Kapitel 15

Feder.epsMenschen sind komische Wesen. Meiner Erfahrung nach hören wir anderen umso lieber zu, je mehr sie unserer Meinung sind. Ich habe eine Theorie entwickelt, die ich die Käsemakkaroni-Kommunikationsphilosophie nenne.

Ich liebe Makkaroni mit Käse. Die schmecken einfach toll. Falls im Himmel Essen serviert wird, krönt dieses Gericht sicher jede Tafel. Wenn jemand sich zu mir setzen und mit mir darüber reden will, wie lecker Makkaroni mit Käse sind, werde ich stundenlang mit ihm plaudern. Doch wenn Leute sich mit mir über Fischstäbchen unterhalten wollen, stopfe ich sie gewöhnlich in eine Kanone und schieße sie in Richtung Norwegen.

Das ist die falsche Reaktion. Ich weiß ja, wie Makkaroni mit Käse schmecken. Würde es mir nicht mehr bringen, mit jemandem zu reden, der etwas anderes mag? Wenn ich verstehen könnte, was andere Leute an Fischstäbchen gut finden, würde mir das vielleicht helfen, zu begreifen, wie sie denken.

Ein großer Teil der Welt denkt nicht so. Tatsächlich denken viele Leute, wenn sie Makkaroni mit Käse lieben, aber Fischstäbchen hassen, dann wäre es das Beste, Fischstäbchen zu verbieten.

Das wäre eine Tragödie. Wenn wir so etwas zuließen, käme es schließlich so weit, dass nur noch ein Gericht erhältlich wäre. Und wahrscheinlich wären das weder Makkaroni mit Käse noch Fischstäbchen. Womöglich wäre es sogar etwas, was keiner von uns gerne isst.

Wollt ihr bessere Menschen werden? Dann hört Leuten zu, die anderer Meinung sind als ihr. Streitet nicht mit ihnen. Hört ihnen nur zu. Es ist bemerkenswert, was für interessante Dinge Leute sagen, wenn ihr euch die Zeit nehmt, keine Ignoranten zu sein.

Wie ein Einsatzkommando stürmten wir aus dem riesigen Glasschwein und dann die Eingangstreppe zum Königlichen Archiv hinauf. (Na los, sagt es mit mir. Ich weiß doch, dass ihr das wollt.)

Das keine Bibliothek ist.

Bastille mit ihren Kriegerlinsen war natürlich die Schnellste, aber Folsom und Himalaya hielten Schritt. Sing bildete die Nachhut, zusammen mit …

»Prinz Rikers?«, keuchte ich und blieb überrascht stehen. Ich hatte angenommen, dass der Prinz in seinem Fahrzeug bleiben würde.

»Ja, was ist?«, fragte der Prinz. Er blieb neben mir stehen, drehte sich um und blickte zurück.

»Warum sind Sie ausgestiegen?«, fragte ich.

»Endlich habe ich die Chance, den berühmten Alcatraz Smedry in Aktion zu sehen! Die werde ich bestimmt nicht verpassen.«

»Aber das könnte gefährlich werden, Hoheit«, sagte ich.

»Meinst du wirklich?«, fragte er aufgeregt.

»Was ist los?«, rief Bastille und kam die Treppe wieder herunter. »Ich dachte, wir hätten es eilig.«

»Er will mitkommen«, sagte ich und deutete auf Prinz Rikers.

Sie zuckte mit den Schultern. »Wir können ihn nicht daran hindern. Er ist der Kronprinz. Das bedeutet, dass er praktisch tun kann, was er will.«

»Aber was ist, wenn er getötet wird?«, fragte ich.

»Dann müssen sie eben einen neuen Kronprinzen küren«, erwiderte Bastille barsch. »Gehen wir jetzt rein oder nicht?«

Ich seufzte und warf einen Blick auf den rothaarigen Prinzen. Er lächelte selbstzufrieden.

»Na toll«, murmelte ich, eilte aber weiter die Eingangstreppe hinauf. Der Prinz lief neben mir her. »Sagen Sie, Hoheit, warum eigentlich ein Schwein?«, fragte ich ihn.

Er sah mich überrascht an. »Ich habe gehört, dass in den Ländern des Schweigens harte Jungs saudicke Maschinen fahren.«

Ich stöhnte. »Damit sind schwere Motorräder gemeint, Prinz Rikers.«

»Wirklich? Dann habe ich das falsch verstanden«, sagte er.

»Ach, machen Sie sich nichts draus«, sagte ich. Wir rannten in den Raum mit den Soldaten. Offenbar hatten die Ritter Verstärkung angefordert, denn auf der Treppe standen nun auch viele von ihnen. Es war gut, zu wissen, dass sie da waren, falls die Bibliothekare tatsächlich ins Königliche Archiv einbrachen.

»Das keine Bibliothek ist«, fügte Sing hinzu.

»Was?«, fragte ich.

»Ich dachte nur, dass du vielleicht gerade daran denkst und dass ich dich daran erinnern sollte«, erwiderte Sing.

Wir erreichten das untere Ende der Treppe. Die beiden Ritter von vorhin hatten inzwischen drinnen im Archiv Stellung bezogen und salutierten vor dem Prinzen, als wir hineingingen.

»Irgendwelche Bibliothekare?«, fragte ich.

»Nein«, antwortete der blonde Ritter. »Aber wir hören immer noch diese Grabegeräusche. Wir haben zwei Züge Soldaten hier postiert und zwei weitere durchsuchen die umliegenden Gebäude. Bisher haben wir noch nichts gefunden – aber wir sind auf die Bibliothekare vorbereitet, falls sie ins Treppenhaus einbrechen!«

»Ausgezeichnet!«, sagte ich. »Sie sollten draußen warten, nur für den Fall.« Ich wollte nicht, dass sie sahen, was gleich geschehen würde, weil es zu peinlich war.

Die beiden Ritter gingen hinaus und schlossen die Tür. Ich wandte mich an Himalaya. »Alles klar«, sagte ich. »Fangen wir an.«

Sie sah mich verwirrt an. »Womit?«

Ach so, ja, dachte ich. Wir hatten ihr noch gar nicht erklärt, wofür wir sie brauchten. »Irgendwo in diesem Raum sind Bücher, die die Bibliothekare unbedingt haben wollen«, sagte ich. »Deine ehemaligen Freunde sind gerade dabei, einen Tunnel hierher zu graben. Ich brauche deine Hilfe. Du musst …«

Ich sah Bastille, Folsom und Sing schon schaudern, bevor ich es aussprach.

»… du musst die Bücher hier drinnen ordnen.«

Himalaya wurde bleich. »Was?«

»Du hast richtig gehört.«

Sie blickte Folsom an. Er sah weg.

»Du willst mich auf die Probe stellen«, sagte sie und ballte die Hände zu Fäusten. »Keine Sorge. Ich kann der Versuchung widerstehen. Du brauchst mich nicht zu testen.«

»Nein, im Ernst«, sagte ich genervt. »Das ist kein Test. Ich brauche einfach jemanden, der irgendeine Ordnung in das Chaos hier bringt.«

Sie setzte sich auf einen Stapel Bücher. »Aber … ich bin kuriert! Ich bin jetzt schon seit Monaten clean! Du kannst unmöglich von mir verlangen, dass ich rückfällig werde!«

»Himalaya«, sagte ich und kniete mich neben sie hin. »Wir brauchen wirklich deine Hilfe! Bitte, du musst das für uns tun!«

Sie begann zu zittern, was mich verunsicherte.

»Ich …«

Sie stand auf und lief mit Tränen in den Augen aus dem Raum. Folsom rannte ihr hinterher. Ich kniete immer noch auf dem Boden und fühlte mich schrecklich. Als hätte ich soeben einem kleinen Mädchen gesagt, sein Kätzchen wäre tot, weil ich es überfahren hätte. Und dass ich es obendrein gegessen hätte.

Und dass es wirklich scheußlich geschmeckt hätte.

»Tja, das wär’s dann wohl«, sagte Bastille. Sie setzte sich auf einen Stapel Bücher. Sie sah wieder verhärmt aus. Wir hatten sie eine Zeit lang abgelenkt, aber die Trennung vom Geiststein machte ihr nach wie vor zu schaffen.

Ich konnte immer noch die Grabegeräusche hören und sie wurden lauter. »Also«, sagte ich und holte tief Luft, »dann werden wir sie zerstören müssen.«

»Was?«, fragte Sing. »Die Bücher?«

Ich nickte. »Wir müssen unbedingt verhindern, dass meine Mutter bekommt, was sie will. Was es auch ist, ich wette, es hat etwas mit Mokia zu tun.« Ich ließ meinen Blick über die Bücherberge schweifen. »Ich bezweifle, dass wir all diese Bücher rechtzeitig wegschaffen können. Deshalb sehe ich nur einen Ausweg: Wir müssen sie verbrennen.«

»Dazu sind wir nicht befugt«, sagte Bastille müde.

»Stimmt«, sagte ich und wandte mich Prinz Rikers zu. »Aber ich wette, er schon.«

Der Prinz sah auf. Er hatte einen Bücherberg durchstöbert, wahrscheinlich auf der Suche nach Fantasyromanen. »Was wird das hier?«, fragte er. »Ich muss sagen, dieses Abenteuer ist nicht besonders aufregend. Wo sind die Explosionen, die tollwütigen Wombats, die Raumstationen?«

»So sieht ein echtes Abenteuer aus, Prinz Rikers«, sagte ich. »Wir müssen diese Bücher verbrennen, bevor sie den Bibliothekaren in die Hände fallen. Können Sie uns dazu ermächtigen?«

»Ja, ich denke schon«, sagte er. »Ein großes Feuer könnte aufregend sein.«

Ich schnappte mir eine der Laternen, die an den Wänden hingen. Bastille und Sing kamen zu mir herüber und starrten auf die Bücher, während ich mich bereit machte, Feuer zu legen.

»Das fühlt sich falsch an«, bemerkte Sing.

»Ich weiß«, sagte ich. »Aber wem liegt schon etwas an diesen Büchern? Sie wurden in diesen Raum gestopft wie wertloses Altpapier. Ich wette, hier kommt kaum jemand vorbei, um einen Blick auf oder gar in die Bücher zu werfen.«

»Ich war schon hier«, sagte Sing. »Das ist zwar Jahre her, aber ich bin sicher nicht der Einzige. Außerdem sind das Bücher. Das ist Wissen. Wer weiß, was wir alles verlieren würden. Manche Bücher hier drinnen sind so alt, dass sie vielleicht die einzigen noch existierenden Exemplare sind – abgesehen von denen in der Bibliothek von Alexandria.«

Ich stand mit dem Feuer in der Hand da. Das soll keine Metapher für irgendwas sein. Ich erzähle nur, wie es war. Es schien das einzig Richtige zu sein, die Bücher zu verbrennen. Doch gleichzeitig fühlte es sich falsch an. Was war besser? Die Bücher zu vernichten, sodass niemand mehr an das Wissen gelangen konnte, das sie enthielten? Oder das Risiko einzugehen, dass sie den Bibliothekaren in die Hände fielen?

Ich kniete mich hin und näherte die Laterne einem Stapel Bücher. Ihre Flamme flackerte.

»Warte«, sagte Bastille und kniete sich neben mich hin. »Um mit ihr etwas anzuzünden, musst du die Brennfunktion aktivieren.«

»Aber sie brennt doch schon«, entgegnete ich verwirrt.

»Nicht schon wieder diese Diskussion«, sagte sie seufzend. (Lest den ersten Band.) »Hier.« Sie berührte das Glas der Laterne. Da begann die Flamme zu pulsieren. »Jetzt ist sie bereit.«

Ich holte tief Luft, dann zündete ich mit zitternder Hand das erste Buch an.

»Halt, warte!«, schrie eine Stimme. »Tu’s nicht!«

Ich fuhr herum und sah Himalaya in der Tür stehen, neben Folsom. Hektisch blickte ich zu den Büchern zurück. Die Flamme breitete sich bereits aus.

Dann stolperte Sing zum Glück. Der massige Körper des Mokianers knallte auf den Stapel mit dem brennenden Buch, wobei sein Bauch die Flammen völlig erstickte. Ein bisschen Rauch quoll darunter hervor.

»Hoppla!«, sagte er.

»Gut«, sagte Himalaya und kam herein. »Du hast das Richtige getan, Sing. Okay, ich ordne die Bücher für euch. Nur tut ihnen bitte nichts.«

Ich trat zurück, als Folsom Sing auf die Füße half. Himalaya kniete sich neben den Bücherstapel, der beinahe in Flammen aufgegangen wäre. Liebevoll berührte sie eines der Bücher und hob es mit ihren grazilen Fingern auf.

»Also … ähm«, sagte sie. »Nach welchem System soll ich sie ordnen? Nach dem rückläufigen Zeitpunktsystem, bei dem die Bücher nach der Minute ihrer Veröffentlichung sortiert werden? Oder nach dem optimierten Treffersystem, bei dem die Bücher nach der Häufigkeit geordnet werden, mit der auf den ersten fünfzig Seiten der bestimmte Artikel verwendet wird?«

»Ich glaube, es genügt, wenn du sie einfach nach ihrem Thema sortierst«, sagte ich. »Wir müssen die Bücher finden, in denen es um Okulatoren oder Smedrys oder andere verdächtige Themen geht.«

Himalaya streichelte das Buch, tastete den Einband ab und las, was auf dem Buchrücken stand. Dann legte sie es sorgsam neben sich und griff nach dem nächsten. Damit legte sie einen anderen Stapel an.

Das wird eine Ewigkeit dauern, dachte ich verzweifelt.

Himalaya nahm ein weiteres Buch zur Hand. Diesmal blickte sie kaum auf den Buchrücken, bevor sie es zur Seite legte. Sie schnappte sich ein weiteres, dann noch eines und noch eines. Mit jedem wurde sie schneller.

Sie hielt inne und holte tief Luft. Dann legte sie los. Ihre Hände bewegten sich so schnell, dass meine Augen ihnen nicht mehr folgen konnten. Sie schien fähig, ein Buch zu identifizieren, indem sie es nur anfasste, und wusste genau, auf welchen Stapel sie es legen musste. In Sekunden wuchs um sie herum eine kleine Mauer aus Büchern.

»Ich brauche ein bisschen Hilfe, bitte!«, rief sie. »Fangt an, die Stapel umzuräumen, aber bringt sie nicht durcheinander!«

Sing, Folsom, Bastille und ich eilten ihr zu Hilfe. Selbst der Prinz machte sich an die Arbeit. Wir rannten hin und her, schleppten Bücher dorthin, wo Himalaya sie haben wollte, und hatten Mühe, mit dem Tempo der Bibliothekarin mitzuhalten.

Ihre Fähigkeit, Ordnung zu schaffen, war fast übermenschlich. Sie war eine perfekte Identifizier- und Sortiermaschine. Blitzschnell verwandelte sie chaotische Bücherhäufen in fein säuberliche Stapel und befreite dabei jedes Buch mit einem Handstreich von Staub und Schmutz.

Bald kam Folsom auf die Idee, ein paar Soldaten als Helfer einzuspannen. Himalaya hockte in der Mitte des Raumes wie eine vielarmige Hindu-Göttin, deren Hände so schnell herumwirbelten, dass sie nur noch verschwommen zu erkennen waren. Wir brachten ihr Berge von Büchern und sie sortierte sie im Nu nach dem Thema. Auf ihrem Gesicht lag ein verzücktes Lächeln. So lächelte mein Großvater, wenn er von einer aufregenden Infiltration erzählte, oder Sing, wenn er von seiner geliebten Sammlung antiker Waffen sprach. Das war der Gesichtsausdruck eines Menschen, der seine Arbeit wirklich genoss und völlig in ihr aufging.

Ich rannte mit einem weiteren Armvoll Bücher zu Himalaya. Sie schnappte sie, ohne mich anzusehen, und verteilte sie auf Stapel wie ein Spieler, der Karten ausgibt.

Beeindruckend!, dachte ich.

»Also, ich muss es jetzt einfach mal sagen«, verkündete Himalaya, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Die Soldaten liefen mit klirrender Rüstung hin und her, luden Berge unsortierter Bücher vor ihren Füßen ab und nahmen die ordentlichen Stapel mit, die sie hinter sich auftürmte.

»Was stimmt eigentlich nicht mit euch Freien Untertanen?«, fragte sie aufgebracht, ohne sich an eine bestimmte Person im Raum zu richten. »Ich meine, ich habe die Länder des Schweigens verlassen, weil ich es nicht gut finde, wie die Bibliothekare den Leuten Informationen vorenthalten. Aber warum soll es schlecht sein, Dinge zu organisieren? Warum müsst ihr Bücher so behandeln? Was ist falsch daran, ein bisschen Ordnung zu halten? Bei euch soll alles locker und frei sein, aber wenn es keinerlei Regeln gibt, dann herrscht Chaos. Organisation ist wichtig!«

Ich stellte meinen Stapel Bücher ab und rannte zurück.

»Wer weiß, welche Schätze ihr hier verkommen lasst?«, schimpfte sie, während ihre Arme weiter durch die Luft wirbelten. »Schimmel kann Bücher zerstören. Mäuse können sie zernagen. Bücher muss man hüten wie einen Schatz. Jemand muss den Überblick behalten, wo welches Buch steht, damit man die Sammlung nutzen und Freude an ihr haben kann!«

Folsom trat neben mich. Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Er beobachtete Himalaya mit einem bewundernden Lächeln.

»Warum musste ich meine Identität aufgeben?«, schimpfte sie weiter. »Warum kann ich nicht ich selbst bleiben und trotzdem auf eurer Seite sein? Ich will keine Informationen unterdrücken, aber ich will sie sortieren! Ich will die Welt nicht beherrschen, aber ich will sie in Ordnung bringen! Ich will nicht, dass alles beim Alten bleibt, aber ich will den Sinn des Neuen verstehen!«

Sie hielt einen Augenblick inne. »Ich bin eine gute Bibliothekarin!«, erklärte sie in einem triumphierenden Ton und schnappte sich einen großen Stapel unsortierter Bücher. Sie schüttelte ihn einmal, wie man vielleicht einen Pfefferstreuer schütteln würde, und irgendwie ordneten sich alle Bücher nach Thema, Größe und Autor.

»Wow!«, hauchte Folsom.

»Du liebst sie wirklich«, sagte ich.

Folsom errötete und sah mich an. »Ist das so offensichtlich?«

Für mich war es das bisher nicht gewesen, aber ich lächelte trotzdem.

»Die letzten sechs Monate waren toll«, sagte er in diesem ekelhaft verträumten Ton, den liebeskranke Leute oft draufhaben. »Am Anfang habe ich sie nur im Auge behalten, um zu sehen, ob sie eine Spionin ist, aber als ich zu dem Schluss gelangt bin, dass sie keine Gefahr darstellt … na ja, ich wollte trotzdem weiter Zeit mit ihr verbringen. Deshalb habe ich ihr angeboten, sie mit den nalhallischen Sitten vertraut zu machen.«

»Hast du ihr das so gesagt?«, fragte ich, während um mich herum Soldaten mit Büchern in den Armen hin- und herliefen.

»Oh nein, das konnte ich nicht«, erwiderte Folsom. »Ich meine, schau sie dir an. Sie ist toll! Und ich bin nur ein stinknormaler Typ.«

»Ein stinknormaler Typ?«, fragte ich. »Folsom, du bist ein Smedry, ein Mitglied des Hochadels.«

»Ja«, sagte er und senkte den Blick. »Aber, ich meine, das ist nur ein Name. Im Grunde bin ich ein langweiliger Mensch. Wer findet einen Kritiker schon interessant?«

Ich verkniff mir die Bemerkung, dass Bibliothekare auch nicht gerade als hochinteressante Leute galten.

»Weißt du«, sagte ich, »ich verstehe nicht viel von diesen Dingen, aber ich glaube, wenn du sie liebst, solltest du ihr das sagen. Ich …«

In diesem Augenblick kam Prinz Rikers zu uns. »He, schaut mal, was ich gefunden habe!«, sagte er und zeigte uns ein Buch. »Ein Roman von mir. Er wird hier für die gesamte Nachwelt aufbewahrt. Selbst der Musikchip funktioniert noch. Seht ihr?«

Er klappte das Buch auf.

Da passierte es natürlich. Folsom schlug um sich und traf mich ins Gesicht.