27. Kapitel

 

 

»Joel? Was machst du hier?« Sie war etwas überfordert gewesen, als sie ihn so plötzlich über sich gesehen hatte. Damit hatte sie einfach nicht gerechnet.

»Ich wollte dich nicht wecken.« Er sah schuldbewusst aus, obwohl seine Augen zufrieden funkelten. Oh ja. Er hatte ihr einen Kuss gestohlen.

»Hast du aber. Was machst du in meinem Schlafzimmer?« Darauf kannte er anscheinend keine Antwort. Oder er war einfach zu nervös und überrascht um zu lügen. Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer wandern und entdeckte die offene Balkontür.

Ja, genau. Die hatte sie offen gelassen, damit frische Luft hereinkam. Das war eine alte Angewohnheit, die sie nicht ablegen konnte. Als Amam musste sie immer einen Mantel und einen Schal oder etwas Ähnliches tragen, damit man ihre Gesichtszüge nicht erkennen konnte. Und unter diesem Mantel hatte sie geschwitzt und war über jede Abkühlung erfreut gewesen.

Immer wieder glitt Joels Blick zu ihren Lippen. Anscheinend hatte er schon wieder vergessen, dass sie ihm eine Frage gestellt hatte. »Ich warte!«

»Ich wollte dich fragen, wann Amam wieder kommt.« Sie verdrehte die Augen. Diese Ausrede war so billig. Dass er sich nicht schämte.

»Ich weiß es nicht. Er hat etwas zu erledigen. Vielleicht ein paar Tagen oder Wochen.« Er starrte sie wieder an. Hatte dieser Mann in Gegenwart von Frauen überhaupt ein Gehirn, das arbeitete?

»Willst du wirklich eine Priesterin werden?« Sie verstand ihn einfach nicht. Sie wusste, dass Männer teilweise nur mit ihrem Uterus dachten, aber er könnte doch jede haben. Warum ließ er sie nicht in Ruhe?

Als sie ihm als Amam gesagt hatte, das sie eine Priesterin war, hatte sie eigentlich gedacht, sie könnte seine Aufdringlichkeiten minimieren. War diesem Mann denn gar nichts heilig?

»Ich bin eine Priesterin. Ich möchte einfach nicht mit einem Mann zusammen sein.« Er sah sie forschend an.

»Auch nicht mit mir?« Sie verdrehte zur Antwort die Augen. »Ich könnte dir zeigen, wie schön die Liebe sein kann.« Sie stieg aus dem Bett und sah ihn grimmig an. Im Bett fühlte sie sich plötzlich unwohl. Sie beide waren komplett angezogen - der eine mehr als der andere - und trotzdem fühlte sie sich nackt.

»Lass das nicht meinen Bruder hören. Er würde dich vierteilen.«

»Das glaube ich nicht. Er hat mir gesagt, ich soll dich beschützen.« Sie ballte die Hände zu Fäusten. Dieser Lügner. Das hatte sie nie gesagt.

»Mein Bruder weiß, dass ich mich selbst beschützen kann. Das hab ich schon immer. Und jetzt verlass bitte mein Zimmer.« Sie würde sogar lachen, wenn es nicht so eine dumme Situation wäre.

Als Amam hatte sie sich verkleiden und verstellen müssen. Als Shirin brauchte sie keine Verkleidung mehr oder Angst zu haben, dass sie enttarnt werden könnte. Dafür war ihr Chef in sie verknallt.

 

Nach einer Weile, Annika hatte allein fast die ganze Flasche geleert, stellte er schließlich die Frage der Fragen.

»Woher kennst du eigentlich Jeanette?« Ohne nachzudenken, wie immer in den letzten Minuten und Stunden, kam die Antwort: »Aus meinem Zirkel. Außerdem ist sie meine Cousine.« Zirkel? Das konnte nur eines bedeuten. Sie war eine von denen. Eine von diesen Huren, die sein Vater immer erwähnt hatte.

Wegen einer von ihnen hatte dieser seinen Verstand verloren und sich in den Tod gestürzt. Vor den Augen seines Sohnes wurde er von zwei Haien zerfleischt. Alexej war damals noch jung gewesen, keine vierzehn Jahre, aber seither hatte er einen tiefsitzenden Hass auf Hexen entwickelt.

»Eine Hexe! Ich hätte es wissen müssen.« Der Ton, indem er das Wort Hexe aussprach, schien ihr nicht zu gefallen, da sie ihr Gesicht verärgert verzog. Sie sprang auf die Füße und schwankte mit erhobenem Zeigefinger auf ihn zu. Mit diesem stieß sie immer wieder gegen seine Brust und schrie: »Lieber eine Hexe, als ein stinkender Hund, der der verheirateten Frau eines anderen schöne Augen macht.« Nun sprang auch Alex auf die Füße und erwiderte: »Ich mache Cass keine schönen Augen.«

Eine glatte Lüge, denn er würde fast alles tun, um die rothaarige Wölfin ins Bett und damit auch in sein Leben zu bekommen. Aber diese Hexe hatte nicht das Recht, sich gegen seine Anschuldigungen zu wehren. Sie war eine der Bösen. Er war einer der Guten. Und auch ihre hübschen Brüste und dieser sehr weibliche Körper würden ihn nicht davon abhalten, sie zu küssen.

Halt! Was dachte er da plötzlich? Sie küssen? Diese zänkische Person, die darüber hinaus noch eine Hexe war? Das musste der Alkohol sein. Eine andere Erklärung gab es nicht. Dabei hatte er gar nicht so viel getrunken. Als er wieder in ihre Augen sah, vergas er alle seine Vorurteile und versank in der Tiefe dieses himmlischen Blaus.

»Ha! Das sieht doch ein Blinder! Du bist über beide Ohren ...« Er drückte ihr seine Lippen auf den Mund und war für einen Augenblick verwundert, wie süß sie schmeckte. Er hatte immer gedacht, dass Hexen ... gemein schmecken würden. Sauer oder verdorben. Aber Annika war wie ein Stück Zucker. Sehr süß und wenn es alle war, sehnte man sich nach einem weiteren. Dann biss ihm das Zuckerstück plötzlich auf die Zunge und der Schmerz ließ ihn zurückweichen.

»Ich hab dir nicht erlaubt, mich zu küssen!« Sie fauchte diese Worte regelrecht. Gänzlich ungewollt kam ihm die Frage über die Lippen: »Darf ich?« Er sah in ihren Augen Verwunderung und auch etwas Angst, aber schließlich nickte sie. Eine Hure wie jede andere.

Er drückte ihren wohlgeformten, kurvenreichen Körper an seinen und küsste sie erneut, tauchte wieder in diese zarte Süße ein. Er hatte gedacht, dass Cassandras Lippen die Einzigen wären, die ihm Genuss bereiten konnten. Aber diese kleinen Hexenlippen hatten ein wahres Suchtpotenzial. Und der Wolf in ihm wollte mehr. Viel mehr.

Er drängte sie Richtung Couch, und als sie mit den Waden dagegen stieß, ließ sie sich darauf fallen. Sie sah ihn unter halb geschlossenen Augen an und ihre Lippen waren rot und vom Küssen leicht geschwollen. Er kniete sich über sie und streichelte mit seinen großen Händen über ihren zitternden Körper. Er hatte einmal gehört, dass Hexen unter anderem sehr wollüstige Wesen waren. Eine Rasse, die zur Prostitution neigte und auch noch ihren Spaß daran hatte. Wie viele vor ihm wohl schon diesen heißen Körper berührt hatten?

Vorsichtig schob er seine Hände unter ihr Oberteil und spürte die aufreizende Reibung eines Spitzen-BHs. Unter dem Stoff konnte er ihre steifen Nippel fühlen. Seine Lippen streiften ihr Kinn und fuhren dann bis zu ihrem Hals. Das Oberteil wurde langsam von ihm nach oben geschoben, genau wie der mittlerweile sichtbar gewordene rote BH. Er saugte ihre harten Nippel in seinen Mund und genoss deren Geschmack.

Sie wand sich unter ihm und er hörte ein leises Stöhnen, mit dem sie förmlich um mehr Zuwendung bettelte. Seine Lippen wanderten tiefer und er öffnete die Knöpfe und den Reißverschluss ihrer Jeans. Mit einem Ruck war diese verschwunden und landete neben der Couch.

Mit einem Finger zog er die Umrisse ihres roten Höschens nach, das die gleiche Farbe wie der BH hatte. Im Gleichklang zu seinem Streicheln wölbte sie ihm ihre Hüfte kreisend entgegen. Sie wollte ihn, war über alle Maßen erregt und er hätte am liebsten in diesem Duft gebadet. Er war wie ein warmer Sommerregen, vermischt mit purer Lust und ein klein wenig rauchig.

Auch ihr Höschen ließ er einfach verschwinden, und als er sie das erste Mal an ihrer intimsten Stelle berührte, begann sie vor Lust zu zittern. Sie war bereit. Heiß und feucht. Er öffnete seine Hose und drang mit einem Stoß in sie ein. Großer Gott. Diese unglaubliche Hitze und die Muskeln, die ihn scheinbar immer weiter in sie hinein ziehen wollten, ließen ihn fast auf der Stelle kommen.

Als er an den Ort ihrer Vereinigung sah, entdeckte er auf ihrem Oberschenkel ein blutrotes Tattoo in Form eines Schmetterlings. War das vorher schon da gewesen? Wie sein lustvernebelter Blick nach oben wanderte, wurde ihr Körper dünner, sehniger, ätherischer. Die ganzen weiblichen Rundungen verschwanden vor seinen Augen. Zierliche Hüften lagen eng an seinen, eine schmale Taille wurde weiter oben bei den Rippen wieder etwas breiter. Und ihr Busen! Er schien etwas kleiner geworden zu sein, aber ihre immer noch steifen Nippel waren zart Rosa und streckten sich seinen Lippen verlangend entgegen. Dann sah er ihr ins Gesicht. Es war schmal und zierlich. Wunderschön. Aus den kurzen Haaren war eine lange Mähne geworden, die sich über die Sofalehne ergoss wie eine Kaskade aus flüssigem Gold.

Aus irgendeinem Grund schien ihn dieser kleine verletzliche Körper noch mehr zu erregen. Er stieß immer wieder hart in sie und küsste ihre Brüste, als wäre er ein Säugling, der schon stundenlang auf seine Malzeit hatte warten müssen. Urplötzlich spürte er, dass sich ihr Körper um ihn herum anspannte, und hörte sie lautstark stöhnen. Diesen Ton und das Summen, welches ihn begleitete, konnte er bis in seine Knochen spüren und es heizte seinen Wolf noch mehr an.

Sie war seine Beute. Eine, die seine wölfische Natur in einem extrem hohen Maße hervorbringen konnte. Und das war nicht einfach. Seine kleine Hexe war wohl sehr erogen. Das bedeutete viel Spaß für ihn. Er grinste, als die ersten Zuckungen von ihrem Fleisch zu spüren waren.

Dann fiel er in eine tiefe Dunkelheit.

 

Als die Nachwehen dieses großartigen Orgasmus nachgelassen hatten, stöhnte Annika unter seinem Gewicht gequält auf. Sie stieß ihn zur Seite und er fiel laut polternd auf den harten Boden. Sie setzte sich auf, zog hastig ihren BH und das Oberteil wieder an seinen Platz und hielt nach ihrem Höschen und der Jeans ausschau.

»Cass wird mich umbringen.« Ihr Blick fiel auf Alex. Sie hasste dieses Ganze: »Du bist eine Hexe, also bist du auch eine Hure«, wie die Pest. Das war ein Grund, weswegen sie ihn leiden sehen wollte.

Ein anderer war, dass er Cassy nachstieg. Auch wenn Annika oft und gerne Joshs Geduld ausreizte und ihn auf die Palme trieb, so war er doch immer noch Cassandras Ehemann. Ein betrügerisches Schwein, aber ihr Ehemann.

Alex musste das akzeptieren. Und nach den vielen Gesprächen mit Cass war sie sich auch sicher, dass sie Josh immer noch liebte. Außerdem hatte Cass Alex nicht ran gelassen. Wenn sie wirklich eine Zukunft zwischen den beiden sehen würde, hätte sie ihn bestimmt vernascht.

Nur leider war Annika nicht so standhaft. Und sie konnte noch nicht einmal sagen, dass er schlecht war. Ganz im Gegenteil. Aber das konnte auch daran liegen, dass sie schon seit einer Ewigkeit keinen Sex mehr gehabt hatte.

Ihr letzter Liebhaber war Giorgio gewesen, und diese Affäre bereute sie bis heute. Hoffentlich musste sie für diesen kleinen Ausrutscher hier nicht auch noch so lange Buße tun.

 

Alex kam langsam zu sich und versuchte, die bleierne Schwere aus seinen Gliedern zu vertreiben. Was war passiert? Er öffnete seine Augen und blickte sich im Hotelzimmer um. Er war allein.

Als er einen Versuch wagte aufzustehen, ließ er seinen Körper gleich wieder in seine Ausgangslage zurücksinken. Er fühlte sich völlig ausgelaugt. Was hatte diese kleine Hexe mit ihm gemacht?

Schon schlimm genug, dass er so schwach gewesen war, dass er ihr nicht Wiederstehen konnte. Nein. Sie hatte ihm wie ein Succubus sämtliche Energie gestohlen. Aber wie? War sie ein Mischling? Halb Succubus, halb Hexe? Oder hatte sie ihm das einfach aus purer Böswilligkeit angetan?

Sein Vater hatte ihn schon früh gewarnt, dass Hexen das schlimmste Übel auf der Welt seien. Schlimmer als alle Dämonen zusammen. Wegen einer von ihnen hatte er sich umgebracht. Und als sie damals versuchten, Alexejs Tochter mitzunehmen, hatte sich sein Hass noch verstärkt.

Was es umso demütigender machte, dass er Annikas Verführungskünsten erlegen war. Er wagte einen weiteren Versuch sich zumindest aufzusetzen, und lehnte sich erschöpft gegen das Sofa, auf dem er zuvor noch über Ann gebeugt gewesen war. In ihr. In ihrem warmen, feuchten Schoß.

Er schüttelte den Kopf. Was war nur mit ihm los? Warum verzehrte er sich plötzlich nach dieser Hure? Er presste seine Lippen fest aufeinander und schwor dieser kleinen Hexe Rache.

Die Tür zum Nebenzimmer ging auf und Jeanette tänzelte fröhlich heraus. Ihre Haare waren ein wildes durcheinander und ihr Lippenstift war verschmiert. Hinter ihr trat Thomas aus dem Raum und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu Alex.

»Was ist denn mit dir passiert?« Hervorragend. Was sollte er jetzt sagen? Während des Sex zusammengebrochen, weil die kleine Hure eine Hexe war? Jeanette grinste. Anscheinend wusste sie Bescheid.

»Ich hatte einen Kreislaufkollaps. Annika ist schon gegangen.« Als Alex wieder zu Thomas sah, bemerkte er dessen Blick und sah nun an sich herunter. Sein Schwanz hing für alle gut sichtbar aus der Hose heraus.

Hastig hob er seine Hüften und zog die Hose wieder an ihren Platz, bevor er sie schloss. Wirklich toll. Jetzt hatte er sich erst recht blamiert. Das war alles Annikas Schuld.


Woelfe der Macht
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