12
Der Mann, der den Zähler ablas, unterhielt sich mit dem obersten Diener Guy Carpenters, der ihm zusah.
»Der Elektrizitätsverbrauch wird jetzt neu geregelt«, erklärte er. »Gestaffelte Grundgebühr entsprechend der Anzahl der Bewohner.«
Der Diener bemerkte skeptisch:
»Sie wollen sagen, dass es jetzt mehr kosten wird, wie alles andere auch.«
»Das kommt darauf an. Anständige Zuteilung für alle, das sage ich immer. Waren Sie gestern auf der Versammlung in Kilchester?«
»Nein.«
»Ihr Chef, Mr Carpenter, hat sehr gut gesprochen, sagt man. Glauben Sie, dass er gewählt wird?«
»Das letzte Mal wäre es ihm beinahe gelungen, glaube ich.«
»Ja, eine Mehrheit von hundertfünfundzwanzig, so ungefähr. Fahren Sie ihn zu diesen Versammlungen, oder fährt er selbst?«
»Gewöhnlich fährt er selbst. Er fährt gern. Er hat einen Bentley.«
»Der lässt sich’s gut gehen. Fährt Mrs Carpenter auch?«
»Ja. Und wenn Sie mich fragen, fährt sie viel zu schnell.«
»Tun die Frauen meistens. War sie gestern Abend auch auf der Versammlung? Oder interessiert sie sich nicht für Politik?«
Der Diener grinste.
»Tut jedenfalls so, als ob. Aber gestern Abend hat sie nicht durchgehalten. Hatte Kopfweh oder so was und ist mitten in einer Rede weggegangen.«
»Ach!« Der Elektriker schaute in den Sicherungskasten. »So, das hätten wir.« Er stellte noch ein paar nebensächliche Fragen, packte sein Werkzeug zusammen und verabschiedete sich.
Er ging die Auffahrt schnell hinunter, aber hinter dem Gartentor blieb er stehen und machte eine Eintragung in sein Notizbuch.
»C. fuhr gestern Abend allein nachhause. Kam 10 Uhr 30 an (ungefähr). Hätte zu angegebener Zeit Bahnhof Kilchester sein können. Mrs C. verließ Versammlung früher. Kam erst 10 Minuten vor C. nachhause. Soll mit Zug gefahren sein.«
Es war die zweite Eintragung im Buch des Elektrikers. Die erste lautete:
»Dr. R. gestern Abend zu Krankem gerufen worden. Richtung Kilchester. Hätte zu angegebener Zeit Hauptbahnhof Kilchester sein können. Mrs R. den ganzen Abend allein zuhause (?). Nachdem Kaffee hineingetragen, hat Mrs Scott, Haushälterin, sie nicht mehr gesehen. Hat eigenen Kleinwagen.«
In Laburnums war die Zusammenarbeit in vollem Gange.
Robin Upward sagte ernst:
»Sie sehen doch, nicht wahr, was für eine gute Idee das ist? Und wenn wir wirklich zeigen können, dass zwischen dem jungen Mann und dem Mädchen eine sexuelle Abneigung besteht, dann bekommt das Ganze viel mehr Schwung.«
Traurig fuhr sich Mrs Oliver mit der Hand durch ihr windverwehtes Haar.
»Sie sehen doch, was ich meine, nicht wahr, Ariadne, Darling?«
»Ach, ich verstehe schon, was Sie meinen«, sagte Mrs Oliver düster.
»Aber die Hauptsache ist, dass Sie wirklich glücklich darüber sind.«
Nur wer fest entschlossen war, sich selbst zu belügen, konnte glauben, dass Mrs Oliver glücklich aussah.
Robin fuhr vergnügt fort:
»Also, sehen Sie, da haben wir diesen wundervollen jungen Mann, der mit dem Fallschirm abgesprungen ist…«
Mrs Oliver unterbrach ihn:
»Er ist sechzig.«
»Aber nein!«
»Doch.«
»Ich sehe ihn nicht so. Fünfunddreißig – keinen Tag älter.«
»Aber ich habe seit dreißig Jahren Bücher über ihn geschrieben, und im ersten war er mindestens fünfunddreißig.«
»Aber wenn er sechzig Jahre alt ist, kann doch keine Spannung zwischen ihm und dem Mädchen bestehen – wie heißt sie noch? – Ingrid. Ich meine, dann wär er doch bloß ein lüsterner alter Mann.«
»Ganz gewiss.«
»Sie sehen also, er muss einfach fünfunddreißig sein«, sagte Robin triumphierend.
»Dann kann er nicht Sven Hjerson sein. Machen Sie einfach einen jungen Norweger daraus, der in der Widerstandsbewegung ist.«
»Aber liebste Ariadne, das Wichtigste an dem ganzen Stück ist doch Sven Hjerson. Sie haben ein ungeheures Publikum, das Sven Hjerson liebt und in Scharen kommen wird, um Sven Hjerson zu sehen. Er ist ein Kassenmagnet.«
»Aber Leute, die meine Bücher lesen, wissen doch, wie er ist. Sie können doch nicht einen ganz neuen jungen Mann aus der norwegischen Widerstandsbewegung erfinden und ihn einfach Sven Hjerson nennen.«
»Liebste Ariadne, das habe ich Ihnen doch schon alles erklärt. Es ist kein Buch, es ist ein Theaterstück. Und wir müssen einige Effekte hineinbringen. Und wenn wir diese Spannung haben, die Feindschaft zwischen Sven Hjerson und dieser – wie heißt sie doch? – dieser Ingrid, die beide dennoch irgendwie unwiderstehlich voneinander angezogen werden…«
»Sven Hjerson hat sich nie was aus Frauen gemacht«, meinte Mrs Oliver kühl.
»Aber Sie können doch keinen Puppenjungen aus ihm machen, Liebste. Nicht für diese Art von Theaterstück. Ich meine, es gibt hier doch keine grünen Lorbeerbäume und solches Zeug. Hier gibt’s Aufregung und Morde und saubere Unterhaltung in frischer Luft.«
Die Erwähnung der frischen Luft hatte ihre Wirkung.
»Ich glaube, ich gehe jetzt etwas spazieren«, sagte Mrs Oliver plötzlich. »Ich brauche Luft. Ich brauche sie ganz furchtbar nötig.«
»Soll ich mit Ihnen gehen?«, fragte Robin zärtlich.
»Nein, ich gehe lieber allein.«
»Wie Sie wollen, Darling. Vielleicht haben Sie Recht. Ich werde lieber gehen und Madre einen Egg-nogg machen. Die arme Liebe fühlt sich ein wenig vernachlässigt. Sie hat es nämlich sehr gern, wenn man sich um sie kümmert, wissen Sie. Und Sie werden über die Szene im Keller nachdenken, nicht wahr? Das Ganze wird ganz wundervoll werden. Es wird der unglaublichste Erfolg werden. Ich weiß das.«
Mrs Oliver seufzte.
»Aber die Hauptsache«, fuhr Robin fort, »ist, dass Sie damit zufrieden sind.«
Mrs Oliver seufzte noch einmal, sah ihn kalt an, warf um ihre üppigen Schultern einen Umhang und ging nach Broadhinny.
Sie würde ihre Sorgen vergessen, beschloss sie, indem sie ihren Geist auf die Lösung wirklicher Verbrechen lenkte.
Hercule Poirot brauchte Hilfe. Sie würde sich die Einwohner von Broadhinny ansehen, ihre unfehlbare weibliche Eingebung arbeiten lassen und Poirot sagen, wer der Mörder ist. Dann würde er nur noch die nötigen Beweise herbeischaffen müssen.
Mrs Oliver begann ihre Aufgabe damit, dass sie den Hügel hinab zum Postamt ging und zwei Pfund Äpfel kaufte. Während des Einkaufs begann sie eine freundschaftliche Unterhaltung mit Mrs Sweetiman.
Nachdem sie erklärt hatte, dass das Wetter für diese Jahreszeit recht warm war, bemerkte Mrs Oliver, dass sie bei Mrs Upward in Laburnums wohne.
»Ja, ich weiß. Sie sind wohl die Dame aus London, die diese Mordbücher schreibt? Ich habe gerade drei davon in der Taschenbuchausgabe hier. Die sind sehr beliebt. Sie würden’s nicht glauben. Ich selbst habe nie eins gelesen, weil ich wirklich keine Zeit für so etwas habe.«
»Sie hatten doch selbst einen Mord hier, nicht wahr?«, fragte Mrs Oliver.
»Ja, im vorigen November. Beinahe meine Nachbarin, könnte man sagen.«
»Ich hörte, dass ein Detektiv hier ist, der den Fall untersucht.«
»Ach, Sie meinen den kleinen ausländischen Herrn, der in Long Meadows wohnt? Erst gestern war er hier und…«
Mrs Sweetiman verstummte, weil eine neue Kundschaft kam, um Briefmarken zu kaufen.
Sie hastete auf die andere Seite hinüber.
»Guten Morgen, Miss Henderson. Heute ist’s warm für diese Jahreszeit.«
»Ja, wirklich.«
Mrs Oliver sah sich die junge Frau genau an. Sie führte einen Sealyham Terrier an der Leine.
»Das bedeutet, dass die Obstblüte später erfrieren wird«, sagte Mrs Sweetiman mit düsterer Freude. »Wie geht es Mrs Wetherby?«
»Ganz gut, danke. Sie ist nicht viel ausgegangen.«
Als Deirdre Henderson wegging, sagte Mrs Oliver:
»Mrs Wetherby ist leidend, nicht wahr?«
»Wie man’s nimmt«, meinte Mrs Sweetiman säuerlich. »Es gibt auch Leute, die keine Zeit haben, sich hinzulegen.«
»Da haben Sie wahrhaftig Recht«, stimmte Mrs Oliver zu. »Ich sagte schon zu Mrs Upward, wenn sie sich nur mehr bemühte, ihre Beine zu gebrauchen, wäre es besser für sie.«
Mrs Sweetiman schmunzelte vergnügt.
»Sie kann schon umhergehen, wenn sie nur will – zumindest habe ich das gehört.«
»Ach, wirklich?«
Mrs Oliver dachte nach, aus welcher Quelle diese Nachricht stammen könnte.
»Janet?«, fragte sie auf gut Glück.
»Janet Groom brummt ein bisschen«, sagte Mrs Sweetiman, »und das ist ja kaum erstaunlich, nicht wahr? Miss Groom ist nicht mehr die Jüngste und hat grässlichen Rheumatismus, wenn der Wind aus Osten weht. Aber wenn heutzutage einer eine Frostbeule hat, rennt er zum Arzt, damit er auch was vom öffentlichen Gesundheitsdienst hat. Ich finde dieses ganze Gesundheitsgetue reichlich übertrieben. Hat einem nie gut getan, darüber nachzudenken, wie schlecht es einem geht.«
»Ich glaube, Sie haben Recht«, sagte Mrs Oliver.
Sie nahm ihre Äpfel und ging Deirdre Henderson nach. Das war nicht schwierig, denn der Sealyham war alt und fett.
Hunde, meinte Mrs Oliver, sind immer ein gutes Anknüpfungsmittel.
»Wie süß er ist!«, rief sie.
Miss Henderson schien erfreut.
»Er ist wirklich recht hübsch«, sagte sie. »Nicht wahr, Ben, das bist du?«
Ben blickte hoch und wackelte ein bisschen mit seinem wurstartigen Körper.
»Rauft er?«, fragte Mrs Oliver. »Das tun Sealyhams oft.«
»Ja, er ist ein schrecklicher Raufbold. Darum halte ich ihn an der Leine.«
»Das dachte ich mir.«
Beide Frauen sahen den Sealyham an.
Dann sagte Deirdre Henderson leicht errötend:
»Sie sind… Sie sind Ariadne Oliver, nicht wahr?«
»Ja. Ich wohne bei den Upwards.«
»Ich weiß. Robin sagte mir, dass Sie kommen würden. Ich muss Ihnen sagen, wie gern ich Ihre Bücher lese.«
Mrs Oliver lief wie gewöhnlich vor Verlegenheit purpurn an.
»Oh«, erwiderte sie leise und unglücklich. »Ich freue mich«, fügte sie düster hinzu.
»Ich habe nicht so viele davon gelesen, wie ich es gern möchte, weil Mutter Kriminalromane nicht mag. Sie ist schrecklich empfindlich, und sie lassen sie nachts nicht schlafen. Aber ich liebe sie.«
»Sie haben hier doch ein wirkliches Verbrechen gehabt, nicht wahr?«, sagte Mrs Oliver. »Welches Haus war es? Eins von diesen kleinen Häuschen?«
»Das dort drüben.«
Deirdre Henderson sprach mit fast erstickter Stimme.
Mrs Oliver richtete ihren Blick auf Mrs McGintys ehemalige Behausung. »Sieht gar nicht aus wie ein Haus, in dem ein Mord begangen wurde, nicht wahr?«
»Nein, gar nicht.«
»Eine alte Putzfrau, nicht wahr? Und jemand hat sie beraubt?«
»Ihr Untermieter. Sie hatte ein bisschen Geld – unter dem Fußboden.«
»Ach so.«
Deirdre Henderson sagte plötzlich:
»Aber vielleicht war er es doch nicht. Hier ist ein komischer kleiner Mann – ein Ausländer. Er heißt Hercule Poirot…«
»Hercule Poirot? O ja, ich kenne ihn sehr gut.«
»Ist er wirklich ein Detektiv?«
»Meine Liebe, er ist schrecklich berühmt. Und schrecklich gescheit.«
»Dann wird er vielleicht herausfinden, dass er es doch nicht getan hat.«
»Wer?«
»Der – der Zimmerherr. James Bentley. Ach, ich hoffe so sehr, dass er freikommt.«
»Wirklich? Warum?«
»Weil ich nicht will, dass er es war. Ich habe das nie gewollt.«
Mrs Oliver sah sie neugierig an, durch die Leidenschaft in ihrer Stimme verblüfft.
»Kannten Sie ihn?«
»Nein«, sagte Deirdre langsam. »Richtig gekannt habe ich ihn nicht. Aber einmal ist Ben mit einer Pfote in eine Falle geraten, und er hat mir geholfen, ihn freizukriegen. Und wir haben ein bisschen geplaudert…«
»Wie war er?«
»Er war furchtbar einsam. Seine Mutter war eben erst gestorben. Er hat seine Mutter schrecklich geliebt.«
»Und Sie lieben Ihre sehr?«, sagte Mrs Oliver schnell.
»Ja. Darum habe ich es verstanden. Verstanden, was er empfand, meine ich. Mutter und ich – wir haben nur einander, wissen Sie.«
»Ich dachte, Robin hätte mir gesagt, dass Sie einen Stiefvater haben.«
Deirdre sagte verbittert: »O ja, ich habe einen richtigen Stiefvater.«
Mrs Oliver meinte unbetont: »Ist nicht dasselbe wie ein richtiger Vater, nicht wahr? Erinnern Sie sich an Ihren Vater?«
»Nein, er starb, bevor ich auf die Welt kam. Mutter hat Mr Wetherby geheiratet, als ich vier Jahre alt war. Ich… ich habe ihn immer gehasst. Und Mutter…« Sie machte eine Pause, ehe sie fortfuhr: »Mutter hat ein sehr trauriges Leben gehabt. Man hatte für sie weder Mitgefühl noch Verständnis. Mein Stiefvater ist ein ganz gefühlloser Mann, hart und kalt.«
Mrs Oliver nickte und sagte leise:
»Dieser James Bentley sieht gar nicht wie ein Verbrecher aus.«
»Ich habe nie geglaubt, dass die Polizei gerade ihn verhaften würde. Ich bin sicher, dass es ein Landstreicher gewesen ist.«
Mrs Oliver tröstete:
»Vielleicht findet ja Hercule Poirot die Wahrheit heraus.«
»Ja, vielleicht…«
Sie wandte sich plötzlich ab und ging die Auffahrt von Hunter’s Close hinauf.
Mrs Oliver sah ihr ein paar Augenblicke lang nach, dann nahm sie ein kleines Notizbuch aus der Handtasche. Sie schrieb hinein: »Nicht Deirdre Henderson.« Sie unterstrich das »Nicht« so stark, dass ihr Bleistift abbrach.
Auf halber Höhe des Hügels begegnete sie Robin Upward, der mit einer hübschen, platinblonden Frau herunterkam.
Robin stellte vor.
»Das ist die wundervolle Ariadne Oliver, Eve«, sagte er. »Meine Liebe, ich weiß wirklich nicht, wie sie es macht. Sieht so gutmütig aus, nicht wahr? Gar nicht, als ob sie sich in Verbrechen wälzte. Das ist Eve Carpenter. Ihr Mann wird unser nächster Abgeordneter. Der jetzige, Sir George Cartwright, ist schon ganz vertrottelt, der arme Alte. Springt hinter Türen hervor auf junge Mädchen los.«
»Robin, du darfst nicht so schreckliche Lügen verbreiten. Du wirst die Partei noch in Verruf bringen.«
»Na, und was soll mich das kümmern? Es ist nicht meine Partei. Ich bin ein Liberaler. Das ist die einzige Partei, zu der man heute gehören kann. Wirklich klein und exklusiv und ohne Aussicht, eine Rolle zu spielen. Ich liebe aussichtslose Sachen.«
Er wandte sich an Mrs Oliver:
»Eve möchte, dass wir heute Abend auf ein paar Cocktails zu ihr kommen. Sozusagen eine Gesellschaft für Sie, Ariadne. Sie wissen ja, den Löwen kennen lernen. Wir sind alle furchtbar, furchtbar aufgeregt, dass Sie hier sind. Können Sie nicht den Schauplatz Ihres nächstes Mordes nach Broadhinny verlegen?«
»Ach, tun Sie das doch, Mrs Oliver«, sagte Eve Carpenter.
»Sie können Sven Hjerson leicht herbringen«, meinte Robin. »Er kann wie Hercule Poirot sein und in der Pension der Summerhayes wohnen. Wir gehen eben hin, weil ich Eve sagte, dass Hercule auf seinem Gebiet genauso berühmt ist wie Sie auf Ihrem, und sie sagte, sie wäre gestern recht grob zu ihm gewesen. So lädt sie ihn auch ein. Aber ernsthaft, meine Liebe, lassen Sie Ihren nächsten Mord in Broadhinny geschehen. Das wäre herrlich aufregend für uns alle.«
»Ach, bitte, tun Sie’s, Mrs Oliver. Das wäre lustig«, bat Eve Carpenter.
»Wer soll der Mörder sein und wer das Opfer?«, fragte Robin.
»Wen haben Sie jetzt als Putzfrau?«, fragte Mrs Oliver.
»Ach, meine Liebe, nicht so einen Mord. So langweilig. Nein, ich glaube, Eve würde ein recht nettes Opfer sein. Vielleicht mit einem ihrer eigenen Nylonstrümpfe erwürgt. Nein, das hat es schon gegeben.«
»Ich glaube, es wäre besser, dich zu ermorden. Robin«, sagte Eve. »Der aufstrebende junge Bühnenautor, in seinem Landhaus erstochen.«
»Wir haben uns noch nicht auf einen Mörder geeinigt«, sagte Robin. »Wie wär’s mit meiner Mutter. Sie benutzt ihren Rollstuhl, sodass man keine Fußspuren findet. Ich meine, das wäre eine glänzende Idee.«
»Sie würde dich aber nicht erstechen wollen, Robin.«
Robin dachte nach.
»Nein, vielleicht nicht. Allerdings habe ich gemeint, dass sie dich erwürgen sollte. Das würde ihr nicht halb soviel ausmachen.«
»Ich möchte aber, dass du das Opfer bist. Und die Person, die dich tötet, kann Deirdre Henderson sein. Die unterdrückte hässliche Frau, die keiner beachtet.«
»Da haben Sie’s, Ariadne«, sagte Robin. »Der ganze Stoff für Ihren nächsten Roman wird Ihnen hier geliefert. Sie brauchen bloß noch ein paar falsche Spuren einzuarbeiten und – natürlich – das Buch zu schreiben. Ach du meine Güte, was für grässliche Hunde Maureen hat.«
Sie waren durch das Gartentor von Long Meadows gegangen, und zwei irische Wolfshunde sausten bellend auf sie zu. Maureen Summerhayes kam mit einem Eimer in der Hand in den Hof heraus.
»Hallo. Ich säubere gerade den Stall unseres Schweinchens.«
»Das merken wir, Darling«, sagte Robin. »Wir können es bis hierher riechen. Wie geht’s dem Schweinchen denn?«
»Gestern haben wir uns seinetwegen schrecklich geängstigt. Es lag nur da und wollte sein Frühstück nicht. Johnnie und ich haben im Schweinebuch über alle Krankheiten nachgelesen und konnten nicht schlafen, so sehr haben wir uns gesorgt. Aber heute früh ging es ihm wieder prächtig, und es war vergnügt, und als Johnnie ihm sein Fressen brachte, ist es geradezu auf ihn losgestürzt. Hat ihn glatt umgeworfen. Johnnie musste gleich baden.«
»Welch aufregendes Leben Sie und Johnnie doch führen«, grinste Robin.
Eve sagte: »Wollen Sie und Johnnie heute Abend zum Cocktail zu uns kommen, Maureen?«
»Sehr gern.«
»Um Mrs Oliver kennen zu lernen«, ergänzte Robin. »Aber Sie können sie in Wirklichkeit gleich jetzt kennen lernen. Das ist sie.«
»Wirklich?«, sagte Maureen. »Wie aufregend! Sie und Robin schreiben zusammen ein Theaterstück, nicht wahr?«
»Es macht glänzende Fortschritte«, behauptete Robin. »Übrigens, Ariadne, mir ist heute früh, als Sie weg waren, etwas Gutes eingefallen. Im Hinblick auf die Besetzung.«
»Ach, die Besetzung«, sagte Mrs Oliver erleichtert.
»Ich kenne genau den richtigen Mann für die Rolle des Eric. Cecil Leech… Spielt jetzt im Kleinen Theater in Cullenquay. Wir müssen mal an einem Abend rüberfahren und uns die Vorstellung ansehen.«
»Wir würden gern Ihren Gast sprechen«, sagte Eve zu Maureen. »Ist der hier? Ich möchte ihn auch für heute Abend einladen.«
»Wir bringen ihn mit«, versprach Maureen.
»Ich glaube, ich muss ihn selbst einladen. Ich war gestern ein bisschen grob zu ihm.«
»Oh! Nun, er muss hier irgendwo sein«, meinte Maureen unbestimmt. »Im Garten, glaube ich.«