KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG 

Wenn sie nicht bald aus dem Haus kam, würde sie losbrüllen, da war sich Julie sicher. Sie würde sich oben an die Treppe stellen, ihre Lungen mit Luft füllen, den Mund weit öffnen und so laut schreien, dass man es in der ganzen Straße hörte. Ihre Mutter war immer noch da und putzte. Den ganzen Tag summte der Staubsauger, und überall stank es nach Putzmittel und Politur, sodass Julie sich in ihrem eigenen Haus nicht mehr zu Hause fühlte. Und Mrs Richardson putzte nicht nur, sie redete auch noch ununterbrochen und nervte Julie mit Mahnungen und Vorwürfen. Als ob sie nicht schon genug Schuldgefühle hätte. Julie war eigentlich immer besser mit ihrem Vater zurechtgekommen. Wenn er statt ihrer Mutter jetzt hier gewesen wäre, hätten sie sich zusammen besaufen können. Er hätte sich zu ihr aufs Sofa gesetzt, mit ihr Musikvideos angeschaut und ihr alte Geschichten von den Musikern erzählt, die er früher gekannt hatte. Und wenn ihr nach Heulen zumute war, hätte er sie in den Arm genommen.

Sie konnte ihre Mutter aber auch nicht einfach wegschicken. Sie glaubte ja schließlich, dass sie sich nützlich machte. Es würde sie tief verletzen, und dann würde Julies schlechtes Gewissen nur noch größer. Also hatte sie den ganzen Tag versucht, einen Vorwand zu finden, um aus dem Haus zu kommen. Schließlich erfand sie eine Einladung von Lisa: Lisa würde kochen, und Julie würde bei ihr im Gästezimmer übernachten. Ihre Mutter mochte Lisa, die als Sekretärin in einer großen Anwaltskanzlei in der Stadt arbeitete. Und so ging Julie in den Garten hinaus und rief Lisa auf dem Handy an. Hinter der Pferdeweide wurde gemäht. Julie sah dem Traktor zu, der immer wieder hin- und herfuhr, ganz gleichmäßig, geradezu hypnotisch. Sie hätte ihm den ganzen Tag zuschauen können, aber das würde ihre Mutter natürlich niemals zulassen. Sie würde das faul und selbstsüchtig finden und Julie stattdessen irgendeine sinnvolle Aufgabe zuweisen.

«Falls meine Mutter anruft, bin ich bei dir, aber ich bin eingeschlafen und du willst mich nicht aufwecken.»

Lisa war eine gute Freundin, sie stellte keine weiteren Fragen. Und natürlich hätte sie auch tatsächlich für Julie gekocht, Wein mit ihr getrunken und ihr ihre Schulter zum Ausheulen angeboten. Doch Lisa lebte in einer schicken neuen Wohnung an der Promenade in Tynemouth, und Julie hatte noch nie das Gefühl gehabt, sich dort einfach gehenlassen und entspannen zu können. Sie kam sich wieder vor wie ein junges Mädchen bei all diesen Lügenmärchen, und am späten Nachmittag fühlte sie sich richtig erschöpft. Doch sie war auch ein bisschen aufgeregt. Schließlich hatte sie schon die ganze Zeit gewusst, was sie eigentlich wollte: Gary sehen.

Bevor sie das Haus verließ, duschte sie in der Badewanne, in der sie Luke gefunden hatte. Früher hatten sie einen uralten Duschvorhang gehabt, der am Rand voller rötlicher Schimmelflecken gewesen war, doch den hatte die Polizei sichergestellt. Julies Mutter war ins Kaufhaus gefahren und hatte einen neuen gekauft. Den zog Julie jetzt zu und schloss dann die Augen, um sich die Haare zu waschen. Es war das erste Mal seit Lukes Tod, dass sie diese Badewanne benutzte. Vorher war sie immer zu Sal gegangen, wenn sie baden oder duschen wollte. Sie ließ sich Zeit, schminkte sich sorgfältig, legte ein bisschen Parfum auf. Das würde ihre Mutter gar nicht weiter misstrauisch machen. Sie gehörte noch zu der Generation, in der man als Frau nie aus dem Haus ging, ohne sich etwas zurechtzumachen.

Laura war in ihrem Zimmer. Da hielt sie sich in letzter Zeit ständig auf, verließ es nur noch zu den Mahlzeiten und zum Pinkeln. Julie dachte sich, dass das vor Lukes Tod auch nicht anders gewesen war. Sie klopfte, schaute durch die halbgeöffnete Tür herein. Laura lag auf dem Bett. Sie las nicht, sah auch nicht fern, sondern starrte einfach nur an die Decke.

«Alles klar bei dir, Süße?» Julie setzte sich auf den Bettrand.

Laura wandte sich ihr zu und rang sich ein halbes Lächeln ab. Julie dachte sich, dass sie lieber zu Hause bleiben sollte. Sie dachte an Luke, als er anfing, seine Depressionen zu bekommen. Aber dann konnte sie sich doch nicht dazu durchringen. Wenn sie nicht ein bisschen aus dem Haus kam, würde sie irgendwann selber durchdrehen.

«Ich wollte heute Abend weggehen. Lisa hat mich zu sich eingeladen. Ist das okay für dich?»

Laura musterte sie einen Augenblick lang unverwandt, dann zuckte sie die Achseln. «Klar.»

Und Julie dachte sich, dass sie niemals wissen würde, was in Lauras Kopf vorging, und das eigentlich auch nie gewusst hatte.

«Eventuell bleibe ich über Nacht. Aber Oma ist ja hier.»

«Kein Problem. Ehrlich.»

Julie stieg in den alten Fiat, den sie sich zugelegt hatte, nachdem Geoff gegangen war, und der inzwischen nur noch von Lack und Spachtelmasse zusammengehalten wurde. Jedes Jahr war es wieder dasselbe Drama, wenn die technische Sicherheitsprüfung anstand, aber der Sohn ihrer Freundin Jan war Automechaniker und hatte den Wagen bisher mit seinen Zauberkünsten immer wieder einigermaßen hinbekommen. Seit Lukes Tod war sie nicht mehr gefahren. Wieder ein erstes Mal. Sie stellte sich vor, wie die Nachbarn hinter den Vorhängen hervorspähten und darauf warteten, dass sie losfuhr. Was sie sich wohl dachten? Würden sie sie als herzloses Miststück abtun oder ihren Mut bewundern, weil sie ihr Leben wieder in die Hand nahm? Sie wusste ja selbst nicht, was sie von sich dachte.

Es war noch nicht einmal acht Uhr, trotzdem fuhr sie auf direktem Weg in die Stadt. Als sie beim alten Kreisverkehr auf die Autobahn abbog, geriet sie wie immer kurz in Panik. Sie wusste nie genau, welche Abzweigung sie nehmen musste, um zur Brücke zu kommen. In Gateshead verpasste sie die Ausfahrt zum Sage und landete stattdessen auf dem Parkplatz der Baltic Gallery. Weil es ihr zu viel war, noch einmal umzukehren, blieb sie, wo sie war. Gut zwanzig Minuten lang saß sie einfach nur im Wagen, ohne einen klaren Gedanken im Kopf, dann holte sie sich einen Parkschein am Automaten. Neun Uhr. Es wurde langsam dunkel, und Julie merkte, dass sie es genoss, allein zu sein.

Sie stieg aus dem Wagen und ging um die Baltic Gallery herum nach vorn. In der Bar im Souterrain fand offenbar irgendein Empfang statt. Durch die hohen Fenster sah sie Frauen im Abendkleid, Männer im Smoking. Sie tranken Champagner aus schmalen, hohen Gläsern. Eine füllige Frau mit auffallend kurzem Haar hielt eine Rede. Julie hatte das Gefühl, in einem fremden Land zu sein, umgeben von exotischen Geschöpfen, die ganz anders waren als sie. Spontan beschloss sie, die neue Millennium-Brücke von Gateshead nach Newcastle zu überqueren. Das hatte sie noch nie gemacht. In der Mitte blieb sie stehen und schaute flussaufwärts zu den Bogen und Türmchen der übrigen Brücken, der Tyne Bridge, der High Level Bridge, der Redheugh Bridge – all das war ihr vertraut, erschien ihr nun aber in völlig neuem Licht. An der Quayside in Newcastle drängelte sie sich durch die Menge hindurch in eine Kneipe, um dort auf die Toilette zu gehen. Sie hatte keine Lust, etwas zu trinken. Sie wollte einen klaren Kopf haben, wenn sie Gary traf. Schließlich fühlte sie sich auch so schon durchgeknallt genug.

Als sie wieder ans Südufer des Tyne kam, war es ganz dunkel geworden. Der Fluss zog auf seinem Weg zum Meer dahin. In der Bar der Baltic Gallery standen die elegant gekleideten Gäste immer noch beisammen, obwohl keiner mehr eine Rede hielt. Julie setzte sich auf eine Bank am Ufer und sah ihnen zu. Das große Flachglasfenster kam ihr vor wie eine riesige Kinoleinwand, und sie folgte wie gebannt der Handlung, obwohl sie nicht hören konnte, was gesagt wurde. Unter den Gästen war auch eine hübsche junge Frau, die keine Ruhe zu finden schien. Sie flatterte von Gruppe zu Gruppe, redete und lachte und wurde zusehends betrunkener. Sobald sie den Leuten den Rücken wandte, steckten die die Köpfe zusammen und tuschelten über sie. Sie wirkte so einsam, dass es Julie fast die Tränen in die Augen trieb.

Ihr Handy klingelte. Als sie ranging, registrierte sie die Uhrzeit: 23 Uhr 38. Sie hatte mehr als eine Stunde hier gesessen und diesen Leuten zugesehen. Und dabei jede Sekunde genossen, die sie allein verbrachte.

Es war Gary. «Hi. Ich bin doch früher fertig, als ich dachte. Wo bist du denn?»

«Ich bin schon hier. Ich sitze vor der Baltic Gallery, am Fluss.» Eigentlich wollte sie noch hinzufügen, dass sie eben erst angekommen war. Er sollte ja nicht denken, dass sie hier stundenlang auf ihn gewartet hatte. Doch er erzählte bereits von dem Konzert und wie gut es gelaufen war, eine wahre Freude, trotz der schlechten Musik und obwohl nur so wenig Publikum gekommen war. Dass es einfach solche Abende gab, an denen alles glattlief, wie geschmiert. Dann sah sie ihn auf sich zukommen, während er immer noch ins Handy sprach. Er kam die Stufen vor dem Haupteingang des Sage herunter. Julie stand auf, damit er sie sehen konnte. Das Gespräch brach ab, und sie steckte das Handy rasch zurück in die Tasche, um die Hände frei zu haben. Einen Moment lang blieben sie stehen und sahen einander einfach nur an, dann stolperten sie förmlich aufeinander zu, verlegen wie zwei Teenager. Eigentlich hatte Julie erwartet, dass er sie küssen würde, doch das tat er nicht. Er hielt sie einfach nur kurz fest und strich ihr über den Rücken.

«Wo möchtest du denn gerne hin?»

«Können wir vielleicht zu dir gehen?», fragte sie. «Irgendwie habe ich keine Lust auf viele Leute.»

«Klar.»

«Am besten fahre ich dir nach», sagte sie. «Ich weiß den Weg ja nicht.» Einen Moment lang hoffte sie, dass er einen Gegenvorschlag machen würde. Lass dein Auto doch einfach hier stehen. Ich fahre dich dann morgen früh wieder zurück. Doch er sagte nichts dergleichen, und so mussten sie sich gleich wieder trennen, nachdem sie nur ein paar kurze Minuten miteinander verbracht hatten. Er sagte ihr, sie solle im Wagen auf ihn warten, und schärfte ihr ein, was sie tun sollte, falls sie sich unterwegs verloren. Sie kam sich vor wie die junge Frau, die in der Bar der Baltic Gallery durch die Menge geschwebt war: verloren und losgelöst von allem.

Aber sie wollte sich ja nicht lächerlich machen und tat widerspruchslos, was er sagte. Sie wartete am Ausgang des Parkplatzes, bis der weiße Transporter vorbeikam, dann fuhr sie ihm nach bis nach North Shields. Wenn sie ihn an einer Ampel verlor, fuhr er an den Straßenrand, bis sie ihn wieder eingeholt hatte. Als er in einer kleinen Seitenstraße hielt, parkte sie gleich hinter ihm. Von hier aus sah der Fluss ganz anders aus. Julie war plötzlich so nervös, dass sie sich fast wünschte, wieder zu Hause zu sein und im Nachthemd vor dem Fernseher zu hocken, während ihre Mutter ununterbrochen auf sie einredete.

Oben in der Wohnung war es einfacher. Gary öffnete eine Flasche Wein, und Julie kippte rasch ein großes Glas davon hinunter. Scheiß drauf, dachte sie. Sie hatte ohnehin nicht vorgehabt, heute Nacht noch nach Hause zu fahren. Er legte irgendwelche Musik auf, die sie nicht kannte. Dann setzten sie sich nebeneinander aufs Sofa und lehnten sich so weit in die Kissen zurück, dass sie fast lagen. Gary hatte den Arm um sie gelegt und sprach von der Musik, erzählte ihr, was ihm daran gefiel. Er sprach leise, sodass sie seinen Atem an der Wange spürte. Seine Hand wanderte zu ihrem Hals hinauf, streichelte sie sanft gleich unterm Ohr.

Und plötzlich musste sie an Luke denken. Daran, wie ihm jemand die Hand an den Hals gelegt, eine Schnur darum geschlungen und sie immer fester zugezogen hatte, bis er tot war. Sie schrie nicht auf. Sie wollte ja schließlich kein Theater machen. Doch Gary schien ihre Anspannung zu spüren, denn er löste sich sanft von ihr.

«Entschuldige», sagte sie.

«Du brauchst dich gar nicht zu entschuldigen.»

Sie erzählte ihm, dass sie gerade an Luke gedacht hatte. Luke zu Hause im Bad, ein Fremder, der ihn erdrosselte. «Entschuldige», wiederholte sie. «Ich bin nicht so die Stimmungskanone zurzeit.» Weil sie den Wein zu schnell getrunken hatte, verhaspelte sie sich. Sie musste lachen, und er lachte mit.

«Wir machen einfach alles so, wie du es möchtest», sagte er. «Soll ich dich nach Hause fahren?»

Julie dachte daran, wie einsam sie sich in ihrem Doppelbett fühlen würde. Ihre Mutter hatte das Bett am Morgen natürlich gemacht, das Laken würde ganz glatt gezogen sein, die Bettdecke unter die Matratze gestopft. Sie selbst machte ihr Bett nie; sie hatte es lieber, wenn die Laken weich und ein wenig zerwühlt waren. «Nein», sagte sie. «Kriege ich noch einen Schluck Wein?»

Er schenkte ihr ein weiteres Glas ein.

 

Sie wurde mit einem Kater wach und stellte fest, dass sie auf dem Sofa lag, bis auf die Schuhe komplett angezogen. Das Licht wirkte fremd und kam aus einer anderen Richtung, sodass sie gleich wusste, dass sie nicht zu Hause war. Von der Küche her duftete es nach frischem Kaffee. Anscheinend hatte Gary darauf gewartet, dass sie aufwachte, denn jetzt kam er mit einem Becher und einem Teller Toast ins Zimmer.

«Du hättest auch das Bett haben können», sagte er. «Aber ich konnte dich nicht hochheben.»

«Mein Gott, ich fühle mich furchtbar. Wie spät ist es denn?» Sie fühlte sich tatsächlich furchtbar, allerdings war das Gefühl nichts anderes als ein gewöhnlicher Kater, ihr war schwummerig, sie war ein bisschen benommen, und irgendwie war das beruhigend – ein Zeichen, dass alles langsam wieder normal wurde. Und sie hatte ja auch geschlafen, ganz ohne Schlaftabletten.

«Zehn Uhr.»

«Ach du lieber Himmel! Laura muss längst in der Schule sein. Meine Mutter bringt mich um.» Sie schwang die Beine vom Sofa auf den Boden, damit er sich neben sie setzen konnte. «Hör mal», fing sie an. «Wegen gestern …»

«Es war ein sehr schöner Abend.»

«Ehrlich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.»

«Es ist einfach schön, mit dir zusammen zu sein. Sogar, wenn du betrunken bist. Und wir haben ja schließlich jede Menge Zeit.»

«Ja», sagte sie leise. «Das hoffe ich.»

Julie fuhr die schöne Strecke zurück, an der Küste von Whitley Bay und an St. Mary’s Island vorbei, und sang dabei zu einer der Kassetten, die ihr Vater für sie zusammengestellt hatte. Motown-Songs. Sie versuchte, den Moment, in dem sie ihr Haus wieder betreten musste, möglichst lange hinauszuzögern. Während sie hier so langsam in ihrem Fiat dahinzuckelte, dass der Typ in dem Opel Astra hinter ihr ärgerlich auf die Hupe drückte, konnte sie sich fast einreden, dass dieser ganze Albtraum eigentlich jemand anders passiert war.

Als sie die Haustür aufschloss, schoss ihre Mutter aus der Küche. Julie dachte an eine Figur aus einem dieser kuckucksuhrähnlichen Apparate. Kein Kuckuck natürlich. Eher eine Bauersfrau mit Schürze, die mit dem Kopf wackelte und die Hände rang.

«Gott sei Dank! Wo bist du bloß gewesen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht.»

«Ich habe dir doch gesagt, dass ich bei Lisa übernachte.» Und das war ja nicht mal gelogen.

«Aber ich bin davon ausgegangen, dass du zurück bist, bevor Laura zur Schule muss.» Schon wieder ein Vorwurf.

«Tja, ich habe wohl ein bisschen viel getrunken gestern. Ist sie gut weggekommen?»

«Sie hatte nicht mal Zeit zum Frühstücken.»

«Sie hat nie Zeit zum Frühstücken.»

«Du hast sicher auch noch nichts gegessen.» Damit verschwand sie wieder in der Küche, setzte Wasser auf und machte sich daran, Schinken zu braten. «Den habe ich von dem guten Metzger in Monkseaton. Da besteht das Fleisch wenigstens nicht nur aus Wasser und Fett.» Und obwohl Julie allein vom Geruch schon fast übel wurde, setzte sie sich an den Küchentisch, wartete, bis ihre Mutter ihr das Schinkensandwich hinstellte, und zwang sich dann, es zu essen. Wie eine Buße dafür, dass sie sie angelogen hatte. Wie eine Buße, weil sie sich ein paar Stunden gegönnt hatte, in denen sie nicht ständig an Luke gedacht hatte.

Erst als ihr Teller leer war, brachte ihre Mutter ihr die Post zum Durchsehen. Diesmal war es kein so großer Stapel. Obenauf lag ein länglicher weißer Umschlag.

«Sieh mal», sagte Julie, um ein bisschen zu plaudern. «Das ist für Laura.»

Ihre Mutter, die bereits mit Gummihandschuhen an der Spüle stand, drehte sich um. «Wie nett. Vielleicht von einer Freundin aus der Schule?»

«Ja, vielleicht.» Doch jetzt hatte Julie die rundlichen Druckbuchstaben gesehen. Sie erinnerte sich, wie Vera reagiert hatte, als sie ihr eine ähnliche Karte gezeigt hatte, die für Luke gekommen war. «Trotzdem rufe ich vielleicht besser mal Inspector Stanhope an.»