Kapitel sechs

Lauf, Gabrielle!«, drängte Joie, die zurückfiel, um ihre Geschwister zu beschützen, obwohl ihr Magen sich vor Angst verkrampfte. »Geht, Jubal, und schaut euch nicht mehr um.«

Sie hatte nicht die Absicht mitzugehen; sie würde Traian nicht zurücklassen – nicht, um diesen grässlichen Monstern allein entgegenzutreten. Es spielte keine Rolle, dass er behauptete, schon sein Leben lang Vampire bekämpft zu haben, sie brachte es trotzdem nicht über sich, ihn in der Gefahr allein zu lassen. Und irgendwie war er ja auch mit ihr verbunden, war ein Teil von ihrem Blut und ihren Knochen, von ihrem Herzen und ihrer Seele. Natürlich würde sie ihm zur Seite stehen.

»Nicht ohne dich, Joie«, protestierte Jubal. »Und das meine ich ernst. Gabrielle, geh jetzt diese Treppe hinunter.«

»Begleite sie, Joie«, bedrängte Traian sie. »Es wird leichter für mich sein, mich zu verteidigen, ohne mich auch noch um deine Sicherheit sorgen zu müssen.«

Mit wild pochendem Herzen zögerte Joie einen Moment, bevor sie herumfuhr und ihrem Bruder und ihrer Schwester nacheilte. Sie fühlte sich furchtbar schuldbewusst dabei, aber sich zu streiten, wenn gehandelt werden musste, war schlicht und einfach dumm. Und so wollte sie vor Traian bestimmt nicht dastehen.

Als Jubal sah, dass Joie nachgegeben hatte und ihnen folgte, zog er Gabrielle an der Hand die Treppe hinunter und rannte mit ihr um ihr Leben. Joie hatte gerade erst drei Schritte gemacht, als ein unheilvolles Zittern den Raum durchlief. Eisblöcke brachen aus den Mauern, um aus allen Richtungen durch den Raum zu schießen. Die riesigen Eiszapfen schwangen an der Decke hin und her, brachen krachend ab und jagten wie Marschflugkörper auf den Boden zu. Einige zersplitterten, sodass auch große Stücke und Scherben mit den eisigen Speeren hinunterfielen.

Traian überwand mit einem Satz die Entfernung zwischen ihnen, stieß Joie um und warf sich schützend über sie, während er gleichzeitig blitzschnell einen Schutzschild um sie wob, um den Angriff, der von der Höhle selbst kam, abzuwehren. Die dicke Steinplatte glitt an ihren Platz zurück und schnitt ihnen den Weg zu der verborgenen Treppe ab, die aus der Kammer herausführte. Dicke Eisbrocken prasselten auf die Ausstiegsluke herab und schlossen Joie und Traian mit den beiden wütenden Vampiren in der Höhle ein.

Für einen Moment drückte er sein Gesicht in Joies Haar und umarmte sie ganz fest. Uns wird nichts geschehen, Joie. Du schaffst das schon. Befolge nur meine Anweisungen und sieh sie nie direkt an! Sie sind Meister der Illusion.

Joie hatte außer ihrem Allzweckmesser noch ein anderes Messer, ihren Eispickel und ein paar andere, kleinere und weniger effektive Waffen, und sie wusste, dass auch Jubal zweifellos gerade seinen Waffenbestand prüfte. Er würde Gabrielle beschützen und einen Ausweg aus diesem raffinierten Labyrinth finden müssen, während sie mit Traian die Untoten bekämpfte. Beide Positionen waren alles andere als gut, und dennoch strahlte Traian mit der Gelassenheit seines Geistes und der Festigkeit seiner Stimme ein ganz erstaunliches Selbstvertrauen aus.

Vergiss deinen Bruder und deine Schwester für den Moment, Joie. Du wirst dich voll und ganz auf diese Situation konzentrieren müssen, um lebend hier herauszukommen.

Joie wusste, dass er recht hatte, doch das machte es ihr nicht leichter, ihre Geschwister aus ihren Gedanken zu verdrängen. Viel Glück! Und passt gut auf euch auf, Jubal und Gabby! Ich hab euch lieb.

Dann holte sie tief Luft und nickte Traian zu. Die Hitze seines Körpers durchflutete den ihren mit dringend benötigter Wärme. Sie krümmte und streckte die Finger, um sie für den bevorstehenden Kampf beweglicher zu machen. Ich werde tun, was immer du verlangst, um dir zu helfen. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie hatte keine Ahnung, wie man solch bösartige Kreaturen bekämpfte. Man glaubte, sie getötet zu haben, und sie rappelten sich einfach wieder auf.

Gabrielle schrie auf, als Jubal sie vor sich herschob, und dann wurde es stockfinster auf der Treppe. Jubal legte ihr die Hände um die Schultern, um ihr Sicherheit zu geben. Dann drehte er sich vorsichtig um und leuchtete mit seiner Stirnlampe die Wände des schmalen Ganges ab, in dem sie sich befanden.

»Joie hat es nicht geschafft, Gabby«, sagte er. »Sie ist auf der anderen Seite. Ich glaube, die Decke ist eingestürzt. Ich kann sie und Traian jedoch noch spüren, also sind sie noch am Leben. Wir werden allein den Ausweg finden und darauf vertrauen müssen, dass auch sie es schaffen.«

»Du hast ihm Blut gegeben. Kannst du mit ihm reden? Oder kannst du Joie erreichen?«

»Vergiss nicht, dass Tonnen von Eis zwischen uns liegen, Gabby. Ich habe es versucht, als die Decke einstürzte, doch in Gedankenübertragung waren wir beide nie so gut wie Joie. Ich halte es für möglich, dass Traian uns erreichen kann, aber nachdem sie das meiste von dem Einsturz abbekommen haben und die Vampire hinter ihnen her sind, dürften sie alle Hände voll zu tun haben. Wir sind auf uns selbst angewiesen. Aber wir schaffen das schon. Schließlich sind wir unser Leben lang in Höhlen herumgeklettert«, sagte er, um einen zuversichtlichen Ton bemüht, und erinnerte Gabrielle daran, dass ihre Eltern sie schon zum Bergsteigen und Höhlenklettern mitgenommen hatten, als sie noch kleine Kinder waren.

Gabby nickte. »Es ist nur so kalt hier, und mir ist, als würde mir ganz schwummerig im Kopf. Doch ich bin bei dir, Jubal, und ich verspreche dir, nicht durchzudrehen. Lass uns nur schnell den Weg nach draußen suchen!«

»Ich gehe voran, und du bleibst ganz dicht hinter mir, Gabby. Ich weiß nicht, wie viele Vampire in den Höhlen waren. Falls wir einem begegnen, müssen wir ihn töten, indem wir das Herz angreifen und es zerstören.« Er spürte ihr Erschaudern und drückte ihr beruhigend die Schulter. »Wir können das, Liebes. Du weißt, dass wir es können.«

Vorsichtig schob er sich auf der schmalen Treppe an ihr vorbei. Die vereisten Stufen waren sehr glatt, und es gab nichts, woran sie sich festhalten konnten. Deshalb ging Jubal nur mit größter Vorsicht weiter und untersuchte die Mauern und jede Stufe, bevor er einen Fuß daraufsetzte. Es war sehr still, zu still beinahe schon. Er konnte nur Gabrielles angestrengtes Atmen hören, und jeder Atemzug, den sie ausstieß, stieg als weißer Dampf empor.

Nur ganz allmählich merkte Jubal, dass die seltsame Waffe an seinem Handgelenk Hitze abgab, ihn irgendwie mit Wärme erfüllte und seine Körpertemperatur regulierte. Er blieb stehen, um seine Lampe auf den magischen Gegenstand zu richten, der ihn geradezu erwählt zu haben schien. Er sah überhaupt nicht mehr wie eine Waffe aus, da die Klingen sich zurückgezogen hatten und nun nur noch ein schlichtes breites Band sein Handgelenk umschloss. Jubal konnte ein eingeätztes Muster in dem Metall erkennen, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Er hatte es auf jeden Fall schon einmal irgendwo gesehen.

»Was tust du?«, fragte Gabrielle neugierig und trat näher, um einen Blick über seine Schulter zu werfen. »Was ist das da auf dem Armreif?«

»Ein Wappen«, erwiderte Jubal in ungläubigem Ton. Das Muster stellte nicht nur irgendein Wappen, sondern das seiner Familie dar – das Familienwappen seines Vaters! Die Waffe hatte ihr Aussehen verändert. Könnte sie irgendwie seine Geschichte durch das sonderbare Metall hindurch gespürt haben? Außerdem hätte der Armreif kalt sein müssen, da er aus Metall bestand, aber stattdessen war er jetzt sogar noch wärmer als zuvor.

»Das ist unheimlich, Jubal. Vielleicht solltest du das Ding besser abnehmen«, schlug Gabrielle vor.

Jubal spürte die Reaktion der Waffe – ein Erschauern durchlief sie, und sie legte sich noch fester um sein Handgelenk. »Das glaube ich nicht, Gabby. Im Gegenteil. Ich bin mir langsam sogar ziemlich sicher, dass dieses Ding für jemanden aus unserer Familie gefertigt wurde. Es fühlt sich …« Er unterbrach sich, um nach dem richtigen Wort zu suchen. »Es fühlt sich gut und richtig an.«

»Das ist unmöglich, Jubal, und das weißt du. Mom kommt aus Südamerika, und Dad …« Sie verstummte.

Jubal nickte. »Genau. Dad. Ich bin ihm sehr ähnlich, und er spricht nie über seine Seite der Familie. Niemals. Mom ist eine dominante Persönlichkeit, während er sehr ruhig ist. Doch wir wissen beide, dass wir alle drei eine überdurchschnittliche Intelligenz besitzen und sie von unserem Vater haben. Mom ist diejenige mit den sportlichen Fähigkeiten, und auch die haben wir mitbekommen. Aber stell dir doch nur mal vor, dass in Dads Familie Magier vorkamen?«

Gabrielle wich zurück. »Die sind böse.«

»Eine ganze Spezies kann nicht durch und durch böse sein, Gabby. Auf jeden Fall müssen wir einen Weg ins Freie finden; und was immer dieses Ding auch sein mag, für mich fühlt es sich nicht böse an, und ich möchte es behalten.« Da war etwas an dem Armreif – eine zunehmende Anhänglichkeit, ja fast schon Zuneigung –, die er sich nicht erklären konnte. Das Ganze machte keinen Sinn, doch er war sicher, das Rätsel lösen zu können, sobald sie das Labyrinth der Höhlen hinter sich gelassen hatten.

Jubal hasste es, Gabrielle vor Kälte zittern zu sehen, während ihm angenehm warm war. Er wandte sich wieder der Treppe zu. Seine Stirnlampe ließ die Kurven in der steilen Treppe zutage treten, die schon beinahe wie eine Wendeltreppe war und etwa neun Meter oder mehr noch in die Tiefe führte, bevor sie sich wieder nach oben wand. Jubal beherrschte den Impuls, sich zu beeilen, und ging in gleichmäßigem Tempo weiter. Dabei suchte er hin und wieder die geistige Verbindung zu Traian und Joie, um sich zu vergewissern, dass sie noch am Leben waren. Er konnte zwar keinen von ihnen auf telepathischem Weg erreichen, aber er wusste zumindest, dass sie noch lebten.

Gabrielle sagte die ganze Zeit kein Wort, doch sie folgte ihm, auch wenn sie hin und wieder stolperte und sich an seinen Schultern festhielt. Jubal wusste, dass er sie aus den Höhlen heraus- und den Berg hinunterbringen musste – oder zumindest zu den Zelten, wo sie sich aufwärmen könnte. Es kam ihm wie ein halbes Leben vor auf dieser eisigen Treppe, mit nichts als ihren Stirnlampen, um den Weg zu erhellen.

»Ich glaube, wir sind nahe dran, Gabby«, sagte er ermutigend.

Der Lichtstrahl seiner Lampe fiel auf das Ende der eisigen Treppe. Dahinter folgte ein schmaler Streifen Eis, der wie eine Sackgasse vor einer dicken Eiswand endete. Gabrielle setzte sich auf die letzte Stufe und schlug die Hände vors Gesicht, als sie das sah.

»Wir sitzen fest. Ich habe die Wände untersucht, als wir herunterkamen. Sie sind aus massivem Eis, Jubal.«

»Es muss einen Ausweg geben«, erwiderte er. »Gib mir eine Minute Zeit. Bei den Ein- und Ausgängen scheint es irgendwie stets um Muster und Mathematik zu gehen. Und du weißt ja, wie mein Verstand funktioniert. Ich sehe praktisch alles in Zahlen und Mustern.«

»Während ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann«, gestand sie.

Jubal wandte sich ihr zu. Sie brauchte dringend Wärme. Ihr Körper schützte ihr Herz und ihre Lunge, doch bald würde sie nicht einmal mehr gehen können, wenn er keine Möglichkeit fand, sie zu wärmen. Er senkte den Blick auf das breite Metallarmband an seinem Handgelenk. Wenn er es abnehmen und ihr anlegen könnte … Das Band zog sich zusammen, als könnte es seine Gedanken lesen. Jubal legte seiner Schwester die Hände auf die Schultern und begann ihre Arme zu massieren.

Dabei rieb sich das Armband an ihrem Ärmel, und Jubal konnte spüren, wie die Wärme des Metalls ihren Anorak durchdrang. Sofort drückte er das Band an ihren Nacken, und als er merkte, dass sie aufhörte zu zittern, nahm er ihre Hände und legte sie über das seltsame Metall. »Besser?«, fragte er.

Gabrielle nickte. »Mir ist schon viel wärmer, danke.« Sie berührte das eingeätzte Wappen und strich mit den Fingerspitzen den sonderbaren Schriftzug nach. »Du hast recht. Ich habe diese Zeichen in Dads Arbeitszimmer gesehen.«

Jubal untersuchte wieder die Wand vor ihnen. »Beleuchte die Fläche in Abschnitten von etwa einem Meter, und sieh mal, ob du irgendwelche Unterschiede feststellen kannst.«

Das Eis schien zunächst sehr glatt, fest und dick zu sein. Jubal trat näher an die Wand heran und untersuchte sie genauestens, indem er sich zuerst langsam nach rechts und dann nach links bewegte. Als er nach links ging, wurde das Armband noch viel wärmer und begann zu pochen. Ein Hochgefühl überkam Jubal, das sein Herz wie wild zum Schlagen brachte. Oh ja! Er hatte gefunden, was er suchte! Behutsam strich er mit den Händen über das Eis, und die Wand erwachte zum Leben und erglühte unter den Eisschichten, um Tausende von Symbolen zu offenbaren.

»Wie soll uns das helfen?«, fragte Gabrielle enttäuscht. »Mein Gott, das sind ja irre viele!«

Jubal ging hin und her und ließ den Blick über die Wand gleiten, zuerst von oben nach unten, dann von rechts nach links und schließlich noch einmal von links nach rechts. Das Geheimnis lag direkt vor seinen Augen. Er war sicher, dass er es finden würde. Geduldig hob er sein Handgelenk und hielt das Armband vor den Bereich, den er gerade prüfte. Mehrmals spürte er ein Pulsieren darin, als hätte es etwas erkannt. Jubal wurde immer klarer, dass inmitten all dieser Symbole der Schlüssel lag, den sie brauchten, um die Tür zu öffnen. Er legte den Kopf zur Seite, um die seltsamen Zeichen aus allen Winkeln zu betrachten – und dann verhielt er plötzlich, und ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus.

»Natürlich, Gabrielle! Es war die ganze Zeit da. Siehst du es? Erinnerst du dich an Draco, die Drachen-Konstellation, von der uns Dad erzählte? Wir mussten alle Sternbilder auswendig lernen, aber Draco war sein liebstes. Er pflegte uns Geschichten über den großen Drachen am Himmel zu erzählen. Wie dunkel der Nachthimmel war, als er aus Feuer geboren wurde, ein gewaltiger, tobender Drache mit Feuer im Herzen, Mut in der Seele und grenzenloser Weisheit. Sieh dir das hier mal aus dem richtigen Winkel an! Es ist ein Nachthimmel mit allen Sternbildern, und hier, in der nördlichen Hemisphäre, kannst du den Kopf des Drachen sehen – und seinen Schwanz, der sich zwischen dem Großen und Kleinen Wagen hindurchschlängelt.«

Gabrielle neigte den Kopf. »Du hast recht. Wie hast du das nur zwischen all den anderen Graffiti an der Wand entdeckt?«

Jubal grinste sie an und berührte zuversichtlich den ersten Punkt der Draco-Konstellation. Von dem mächtigen keilförmigen Kopf des Drachen ließ er die Finger über den Körper zu dem langen Schwanz hinunterwandern. Bei jeder Berührung entlang des Drachenrückens flimmerte das Eis, und eine Welle der Bewegung ging hindurch, bis es zu zerfließen schien und fast so transparent wurde, dass die Geschwister durch die Wand zur anderen Seite hinüberblicken und die Berglandschaft erkennen konnten.

Gabrielle, die es kaum erwarten konnte, die Höhle zu verlassen, trat einen Schritt auf die Wand zu.

Halt, Gabby! Beweg dich nicht und sei ganz still!, warnte Jubal sie auf telepathischem Weg und hob eine Hand, damit sie sehen konnte, dass das Armband kein graviertes Metall mehr war, sondern die gebogenen Klingen sich wieder geöffnet hatten wie die Blüten einer Blume und sich zu etwas entfalteten, das sehr tödlich und kampfbereit aussah. Hier stimmt was nicht.

Gabrielle nahm ihren Eispickel in die Hand und nickte. Jubal war froh, dass sie nicht in Panik geriet. Gabrielle war vielleicht nicht so tough wie Joie, doch man konnte sich immer auf sie verlassen.

Ich rieche den gleichen widerlichen Geruch, der auch von diesen anderen Vampiren ausging, gab ihm Gabrielle zu verstehen. Es muss einer in der Nähe sein, und deshalb hat sich dein Armband in eine Waffe verwandelt.

Das leuchtete beiden ein. Wenn Magier sich vor Vampiren schützen mussten, selbst Hunderte von Jahren zuvor, mussten sie Waffen gehabt haben, um zu kämpfen.

Es wäre besser, wenn eine Bedienungsanleitung dabei gewesen wäre, bemerkte Jubal.

Gabrielle schenkte ihm ein schwaches Lächeln, und beide schalteten ihre Stirnlampen aus, als Jubal seine Hand über den letzten Stern der Drachenkonstellation legte. Die Waffe pulsierte und gab ein schwaches Leuchten ab, sodass Jubal und Gabrielle die wellenartige Bewegung sehen konnten, die durch die Wand ging, als sie sich an einer Stelle zu einer Art Bogengang öffnete, der ihnen die Flucht ermöglichte. Das Eis glitzerte und funkelte um diesen wunderschönen Ausgang – oder Eingang. Und da der Instinkt Jubal sagte, dass die Tür nicht lange offen bleiben würde, trat er schnell vor seine Schwester, die ihre Hand an seinen Rücken legte und ihm in die Nacht hinaus folgte.

Die gebogenen Klingen an der Waffe um Jubals Handgelenk begannen sich zu drehen. Kalte Luft schlug ihnen entgegen, ein scharfer Wind, der von den Bergen kam, als sie aus der Höhle traten. Jubals Armband leuchtete auf wie Feuer, pochte vor Energie, und die Klingen drehten sich so schnell, dass er den Arm vom Körper wegstreckte, um nicht geschnitten zu werden. So schnell und leise, wie er sich geöffnet hatte, war der Durchgang hinter ihnen auch wieder verschwunden, und sie waren draußen im Freien. Aber bei ihnen war ein monströser Vampir, der sie aus roten Augen anstarrte.

Jubal sah den Angriff kaum kommen. Die grässliche Erscheinung, die auf dem Boden gekauert hatte, stürzte auf ihn zu, sowie er aus der Höhle trat. Gabrielle schrie auf und holte mit dem Eispickel nach dem Kopf des Untoten aus, als die wild herumwirbelnden Klingen sich plötzlich von Jubals Handgelenk losrissen, als wären sie lebendig und hätten ihren eigenen Willen. Die rot glühende Waffe gab eine enorme Hitze ab, als sie durch die Luft zischte, und die rotierenden Klingen trafen den Vampir direkt über dem Herzen in der Brust, schnitten ein perfektes rundes Loch hinein und spien dabei Feuer.

Gabrielles Eispickel bohrte sich tief in die rechte Schläfe des Vampirs. Er riss den Mund zu einem Schrei auf, der ein ominöses Grollen in dem Berg auslöste. Schnee rutschte von hoch über ihnen herab, das erste Anzeichen einer Lawine. Jubal stieß Gabrielle unter den Felsvorsprung zurück, und beide beobachteten entsetzt, wie der Untote Feuer fing und in Flammen aufging. Der Berg erbebte und grollte wieder. Die Waffe sprang auf Jubals ausgestreckten Arm zu, als Tonnen von Schnee den Berg hinunterschossen und die Asche des Vampirs mitrissen.

Im Schutz des ausstreichenden Gesteins klammerten sich Gabrielle und Jubal aneinander und warteten darauf, dass der Schnee zur Ruhe kam. Jubal starrte sein Handgelenk an, an dem das Armband wieder nicht mehr war als ein breites Metallband mit vertrauten Symbolen, das ihn warm hielt.

Seine Schwester nahm die Hand von seiner Schulter und schenkte ihm ein müdes kleines Lächeln. »Wenn wir viel Zeit mit Joies Mann verbringen werden, muss ich mir einen neuen Eispickel besorgen – und zwar schnell.«

Die beiden brachen in schallendes Gelächter aus, das halb erleichtert, halb hysterisch klang.

Die Kammer hörte auf zu grollen, und das Eis um Traian und Joie kam wieder zur Ruhe. Angesichts der Gefahr durch die Vampire sprang Traian jedoch augenblicklich auf und zog auch Joie mit auf die Beine. Das Herz donnerte ihr förmlich in den Ohren, und sie nahm den unangenehmen Geschmack von Angst auf ihrer Zunge wahr.

Pass deinen Herzschlag dem meinen an!

Seine Stimme in ihrem Geist war ihr schon so vertraut, dass sie wie wohltuender Balsam war, der ihr ein ruhigeres Durchatmen ermöglichte. Joie entfernte sich ein wenig von ihm, um ihm Raum zum Kämpfen zu lassen. Und wieder schmeckte sie die Angst in ihrem Mund. Sie hatte keine Pistole, keine andere Waffe außer einem Messer.

Mein schwarzer Gürtel im Judo erscheint nicht allzu vielversprechend, wenn man bedenkt, dass diese grässlichen Dinger gefährlich aussehende Krallen und Mäuler voller Zähne wie Haie haben. Wir könnten eine Pistole oder zwei gebrauchen. Oder, besser noch, ein Maschinengewehr.

Bleib dicht bei mir! Ich will dich bei mir haben, wo ich dich beschützen kann. Sie können die Erde bewegen und Wurfgeschosse von der Decke herunterhageln lassen. Sie werden nicht so kämpfen, wie du es erwartest.

Traian hatte noch nie wirklich heftige, lähmende, bis in die Knochen gehende Angst empfunden. Aber er hatte ja auch noch niemals etwas zu verlieren gehabt. Doch nun stand alles für ihn auf dem Spiel. Eine Frau, deren Seele er teilte, obwohl er bisher noch nicht einmal intim mit ihr gewesen war.

Das ist mir nur allzu gut bewusst. Joie trat näher zu ihm und versuchte, selbstbewusst zu erscheinen in einer Situation, die ihr noch nie zuvor begegnet war.

Aus irgendeinem Grund entspannte Traian sich bei ihren Worten, sodass er fast gelächelt hätte. Joie geriet nicht leicht in Panik. Ihr fehlte es nicht an Mut, und sie war fest entschlossen, an seiner Seite zu kämpfen. Sie würde nicht in Ohnmacht fallen, weil Vampire real waren und mit Rache und Tod im Sinn gekommen waren.

Verlass dich nicht darauf!, widersprach sie ihm im Geiste, da sie die telepathische Verbindung aufrechterhielt und seine Gedanken lesen konnte. In Ohnmacht zu fallen könnte meine einzige Möglichkeit sein, falls ich ihnen in die Hände falle, und ich wäre nicht zu stolz, um es zu versuchen.

Ihr bissiger Humor verriet ihm, dass sie wie ein Schatten in seinem Geist verweilte und in seiner Erinnerung nach Strategien suchte, um die Feinde zu besiegen.

Haben sie eine Schwäche?

Ihr Ego. Vampire sind ungeheuer eitel.

Joie holte tief Luft, als die Kreaturen sich langsam zu ihrer beeindruckenden Größe aufrichteten. Ihre Augen brannten förmlich, und ein übler Geruch durchdrang die Höhle, der all die kühle, saubere Luft erstickte und durch eine faulige Substanz ersetzte. Das herabstürzende Eis hatten die Vampire jedoch nicht verursacht, das war offensichtlich, weil sie sich ebenso davor geschützt hatten wie Traian und Joie.

Welcher ist der Stärkere?

Traian fiel auf, wie ruhig sie wirkte. Sie war sich voll und ganz im Klaren darüber, dass sie sich den Weg freikämpfen mussten. Nach drei Zusammenstößen mit denselben Vampiren war Traian sich ihrer Kräfte und Fähigkeiten nur allzu gut bewusst.

Der mit den vorstehenden Schneidezähnen ist ungeheuer mächtig. Er nennt sich Valenteen und ist ein Meistervampir. Der andere heißt Shafe. Es könnten aber noch mehr da sein, also sieh dich vor!

Verdammt. Und ich dachte, ich halte ein Nickerchen, während du hier ein bisschen aufräumst.

Traian musste sich beherrschen, um eine ernste Miene zu bewahren. Selbst in ihrer verzweifelten Lage konnte Joie noch scherzen.

Ich dachte mir schon, dass du vielleicht ein bisschen müde bist und eine Pause brauchst. Kannst du sie einen Moment lang ablenken?

Joie stampfte mit dem Fuß auf. »Na, wenn das nicht die Gebrüder Troll sind! Wie geht es euch? Seid ihr zu einem Nachbarschaftsbesuch vorbeigekommen? Nur gut, dass ihr euch nicht die Mühe gemacht habt, euch fein zu machen, denn das hier ist ja nur ein kleines gemütliches Beisammensein.«

Mit voller Absicht ging sie über die Steinmuster im Boden auf die Vampire zu und hielt ihre Aufmerksamkeit gefesselt, obwohl sie darauf achtete, sich stets ein bisschen hinter Traian zu halten. »Wir sind mitten in der Umgestaltung. Was meint ihr? Zu viele Kristallkugeln?«, fragte sie und deutete auf die größte, fast dreißig Zentimeter hohe Kugel, die auf einer Säule aus schwarzem Obsidian stand. »Sie sind sehr wertvoll. Man kann in ihnen seine Zukunft sehen. Diese hier beantwortet Fragen und findet Gegenstände, die man sucht.« Sie streckte die Hand aus, als wollte sie die glatte Kugel streicheln.

Joie war deutlich bewusst, dass Traian zwischen ihr und den Vampiren blieb. Die beiden Kreaturen standen in einem Wirbel von Dampf und Nebel und waren von oben bis unten mit schwarzem Schlamm bedeckt. Sowie Joie die Kugeln erwähnte, starrten die Vampire sie mit unverhohlener Gier in den Augen an.

Überraschenderweise verspürte Joie eine angenehme Wärme unter ihrer Hand, als sie sie auf die Kristallkugel legte. Durch die Nähe ihrer Finger erwachte das Kristall zum Leben. Für einen endlos scheinenden Moment sah sie ihr eigenes Gesicht im Dunst der Kugel, und hinter ihr stand Traian. Seine Gesichtszüge waren geprägt von Zärtlichkeit und Liebe, die dunklen Augen brannten vor Sehnsucht und Begehren, als er die Arme nach ihr ausstreckte. Sie konnte den Blick nicht von seinem Gesicht in dieser Kugel abwenden, das so überdeutlich seine Liebe zu ihr offenbarte. So konnte er doch nicht für sie empfinden, oder? Er kannte sie ja nicht einmal. Wie konnten zwei sich so stark zueinander hingezogen fühlen und sich so schnell der Liebe zueinander bewusst werden? Sein Blick raubte ihr den Atem und den Verstand. Am liebsten wäre sie in die Kugel gekrochen und in alle Ewigkeit bei ihm geblieben.

Geh von diesem Ding weg!

Joie blinzelte und zwang sich aufzuschauen. Weiße Nebelschwaden waren dabei, die Höhle zu erfüllen und Traian zu verschlingen. Ihn und auch sie selbst. In den Nebelschleiern bewegte sich etwas – etwas Dunkles und Bedrohliches. Joie entdeckte noch etwas anderes in den Schatten, die schützend einen Gegenstand bedeckten, aber in dem sich vermischenden weißen Dunst und den grauen Schatten konnte sie nicht erkennen, was es war.

Die Hände seitlich ausgestreckt, mit den Handflächen nach oben, wie um etwas – oder jemanden – zu beschwichtigen, wandte Traian sich diesen grauen Schemen langsam zu. Hinter ihm tauchte ein dunklerer Schatten auf, mit einem noch hässlicheren Schädel als die anderen, straff gespannter, pergamentartiger Haut, blutbefleckten Zähnen und rot glühenden Augen.

Pass auf!

Joie warf sich auf Traian. Ihr Schwung brachte sie beide von dem Vampir weg und zur äußeren Wand der Höhle. Traian hielt Joie fest in den Armen, als er sich mit ihr über den Boden rollte und sie durch den dichten Nebel brachte. Sie spürte die Feuchtigkeit auf ihrer Haut, und obwohl der Dunst die Geräusche dämpfte, bewegte sich doch noch immer etwas in all den weißen und grauen Nebelschwaden.

Traian zog sie behutsam auf die Beine. Verhalt dich still! Ganz still!, warnte er.

Joie blickte sich vorsichtig um. Eine Reihe von Waffen schmückte die nächstgelegene Nische. Glitzernde Edelsteine zierten gefährlich aussehende Messer und lange Speere und Schwerter. Das hier war eine regelrechte Fundgrube für Joie. Sie fühlte sich zu den Waffen hingezogen, aber irgendetwas hielt sie zurück, ein fein eingestelltes Warnsystem, das sie veranlasste, die Hände hinter den Rücken zu legen und die Waffen zu ignorieren.

Traian sah dem schwarzen Schatten, der sich aus dem Nebel löste, ruhig entgegen. »Die Stunde der Gerechtigkeit ist da, Valenteen«, sagte er zu dem Meistervampir. »Ein Schattenkrieger ist erweckt worden und will jetzt unser aller Tod. Bekämpfen wir uns da noch gegenseitig?«

Valenteen knurrte böse, schüttelte jedoch den Kopf und wich vor der großen, in Rauch gehüllten Kreatur zurück, die aus den Schatten trat.

Joie umklammerte von hinten Traians Hemd und spähte an ihm vorbei auf die Erscheinung, die er als Schattenkrieger bezeichnet hatte. Joie erkannte jetzt, dass sie substanzlos war und aus sich ständig veränderndem schwarzen und grauen Rauch bestand. Ihre Augen glühten in einem unheimlichen Rot, doch sie waren nicht wie die blutunterlaufenen Augen der Vampire, sondern von lodernden Flammen erhellt. Das strenge Gesicht, das sie hin und wieder erkennen konnte, hatte etwas sehr Edles, als wäre die Gestalt der Geist eines Kriegers aus längst vergangenen Zeiten, der für Ehre und Recht gekämpft hatte.

Ich hätte nichts dagegen, jetzt wieder aufzuwachen. Wenn der Vampir ihn fürchtet, in wie großen Schwierigkeiten stecken wir dann erst?

Traian griff hinter sich und legte die Finger um ihr Handgelenk. Sehr sanft, kaum merklich, aber selbst dieser Hauch einer Berührung genügte schon. Sie waren zusammen; das war das einzig Wichtige. Er würde sie vor dem Schattenkrieger und vor den Vampiren beschützen.

Kannst du ohne mich hier herauskommen?, fragte sie, weil ihr plötzlich der Gedanke kam, dass Traian seine Gestalt verändern und vielleicht sogar ebenso substanzlos werden konnte wie der Nebel. Oder sich durch Eis und Erde graben konnte, wie die Vampire es getan hatten. Er hatte gewusst, dass sie eine Behinderung für ihn darstellte, deshalb hatte er ihr gesagt, sie solle mit den anderen gehen. Traian? Könntest du ohne mich hier herauskommen?

Die Vampire verflüchtigten sich und hinterließen eine Pfütze aus schwarzem Glibber, der blubberte und brodelte und eine giftige dunkle Flüssigkeit nach dem Schattenkrieger spuckte. Joie hielt den Atem an. Eine seltsame Stille entstand. Ein eisiger Luftzug fegte den Gestank aus der Kammer und stieß die substanzlose Erscheinung von Joie und Traian weg.

Es spielt keine Rolle, ob ich es könnte. Ich würde dich nie im Stich lassen. Traians ruhige, feste Stimme war überaus ermutigend.

Trotzdem bekam Joie einen trockenen Mund. Jubal und Gabrielle sind noch in der Höhle. Wenn die Vampire sie finden … meine Geschwister können sich nicht vor den Vampiren schützen.

Beide Vampire sind hier im Raum geblieben. Sie werden weder gehen noch sich bewegen, um dem Krieger nicht ihre Anwesenheit zu verraten. Außerdem können wir so oder so nur hoffen, dass Jubal und Gabrielle schnell hinausfinden. Im Moment sind beide noch am Leben. Ich würde es merken, wenn dein Bruder stirbt. Und du machst das sehr gut. Bleib nur ruhig! Wir werden hinauskommen, und dein Bruder ist ein Mann mit vielen Möglichkeiten.

Joie atmete tief aus und bemühte sich, ihren jagenden Herzschlag zu beruhigen. Warum greift uns dieses Ding nicht an? Kann es uns nicht sehen?

Der Schattenkrieger hat nicht angegriffen, weil wir nichts berührt haben. Wenn wir seine Aufmerksamkeit auf uns ziehen oder uns etwas nehmen, das die Magier hinterlassen haben, wird er zuschlagen.

Joie runzelte die Stirn. Mein Bruder hat die Waffe genommen, die ihm zugeflogen kam. Sie ist an seinem Handgelenk. Warum hat der Krieger ihn nicht angegriffen?

Das ist eine gute Frage. Der Schattenkrieger würde keinen Magier attackieren.

Joie missfielen der spekulative Ton und das Misstrauen in Traians Kopf, aber das Gewisper von Stimmen lenkte sie ab. Nur allzu deutlich konnte sie das unablässige Gemurmel hören, das ihren Kopf erfüllte – und den ganzen Raum zu einer einzigen Verlockung machte. Bevor es ihr selbst bewusst wurde, streckte sie die Hand nach einem Messer mit einer scharf aussehenden, gekrümmten Klinge aus. Sie fühlte sich so stark von der Waffe angezogen, dass es ihr buchstäblich in den Fingern zuckte, es in die Hand zu nehmen. Aber sie riss sich zusammen und widerstand der Versuchung. Die Stimmen wurden eindringlicher. Joie blickte zu den Glaskugeln hinüber und sah, dass alle in Bewegung waren; ihre klaren Farben, dunkleren Schattierungen und Edelsteine blitzten und funkelten vor Leben.

Traian nahm ihre Hände in die seinen. Sprich mit mir! Erzähl mir etwas über dich! Alles, was dir einfällt. Sieh nur mich an! Schau mir in die Augen, und sieh mich, nur mich!

Seine Hände waren so viel größer als die ihren, dass sie buchstäblich darin verschwanden. Als Joie gehorsam den Blick von den mit Edelsteinen besetzten Dolchen und Messern losriss, verlor sie sich in Traians dunklen Augen.

Um sie herum stiegen Rauch und Nebelschwaden auf und schufen eine Welt in den Wolken, in der Stimmen in einer uralten Sprache Worte flüsterten, die sich hart, aber nicht böse, und eindringlich, aber nicht autoritär anhörten. Farben pulsierten durch den Raum wie leuchtende Banner, die von den mit Hitze und Energie gefüllten Kugeln kamen.

Sieh nur mich an!, beharrte Traian, als sie versucht war, sich den Lichtern zuzuwenden. Das ist eine Falle, die für dich bestimmt ist und auf deine Freude an Waffen und auf deine Neugier setzt. Denk an mich! Lass mich dir erzählen, wer ich bin und was ich bin. Was ich brauche und was ich will. Ich möchte auch alles über dich und deine Familie wissen. Sprich mit mir! Sag mir, wer du wirklich bist und wofür du stehst. Erzähl mir alles über dich.

Der weiche, beschwörende Klang seiner Stimme rührte an Joies Herz, obwohl sie eigentlich glaubte, es könne nur körperliches Interesse zwischen ihnen geben. Schließlich war er mit Abstand der aufregendste Mann, dem sie je begegnet war. Sie befanden sich in tödlicher Gefahr, Vampire kauerten irgendwo im Raum und warteten nur auf den richtigen Moment zum Angriff. Ein Krieger, der jahrhundertealte Schätze in einer Welt der Zauberei bewachte, war aus den Schatten zum Leben erwacht, und dennoch faszinierte Joie nichts mehr als dieser Mann vor ihr.

Ich verstehe das mit uns nicht.

Natürlich verstehst du es. Traian schenkte ihr ein Lächeln, das seine strahlend weißen Zähne offenbarte. Das mit uns ist sogar sehr vernünftig.

Ihr stockte nahezu der Atem. Du weißt, dass ich als Bodyguard arbeite.

Joie fiel es ungeheuer schwer, sich dem Reiz dieser erstaunlichen Waffen zu entziehen, die sich in unmittelbarer Reichweite befanden, und ihr Blick glitt unwillkürlich wieder zu den kunstvoll verzierten Schwertern.

Traian hob jedoch mit einer Hand ihr Kinn an und zwang sie, zu ihm aufzublicken. Was für ein unvernünftiger Beruf, wenn du bei seiner Ausübung deinen kostbaren Körper zwischen jemand anderen und die Gefahr stellst!

Sie lachte leise in Gedanken, erstaunt, dass er sie sogar in einer so gefährlichen Lage noch derart faszinieren konnte.

Traian spürte, wie ihr Lachen ihn erfüllte und an Stellen rührte, die er längst vergessen hatte.

Du hast mehrere Lebenszeiten damit verbracht, Vampire zu jagen. Ich kann ein paar sehr interessante Erinnerungen in deinem Kopf wahrnehmen – vorausgesetzt natürlich, dass du nicht dein Leben lang Dracula-Filme gesehen hast. Ich glaube, dass du deinen kostbaren und ungeheuer sexy Körper viele Male zwischen andere Menschen und die Gefahr gebracht hast. Und sag jetzt nicht, dass du ein Mann bist und es bei dir etwas anderes ist. Das würde mich nämlich schwer verärgern.

Hasserfülltes Knurren vermischte sich mit heimtückischem Gewisper. Der kleinere Vampir, den Traian Shafe genannt hatte, tauchte zischend und spuckend aus dem schwarzen Glibber auf und schleppte sich auf dem Bauch über den Boden. Sein Blick war fest auf die größte Kristallkugel gerichtet, und er grub die Krallen in den Boden, als er sich davon abzuhalten versuchte, dem Ruf zu folgen.

Trotz Traians faszinierender Augen und seiner hypnotisierenden Stimme war es für Joie nahezu unmöglich, das Drama zu ignorieren, das sich in den wabernden Nebelschwaden der Höhle abspielte. Die hartnäckigen Stimmen schwollen zu einer Art rhythmischem Gesang an und zogen den Vampir unerbittlich auf das glühende Kristall zu. Gier und Furcht standen der Kreatur ins Gesicht geschrieben, als sie widerstrebend immer näher kroch. Und die ganze Zeit über sah der dunkle Schatten des Kriegers und Wächters des Magierschatzes mit ungerührter Miene zu.

Ein Erschaudern durchlief Joie. Ihre Furcht war wie ein lebendiges Wesen, das sie fast erstickte. Manchmal konnte sie durch den vom Boden aufsteigenden Dunst eine Rüstung an dem Krieger sehen; bei anderen Malen war er so substanzlos wie die Wolken.

Traian nahm Joie in die Arme und drückte sie ganz fest an seine Brust. Seine Bewegungen waren sehr langsam und vorsichtig, um nicht die Aufmerksamkeit des Schattenkriegers zu erregen. Wir werden jetzt zur Decke über uns hinaufschweben, Joie. Hör nicht auf, mich anzusehen!

Sie hatte Angst. Sich mit menschlichen Gegnern zu befassen, war eine Sache, aber mit Vampiren und aus Rauch und Schatten bestehenden Kriegern konfrontiert zu werden, eine völlig andere. Joie strich über Traians Brust, deren Stärke sie als ungemein beruhigend empfand, verschränkte die Hände in seinem Nacken und drückte sich, so fest sie konnte, an ihn. Sein maskuliner Körper war hart wie eine Eiche, die ausgeprägten Muskeln unter der Haut erinnerten an Stahl. Als sie spürte, wie ihre Füße sich vom Boden lösten, schloss sie die Augen und schickte ein schnelles Stoßgebet gen Himmel.

Traian beobachtete den Krieger. Farbige Lichter durchfluteten die Höhle und erhellten den Nebel, sodass sich gespenstisch anmutende Kreaturen darin zu bewegen schienen – Geister der vor so langer Zeit verschwundenen Magier. Er schloss die Arme noch fester um Joie und dachte, wie großartig sie zusammenpassten, wie mühelos sie mit seinem Geist verschmolz und Wissen daraus bezog und Taktiken studierte. Er konnte sie in seinem Bewusstsein spüren, wo sie seine Erinnerungen durchforstete und Informationen über seine Kämpfe mit Vampiren sammelte, um bereit zu sein, ihn, falls nötig, zu unterstützen.

Mehr als alles andere jedoch wollte er, dass sie ihn als Mann kennenlernte. Er wollte Zeit mit ihr, wollte sie lachen hören und Wärme und Akzeptanz in ihren Augen sehen, wie er es sich bei ihren telepathischen Gesprächen auf große Entfernung vorgestellt hatte. Und er wollte sie außer Gefahr bringen. Hier konnte von einem Moment zum anderen alles schiefgehen, und deshalb konzentrierte er sich einzig und allein darauf, sie in Sicherheit zu bringen.

Sie stiegen noch höher in der Höhle, und Traian verschleierte ihr Bild mit noch mehr Rauch und Nebel, sodass sie ein Teil des Dunstes zu sein schienen. Er achtete auch darauf, dass ihre Bewegungen langsam, träge und so natürlich wie nur möglich waren, damit nichts die Instinkte des Kriegers wecken würde.

Die schattenhafte Kreatur blieb völlig regungslos, obwohl der Rauch, aus dem sie bestand, sie in dunklen Schwaden umwirbelte. Die grimmigen Augen blieben auf den Vampir gerichtet, der auf die in allen Farben pulsierende Kristallkugel zukroch. Shafe näherte sich immer mehr der Kugel, die ihn mit Bildern und Verheißungen von Macht und Reichtum lockte.

Schließlich legte er triumphierend die Hände um das Glas – und kaum berührte er die Kugel, warf der Schattenkrieger den Kopf zurück und brüllte auf. Für einen kurzen Augenblick lichtete sich der Rauch um ihn, und der Hüter des Schatzes stand hoch aufgerichtet und stolz in seiner glitzernden Rüstung da, die mit Metallschuppen in allen Farbtönen besetzt war. Und dann war er wieder nur Rauch und bewegte sich durch die weitläufige Kaverne, ohne den Boden zu berühren.

Valenteen, der ältere und mächtigere Vampir, erhob sich triefend aus dem schwarzen Sumpf und verwandelte sich in ein schlangenähnliches Wesen mit einem Kopf wie ein Bohrer. Diese merkwürdige Kreatur schlängelte sich zur nächstgelegenen Wand und bohrte sich langsam durch das Eis. Joie verrenkte sich fast den Hals, um einen Blick nach unten zu werfen, als der Schattenkrieger den Untoten erreichte, der gierig die Kristallkugel zwischen den Händen hielt.

Dein Licht – stell es ab!

Joies Herz schlug schneller. Wir brauchen es.

Ich sehe gut genug im Dunkeln. Wir wollen doch hier heraus, nicht wahr? Ich kann uns durch den Luftschacht bringen und will nicht riskieren, den Krieger auf uns aufmerksam zu machen.

Als Joie die Stirnlampe ausschaltete, stieß Shafe einen grauenvollen Schrei aus. Farben glühten in dem aufsteigenden Nebel, und nach und nach durchdrang ein dunkelroter Fleck den rauchigen Dunst. Er verbreitete sich wie ein Virus. Ein heftiger Zusammenstoß von Licht und Lärm erschütterte die Höhle, als der Vampir laut kreischte und aufheulte, bis Joie am ganzen Körper zitterte und das Gesicht an Traians Nacken barg.

Sein Magen krampfte sich zusammen. Wir sind gleich draußen. Sieh nicht hin! Diese Höhle ist eine Falle, und wir werden sie versiegeln, damit niemand anderer sie finden kann.

Ha! Du willst doch nur morgen Abend hierher zurückkommen und herausfinden, wonach die Vampire suchen, erriet Joie.

Ich muss es herausfinden. Ich war wochenlang in diesen Höhlen und hatte immer wieder Zusammenstöße mit den Vampiren. Mehr als einen habe ich vernichtet, und trotzdem blieben sie. Das ist äußerst ungewöhnlich und beunruhigt mich. Das Schlimmste aber ist, dass Valenteen nicht der einzige Meister ist. Es gab noch einen anderen in der Gruppe, der sich Gallent nannte. Nach mehreren Kämpfen gelang es mir, ihn zu vernichten, doch er war ganz offenbar ein Teil der Gruppe. Und ich glaube, es gibt noch einen weiteren … noch viel, viel mächtigeren …

Joie seufzte und drückte Traian fester an sich. Das ist keine gute Nachricht. Es klingt wie unsere Bandenprobleme. Vielleicht sollten wir im Internet mal nach einer Seite ›Vampire aller Welt vereinigt euch‹ suchen.

Traian lächelte. Auf die Idee, dort nachzuschauen, war ich noch nicht gekommen. Aber bietest du dich für verdeckte Ermittlungen an, falls wir auf eine solche Seite stoßen sollten?

Joie stieß ein ablehnendes kleines Knurren aus und biss ihn in die Schulter.

Der Luftschacht war eng, aber Traian brachte ihre Körper in die richtige Position, um hindurchzuschlüpfen, und schwebte mit Joie zu den oberen Ebenen hinauf. Sowie sie wieder Boden unter den Füßen spürte, schaltete sie ihre Lampe an, nahm Traians Hand und rannte durch den Tunnel auf den Eingang zu.

»Valenteen verfolgt uns nicht. Obwohl er ein Meistervampir ist, wird er nicht versuchen, mich allein zum Kampf herauszufordern.«

Seine Worte ließen sie innehalten. Der Gedanke, dass eine solch scheußliche und tödliche Kreatur wie ein Vampir nicht allein gegen Traian kämpfen würde, war beängstigend. Aber was wusste sie auch schon von ihm? Er war eine Stimme, die in der Nacht zu ihr sprach. Ein Mann, der Blut trank und seine Gestalt wandeln konnte.

»Ich bin ein Ehrenmann. Ein Mann, der seine Frau gefunden hat. Die einzige für ihn.« Er legte zärtlich eine Hand auf ihre Schulter. »Ich weiß jedoch auch, dass alles zu schnell gekommen ist und du es noch nicht wirklich glauben kannst.«

»Wenn ich nicht darüber nachdenke, glaube ich es, und das macht mir Angst, Traian, denn ich bin sonst kein besonders gutgläubiger Mensch. Die ganze Zeit über dachte ich, ich hätte noch alles unter Kontrolle, denn schließlich hatte ich dich gerettet. Doch jetzt sagst du, diese Kreaturen würden dich nicht angreifen, solange sie allein sind. Also müssen sie dich sehr fürchten.«

»Ich bin ein sehr alter Jäger, Joie. Ich habe mich mehr Jahre im Kampf bewähren müssen, als ich mich entsinnen möchte. Ich weiß, wie Vampire sind, und bin sehr gut in dem, was ich tue.« Es lagen weder Arroganz noch Prahlerei in seiner Stimme, nur ruhige Akzeptanz und Wahrheit.

»Und diese Vampire?«

»Hätten nicht zusammen sein dürfen. Sie dürften überhaupt nicht hier in den Karpaten sein, so nahe bei unserem Prinzen und so vielen unserer Männer. Ich war auf dem Weg in meine Heimat, als ich ihnen zum ersten Mal begegnete. Schon sehr bald merkte ich, wie fieberhaft sie irgendetwas in dieser Höhle suchten, und obwohl es riskant war, mich so vielen entgegenzustellen, war es meine Pflicht meinem Volk gegenüber, zu bleiben und herauszufinden, wonach sie Ausschau hielten. Selbst nachdem du mich gefunden hattest und ich erkannt hatte, dass du meine Seelengefährtin bist, bin ich geblieben, weil die Vampire so wild darauf waren, irgendetwas zu finden. Ich hatte keine Ahnung, dass diese Höhle die eines Magiers war. Und sie sieht so aus, als wäre sie erst kürzlich noch bewohnt gewesen.«

»Und welche Bedeutung haben Magier für einen Vampir? Ich weiß, wie es bei Menschen wäre. Die meisten von uns glauben eigentlich nicht an Märchen über Zauberer und Kristallkugeln – oder Drachen. Aber der war übrigens richtig cool, Traian.«

»Du hast die Kugeln in diesem Raum gesehen. Uralte Zauber und Mächte sind in ihnen verblieben. Deswegen wollen wir nicht, dass Vampire – oder sonst jemand – Dinge in die Hände bekommen, die man besser unbehelligt lässt. Wir Karpatianer sind von dieser Erde. Wir haben zwar übernatürliche Kräfte, doch wir setzen Macht nicht auf die gleiche Weise ein wie Magier.«

»Du glaubst, dass einige noch leben?«

»Das halte ich für sehr wahrscheinlich. Zumindest sollte man meinen, dass noch einige Nachkommen von ihnen geblieben sind und ihr Wissen, oder zumindest einen Teil davon, bewahrt haben.«

Joie seufzte. »Reizender Gedanke. Wer auch immer diesen Schattenkrieger hervorgebracht hat, wird ganz sicher nicht zu meinen besten Freunden zählen.«

»Oder meinen«, sagte er in einem Tonfall, der nichts Gutes ahnen ließ.

Joie erhob schnell den Blick zu ihm. »Ich weiß, was du denkst. Dir fiel gerade wieder ein, dass ich auch ein Magier sein muss, falls mein Bruder einer ist. Wir stammen von denselben Eltern ab, das ist eine unbestreitbare Tatsache«, sagte sie, um dann besorgt hinzuzufügen: »Ich kann übrigens weder Gabrielle noch Jubal erreichen. Sie sind zu weit entfernt.«

Traian schöpfte Atem und blieb stehen, um über seine Blutsverbindung telepathischen Kontakt zu Jubal aufzunehmen. »Sie sind außerhalb der Höhlen und auf dem Weg zum Gasthof. Sie wollten einen Rettungstrupp zusammenstellen, aber ich habe ihnen mitgeteilt, dass das nicht nötig ist und wir bald bei ihnen sein werden.«

Joie sackte fast zusammen vor Erleichterung. »Bist du sicher?«

»Absolut.«

Sie folgte ihm durch den langen Gang, ohne der Schönheit und Pracht ihrer Umgebung auch nur einen Blick zu gönnen, weil sie schon die frische Luft an ihrem Körper spürte. Außerdem war sie so froh, dass ihr Bruder und ihre Schwester es hinausgeschafft hatten, dass sie hätte weinen können vor Erleichterung. Sie suchte nach einem Gesprächsthema, um von der Intensität ihrer Empfindungen nicht mitgerissen zu werden. »Es ist lange her, seit du hier aufgewachsen bist, nicht wahr?«

Traians weiße Zähne blitzten im Schein ihrer Laterne, als er Joie angrinste. »Nun ja, genau genommen habe ich schon Jahrhunderte des Lebens hinter mir. Ich erinnere mich kaum noch an meine Eltern.« Sein Lächeln entglitt ihm. »Die Erinnerungen an meine Kindheit sind bis auf ein paar flüchtige Eindrücke verblasst. Ich erinnere mich nur noch an die letzten Jahre, bevor ich mein Heimatland verließ. Ich weiß noch, wie der Prinz uns alle anschaute. Ich sah es in seinen Augen – seinen eigenen Tod, den Niedergang unseres Volkes, seine Angst um all die Krieger, die er von zu Hause fortschickte. Wir hatten nur so wenige Frauen, selbst damals ging ihre Anzahl schon zurück. Zu jener Zeit hatten wir noch Bündnisse mit Menschen, aber heute bleiben wir für uns und bemühen uns nur, uns anzupassen.«

Joie lauschte dem Klang seiner Stimme und hörte den tief empfundenen Schmerz darin. In seinem Geist sah sie die Kämpfe, hier und da sogar mit Freunden aus seinen Kinderjahren. Sie erblickte seine inneren Dämonen, hörte das heimtückische Geflüster von Macht und bemerkte auch den dunklen Fleck, der sich langsam in ihm ausdehnte und ihn zu beherrschen suchte. Und er war immer allein. In jeder Erinnerung, die sie sah, war er allein. Joie wollte ihn trösten und nahm seine Hand, um ihre Finger mit den seinen zu verschränken. Es hatte nur eine kurze Geste sein sollen, aber er verstärkte den Griff um ihre Hand.

»Ich bin ganz anders aufgewachsen«, sagte sie und duckte sich, um einem großen Kristallgebilde auszuweichen. »In meiner Familie haben wir alle eine sehr innige und liebevolle Beziehung zueinander. Beispielsweise reden wir ständig alle durcheinander und geben einander alle möglichen unerwünschten Ratschläge. Mein Dad erzählt unglaubliche Geschichten. Früher kam er sehr oft nachts in unser Schlafzimmer geschlichen, das Gesicht von einer Taschenlampe angestrahlt, und erzählte uns Gruselgeschichten, bis wir schrien und lachten und Mom hereingelaufen kam, um ihn zu schelten. Einmal, nachdem er uns aus Stephen Kings Cujo vorgelesen hatte, schmierte er unserem riesigen Hund Sahne um das Maul und schob ihn in das Schlafzimmer. Es ist ein Wunder, dass wir Dads merkwürdigen Humor überlebt haben.«

Sie lachte bei der Erinnerung und ließ Traian an der Wärme ihrer Kindheit, der Liebe ihrer Familie teilhaben. »Wir sind alle ein bisschen verrückt, aber das ist okay für uns.«

»Glaubst du, dass ich zu euch passen werde?« Er zog ihre Hand an seine Brust und drückte sie an sein Herz. »Ich hätte nichts dagegen, nach all der Zeit wieder eine Familie zu haben.«

Er war ein großer Mann mit breiten Schultern und Augen, die viel zu viel gesehen hatten, doch die Unsicherheit in seinem Ton zog Joie das Herz zusammen. Sie lächelte ihn beruhigend an. »Ich kann es kaum erwarten, dass du meine Mutter kennenlernst. Sie mag keine Männer, oder jedenfalls keine anderen als meinen Vater, und sie kann wahnsinnig einschüchternd sein. Du bist ein Alfamännchen, und dazu wird sie zweifellos etwas zu sagen haben. Wir werden sehen, wie gut du dich vor ihr behaupten kannst. Sie hat jeden Jungen vertrieben, der mit meiner Schwester oder mir ausgehen wollte.«

Er lächelte sie an, wie ein Wolf ein Lamm anlächeln würde. »Dafür werde ich mich bei ihr bedanken müssen.«