Dem großen Unterschied zwischen Land und Stadt treu bleibend, ist auch die rechtliche Situation der Frau regional bedingt sehr unterschiedlich. Nachdem die Reformen von Amanullah in den 1920er Jahren scheiterten, akzeptierte die Gesellschaft später kleine Wandel, etwa die Aufhebung des Schleierzwangs. In Kabul hatten sich die Frauen vor der Machtergreifung der Taliban daran gewöhnt, keinen Schleier zu tragen und zu arbeiten. Gerade unter der sowjetischen Besatzung besuchten Frauen die Schule und studierten ebenso wie die Männer. Auf dem Land hingegen haben sich die traditionellen Vorstellungen von der Rolle der Frau bis heute gehalten, und andere Ansichten werden oft als antiislamisch wahrgenommen. Diese Umstände wie auch die Tatsache, dass die meisten Afghanen keinen Zugang zu Bildung haben und Analphabeten sind (über 60% der Bevölkerung), spielen den Taliban in die Hände. Unter ihnen veränderte sich die Situation rapide zum Schlechteren. Zwischen 1997 und 2001 durften Frauen ausschließlich im Gesundheitswesen arbeiten und mussten sich wieder mit der Burka verhüllen. Geringe Vergehen hatten oft schwere Strafen zur Folge, das Auftragen von Nagellack konnte beispielsweise zum Abhacken der Hand führen. Ehebruch wurde mit Steinigung bestraft. Auch die Männer unterliegen strengen Regeln unter den Taliban, da die Frauen aber als minderwertig angesehen und möglichst nicht im öffentlichen Bereich aufzutreten haben, ist ihre Situation deutlich schwieriger. Besonders die etwa eine Million Witwen, die während der Zeit des Bürgerkrieges und nach 2001 während der ISAF-Angriffe ihre Männer verloren, dürfen und können kaum für sich selbst und ihre Kinder sorgen. Das Wiedererstarken der Taliban führt erneut zu massiven Menschenrechtsverletzungen.