig Jahren so selten begegnet bist.«
Aelliana lachte.
»Meine geliebte Lady macht sich über mich lustig«, sagte Daav betrübt und schritt durch den Raum zur Skulptur aus rotem Stein, die, wie ihr Gastgeber sie hingewiesen hatte, eine Kommunikationseinrichtung war.
Die Struktur war wirklich erstaunlich, da sie nicht, wie er erst angenommen hatte, mit dem Steinfußboden verbunden war, sondern quasi aus ihm herauswuchs, als ob eine natürliche Formation zielgerichtet und vorsichtig aus dem normalen Stein der Wände herausgeformt worden wäre, um dann geschliffen und poliert zu einem großartigen Kunstwerk zu werden. Daav ließ seine Finger über die sieben geschliffenen Seiten wandern und bewunderte die Textur des Steins.
»Ich glaube, dass wir die Höhle bekommen haben, die uns versprochen worden ist«, sagte Aelliana. »Sie ist angenehm, so seltsam sie auch erscheint. Sollten wir die Wünsche unserer Tochter ehren?«
»Warum nicht?«, erwiderte Daav und beendete seine Betrachtung des roten Steins. »Obgleich ich dich warnen möchte: Sie wird niemals glauben, dass wir so gehorsam waren.«
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Die Samenkapseln wurden zum Nachtisch einer Mahlzeit, die sie aus den angesammelten Vorräten erschufen. Aelliana stimmte dem Wein ebenso zu wie den Crackern mit Aufstrich, die sie aus einer Campingpackung entnommen hatten. Daav öffnete die Flasche mit seinem Allzweckwerkzeug und nahm einen langsamen Schluck.
Er war davon überzeugt, dass er und Aelliana Dinge unterschiedlich schmeckten und dass Wein immer dann, wenn sie sich in den Vordergrund stellte, etwas komplexer war. Derzeit war sie wach und präsent – geradezu verspielt – und er stellte fest, dass er den Wein sehr mochte. Die Cracker waren amüsant, wie die Rückkehr zu einem Picknick aus der Kindheit, ein Thema, das durch die Samenkapseln fortgesetzt wurde – wie lange war das schon her?
Daav seufzte. Tatsächlich erst, seit er von Liad geflohen war, auf der Suche nach Ausgleich, geistiger Gesundheit und Erleichterung für sein Herz.
In den dunklen Tagen direkt nach ihrem Tod war er sehr darauf bedacht gewesen – viel zu sehr –, dass er seine geistige Gesundheit in allem wahrte, was er tat, da Aelliana noch auf der Suche nach dem richtigen Weg gewesen war, ihn wissen zu lassen, dass sie bei ihm war. Er kannte die Macht der Gewohnheit sehr gut, ebenso die von Wunschträumen und der Bereitschaft des Herzens, sich an eine Hoffnung zu klammern, und das trotz aller brutalen Fakten, die das Bewusstsein erschöpft in den endlosen Stunden von Trauer erfüllter Nächte rezitierte.
Er weigerte sich zu glauben, dass er ihre Stimme hörte. Er wusste es besser, als so etwas zu glauben. Hatte nicht Meisterheilerin Kestra selbst ihm versichert, ihre Lebenspartnerschaft sei eine mit unsicherer Prognose? War es nicht wahr, dass trotz aller ihrer Versuche und Wünsche, es zu ändern, Daav niemals die Freude der Berührung durch ihre Gedanken hatte empfinden können? Aelliana – sie hatte ein wenig davon, da sie in ihm lesen konnte, wenn sie ihn berührte. Er hatte ihr diese Gabe niemals geneidet – die Götter wussten, dass sie wenig genug Freude in ihrem Leben hatte –, aber diese Gabe war die ihre gewesen, nicht seine. Und sie war tot.
Er würde ihre Stimme niemals wieder hören.
Einsam hatte er auf perverse Weise versucht, noch mehr Einsamkeit zu suchen – er hatte bewusst die Aufforderung des Baums ignoriert, Samenkapseln mitzunehmen, er hatte sich geweigert, Er Thom von seinen Plänen zu berichten, und sich geweigert, an eine Rückkehr auch nur zu denken. Er hatte sich mit aller Kraft seines Herzens geweigert zu glauben, dass er die Stimme seiner Geliebten gehört hätte, bis die Einsamkeit selbst ihn verriet und Aelliana ihn geschnappt hatte, als er erschöpft vor einem Computerschirm eingenickt war …
»Daav? Sollen wir teilen?«
Er lächelte. »In der Tat.« Er nahm mit jeder Hand eine Samenkapsel und bot Aelliana den ersten Biss an. Sie akzeptierte.
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Nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatten, war Aelliana erfreut, ihn auf einer weiteren Tour durch das seltsame Fahrzeug zu begleiten. Daav führte sie beide entspannt zurück auf dem Pfad, den Edger ihnen gezeigt hatte; die zuvor nur kurz betrachtete Bibliothek war ihr erstes Ziel.
Pfad war eine bessere Bezeichnung als Korridor, dachte Daav. Es gab Unebenheiten im Stein unter seinen Füßen und unmotivierte Wendungen des Ganges, der einen eher an einen Waldpfad erinnerte denn an einen harmlosen Schiffsgang. Wie er so umherspazierte, gestattete er sich den Zeitvertreib eines Scouts: Vor seinem geistigen Auge versuchte er, die verschiedenen Räume mit einer geraden Linie zu verbinden. Vielleicht wäre das auch möglich gewesen, doch es schien eine gewisse Form zu geben für die Durchgänge und das Muster, in dem sie angelegt worden waren, die er nicht recht verstand.
Aelliana vertrat die Ansicht, dass die Wasserräume – die Räume, in denen offene Pools oder fließendes Wasser zu finden waren – sich in einer mathematisch konstanten Entfernung vom Schiffszentrum befanden. Zumindest vier davon hatten sie bereits passiert.
»Ich denke, dass wir hier eine Kombination aus technischen und ästhetischen Aspekten haben, Daav«, sagte sie aufgeregt, da sie solche Entdeckungen schon immer aufgeregt hatten. »Näher am Zentrum wird es keine Whirpool-Muster bei den Abflüssen geben, Wasser wird ruhig und direkt von allen Seiten fließen. So, wie sie gelegen sind, folgen die Teiche und Zuflüsse einem Rhythmus und fließen mehr natürlich in einer sich ständig drehenden Welt.«
Sie hatte wahrscheinlich recht, dachte Daav. Die Götter wussten, dass er bestimmt kein Fachmann für Clutch-Ästhetik war.
Sie passierten hin und wieder auftretende Spalten in den Steinmauern und darin das Schimmern einer eingepassten Metalltür. Ansonsten war das Schiff exakt die Höhle, die Miri ihnen versprochen hatte – eine Höhle, geformt von einer Intelligenz, die alles andere als menschlich war.
Daav ließ seine Fingerspitzen die Wand entlanggleiten und entdeckte dabei Muster – oder die von Werkzeugen hinterlassenen Spuren. Er seufzte. An jeder Abzweigung wurde er an die schwere Aufgabe erinnert, auf die ihn sein Delm angesetzt hatte. Mit den Ältesten verhandeln, verdammt! Einen Rat von Lebewesen, die unglaublich alt waren, davon zu überzeugen, einem ebenso alten, vielleicht noch älteren, vernunftbegabten Baum Zuflucht zu gewähren.
Wenn die Clutch-Ältesten weise sind, dachte er bitter, werden sie die Ehre ablehnen, und zwar schnell und unmissverständlich.
»Daav!« Aellianas Stimme drängte in sein Ohr. »Das Schiff …«
Er hielt inne. In der Tat, etwas hatte sich im Stein unter seinen Füßen verändert – eine winzige Vibration, als ob jemand auf der anderen Seite eines großen Gebäudes eine Tür mit Wucht zugeschlagen hatte.
»Vielleicht passt Edger unseren Orbit an …«, begann er – und seine Stimme wurde vom Gongschlag übertönt.
Das gesamte Schiff erzitterte unter dem Klang und dieser desorientierte ihn für einen Bruchteil einer Sekunde. Er sammelte sich mit den Reflexen eines Piloten, sank auf den Steinboden hinab und setzte sich mit dem Rücken an die Steinwand gepresst, schwach amüsiert über dieses neue Design von Beschleunigungsliegen.
Er lehnte seinen Kopf an die Wand, schloss die Augen und erwartete die Transition.
Noch eine Vibration folgte, so tief, dass er die langen Wellen durch seine Beine und seinen Körper treiben fühlte, durch sein Kinn und über den Kopf hinaus.
Er öffnete seine Augen.
Die Wände waren voller Farben, durchzogen von Silber und Gold, schimmernd, sodass es ihm so vorkam, als sei er – als seien sie! – mitten in einem Quarzmeteor gefangen, der sich um einen Stern aus glühendem Blau drehte.
Er bemerkte fast sofort, dass er seine Augen nicht hätte öffnen sollen, denn die Farbspiele trübten seinen Orientierungssinn. Er schaute hinab, drückte mit einer Hand gegen den Boden, der aus fließendem Perlrosa und Wasserblau bestand. Seine Hand sank in den Stein hinein – er fühlte es, fühlte die Struktur der Farben – und jetzt wurde sein Gleichgewicht gestört, der steinerne Gang streckte sich hinauf in die Strukturen des blau gefärbten Quarzes.
Das Schiff – oder das Universum – bewegte sich, sein Innenohr protestierte und er schaute durch Dutzende von Gesteinsschichten, erreichte fast die erschreckende Leere des Weltraums …
Aelliana war bei ihm, er konnte ihre Gegenwart spüren. Es kam ihm vor, als wäre sie ebenfalls überrascht und zudem entsetzt über das Spektakel vor ihnen.
Er verbog sich in seiner Position an der Wand, versuchte, sein Gleichgewicht wiederherzustellen, aber sein Körper wollte ihm nicht recht gehorchen. Als ob er sich verdoppelt hätte, mit zwei rechten Armen, die er zu bewegen trachtete, indem er zwei übereinanderliegende Muskelgruppen dafür benutzte …
»Daav!« Aelliana spiegelte seine Panik wider, ihre Stimme hallte süß von den Steinkorridoren wider.
»Aelliana!«
Für kurze Zeit, desorientiert, sah er tatsächlich zwei Arme, die zwei geisterhafte rechte Hände auf und in die fließenden Farben drückten. Da kam Nebel aus dem Stein gekrochen und die Luft war voller Lichtfunken.
Er stöhnte, das Bild löste sich auf – er verlor alles außer der Verwirrung, mit der er versuchte, einen Arm zu bewegen, der den Befehlen eines anderen folgte – und er verlor ihre Stimme.
»Daav! Daav – ich bin hier!«
Er holte Luft und rang um Disziplin. »Aelliana, wo bist du?«
Irgendwo jenseits dieses Farbenchaos ertönte ein Gong, der bis in seine Seele hinein vibrierte. Sein Blick klärte sich und dann war da wieder eine steinerne Wand, die Farben auf den Fußboden blutete; der ganze Korridor vibrierte, als ob die Steine selbst zu singen begonnen hätten; das Licht wurde dicker und schimmernd wie Seide; Aelliana war bei ihm, ihre Hand auf seiner Schulter, und er drehte den Kopf in Richtung ihres Kusses …
Nein. Sie war nicht da. Vielmehr war sie … überall. Er konnte den Fluss ihrer Gedanken spüren, fühlte, wie sie sich entschied, in eine bestimmte Richtung zu schauen, fühlte, wie sie um ihr Gleichgewicht an der Wand kämpfte, an die sie sich gelehnt hatte …
Seine Augen – ihre Augen – fokussierten auf die gegenüberliegende Wand, in der goldene und grüne Blitze schimmerten, die aber jetzt um einiges solider war, nicht länger drohte völlig zu verblassen.
»Daav«, sagte seine Geliebte in sein Ohr. »Ich denke, dass wir uns hierauf vorbereiten müssen.«
Er keuchte ein Lachen hervor, als sie seine rechte Hand hob und damit sein Gesicht streichelte.
»Ich denke, das Schlimmste ist überstanden«, murmelte sie. »Wir sollten in unsere Höhle zurückkehren.«
»Eine ausgezeichnete Idee«, sagte er. »Ein Glas Wein wäre eine schöne Sache. Und ein Nickerchen, wenn du einverstanden bist. Edger hätte sich mehr um die Zerbrechlichkeit eines alten Mannes kümmern müssen.«
»Für Edger bist du doch ein Baby«, gab Aelliana zurück. »Aber ja, ein Nickerchen – und dann müssen wir reden!«
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Edger stand mit seinem schildbewehrten Rücken zu ihnen und war damit beschäftigt, das Kontrollpult vor ihm genau zu studieren, das in den Stein eingearbeitet worden war. Er war auch damit befasst, wie Daav bemerkte, vor sich hin zu summen oder vielleicht sogar zu singen, als er erst dies, dann jenes auf dem Pult berührte …
Die Melodie änderte sich, und obgleich er sich nicht umdrehte, um nach ihnen zu sehen, erhob er sich ein wenig vom Pult, als er sprach.
»Bitte, Aelli und Daav, wenn sie noch fünf oder sechs weitere Momente warten wollen, werde ich mich um Sie kümmern. Ich habe interessante Neuigkeiten für Sie beide!«
Kaum gesprochen, widmete sich Edger wieder seinem Summen und überließ es Daav und Aelliana, ihre neue, tiefere Verbindung zueinander zu erkunden.
Es war natürlich die Bindung ihrer Lebenspartnerschaft, aber dann doch auf eine gewisse Weise erweitert, vertieft, verbreitert, viel weiter, als sie das jemals für möglich gehalten hatten. Daav, der keine voreilige Freude empfinden wollte, schlug als Erklärung vor, dass der Antrieb diesen Effekt gehabt haben könnte und dass diese Wirkung nachlasse, wenn sie in den normalen Weltraum zurückkehrten. Aelliana betrachtete den Antrieb als einen Faktor für die … Geschwindigkeit … ihrer Verbindung, hielt es aber für möglich, dass die Samenkapseln, die sie zu sich genommen hatten, die eigentliche Ursache darstellten.
Der Austausch war weitaus schneller und vollständiger als üblich, selbst die angenehmen Nachwirkungen des Weins hatten ihre Verbindung nicht beeinträchtigt. Hin und wieder wurde der eine oder andere durch diese Erinnerung oder jenes plötzliche Stück Information abgelenkt …
Aelliana hatte die Veränderung als Erste gespürt, da sich die Bilder und Informationen, die sie durch Daav empfing, plötzlich als schärfer erwiesen hatten – als ob sie alles mit ihren eigenen Augen sehen würde –, und sie war in der Lage gewesen, einen Arm zu bewegen. Nachher hatte sie sogar gehen können, und das ohne die aktive Hilfe Daavs.
Das Schläfchen war nicht ganz wie erwartet abgelaufen – stattdessen hatten sie sich mit geschlossenen Augen entspannt und Gedanken, Emotionen und die gemeinsame Essenz geteilt.
Es gab einige wenige von Daavs Erinnerungen, die Aelliana nicht richtig erfassen konnte, genauso, wie es ihm nicht bei allen der ihren möglich war – aber in jedem Falle waren es Erinnerungen, bei denen beide ihr Bestes getan hatten, um sie zu vergessen. Und es gab genug verlockende Blicke – und manchmal enttäuschende –, um beide zu täuschen. Für Daav waren dies Gedanken an ihren Bruder Ran Eld und seinen Freund, einer Ehe voller Konflikte und Schmerz, Erinnerungen an sein eigenes junges und subtiles Gesicht. Für Aelliana waren es Planeten, die sie nie gesehen hatte, und die sanften Lehren in Geduld …
Für Daav neu war seine Fähigkeit, einen größeren Teil von Aellianas intuitivem Verständnis der Mathematik anzuzapfen, neu für sie war die Möglichkeit, Daavs sofortige und nuancenreiche Interpretationen der Motivation anderer Menschen zu teilen. Auch neu für sie war die überraschende Überlagerung durch die Tagebücher, reichhaltig illustriert und Grundlage für eine veränderte Wahrnehmung ihres Geliebten, von Korval und der Geschichte der Liaden.
Es hatte einige Mühe bereitet, um Edger anzusprechen – eher ein bewusster Austausch von Gedanken und weniger die unterbewusste Kommunikation, der sie sich normalerweise unterwarfen.
»Aelliana, meine Liebe, wir können nicht in diesen Spiegel starren, bis die Sterne erkalten. Ich denke, dass dies, wie du richtig sagst, einiges an Arbeit erfordert. Und vielleicht die Hilfe eines Meisters.«
Also suchten sie Edger auf. Auf dem Weg akzeptierte Daav Aellianas Führung, ganz wie ein Junge, der lernt, dass ein simples Anlehnen genügt, um den Vorteil des Schwungs einer Fahrt auf dem Zweirad zu genießen.
»Ich werde es vermissen«, sagte sie. »Wenn du recht hast und alles nur eine Folge des Antriebs ist.«
»Ich weiß«, flüsterte er und fühlte ihr Bedauern – und seine Angst.
Der Gong ertönte einmal mehr. Hier im Kontrollraum ging er durch die Füße bis in den Kopf.
Edger wandte sich um, schwang in eine volle Verbeugung und sprach mit dröhnender, formaler Stimme.
»Wahre Älteste Eures Clans! Ich bin geehrt, der Erste zu sein, der Euch so erblicken darf!«
Er streckte sich und fuhr in einem weniger formalen Ton fort. »Die Kunst Ihrer Kinder, verehrte Verwandten, hat starke Wurzeln, stärkere noch, als ich wusste. Bereits jetzt werden ihre Namen unter den Ältesten erwähnt – und die Ihren ebenso. Mein Wunsch war, dass die Ältesten in nie da gewesener Eile handeln und Sie sofort empfangen sollten, im menschlichen Sinne des Wortes. Ich wurde darüber informiert, dass die äußere Kammer offen sein wird, sobald wir ankommen, und dass ich Sie sofort dahin bringen darf. Die Älteren beeilen sich – gewiss ist das ein Kunstwerk wie keines zuvor. Sie werden sie dann, so denke ich, sehr schnell empfangen.«
Er machte eine Pause, die es Daav erlaubte, sich zu strecken.
»Die Ältesten werden uns empfangen«, hauchte Aelliana für ihn allein. »Van’chela, kannst du dir das vorstellen?«
»Kann ich«, erwiderte er auf gleiche Weise. »Und es macht mir große Sorgen. Denk dran, dass ich den Baum wirklich sehr gut kenne und weiß, was Jelas Handel uns gekostet hat …«
Vor ihnen verbeugte sich Edger sanft, als ob er aus einem tiefen Prozess des Nachdenkens erwachen würde.
»Es wäre schön, wenn Sie mich zum Wasserfallpark begleiten würden. Dort wollen wir uns ein wenig Zerstreuung gönnen und uns etwas unterhalten.«
»Hört sich nach einem guten Plan an«, gab Daav zu. »Darf ich nach dem Flugplan des Schiffes fragen – und Ihren eigenen Plänen? Wenn wir die kommenden Wochen mit Ihnen zu reisen haben …«
Edger blinzelte mit seinen großen gelben Augen, erst mit dem einen, dann mit dem anderen.
»Ich sehe, dass Sie die Auswirkungen unseres Basisantriebes studiert haben«, sagte er. »Für eine Aufgabe solcher Dringlichkeit aber habe ich die höheren Antriebsfunktionen aktiviert.« Er drehte sich um und bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
»Wir werden die Atmosphäre meiner Heimatwelt kurz nach Ihrer nächsten Schlafperiode erreichen. Sie werden in sechzehn Standardstunden in der äußeren Kammer weilen und auf die Erlaubnis der Ältesten warten, mit ihnen sprechen zu dürfen.«