WEITE AUSBLICKE UND ZURÜCK AM BODEN
Weit entfernte Berggipfel
Egal, ob der Autopilot eingeschaltet ist oder menschliche Wesen den Steuerknüppel bedienen, die Ausblicke vorn aus dem Flugzeug können fantastisch sein – und etwas, das man nur von vorn voll genießen kann, ist die Schönheit der Berge von oben. Es ist schon merkwürdig, dass bis zum 19. Jahrhundert eine Vorstellung wie »Naturschönheit« eigentlich nicht existierte. Naturbelassene Landschaft wurde als wild und dringend der Zähmung bedürftig wahrgenommen. Es existierte kaum das Gefühl, dass es in der Natur Bewunderungswürdiges zu betrachten gibt. Doch es gibt so gut wie nichts, was das Herz mehr berührt als der Anblick einer Bergkette, die im Sonnenlicht glitzert – und wirklich würdigen kann man ihre Größe nur aus der Luft.
Schon die Definition von Berg (im Gegensatz zu Hügel) ist absolut willkürlich. Es gibt keine physische Unterscheidung zwischen den beiden, was gelegentlich zu erbitterten Diskussionen führt, ob die lokale Erhebung als Berg gelten kann. Am nächsten kommt einer internationalen Definition eine Reihe von Werten für Höhe, Erhebung über die Umgebung und Steigung, wodurch der allgemeinen Empfindung Rechnung getragen wird, dass Berge steiler als Hügel sein sollten.
Um als Berg gelten zu können, muss eine Erhebung nach diesem Ansatz mindestens 300 Meter höher als die Umgebung liegen (über dem, was als »Bodenhöhe« der Region gilt) oder mindestens 1000 Meter über Normalnull sein und eine Steigung haben, die über 5 Grad liegt, oder bei mindestens 1500 Metern Höhe eine Steigung von mindestens 2 Grad aufweisen. Jenseits von 2500 Meter über Normalnull spielen der Grad der Steigung und die Umgebungshöhe keine Rolle mehr … In den USA ist das übliche Kriterium für einen Berg, dass er sich um mindestens 1000 Fuß (304,8 Meter) über seine Umgebung erhebt, während in Großbritannien alles, was 2000 Fuß (609,6 Meter) über Normalnull erreicht, unabhängig von der Umgebungshöhe den Status Berg zugestanden bekommt. Das zeigt, wie willkürlich die Definition ist – allerdings muss man in Ländern wie Großbritannien, wo der höchste Berg, der Ben Nevis, nur 1344 Meter misst, auch großzügig sein.
Seit es möglich geworden ist, Höhen genauer zu bestimmen, kommt es immer wieder vor, dass Hügel zu Bergen werden (und umgekehrt). 2008 beispielsweise spielte sich in Wales eine Episode ab, die dem Plot des Films Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam abgeschaut schien: Man hatte immer geglaubt, der Mynydd Graig Goch sei 1998 Fuß hoch und damit ein Hügel, doch per GPS stellte man eine Höhe von 2000 Fuß und 6 Zoll (609,7 Meter) fest, so dass er sich gerade eben als Berg qualifizierte.