Kapitel 47
Police Commander Victoria Willis stand im fünften Stockwerk des Parker Centers vor dem Team im Konferenzraum. An der Weißwandtafel hinter ihr standen die Namen der Ermordeten, dazu der Auffindeort, der Todestag und so weiter. Darunter waren die Namen der fiktiven Figuren aus Worst Nightmares aufgelistet. Pfeile verwiesen von den jeweiligen Toten zu den Romannamen.
Willis hielt ihre erste größere Lagebesprechung mit dem Team ab, das aus ganz Los Angeles zusammengesucht worden war. Ein Dutzend der besten Detectives, darunter auch Kandinski, Quin und Woo, gehörten zu der Task Force.
»Ich möchte gründliche Ermittlungen. Für mich bestehen kaum Zweifel, dass diese Todesfälle miteinander in Zusammenhang stehen. Wir gehen zunächst von dieser Annahme aus und legen alle Ermittlungsergebnisse beiseite, die auf etwas anderes hinweisen. Ich und nur ich werde mit der Presse reden. Verstanden?«
Kandinski hob die Hand.
»Ich glaube, ich weiß, was Sie sagen wollen, Detective Kandinski, und die Antwort lautet: Nein, ich denke nicht, dass Sie sich aus diesen Ermittlungen zurückziehen sollen, nur weil Sie mit Mr. Nolan persönlich bekannt sind. Soweit es das Los Angeles Police Department angeht, ist Nolan in diesem Stadium eine Person, auf die wir unser Augenmerk richten.
Mehr nicht. Ihre Kenntnis im Conway-Fall ist sehr wichtig für diese Ermittlungen, Mr. Kandinski. Sicherlich muss ich Ihnen nicht ausdrücklich sagen, dass Sie von jetzt an jeden persönlichen Kontakt mit Mr. Nolan meiden müssen.«
Kandinski nickte, aber er fühlte sich schlecht. Dermot war ihm immer ein guter Freund gewesen, und jetzt, da er Hilfe brauchte, konnte oder durfte Mike nicht für ihn da sein.
»In diesem frühen Stadium können wir noch nicht sagen, ob wir es mit den Taten eines Serienmörders zu tun haben – also eines Täters, der für alle Morde, die wir hier aufgelistet haben, verantwortlich ist.« Sie deutete auf die Weißwandtafel. »Oder ob der Täter im letzten Fall nur vorgibt, auch alle anderen Morde begangen zu haben. Das wird unsere erste Aufgabe sein: Wir müssen feststellen, ob es Beweise für einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen gibt. Was die Verwicklung von Dermot Nolan angeht, müssen wir wegen seines Bekanntheitsgrades ausgesprochen vorsichtig vorgehen. Glauben Sie mir, wir werden ihn nicht anders behandeln als jeden anderen, aber wir dürfen die Medien nicht außer Acht lassen.
Noch eines: In Nolans Buch gibt es weitere Figuren, die wir bis jetzt noch nicht als Mordopfer in diesem Land identifizieren konnten. Natürlich können es auch rein erfundene Romangestalten sein – diese Möglichkeit besteht immer. Aber die Erfahrung sagt uns eines: Wenn eine Liste von möglichen Opfern auftaucht und einige dieser Personen nachweislich umgebracht wurden, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis man die anderen auch findet. Also, gehen wir an die Arbeit und suchen sie.«
Woo meldete sich.
»Ja?«
»Was ist mit Schipp?«
»Unser einziges Verbindungsglied zu dem Informanten. Ich rechne nicht damit, dass Schipp uns den Namen seines Informanten nennt; selbst wenn er ihn wüsste – was ich sehr bezweifle –, würde er das nicht tun. Trotzdem müssen wir sicherstellen, dass Schipp mit äußerstem Feingefühl vorgeht, sollte er noch einmal mit dem Unbekannten kommunizieren. Wenn wir ihn überreden können, dass er Polizei in seinem Büro duldet, während er seine Anrufe entgegennimmt, können wir die Anrufe zurückverfolgen. Das wäre das Allerbeste.«
Woo knirschte mit den Zähnen. Er wusste, dass Schipp niemals mit dem Abhören seines Telefons einverstanden wäre.
Willis bemerkte seine Skepsis. »Jeff Schipp hat Sie angerufen, Detective Woo. Ich schlage vor, Sie halten ihn an straffen Zügeln, damit wir sofort erfahren, wenn sich sein Informant wieder bei ihm meldet.«
»Sehr wohl, Ma’am.«
»So, und jetzt machen wir uns alle ans Werk und sehen zu, dass wir so schnell wie möglich Ergebnisse erzielen. Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist, dass uns der Gegner zuvorkommt. Der Staatsanwalt erwartet gute Arbeit von uns. Und das so rasch wie möglich. Ich weiß, Sie werden ihn oder mich nicht enttäuschen.«