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Hoch oben auf der südlichen Zinne der Burg von Afaliah standen zwei der alten Einwanderer, den Blick, ohne etwas zu sehen, auf das Getümmel der nachmittäglichen Kampfübungen gerichtet. Sie stritten miteinander.

»Prinzipien! Prinzipien!« wütete Aluteyn Handwerksmeister. »Hungernde werden dir sagen, wohin du dir deine Prinzipien stecken kannst! Celo, die Flut hat deinen Verstand aus den Angeln gehoben!«

Celadeyr stellte die rhetorische Frage: »Hätte ich eine Geisel für die Ränke der Geringen bleiben sollen?« Er fuhr fort: »Die Mühle war ein Symbol für alles, wovor Nodonn uns warnte. Nur menschliches Bedienungspersonal konnte damit umgehen! Sie war ein Werkzeug der seelenlosen Milieu-Technokratie!«

»Nun, jetzt ist sie niemandes Werkzeug mehr, du Pfuscher. Warum hast du deinen hochfliegenden Idealismus nicht an etwas geübt, das für die hiesige Ökonomie weniger lebenswichtig ist? In den südlichen Lagerhäusern kann nicht einmal mehr für zwei Wochen Mehl sein! Süße langbrüstige Tana - jede Stadt zwischen hier und Amalizan hängt von deiner Mühle ab! Sollen wir alle Hafer- und Maisbrei essen?«

»Warum nicht?« brüllte der Lord von Afaliah. »Das wäre für dich viel gesünder als die weichlichen Backwaren und Croissants und Gil-Blas-Pfannkuchen, mit denen du dich für gewöhnlich vollstopfst! Sieh dich nur an, Al! Du hast mehr Fett als je zuvor. Eine feine Entschuldigung für einen Stadt-Lord! Wenn der Feind dein Calamosk angreift, wirst du an der Spitze deiner Truppe wie ein Flußpferd in einer Smaragd-Rüstung aussehen! Eine Diät aus ehrlichem altmodischem Essen würde dir guttun.«

»Ich danke dir sehr für den Rat.« Die Stimme des Handwerksmeisters war seidenweich. Er stieß den Kopf vor, daß sein Gesicht mit dem silber-goldenen Schnurrbart und den buschigen Augenbrauen sich Nase an Nase mit dem seines alten Freundes befand. »Komisch, nicht wahr - aber ich hatte den falschen Eindruck gewonnen, du habest mich nach hier gerufen, um mich um Hilfe zu bitten, nicht um mir eine Vorlesung über gesunde Ernährung zu halten und mein Äußeres zu beleidigen!« Er drehte sich abrupt um und stapfte auf die Treppe zu.

»Al, komm zurück!« Die Worte kamen mühsam. Die mentale Bitte war verzweifelt. »Ich bin wirklich ein Pfuscher. Ich hatte doch nichts weiter vor, als die robotische Steuerung der Mühle abzuschalten. Zur direkten Kontrolle durch Leute zurückzukehren. Den Mechanismus so umzuändern, daß wir nicht mehr von den Geringen abhängig sind.«

Der Handwerksmeister blieb am Kopf der Treppe stehen und wartete darauf, daß Celadeyr zu ihm kam. »Hast du geglaubt, es mit einer Wassermühle zu tun zu haben, wie wir sie zu Hause auf Duat hatten? Das war dein Niveau, Celo! Primitive Maschinen für einen primitiven Verstand.«

»Diese Erfindung - weißt du, daß sie dreiundvierzig verschiedene Produkte herstellt? Alles, von seidengesiebtem Kuchenmehl bis zu dem Abfall, den wir den Helladen füttern. Es war recht einfach, die Schaltungen für den Mehlstrom-Mischer auf manuellen Betrieb umzustellen, aber ich hatte den Proben-Analysator für die Qualitätskontrolle mit der Einspritzdüse für Zusatzstoffe vergessen. Wenn man den umgeht, erhält man ein grobes Zeug in einer komischen Farbe mit unvorhersehbaren Eigenschaften, das die Bäcker zum Schreien bringt. Versuche, die Zusatzstoffe von Hand beizufügen, und das Ergebnis ist mit Benzoylperoxyd und bromsaurem Kali und Tana weiß was sonst noch allem vergiftet.«

»Das könnte schwierig werden, Celo, sogar für mich.

Wo ist der Techniker, der die Robotsteuerung vorher überwacht hat?«

»Jorgensen ist ertrunken, ebenso die meisten anderen erfahrenen Leute. Sie waren große Sport-Fans. Der Bursche, der die Arbeit übernommen hat, war ein unverschämter Bastard. Bloßhalsig - nach Aussage der Redakteure nicht für einen Halsring geeignet. Versuchte, mich unter Druck zu setzen. Mich! Ich habe ihn zu fettigem Schmutz zermalmt.«

»Das hilft uns jetzt sehr.«

»Sollte ich meine Autorität antasten lassen?« brüllte Celadeyr. Sein Gesicht glühte, und sein Haar knisterte vor statischer Elektrizität. »Dieser elende Mukherji dachte, er habe mich in der Tasche! Sagte, er würde seine Arbeit nur tun, wenn ich ihm die Privilegien eines Goldenen einräumte! Und seine aufrührerische Haltung begann, die anderen menschlichen Techniker anzustecken. Oh - sie wußten ganz genau, daß Aiken Drum jedem Menschen, der kompatibel ist, einen goldenen Ring versprochen hat - und volle Bürgerrechte jenen, die es nicht sind. Ich habe von Boduragol und seinen Redakteuren Tiefensondierungen bei allen Bloßhalsigen und menschlichen Goldenen in Afaliah durchführen und die Verräter aussortieren lassen.«

»Aber ich bin auch ein Verräter, Celo.« Der Handwerksmeister lächelte ironisch. »Ich bin befleckt! Ein abgesetztes Mitglied der Hohen Tafel, das sich davor gedrückt hat, sein Leben zu opfern.«

»Sei nicht albern, Al! Du hast dich freiwillig für den Tod anstelle des Exils entschieden - und dann machtest du deine Entscheidung rückgängig, als die Umstände sich änderten. Soweit es mich betrifft, bist du immer noch Lord Kreator. Und zum Teufel mit Aiken Drums rothaariger Menschen-Königin!«

Aluteyn lachte. »O nein, das schaffst du nicht. Du kannst mich nicht überreden, deinem Selbstmörderkorps von Traditionalisten beizutreten. Ich habe in den letzten paar Monaten zuviel über Aiken Drum erfahren, um mich gegen ihn zu stellen. Im Mai werde ich auf der Hochzeit des kleinen goldenen Lumps tanzen und auf ihn und Mercy-Rosmar Slonshal trinken.«

»Du würdest ihn als König akzeptieren?« rief Celadeyr.

»Warum nicht? Die andere Möglichkeit wäre Minanonn - und er spielt nicht mit. Mir ist der Junge immer noch lieber als Sharn-Mes und Ayfa.«

Celadeyr faßte den Handwerksmeister bei den Oberarmen. Überfließende Psychoenergie schuf eine wütende Aura um beide. »Es ist der Letzte Krieg, der sich zusammenbraut, Al! Siehst du das nicht, kreativer Bruder? Was kommt, ist der endgültige Kampf zwischen uns und dem Feind - der Kampf, den wir beginnen wollten, als die Galaktische Föderation uns unser Erbe vorenthielt und uns an den Rand der Leere jagte! Damals hat Brede den Letzten Krieg hinausgeschoben, indem sie uns mit ihrem Schiff hierher brachte. Aber jetzt ist Brede tot, und diese klägliche Närrin Elizabeth kann niemals ihre Stelle einnehmen. Du gehörst zu mir, Al! Wir sind in einem Alter, wir haben seit unserer Geburt auf dem armen verlorenen Duat fast dreitausend Planetenumläufe erlebt. Zieh mit mir in den Letzten Krieg!«

»Celo ...«

Der Lord von Afaliah wies hinunter in den Hof der Zitadelle, wo Kampfübungen stattfanden. »Wir bereiten uns darauf vor. Alle Tanu, die den alten Traditionen treu sind. Die loyalen Mitglieder von Nontusvels Heerschar sind hier. Sechzehn ingesamt, einschließlich Kuhal Erderschütterer.«

Aluteyn maß seinen alten Kameraden mit einem mitleidigen Blick. »Minderbegabte Heißsporne - und über den armen Kuhal weiß ich Bescheid.«

»Es stoßen jeden Tag weitere Leute zu uns«, versicherte Celadeyr, aber seine Hände sanken von den Armen des Handwerksmeisters, und das Glühen verblaßte.

»Und die wilden Firvulag in den Bergen schärfen ihre Klingen und stehlen unsere Chalikos und warten auf die Verstärkungen, die Sharn schickt, um zuschlagen zu können! - Wer beaufsichtigt jetzt deine Pflanzungen, wo du die menschlichen Verwalter davongejagt hast? Nicht wenige von ihnen haben auf ihrem Weg zu Aiken Drum in Calamosk haltgemacht.«

Celadeyr wandte das Gesicht ab. »Mein Sohn Uriet und meine Tochter Fethneya setzen Tanu-Aufseher ein. Wie wir sie anfangs hatten.«

Der Handwerksmeister schnaubte. »Als ob ich nicht genau wüßte, was die jüngere Generation wert ist, wenn es zu harter Arbeit kommt! Als ich dem Kreatorenhaus Vorstand, hatten wir große Mühe, Kandidaten für die praktischen Fachbereiche zu finden. Für die Landwirtschaft, die Viehzucht, die Wildhege. Du wirst feststellen, daß die Busenfreunde deiner Kinder Genies sind, Festmähler zu geben und Balladen zu dichten und auf die Jagd zu reiten, wenn die Beute aus verflohten flüchtenden Geringen besteht. Aber sich auf sie verlassen, wenn es um die Produktion von Rohstoffen geht? -Die Göttin gebe dir den Verstand einer Laus! Diese nicht mehr betriebsfähige Mühle wird die geringste deiner Sorgen sein, wenn die Pflanzungen ruiniert sind.«

Celadeyrs Gesicht war so stumpf wie die Steine der Brustwehr; sein Geist hatte sich verschlossen. In äußerst formellem Ton sagte er: »Aluteyn Handwerksmeister, ich beschwöre dich bei unserer Verwandtschaft durch die heilige Kreatorengilde, mir zu Hilfe zu kommen. Der Letzte Krieg steht vor der Tür, und der Feind ist nahe.«

Unbeweglich sahen die beiden Einwanderer sich an. Dann verschleierten sich Aluteyns eisblaue Augen, und die Gedanken sprudelten hervor:

Celo Celo wir waren Jungen zusammen gemeinsam wurden wir unter dem alten Amergan (die Göttin lasse ihn ruhen im Licht) initiiert Kreatoren Macher Täter Arbeiter! Auch im Schmerz niemals schwankend in der Fürsorge für unserVolk Häuser bauend Leben schützend. Ich wählte Retorte als Sterben schicklich war aber jetzt ist es richtig wenn ich lebe Müdigkeit abschüttele Pflicht erfülle. Wie du es auch tun mußt!

»Meine Vision ist die des Letzten Krieges«, sagte Celadeyr. »Oder glaubst du, ich sei wahnsinnig geworden?«

Ich glaube Flut Verlust Kummer Aufstieg des Feindes Zorn über Rabentaten haben dich an deinen eigenen Rand der Leere gebracht. Vielleicht darüber hinaus. Wir brauchen dies nicht als Letzten Krieg zu akzeptieren! Wenn wir Stolz hinunterschlucken Bündnis mit Menschen eingehen können wie Feind Zurückschlagen Vielfarbenes Land erneuern.

So viele Farben. Und nun alle dunkel.

Celo wir ältere Generation dürfen Ende nicht herbeizwingen wenn junge Leute leben wollen.

Der Feind kommt! Die Menschheit! Aiken Drum!

Nein Celo nein. Er kann nicht der Feind sein. Nicht der Erwählte der Königsmacherin.

Das ... hatte ich vergessen.

»Dann ist es Zeit, daß du dich wieder daran erinnerst«, ertönte eine laute Stimme aus dem Nichts.

Ein gleißender Lichtpunkt schwebte ein paar Meter hinter dem südlichen Rand der Brustwehr, wo die Mauer von Afaliah zum tiefen Abgrund des Proto-Jucar hin abfiel. Der Funke wuchs zu einem Leuchten, das eine kristalline Sphäre umgab. Darin saß mit gekreuzten Beinen mitten in der Luft ein kleiner Mensch, der einen ganz mit Taschen bedeckten goldenen Anzug trug.

»Du«, sagte Celadeyr von Afaliah.

Die Sphäre trieb auf ihn zu, senkte sich und zerstob zu Atomen, als sie den Steinboden berührte. Aiken Drum zog seinen Federhut.

»Heil, kreativer Bruder von Afaliah. Ich habe euch in den letzten zehn Minuten belauscht. Du solltest wirklich auf den Rat des Handwerksmeisters hören. Er ist ein reizbares altes Huhn, im großen und ganzen jedoch vernünftig.«

Der alte Champion verwandelte sich plötzlich in eine gottähnliche Erscheinung, die, eine Hand warnend erhoben, riesig vor dem Himmel aufragte. »Stirb, Emporkömmling!« brüllte er mit Donnerstimme und schleuderte seinen stärksten Geistesbolzen. Er verursachte eine Detonation und einen Ausbruch grünen Lichts, daß alle Ritter unten im Hof erstarrten und ihre Scheingefechte vergaßen.

»Kampfgefährten! Zu mir!« rief Celadeyr ... aber die Stimme des Helden war jetzt so schwach wie das Säuseln von Blättern, und sein mentaler Wutschrei hallte wirkungslos in dem Gewölbe seines Schädels wider. Celadeyr warf seinen illusorischen Aspekt ab und versuchte, den Usurpator körperlich zu packen. Kein Muskel gehorchte ihm. Er war unbeweglich, hilflos, und ebenso ging es den gelähmten Rittern unten.

»Und wir waren so gute Freunde auf dem Delbaeth-Feldzug«, bemerkte Aiken bedauernd. »Erinnerst du dich nicht mehr, kreativer Bruder, wie wir die alte Feuergestalt in den Betischen Kordilleren den einen Gipfel hinauf und den nächsten hinunter gejagt haben und uns nicht trauten, in die Luft aufzusteigen, weil er unsere Ärsche in den Glasrüstungen hätte braten können?« Der Leuchtende lachte vor sich hin. »Wenn wir heute Delbaeth jagen würden, hätten wir diese Sorge nicht. Meine Kräfte sind ganz hübsch gewachsen, wie du bemerken wirst. Ich hoffe, demnächst Gelegenheit zu finden, meine geistigen Maße durch Dionket Lord-Heiler vor euch ausbreiten zu lassen. Dann könnt ihr selbst sehen, von welcher Art der Mann ist, der euer König werden möchte.«

Celadeyrs glühendes Gesicht war bleich geworden.

In rasselndem Flüsterton verlangte er: »Laß mich los! Kämpfe wie ein echter Krieger!«

»Mit dir?« fragte der Possenreißer in leichtem Ton. »Bestimmt nicht. Ich kämpfe nicht gegen Feiglinge.«

»Feiglinge ...?!«

Aiken trat nahe an den versteinerten Tanu heran und schwebte in die Höhe, bis sich ihre Augen auf einer Ebene befanden. »Du bist fertig, kaputt, trauriger alter todessuchender Feigling. Ich bin bereit, mich den Firvulag zu stellen. Wen kümmert es, ob sie die zehnfache Überzahl haben? Aber der Große Lord von Afaliah, Mitglied der Hohen Tafel, möchte sich lieber hinlegen und sterben. Oder vielmehr - in die Zähne eines berittenen Oger-Bataillons hineinmarschieren, eine gestrichelte Linie auf der Kehle und einen Aufkleber mit der Anweisung: HIER EINSCHNEIDEN!«

Der Handwerksmeister sagte ernst: »Der Junge hat nicht ganz unrecht, was deine letzte Motivierung betrifft, Celo.«

»Feind! Kämpfe ehrlich gegen mich!« bat Celadeyr, das Gesicht verzerrt vor Qual.

Aiken stellte sich wieder auf den Fußboden. »Ich kämpfe mit den Waffen, die ich habe. Das ist die einzige vernünftige Art.« Und er winkte mit der Hand.

Über dem Abgrund schwebte jetzt ein berittenes und bewaffnetes Heer von etwa vierhundert Rittern in der Luft, an der Spitze die hell leuchtenden Gestalten Cullukets, Alberonns und Bleyns. Die Tanu-Mischlingskrieger hinter ihnen vertraten alle fünf Mentalen Gilden, und die Stärke ihrer Auren bezeugte ihre geistige Kraft.

Respektvoll hob die Regenbogen-Armee die Waffen. Ein widerhallender Salut rollte über die Zinnen: »Slonshal, Celadeyr! Slonshal, Lord von Afaliah!«

»Wir sind nicht hier, um zu kämpfen«, betonte Aiken, und die Schmeichelei schlich sich in Celadeyrs Gehirn, ob er wollte oder nicht. »Wir sind hier, um zu zeigen, daß es Hoffnung für uns alle gibt, wenn wir uns gegen den Feind verbünden. Die meisten Kämpfer mußte ich zu Hause in Goriah lassen. Diese wenigen habe ich mitgebracht, damit ihr sie euch ansehen könnt - und dann ist da noch meine neue Elitetruppe aus menschlichen Goldenen auf dem Feld vor dem Nordtor eurer Stadt. Werft mit eurer Fernsicht ruhig einmal einen Blick auf sie.«

Celadeyr erweiterte seine mentale Sicht. Es schienen mindestens tausend Soldaten da draußen zu sein ... und das Tor Afaliahs öffnete sich vor ihnen. Die Reihen berittener Männer und Frauen wurden von Offizieren mit metapsychischen Augen angeführt. Einige der unteren Dienstgrade glühten, andere nicht - aber alle trugen sie einen goldenen Reif und höchst merkwürdige Waffen.

»Tut euch keinen Zwang an«, drängte Aiken. »Betrachtet ihre Waffen ganz genau. Unser verstorbener großer Schlachtenmeister mag viel darüber geredet haben, auf die Technologie der Geringen müsse man verzichten, doch er war nicht so dumm, seinen eigenen Prinzipien zu folgen. Wie du, kreativer Bruder! Die Keller meiner Glasburg in Goriah sind gestopft voll mit der Schmuggelware aus siebzig Jahren - einschließlich der Dinge, die ihr seht. Blaster. Lähmwaffen. Solarzellen-Laser. Doppelläufige Elefantenbüchsen Marke Rigby 0,470. Luftgewehre mit Stahlkugel-Munition. Schallrohre. Einfach alle Arten von tragbaren verbotenen Waffen, die ihr euch vorstellen könnt. Sie wurden von listigen Zeitreisenden, die einen kleinen Vorteil über ihre Exil-Gefährten im Pliozän haben wollten, in Madame Guderians Etablissement an den ahnungslosen Funktionären vorbeigeschmuggelt ... Und es mag weitere Verstecke geben außer dem einen, das ich gefunden habe. Hast du eins, Celo? Nein? Dann legen wir diese Frage vielleicht besser deinem Sohn Uriet und deiner Tochter Fethneya vor.«

Celadeyrs Blick kehrte aus weiter Ferne zurück. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. »Nein, ich wußte nichts von den Verstecken. Aber das erklärt einiges, was mir rätselhaft vorgekommen ist - Gerüchte, der Feind habe nach der Zerstörung Burasks furchterregende neue Waffen entwickelt. Der verstorbene Lord Osgeyr war berüchtigt wegen seiner Habsucht, und es hätte ihm ähnlich gesehen, die verbotenen Waffen einzulagern, statt sie zu vernichten.«

Aiken sagte: »Danke für den Tip. Ich werde das nachprüfen.«

Die Armee aus Himmelsreitern setzte sich in Marsch. Die Chalikos trabten in der Luft über die Burgmauern und senkten sich dann in langsamen Spiralen auf den großen Hof nieder. Die Ritter von Afaliah stellten sich zu einer unfreiwilligen Ehrengarde auf.

»Ich hatte noch einen anderen Grund für mein Kommen«, sagte Aiken.

Celadeyr entdeckte, daß er endlich frei war. Er machte keine Bewegung, den goldgekleideten Jüngling zu bedrohen. »Ich glaube, ich weiß es.«

Aiken wackelte mit dem Zeigefinger. »Ziehe keine übereilten Schlüsse! Wir müssen gemeinsame Sache machen, habe ich gesagt. Vereint gegen den Feind! Nein - ich bin gekommen, weil die Einladung zur Hochzeit, die wir dir schickten, verlorengegangen zu sein scheint.«

Celadeyr entfuhr eine ungläubige Obszönität.

Der Kasper war nichts als Aufrichtigkeit. »Wir hatten kein Wort von dir gehört. Mercy war verzweifelt. Ich ebenfalls. Wie konnte ich meine Hochzeit ohne meine alten Freunde aus Afaliah feiern? Ohne meine Kameraden vom Delbaeth-Feldzug? Also bin ich hier, um die Einladung zu wiederholen. Persönlich.«

»Komm schon, Celo!« drängte Aluteyn Handwerksmeister leise. »Ich mußte das Leben wählen. Jetzt bist du an der Reihe.«

Celadeyr stand da mit hängenden Armen, die Füße weit auseinander. Er ballte die Hände zu Fäusten und löste sie wieder. Seine Augenlider senkten sich und schlossen wenigstens das physische Bild des Feindes aus. Die zögernde Bestätigung kam.

Aiken funkelte vor Vergnügen. »Kaleidoskopisch! Du wirst es nicht bereuen, kreativer Bruder. Wir können einander in diesen schweren Zeiten auf so vielfältige Weise gegenseitig helfen. Zum Beispiel...« Aiken schnippte mit den Fingern.

Eine weitere astrale Blase materialisierte sich und schwebte auf die Brustwehr hinunter. Darinnen saß ein Samurai-Krieger in vollständiger Muromachi-Rüstung, einen goldenen Ring um den Hals. Die Sphäre verdunstete, und der Krieger verbeugte sich.

»Lord Celadeyr, Handwerksmeister - ich möchte euch einen neuen Freund von mir vorstellen. Yosh Watanabe heißt er. Ein genialer Techniker! Diese seine Rüstung bestand ursprünglich aus Hunderten von Eisenplättchen - er ersetzte sie durch Plättchen aus Mastodon-Haut, schmolz das Eisen und schmiedete sich daraus ein Blutmetall-Schwert. Er hat fast vom ersten Tag an, seit er das Zeitportal durchschritt, frei gelebt - und doch konnte er es nicht erwarten, sich Mir anzuschließen! Celo - du und Yosh habt eine wichtige Besprechung abzuhalten. Damals im Milieu war er ein ausgezeichneter Robot-Ingenieur. Und außerdem versteht er sich auf Papierdrachen.«

Yosh zwinkerte dem Lord von Afaliah zu, und dieser starrte in tiefem Argwohn zurück.

Aiken fuhr fort: »Meine übrigen Leute und ich, wir werden uns nicht lange aufhalten. Die Nacht über bleiben wir noch hier, aber dann geht es auf einer Inspektionsreise weiter nach Tarasiah und einigen anderen Orten ... und wir müssen auch noch ein paar verlorengegangene Einladungen zur Hochzeit abliefern! Yosh wird jedoch gern ein paar Wochen opfern und dir bei der Lösung deiner Probleme helfen. Du kannst ihn nach Goriah zurückbringen, wenn du zur Hochzeit kommst. Und zu den anderen Vergnügungen.«

»Ich verstehe«, antwortete Celadeyr schwach.

»Bist du einverstanden, Yosh?« erkundigte sich Aiken.

»Ganz wie du willst, Chef«, gab der Samurai liebenswürdig zurück. Er wandte sich dem Lord von Afaliah zu. »Was meinst du, sollen wir uns die reparaturbedürftige Anlage jetzt gleich einmal ansehen?«

Celadeyr regte sich nicht. Aber der Handwerksmeister legte seinem alten Freund den Arm um die Schultern und dirigierte ihn auf die Treppe zu.

»Das ist eine gute Idee«, meinte Aluteyn. »Und ich glaube, ich weiß, wo wir die speziellen Werkzeuge und Ersatzteile finden. Celo - ist Treonets Laboratorium noch in Ordnung?«

Der Lord von Afaliah nickte.

Aluteyn erläuterte Yosh: »Einer meiner verstorbenen Gildenbrüder war ein begeisterter Förderer des Mikroprocessing und anderer elektronischer Raffinessen der Alten Erde. Seinem Haus ist ein Laboratorium und eine der größten technischen Bibliotheken im Vielfarbenen Land angeschlossen. Wir wollen dorthin gehen und dich in großem Stil unterbringen, Sohn. Du kannst dort auch deine Prachtausrüstung ablegen und etwas praktischere Sachen anziehen ... Du hast doch wohl nichts dagegen, wenn ich dir bei der Arbeit zugucke?«

»Es wird mir ein Vergnügen sein«, versicherte Yosh.

»Wir sehen uns alle beim Abendessen wieder.« Aiken verschwand wie eine ausgeblasene Flamme.

Celadeyr schüttelte den Kopf. »Und das will unser König werden.«

»Der Gedanke«, bemerkte Aluteyn Handwerksmeister, »könnte dir mit der Zeit verdaulicher Vorkommen.«