17

Rachel blickte durch das Fenster des Geländewagens, den Sam soeben in der Auffahrt geparkt hatte, auf das Haus und wartete auf irgendein Zeichen des Wiedererkennens. Doch sie konnte es nur emotionslos anstarren, als wäre es das Haus von Fremden, nicht ihres.

Es war ein schönes Haus, und sie konnte sich gut vorstellen, dass sie hier gern gewohnt hatte. Ein Haus aus Zypressenholz mit einer Veranda im Landhausstil samt Hollywoodschaukel und Farnen in Blumentöpfen.

Ethan hatte ihr erzählt, dass sie nicht sehr weit vom See entfernt wohnten.

»Wie lange haben wir hier gelebt?«, fragte sie leise.

»Drei Jahre«, antwortete Ethan. »Wir sind gleich nach den Flitterwochen hier eingezogen.«

Sie neigte den Kopf und blickte ihn neugierig an. »Wo haben wir unsere Flitterwochen verbracht?«

Kurz war er überrascht, dann lächelte er sie liebevoll an. »Wir waren eine Woche auf Jamaika und haben fast nur am Strand gelegen. Ich glaube, du hattest die ganze Zeit nicht viel mehr als einen Bikini an.«

Sie errötete ein wenig und senkte den Kopf.

»Bist du bereit?«, fragte er feierlich.

Sie holte tief Luft und nickte. Er machte die Tür auf und stieg aus, dann reichte er ihr die Hand. Sie ergriff sie und ließ sich aus dem Fahrzeug helfen. Sam und Garrett standen schon auf dem Gehweg vor der Eingangstür.

Wie stark sie zitterte, merkte sie erst, als Ethan den Arm um sie legte, um ihr Halt zu geben, während sie an seinen Brüdern vorbeigingen.

»Sollen wir noch bleiben, Ethan?«, fragte Sam leise.

Ethan hielt an den Stufen zum Eingang inne und verstärkte seinen Griff um ihre Hüfte. »Nein, alles klar. Sag Mom, dass ich sie später anrufe.«

»Okay. Wenn du was brauchst, sag Bescheid.« Sam gab Ethan einen Klaps auf den Rücken und ging dann zum Pick-up zurück.

Garrett zögerte eine Sekunde, dann legte er Rachel eine Hand auf die Schulter. »Pass auf dich auf, Süße.«

Sie riss sich von Ethan los und schlang die Arme um Garretts Taille. Überrascht trat er einen Schritt zurück, doch dann legte er die Arme um sie und erwiderte die Umarmung.

»Du kommst doch wieder, oder?«, flüsterte sie.

»Ich bin nie weit weg«, murmelte er. »Wenn du mich brauchst, bin ich zur Stelle. Versprochen.«

Widerwillig befreite sie sich aus seiner Umarmung. Garrett lächelte ihr zu, dann wandte er sich an seinen Bruder. »Wenn irgendwas ist, melde dich.«

»Wir kommen schon klar«, entgegnete Ethan.

Garrett ging den Weg hinunter und stieg zu Sam in den Pick-up. Als sie losfuhren, winkten beide noch mal.

»Okay?«, fragte Ethan und drehte sich zur Tür.

Sie starrte die Stufen an, als fürchte sie sich vor dem, was im Haus auf sie warten könnte. Wovor hatte sie solche Angst? Warum war sie so ein Feigling?

»Bringen wir es hinter uns«, sagte sie schließlich.

Ethan steckte den Schlüssel ins Schloss und sperrte auf. Als sie eintraten, strömte ihnen kühle Luft entgegen. Sie wappnete sich innerlich gegen den Ansturm der Erinnerungen, aber es kam ihr alles völlig unbekannt vor.

Geistesabwesend rieb sie sich die Arme, während sie den Blick durchs Wohnzimmer schweifen ließ. Es schien so still. Ordentlich. Leblos. Die ganze Einrichtung strahlte Ruhe aus, vom Klavier über den Kamin bis zu den gerahmten Kunstdrucken an den Wänden.

Wie konnte das ihr Haus sein, wenn jede Faser ihres Körpers Chaos schrie?

»Kleines? Alles klar?«

Ethan berührte ihren Arm, und sie schreckte auf.

»Mir fehlt nichts.«

»Erkennst du irgendwas wieder?«

Sie schüttelte den Kopf. Sie war kurz davor, so schnell aus dem Haus zu rennen, wie sie nur konnte.

»Was stört dich denn?«, fragte er sanft.

Sie drehte sich einmal um die eigene Achse. Die Wände und Möbel schienen auf sie zuzukommen und sie zu verhöhnen. Sie nannten sie eine Betrügerin, die hier eigentlich nichts zu suchen hatte.

»Bist du sicher, dass ich hierhergehöre?«

»Komm her«, sagte er und zog sie an sich. Er hielt sie fest und legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Du gehörst da hin, wo ich bin. Du gehörst zu mir. Immer. Ich weiß, dass dies eine ungeheure Anstrengung für dich sein muss, aber du kommst darüber hinweg. Versprich mir nur, dass du mir sagst, wenn dir irgendetwas Angst macht, damit ich etwas dagegen tun kann.«

Sie drückte ihn, klammerte sich an ihn. Sie sog seinen Geruch ein und spürte den gleichmäßigen, beruhigenden Schlag seines Herzens an ihrer Wange. Sie beide konnten das schaffen. Sie konnte es schaffen.

Schließlich nahm sie ihn bei der Hand. »Zeigst du mir alles?«

»Nichts lieber als das.«

Während sie durch das Haus streiften, wurde Rachels Frust immer größer. Sie empfand rein gar nichts.

»Das ist unser Schlafzimmer, und durch die Tür da geht es ins Bad«, sagte Ethan, als sie in ein geräumiges Zimmer kamen.

Die Einrichtung trug die Handschrift einer Frau. Ein Himmelbett, die Tagesdecke mit Rüschen besetzt.

In so einer Umgebung konnte sie sich Ethan nur schwerlich vorstellen.

»Sieht so gar nicht nach dir aus«, sagte sie leise.

Er lächelte. »Als Innenarchitekt bin ich eine glatte Fehlbesetzung.«

»Aber nach mir sieht es auch nicht aus«, fuhr sie hilflos fort.

»Das bist du, durch und durch. Ruhig, ordentlich, feminin und wunderschön.«

Sie schüttelte den Kopf. Diese Ausdrücke hasste sie. Mit genau den gleichen Worten hatte sie insgeheim das Wohnzimmer charakterisiert. Das entsprach ihr nicht. Fast blindlings tastete sie sich zum Bad vor. Sie dachte nur noch an Flucht.

Das Badezimmer war riesig, mit Whirlpool und separater Dusche. Die Toilette hatte eine eigene, wenn auch winzige Kabine, und an der Wand befanden sich zwei Waschbecken. Aber ihr Blick blieb am Whirlpool hängen.

Vage tauchte eine Erinnerung auf.

Wasser spritzt. Sie sitzt in der Wanne, das Wasser bis an die Brust. Ethan. Sie liegt in seinen Armen, schmiegt sich an ihn. Seine Hände umfassen ihre Brüste, die Daumen streicheln über die aufgerichteten Brustwarzen. Sie erschaudert. Dann spürt sie seine Finger in ihrem Haar, sie schamponieren ihre langen Locken.

Automatisch fuhren ihre Hände an den jetzt kurz geschorenen Kopf. Damals hatte sie die Haare länger getragen.

»Willst du mit mir zusammen baden?«, fragte sie.

Überrascht schaute er sie an, ohne etwas zu sagen. Offenbar war er sich nicht ganz im Klaren, was er antworten sollte.

»Du hast mir früher die Haare gewaschen. Ich kann mich an deine Berührung erinnern.«

Seine Augen sprühten blaue Funken, als wäre eine Gewitterfront im Anzug.

»Willst du das wirklich, Kleines? Ich möchte nichts tun, das dir unangenehm wäre.«

Sie zuckte mit den Schultern. Es machte sie verlegen, ihren Mann, ihren Ehemann, zu fragen, ob er mit ihr wieder intim sein wollte, und dieses Gefühl hasste sie.

»Ich will nur, dass du mich festhältst.«

Er zog sie an sich. Verblüfft bemerkte sie, dass er zitterte. War er ebenso hilflos wie sie? In gewisser Hinsicht musste es für ihn noch schlimmer sein. Er hatte Erinnerungen, die ihr fehlten. Er wusste, wie es gewesen war, und er würde vermissen, was sie verloren hatten.

»Setz dich aufs Bett. Ich lasse das Wasser ein, dann ziehen wir uns gemeinsam aus, okay? Mom hat dir neue Kleidung gekauft. Liegt alles auf dem Bett. Du kannst dir ja schon was für nachher aussuchen, solange das Wasser einläuft.«

Sie nickte und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Auf dem Bett standen mehrere Einkaufstüten. Sie setzte sich und öffnete eine davon. Jeans, Oberteile, sogar Socken und ein Paar Sneakers. Auch ein Büstenhalter und mehrere Garnituren Unterwäsche fehlten nicht.

Sie wusste gar nicht mehr, wann sie das letzte Mal einen BH getragen hatte. Oder Unterwäsche.

Unwillkürlich tauchte vor ihrem geistigen Auge das Bild eines Mannes auf.

Er reißt ihr Kleidung und Unterwäsche vom Leib. Dann tritt ein anderer Mann zwischen sie und drängt den Angreifer zur Seite. Sie kauert sich nackt auf den Lehmboden, während die beiden streiten. Dann schiebt ihr Retter ihr die zerrissenen Kleidungsstücke hin, bis auf die völlig zerfetzte Unterwäsche.

Diese Szene war ihr eben erst wieder eingefallen. Der Angreifer war tot. Und der Retter? Wer war er, und warum hatte es ihn gekümmert, was der andere mit ihr anstellte?

Nervös zog sie ein Spitzenhöschen und einen BH aus der Tüte, der ihr für ihre kleinen Brüste zu groß vorkam. Wie würde sie darin aussehen? Sie war abgemagert. Plötzlich erschien ihr die Vorstellung, gemeinsam mit Ethan ein Bad zu nehmen, nicht mehr allzu verlockend.

Sie drückte die Kleidung an sich und wartete mit wachsendem Unbehagen darauf, dass Ethan wieder aus dem Bad kam. Kurz darauf stand er in der Tür, offensichtlich nicht weniger angespannt als sie.

»Der Whirlpool wäre so weit. Bist du bereit?«

Sie stand auf und blickte ihn an. »Vielleicht sollte ich zuerst reingehen. Könntest könntest du ein paar Minuten warten, bis ich in der Wanne bin, und dann nachkommen?«

»Aber sicher, Kleines. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.«

Auf seine einladende Geste hin ging sie hinein, und er schloss die Tür hinter ihr. Die Kleidungsstücke legte sie auf die Ablage bei den Waschbecken. Dann schaute sie auf und sah zum ersten Mal wieder ihr Spiegelbild. Einen Moment lang war sie ganz verwirrt. Die Frau, die ihr mit weit aufgerissenen Augen voller Angst entgegenblickte, war ihr völlig fremd.

Die Haare hingen strähnig herab. Die Wangen waren eingefallen, die Knochen traten hervor. Selbst der Hals wirkte zu schmal. Ihre Schultern waren nicht sanft gerundet, sondern eckig.

Ihr Blick wanderte zu den Hüften hinunter. Knabenhaft. An ihr war nichts Geschmeidiges. Was mochte Ethan an ihr wohl finden? Hatte sie immer so ausgesehen?

Wie versteinert vom Anblick der Fremden im Spiegel zog sie sich aus. Bald war sie nackt und prüfte mit klinischer Distanz ihre Brüste. Obwohl sie klein waren, schienen sie für ihren dürren Körper immer noch zu groß, zu prall.

Sie suchte sich weiter nach Unzulänglichkeiten ab und drehte sich zur Seite, um ihr Profil zu studieren. Ihr Hintern war einfach nur da, blass, unauffällig, nicht zu groß, nicht zu klein. Ein Hintern eben.

Sie hob einen Arm und strich über die glatte Haut unter der Achsel. Maren hatte ihr einen Rasierer geliehen, damit sie sich die Beine und Achseln rasieren konnte. Allerdings hatte die Ärztin sich geweigert, aus dem Zimmer zu gehen, solange Rachel damit zugange war.

Sie lachte leise. Regel Nummer eins im Umgang mit Verrückten: Lass sie nie mit scharfen Gegenständen allein.

Sie entdeckte nichts, was einen Mann erregen könnte, aber auch nichts, weshalb einer schreiend davonlaufen würde. Sie fühlte sich ein wenig besser, ging zum Whirlpool und stieg in das dampfend heiße Wasser. Es umgab ihre Haut wie Seide. Als sie sich setzte, seufzte sie genussvoll. So ein einfaches Vergnügen, aber im Moment hätte sie nichts auf der Welt lieber getan.

Sie lehnte sich zurück, und das Wasser stieg ihr bis ans Kinn. Dann schloss sie die Augen und genoss die friedliche Stimmung, die sich in ihr ausbreitete.

Einen Moment später hörte sie, wie die Tür aufging. Unwillkürlich setzte sie sich gerade hin und zog die Knie an. Ein kläglicher Versuch, ihren Körper vor Ethans Blicken zu schützen.

Er kam zu ihr herüber und setzte sich, immer noch voll bekleidet, auf den Wannenrand.

»Nun, wie ist es dir denn am liebsten, Kleines? Ich kann in meinen Shorts zu dir reinkommen, ich kann dich auch allein lassen, wenn dir das angenehmer ist.«

Sie lachte unsicher. »Wenn du mich nackt siehst, will ich dich auch nackt sehen.«

»Du kannst mich sehen, wie du willst und wann du willst.«

Mit diesen Worten stand er auf und zog sich langsam das T-Shirt über den Kopf. Brust und Arme waren die reinsten Muskelpakete, und sie beobachtete fasziniert deren ständige Bewegungen unter seiner straffen Haut. Er hatte den Körper eines Kriegers. Kein Gramm überflüssiges Fett war zu sehen. Das Muskelspiel nahm sie völlig gefangen.

Dann fuhren seine Hände zu der schlanken Taille und machten am Reißverschluss der Jeans halt. Er öffnete ihn, und die Hose glitt über seine Hüften abwärts.

Sie konnte ihn nicht länger so gierig anstarren und senkte beschämt den Blick. Ihre Wangen glühten, sehr zu ihrem Missfallen. Das hier war ihr Mann. Warum war es ihr peinlich, ihn anzuschauen? Verzweifelt wünschte sie sich Normalität in ihrer Beziehung. Sie wünschte sich die Intimität zurück, auf die er so offen anspielte. Die liebevolle Nähe vergangener Tage.

Nachdem die Jeans zu Boden gefallen war, kletterte er in den Whirlpool und schob sie sanft nach vorne, damit er hinter ihr Platz fand. Als er sich hinsetzte, streifte sein Penis über ihren Rücken. Sie bewegte sich nicht, blieb völlig steif. Sie würde nicht den Kopf verlieren. Auf keinen Fall.

Er legte sacht die Arme um sie und zog sie an sich. Sein krauses, im Wasser weich gewordenes Schamhaar strich über ihr Gesäß, aber allmählich entspannte sie sich und ergab sich in seine Umarmung.

Sie lehnte den Kopf an sein Schlüsselbein, und er küsste sie auf die Schläfe. Als sie plötzlich etwas Feuchtes auf ihrer Haut spürte, durchlief sie ein Schauder. Es waren Tränen. Seine Tränen.

Sie wollte sich zu ihm umdrehen, doch er hielt sie fest.

»Bleib«, sagte er mit erstickter Stimme. »Lass mich dich einfach nur halten, Kleines. Lass mich dich einfach nur halten.«

Sie gab nach und schmiegte den Kopf an seinen Hals. Ethans Körper erzitterte unaufhörlich, sein Atem ging schwer. Er drückte sie fest an sich. In den Muskeln, die sie so bewunderte, spiegelte sich das ganze Ausmaß seiner Gefühle wider. Doch das Wissen, dass jemand sie so sehr liebte, beruhigte sie keineswegs. Stattdessen fühlte sie sich verletzlich. Mutlos. Und vielleicht auch ein wenig unwürdig.

Nach einer Weile schien sich Ethan wieder zu fangen. Sein Griff lockerte sich, mit den Händen schaufelte er Wasser über ihre Haare. Dann verteilte er Shampoo auf ihrem Kopf und massierte ihre Kopfhaut.

Vor Wohlbefinden stöhnte sie leise auf und schloss die Augen.

»Ist das gut?«, hauchte er ihr ins Ohr.

Am liebsten hätte sie geweint. Diese Zärtlichkeit war ihr fremd. Sie konnte sich nicht an ähnliche Situationen erinnern, was das Ganze doppelt schmerzlich machte.

»Warum kann ich mich bloß nicht erinnern?«, fragte sie stockend. »Ich will mich erinnern. Unbedingt.«

Seine Hände hielten kurz inne, dann fuhr er sanft und liebevoll fort, den Schaum einzumassieren. »Das kommt noch, Rachel. Das kommt noch.«

Kurz darauf spürte sie seine Hände auf ihren Schultern. Er knetete ihre verspannten Muskeln. Dann sanken die Hände tiefer, schwebten kurz über ihren Brüsten und tauchten gleich darauf ins Badewasser ein. Sie schnappte nach Luft, aber er umfasste ihre Brüste nicht. Seine Finger glitten nur kurz über die weichen Hügel, schnell weiter zu ihrem Bauch und ruhten schließlich an ihrer Taille.

»Rutsch ein bisschen tiefer, damit ich dir die Haare ausspülen kann.«

Sie rutschte an ihm entlang abwärts. Mit einer Hand hob er ihr Kinn hoch, damit ihr kein Wasser in die Augen laufen konnte. Dann duschte er vorsichtig ihre Haare ab.

Als das erledigt war, küsste er sie auf die Stirn. Als sie zu ihm hochschaute, packte er sie unter den Achseln und zog sie wieder in eine aufrechte Position. Erneut streiften seine Hände dabei über ihre Brüste, aber wieder nur kurz.

»Rachel.«

Fast flehentlich sprach er ihren Namen aus, als würde es ihm Schmerzen bereiten.

Ruhig wartete sie auf seine Frage.

»Weißt du noch viel von deiner Gefangenschaft?«

Sie versteifte sich, ihr Atem ging schneller. Besänftigend fuhren seine Hände über ihre Schultern.

Langsam nickte sie. »Einen Teil. Nicht alles. Dieses Zeug vieles ist verschwommen, wegen der Drogen.«

»An was kannst du dich denn erinnern? Magst du es mir erzählen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will nicht mehr daran denken.«

Sein Griff wurde fester. »Haben sie dir wehgetan?«

Sie ließ sich gegen ihn sinken und fiel in sich zusammen wie ein Ballon, dem die Luft abgelassen wurde. Das Wasser wurde langsam kalt. Sie fing an zu zittern. Leise fluchend fummelte Ethan mit den Zehen am Abfluss herum.

»Steigen wir raus, wir können uns auch im Schlafzimmer unterhalten. Ein wenig Ruhe würde uns beiden nicht schaden, und ich würde dich gern eine Zeit lang im Arm halten.«

Er stützte sich am Wannenrand auf und stemmte sich hoch. Wasser perlte an ihm herab. Er kletterte aus der Wanne und schnappte sich ein Handtuch. Diesmal starrte sie ihn ungeniert an, während er sich abtrocknete.

Danach holte er ein weiteres Handtuch, legte es ab, reichte ihr beide Hände und zog sie auf die Beine. Nachdem sie ebenfalls aus dem Whirlpool gestiegen war, wickelte er das Badetuch um sie und zog sie an seinen nackten Körper heran. Er rubbelte sie von Kopf bis Fuß ab und rieb dann ihre Haare trocken.

»Ich habe zwar gesagt, du solltest dir Kleidung aussuchen, ich könnte dir aber erst mal eins von meinen T-Shirts geben, und wir legen uns hin. Wenn wir wieder aufstehen, kannst du dich immer noch anziehen. Oder wir bleiben gleich bis morgen früh im Bett.«

Zitternd lächelte sie. »Hört sich verlockend an. Ich bin so müde.«

Er küsste sie auf die Lippen und wandte sich ab. »Warte kurz, ich ziehe mich nur an und hole dir ein T-Shirt.«

Kurz darauf kam er in seiner Sporthose zurück und zog ihr ein T-Shirt über den Kopf. Es reichte ihr bis zu den Knien. Sie sah an sich herunter, dann wieder zu ihm hoch.

»Mir hat dieses T-Shirt nie besonders gut gestanden«, sagte er lächelnd. Dann reichte er ihr die Hand. »Fertig?«

Sie verschränkte ihre Finger mit seinen und nickte.